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Nato unter Druck: Ukraine will Putins letzte rote Linie überschreiten

Vor Nato-Gipfel

Nato unter Druck: Ukraine will Putins letzte rote Linie überschreiten

Die Ukraine bekräftigt ihren Wunsch, schnellstmöglich der Nato beizutreten. Vize-Außenminister Perebyjnis fordert vom Gipfel in Vilnius klare Worte.

Kiew – Die Ukraine setzt sich weiter für einen schnellen Beitritt in die Nato ein. Ein Regierungsbeamter sagte, dass man die Mitgliedschaft auch dann anstrebe, wenn sie Wladimir Putins „roteste Linie“ überschreitet. Vize-Außenminister Jewhen Perebyjnis bekräftige am Dienstag auf einer Konferenz in Kiew den Wunsch der Ukraine, in das Bündnis aufgenommen zu werden, berichtet das Portal European Pravda.

Russlands Präsident hatte vor dem verlustreichen Überfall auf die Ukraine immer wieder betont, dass der Westen seine Warnungen nicht ernst genug nehme, die Nato in Richtung Osten zu erweitern. Tritt die Ukraine dem westlichen Verteidigungsbündnis bei, sei eine „rote Linie“ überschritten.

Soldaten salutieren während einer Zeremonie, bei der die Flagge der Ukraine gehisst wird.

Soldaten salutieren während einer Zeremonie, bei der die Flagge der Ukraine gehisst wird.© Ukrinform/dpa

Nato-Gipfel in Vilnius: Ukraine will Putins „rote Linie“ überschreiten

Am 11. und 12. Juli findet der Nato-Gipfel in Vilnius statt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat bereits mitgeteilt, dass Sicherheitsgarantien ein Thema in Litauen sein werden. Der Norweger gab allerdings auch bekannt, dass die Ukraine beim Gipfel keine formelle Einladung für einen Nato-Beitritt erwarten könne.

Perebyjnis sagte, der Gipfel in Vilnius könne nur als Erfolg betrachtet werden, wenn die Nato-Staaten ihre vagen Äußerungen hinter sich lassen und der Ukraine genau darlegen können, wie und wann es zu einer Mitgliedschaft kommt. „Tatsächlich ist die Ukraine bereits ein Nato-Mitglied und verteidigt effektiv die Ost-Flanke“, fügte er hinzu. Die Nato müsse sich nun von den „Mythen“ loslösen, dass ein Beitritt der Ukraine „die roteste Linie“ für Russland sei. Nur so könne man die „russische Erpressung“ überwinden.

Newsweek zufolge hätten sich mehr als 70 ukrainische Gruppen, darunter Menschenrechtsorganisationen, Denkfabriken und Medienverlage, einen offenen Brief unterzeichnet, der die Nato auffordert, die Ukraine einzuladen. „Es gibt keinen Grund, eine Eskalation zu befürchten, weil Putin sich selbst davor fürchtet“, zitiert Newsweek aus dem Brief. Der russische Präsident wisse, dass seine Armee in einer militärischen Konfrontation mit der Nato keine Chance habe. Im Brief stehe auch, dass eine Einladung in das Bündnis keine direkte Aufnahme garantiere. Der Beitritt Finnlands hat ein Jahr gebraucht – so schnell durchlief den Prozess kein anderer Mitgliedsstaat.

Nato-Chef Stoltenberg warnt: Bedrohung durch Russland ernst nehmen

Bei Vorgesprächen zum Nato-Gipfel warnte Jens Stoltenberg davor, die Bedrohung durch Russland nach dem Aufstand der Wagner-Söldner zu unterschätzen. Es sei klar, dass der Putins illegaler Krieg gegen die Ukraine in Russland Gräben vertieft und neue Spannungen geschaffen habe, sagte Stoltenberg am Dienstagabend in Den Haag am Rande von Vorgesprächen zum Nato-Gipfel. Gleichzeitig müsse man die Bedrohung ernst nehmen und die Ukraine weiter unterstützen. Vom Gipfel in Vilnius erwarte er ein klares Signal in diese Richtung.

Als Antwort auf den Ukraine-Krieg ist Finnland in diesem Jahr der Nato beigetreten. Auch Schweden will Mitglied werden – jedoch blockiert die Türkei den Beitritt derzeit.

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Berlin und Warschau ringen um Leopard-Werkstatt

Um die an Kiew gelieferten Panzer kampfbereit zu halten, sollte in Polen bereits Ende Mai ein Instandsetzungszentrum eröffnet werden. Bis heute aber können sich Deutschland und Polen nicht einigen – dabei geht es nicht um Geld allein.

Berlin und Warschau ringen um Leopard-Werkstatt

Berlin und Warschau ringen um Leopard-Werkstatt© Hannibal Hanschke / EPA

Als Boris Pistorius am 21. April auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein vor die Kameras ging, hatte er gute Nachrichten auf seinen kleinen Sprechzetteln notiert. Schon Ende Mai, verkündete der Verteidigungsminister fast stolz, werde in Polen ein Instandsetzungszentrum für die an die Ukraine gelieferten Leopard-Kampfpanzer eröffnen. Eine entsprechende Absichtserklärung hatte Pistorius kurz zuvor mit seinem polnischen Kollegen Mariusz Blaszczak am Rande des Treffens der Ukraine-Unterstützer unterzeichnet.

Pistorius betonte in Ramstein ausführlich, wie wichtig das deutsch-polnische Gemeinschaftsprojekt für die Ukraine sei. So werde mit der Panzer-Werkstatt sichergestellt, dass die gelieferten Waffensysteme, die beschädigt oder im Gefecht verschlissen von der Front zurückkommen, »bei Bedarf schnell instandgesetzt und repariert werden können«. Wenn man Pistorius zuhörte, wirkte der Plan konkret. Selbst die ungefähren Kosten für den sogenannten Instandsetzung-Hub konnte er bereits mit etwa 150 Millionen Euro beziffern.

Der Optimismus ist mittlerweile, gut zwei Monate nach dem Treffen in Ramstein, nicht nur beim Minister verflogen. So ist das deutsch-polnische Panzer-Projekt laut Insidern aus der Rüstungsbranche bisher nicht vorangekommen. Stattdessen ringen Berlin und Warschau unnachgiebig über die Details, wie das Joint Venture ausgestaltet wird. Zwar liegt seit einigen Tagen ein erster Entwurf für einen Vertrag vor. Bis Ende vergangener Woche aber wurde das Papier wegen diverser strittiger Punkte nicht gezeichnet.

Die Idee für den gemeinsamen Hub klang auf den ersten Blick bestechend einfach. Zunächst sollten die beiden deutschen Panzer-Schmieden Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) eine Arbeitsgemeinschaft gründen. Gemeinsam mit der staatlichen polnischen Waffenschmiede PGZ, so der Plan, würde danach eine gemeinsame Panzer-Werkstatt an den polnischen Standorten Gliwice und Posen aufgebaut werden. Die Kosten für die Instandsetzung der Leoparden hätte die Bundesregierung übernommen.

