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DIHK: Globales wirtschaftliches Umfeld wird ungemütlicher

 

Das globale wirtschaftliche Umfeld wird aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertags ungemütlicher - vor allem Lieferkettenprobleme spitzen sich zu.

Wie eine Befragung deutscher Unternehmen im Ausland ergab, berichten 54 Prozent der Firmen von Problemen in der Lieferkette und der Logistik als Folge der Corona-Pandemie. Im Vergleich zum Frühjahr 2021 sei der Wert um 14 Prozentpunkte und damit auf ein Rekordniveau gestiegen.

Die Folge: Waren und Dienstleistungen fehlen, es kommt zu Produktionsdrosselungen - und sogar Ausfällen, wie DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Donnerstag in Berlin sagte. Das führe zu einem Preisdruck. Firmen gäben Preissteigerungen an Kunden weiter - dies werde am Ende auch bei den Verbrauchern ankommen.

Besonders Industrie- und Bauunternehmen seien von Lieferkettenstörungen und deren Auswirkungen betroffen. Neben einer gestiegenen Nachfrage auf der einen und zu geringen Produktionskapazitäten auf der anderen Seite sehen die Unternehmen laut Befragung Transportprobleme - insbesondere aufgrund von mangelnden Containern und Frachtkapazitäten auf Schiffen sowie Produktionsausfällen bei Zulieferern.

«AHK World Business Outlook»

Der DIHK stellte einen «AHK World Business Outlook» vor, in dem Rückmeldungen von weltweit mehr als 3200 im Ausland vertretenen deutschen Unternehmen zusammengefasst wurden.

Angesichts der Herausforderungen im internationalen Geschäft wollten nun 54 Prozent der Unternehmen ihre Lieferketten anpassen. Unter diesen Firmen suchten 72 Prozent nach neuen Lieferanten, 32 Prozent planten eine Veränderung beziehungsweise Verkürzung der Lieferwege. Auffällig sei, dass 15 Prozent der Firmen ihre Produktion oder Teile ihrer Produktion an neue Standorte verlagern wollten.

Insgesamt haben sich laut DIHK die Erwartungen der deutschen Unternehmen an ihr Auslandsgeschäft aber moderat verbessert, auch wenn die Konjunktur in vielen Regionen ins Stocken gerate. Der DIHK rechnet für 2022 mit einem deutschen Exportwachstum von 7,0 Prozent. Als größtes Risiko für die Weltwirtschaft in den kommenden zwölf Monaten nannte jedes zweite Unternehmen gestiegene Energie- und Rohstoffpreise - deutlich mehr als im Frühjahr. Für 37 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland stellt der Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko dar, das ist ein Rekordwert.

 

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Deutsche Wirtschaft: Erleichterung nach Ende des US-Einreisestopps

 

Das Ende des seit 20 Monaten andauernden Einreisestopps in die USA erfreut nicht nur Touristen, sondern auch die deutsche Wirtschaft - sind die Vereinigten Staaten doch einer der wichtigsten Handelspartner.

Für vollständig geimpfte und zusätzlich getestete EU-Bürger ist es ab Montag (08.11.2021) nach gut anderthalb Jahren wieder möglich, in die USA einzureisen. Der coronabedingte Einreisestopp endet an diesem Tag. Viele deutsche Unternehmen atmeten auf, sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) gegenüber der DW. "Denn für die deutsche Wirtschaft sind die USA der wichtigste ausländische Investitionsstandort sowie der bedeutendste Exportmarkt und zugleich drittgrößter Handelspartner."

Wegen des Einreiseverbots - insbesondere von Technikern und Ingenieuren - seien laut Treier für die Unternehmen wichtige Aufträge nicht zustande gekommen. "Unsere neuesten Umfragen zeigen: 73 Prozent der deutschen Unternehmen in Nordamerika sind jeweils von Reiseeinschränkungen sowie Problemen in der Lieferkette beziehungsweise Logistik als Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen", so der DIHK-Experte.

Rund 35 Prozent der deutschen Unternehmen in den USA berichteten, dass sie im Jahr 2021 aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie Investitionen streichen oder verschieben mussten. Mit der Aufhebung des Einreiseverbotes könnten die Potenziale deutsch-amerikanischer Handelsbeziehungen wieder deutlich besser ausgeschöpft werden, ist sich Treier sicher.

Nach Angaben des DIHK betreiben mehr als 5500 deutsche Unternehmen eigene Niederlassungen in den USA, schaffen dort fast 900.000 Jobs und generieren einen Gesamtumsatz von rund 532 Milliarden Dollar. Im bilateralen Handelsvolumen von aktuell rund 171,5 Milliarden Euro enthalten sind deutsche Exporte im Wert von 103,8 Milliarden Euro. Über acht Prozent aller deutschen Ausfuhren, gerade auch aus den Schlüsselindustrien Automobil, Chemie, Elektronik und Maschinenbau, gehen in die USA.

Schaden durch Einreisestopp in Milliardenhöhe

Der Schaden für deutsche Unternehmen insgesamt durch den US-Einreisestopp wird in Fachkreise auf einen zweistelligen Milliardenbetrag geschätzt.

