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Versicherung
Zitat von Gast am 25. Juni 2021, 08:03 UhrGefährliche Versicherungslücke beim Elementarschutz
Düsseldorf. Hagel, Starkregen, Gewitter – immer wieder sind wir von extremen Wetterereignissen betroffen. Die Wohngebäudeversicherung deckt nicht jeden Schaden. Dafür braucht man häufig einen zusätzlichen Elementarschutz.
Immer öfter sind Eigentümer und Mieter von schweren Hagelschlägen, Starkregen oder Blitzflut betroffen. Das Umweltbundesamt befürchtet, dass bei weiter steigenden Treibhausgas-Emissionen Extremwetterereignisse zum Normalfall werden könnten. Während Schäden durch Blitze und Hagel fast immer in der klassischen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung mit abgesichert sind, gilt das für eine ganze Reihe von Unwetterschäden, zum Beispiel Starkregen, nicht. „Wer ein Haus besitzt, ebenerdig wohnt oder einen Keller hat, ist gefährdet“, warnt der Versicherungsberater Andreas Kutschera aus Mönchengladbach. Daher rät er, sich die Versicherungspolice genau anzusehen. In der Regel wüssten die wenigsten Verbraucher genau, wie umfangreich sie abgesichert seien.
Viele Haushalte dürften eine gefährliche Versicherungslücke haben. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft haben bundesweit 55 Prozent der Wohngebäudebesitzer keinen Extra-Elementarschutz. Die Zusatzpolice schützt vor Schäden durch Starkregen, Hochwasser, Rückstau, Schnee, Erdbeben und Lawinen. Ein Test mit einem Haus in Düsseldorf zeigt, was der erhöhte Elementarschutz kostet, denn je nach Anbieter wird das Unwetterrisiko unterschiedlich bewertet. So liegt der Aufschlag für Extra-Elementarschutz in der Übersicht zwischen 23 und 72 Prozent. Beim günstigsten Anbieter, der Schleswiger Versicherung, zahlt der Hausbesitzer für den zusätzlichen Unwetterschutz rund 185 Euro im Jahr mehr, während die Ostfriesische Versicherungsbörse für die Zusatzpolice über 300 Euro pro Jahr mehr möchte. In sehr geringem Umfang wird hingegen die Hausratversicherung durch einen Extra-Unwetterschutz teurer. Für das Musterhaus würde der Aufpreis meist bei rund 30 Euro pro Jahr liegen. Unabhängig davon gilt: Ein gewisser Selbstschutz ist trotz verbesserter Wohngebäude- und Hausrat-Versicherung sinnvoll. So sollte man Wertvolles möglichst nicht im Keller lagern.
Ein Prämienvergleich ist auf jeden Fall sinnvoll. Je nach Versicherer gibt es für Elementarschäden unterschiedliche Selbstbeteiligungen. Die sind beim Anbieter Condor sogar nach den vier Risikozonen (ZÜRS) gestaffelt. In Zone 1 und 2 liegt die Selbstbeteiligung bei 500 Euro, in Zone 3 bei 1000 und in Zone 4 bei 10.000 Euro. Letztere gilt weiterhin als problematisch. Nicht alle Versicherer bieten hier überhaupt Schutz. „Nach neuesten Daten entfallen auf diesen Bereich aber auch nur noch 0,5 Prozent aller Adressen“, sagt eine GDV-Sprecherin. Prüfen, wie stark das Unwetterrisiko für den eigenen Wohnort ist, kann man mit dem GDV-Naturgefahren-Check. Auf einer Skala wird die Risikolage des Ortes ausgewiesen. Aber: Auch ein heute geringes Risiko kann zu einem größeren werden. Und: „Starkregen gehört zur einer der meistunterschätzten Gefahren, da er nur schwer vorhergesagt werden kann und bezogen auf einen Ort nur selten auftritt“, so der Deutsche Wetterdienst.
„Wer eine erweiterte Wohngebäudeversicherung kauft, sollte beachten, dass die Versicherer oft eine Rückstausicherung im Keller verlangen, die man regelmäßig warten muss“, erläutert der Versicherungsmakler Johannes Brück aus Düsseldorf. Kunden, die bereits Extra-Elementarschutz vereinbart haben, sollten ihre Police deshalb genau prüfen oder von einem Experten prüfen lassen. „In Altpolicen ist oftmals der Rückstau ausgeschlossen“, warnt Brück. Die in der Übersicht vorgestellten Tarife bieten aber hier aber eine Absicherung. Sie sind Policen, bei denen keine Abzüge gemacht werden, auch wenn der Versicherte einen Schaden selbst grob fahrlässig verursacht, etwa wenn er ein Kellerfenster vor dem Regen nicht schließt.
Gefährliche Versicherungslücke beim Elementarschutz
Düsseldorf. Hagel, Starkregen, Gewitter – immer wieder sind wir von extremen Wetterereignissen betroffen. Die Wohngebäudeversicherung deckt nicht jeden Schaden. Dafür braucht man häufig einen zusätzlichen Elementarschutz.
Immer öfter sind Eigentümer und Mieter von schweren Hagelschlägen, Starkregen oder Blitzflut betroffen. Das Umweltbundesamt befürchtet, dass bei weiter steigenden Treibhausgas-Emissionen Extremwetterereignisse zum Normalfall werden könnten. Während Schäden durch Blitze und Hagel fast immer in der klassischen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung mit abgesichert sind, gilt das für eine ganze Reihe von Unwetterschäden, zum Beispiel Starkregen, nicht. „Wer ein Haus besitzt, ebenerdig wohnt oder einen Keller hat, ist gefährdet“, warnt der Versicherungsberater Andreas Kutschera aus Mönchengladbach. Daher rät er, sich die Versicherungspolice genau anzusehen. In der Regel wüssten die wenigsten Verbraucher genau, wie umfangreich sie abgesichert seien.