In Industriekreisen heißt es jedoch, das Projekt sei bisher durch Polen ausgebremst worden. So habe die polnische Firma PGZ für die Arbeiten an den Panzern sehr eigenwillige Ideen für die Kosten vorgelegt, Insider sprachen von »Mondpreisen«. Zum Beispiel wolle PGZ für die sogenannte »Erstbefundung« der Panzer mehr als 100.000 Euro berechnen. In Deutschland seien für diese Diagnose nur etwa 12.000 Euro üblich. Zudem wolle PGZ für die Reparaturen keinerlei Gewährleistung übernehmen, auch dies sei völlig unüblich.

Warschau macht seit Monaten Stimmung gegen die Bundesregierung

Bei den deutschen Panzerbauern macht man sich wenig Illusionen, was hinter den polnischen Sonderwünschen steht. Seit Monaten schon fährt die Regierung in Warschau eine regelrechte Kampagne gegen Berlin. Die regierende PiS-Partei lässt kaum eine Gelegenheit aus, gegen die Bundesregierung zu stänkern. Schon vor der Lieferung der Kampfpanzer hatte Warschau Berlin öffentlich als Bremser bloßgestellt. Da liegt der Gedanke nahe, dass die Hakeleien beim Panzer-Hub ebenfalls politisch motiviert sind.

Für den deutschen Verteidigungsminister ist die Lage knifflig. Einerseits weiß Boris Pistorius, wie wichtig der Hub für die ukrainische Offensive ist. Schon jetzt sind mehrere reparaturbedürftige Leopard-Panzer aus der Ukraine in Polen angekommen. Sich beim Start des Instandsetzungszentrums noch viel Zeit zu lassen, ist also keine Option. Gleichwohl dürfte es auch Pistorius nicht schmecken, wenn am Ende der Eindruck entsteht, dass er sich bei den Konditionen für das gemeinsame Projekt über den Tisch ziehen ließ.

Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch hat Pistorius gleich am Montag. Gemeinsam mit seinem polnischen Kollegen Blaszczak will er sich in der polnischen Ortschaft Zamość eine deutsche Patriot-Luftabwehrstellung anschauen, die dort zum Schutz eines Güterbahnhofs stationiert wurde. Vor dem Termin treffen sich die beiden Minister zu einem einstündigen Gespräch. Es könnte die letzte Gelegenheit sein, das deutsch-polnische Prestige-Projekt noch vor dem Nato-Gipfel Mitte Juli zu retten.

Unsere lieben polnische Nachbarn möchten die deutschen einfach nur abkassieren.

Einfach nur asozial!

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Vier Abschüsse in zwei Minuten: Patriot-Raketen zerstören Russlands Luftgeschwader - Selenskyj lobt West-Waffen

Vier Abschüsse in zwei Minuten: Patriot-Raketen zerstören Russlands Luftgeschwader - Selenskyj lobt West-Waffen

Im Krieg ist der Ukraine offenbar schon im Mai ein großer Erfolg gegen Russland gelungen. Beteiligt war ein Flugabwehrsystem vom Typ Patriot.

Kiew – In einem Telefonat mit Kanzler Olaf Scholz lobte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unlängst die deutsche Hilfe bei der Flugabwehr. Dabei sprach er am Tag der Raketenabwehr der Luftstreitkräfte (3. Juli) nicht nur „die brillanten Iris-T-Systeme“ an, sondern auch das sehr effektive Flugabwehrsystem vom US-Typ Patriot, das Deutschland im Ukraine-Krieg zur Verfügung gestellt hatte.

Wie sich am selben Tag herausstellte, gelang der Ukraine Mitte Mai mit genau einem solchen Patriot-Luftabwehrsystem ein großer Erfolg gegen Russland um Kreml-Chef Wladimir Putin. Berichten und einem Video der ukrainischen Luftwaffe zufolge konnten gleich vier militärische Flugzeuge aus der Luft geholt werden - und das in extrem kurzer Zeit.

Vier Abschüsse in zwei Minuten: Patriot-Raketen zerstören Russlands Luftgeschwader

Zunächst hatte die staatliche Agentur Tass am 13. Mai den Absturz eines Hubschraubers gemeldet. Auf Videos in den sozialen Netzwerken war eine Explosion am Hubschrauber zu sehen. Dann stürzte er brennend zu Boden. Später meldete Tass den Absturz eines Kampfjets vom Typ Suchoi Su-34. Wie die russische Zeitung Kommersant schließlich berichtete, wurden insgesamt zwei Hubschrauber sowie zwei Kampfjets Russlands abgeschossen.

Dankende Worte fand der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj gegenüber Kanzler Olaf Scholz. (Archivbild)

Dankende Worte fand der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj gegenüber Kanzler Olaf Scholz. (Archivbild)© Kay Nietfeld/dpa

Dem Portal War Translated zufolge hielt sich der Zeitaufwand hierfür in Grenzen. Die ukrainische Armee habe lediglich zwei Minuten benötigt, heißt es. Übereinstimmenden Berichten zufolge ereigneten sich die Geschehnisse über der russischen Region Brjansk. Elf Piloten sollen dabei ums Leben gekommen sein.

Erst rund eineinhalb Monate später, am Montag (3. Juli), bestätigte die ukrainische Luftwaffe nun die Geschehnisse in einem Video. Hintergrund hierfür ist wohl, dass die vier Flugobjekte noch über russischem Boden getroffen wurden. Nicht zuletzt dürfte es aber auch mit dem Tag der Raketenabwehr der Luftstreitkräfte zusammenhängen.

Russlands Krieg: Selenskyj lobt West-Waffen - „Ukraine ist sehr dankbar“

Ob Wolodymyr Selenskyjs jüngster Dank an Bundeskanzler Olaf Scholz in Zusammenhang mit den vier abgeschossenen Flugzeugen steht, bleibt offen. Die Ukraine sei sehr dankbar für alle bereitgestellten Waffen. In Zuge dessen hob der Staatschef die Erfolge seiner Truppen hervor.

So seien seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 mehr als 180 russische Flugzeuge, mehr als 130 Hubschrauber, über 40 Raketen und mehr als 1000 Marschflugkörper sowie über 1600 Drohnen verschiedener Typen abgeschossen worden, sagte Selenskyj. „All das bedeutet abertausende Leben, die von Ihnen gerettet wurden, hunderte Orte mit wichtiger Infrastruktur, die Ihr geschützt hat“, sagte der ukrainische Präsident.

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Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Ex-General hält Kiews Kriegsziel „für offen gesagt nicht mehr erreichbar“

Ein ukrainischer Soldat im Einsatz bei Wuhledar. IMAGO/ZUMA Wire

Ein ukrainischer Soldat im Einsatz bei Wuhledar. IMAGO/ZUMA Wire© IMAGO/ZUMA Wire

Die ukrainische Führung erklärt den schleppenden Verlauf der Gegenoffensive. Ein Ex-General der Bundeswehr hält Kiews Kriegsziel „für offen gesagt nicht mehr erreichbar“. Alle aktuellen News zum Krieg gegen die Ukraine im Ticker.

Britische Botschaft in Moskau rät zur Ausreise aus Russland

21.41 Uhr: Die britische Botschaft in Moskau hat die eigenen Staatsbürger zur Ausreise aus Russland aufgefordert. „Die Invasion (in der Ukraine) bedeutet, dass die Lage hier in Russland unberechenbar ist“, sagte Botschafterin Deborah Bronnert in einer Videobotschaft, die am Mittwochabend auf dem Telegram-Kanal der diplomatischen Vertretung veröffentlicht wurde. Wenn der Aufenthalt in Russland nicht zwingend erforderlich sei, rate sie, das Land zu verlassen.

