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Zitat von Gast am 26. November 2021, 12:29 UhrStändige Impfkommission
Die unrühmliche Rolle des wichtigsten Corona-Gremiums
Der Impfstoff für Kinder ist in der EU nun ebenfalls zugelassen. Doch bis es in Deutschland offiziell so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen. Denn die Ständige Impfkommission entscheidet langsam. Und stiftet gern Verwirrung.
Die Pandemie hat aus Wissenschaftlern Stars gemacht. Ob Christian Drosten oder Melanie Brinkmann – für manch einen sind die Virologen jetzt so etwas wie Helden der Nation.
Thomas Mertens gehört eher nicht dazu.
In Talkshows sitzt der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), ein 71-jähriger beleibter Herr mit Vollbart und Brille, meist zurückgelehnt in seinem Stuhl, die Hände zusammengefaltet, so als ginge ihn die ganze Aufregung um Corona nicht allzu viel an. Wenn einer so die Ruhe weg hat, könnte das in normalen Zeiten sogar sympathisch rüberkommen. Aber wenn sprichwörtlich die Hütte brennt, wirkt es dann doch irritierend.
Während Mertens Virologen-Kollegen als Mahner auftreten und der Politik ein Versäumnis nach dem anderen vorwerfen, ist es beim Stiko-Chef umgekehrt: Er wird von der selbst schon zögerlichen Politik zum Handeln gedrängt. Als Beobachter fragt man sich nun, da die bislang schlimmste Welle das Land erfasst hat: Wie kann das eigentlich sein?
Im Dauerfeuer der Kritik
Denn die Stiko ist so etwas wie das wichtigste Gremium der Pandemie, weil es über die Sicherheit von Impfstoffen berät, und dann Empfehlungen für deren Einsatz abgibt. Gleichzeitig steht kaum eine Institution seit dem Corona-Ausbruch so sehr in der Kritik wie jene, die vom pensionierten Ulmer Virologen Mertens angeführt wird.
Pensionär? Ja, richtig. Der 18-köpfige Expertenrat, der aus Medizinern verschiedener Fachbereiche zusammengesetzt ist, arbeitet ehrenamtlich – was angesichts der Bedeutung der Arbeit gerade in Zeiten einer Jahrhundertkrise seltsam unangemessen erscheint. Kein Wunder, dass viele glauben, das Gremium gehöre dringend reformiert und modernisiert. Doch grundsätzliche Veränderungen dauern in Deutschland eben. So viel Zeit lässt das Virus aber nicht.
Auch jenseits einer überfälligen Großreform gibt es jedoch Dinge, die bei der Stiko irritieren und die sich vergleichsweise leicht beheben lassen müssten. Natürlich ist unzweifelhaft, dass die Mitglieder der Kommission ihr Bestes geben und streng wissenschaftlich entscheiden. Unstrittig ist auch, dass die Stiko ihr Arbeitstempo gegenüber früher erhöht hat: Trafen sich die Experten vor der Corona-Krise nur wenige Male im Jahr, tagen sie inzwischen zumeist wöchentlich. So weit, so respektabel.
Gremium für allgemeine Verunsicherung
Und dennoch: Die Kommission hat immer wieder unnötig Verwirrung gestiftet und sich für ihre Entscheidungen zu viel Zeit gelassen. Wohl auch deshalb sieht manch einer in ihr inzwischen eher einen Impfverhinderer. "Ich glaube, dass manche Empfehlung zu viel Zeit braucht", sagt etwa Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek t-online.
Den Vorwurf der besonderen Langsamkeit müssen sich die Experten gefallen lassen, auch wenn sie damit nicht allein sind. Am Donnerstag empfahl die EU-Arzneimittelbehörde Ema die Impfung für Kinder ab fünf Jahren. Schon das ist eine reichlich späte Entscheidung. In Israel wird diese Altersgruppe seit Monaten geimpft, in den USA seit Anfang November. Europa ist also eh schon langsam.
Um diesen Rückstand zumindest etwas aufzuholen, empfahl Österreichs Nationales Impfgremium sofort die Impfung für Kinder. In Deutschland dagegen hieß es seitens der Stiko: Moment, bloß nichts überstürzen! Mertens kündigte an, die Stiko wolle ihre Empfehlung zur Corona-Impfung für Kinder am 20. Dezember abgeben.