"Endlich fallen die US-Einreisebeschränkungen weg. Damit kehrt der Geschäftsreiseverkehr zwischen Europa und den USA zum Normalmodus zurück und lässt die Pandemie hinter sich", teilt Ulrich Ackermann, Außenwirtschaftsexperte beim Maschinenbauer-Verband VDMA auf Anfrage der DW mit. Insgesamt habe das Einreiseverbot viele Maschinenbauunternehmen daran gehindert, den US-Markt so zu bearbeiten, wie sie es gerne getan hätten. So durften die Unternehmensvertreter aus Deutschland und Europa noch nicht einmal ihre eigene Tochtergesellschaft besuchen und auch nicht an wichtigen amerikanischen Messen teilnehmen.

Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, nach dem Ende der US-Einreisebeschränkungen gehörten Verzögerungen in der Produktion, bei der Lieferung und bei strategischen Projekten ab November "hoffentlich der Vergangenheit an". Es liege "sowohl im deutschen und amerikanischen Interesse, den Rückstau an Aufträgen und Investitionen aufzuholen und schnellstmöglich zur vor-pandemischen Wirtschaftsentwicklung zurückzukehren".

USA sind Deutschlands wichtigster Absatzmarkt

Mit einem Anteil an den deutschen Exporten von 8,6 Prozent blieben die USA 2020 der wichtigste Absatzmarkt Deutschlands nur knapp gefolgt von China mit 8 Prozent, heißt es in der Publikation "Fakten zum deutschen Außenhandel" des Bundeswirtschaftsministeriums. Danach liegt China bei den deutschen Importen mit 11,4 Prozent 2020 auf Platz eins. Die USA belegen mit 6,6 Prozent hinter den Niederlanden den dritten Rang.

Nach Aufhebung des coronabedingten Einreiseverbots für EU-Bürger, die geimpft und getestet sind, hoffen auch die Airlines auf einen starken Nachholbedarf bei Geschäftsreisen und im Tourismus. Schließlich ist der Nordatlantik-Markt für die Lufthansa und ihre Wettbewerber von enormer Bedeutung.

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Chipkrise und Rohstoffmangel: Zulieferer kommen zunehmend in Existenznot

 

Der Zuliefererbranche in Deutschland geht es nicht gut. Die Chipkrise setzt den Firmen zu, die hohen Rohstoffpreise bringen einige von ihnen an den Rand der Existenz, berichtet das Handelsblatt. Hennigs Automotive, das sonst Autogrößen wie BMW, Daimler oder Volvo beliefert, meldete jüngst Insolvenz an. Der Grund: die fehlenden Chips, die teuren Rohstoffe.

In den vergangenen Monaten hat es bereits eine Reihe von Pleiten in der Branche gegeben – von der A-Kaiser GmbH und der Heinze Gruppe über die Bolta Werke und die PWK Automotive bis hin zur Räuchle GmbH sowie mehreren Gesellschaften der Boryszew Automotive Plastics Group, berichtet das „Handelsblatt“. Diese Liste ist keineswegs vollständig. Sie wird vielmehr von Woche zu Woche länger, beobachten Szenekenner.

Insbesondere die etwas kleineren Zulieferer mit 50 bis 200 Millionen Euro Jahresumsatz würden reihenweise umkippen, sagt Rolf Hünermann dem „Handelsblatt“. Als Partner des Frankfurter Büros der Anwaltskanzlei Reed Smith LLP vertritt Hünermann zahlreiche mittelständische Betriebe, die in Not geraten. Hünermann registriert neuerdings eine Spaltung des Marktes. Auf der einen Seite stünden die Autobauer, die trotz stagnierender oder schrumpfender Verkaufszahlen auskömmliche Gewinne erwirtschaften. Die operativen Umsatzrenditen von BMW (12,3 Prozent), Daimler (11,6 Prozent) und Volkswagen (7,5 Prozent) liegen nach neun Geschäftsmonaten auf Rekordniveau. Der Grund: Die Konzerne haben die Preise für ihre Fahrzeuge erhöht und zugleich alle verfügbaren Chips priorisiert in die Fertigung besonders lukrativer Modelle wie der S-Klasse gelenkt.

Auf der anderen Seite stehen die Zulieferer. Hier mussten zuletzt große Konzerne wie Conti und Hella ihre Ergebnisprognosen kappen. Und kleinere Unternehmen geraten verstärkt ins Straucheln. Das könne nicht nur daran liegen, dass dort schlechte Kaufleute am Werk sind, sagt Hünermann. Man habe es mit einem strukturellen Problem zu tun“, sagt der Experte weiter. Kern des Übels ist aus Sicht des Anwalts ein vertragliches Ungleichgewicht. Während die Zulieferer ständig Material und Personal vorhalten müssten, um Lieferausfällen und daraus entstehenden Schadensersatzansprüchen vorzubeugen, sei umgekehrt die Bindungswirkung der Autobauer, bestimmte Mengen von ihren Lieferanten abzunehmen, nur schwach ausgestaltet. „Hier fehlt es an Verbindlichkeit“, kritisiert Hünermann.