Die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen sind vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stark gespannt. Anfang des Jahres hat der russische Geheimdienst den Korrespondenten des „Wall Street Journal“ Evan Gershkovich wegen angeblicher Spionage festgenommen. Die US-Regierung hatte bereits kurz nach Kriegsausbruch eigene Bürger zur Ausreise aus Russland aufgefordert. Die Bundesregierung hingegen rät bisher nur von Reisen in das flächengrößte Land ab.

Bronnerts Appell erfolgte knapp zwei Wochen nach der erfolglosen Revolte der russischen Privatarmee Wagner. Die Söldner, die in der Ukraine lange an der Seite Moskaus kämpften, hatten die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt, waren Richtung Moskau marschiert und hatten dabei mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug abgeschossen. Erst nach Hunderten Kilometern gab Söldnerführer Jewgeni Prigoschin, ein ehemaliger Vertrauter von Kremlchef Wladimir Putin, den Rückzugsbefehl. Im Gegenzug erhielten die aufständischen Söldner Amnestie vom Kreml. Experten zufolge zeigt die Revolte, wie unstabil die Lage in Russland ist.

Militärexperte hält ukrainisches Kriegsziel „für offen gesagt nicht mehr erreichbar“

07.50 Uhr: Der ehemalige Brigadegeneral der Bundeswehr, Wolfgang Richter, hat in einem Interview mit dem ZDF über die derzeit laufende Gegenoffensive der Ukraine gesprochen. „Die Schwierigkeiten liegen jetzt auf der ukrainischen Seite“, sagte Richter. „Die Russen haben sich sehr stark verbarrikadiert mit Minenfeldern, mit sehr starken Artilleriewaffen, Panzern und Panzerabwehrkräften. Sie haben die Fehler nicht mehr wiederholt, die sie in den ersten Kriegsmonaten gemacht haben.“

Richter analysiert: „Die Ukrainer haben bislang ein Drittel ihrer strategischen Reserve, also mit westlichen Waffen, eingesetzt. Sie halten sich die anderen zurück, wahrscheinlich weil sie darauf hoffen, dann doch nochmal einen schweren Schlag zu führen, der zu einem Durchbruch führt.“

Das langfristige Ziel der Ukraine, die russischen Truppen von der Krim und aus der Ostukraine zu vertreiben, hält er für nicht realistisch. „Das Ziel die territoriale Integrität herzustellen im Gesamten, ein Ziel, das ja auch Präsident Selenskyj ausgegeben hat, ist offen gesagt nicht mehr erreichbar“, sagt Richter dem ZDF. Es sei denn, es kommt zu seinem sogenannten „Schwarzer Schwan“-Moment: „Außer, es würde das eintreten, was in der Geschichte immer wieder vorkam, also eine Entwicklung, die unabsehbar und unvorhersagbar ist, weil sich plötzlich etwas ganz anderes ereignet hat, zum Beispiel eine innenpolitische Destabilisierung.“

Dutzende Verletzte bei Angriff auf ostukrainische Stadt Makijiwka

Mittwoch, 5. Juli, 00.17 Uhr: In der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Makijiwka in der Ostukraine sind nach örtlichen Behördenangaben 25 Menschen durch den Einschlag mehrerer Geschosse verletzt worden. Unter den Verletzten seien zwei Kinder, teilte der von Moskau eingesetzte Chef der teils russisch besetzten Region Donezk, Denis Puschilin, in der Nacht zum Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal mit. „Die Druckwelle war für die Mehrheit der Bewohner von Makijiwka und Donezk zu spüren.“ Zuvor hatte Puschilin schon von zwei Toten durch Beschuss im Gebiet Donezk berichtet.

Laut Puschilin wurden Wohnhäuser, ein Krankenhaus, Schulen und ein Kindergarten beschädigt. Russischen Militärblogs zufolge sollen für den Beschuss Himars-Artillerieraketen verwendet worden sein, die die Ukraine von den USA bekommen hat. Nach ukrainischen Angaben ist die große Wucht der Explosion darauf zurückzuführen, dass bei dem Beschuss ein Treibstoff- oder Munitionslager getroffen wurde. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich zumeist nicht unabhängig überprüfen.

Führung in Kiew erklärt schleppenden Verlauf der Gegenoffensive

18.25 Uhr: Die ukrainische Führung hat den schleppenden Verlauf der lang angekündigten Gegenoffensive gegen die russische Armee nun mit dem neuen Ziel eines Abnutzungskampfes erklärt. „Aufgabe Nummer eins ist die maximale Vernichtung von Personal, Ausrüstung, Treibstoffdepots, Militärfahrzeugen, Kommandopunkten, Artillerie und Flugabwehrkräften der russischen Armee“, schrieb der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, am Dienstag bei Twitter. Je effektiver der Feind vernichtet werde, umso mehr Kilometer würden später befreit.

„Die vergangenen Tage waren besonders ertragreich“, fügte Danilow hinzu. Zuvor hatte der Sprecher des Frontabschnitts Taurien im Süden der Ukraine, Walerij Scherschen, ohne Details von einem Vorrücken um gut zwei Kilometer gesprochen.

Die Ukraine wehrt seit über 16 Monaten eine russische Invasion ab. Vor knapp einem Monat begann die ukrainische Armee im Süden des Landes mit einer Gegenoffensive, die bisher bei der Rückeroberung besetzter Gebiete hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt.

Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine

09.47 Uhr: Bei russischen Angriffen auf Städte im Süden und Osten der Ukraine hat es nach ukrainischen Angaben Tote und Verletzte gegeben. Durch russischen Artilleriebeschuss wurden in der südukrainischen Stadt Cherson nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft am Dienstagmorgen ein Mann und eine Frau getötet. Die Zahl der Verletzten war noch unklar.

In der nordöstlich gelegenen Stadt Sumy erhöhte sich die Zahl der Toten nach einem russischen Drohnenangriff vom Montag auf drei. 21 Menschen wurden nach örtlichen Angaben verletzt, als ein mehrstöckiges Wohngebäude getroffen wurde. Die Stadt ordnete für Dienstag einen Tag der Trauer an.

Die schweren Kämpfe bei Bachmut im Osten der Ukraine im Gebiet Donezk gingen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter. Das ukrainische Militär habe unter schwerem Beschuss durch feindliche Flugzeuge und Artillerie mehrere Angriffe abwehren können. Im Osten konzentrierten die russischen Truppen ihre Angriffe demnach auf die Richtungen Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka. Dort habe es mehr als 40 Gefechte gegeben.

Außerdem seien iranische Shahed-Drohnen gegen zivile Infrastruktureinrichtungen in den Regionen Sumy und Donezk sowie Saporischschja im Süden eingesetzt worden.