Zu viel deutsche Gründlichkeit?
Wer notorisch nur das Positive sehen will, könnte sagen: Das ist immerhin noch in diesem Jahr. Und womöglich rechtzeitig zu dem Termin, an dem die entsprechenden Lieferungen des Impfstoffs eintreffen. Aber bei vielen Eltern dürfte die Enttäuschung über den späten Zeitpunkt trotzdem groß sein. Viele sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder, zumal das Infektionsgeschehen in den Schulen sehr hoch ist.
Doch in Deutschland wird es das schützende Vakzin bis zur offiziellen Empfehlung der Stiko nur als "Off-Label"-Impfung geben. Das heißt: Besonders engagierte Ärzte verabreichen Kindern eine geringere Dosis des Erwachsenen-Impfstoffs. Etwa ein Drittel des Vakzins. München beispielsweise will möglichst schnell mit der Impfung der Fünf- bis Elfjährigen beginnen und richtet dafür gerade kindgerechte Impfstraßen ein.
Nur eine breit angelegte Impfkampagne für die neue Zielgruppe wird es bundesweit kaum geben. Auch das ist eine verpasste Chance: Es wäre zur Pandemiebekämpfung wahrscheinlich nicht das Schlechteste, wenn noch vor den Weihnachtsferien Massenimpfungen an Schulen starten würden.
Empfohlener externer Inhalt
Warum die Stiko überhaupt noch mal extra abwägt? Im Falle der Kinderimpfung wurde das Vakzin für seine Zulassung nur unter 300.000 jungen Probanden getestet. Das sind streng genommen zu wenige Teilnehmer, um seltene Nebenwirkungen zu entdecken. Für ihre Empfehlungen wägt die Stiko ab, wie groß der individuelle Nutzen und wie hoch der positive Effekt auf das Infektionsgeschehen ist. Beides setzt sie in Relation zu den potenziellen Risiken durch die Covid-Impfung.
Klingt irgendwie beruhigend gründlich. Ist aber kein wirklicher Trost. Vor allem deshalb nicht, weil Deutschland nun zum wiederholten Mal im internationalen Vergleich ein Nachzügler ist. Denn auch die beiden vorherigen Stiko-Empfehlungen kamen eher langsam daher.
Zuletzt bei der Booster-Impfung. Israel begann im Juli mit den Auffrischungen, die USA verteilen seit September den dritten Pikser. In Deutschland wird erst seit Oktober geboostert. Aber Fahrt nahm die Kampagne zunächst nicht auf. Denn die Stiko empfahl die Booster-Impfung zunächst nur für über 70-Jährige. Das änderte sich erst vor wenigen Tagen. Da hatten aber längst Hunderttausende Jüngere die Arztpraxen gestürmt. Sie waren mit ihrer Geduld einfach am Ende.
Auch bei der Corona-Impfung für Jugendliche verging viel Zeit. Im Sommer machten Politiker der Stiko Druck, das Expertengremium solle nun endlich eine Empfehlung für die 12- bis 17-Jährigen aussprechen. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble appellierte an die "Verantwortung" der Stiko. Die Corona-Risiken seien auch für Kinder um ein Vielfaches höher als die einer Impfung. Er wünschte sich persönlich als Großvater, so Schäuble im Sommer, dass seine Enkel möglichst bald geimpft werden könnten.
Das Virus gönnt sich keine Pause
Die Impfempfehlung erteilten die Politiker schließlich selbst. Ein ungewöhnlicher Weg zwar, aber das neue Schuljahr stand kurz bevor. Und in das sollten zumindest die älteren Jahrgänge nicht ungeschützt starten. Das war auch Profilierung im Wahlkampf. Einerseits. Andererseits wurden in den USA 12- bis 17-Jährige schon Anfang Mai geimpft. Auch die Ema ließ die Impfung für diese Altersgruppe bereits ab Ende Mai zu und Frankreich impfte seine Jugendlichen entsprechend schon ab Juni.