Auch IG-Metall-Mann Kai Bliesener sieht einen perfekten Sturm für die Zulieferer. Zu den Umsatzausfällen von 30 Prozent oder mehr infolge der Chipkrise kämen noch explodierende Preise für Industriemetalle wie Kupfer, Zink oder Aluminium hinzu. Und dann ist da ja noch die Antriebswende weg vom Verbrenner hin zu E-Motoren. In Summe seien all diese Handlungsfelder gerade für kleinere Zulieferer „kaum zu bewältigen“, fürchtet Bliesener und plädiert für einen Schulterschluss aller Akteure, um drohende Verwerfungen in der Branche zu vermeiden.

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Ausländische Firmen zweifeln am Wirtschaftsstandort Deutschland

 

Die gute Nachricht zuerst: Deutschland ist politisch stabil, sagen 80 Prozent von befragten 360 Finanzchefs  deutscher Tochterunternehmen ausländischer Firmen. 81 Prozent finden den Lebensstandard toll, 80 Prozent die öffentliche Sicherheit, und für 56 Prozent liegt Deutschland als Forschungsstandort in Europas Spitzengruppe. 38 Prozent sehen das bei der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte so. Damit hat es sich aber: Der Rest ist Mist.

„Zu teuer und zu langsam bei der Transformation“, befanden die Finanzer bei der Umfrage der KPMG-Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, und deshalb würden ausländische Konzerne ihre Investitionen zurück. Für das Steuersystem und die digitale Infrastruktur gab es besonders schlechte Noten: Hier habe Deutschland „im EU-Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren“, erklärte KPMG.

Demnach planen nur noch 19 Prozent der europäischen, chinesischen, japanischen und US-amerikanischen Firmen, in den kommenden fünf Jahren mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr in Deutschland zu investieren. Vor vier Jahren wollten dies noch 34 Prozent.

Als größtes Investitionshemmnis nannten die Konzernvorstände eine unzureichende digitale Infrastruktur. Für neun Prozent der Befragten ist sie „die schlechteste in der EU“, für weitere 24 Prozent zählt sie „zu den fünf schlechtesten in der EU“.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: „Deutschland ist zu teuer - bei Strom, Steuern und Arbeitskosten.“ Bei Industriestrom sei Deutschland mit Kosten von 18,18 Cent pro Kilowattstunde inzwischen das Schlusslicht in der EU. Das deutsche Steuersystem stuften die befragten Finanzvorstände „als nicht wettbewerbsfähig“ ein.

Bemängelt würden inzwischen auch marode Straßen, Brücken und Schienen. Nur noch 59 Prozent der befragten Konzernvorstände stuften die logistische Infrastruktur unter den Top Fünf in der EU ein.

Außerdem lägen die Arbeitskosten mit durchschnittlich 36,60 Euro pro Stunde weit über dem EU-Durchschnitt von 28,50 Euro. Aufgrund der hohen Arbeitsproduktivität hätten internationale Investoren dies bislang in Kauf genommen. Für 72 Prozent der Befragten zählte Deutschland hier zur Spitze. „Jedoch nehmen Investoren die seit 2018 währende Stagnation der Arbeitsproduktivität in Deutschland mit Sorge wahr.“

Die Attraktivität des Standorts schwinde. „Ein weiteres Anwachsen von Regulierung und Bürokratie infolge der geplanten EU-Umweltgesetzgebung“ sei eine Bedrohung für den Investitionsstandort Deutschland, warnte KPMG-Bereichsvorstand Andreas Glunz.

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Bundesbank erwartet Konjunkturflaute und beharrliche Inflation

Berlin/Frankfurt (Reuters) - Die Wirtschaft steuert laut Bundesbank derzeit in die Flaute und muss noch längere Zeit mit kräftig erhöhter Inflation leben.

Für November erwartet die deutsche Zentralbank eine Teuerungsrate von knapp sechs Prozent. Ab Januar dürfte der Preisdruck zwar spürbar zurückgehen, doch drohten noch für längere Zeit Inflationsraten von deutlich über drei Prozent. Zudem erwartet die deutsche Zentralbank in ihrem am Montag vorgelegten Monatsbericht, dass der Wirtschaft zum Jahresende die Puste ausgeht. "Aus heutiger Sicht könnte das Bruttoinlandsprodukt im Herbstquartal 2021 in etwa auf der Stelle treten."

Der vom Dienstleistungssektor ausgehende Wachstumsschub sei wohl zunächst weitgehend ausgelaufen. Zugleich dürfte die Industrie das Wachstum bremsen. "Zwar ist die Nachfrage nach industriellen Produkten nach wie vor hoch. Die Lieferprobleme in der Industrie dürften aber weiter belasten."