In den südukrainischen Gebieten Saporischschja und Cherson konzentriere der Feind seine Hauptanstrengungen darauf, das Vorrücken der Kiewer Truppen zu verhindern, teilte der Generalstab weiter mit. Mehr als 30 Ortschaften seien in dem Gebiet beschossen worden. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

Kiew setzt Unilever auf Liste der „Kriegssponsoren“

03.45 Uhr: Die Ukraine hat den britischen Konsumgüterkonzern Unilever auf ihre Liste der „internationalen Kriegssponsoren“ gesetzt und dies mit dessen anhaltender Tätigkeit in Russland begründet. Grund der Entscheidung der Nationalen Agentur für Korruptionsbekämpfung seien die Präsenz des Unternehmens in der Russischen Föderation und seine „hohen Steuerzahlungen“ an den russischen Staat. Dadurch unterstütze Unilever die „Wirtschaft des Aggressors“ und die „Fortführung des russischen Krieges gegen die Ukraine“, hieß es weiter.

Unilever erklärte daraufhin, es stehe weiter hinter einer im Februar abgegebenen Erklärung, in der das Unternehmen den Krieg in der Ukraine als „brutalen“ und „sinnlosen“ Akt des russischen Staats verurteilt hatte. Unilever habe Ein- und Ausfuhren eingestellt, liefere jedoch „in Russland hergestellte Lebensmittel und Hygieneartikel (...) an die Menschen im Land“, hieß es weiter.

Selenskyj weist georgischen Botschafter wegen inhaftiertem Saakaschwili aus

Dienstag, 04. Juli, 01.02 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Südkaukasusrepublik Georgien erneut mit Nachdruck zur Rettung ihres in Haft erkrankten Ex-Staatschefs Michail Saakaschwili aufgefordert. Der 55-Jährige, der ukrainischer Staatsbürger sei, solle der Ukraine für die nötige Behandlung und Pflege übergeben werden, sagte Selenskyj in seiner am Montagabend in Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft. Er forderte den Botschafter von Georgien zur Rückkehr nach Tiflis auf. Selenskyj hatte immer wieder behauptet, dass Saakaschwili in georgischer Haft “langsam getötet“ werde.

Saakaschwili, der viel Gewicht verloren hat, war zuvor zu einer Gerichtsverhandlung per Video aus dem Krankenhaus zugeschaltet worden. Sein Bruder David Saakaschwili sagte, dem Ex-Präsidenten drohe der Tod, sein Bruder könnte vergiftet worden sein.

Der Ex-Präsident kehrte trotz Haftbefehls 2021 nach Georgien zurück und wurde festgenommen. Saakaschwili war von 2004 bis 2013 Präsident der an Russland grenzenden ehemaligen Sowjetrepublik Georgien. Er setzte prowestliche Reformen durch. Nach seiner Abwahl wurde er in Abwesenheit wegen Korruption und Anstiftung zur Körperverletzung zu Haft verurteilt.

Selenskyj dankt Scholz für Flugabwehr und bitte um mehr Hilfe

23.43 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die deutsche Hilfe bei der Flugabwehr in einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als „sehr kraftvoll" gelobt. „Die brillanten Iris-T-Systeme haben sich als sehr wirksam beim Schutz unseres Luftraums erwiesen„, sagte Selenskyj in seiner am Montagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Zudem habe Deutschland der Ukraine auch das sehr effektive Flugabwehrsystem vom US-Typ Patriot überlassen. „Die Ukraine ist sehr dankbar dafür„, sagte Selenskyj nach dem Telefonat.

Der Staatschef hob zum Tag der Raketenabwehr der Luftstreitkräfte zudem die Erfolge der Truppen hervor. Es seien seit Kriegsbeginn mehr als 180 russische Flugzeuge, mehr als 130 Hubschrauber, über 40 Raketen und mehr als 1000 Marschflugkörper sowie über 1600 Drohnen verschiedener Typen abgeschossen worden, sagte Selenskyj. „All das bedeutet abertausende Leben, die von Ihnen gerettet wurden, hunderte Orte mit wichtiger Infrastruktur, die Ihr geschützt habt.“

Zugleich machte Selenskyj einmal mehr deutlich, dass das Land noch viel mehr Hilfe des Westens brauche für den eigenen Schutz. “Leider hat unser Land nicht genügend hochqualitative Flugabwehrsysteme, um unser ganzes Gebiet zu schützen und alle feindlichen Ziele zu zerstören“, sagte er. Russland nutze diese Schwäche aus – wie etwa am Montag, als das Land mit einem “weiteren terroristischen Angriff“ mit einer Drohne Wohngebäude und ein Gebäude des Geheimdienstes in der Stadt Sumy im Nordosten getroffen habe.

Selenskyj bekräftigte sein Ziel, die Ukraine zur Basis für einen Raketenschutzschirm in Europa gegen russische Angriffe zu machen. “Das ist absolut notwendig und absolut möglich“, sagte er. Europa könne nur in Frieden leben, wenn es Sicherheitsgarantien gebe.

Soldat über Lage an der Front: „Wir schlafen auf Leichen“

16.50 Uhr: Die Fortschritte sind auf ukrainischer Seite weiterhin gering. Die Regierung hatte als Kriegsziel die Zurückeroberung des gesamten von Russland besetzten Gebiets ausgerufen.

Aus einem eroberten Schützengraben im Süden meldet sich nun ein ukrainischer Soldat über den Messenger „Telegram“ zu Wort. Er ist Kommandeur einer ukrainischen Einheit, die im Süden versucht, durch die russischen Verteidigungslinien zu brechen:

„Wir sind gezwungen wieder auf dieser Position zu bleiben. Der Graben ist voller Leichen der Russen. Wir haben versucht zu schlafen, uns auszuruhen. Wir haben auf Leichen geschlafen. So eine Erfahrung habe ich noch nie gemacht. Aber ist es weich. So viel kann ich sagen.“

Selenskyj: Putin hat nicht alles unter Kontrolle

15.02 Uhr: Die massive Präsenz der russischen Armee in der Ukraine - statt in den Kasernen in der Heimat - hat nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Blitzrevolte der Wagner-Truppe in Russland ermöglicht. „Putin hat die Sicherheitslage nicht unter Kontrolle“, sagte Selenskyj dem US-Sender CNN mit Blick auf den russischen Staatschef. „Wir wissen alle, dass seine gesamte Armee in der Ukraine ist, fast die gesamte Armee ist dort. Deshalb war es für die Wagner-Truppen so einfach, durch Russland zu marschieren. Wer hätte sie aufhalten können?“

Selenskyj und Putin. Imago

Selenskyj und Putin. Imago© Imago

Die Reaktion des Kremlchefs auf den Aufstand der von Jewgeni Prigoschin angeführten Privatarmee Wagner vor gut einer Woche bewertete Selenskyj als „schwach“. Die Rebellion habe gezeigt, dass Putin nicht alles kontrolliere. Die Vertikale der Macht - das System, in dem sich alles dem Kreml unterordnet - zerfalle, sagte Selenskyj.

Russische Besatzer: Brücke zur Krim bei Tschonhar repariert

14.20 Uhr: Nach nur eineinhalb Wochen haben die russischen Besatzer eine durch ukrainischen Raketenbeschuss beschädigte Brücke bei Tschonhar zur Halbinsel Krim eigenen Angaben zufolge wieder repariert. Der „kürzeste und bequemste Transportkorridor“ zur Krim funktioniere wieder wie gehabt, teilte der von Moskau eingesetzte Regierungschef des besetzten Teils des südukrainischen Gebiets Cherson, Andrej Alexejenko, am Montag bei Telegram mit. Der Eintrag wurde wenig später gelöscht. Russische Medien verwiesen jedoch weiterhin auf Alexejenkos Aussage. Einer der Sprecher der vom Kreml eingesetzten Verwaltung im Gebiet Saporischschja, Wladimir Rogow, veröffentlichte Montagmittag zudem ein Video, das den laufenden Verkehr auf der Brücke zeigen soll.