Auf die zögerlichen Entscheidungen der Stiko angesprochen konterte Mertens: "Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage aller verfügbaren Erkenntnisse, die beste Impfempfehlung für die Bürger dieses Landes und auch für die Kinder dieses Landes zu geben." Was er nicht beantwortete: Wann eigentlich der Zeitpunkt gekommen ist, an dem alle verfügbaren Erkenntnisse vorhanden sind. Und warum andere Länder einfach schneller sind. Denn die Pandemie läuft ja weiter, das Virus gönnt sich keine Pause.
Den selten um klare Worte verlegenen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder veranlasste die deutsche Langsamkeit jedenfalls bereits im Juni zu einer deutlichen Botschaft: "Wir schätzen die Stiko, aber das ist eine ehrenamtliche Organisation. Die Ema, die europäische Zulassungsbehörde, das sind die Profis."
Wenn Langsamkeit das einzige Problem wäre
Wenn Langsamkeit das einzige Problem der Stiko wäre, könnte man immerhin noch sagen: Ja gut, die Deutschen sind eben besonders gründlich. Nur brauchen die Experten nicht nur besonders lang, sie stiften auch noch viel Verwirrung. Manchmal wirkt die Stiko wie ein Gremium für allgemeine Verunsicherung.
Da ist zum Beispiel die immer wieder missverständliche Wortwahl von Stiko-Chef Mertens. So wie am 15. Juli in der Talkshow von Markus Lanz. "Würden Sie Ihre Enkel impfen lassen?", wollte der Moderator vom Virologen wissen. Der Stiko-Chef schlingerte etwas und sagte dann: "Nein, gesunde Kinder würde ich jetzt im Augenblick nicht impfen lassen."
Verständlich war, dass Mertens keine persönliche Empfehlung abgeben konnte, die dem Rat des eigenen Gremiums zuwiderläuft. Doch das war nicht der Punkt. Es waren seine ungeschickt gewählten Worte, aus denen sich ableiten ließ, dass ein gesundes Immunsystem zum Schutz gegen Corona reicht. Was viele Eltern noch heute zweifeln lässt, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen.
Das Astrazeneca-Debakel
Besonders groß war die Verunsicherung beim Impfstoff von Astrazeneca. Im Januar hatte die Stiko ihn nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren empfohlen. Ein Sonderweg, der damals auf viel Unverständnis stieß. Denn die Ema, also die europäische Behörde, empfahl den Einsatz des schwedisch-britischen Impfstoffs ohne Altersbeschränkungen. Die Stiko dagegen verwies auf die aus ihrer Sicht nur lückenhafte Datenlage für ältere Jahrgänge.
Dann folgte das Debakel: Ausgerechnet in jener Altersgruppe, für die die Stiko ausdrücklich die Impfung empfahl, erlitten einige Geimpfte schwerwiegende Hirnvenenthrombosen. Zwar traten diese nur äußerst selten auf, doch der Einsatz des Vakzins wurde europaweit ausgesetzt.
Und die Stiko? Die riet auf einmal zum Gegenteil von dem, was sie am Anfang empfahl: Nämlich eine Impfung nur für über 60-Jährige. Das Vakzin war also wieder einsetzbar, aber die Verunsicherung war groß. Das Vertrauen in den Impfstoff war dahin, er wurde zum Ladenhüter. Stiko-Chef Mertens konnte die Aufregung allerdings nicht so recht verstehen. Er sagte: "Das Ganze ist einfach irgendwie schlecht gelaufen." Es klang ein wenig so, als gehe es nur um ein verlorenes Fußballspiel.
Zu langsam, zu verwirrend
Zu langsam, zu verwirrend – vermutlich wird die Stiko diese Probleme nicht mehr abstellen. Zumindest nicht in dieser Pandemie. Aber, da sind sich inzwischen viele Experten einig, bei der nächsten Katastrophe sollte Deutschland deutlich besser aufgestellt sein. Und das gilt eben auch für die Stiko.
Bayerns Gesundheitsminister Holetschek fordert im Gespräch mit t-online: "Ich wünsche mir schon schnellere Entscheidungen in der Stiko. Wir haben bei den Auffrischimpfungen gesehen, dass trotz breiter Datenbasis die Empfehlung für einen Booster für alle erst spät kam." Weiter moniert er: "Auch die Empfehlung der Stiko für die über 70-Jährigen kam erst Anfang Oktober. Da hatte die Gesundheitsministerkonferenz schon Wochen zuvor eine Auffrischimpfung auf Basis der Daten aus Israel für vulnerable Gruppen empfohlen."