Der Lobbyverband BDI äußert auch mit Blick auf die Corona-Pandemie Besorgnis: "Die jüngste Entwicklung des internationalen Infektionsgeschehens erhöht die Risiken für die Industrieproduktion in diesem Winter massiv", erklärte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Die Lieferengpässe behinderten die Industrieproduktion in Deutschland erheblich. Bei stagnierendem Ausstoß im vierten Quartal dürfte die Industrieproduktion im laufenden Jahr zwar um vier Prozent steigen. Das Vorkrisenniveau vom Jahr 2019 würde damit aber um sieben Prozent unterschritten.

"FACHKRÄFTEMANGEL IST ZURÜCK"

Die deutsche Wirtschaft leidet zudem unter verschärftem Fachkräftemangel. Sie meldet mittlerweile mehr Personal-Engpässe als vor der Krise, wie aus einem Bericht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervorgeht. Demnach können mehr als die Hälfte der Unternehmen derzeit offene Stellen zumindest vorübergehend nicht besetzen. "Der Fachkräftemangel in den Betrieben ist zurück: schneller und in größerem Umfang als von vielen erwartet", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Er beziffert den dadurch entstehenden Wertschöpfungsverlust auf 90 Milliarden Euro oder rund 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Der deutliche Anstieg der Strom- und Gaspreise macht zudem weiten Teilen der deutschen Wirtschaft stark zu schaffen: In einer DIHK-Umfrage nannten drei Viertel der Unternehmen diesen Faktor als Belastung für ihr laufendes Geschäft. Knapp die Hälfte der rund 600 Betriebe aus allen Branchen, die sich an der Erhebung beteiligten, befürchtet aufgrund der hohen Strom- und Gaspreise den Verlust der eigenen Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland.

Steigende Öl- und Spritpreise hatten die Teuerungsrate im Oktober bereits auf 4,5 Prozent klettern lassen und damit den höchsten Stand seit 28 Jahren. Preistreibend wirken etwa statistische Sondereffekte rund um die vorübergehende Mehrwertsteuersenkung im Corona-Jahr 2020. Die Bundesbank verweist darauf, dass dieser sogenannte Basiseffekt im Januar entfällt.

Der scheidende Bundesbankchef Jens Weidmann hat die EZB dennoch vor einer zu langen Festlegung auf einen sehr lockeren geldpolitischen Kurs gewarnt. Steigende Inflationserwartungen und Lohnerhöhungen könnten mittelfristig zu weiterem Preisauftrieb führen. Im Bundesbank-Monatsbericht heißt es dazu, die Erholung der Wirtschaft habe sich im Sommer in höheren Neuabschlüssen als im Vorjahr widergespiegelt. Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen deuteten auch für demnächst zu erneuernde Tarifverträge auf stärkere Lohnsteigerungen hin.

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Darum wird jetzt auch noch das Bier teurer

Veltins hat ein Paletten-Problem. Rund 800.000 der unscheinbaren Holzträger benötigt die Großbrauerei aus dem Sauerland jedes Jahr. Auf ihnen werden Fässer und Bierkisten vom Stammsitz in Grevenstein aus in alle Himmelsrichtungen transportiert. Nun aber hakt es in der Versorgungskette.

„Die Logistikabläufe sind aus dem Tritt gekommen“, sagt Technik-Geschäftsführer Peter Peschmann. Zwar können die Westfalen ihr Bier noch an Handel und Gastronomie ausliefern. Das hat aber seinen Preis. Denn die dafür notwendigen Paletten sind knapp und teuer.

Auf rund 1,5 Millionen Euro allein im laufenden Jahr schätzt Peschmann die Mehrkosten für die Palettenversorgung in seiner Brauerei. Lag beispielsweise der Preis einer klassischen EPAL Europalette, auf die üblicherweise 40 Kästen mit je 20 Halbliterflaschen gestapelt werden, vor Beginn der Pandemie noch bei gut sieben Euro, wird dafür aktuell mehr als das Doppelte fällig. Schuld sind die stark gestiegenen Schnittholzpreise sowie gestörte Lieferketten.

Brauer verhandeln jetzt über Lieferkonditionen

Zwar nutzt Veltins wie Millionen andere Unternehmen auf der Welt den offenen EPAL-Tauschpool. Gleichzeitig brauche die Privatbrauerei aber jedes Jahr rund 180.000 neue Paletten, um ein einwandfreies Handling zu gewährleisten, erklärt Peschmann. „Wir tauschen regelmäßig Exemplare aus, die auf der Fördertechnik vorhersehbar zu Komplikationen und im schlimmsten Fall zu einem stundenlangen Stillstand führen würden.“

 

Nun müssen die Techniker noch genauer hinschauen und abwägen. „Denn die Europalette als existenzielles Standardinstrument für den gesamten Mehrwegkreislauf ist zu einem kostspieligen Gut geworden“, staunt Peschmann. Nie zuvor habe es solche Preissteigerungen und Engpässe gegeben.

Dass Veltins so offen und ausführlich über Logistikfeinheiten spricht, kommt nicht von ungefähr. Das Unternehmen dürfte damit seine Verhandlungsposition gegenüber dem Handel stärken wollen. Immerhin laufen dieser Tage die sogenannten Jahresgespräche, in denen mit Supermärkten, Discountern und SB-Warenhäusern über die Lieferkonditionen für die kommenden zwölf Monate verhandelt wird.