Zwei Brücken über den Sywasch-See waren am 22. Juni durch mehrere ukrainische Raketen beschädigt worden. Zunächst hatte es nach örtlichen Angaben geheißen, die Brücke bei Tschonhar sei für Wochen nicht mehr zu benutzen. Der Straßenverkehr zwischen den besetzten Teilen der südukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja zur Krim musste über die weiter westlich gelegene Landenge von Perekop umgeleitet werden. Russland hatte die Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die zur Ukraine gehört, gegen internationale Regeln schon 2014 besetzt.

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Diese Waffe hilft im Kampf gegen russische Drohnen

Neue Hoffnung an der Front

Diese Waffe hilft im Kampf gegen russische Drohnen

Das britische AUDS-System: Mit dem neuen Radiowellen-System will die Ukraine sich gegen russische Drohnen verteidigen. (Quelle: Blighter Surveillance Systems)

Das britische AUDS-System: Mit dem neuen Radiowellen-System will die Ukraine sich gegen russische Drohnen verteidigen. (Quelle: Blighter Surveillance Systems)© T - Online

Russische Drohnen setzen der Ukraine im Krieg zu. Mithilfe eines neuen Verteidigungssystems will sie sich zur Wehr setzen.

Müsste man eine Besonderheit des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine herausstellen, wäre es wohl der Einsatz von Drohnen in der Kriegsführung. Noch nie waren die unbemannten Flugobjekte so wichtig für den Erfolg auf dem Schlachtfeld – egal, ob es darum geht, feindliche Stellungen anzugreifen, Gefechtsgebiete auszuspähen oder Städte und Dörfer zu bombardieren.

Insbesondere Russland setzt eine Vielzahl von Drohnen gegen die Ukraine ein. Das stellt die ukrainische Armee vor gewaltige Probleme, denn der großen Menge russischer Drohnen ist mit konventionellen Mitteln nur schwer beizukommen.

Nun soll ein sogenanntes AUDS (Anti-UAV Defence System) helfen. Das habe die britische Regierung an die Ukraine geliefert, berichtet die "Bild"-Zeitung. Das neuartige Abwehrsystem soll russische Drohnen früh erkennen und anschließend vom Himmel holen.

Drei Komponenten gegen Drohnen

Das britische Unternehmen Blighter hat das AUDS entwickelt. Das System ist auf einem mehrere Meter hohen Rohr befestigt, das entweder fest an einer Position verankert oder auf ein Fahrzeug montiert werden kann.

Das AUDS auf einem gepanzerten Fahrzeug: Das Anti-Drohnen-System kann sowohl stationär als auch mobil eingesetzt werden. (Quelle: Blighter Surveillence Systems)

Das AUDS auf einem gepanzerten Fahrzeug: Das Anti-Drohnen-System kann sowohl stationär als auch mobil eingesetzt werden. (Quelle: Blighter Surveillence Systems)© T - Online

Drei Komponenten sind laut Herstellerangaben dafür verantwortlich, die Drohnen zum Absturz zu bringen. Zuerst kann der AUDS-Operator seine Umgebung mittels Radar scannen und so erkennen, ob sich Drohnen seiner Position nähern. Tauchen die unbemannten Flugobjekte auf dem Radar auf, können sie durch einen elektro-optischen Sensor verfolgt werden. Die Bewegungen der Drohne zeigt das AUDS auf einem separaten Bildschirm, vor dem sein Bediener sitzt.

Die dritte Komponente ist der sogenannte RF Inhibitor. Das Gerät kann spezielle Sperrradiowellen aussenden, die die Funkverbindung zwischen Drohne und Kontrollstation stören. So kann das System ihren Absturz auslösen.

Bericht: AUDS-System in Region Cherson im Einsatz

Laut Hersteller Blighter könne das AUDS feindliche Drohnen in einer Entfernung von bis zu zehn Kilometern aufspüren und verfolgen. Der RF Inhibitor, der die Drohnen vom Himmel schießt, hat eine etwas geringere Reichweite – wie hoch diese genau ist, spezifiziert der Hersteller auf seiner Internetseite nicht.

"Bild"-Journalist Julian Röpke schätzt in seinem Artikel, dass die Ukraine etwa 100 AUDS bräuchte, um sich auf der gesamten Länge der Front gegen russische Drohnen zu verteidigen. Bislang ist unklar, wie viele Systeme Großbritannien in die Ukraine geliefert hat. Hinweise gebe es laut Röpke jedoch darauf, dass die Ukraine ein AUDS in der Region Cherson einsetzt, offenbar in der Nähe der Antonowskyj-Brücke.

Berichte russischer Militärblogger wie etwa "Intel Slava Z" untermauern das: Sie melden, dass alle Drohnen in der Nähe des Brückenkopfes abstürzten.

Auch in Deutschland werden Anti-Drohnen-Systeme entwickelt – unter anderem hat der Rüstungskonzern Rheinmetall sein mobiles C-UAS-System bereits erfolgreich getestet. Eine Anfrage dazu, ob auch Deutschland solche Anti-Drohnen-Systeme an die Ukraine liefern wolle, ließ das Bundesministerium für Verteidigung bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unbeantwortet.

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Neue Wunderwaffe gegen Russland: USA erwägen Lieferung von ATACMS-Raketen

Ukraine-Krieg

Neue Wunderwaffe gegen Russland: USA erwägen Lieferung von ATACMS-Raketen

Interne Quellen berichten von einer „stillen Debatte“ in der US-Regierung über die Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine. Frankreich legt derweil vor.

Washington – Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im vergangenen Februar hat der US-General und NATO-Kommandeur Christopher Cavoli sie neben F16-Kampfjets als Bedingung für einen Sieg der Ukraine über Russland bezeichnet: Moderne Langstreckenraketen, mit denen Ziele, etwa Militärflughäfen, tief im Inneren Russlands erreicht werden können. Ganz oben auf der Wunschliste der Ukraine stehen die in den USA hergestellten ATACMS-Rakten, die eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern haben.

USA verweigern bisher die Lieferung von ATACMS-Raketen an die Ukraine

Bisher lehnten die USA es ab, dem von Russland überfallenen Land solche Langstreckenraketen zur Verfügung zu stellen. Sie verwiesen stets auf die Gefahr einer Eskalation des Ukraine-Krieges, sollte unmittelbar russisches Territorium angegriffen werden. Wie die New York Times berichtet, erwägt die US-Regierung intern, dieses Raketensystem an die Ukraine auszuliefern. Die Zeitung beruft sich auf drei Beamte aus den USA und Europa, die ihnen von einer „stillen Debatte innerhalb der Biden-Administration“ berichteten, wenigstens einige wenige ATACMS-Raketen in das Kriegsgebiet zu liefern.

