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Gepard-Nachfolger: Neuer Flugabwehrpanzer der Bundeswehr feuert ersten scharfen Schuss ab

 

Gepard-Nachfolger: Neuer Flugabwehrpanzer der Bundeswehr feuert ersten scharfen Schuss ab© PCwelt

Die Bundeswehr bekommt einen neuen Flugabwehrpanzer, den Skyranger 30. Dieser neue Flugabwehrpanzer tritt die Nachfolge des 2010 abgeschafften Flugabwehrkanonenpanzer Gepard an, siehe auch das Foto zu dieser Meldung.

Skyranger 30 als Radpanzer auf Boxerbasis

Der Skyranger 30 basiert auf dem GTK Boxer, einem vierachsigen Radpanzer. Als Hauptbewaffnung besitzt der Skyranger 30 eine 30-mm-Revolver-Kanone vom Typ Oerlikon KCE-ABM (Kaliber 30 x 173 mm, 1.250 Schuss pro Minute) und nimmt drei Mann Besatzung auf: Fahrer, Kommandant und Richtschütze. Dazu kommt die Flugabwehrrakete Stinger als Zweitbewaffnung hinzu. Stand heute will die Bundeswehr 19 Skyranger 30 anschaffen (18 Serien-Fahrzeuge plus ein Erprobungsmuster).

GTK (Gepanzertes Transport-Kraftfahrzeug) Boxer wird mit dem Flugabwehrsystem Skyranger 30 ausgestattet© PCwelt

Rheinmetall Electronics GmbH

Skyranger 30 zerstört anfliegende Drohne mit Splitterwolke

Vor wenigen Tagen führte Rheinmetall den Skyranger 30 erstmals vor einem breiten Fachpublikum im scharfen Schuss vor. Dabei zerstörte der Skyranger 30 eine anfliegende Drohne und zwei Landziele. Die Drohne vernichtete der Gepard-Nachfolger mit einer Splitterwolke aus seiner Air-Burst-Munition. Die Funktionsweise dieser Air-Burst-Munition beschreibt das Fachportal Esut folgendermaßen: “Munition, die sich nach vorprogrammierter Zeit in der Luft zerlegen kann und eine tödliche Wolke von Sub-Projektilen – je nach Munitionssorte zwischen 150 und 500 Stück – aus Wolfram freigibt”. Im Idealfall soll der Skyranger 30 Flugdrohnen auch aus der Fahrt heraus zerstören können.

Der bei dem Schießen vorgeführte Skyranger 30 soll der Bundeswehr demnächst als Erprobungsmuster zulaufen. Ab Januar 2025 soll die Bundeswehr voraussichtlich mit dessen Erprobung beginnen und ab Anfang 2026 sollen die ersten Serien-Skyranger zur Bundeswehr kommen. Damit würde die im Jahr 2012 abgeschaffte Heeresflugabwehr wieder neu geschaffen.

Der Skyranger 30 rollt also auf acht Rädern. Die Aufgabe eines Flugabwehrpanzers besteht unter anderem darin, die eigenen Bodentruppen und Kampf- und Schützenpanzer vor angreifenden Hubschraubern, Kampfflugzeugen und Drohnen zu schützen. Hierzu muss der Skyranger 30 die zu schützenden Fahrzeuge begleiten können. Das dürfte bei den sogenannten “Mittleren Kräften” der Bundeswehr kein Problem sein, denn diese nutzen ebenfalls nur Radfahrzeuge. Was es mit diesen “Mittleren Kräften” auf sich hat, lesen Sie hier:

Der große Nachteil eines Radpanzers

Anders sieht es aber aus, wenn ein Skyranger 30 die Schützenpanzer Marder oder Puma oder den Kampfpanzer Leopard 2 im Kampf begleiten soll – diese Kettenfahrzeuge sind geländegängiger als der Radpanzer Skyranger 30. Somit könnte der Skyranger 30 die Kampfpanzer bei deren Vorrücken in schwerem Gelände nicht mehr schützen, weil er zurückbleiben müsste. Denn der Skyranger 30 ist eben kein Gepard (siehe unten).

Skyranger 35 auf Leopard-1-Fahrwerk

Deshalb hat der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall nun eine Studie vorgestellt, die den Skyranger 35 (Kaliber 35 x 228) auf dem Fahrgestell eines Leopard 1 vorstellt, wie beispielsweise das Wehrportal esut berichtet. Ein derartiges Kettenfahrzeug wäre deutlich geländegängiger und könnte Leopard 2, Puma und Marder im Gelände folgen.