Hersteller haben Preiserhöhungen angekündigt

Und da verlangt Veltins – wie viele andere Brauereien auch – deutlich mehr Geld. Zumal die Paletten-Probleme nur das I-Tüpfelchen seien. „Es ist eine der verrücktesten Entwicklungen innerhalb der Kostenlawine, die uns in diesem Jahr überrollt“, sagt Peschmann und verweist unter anderem auf die hohen Energiepreise, aber auch auf Kostensteigerungen bei Rohstoffen wie Braugerste und Malz, beim Transport oder auch bei Leergut, Kronkorken und Verpackungen. „Und das passiert alles gleichzeitig. Das gab es noch nie.“

Neben Veltins haben sich daher auch andere Bier-Hersteller aus der Deckung gewagt und Preiserhöhungen angekündigt, darunter Pils-Marktführer Krombacher, aber auch Bitburger und Deutschlands größte Brauerei-Gruppe Radeberger, zu der nach eigenen Angaben mehr als 80 Bier-Marken wie Jever und Clausthaler, Schöfferhofer und Tucher, Berliner Kindl und Schultheiss oder Stuttgarter Hofbräu und Allgäuer Büble gehören.

Etliche weitere dürften sich den Großbrauern anschließen: In der Vergangenheit jedenfalls sind kleine Anbieter von Pils, Hellem, Weizen, Kölsch und Co. den vorgepreschten Branchenriesen meist auf breiter Front gefolgt.

Folgenreicher Einbruch beim Fassbier

Noch dazu ist die Not groß. Denn die Brauereien gehören zu den größten Verlierern der Corona-Krise angesichts von monatelang geschlossener Gastronomie, ausgefallenen Festen, Feiern und Konzerten, leeren Fußballstadien und fehlendem Tourismus während der bisherigen Lockdowns. Etliche Brauereien hatten daher im Jahresverlauf schon mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum beim Fassbier zu kämpfen – und sogar teils große Mengen ihrer Produktion vernichten müssen.

Zwar ist im Gegenzug der Absatz von Flaschenbier sprunghaft gestiegen. Immerhin waren Supermärkte und Discounter über Monate hinweg der einzig verbliebene Vertriebsweg. Unter dem Strich aber steht ein historisches Absatzminus in Höhe von 5,5 Prozent auf nur noch gut 87 Millionen Hektoliter, wie der Deutsche Brauer-Bund meldet.

Und 2021 setzt sich die Misere fort: Bis Ende September ist dem Statistischen Bundesamt zufolge ein Minus von 3,9 Prozent gegenüber dem ohnehin schon schwachen Vorjahr aufgelaufen. Noch dazu lässt sich mit Flaschenbier nicht annähernd so viel Geld verdienen wie mit dem margenstarken Fassbier.

Massiver Preisverfall seit Beginn der Pandemie

Die zuletzt stark gestiegenen Kosten treffen damit Unternehmen, deren Bilanz ohnehin schon geschwächt ist. Das erhöht die Existenznot vor allem bei kleinen Brauereien, von denen einige ohnehin schon aufgeben mussten, wie es aus der Branche heißt. Aber auch die Großen stoßen an Grenzen. Krombacher zum Beispiel erklärt in einem Schreiben an den Getränkefachgroßhandel, dass die erheblichen Kostensteigerungen „trotz der Realisierung relevanter Einsparpotenziale“ nicht mehr zu kompensieren seien.

Radeberger wiederum verweist ausdrücklich auf die „massiven Umsatz- und Ertragsverluste“ in den 18 Monaten der Pandemie. „Das lässt sich nicht mehr über reine Effizienzsteigerungen ausgleichen“, sagt eine Sprecherin. Daher müssten die Abgabepreise nun erhöht werden.

Zumal die letzte Preiserhöhung aus dem Jahr 2018 datiert, wie unter anderem Krombacher betont. Und selbst die ist Marktbeobachtern zufolge längst wieder abgeschmolzen. Berichtet wird von einem massiven Preisverfall seit Beginn der Corona-Pandemie.

Händler wollen mit Bier die Käufer locken

Und tatsächlich sind Aktionspreise rund um die Zehn-Euro-Schwelle für zum Beispiel eine Kiste Marken-Pils mittlerweile gang und gäbe – weil die Händler Bier verstärkt als Aktionsware nutzen, um die Verbraucher in ihre Läden zu locken. Denn in Pandemiezeiten tendieren die Bundesbürger weiter zum sogenannten One-Stop-Shopping. Sie wollen also so viele Einkäufe wie möglich an nur einem Ort machen, um ihr Ansteckungsrisiko zu minimieren, meldet Marktforscher IRI.

Also intensivieren die Händler ihre Bemühungen, um zu dieser einen Einkaufssstätte der Wahl zu werden – auch und vor allem mit Bier-Werbung. Damit aber kostet der Kasten im Sonderangebot kaum mehr als zu D-Mark-Zeiten.