Neben der Angst vor einer Ausweitung des Ukraine-Krieges ist auch die geringe Stückzahl ein Grund für die bisherige Ablehnung von US-Präsident Joe Biden, dieses Waffensystem an die Ukraine auszuliefern. US-Militärkreise wiesen in der Vergangenheit darauf hin, dass ihr Arsenal an ATACMS relativ klein ist und die Raketen für andere Kriegspläne des Pentagons vorgesehen sind. Insgesamt wurden von Lockheed Martin nach Informationen der New York Times nur etwa 4000 Stück dieser Langstreckenraketen gebaut. Eine Weitergabe an die Ukraine würde die Einsatzbereitschaft in anderen (möglichen) Krisengebieten gefährden.

Ukraine-Krieg: Frankreich legt auf Nato-Gipfel mit SCALP-Raketen vor

Über das 1991 entwickelte und aus oberflächengelenkten Marschflugkörpern bestehende „MGM-140 Army Tactical Missile System“ (ATACMS) verfügen derzeit die USA, Südkorea, Griechenland, die Türkei und Polen. Die Ukraine bittet die USA schon länger um diese hocheffektiven Präzisionswaffen. Präsident Wolodymyr Selenskyi bezeichnete sie als unerlässlich für die Bekämpfung des „russischen Terrors“, wie das Nachrichtenportal Kyiv Independent berichtet.

Test einer ATACMS-Rakete bei einer US-amerikanischen und südkoreanischen Militärübung

Test einer ATACMS-Rakete bei einer US-amerikanischen und südkoreanischen Militärübung© HANDOUT/SOUTH KOREAN DEFENCE MINISTRY/AFP

Die USA stehen mittlerweile unter Zugzwang. Auf dem NATO-Gipfel in Vilnius sagte am Dienstag (11. Mai) Frankreich zu, der Ukraine Langstreckenraketen vom Typ SCALP zu liefern, die eine Reichweite von 250 Kilometern haben. Angesichts der von der Ukraine geführten Gegenoffensive wolle man die „Lieferung von Waffen und Ausrüstung“ erhöhen, damit die Ukrainer auch Angriffe auf weitere Distanz durchführen könnten, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Rande des Gipfels. Bereits im vergangenen Mai lieferte auch Großbritannien baugleiche Langstreckenraketen, die es „Storm Shadow“ nennt, an Kiew.

Raketen für die Ukraine: Sorgt Frankreichs Lieferung für ein Einlenken Washingtons?

Wie die USA schreckte auch Frankreich zunächst aus Angst vor einer Eskalation des Krieges vor der Lieferung von Langstreckenraketen zurück. Das französische Vorbild könnte nun zu einem Einlenken Washingtons beitragen. Die ATACMS-Raketen gehören zu dem wenigen Kriegsgerät, das die USA trotz entsprechender Bitten offiziell nicht an Kiew liefern wollen.

Dabei könnte der Einsatz dieser Raketen, die eine noch größere Reichweite als die SCALP/Storm Shadow-Raketen haben, für die zermürbende ukrainische Gegenoffensive im Ukraine-Krieg von entscheidender Bedeutung sein, berichtet Kyiv Independent. Die Streitkräfte könnten mithilfe von Langstreckenraketen in Regionen vorstoßen, in denen die russischen Besatzungstruppen starke Verteidigungspositionen halten.

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Ukraine schlägt hart zu: Zahlreiche russische Artillerieeinheiten radikal ausgelöscht

Archivbild: Russische Artillerie / "File:Artillery exercise with 2S19 Msta-S at the Mulino Training Ground (25-03-2020) 03.jpg" by Ministry of Defence of the Russian Federation is licensed under CC BY 4.0.

Archivbild: Russische Artillerie / "File:Artillery exercise with 2S19 Msta-S at the Mulino Training Ground (25-03-2020) 03.jpg" by Ministry of Defence of the Russian Federation is licensed under CC BY 4.0.© Bereitgestellt von News in Five

Die Truppen der angegriffenen Ukraine setzen ihre Offensive zur Zerstörung von russischen Artillerieanlagen und Nachschub entlang der Frontlinie fort. Damit dürfte das Schlachtfeld für die nächste Phase der Gegenoffensive vorbereitet werden.

Allein gestern wurde die Rekordzahl von 31 Artillerieeinheiten vernichtet, so der ukrainische Generalstab. In den letzten sechs Tagen wurden damit knapp 130 russische Artilleriesysteme zerstört. Die Ukraine scheint hierbei verschiedene Taktiken einzusetzen, wie aus veröffentlichten Videos hervorgeht. Es wurde gemeldet, dass die ukrainischen Truppen unter anderem das amerikanische HIMARS-System nutzen, um gezielt russische Artilleriegeschütze wie Panzerhaubitzen oder Geschützstellungen anzugreifen.

Außerdem gibt es Berichte, dass die Ukraine bereits erste Lieferungen der kontroversen Artillerie-Streumunition aus den Vereinigten Staaten erhalten hat. Sobald diese Waffen eingesetzt werden, dürften die ukrainischen Gegenangriffe noch effizienter und wirkungsvoller sein.

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Steht Krim-Offensive bevor? Ukrainisches Militär: „Werden bald eindringen“

Steht Krim-Offensive bevor? Ukrainisches Militär: „Werden bald eindringen“

Ein ukrainischer Soldat des „Donbass-Bataillons“ feuert während einer Trainingseinheit auf einem Schießstand in der Nähe der östlichen Stadt Mariupol, Ukraine, einen Raketenwerfer ab.

Ein ukrainischer Soldat des „Donbass-Bataillons“ feuert während einer Trainingseinheit auf einem Schießstand in der Nähe der östlichen Stadt Mariupol, Ukraine, einen Raketenwerfer ab.© Roman Pilipey/dpa (Archivbild)

In den vergangenen Tagen erfolgten mehrere Krim-Angriffe. Ukrainische Truppen könnten nun Vorbereitungen für eine Offensive auf die Krim treffen.

Kiew – Die Befreiung der Krim-Insel gilt als einer der Hauptziele der ukrainischen Gegenoffensive. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Aufmerksamkeit häufig auf die annektierte Schwarzmeerhalbinsel gelenkt und den Anspruch auf die Krim betont. Jüngste Angriffe könnten darauf hindeuten, dass die ukrainischen Truppen die Krim tatsächlich verstärkt ins Visier nehmen. Das ukrainische Militär soll sogar eine bald anstehende Offensive auf die Krim bestätigt haben.

Rückeroberung der Krim: Ukraine bereitet sich wohl auf Offensive vor

In einem Interview mit dem ukrainischen TV-Sender TSN sagte Kyrylo Budanow, Direktor des Militärnachrichtendienstes der Ukraine, dass die Streitkräfte der Ukraine (AFU) „bald in die Krim eindringen werden“. Budanow nannte weder einen konkreten Zeitplan, noch andere Details der mutmaßlichen Gegenoffensive auf die Krim. Ein Statement des ukrainischen Verteidigungsministeriums blieb bislang noch aus.

Von ukrainischer Seite gibt es immer wieder Drohnenangriffe auf die von Russland schon 2014 annektierte Halbinsel. Mitten in der Ferienzeit sind laut Behörden 25 ukrainische Drohnenangriffe abgewehrt worden. In der Nacht habe das „Kiewer Regime“ versucht, Objekte auf der Halbinsel zu beschießen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag (30. Juli) in Moskau mit. Die Flugabwehr habe 16 Drohnen abgeschossen. Die anderen neun Flugobjekte seien durch die radioelektronische Abwehr nahe der Landspitze Tarchankut im Westen der Krim zum Absturz gebracht worden. Es gebe keine Schäden oder Verletzte.