Skyranger 35 auf Leopard-1-Fahrwerk© PCwelt

Rheinmetall

https://twitter.com/spartan_at/status/1838191925716729931

Auf dem Fahrwerk des Leopard-1-Fahrwerk montierte Rheinmetall den rund vier Tonnen schweren Skyranger-Turm mit 35-mm-Kanone, wie hartpunkt erklärt. Eine zusätzliche Lenkwaffe wie zum Beispiel Stinger ist hier aber nicht vorhanden. Der Turm verfügt über modernste Sensorik (Radar, Laserentfernungsmesser, Infrarotkamera etc.) zur Zielerfassung, insbesondere auch zur Erfassung und Vernichtung von Drohnen.

Die 35-mm Oerlikon Revolverkanone KDG kann mit 35 mm x 228 mm AHEAD-Munition (Advanced hit efficiency and destruction, verbesserte Treffer-Wirksamkeit und Zerstörung) Ziele in bis zu vier Kilometer Entfernung vernichten. Mit 1.000 Schuss/Minute beim Feuerstoß und 200 Schuss/Minute beim Einzelschussmodus. Diese Air-Burst-Munition aus Wolfram zersplittert, wie vorher einprogrammiert, in Zielnähe und soll so auch Drohnenschwärme stoppen können. Gegen Bodenziele gerichtet, kann eine solche Splitterwolke zum Beispiel Optiken und Sensoren an Feindpanzern zerstören.

Da der Skyranger-Turm unbemannt ist, musste Rheinmetall den Kommandanten und den Richtschützen links vom Fahrer in der Leopard-1-Wanne unterbringen. Dafür war ein Umbau der Wanne erforderlich, weil im Leopard 1 dort Munition für die Bordkanone des Leopard 1 gelagert wird. Zudem verbaute Rheinmetall dort eine zusätzliche Dachluke, über die Kommandant und Richtschütze auf ihre Plätze gelangen.

Auch der Skyranger 35 auf Leopard-1-Fahrwerk schoss jetzt zum ersten Mal vor Publikum: Eine erste Demonstration im scharfen Schuss soll nach anfänglichen Problemen erfolgreich gewesen sein. Stand heute hat Rheinmetall aber noch keinen Kunden, der den Skyranger 35 auf Leopard-1-Fahrwerk kaufen möchte.

 

Skyranger 35 auf Fahrgestell von Leopard 2 und Lynx KF41

Das Skyranger 35-System kann Rheinmetall auch auf ein Leopard 2-Fahrgestell montieren. Dieses zeigte das Unternehmen aber noch nicht im Einsatz.

Skyranger 30 auch auf weiteren Plattformen

Außerdem gibt es eine Studie, die den Skyranger 30 auf dem Fahrwerk des Schützenpanzers Lynx KF41) zeigt:

 

Der Turm des Skyranger 30 lässt sich auch auf anderen Fahrgestellen montieren, beispielsweise auf dem österreichischen Pandur Evo.

Neben dem oben erwähnten Skyranger 30 mit 30-mm-Kanone plant Rheinmetall anscheinend auch einen Flugabwehrraketenpanzer auf Boxerbasis, wie das Portal Hartpunkt berichtet. Auf diesem sollen vier schwenkbare Werfer für Flugkörper Iris-T SLS verbaut werden. Einen Flugabwehrraketenpanzer besaß die Bundeswehr ebenfalls in Form des Roland. Auch den Roland) hat die Bundeswehr in den 2005ern ausgemustert.

Skyranger soll Gepard-Nachfolger werden

Um das Jahr 2010 stellte die Bundeswehr die letzten Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer außer Dienst. Das Waffensystem mit zwei 35-Millimeter-Maschinenkanonen galt als zu teuer und erschien den damaligen politischen und militärischen Entscheidungsträgern als überflüssig. Nur einige wenige Staaten wie Brasilien, Jordanien oder Rumänien hielten dem von Militärs geschätzten Flugabwehrpanzer die Treue. Katar erwarb mehrere Gepard zum Schutz der Fußballweltmeisterschaft 2022.

Flugabwehrkanonenpanzer Gepard© PCwelt

Bundeswehr/Marcus Rott

Der russische Angriff auf die Ukraine änderte aber alles. Die Ukraine benötigte dringend Waffensysteme gegen tief fliegende Flugzeuge, Hubschrauber und vor allem gegen Drohnen(schwärme). Bei deren Abwehr bewährt sich der Gepard bestens. In Deutschland sehen Militärs und Politiker nun doch wieder die Notwendigkeit für ein kanonenbasiertes Flugabwehrsystem, das angreifende Flugobjekte wie beispielsweise Killerdrohnen, Drohnenschwärme oder Loitering-Munition vernichten soll (raketenbasierte Systeme wie Patriot oder Iris-T eignen sich dafür weniger oder gar nicht und werden zudem wie Iris-T oder Arrow-3 gerade erst angeschafft) und gegebenenfalls auch Erdziele bekämpfen kann.

Der jetzt angeschaffte Skyranger 30 soll also diese Lücke schließen. Nur wie gesagt, handelt es sich dabei um ein Radfahrzeug.

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