Viele Haushalte dürften eine gefährliche Versicherungslücke haben. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft haben bundesweit 55 Prozent der Wohngebäudebesitzer keinen Extra-Elementarschutz. Die Zusatzpolice schützt vor Schäden durch Starkregen, Hochwasser, Rückstau, Schnee, Erdbeben und Lawinen. Ein Test mit einem Haus in Düsseldorf zeigt, was der erhöhte Elementarschutz kostet, denn je nach Anbieter wird das Unwetterrisiko unterschiedlich bewertet. So liegt der Aufschlag für Extra-Elementarschutz in der Übersicht zwischen 23 und 72 Prozent. Beim günstigsten Anbieter, der Schleswiger Versicherung, zahlt der Hausbesitzer für den zusätzlichen Unwetterschutz rund 185 Euro im Jahr mehr, während die Ostfriesische Versicherungsbörse für die Zusatzpolice über 300 Euro pro Jahr mehr möchte. In sehr geringem Umfang wird hingegen die Hausratversicherung durch einen Extra-Unwetterschutz teurer. Für das Musterhaus würde der Aufpreis meist bei rund 30 Euro pro Jahr liegen. Unabhängig davon gilt: Ein gewisser Selbstschutz ist trotz verbesserter Wohngebäude- und Hausrat-Versicherung sinnvoll. So sollte man Wertvolles möglichst nicht im Keller lagern.
Ein Prämienvergleich ist auf jeden Fall sinnvoll. Je nach Versicherer gibt es für Elementarschäden unterschiedliche Selbstbeteiligungen. Die sind beim Anbieter Condor sogar nach den vier Risikozonen (ZÜRS) gestaffelt. In Zone 1 und 2 liegt die Selbstbeteiligung bei 500 Euro, in Zone 3 bei 1000 und in Zone 4 bei 10.000 Euro. Letztere gilt weiterhin als problematisch. Nicht alle Versicherer bieten hier überhaupt Schutz. „Nach neuesten Daten entfallen auf diesen Bereich aber auch nur noch 0,5 Prozent aller Adressen“, sagt eine GDV-Sprecherin. Prüfen, wie stark das Unwetterrisiko für den eigenen Wohnort ist, kann man mit dem GDV-Naturgefahren-Check. Auf einer Skala wird die Risikolage des Ortes ausgewiesen. Aber: Auch ein heute geringes Risiko kann zu einem größeren werden. Und: „Starkregen gehört zur einer der meistunterschätzten Gefahren, da er nur schwer vorhergesagt werden kann und bezogen auf einen Ort nur selten auftritt“, so der Deutsche Wetterdienst.
„Wer eine erweiterte Wohngebäudeversicherung kauft, sollte beachten, dass die Versicherer oft eine Rückstausicherung im Keller verlangen, die man regelmäßig warten muss“, erläutert der Versicherungsmakler Johannes Brück aus Düsseldorf. Kunden, die bereits Extra-Elementarschutz vereinbart haben, sollten ihre Police deshalb genau prüfen oder von einem Experten prüfen lassen. „In Altpolicen ist oftmals der Rückstau ausgeschlossen“, warnt Brück. Die in der Übersicht vorgestellten Tarife bieten aber hier aber eine Absicherung. Sie sind Policen, bei denen keine Abzüge gemacht werden, auch wenn der Versicherte einen Schaden selbst grob fahrlässig verursacht, etwa wenn er ein Kellerfenster vor dem Regen nicht schließt.
Zitat von Gast am 27. Juli 2021, 07:18 UhrFlutschäden: Wenn der Versicherung das Risiko zu groß ist
Das Wasser kam schnell und war schnell wieder weg. Doch die enormen Schäden bleiben, wie auch die Verzweiflung der Betroffenen. Zumal viele von ihnen keine Chance hatten, sich zu versichern.
"Den meisten Dreck haben wir schon weggeräumt," sagt Marie-Ellen Krause. Im sauerländischen Menden leitet sie die Villa Dominik, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Mitte Juli wurde nach heftigen Regenfällen innerhalb weniger Stundender normalerweise friedliche Bach Hönne zum reißenden Fluss und setzte weite Teile der Innenstadt in Menden unter Wasser. "Die Sandsäcke, die wir vor unserem Heim errichtet hatten, konnten die Flut nicht stoppen," erinnert sich Marie-Ellen Krause. In der Villa Dominik leben 44 zumeist schwerstbehinderte Menschen. Sie werden rund um die Uhr betreut.
Von der Einrichtung aus kann man das Flüsslein noch nicht einmal sehen, es liegt etwa 150 Meter entfernt. Doch als die Hönne mit dem Zehnfachen der üblichen Wassermenge über ihre Ufer trat, drang sie auch in das Untergeschoss der Behinderteneinrichtung ein. Die Einwohner konnten noch rechtzeitig in die oberen Etagen und damit in Sicherheit gebracht werden - und so schnell wie die Hönne anschwoll, so schnell kehrte sie auch in ihr Flussbett zurück. Doch die Sachschäden sind immens. Auf etwa eine halbe Million Euro würden sie geschätzt, meint Marie-Ellen Krause. Das ist eine große Summe für den gemeinnützigen Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. (VKM). Und derzeit weiß die Vorsitzende nicht, wie sie das Geld aufbringen soll.
Die Versicherer winkten ab
Dabei wollte sich der Verein, als er 2009 dieses Gebäude bezog, ausdrücklich gegen Elementarschäden versichern. Doch die angefragten Versicherungen lehnten alle ab. Offenbar hatten sie die Folgekosten eines Hochwassers aus dem Jahr 2007 noch in Erinnerung. Damals mussten die Versicherungen tief in die Tasche greifen, um für die versicherten Schäden aufzukommen. Und so etwas wollen sie nicht noch einmal erleben, nicht in Menden.
Am Ende gelang es dem VKM nicht, eine Elementarversicherung abzuschließen, also eine Versicherung, die bei Naturereignissen wie Starkregen, Erdrutschen oder Hochwasser einspringt. So wurde der Verein zumindest indirekt von den Versicherungen gezwungen, das Risiko von Hochwasserschäden selbst zu tragen.
Und das kann er nicht, wie jetzt allen klar ist. Den woher soll die Behinderteneinrichtung eine halbe Million Euro auftreiben, um weiter arbeiten zu können? Das Hochwasser hat den Aufzug zerstört, ohne den die Rollstuhlfahrer nicht von einer Etage zur nächsten transportiert werden können. Die Katastrophe vernichtete auch vier Spezialtransporter, die Brandmeldeanlage, den Alarmserver und vieles mehr. Marie-Ellen Krause hofft ein wenig auf private Spender, aber mehr noch auf die Politik.
Wer trägt die Risiken des Klimawandels?
Die Hochwasser-Katastrophe überfordert unzählige soziale Einrichtungen in Deutschland ebenso wie Familien und Geschäfte. Schätzungen des Versicherungsverbandes GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) besagen: Gerade einmal 46 Prozent der Gebäude verfügen über eine Elementarversicherung. Den Abschluss einer solchen Absicherung gesetzlich vorzuschreiben, also verpflichtend für alle Eigentümer von Gebäuden, lehnt der GDV ab: Die Versicherungswirtschaft könne nicht allein die Folgen des Klimawandels tragen.