Krim bei Gegenoffensive im Visier – Kiew bestätigt Angriffe

Auf der Krim machen im Sommer viele Russen trotz der Gefahr Urlaub. Das Moskauer Ministerium, das die Ukraine in seinem seit mehr als 17 Monaten andauernden Angriffskrieg immer wieder mit Attacken durch Raketen, Marschflugkörper und Drohnen überzieht, warf Kiew „Terror“ vor und fürchtete offenbar Angriffe aus der Ukraine. Die ukrainischen Angriffe stehen aber offenbar in keinem Verhältnis zu denen Moskaus.

Erst vor kurzem hat die Ukraine hat einen von ihr am Samstag geführten Angriff auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim bestätigt. Der Angriff habe auf „militärische Einrichtungen“ gezielt und sei von den ukrainischen Streitkräften ausgeführt worden, teilte eine Quelle innerhalb der ukrainischen Armee der Nachrichtenagentur AFP mit. Ein Munitionslager ist durch den ukrainischen Drohnenangriff in Brand geraten.

Gelingt Eroberung der Krim noch im Sommer 2023?

Für den ehemaligen US-General Ben Hodges könnte die Befreiung der Krim eine entscheidende Rolle im Ukraine-Krieg spielen. „Wenn sie die Krim erobern, und ich glaube, das gelingt noch in diesem Sommer, dann wird alles fallen“, mutmaßte Hodges im Interview mit Peter Salmajew, Direktor der Eurasia Democracy Initiative sowie dem ukrainischen Militärblogger Taras Berezovets und betonte daraufhin: „Die Krim ist der Schlüssel.“

Die Ukraine hat angekündigt, sich das Gebiet im Zuge ihrer Gegenoffensive gegen den russischen Angriffskrieg zurückzuholen. Die mit westlichen Waffen und viel Munition des Westens unterstützte Offensive zur Befreiung der Gebiete von der russischen Besatzung kommt nach Meinung von Militärexperten langsamer voran als von der Ukraine erhofft.

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Ukrainische Armee nach eigenen Angaben kurz vor einem Durchbruch

Eine deutsche Panzerhaubitze 2000 der ukrainischen Armee an der Frontlinie nahe Bachmut

Eine deutsche Panzerhaubitze 2000 der ukrainischen Armee an der Frontlinie nahe Bachmut© dpa

Zwei Tage nach dem mutmaßlichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgenij Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz herrscht noch immer keine Klarheit über die Umstände. Russlands Präsident Wladimir Putin bestätigte am Donnerstagabend nur indirekt den Tod seines einstigen Günstlings, der als Chef der Privatarmee Wagner zwei Monate zuvor gegen ihn gemeutert hatte. Allerdings geht auch die US-Regierung nach Medienberichten davon aus, dass Prigoschin bei dem Absturz am Mittwochabend ums Leben kam.

Die USA kündigten unterdessen an, im September mit der Ausbildung ukrainischer Piloten auf dem Kampfflugzeug F-16 zu beginnen. Um dieses Flugzeug hatte Kiew lange gebeten, nun soll es die ukrainische Luftwaffe endlich bekommen – nach den Niederlanden und Dänemark kündigte am Donnerstag auch Norwegen an, F-16 zur Verfügung zu stellen.

Präsident Wladimir Putin hatte seine Armee am 24. Februar 2022 in das Nachbarland einmarschieren lassen. Anderthalb Jahre später wurde am Donnerstag der Unabhängigkeitstag der Ukraine gefeiert, zu dem Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Glückwunsch-Anruf seines wohl wichtigsten Unterstützers bekam. US-Präsident Joe Biden versprach ihm nach Angaben des Weißen Hauses, die Verteidigungsbemühungen der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland so lange wie nötig zu unterstützen. Derweil wurde über Odessa und der russisch besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim in der Nacht zu Freitag Luftalarm ausgelöst.

Putin spricht in Vergangenheitsform von Prigoschin

Eine offizielle Identifizierung der Leiche Prigoschins durch die russischen Behörden stand bis Freitag noch aus. Putin sprach indes schon in der Vergangenheitsform von dem „talentierten Geschäftsmann“ und Söldnerführer. „Er war ein Mensch mit einem schwierigen Schicksal, und er hat ernsthafte Fehler gemacht“, sagte er. Während der Meuterei der Wagner-Kämpfer gegen die russische Führung im Juni hatte Putin seinem langjährigen militärischen Handlanger Prigoschin Verrat vorgeworfen, ihm und seinen Gefolgsleuten dann aber die Ausreise nach Belarus ermöglicht.

Bei dem Flugzeugabsturz kamen zehn Menschen ums Leben. An Prigoschins Firmensitz in St. Petersburg und in anderen russischen Städten legten Trauernde Blumen nieder. Prigoschin und seine Wagner-Truppe hatten zwar wegen ihrer verdeckten Auslandseinsätze und wegen ihrer Brutalität auch im Inland keinen guten Ruf. Doch seine Kritik an Fehlern der russischen Militärführung machte ihn für viele Russen auch zu einem Helden. In sozialen Medien wurde der Vorwurf erhoben, das vermeintliche Flugzeugunglück sei in Wahrheit ein Attentat auf Prigoschin gewesen – eine Einschätzung, die auch viele westliche Politiker und Militärexperten vertreten.

Auch USA vermuten Attentat

Die „New York Times“ und andere US-Medien berichteten unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise, dass vermutlich eine Explosion an Bord des Flugzeugs den Absturz ausgelöst habe. Eine endgültige Schlussfolgerung sei noch nicht gezogen, eine Explosion aber derzeit die wahrscheinlichste Begründung, schrieb die „New York Times“. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministerium sagte, es gebe keine Hinweise, dass das Flugzeug von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden sei. Dies hatten Prigoschin nahestehende Webseiten und Kanäle in sozialen Medien gemutmaßt.

In Deutschland sieht SPD-Chef Lars Klingbeil in dem mutmaßlichen Attentat ein Anzeichen für Putins schwindende Macht. „Wenn das am Ende alles so stimmt, wie wir gerade vermuten, ist das ein weiteres Indiz dafür, dass Putin nicht mehr alles im Griff hat, dass Putin nicht mehr in Russland alles steuern kann – nur noch mit Terror und mit Unterdrückung“, sagte Klingbeil in Lüneburg bei „RND vor Ort“, einer Veranstaltung des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Das ist erstmal auch ein Zeichen, das ein bisschen Optimismus gibt, dass dort langsam dieses System Putin auseinanderfällt.“

Selenskyj: Die Welt braucht unsere Offensive

Der Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive sei bedeutend für die gesamte Welt, sagte Präsident Selenskyj bei einem Treffen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre in Kiew. „Denn die Ukraine kämpft für unsere gemeinsamen Werte. Ich wünsche mir, dass alle Welt das endlich begreift.“ Der Erfolg der Vorstöße im Süden hänge indes an vielen Faktoren, unter anderem an der hohen Minendichte in den russisch besetzten Gebieten. „Tausende von Minen, alles ist vermint, aber die Soldaten kommen voran.“

Die Gegenoffensive der Ukrainer ist bislang hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben. Medien in den USA zitieren Kritik von Experten am Einsatz der ukrainischen Truppen. Der Oberkommandierende Walerij Saluschnyj wies dies laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ zurück. Seine Truppen stünden kurz vor einem Durchbruch, behauptete er demnach.