Holetschek ist sich sicher, dass sich mit einer früheren Empfehlung der Stiko schon im Verlauf des Septembers in den Alten- und Pflegeheimen mehr Menschen für einen Booster entschieden hätten. "Aus wissenschaftlicher Sicht mögen diese Entscheidungen richtig gewesen sein, aus politischer Sicht war das natürlich schwierig. Wir müssen vor die Lage kommen – gerade angesichts jetzt wieder explodierender Infektionszahlen."
Eigentlich kann niemand anderes als ein Rentner den Job machen
Holetschek übt allerdings auch etwas Selbstkritik. Die Politik müsse die Stiko besser unterstützen, sagt er. Damit deutet er an, dass eben auch die Politik Fehler in der Pandemie gemacht hat. Sie hat die Stiko zwar gern vor sich hergetrieben, aber auch nach fast zwei Jahren noch immer nicht dafür gesorgt, dass die Experten zumindest durch hauptamtliche Strukturen unterstützt werden.
Da passt es ins Bild, dass Stiko-Chef Mertens vor einiger Zeit sinngemäß gesagt haben soll, eigentlich könne niemand anderes als ein Rentner wie er den Job machen. Warum? Weil er für ein Ehrenamt schlichtweg viel zu zeitaufwendig sei.
Ständige Impfkommission
Die unrühmliche Rolle des wichtigsten Corona-Gremiums
Der Impfstoff für Kinder ist in der EU nun ebenfalls zugelassen. Doch bis es in Deutschland offiziell so weit ist, wird noch viel Zeit vergehen. Denn die Ständige Impfkommission entscheidet langsam. Und stiftet gern Verwirrung.
Die Pandemie hat aus Wissenschaftlern Stars gemacht. Ob Christian Drosten oder Melanie Brinkmann – für manch einen sind die Virologen jetzt so etwas wie Helden der Nation.
Thomas Mertens gehört eher nicht dazu.
In Talkshows sitzt der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), ein 71-jähriger beleibter Herr mit Vollbart und Brille, meist zurückgelehnt in seinem Stuhl, die Hände zusammengefaltet, so als ginge ihn die ganze Aufregung um Corona nicht allzu viel an. Wenn einer so die Ruhe weg hat, könnte das in normalen Zeiten sogar sympathisch rüberkommen. Aber wenn sprichwörtlich die Hütte brennt, wirkt es dann doch irritierend.
Während Mertens Virologen-Kollegen als Mahner auftreten und der Politik ein Versäumnis nach dem anderen vorwerfen, ist es beim Stiko-Chef umgekehrt: Er wird von der selbst schon zögerlichen Politik zum Handeln gedrängt. Als Beobachter fragt man sich nun, da die bislang schlimmste Welle das Land erfasst hat: Wie kann das eigentlich sein?
Im Dauerfeuer der Kritik
Denn die Stiko ist so etwas wie das wichtigste Gremium der Pandemie, weil es über die Sicherheit von Impfstoffen berät, und dann Empfehlungen für deren Einsatz abgibt. Gleichzeitig steht kaum eine Institution seit dem Corona-Ausbruch so sehr in der Kritik wie jene, die vom pensionierten Ulmer Virologen Mertens angeführt wird.
Pensionär? Ja, richtig. Der 18-köpfige Expertenrat, der aus Medizinern verschiedener Fachbereiche zusammengesetzt ist, arbeitet ehrenamtlich – was angesichts der Bedeutung der Arbeit gerade in Zeiten einer Jahrhundertkrise seltsam unangemessen erscheint. Kein Wunder, dass viele glauben, das Gremium gehöre dringend reformiert und modernisiert. Doch grundsätzliche Veränderungen dauern in Deutschland eben. So viel Zeit lässt das Virus aber nicht.