Ganz anders sieht dies der SPD-Abgeordnete Sebastian Hartmann. Er plädiert im Gespräch mit der Deutschen Welle für eine Elementarschadensversicherung für alle Hausbesitzer. Der Staat sei aufgefordert, entsprechende Modelle auszuarbeiten, sagte er. Ähnlich denkt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen. Gebäude- und Immobilienbesitzer müssten eine Solidargemeinschaft bilden. Andersfalls würden Umweltschäden in Zukunft kaum noch zu bewältigen sein. Einig sind sich die Vertreter aller bürgerlichen Parteien, dass sich extreme Wetterbedingungen als Folge des Klimawandels häufen werden.
Ein Grund mehr, schnell zu einer Lösung in dieser Frage zu kommen. Vorerst springt der Staat mit Steuergeldern ein. 400 Millionen Euro Soforthilfe wurden bereits zur Verfügung gestellt. Geplant ist zudem ein Fonds in Milliardenhöhe. Dieser soll Versicherten und Nicht-Versicherten helfen. Davon würde dann auch Marie-Ellen Krause mit ihrem Verein profitieren.
Flutschäden: Wenn der Versicherung das Risiko zu groß ist
Das Wasser kam schnell und war schnell wieder weg. Doch die enormen Schäden bleiben, wie auch die Verzweiflung der Betroffenen. Zumal viele von ihnen keine Chance hatten, sich zu versichern.
"Den meisten Dreck haben wir schon weggeräumt," sagt Marie-Ellen Krause. Im sauerländischen Menden leitet sie die Villa Dominik, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Mitte Juli wurde nach heftigen Regenfällen innerhalb weniger Stundender normalerweise friedliche Bach Hönne zum reißenden Fluss und setzte weite Teile der Innenstadt in Menden unter Wasser. "Die Sandsäcke, die wir vor unserem Heim errichtet hatten, konnten die Flut nicht stoppen," erinnert sich Marie-Ellen Krause. In der Villa Dominik leben 44 zumeist schwerstbehinderte Menschen. Sie werden rund um die Uhr betreut.
Von der Einrichtung aus kann man das Flüsslein noch nicht einmal sehen, es liegt etwa 150 Meter entfernt. Doch als die Hönne mit dem Zehnfachen der üblichen Wassermenge über ihre Ufer trat, drang sie auch in das Untergeschoss der Behinderteneinrichtung ein. Die Einwohner konnten noch rechtzeitig in die oberen Etagen und damit in Sicherheit gebracht werden - und so schnell wie die Hönne anschwoll, so schnell kehrte sie auch in ihr Flussbett zurück. Doch die Sachschäden sind immens. Auf etwa eine halbe Million Euro würden sie geschätzt, meint Marie-Ellen Krause. Das ist eine große Summe für den gemeinnützigen Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. (VKM). Und derzeit weiß die Vorsitzende nicht, wie sie das Geld aufbringen soll.
Die Versicherer winkten ab
Dabei wollte sich der Verein, als er 2009 dieses Gebäude bezog, ausdrücklich gegen Elementarschäden versichern. Doch die angefragten Versicherungen lehnten alle ab. Offenbar hatten sie die Folgekosten eines Hochwassers aus dem Jahr 2007 noch in Erinnerung. Damals mussten die Versicherungen tief in die Tasche greifen, um für die versicherten Schäden aufzukommen. Und so etwas wollen sie nicht noch einmal erleben, nicht in Menden.
Am Ende gelang es dem VKM nicht, eine Elementarversicherung abzuschließen, also eine Versicherung, die bei Naturereignissen wie Starkregen, Erdrutschen oder Hochwasser einspringt. So wurde der Verein zumindest indirekt von den Versicherungen gezwungen, das Risiko von Hochwasserschäden selbst zu tragen.
Und das kann er nicht, wie jetzt allen klar ist. Den woher soll die Behinderteneinrichtung eine halbe Million Euro auftreiben, um weiter arbeiten zu können? Das Hochwasser hat den Aufzug zerstört, ohne den die Rollstuhlfahrer nicht von einer Etage zur nächsten transportiert werden können. Die Katastrophe vernichtete auch vier Spezialtransporter, die Brandmeldeanlage, den Alarmserver und vieles mehr. Marie-Ellen Krause hofft ein wenig auf private Spender, aber mehr noch auf die Politik.
Wer trägt die Risiken des Klimawandels?
Die Hochwasser-Katastrophe überfordert unzählige soziale Einrichtungen in Deutschland ebenso wie Familien und Geschäfte. Schätzungen des Versicherungsverbandes GDV (Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft) besagen: Gerade einmal 46 Prozent der Gebäude verfügen über eine Elementarversicherung. Den Abschluss einer solchen Absicherung gesetzlich vorzuschreiben, also verpflichtend für alle Eigentümer von Gebäuden, lehnt der GDV ab: Die Versicherungswirtschaft könne nicht allein die Folgen des Klimawandels tragen.
Ganz anders sieht dies der SPD-Abgeordnete Sebastian Hartmann. Er plädiert im Gespräch mit der Deutschen Welle für eine Elementarschadensversicherung für alle Hausbesitzer. Der Staat sei aufgefordert, entsprechende Modelle auszuarbeiten, sagte er. Ähnlich denkt Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen. Gebäude- und Immobilienbesitzer müssten eine Solidargemeinschaft bilden. Andersfalls würden Umweltschäden in Zukunft kaum noch zu bewältigen sein. Einig sind sich die Vertreter aller bürgerlichen Parteien, dass sich extreme Wetterbedingungen als Folge des Klimawandels häufen werden.
Ein Grund mehr, schnell zu einer Lösung in dieser Frage zu kommen. Vorerst springt der Staat mit Steuergeldern ein. 400 Millionen Euro Soforthilfe wurden bereits zur Verfügung gestellt. Geplant ist zudem ein Fonds in Milliardenhöhe. Dieser soll Versicherten und Nicht-Versicherten helfen. Davon würde dann auch Marie-Ellen Krause mit ihrem Verein profitieren.
Zitat von Gast am 17. November 2021, 09:10 UhrDrastischer Anstieg
So teuer wird die Kfz-Versicherung im Alter
Je älter der Fahrer, desto teurer ist die Kfz-Versicherung. Das ist nicht neu. Wie hoch der Aufschlag aber inzwischen im Alter wird – das ist neu. Entlastungen gibt es wiederum für unfallfreie Senioren.