Wirksam werden die nun angekündigten Aufschläge im kommenden Jahr, melden die Brauereien: bei Krombacher und Veltins ab April, bei Radeberger und Bitburger ab Mai. Die Erhöhungen gelten dabei sowohl für den Einzelhandel als auch für die Gastronomie. Die klassische Bierkiste dürfte dadurch bei vielen Marken rund einen Euro teurer werden, heißt es aus der Branche. Beim Fassbier dagegen ist der Aufschlag etwas höher.

Aufschlag für das Glas Bier in der Kneipe

Ein Branchendienst hatte in der Folge bereits spekuliert, dass ein Glas Bier in der Kneipe künftig zwischen 30 bis 50 Cent teurer wird. Das allerdings weisen die Brauer entschieden zurück. „Das ist definitiv viel zu hoch angesetzt“, sagt zum Beispiel Rainer Noll, der Leiter Außer-Haus-Markt bei der Bitburger Braugruppe, deren Hauptmarke Bitburger als größte Fassbiermarke in Deutschland gilt.

Sein Haus erhöhe den Preis einzelner Marken und Sorten um durchschnittlich fünf Prozent – wobei König Pilsener, Licher und Benediktiner Weißbier dem Vernehmen nach nicht betroffen sein sollen. „Wenn die Gastronomen diese Erhöhung an ihre Gäste weitergeben, hätte dies eine Preissteigerung von etwa 2,6 Cent pro 0,2-Liter-Glas zur Folge“, sagt Noll zu WELT. Er werde sich aber nicht wundern, wenn es am Ende auch mal zehn Cent sind. „Grundsätzlich gilt: Für die Gestaltung der Preise an seine Gäste ist ausschließlich der Gastronom verantwortlich.“

Um möglichst transparent sein zu können, arbeitet der Gastro-Außendienst von Bitburger mit einem Preiskalkulator, anhand dessen er mit seinen Partnern in der Gastronomie die einzelnen Preiserhöhungen von Brauerei und Getränkegroßhändler durchrechnet, sagt eine Sprecherin. Dieser Preiskalkulator soll 2022, wenn die Preiserhöhung im Frühjahr greift, auf dem Gastro-Portal der Braugruppe dann auch für jedermann zugänglich gemacht werden.

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Innovationen: DIHK-Umfrage: Weniger deutsche Unternehmen wollen investieren

Trotz Klimakrise plant die Industrie, weniger Geld in neue Produkte zu stecken. Die Reaktion der Ampel greife zu kurz, kritisieren führende Wirtschaftsvertreter.

Der Kampf gegen den Klimawandel wird erhebliche Investitionen notwendig machen. Je nach Studie ist von bis zu mehr als einer Billion Euro in den nächsten zehn Jahren die Rede. Doch immer weniger deutsche Industrieunternehmen wollen noch investieren. Das zeigt eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt.

Demnach planen aktuell nur noch 35 Prozent der Firmen in der Industrie, Geld in neue Produkte zu investieren. Zu Jahresbeginn waren es noch 37 Prozent. Der industrielle Mittelstand zeigt sich besonders zurückhaltend. Von den Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten wollen nur noch 30 Prozent investieren. Am Jahresanfang waren es noch 33 Prozent – trotz Coronakrise.

Die Auswirkungen der Zurückhaltung zeigen sich schon jetzt. Bei den Ausrüstungsinvestitionen wird Deutschland laut DIHK in diesem Jahr nur 90 Prozent des Vorkrisenniveaus von 2019 erreichen. Mehr als jedes zehnte Unternehmen berichtet zudem, derzeit Maßnahmen für den Klimaschutz zurückzustellen.

Zwar würden sich die Unternehmen angesichts gut gefüllter Auftragsbücher zuletzt wieder optimistischer zeigen, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian. „Aber steigende Energie- und Rohstoffpreise, der zunehmende Fachkräftemangel und im internationalen Vergleich höhere Belastungen durch die deutsche Klimapolitik könnten diese Pläne verhageln“, warnt Adrian.

Auch die sich anbahnende neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat das erkannt. Vom „Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen“ ist in ihrem Koalitionsvertrag die Rede. Neben Plänen für höhere öffentliche Investitionen wollen sie auch privates Kapital fördern. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es zur Bewältigung der Klimakrise Investitionen des Privatsektors braucht, die achtmal höher ausfallen als die des öffentlichen Sektors.

Um mehr privates Kapital zu aktivieren, wollen die Ampelparteien prüfen, „welche Beiträge öffentliche Förderbanken“ leisten können. Vor allem die staatliche KfW-Bank soll ausgebaut werden und die Privatwirtschaft unterstützen. Zudem will die künftige Regierung mit öffentlichen Förderbanken wie der Europäischen Investitionsbank zusammenarbeiten.