Auch jenseits einer überfälligen Großreform gibt es jedoch Dinge, die bei der Stiko irritieren und die sich vergleichsweise leicht beheben lassen müssten. Natürlich ist unzweifelhaft, dass die Mitglieder der Kommission ihr Bestes geben und streng wissenschaftlich entscheiden. Unstrittig ist auch, dass die Stiko ihr Arbeitstempo gegenüber früher erhöht hat: Trafen sich die Experten vor der Corona-Krise nur wenige Male im Jahr, tagen sie inzwischen zumeist wöchentlich. So weit, so respektabel.
Gremium für allgemeine Verunsicherung
Und dennoch: Die Kommission hat immer wieder unnötig Verwirrung gestiftet und sich für ihre Entscheidungen zu viel Zeit gelassen. Wohl auch deshalb sieht manch einer in ihr inzwischen eher einen Impfverhinderer. "Ich glaube, dass manche Empfehlung zu viel Zeit braucht", sagt etwa Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek t-online.
Den Vorwurf der besonderen Langsamkeit müssen sich die Experten gefallen lassen, auch wenn sie damit nicht allein sind. Am Donnerstag empfahl die EU-Arzneimittelbehörde Ema die Impfung für Kinder ab fünf Jahren. Schon das ist eine reichlich späte Entscheidung. In Israel wird diese Altersgruppe seit Monaten geimpft, in den USA seit Anfang November. Europa ist also eh schon langsam.
Um diesen Rückstand zumindest etwas aufzuholen, empfahl Österreichs Nationales Impfgremium sofort die Impfung für Kinder. In Deutschland dagegen hieß es seitens der Stiko: Moment, bloß nichts überstürzen! Mertens kündigte an, die Stiko wolle ihre Empfehlung zur Corona-Impfung für Kinder am 20. Dezember abgeben.
Zu viel deutsche Gründlichkeit?
Wer notorisch nur das Positive sehen will, könnte sagen: Das ist immerhin noch in diesem Jahr. Und womöglich rechtzeitig zu dem Termin, an dem die entsprechenden Lieferungen des Impfstoffs eintreffen. Aber bei vielen Eltern dürfte die Enttäuschung über den späten Zeitpunkt trotzdem groß sein. Viele sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder, zumal das Infektionsgeschehen in den Schulen sehr hoch ist.
Doch in Deutschland wird es das schützende Vakzin bis zur offiziellen Empfehlung der Stiko nur als "Off-Label"-Impfung geben. Das heißt: Besonders engagierte Ärzte verabreichen Kindern eine geringere Dosis des Erwachsenen-Impfstoffs. Etwa ein Drittel des Vakzins. München beispielsweise will möglichst schnell mit der Impfung der Fünf- bis Elfjährigen beginnen und richtet dafür gerade kindgerechte Impfstraßen ein.
Nur eine breit angelegte Impfkampagne für die neue Zielgruppe wird es bundesweit kaum geben. Auch das ist eine verpasste Chance: Es wäre zur Pandemiebekämpfung wahrscheinlich nicht das Schlechteste, wenn noch vor den Weihnachtsferien Massenimpfungen an Schulen starten würden.
Empfohlener externer Inhalt
Warum die Stiko überhaupt noch mal extra abwägt? Im Falle der Kinderimpfung wurde das Vakzin für seine Zulassung nur unter 300.000 jungen Probanden getestet. Das sind streng genommen zu wenige Teilnehmer, um seltene Nebenwirkungen zu entdecken. Für ihre Empfehlungen wägt die Stiko ab, wie groß der individuelle Nutzen und wie hoch der positive Effekt auf das Infektionsgeschehen ist. Beides setzt sie in Relation zu den potenziellen Risiken durch die Covid-Impfung.
Klingt irgendwie beruhigend gründlich. Ist aber kein wirklicher Trost. Vor allem deshalb nicht, weil Deutschland nun zum wiederholten Mal im internationalen Vergleich ein Nachzügler ist. Denn auch die beiden vorherigen Stiko-Empfehlungen kamen eher langsam daher.
Zuletzt bei der Booster-Impfung. Israel begann im Juli mit den Auffrischungen, die USA verteilen seit September den dritten Pikser. In Deutschland wird erst seit Oktober geboostert. Aber Fahrt nahm die Kampagne zunächst nicht auf. Denn die Stiko empfahl die Booster-Impfung zunächst nur für über 70-Jährige. Das änderte sich erst vor wenigen Tagen. Da hatten aber längst Hunderttausende Jüngere die Arztpraxen gestürmt. Sie waren mit ihrer Geduld einfach am Ende.