Die Kfz-Versicherung wird für Ältere immer teurer. Im Alter ab 80 Jahren beispielsweise zahlen Autofahrer mehr als den doppelten Beitrag eines 50-Jährigen für ihre Vollkasko. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. Dabei wurden die Angebote von mehr als 70 Kfz-Versicherern untersucht.
So teuer kann es werden
Demnach zahlt ein 80-jähriger Versicherter für seine Vollkaskoversicherung im Durchschnitt 97 Prozent mehr als ein 50-Jähriger. Noch höher fällt der Senioren-Zuschlag für den Haftpflicht-Baustein aus: Hier liegt er sogar bei 127 Prozent.
Teurer wird es aber nicht erst im höheren Alter. Schon für einen 65-Jährigen erheben Versicherer einen Aufpreis in Höhe von 13 Prozent, für einen 75-Jährigen sind es bereits knapp 60 Prozent – bei (vom Alter abgesehen) identischen Bedingungen.
"Mit dem Alter steigt statistisch das Unfallrisiko. Daher veranschlagen die Versicherungsunternehmen vor allem für den Haftpflichtschutz höhere Kosten für ältere Fahrer", sagt Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz.
Der Seniorenzuschlag im Überblick
Alter Zuschlag für Vollkasko plus Haftpflicht Zuschlag für Haftpflichtbaustein 55 1 % 1 % 60 4 % 6 % 65 13 % 18 % 70 30 % 42 % 75 59 % 80 % 80 97 % 127 %
Seniorenzuschläge fallen unterschiedlich stark aus
Allerdings unterscheidet sich von Versicherer zu Versicherer stark, wie hoch der Seniorenaufpreis ausfällt: Für einen 80-jährigen etwa schwankt er für die Vollkasko zwischen 43 und 143 Prozent. "Insbesondere für ältere Fahrer lohnt sich daher ein Tarifvergleich. So sparen sie häufig mehrere Hundert Euro im Jahr", sagt Schütz.
Tarife Vollkasko Haftpflicht Niedrigster Zuschlag 43 % 55 % Durchschnitt 97 % 127 % Höchster Zuschlag 143 % 197 % Branche erkennt mehr schadenfreie Jahre an
Außerdem zeigt die Praxis: Senioren müssen deutlich geringere Jahresbeiträge leisten, als die Modellrechnungen befürchten lassen. Teilweise gleichen höhere Schadensfreiheitsklassen und eine geringere Kilometerleistung die altersbedingten Zuschläge aus. Im besten Fall zahlt man sogar etwas weniger als die Vergleichsgruppe.
"Viele Senioren erfahren sich einen höheren Schadenfreiheitsrabatt. Dabei kommt ihnen zugute, dass sich auf dem Mark immer höhere Schadenfreiheitsklassen durchsetzen", sagt Schütz. Wurden noch vor einigen Jahren meist nur 35 schadenfreie Jahre anerkannt, sind es heute oft 50 Jahre und mehr.
Bei einem Unfall droht allerdings eine massive Kostensteigerung: "Wenn Senioren einen Unfall verursachen und in teurere Klassen zurückgestuft werden, dann schlägt der Alterszuschlag voll durch", warnt Schütz.
Drastischer Anstieg
So teuer wird die Kfz-Versicherung im Alter
Je älter der Fahrer, desto teurer ist die Kfz-Versicherung. Das ist nicht neu. Wie hoch der Aufschlag aber inzwischen im Alter wird – das ist neu. Entlastungen gibt es wiederum für unfallfreie Senioren.
Die Kfz-Versicherung wird für Ältere immer teurer. Im Alter ab 80 Jahren beispielsweise zahlen Autofahrer mehr als den doppelten Beitrag eines 50-Jährigen für ihre Vollkasko. Das zeigt eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox. Dabei wurden die Angebote von mehr als 70 Kfz-Versicherern untersucht.
So teuer kann es werden
Demnach zahlt ein 80-jähriger Versicherter für seine Vollkaskoversicherung im Durchschnitt 97 Prozent mehr als ein 50-Jähriger. Noch höher fällt der Senioren-Zuschlag für den Haftpflicht-Baustein aus: Hier liegt er sogar bei 127 Prozent.
Teurer wird es aber nicht erst im höheren Alter. Schon für einen 65-Jährigen erheben Versicherer einen Aufpreis in Höhe von 13 Prozent, für einen 75-Jährigen sind es bereits knapp 60 Prozent – bei (vom Alter abgesehen) identischen Bedingungen.
"Mit dem Alter steigt statistisch das Unfallrisiko. Daher veranschlagen die Versicherungsunternehmen vor allem für den Haftpflichtschutz höhere Kosten für ältere Fahrer", sagt Verivox-Geschäftsführer Wolfgang Schütz.
Der Seniorenzuschlag im Überblick
Alter | Zuschlag für Vollkasko plus Haftpflicht | Zuschlag für Haftpflichtbaustein |
55 | 1 % | 1 % |
60 | 4 % | 6 % |
65 | 13 % | 18 % |
70 | 30 % | 42 % |
75 | 59 % | 80 % |
80 | 97 % | 127 % |
Seniorenzuschläge fallen unterschiedlich stark aus
Allerdings unterscheidet sich von Versicherer zu Versicherer stark, wie hoch der Seniorenaufpreis ausfällt: Für einen 80-jährigen etwa schwankt er für die Vollkasko zwischen 43 und 143 Prozent. "Insbesondere für ältere Fahrer lohnt sich daher ein Tarifvergleich. So sparen sie häufig mehrere Hundert Euro im Jahr", sagt Schütz.
Tarife | Vollkasko | Haftpflicht |
Niedrigster Zuschlag | 43 % | 55 % |
Durchschnitt | 97 % | 127 % |
Höchster Zuschlag | 143 % | 197 % |
Branche erkennt mehr schadenfreie Jahre an
Außerdem zeigt die Praxis: Senioren müssen deutlich geringere Jahresbeiträge leisten, als die Modellrechnungen befürchten lassen. Teilweise gleichen höhere Schadensfreiheitsklassen und eine geringere Kilometerleistung die altersbedingten Zuschläge aus. Im besten Fall zahlt man sogar etwas weniger als die Vergleichsgruppe.