Lukas Köhler, der für die FDP die Klima-Arbeitsgruppe in den Koalitionsverhandlungen geleitet hat, sagt: „Der Koalitionsvertrag beinhaltet zahlreiche Maßnahmen, um private Investitionen zu hebeln.“ Allein der Ausbau der KfW werde ein riesiger Schritt sein. „Um die KfW beneidet uns schon jetzt fast die ganze Welt“, schwärmt Köhler. Vor allem bei der Risikoabsicherung privater Investitionen könne die KfW künftig noch mehr tun.

Ausbau der KfW reiche nicht aus

Darüber hinaus plant die Ampel die Einführung sogenannter Differenzverträge. Unternehmerische Investitionen in den Klimaschutz würde der Staat dabei mitfinanzieren. Außerdem sollen energieintensive Unternehmen durch die Abschaffung der EEG-Umlage und den Verzicht kurzfristiger Preiserhöhungen im nationalen CO2-Emissionshandel entlastet werden.

Das seien gute Ansätze, sagt DIHK-Präsident Adrian: „Aber das reicht nicht aus. Um tatsächlich zum Gestalter der Transformation zu werden, brauchen die Industrieunternehmen deutlich mehr Anreize für Investitionen.“

Ihm pflichtet der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bei. Die beiden Spitzenverbände waren sich zuletzt bei der Frage nach der Rolle von Markt und Staat bei Zukunftsinvestitionen nicht immer einig. Umso einträchtiger zeigen sie sich jetzt bei der Bewertung der Ampelpläne.

In einer 29-seitigen Analyse konstatiert der BDI: „Der Koalitionsvertrag lässt Maßnahmen vermissen, wie mehr privates Kapital für Transformationsprojekte aktiviert werden kann.“ Die Stärkung der KfW könne ein vielversprechender Ansatz sein, „aber sicher nicht der einzige“.

Abschreibungen ausweiten und Steuern senken

Der BDI lobt auch das Programm für Superabschreibungen, das die Ampel auf den Weg bringen will. Kosten für Klimaschutzmaßnahmen und digitale Güter sollen 2022 und 2023 vom steuerlichen Gewinn abgezogen werden können. Der BDI kritisiert, dass das nicht die Attraktivität für Investitionen nach 2023 steigere.

Das Ifo-Institut pflichtet dem Verband bei und kritisiert zudem die Beschränkung auf Güter aus den Bereichen Klimaschutz und Digitalisierung. „Eine geringere, aber breit ansetzende Investitionsförderung ist einer engeren, aber intensiveren Förderung vorzuziehen“, sagt Präsident Clemens Fuest.

Eine solche breite Förderung von Unternehmensinvestitionen durch eine Verkürzung der Abschreibungsdauer auf 40 Prozent des bisherigen Zeitraums bringe anfänglich zwar Steuerausfälle von rund 17 Milliarden Euro, zeigt eine Ifo-Studie. Langfristig aber seien Steuermehreinnahmen in Höhe von 8,5 Milliarden Euro pro Jahr zu erwarten.

Laut dem BDI steht zudem die Steuerlast der Investitionstätigkeit im Weg. Mit Unternehmensteuern von 25 Prozent ist Deutschland international eines der Länder mit der höchsten Belastung.

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sagt: „Die Politik muss handeln, indem sie Deutschland für Investitionen attraktiver macht.“ Eine Unternehmensteuerreform müsse die Regierung dringend angehen.

Die FDP hatte der Wirtschaft diesen Wunsch erfüllen wollen. Der Bundestagsabgeordnete Köhler sagt: „Natürlich hätten wir gerne an den Unternehmensteuern gedreht, aber in einer Koalition muss man auch realistisch bleiben.“ Köhler macht aber Hoffnung. Es sei laut Koalitionsvertrag schließlich eine grundsätzliche Überprüfung aller Steuern, Abgaben und Umlagen geplant, „bei der die Belastungen für Unternehmen sicherlich auch nochmals ein Thema sein werden“.

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Wirtschaftswachstum in Eurozone stabilisiert sich im Sommer

In der Eurozone hat sich das Wirtschaftswachstum im Sommer stabilisiert. Im dritten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 Prozent im Quartalsvergleich gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat nach einer dritten Schätzung mit.

Damit wurde eine vorherige Schätzung bestätigt. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft ebenfalls um 2,2 Prozent gewachsen.

Zwischen den Ländern der Eurozone gibt es merkliche Unterschiede. Unter den großen Mitgliedsländern verzeichnete Frankreich mit 3,0 Prozent das höchste Wachstum im Quartalsvergleich. Auch in Italien liegt es mit 2,6 Prozent überdurchschnittlich hoch. Spanien mit 2,0 Prozent und Deutschland mit 1,7 schneiden merklich schwächer ab.

Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum wuchs die Wirtschaft der Eurozone im Sommer um revidierte 3,9 Prozent. Hier war man bisher von 3,7 Prozent ausgegangen.

Ökonomen erwarten für das vierte Quartal eine deutlich schwächere Entwicklung. Neben anhaltenden Lieferengpässen dämpfen vor allem die wieder steigenden Infektionen mit dem Coronavirus die wirtschaftliche Entwicklung. So wurden in vielen Ländern Corona-Beschränkungen verschärft. Dies dürfte vor allem den Dienstleistungssektor belasten.