Auch bei der Corona-Impfung für Jugendliche verging viel Zeit. Im Sommer machten Politiker der Stiko Druck, das Expertengremium solle nun endlich eine Empfehlung für die 12- bis 17-Jährigen aussprechen. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble appellierte an die "Verantwortung" der Stiko. Die Corona-Risiken seien auch für Kinder um ein Vielfaches höher als die einer Impfung. Er wünschte sich persönlich als Großvater, so Schäuble im Sommer, dass seine Enkel möglichst bald geimpft werden könnten.
Das Virus gönnt sich keine Pause
Die Impfempfehlung erteilten die Politiker schließlich selbst. Ein ungewöhnlicher Weg zwar, aber das neue Schuljahr stand kurz bevor. Und in das sollten zumindest die älteren Jahrgänge nicht ungeschützt starten. Das war auch Profilierung im Wahlkampf. Einerseits. Andererseits wurden in den USA 12- bis 17-Jährige schon Anfang Mai geimpft. Auch die Ema ließ die Impfung für diese Altersgruppe bereits ab Ende Mai zu und Frankreich impfte seine Jugendlichen entsprechend schon ab Juni.
Auf die zögerlichen Entscheidungen der Stiko angesprochen konterte Mertens: "Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage aller verfügbaren Erkenntnisse, die beste Impfempfehlung für die Bürger dieses Landes und auch für die Kinder dieses Landes zu geben." Was er nicht beantwortete: Wann eigentlich der Zeitpunkt gekommen ist, an dem alle verfügbaren Erkenntnisse vorhanden sind. Und warum andere Länder einfach schneller sind. Denn die Pandemie läuft ja weiter, das Virus gönnt sich keine Pause.
Den selten um klare Worte verlegenen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder veranlasste die deutsche Langsamkeit jedenfalls bereits im Juni zu einer deutlichen Botschaft: "Wir schätzen die Stiko, aber das ist eine ehrenamtliche Organisation. Die Ema, die europäische Zulassungsbehörde, das sind die Profis."
Wenn Langsamkeit das einzige Problem wäre
Wenn Langsamkeit das einzige Problem der Stiko wäre, könnte man immerhin noch sagen: Ja gut, die Deutschen sind eben besonders gründlich. Nur brauchen die Experten nicht nur besonders lang, sie stiften auch noch viel Verwirrung. Manchmal wirkt die Stiko wie ein Gremium für allgemeine Verunsicherung.
Da ist zum Beispiel die immer wieder missverständliche Wortwahl von Stiko-Chef Mertens. So wie am 15. Juli in der Talkshow von Markus Lanz. "Würden Sie Ihre Enkel impfen lassen?", wollte der Moderator vom Virologen wissen. Der Stiko-Chef schlingerte etwas und sagte dann: "Nein, gesunde Kinder würde ich jetzt im Augenblick nicht impfen lassen."
Verständlich war, dass Mertens keine persönliche Empfehlung abgeben konnte, die dem Rat des eigenen Gremiums zuwiderläuft. Doch das war nicht der Punkt. Es waren seine ungeschickt gewählten Worte, aus denen sich ableiten ließ, dass ein gesundes Immunsystem zum Schutz gegen Corona reicht. Was viele Eltern noch heute zweifeln lässt, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen.
Das Astrazeneca-Debakel
Besonders groß war die Verunsicherung beim Impfstoff von Astrazeneca. Im Januar hatte die Stiko ihn nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren empfohlen. Ein Sonderweg, der damals auf viel Unverständnis stieß. Denn die Ema, also die europäische Behörde, empfahl den Einsatz des schwedisch-britischen Impfstoffs ohne Altersbeschränkungen. Die Stiko dagegen verwies auf die aus ihrer Sicht nur lückenhafte Datenlage für ältere Jahrgänge.
Dann folgte das Debakel: Ausgerechnet in jener Altersgruppe, für die die Stiko ausdrücklich die Impfung empfahl, erlitten einige Geimpfte schwerwiegende Hirnvenenthrombosen. Zwar traten diese nur äußerst selten auf, doch der Einsatz des Vakzins wurde europaweit ausgesetzt.