"Viele Senioren erfahren sich einen höheren Schadenfreiheitsrabatt. Dabei kommt ihnen zugute, dass sich auf dem Mark immer höhere Schadenfreiheitsklassen durchsetzen", sagt Schütz. Wurden noch vor einigen Jahren meist nur 35 schadenfreie Jahre anerkannt, sind es heute oft 50 Jahre und mehr.
Bei einem Unfall droht allerdings eine massive Kostensteigerung: "Wenn Senioren einen Unfall verursachen und in teurere Klassen zurückgestuft werden, dann schlägt der Alterszuschlag voll durch", warnt Schütz.
Zitat von Gast am 11. Januar 2022, 13:38 UhrVorsicht, wenn gegnerische Versicherung alles regeln will
Nach unverschuldeten Unfällen sollte man Angebote der gegnerischen Versicherung ignorieren, die komplette Abwicklung des Schadens zu übernehmen. Das betont die Stiftung Warentest. Auch wenn es zunächst bequem klingt, sich weder um Gutachten, Werkstatt, Mietwagen und so weiter zu kümmern: Die Versicherung sei nicht daran interessiert, Geschädigten zu helfen, sondern wolle die Erstattung gering halten. Zuweilen riefen die Unternehmen Geschädigte dazu sogar noch am Unfallort an. Taktik: Schnell Zugriff auf den Fall und die Geschädigten zu bekommen. Das soll verhindern, Zeit zu haben, sich über die eigenen Rechte zu informieren und die genauen Ansprüche in Erfahrung bringen zu können.Genau das aber sollten Geschädigte: Selbst bei klarer Schuldfrage und Zahlungsbereitschaft Rat bei Fachanwälten holen. Die gegnerische Versicherung sei einem weit überlegen: «Ihre Experten sind geschult, bei der Entschädigung zu sparen. Die Versicherer kürzen systematisch, auch bei Kleinigkeiten», so die Stiftung Warentest.
Der juristische Beistand kostet Betroffene nichts, sofern Geschädigte keine Teilschuld treffe. Mitverursacher müssen sich aber an den Anwaltskosten beteiligen. Aber: Auch einige Werkstätten böten «Rundum-Sorglos-Pakete» inklusive Mietwagen an und wollen die Abwicklung übernehmen. «Doch auch Werkstätten verfolgen ihre eigenen Interessen, nicht Ihre», so die Verbraucherschützer.
Vorsicht, wenn gegnerische Versicherung alles regeln will
Genau das aber sollten Geschädigte: Selbst bei klarer Schuldfrage und Zahlungsbereitschaft Rat bei Fachanwälten holen. Die gegnerische Versicherung sei einem weit überlegen: «Ihre Experten sind geschult, bei der Entschädigung zu sparen. Die Versicherer kürzen systematisch, auch bei Kleinigkeiten», so die Stiftung Warentest.
Der juristische Beistand kostet Betroffene nichts, sofern Geschädigte keine Teilschuld treffe. Mitverursacher müssen sich aber an den Anwaltskosten beteiligen. Aber: Auch einige Werkstätten böten «Rundum-Sorglos-Pakete» inklusive Mietwagen an und wollen die Abwicklung übernehmen. «Doch auch Werkstätten verfolgen ihre eigenen Interessen, nicht Ihre», so die Verbraucherschützer.
Zitat von Gast am 25. Juli 2022, 11:42 UhrFlutkatastrophe: Versicherer bezahlen viele Flutschäden an der Ahr nicht
Offenbar gibt es Fälle, die Auszahlungen zu verschleppen oder Kunden so lange hinzuhalten, bis sie zu Kompromissen bereit sind.
Versicherer bezahlen viele Flutschäden an der Ahr nicht
Die Versicherer sind mächtig stolz auf sich: Drei Viertel der Schäden, die das Sturmtief Bernd im Sommer 2021 angerichtet hat, sind reguliert, meldete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Anfang Juli. "So gut wie jeder Hausbesitzer, der versichert war, hat schnell Geld von seiner Versicherung erhalten", so der Verband. Vom versicherten Gesamtschaden von 8,5 Milliarden Euro seien fünf Milliarden Euro bereits ausgezahlt.
Diese Begeisterung kann der Bonner Anwalt Markus Gerd Krämer jedoch nicht teilen. Er vertritt rund 80 Mandanten aus dem besonders stark getroffenen Ahrtal. Sorgen bereitet ihm das ausstehende Viertel der Schadenfälle. Nicht alle Versicherer verhielten sich vorbildlich, kritisiert er. Einige seien bei der Schadenregulierung einfach nur unflexibel und hielten an "Schema F" fest. Andere versuchten offenbar aufgrund der hohen Schadenbelastung, Auszahlungen zu verschleppen oder Kunden so lange mürbe zu machen, bis sie zu Kompromissen bereit sind.Dass ein Jahr nach der Katastrophe ein Viertel der Schäden nicht reguliert ist und mehr als 40 Prozent der Leistungen noch nicht ausgezahlt sind, liege nicht an ihnen, behaupten die Versicherer. Schuld seien vielmehr die Engpässe bei Baumaterialien und der Mangel an Handwerkern. Darauf verwies auch Norbert Rollinger, Chef des Versicherers R+V, der zum genossenschaftlichen Finanzsektor zählt. Rollingers Stimme hat Gewicht, er soll im September neuer Präsident des GDV werden. "Das Geld steht bereit, aber auf die Engpässe haben wir keinen Einfluss", sagte er. Die Versicherer Zurich und Gothaer argumentieren ähnlich. Viele Schäden seien sehr komplex, dazu kämen schwer verfügbare Handwerkerleistungen und Baustoffe.
Beide Faktoren sind nicht von der Hand zu weisen. Doch der auf das Versicherungsrecht spezialisierte Anwalt Krämer sieht die Probleme größtenteils woanders, nämlich bei den Versicherern. "Dass 25 Prozent der Schäden noch nicht reguliert sind, ist eigentlich ein Hammer", sagte er. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei vor allem um die schweren Schäden im Ahrtal. "Im Grunde kann man sagen, das noch nicht regulierte Viertel fängt im Ort Schuld an und hört in Sinzig auf." Dass die "unkomplizierte Masse an 20 000 Euro-Schäden" bereits abschließend reguliert ist, sei eigentlich nicht der Rede wert, findet er.