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Nordmetall: Staat muss Firmen beim Klimaschutz helfen

Der Staat muss der Wirtschaft aus Sicht der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie beim Klimaschutz unter die Arme greifen. Zwar begrüßt eine große Mehrheit der Branche den forcierten klimapolitischen Kurs der neuen Bundesregierung, wie aus einer der dpa vorliegenden Umfrage der Arbeitgeberverbände Nordmetall und AGV Nord hervorgeht. Die Unternehmen fürchten jedoch überwiegend auch zusätzliche Lasten, die bei einigen sogar die Existenz gefährdeten.

Zwar stehe die Branche bereit, die ökologische Transformation voranzutreiben, sagte Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena. Allerdings sei dieser ohne Kostenzuschüsse für CO2-arme Technologien oder Steueranreize für betriebliche Maßnahmen des Klimaschutzes nicht leistbar. Zudem sperrten sich die Unternehmen gegen staatliche Vorgaben zur Anwendung bestimmter Technologien oder zusätzliche Belastungen, zum Beispiel durch Klimaverträglichkeitsprüfungen bei Investitions- und Genehmigungsverfahren. Klimapolitik dürfe «keine Belastungspolitik für die Wirtschaft» sein.

Nordmetall und AGV Nord vertreten 670 Unternehmen mit 170.000 Beschäftigten im gesamten Norden. An der Umfrage haben sich in der zweiten Oktoberhälfte 136 Betriebe mit 99.000 Beschäftigten beteiligt.

Demnach halten es nur 23 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht sinnvoll, den Klimaschutz in Deutschland zu beschleunigen. Auf der anderen Seite gaben aber 59 Prozent an, dass dies zu zusätzlichen Lasten führt, 6 Prozent befürchten sogar existenzgefährdende Belastungen. Besonders ausgeprägt ist diese Sorge bei Fahrzeugherstellern und Produzenten von Metallerzeugnissen sowie in der Metallbearbeitung.

Nach ihren Prioritäten beim Klimaschutz gefragt, gaben die meisten Unternehmen (74 Prozent) an, die Versorgung mit nachhaltigen Rohstoffen und Energie müsse gewährleistet werden. Als fast ebenso wichtig (72 Prozent) wird die Förderung klimafreundlicher Innovationen eingeschätzt. Generell wolle zudem die Hälfte der befragten Unternehmen «von der Politik stärker als Klimaschutz-Partner in Rahmensetzung und Maßnahmenplanung miteinbezogen werden», so die Arbeitgeberverbände.

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Ifo-Institut verlangt mehr Wirtschaftsförderung für Westdeutschland

Ruhrgebiet und Rheinland-Pfalz statt Leipzig oder Berliner Umland: Mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung plädiert das Dresdner Ifo-Institut dafür, die Wirtschaftsförderung teilweise nach Westen zu verlagern.

Gut drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung kann die Wirtschaftsförderung in einzelnen ostdeutschen Regionen laut dem Ifo-Institut zugunsten strukturschwacher Regionen in Westdeutschland zurückgefahren werden. »Vor allem das Umland von Berlin sowie die Gebiete rund um Dresden, Leipzig und Jena haben sich so gut entwickelt, dass die Förderung hier verringert werden kann«, sagte Ifo-Experte Joachim Ragnitz.

Zwar zeige sich bei der Analyse der Arbeitsmarktregionen das bekannte Ost-West-Gefälle, schrieben die Ifo-Experten. Strukturschwache Regionen gebe es jedoch auch in Nord- und Westdeutschland, insbesondere in den Küstenregionen sowie im Ruhrgebiet und in Rheinland-Pfalz. In Westdeutschland sollen demnach unter anderem das Ruhrgebiet, das Saarland und die Arbeitsmarktregion Pirmasens mehr Unterstützung erhalten.

Zum 1. Januar 2022 haben sich laut Ifo-Institut für viele Regionen die Rahmenbedingungen bei der Förderung geändert. Grund hierfür sei die Neuabgrenzung der Fördergebiete, die 2022 erstmals auf Grundlage des 2020 eingeführten »Gesamtdeutschen Fördersystems« erfolgt.

»Wirtschaftsförderung soll sich überflüssig machen«

Neu an dem System sind unter anderem die Abgrenzung regionaler Arbeitsmarktregionen und eine Umstellung der genutzten Kennzahlen. Die Dresdner Niederlassung des Ifo-Instituts hatte die Förderentscheidungen im Rahmen verschiedener Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium mit vorbereitet.

»Regionale Wirtschaftsförderung soll sich – wenn sie erfolgreich ist – zunehmend überflüssig machen«, sagte Ragnitz weiter. Für die meisten Regionen in Deutschland ändere sich bei der Wirtschaftsförderung zwar nichts. Die vorgenommenen Änderungen zeigten aber, »dass die Förderpolitik auf veränderte Bedingungen auch angemessen reagiert«.