Und die Stiko? Die riet auf einmal zum Gegenteil von dem, was sie am Anfang empfahl: Nämlich eine Impfung nur für über 60-Jährige. Das Vakzin war also wieder einsetzbar, aber die Verunsicherung war groß. Das Vertrauen in den Impfstoff war dahin, er wurde zum Ladenhüter. Stiko-Chef Mertens konnte die Aufregung allerdings nicht so recht verstehen. Er sagte: "Das Ganze ist einfach irgendwie schlecht gelaufen." Es klang ein wenig so, als gehe es nur um ein verlorenes Fußballspiel.
Zu langsam, zu verwirrend
Zu langsam, zu verwirrend – vermutlich wird die Stiko diese Probleme nicht mehr abstellen. Zumindest nicht in dieser Pandemie. Aber, da sind sich inzwischen viele Experten einig, bei der nächsten Katastrophe sollte Deutschland deutlich besser aufgestellt sein. Und das gilt eben auch für die Stiko.
Bayerns Gesundheitsminister Holetschek fordert im Gespräch mit t-online: "Ich wünsche mir schon schnellere Entscheidungen in der Stiko. Wir haben bei den Auffrischimpfungen gesehen, dass trotz breiter Datenbasis die Empfehlung für einen Booster für alle erst spät kam." Weiter moniert er: "Auch die Empfehlung der Stiko für die über 70-Jährigen kam erst Anfang Oktober. Da hatte die Gesundheitsministerkonferenz schon Wochen zuvor eine Auffrischimpfung auf Basis der Daten aus Israel für vulnerable Gruppen empfohlen."
Holetschek ist sich sicher, dass sich mit einer früheren Empfehlung der Stiko schon im Verlauf des Septembers in den Alten- und Pflegeheimen mehr Menschen für einen Booster entschieden hätten. "Aus wissenschaftlicher Sicht mögen diese Entscheidungen richtig gewesen sein, aus politischer Sicht war das natürlich schwierig. Wir müssen vor die Lage kommen – gerade angesichts jetzt wieder explodierender Infektionszahlen."
Eigentlich kann niemand anderes als ein Rentner den Job machen
Holetschek übt allerdings auch etwas Selbstkritik. Die Politik müsse die Stiko besser unterstützen, sagt er. Damit deutet er an, dass eben auch die Politik Fehler in der Pandemie gemacht hat. Sie hat die Stiko zwar gern vor sich hergetrieben, aber auch nach fast zwei Jahren noch immer nicht dafür gesorgt, dass die Experten zumindest durch hauptamtliche Strukturen unterstützt werden.
Da passt es ins Bild, dass Stiko-Chef Mertens vor einiger Zeit sinngemäß gesagt haben soll, eigentlich könne niemand anderes als ein Rentner wie er den Job machen. Warum? Weil er für ein Ehrenamt schlichtweg viel zu zeitaufwendig sei.
Zitat von Gast am 26. November 2021, 12:35 UhrRKI-Chef Wieler: "Wir sind tatsächlich in sehr großer Sorge" — warum Super-Mutante B1.1.529 Forscher so beunruhigt
Bisher grassiert die Delta-Variante des Coronavirus in Europa und bringt die Gesundheitssysteme einiger Staaten bereits an ihre Grenzen. Jetzt verbreitet sich in Südafrika eine neue Variante, die Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden beunruhigt: B.1.1.529 weist insgesamt mehr als 50 Mutationen auf, davon allein 32 auf dem Spike-Protein. Das sagte Tulio de Oliveira, der Direktor des Zentrums für Epidemiebekämpfung und Innovation in Südafrika, am Donnerstag, dem 25. November, bei einem Briefing.