"Abschließend reguliert" bedeutet nicht, dass ein Schaden angemessen reguliert worden ist
Auch der Düsseldorfer Fachanwalt Mark Wilhelm sieht die Erfolgsmeldung des GDV skeptisch. "Man muss sich hier fragen, welche Schadenfälle es sind, die bereits reguliert sind, und welche noch offen sind", sagte er. Auch für ihn deutet einiges darauf hin, dass vor allem viele kleinere Schäden schon erledigt sind. Zu den noch nicht abgeschlossenen Fällen gehörten dagegen überproportional viele große und teure Schadenfälle. Dass ein Schaden laut dem Versicherer "abschließend reguliert" ist, bedeute außerdem nicht zwangsläufig, dass er aus Sicht der Kunden angemessen reguliert ist, betonte er.
Manche Schadenregulierer von Versicherungsgesellschaften hätten nach der Flut versucht, Kunden mit Auszahlungsangeboten abzuspeisen. Für die Kunden sei diese schnelle Hilfe verlockend gewesen, allerdings deckten die Schecks in der Regel nur einen Teil der tatsächlichen Schadensumme ab. "Diese Deals werden viele Kunden in ihrer Not angenommen haben", vermutet Wilhelm.
Wilhelm stellt ein "seltsames Regulierungsverhalten" mancher Versicherer fest. Grundsätzlich sei zu beobachten: Je höher die Summe ist, desto wahrscheinlicher sind Probleme zwischen Kunden und Versicherer. "Bei uns liegen natürlich nur die harten Negativfälle auf dem Tisch", sagte er.
Ein häufiger Streitfall zwischen Versicherern und Kunden: Muss ein stark beschädigtes Haus, das nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch auf weiteren Etagen von Schlammwasser durchspült wurde, lediglich saniert oder vollständig neu aufgebaut werden? "Die Versicherer stehen hier schnell auf dem Standpunkt, dass eine Sanierung noch funktioniert", sagte Wilhelm. "Eine Sanierung kostet nur ein Drittel eines Neubaus." Problematisch ist nicht nur das Wasser, das die Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen hat, sondern ausgelaufenes Heizöl, das Häuserwände und -decken komplett kontaminiert. "Hier kann man meistens nur noch abreißen und neu aufbauen, weil man das Heizöl kaum aus dem Haus bekommt", so Wilhelm.
Die Schadenrückstellungen der meisten Gesellschaften wurden viel zu niedrig angesetzt
Anwalt Krämer aus Bonn moniert, dass bei vielen Versicherern bei der Bearbeitung der Bernd-Schäden von Beginn an einiges schiefgelaufen sei - angefangen bei der Erfassung der Schäden unmittelbar nach der Katastrophe und der Bestimmung der notwendigen Rückstellungen. Es habe viel zu wenig qualifizierte Experten gegeben, die das wahre Schadenausmaß erkennen konnten. Das Ergebnis: Die Schadenrückstellungen der meisten Gesellschaften seien viel zu niedrig angesetzt worden. Er wolle den Versicherern an dieser Stelle angesichts überlasteter Schadenabteilungen und der anfangs schwer zu überblickenden Schadendimension gar keinen Vorwurf machen, betonte er. "Die Versicherer haben dann später festgestellt, wie teuer die Schäden werden können, die auf den ersten Blick gar nicht so schlimm aussehen", so der Anwalt. "Wir haben alle aus dem Ereignis gelernt."
Allerdings: Einige Versicherer hätten zum Glück schnell eingesehen, dass ihre etablierten Abläufe im Schadenfall bei einem Ereignis wie Bernd nicht mehr praktikabel sind, und ihre Vorgänge daraufhin beschleunigt. Davon hätten ihre Kunden und auch sie selbst profitiert. Andere machten ihren alten Stiefel weiter, berichtete Krämer. Dazu zählt er Debeka und Alte Leipziger. "Da werden Sachverständige rausgeschickt, die Kostenvoranschläge anfordern, diese prüfen, Sachen streichen und dann wieder zurückschicken, und so weiter", monierte er. So gehe sehr viel Zeit ins Land, bevor der Schaden erstmals auf dem Tisch des Schadenbearbeiters beim Versicherer landet. "Man kann bei so einem Ereignis einfach nicht so vorgehen, als ob es um eine undichte Stelle in der Einbauküche geht."
Die genannten Versicherer wehren sich. Ein Sprecher der Alten Leipziger wies die Vorwürfe als zu pauschal zurück. Auch die Debeka kann das nicht nachvollziehen. "Wir haben kein Interesse daran, uns mit unseren Kunden zu streiten oder Vorgänge und Zahlungen zu verzögern", sagte ein Sprecher. In der privaten Wohngebäudeversicherung seien 83 Prozent der Schäden abschließend bearbeitet. Die noch ausstehenden 17 Prozent seien auf nicht verfügbare Handwerker zurückzuführen.
Einige Versicherer drängten die Kunden dazu, sich mit einem Teilbetrag zufriedenzugeben
Bei manchen Gesellschaften vermutet Krämer hinter den langwierigen Abläufen die Absicht, die Schadenlast zeitlich zu strecken. "Wenn ein Versicherer nicht alle Schäden auf einmal zahlen kann, weil das zu teuer ist, dann verschleppt er das." So ein Vorgehen sei ihm angesichts seiner langjährigen Tätigkeit als Jurist in den Rechtsabteilungen bei den Versicherern Ergo und Zurich bestens vertraut.
Einige Versicherer hätten im vergangenen Herbst offensichtlich festgestellt, dass das für die Schäden reservierte Geld aufgebraucht ist, berichtete er. Leistungen, die Ende 2021 noch auf sich warten ließen, seien dann erst Anfang 2022 ausgezahlt worden. Mancher Hausbesitzer hat eine Ablehnung erhalten, während der etwas früher angemeldete Schaden des Nachbarn zuvor noch reguliert wurde.
Auch ist die Taktik zu erkennen, Kunden aus dem Ahrtal mit der Zeit mürbe zu machen und dann zu einem Vergleich zu bewegen. Einige Versicherer drängten die Kunden dazu, sich mit einem Teilbetrag zufriedenzugeben, und sich den Rest dann bei der Investitions- und Infrastrukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) zu holen. Um staatliche Unterstützungsleistungen für den Wiederaufbau ihres Gebäudes beantragen zu können, müssen Flutopfer jedoch angeben, ob sie versichert waren - und wenn ja, welche Leistungen sie aus ihrer Police erhalten haben.