Ukrainische Truppen wehrten nach Militärangaben an mehreren Frontabschnitten russische Angriffe ab. Der abendliche Lagebericht des Generalstabs in Kiew nannte die Abschnitte Kupiansk im Osten des Landes und Awdijiwka nördlich der von Russland kontrollierten Stadt Donezk. Bei Marjinka südwestlich von Donezk seien die Russen in der Offensive; es sei aber gelungen, sie zurückzuhalten. Die eigene Gegenoffensive bei Robotyne im Gebiet Saporischschja laufe weiter, man baue die erreichten Positionen aus. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar.

Am Freitagmorgen hieß es dann aus Moskau, die ukrainische Luftwaffe habe in der Nacht einen großangelegten Drohnenangriff gewagt. Die Luftabwehr habe 42 Flugroboter über der Krim entdeckt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Auf neun der unbemannten Flugkörper sei geschossen worden, bei 33 das Steuerungssystem gestört worden, so dass die Drohnen vor dem Erreichen ihres Ziels abgestürzt seien.

USA steigen in Ausbildung der Ukraine auf F-16 ein

Das US-Militär will ukrainische Piloten in den USA an Kampfflugzeugen vom Typ F-16 ausbilden, wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder ankündigte. Im September solle zunächst ein Englisch-Training beginnen, im Oktober dann das Flugtraining. Die US-Regierung will damit einen weiteren Trainingsort einrichten neben den Ausbildungsstätten bei europäischen Partnerländern. Die Ukraine hatte ihre internationalen Partner monatelang um westliche Kampfflugzeuge gebeten, um die russische Invasion besser abwehren zu können.

Solidarität mit der angegriffenen Ukraine

Zum Unabhängigkeitstag der Ukraine bekundeten am Donnerstag in Berlin zahlreiche Menschen ihre Unterstützung für das angegriffene Land. Bei einer Demonstration vor dem Brandenburger Tor waren blau-gelbe Flaggen zu sehen. Ukrainerinnen und Ukrainer forderten weitere militärische und humanitäre Hilfe im Kampf gegen die russischen Angreifer. Mit mehreren Aktionen in Berlins Mitte – teils nicht weit entfernt von der russischen Botschaft – gedachten die Menschen der Opfer des Krieges.

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Attacke auf Schwachstelle von Putins Truppen

Fast zwei Drittel der ukrainischen Seedrohnen werden bei Angriffen zerstört. Das sei aber Teil der Strategie, sagt Geheimdienstchef Kyrylo Budanow.

Ukrainische Seedrohnen richten immer wieder Schäden an russischen Schiffen an, besonders nahe der Halbinsel Krim. Die Kamikaze-Gefährte werden meist in der Nacht losgeschickt und steuern automatisch auf ihr Ziel zu. Haben sie es erreicht, explodiert die Sprengladung. Zwar gibt es immer wieder Meldungen von vereinzelten Drohnenangriffen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstchefs Kyrylo Budanow schickt Kiew aber wesentlich mehr Drohnen aufs Meer als bislang bekannt.

Eine genaue Zahl will der Top-Spion in einem Interview mit Radio Svoboda zwar nicht nennen, spricht jedoch "von einer ganzen Menge". Dabei gebe es erhebliche Verluste. Etwa 60 bis 70 Prozent der ukrainischen Seedrohnen würden von der russischen Abwehr entdeckt und zerstört. Das besorgt den Generalmajor aber wenig.

"Da es reale Verluste gibt und der Preis einer solchen Drohne und der Preis eines Kriegsschiffes nicht vergleichbar sind, kann man sagen, dass es sich hierbei um eine recht effektive Methode handelt", sagte Budanow. Zwar fange Russland fast zwei Drittel ab. "Das Problem für sie ist aber das Drittel, das durchkommt." Mittlerweile hätte die Ukraine auch eine Serienproduktion dieser Spezialwaffen begonnen.

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Selbst bei Zerstörung noch Wirkung

Und selbst wenn eine Drohne abgefangen wird, kann sie noch Wirkung zeigen. Es gebe Fälle, in denen das Gefährt nahe eines Schiffes entdeckt und zerstört wurde – das Schiff habe dann aber auch wegen Kollateralschäden repariert werden müssen. So sei eines der autonomen Boote bei einem Angriff auf Sewastopol entdeckt worden. "Es wurde zerstört, als es sich der russischen Fregatte "Admiral Essen" näherte", erzählt Budanow. Aber die Schockwelle der Explosion in etwa 100 Meter Entfernung habe Schäden an Sensoren und elektronischen Einrichtungen am russischen Kriegsschiff verursacht. "Es musste für dreieinhalb Monate in Reparatur", erzählt Budanow. Unabhängig geprüft werden, konnten die Angaben Budanows bisher nicht.

Die Flotte der unbemannten Seedrohnen habe nicht zum Ziel, die russische Marine zu zerstören. Budanow weiß, dass es dazu mehr braucht. Die Strategie ist eine andere: Verunsicherung. Die massiven Angriffe hätten die russische Flotte paralysiert, so der Geheimdienstchef. "Deren Schiffe fahren in nördlicher Richtung nicht weiter als bis dorthin, wo es Angriffe auf Sewastopol gegeben hat." Nach Ansicht des britischen Geheimdienstes habe die Ukraine eine Achillesferse gefunden: die russischen Versorgungslinien über das Meer. Sie könnten nun mit Drohnen zumindest gestört werden.

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Drohnen griffen russische Kriegsschiffe an

Im vergangenen Jahr hatte die Ukraine den Hafen von Sewastopol angegriffen, in dem sich die russische Schwarzmeerflotte befindet. Dabei wurden das Flaggschiff "Admiral Makarow" und ein Minensuchboot beschädigt. Russland hat seitdem den Schutz des Hafens ausgebaut und setzt unter anderem auch mehr Delfine ein, die vor Eindringlingen warnen sollen.

Im Juli und August gab es weitere, nach Angaben der Ukraine erfolgreiche, Angriffe auf die Krim-Brücke sowie zwei russische Kriegsschiffe. Der britische Geheimdienst nannte eine Attacke auf ein Landungsschiff in Noworossijsk einen "herben Schlag gegen die Schwarzmeerflotte". Denn diese hatte bereits Schiffe aus Sewastopol in den Alternativhafen verlegt, um sie besser zu schützen.

Im Einsatz sind dabei meistens die "Sea Baby"-Drohnen. Sie sind Kamikaze-Boote, die bis zu 850 Kilogramm Sprengstoff transportieren können. Sie sind Medienberichten zufolge vom ukrainischen Geheimdienst SSU zusammen mit dem privaten Sektor entwickelt worden. Eine weitere Seedrohne ist die "Magura V5", etwa fünf Meter lang. Sie kann Strecken von bis zu 800 Kilometer zurücklegen.