Ohne Entscheid des Versicherers ist also kein Antrag bei der ISB möglich. "Das wissen die Versicherer natürlich und setzen darauf, dass der Kunde dann irgendwann auf ihren Deal eingeht, damit er endlich wiederaufbauen kann", so Krämer. Das Problem an den staatlichen Mitteln: Der Kunde bekommt zwar den Gebäudeschaden ersetzt, er verliert aber darüber hinaus einiges, vor allem die Entschädigung für die Eigenleistungen und Unterbringungskosten.
Ein Problem war die Qualität externer Sachverständiger
Bei aller Kritik an einzelnen Versicherern: Es gibt unter ihnen auch viele Positivbeispiele, betonte der Anwalt. Basler, DEVK, Signal Iduna, Zurich und Generali beispielsweise hätten einen "wirklich hervorragenden Job gemacht". Auch mit der Allianz sei es in den meisten Fällen sehr gut gelaufen. Einige Versicherer hätten eine vorbildlich arbeitende Schadenabteilung, litten aber unter der Qualität der extern beauftragten Sachverständigen.
Unverständlich findet es Krämer, wenn Versicherer nach Monaten an Sachverständigen festhalten, auch wenn die Zusammenarbeit mit ihnen nicht gut funktioniert. "Man muss dann irgendwann mal einsehen, dass es nicht klappt, und den Kollegen austauschen." Einige Versicherer hätten dagegen schnell aus Schwierigkeiten gelernt und entsprechende Maßnahmen ergriffen, beispielsweise die R+V, die Krämer zufolge zunächst zu wenig Großschadenregulierer gehabt habe. "Die R+V hat ihre Schadenroutine aber zügig an die Realität angepasst, inzwischen läuft es gut."
Insgesamt hätten sich die Versicherer mit Verzögerungen selbst geschadet, glaubt Krämer. Die Preissteigerungen bei den Wiederaufbaukosten, die anfangs als temporäres Phänomen nach der Flut angesehen wurden, hätten sich verfestigt. "Da ist es einfach dumm, Putz für ein paar Euro nicht freizugeben, und damit die Wochen ins Land gehen zu lassen."
Flutkatastrophe: Versicherer bezahlen viele Flutschäden an der Ahr nicht
Offenbar gibt es Fälle, die Auszahlungen zu verschleppen oder Kunden so lange hinzuhalten, bis sie zu Kompromissen bereit sind.
Versicherer bezahlen viele Flutschäden an der Ahr nicht
Die Versicherer sind mächtig stolz auf sich: Drei Viertel der Schäden, die das Sturmtief Bernd im Sommer 2021 angerichtet hat, sind reguliert, meldete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Anfang Juli. "So gut wie jeder Hausbesitzer, der versichert war, hat schnell Geld von seiner Versicherung erhalten", so der Verband. Vom versicherten Gesamtschaden von 8,5 Milliarden Euro seien fünf Milliarden Euro bereits ausgezahlt.
Dass ein Jahr nach der Katastrophe ein Viertel der Schäden nicht reguliert ist und mehr als 40 Prozent der Leistungen noch nicht ausgezahlt sind, liege nicht an ihnen, behaupten die Versicherer. Schuld seien vielmehr die Engpässe bei Baumaterialien und der Mangel an Handwerkern. Darauf verwies auch Norbert Rollinger, Chef des Versicherers R+V, der zum genossenschaftlichen Finanzsektor zählt. Rollingers Stimme hat Gewicht, er soll im September neuer Präsident des GDV werden. "Das Geld steht bereit, aber auf die Engpässe haben wir keinen Einfluss", sagte er. Die Versicherer Zurich und Gothaer argumentieren ähnlich. Viele Schäden seien sehr komplex, dazu kämen schwer verfügbare Handwerkerleistungen und Baustoffe.
Beide Faktoren sind nicht von der Hand zu weisen. Doch der auf das Versicherungsrecht spezialisierte Anwalt Krämer sieht die Probleme größtenteils woanders, nämlich bei den Versicherern. "Dass 25 Prozent der Schäden noch nicht reguliert sind, ist eigentlich ein Hammer", sagte er. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei vor allem um die schweren Schäden im Ahrtal. "Im Grunde kann man sagen, das noch nicht regulierte Viertel fängt im Ort Schuld an und hört in Sinzig auf." Dass die "unkomplizierte Masse an 20 000 Euro-Schäden" bereits abschließend reguliert ist, sei eigentlich nicht der Rede wert, findet er.
"Abschließend reguliert" bedeutet nicht, dass ein Schaden angemessen reguliert worden ist
Auch der Düsseldorfer Fachanwalt Mark Wilhelm sieht die Erfolgsmeldung des GDV skeptisch. "Man muss sich hier fragen, welche Schadenfälle es sind, die bereits reguliert sind, und welche noch offen sind", sagte er. Auch für ihn deutet einiges darauf hin, dass vor allem viele kleinere Schäden schon erledigt sind. Zu den noch nicht abgeschlossenen Fällen gehörten dagegen überproportional viele große und teure Schadenfälle. Dass ein Schaden laut dem Versicherer "abschließend reguliert" ist, bedeute außerdem nicht zwangsläufig, dass er aus Sicht der Kunden angemessen reguliert ist, betonte er.
Manche Schadenregulierer von Versicherungsgesellschaften hätten nach der Flut versucht, Kunden mit Auszahlungsangeboten abzuspeisen. Für die Kunden sei diese schnelle Hilfe verlockend gewesen, allerdings deckten die Schecks in der Regel nur einen Teil der tatsächlichen Schadensumme ab. "Diese Deals werden viele Kunden in ihrer Not angenommen haben", vermutet Wilhelm.
Wilhelm stellt ein "seltsames Regulierungsverhalten" mancher Versicherer fest. Grundsätzlich sei zu beobachten: Je höher die Summe ist, desto wahrscheinlicher sind Probleme zwischen Kunden und Versicherer. "Bei uns liegen natürlich nur die harten Negativfälle auf dem Tisch", sagte er.
Ein häufiger Streitfall zwischen Versicherern und Kunden: Muss ein stark beschädigtes Haus, das nicht nur im Erdgeschoss, sondern auch auf weiteren Etagen von Schlammwasser durchspült wurde, lediglich saniert oder vollständig neu aufgebaut werden? "Die Versicherer stehen hier schnell auf dem Standpunkt, dass eine Sanierung noch funktioniert", sagte Wilhelm. "Eine Sanierung kostet nur ein Drittel eines Neubaus." Problematisch ist nicht nur das Wasser, das die Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen hat, sondern ausgelaufenes Heizöl, das Häuserwände und -decken komplett kontaminiert. "Hier kann man meistens nur noch abreißen und neu aufbauen, weil man das Heizöl kaum aus dem Haus bekommt", so Wilhelm.
Die Schadenrückstellungen der meisten Gesellschaften wurden viel zu niedrig angesetzt
Anwalt Krämer aus Bonn moniert, dass bei vielen Versicherern bei der Bearbeitung der Bernd-Schäden von Beginn an einiges schiefgelaufen sei - angefangen bei der Erfassung der Schäden unmittelbar nach der Katastrophe und der Bestimmung der notwendigen Rückstellungen. Es habe viel zu wenig qualifizierte Experten gegeben, die das wahre Schadenausmaß erkennen konnten. Das Ergebnis: Die Schadenrückstellungen der meisten Gesellschaften seien viel zu niedrig angesetzt worden. Er wolle den Versicherern an dieser Stelle angesichts überlasteter Schadenabteilungen und der anfangs schwer zu überblickenden Schadendimension gar keinen Vorwurf machen, betonte er. "Die Versicherer haben dann später festgestellt, wie teuer die Schäden werden können, die auf den ersten Blick gar nicht so schlimm aussehen", so der Anwalt. "Wir haben alle aus dem Ereignis gelernt."
Allerdings: Einige Versicherer hätten zum Glück schnell eingesehen, dass ihre etablierten Abläufe im Schadenfall bei einem Ereignis wie Bernd nicht mehr praktikabel sind, und ihre Vorgänge daraufhin beschleunigt. Davon hätten ihre Kunden und auch sie selbst profitiert. Andere machten ihren alten Stiefel weiter, berichtete Krämer. Dazu zählt er Debeka und Alte Leipziger. "Da werden Sachverständige rausgeschickt, die Kostenvoranschläge anfordern, diese prüfen, Sachen streichen und dann wieder zurückschicken, und so weiter", monierte er. So gehe sehr viel Zeit ins Land, bevor der Schaden erstmals auf dem Tisch des Schadenbearbeiters beim Versicherer landet. "Man kann bei so einem Ereignis einfach nicht so vorgehen, als ob es um eine undichte Stelle in der Einbauküche geht."
Die genannten Versicherer wehren sich. Ein Sprecher der Alten Leipziger wies die Vorwürfe als zu pauschal zurück. Auch die Debeka kann das nicht nachvollziehen. "Wir haben kein Interesse daran, uns mit unseren Kunden zu streiten oder Vorgänge und Zahlungen zu verzögern", sagte ein Sprecher. In der privaten Wohngebäudeversicherung seien 83 Prozent der Schäden abschließend bearbeitet. Die noch ausstehenden 17 Prozent seien auf nicht verfügbare Handwerker zurückzuführen.
Einige Versicherer drängten die Kunden dazu, sich mit einem Teilbetrag zufriedenzugeben
Bei manchen Gesellschaften vermutet Krämer hinter den langwierigen Abläufen die Absicht, die Schadenlast zeitlich zu strecken. "Wenn ein Versicherer nicht alle Schäden auf einmal zahlen kann, weil das zu teuer ist, dann verschleppt er das." So ein Vorgehen sei ihm angesichts seiner langjährigen Tätigkeit als Jurist in den Rechtsabteilungen bei den Versicherern Ergo und Zurich bestens vertraut.
Einige Versicherer hätten im vergangenen Herbst offensichtlich festgestellt, dass das für die Schäden reservierte Geld aufgebraucht ist, berichtete er. Leistungen, die Ende 2021 noch auf sich warten ließen, seien dann erst Anfang 2022 ausgezahlt worden. Mancher Hausbesitzer hat eine Ablehnung erhalten, während der etwas früher angemeldete Schaden des Nachbarn zuvor noch reguliert wurde.
Auch ist die Taktik zu erkennen, Kunden aus dem Ahrtal mit der Zeit mürbe zu machen und dann zu einem Vergleich zu bewegen. Einige Versicherer drängten die Kunden dazu, sich mit einem Teilbetrag zufriedenzugeben, und sich den Rest dann bei der Investitions- und Infrastrukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) zu holen. Um staatliche Unterstützungsleistungen für den Wiederaufbau ihres Gebäudes beantragen zu können, müssen Flutopfer jedoch angeben, ob sie versichert waren - und wenn ja, welche Leistungen sie aus ihrer Police erhalten haben.
Ohne Entscheid des Versicherers ist also kein Antrag bei der ISB möglich. "Das wissen die Versicherer natürlich und setzen darauf, dass der Kunde dann irgendwann auf ihren Deal eingeht, damit er endlich wiederaufbauen kann", so Krämer. Das Problem an den staatlichen Mitteln: Der Kunde bekommt zwar den Gebäudeschaden ersetzt, er verliert aber darüber hinaus einiges, vor allem die Entschädigung für die Eigenleistungen und Unterbringungskosten.
Ein Problem war die Qualität externer Sachverständiger
Bei aller Kritik an einzelnen Versicherern: Es gibt unter ihnen auch viele Positivbeispiele, betonte der Anwalt. Basler, DEVK, Signal Iduna, Zurich und Generali beispielsweise hätten einen "wirklich hervorragenden Job gemacht". Auch mit der Allianz sei es in den meisten Fällen sehr gut gelaufen. Einige Versicherer hätten eine vorbildlich arbeitende Schadenabteilung, litten aber unter der Qualität der extern beauftragten Sachverständigen.
Unverständlich findet es Krämer, wenn Versicherer nach Monaten an Sachverständigen festhalten, auch wenn die Zusammenarbeit mit ihnen nicht gut funktioniert. "Man muss dann irgendwann mal einsehen, dass es nicht klappt, und den Kollegen austauschen." Einige Versicherer hätten dagegen schnell aus Schwierigkeiten gelernt und entsprechende Maßnahmen ergriffen, beispielsweise die R+V, die Krämer zufolge zunächst zu wenig Großschadenregulierer gehabt habe. "Die R+V hat ihre Schadenroutine aber zügig an die Realität angepasst, inzwischen läuft es gut."
Insgesamt hätten sich die Versicherer mit Verzögerungen selbst geschadet, glaubt Krämer. Die Preissteigerungen bei den Wiederaufbaukosten, die anfangs als temporäres Phänomen nach der Flut angesehen wurden, hätten sich verfestigt. "Da ist es einfach dumm, Putz für ein paar Euro nicht freizugeben, und damit die Wochen ins Land gehen zu lassen."