Zum Vergleich: Die hochinfektiöse Delta-Variante, die weltweit am häufigsten vorkommt, hat laut der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention 11 bis 15 Mutationen in ihrem Spike-Protein, von denen einige bereits dazu beitragen, dass die Immunreaktion teilweise umgangen wird. Das Spike-Protein ist der Teil des Virus, der sich an menschliche Zellen heftet – und Ziel für die bestehenden Corona-Impfstoffe und Antikörperbehandlungen ist. Eine höhere Anzahl von Mutationen im Spike-Protein kann seine Form verändern und also dazu führen, dass die Impfstoffe und Behandlungen weniger wirksam sind.Die neue Variante wurde zunächst in Südafrika, Botswana und Hongkong entdeckt. Der Fall in Hongkong wurde einer Person zugeschrieben, die nach Südafrika gereist war. Auch in Israel wurde bereits ein erster Fall gemeldet. In Deutschland und der EU sei sie aber bisher nicht nachgewiesen worden, erklärte Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Institutes, am Freitag, dem 26. November auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). "Wir sind tatsächlich in sehr großer Sorge", sagte Wieler. Die Variante habe eine hohe Anzahl von Mutationen: Einige seien schon früher gesehen worden in anderen Varianten – andere aber seien bislang gänzlich unbekannt.
Das Ziel sei deshalb, ergänzte Spahn, zu vermeiden, dass B.1.1.529 in Deutschland ankommt. "Das Letzte, was uns jetzt noch fehlt, ist eine eingeschleppte neue Variante, die noch mehr Probleme macht", sagte er. Schon in der Nacht zum Freitag hatte Deutschland Südafrika wegen B.1.1.529 zum Virusvariantengebiet erklärt: Ab Samstag dürften Fluggesellschaften dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern. Gegebenenfalls seien auch Nachbarländer Südafrikas betroffen, so Spahn. Auch die EU-Kommission will Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU nun auf ein absolutes Minimum beschränken.
Tom Peacock, Virologe am Imperial College in London, der am Dienstag auf GitHub über die Variante berichtete, sagte wie Lothar Wieler, dass die hohe Anzahl von Mutationen "wirklich besorgniserregend" sei und dass es Kombinationen von Mutationen gibt, die er noch nie zuvor in einer einzigen Variante des Virus gesehen hat, das Covid-19 verursacht.
Und Francois Balloux, der Direktor des Genetik-Instituts des University College London, sagte am Mittwoch in einer Erklärung an das Science Media Center, dass die Tatsache, dass eine so große Anzahl von Mutationen bei einem einzigen Ausbruch aufgetreten sei, darauf hindeute, dass sich die Variante aus einer chronischen Infektion bei einer immungeschwächten Person entwickelt habe.
Ravi Gupta, Professor für klinische Mikrobiologie an der Universität Cambridge, sagte am Mittwoch auf Twitter, die Variante B.1.1.529 sei "besorgniserregend, und das habe ich seit Delta nicht mehr gesagt". Er ergänzte: "Bitte lassen Sie sich impfen, auffrischen und in der Öffentlichkeit maskieren, denn die Mutationen in diesem Virus führen wahrscheinlich dazu, dass es in hohem Maße neutralisierenden Antikörpern entgeht."
https://twitter.com/ravgup33_ravi/status/1463626745651806208Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD teilte am Donnerstag mit, es seien in Südafrika 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht bereits, ob B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe.
RKI-Chef Wieler: "Wir sind tatsächlich in sehr großer Sorge" — warum Super-Mutante B1.1.529 Forscher so beunruhigt
Bisher grassiert die Delta-Variante des Coronavirus in Europa und bringt die Gesundheitssysteme einiger Staaten bereits an ihre Grenzen. Jetzt verbreitet sich in Südafrika eine neue Variante, die Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden beunruhigt: B.1.1.529 weist insgesamt mehr als 50 Mutationen auf, davon allein 32 auf dem Spike-Protein. Das sagte Tulio de Oliveira, der Direktor des Zentrums für Epidemiebekämpfung und Innovation in Südafrika, am Donnerstag, dem 25. November, bei einem Briefing.
Die neue Variante wurde zunächst in Südafrika, Botswana und Hongkong entdeckt. Der Fall in Hongkong wurde einer Person zugeschrieben, die nach Südafrika gereist war. Auch in Israel wurde bereits ein erster Fall gemeldet. In Deutschland und der EU sei sie aber bisher nicht nachgewiesen worden, erklärte Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Institutes, am Freitag, dem 26. November auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). "Wir sind tatsächlich in sehr großer Sorge", sagte Wieler. Die Variante habe eine hohe Anzahl von Mutationen: Einige seien schon früher gesehen worden in anderen Varianten – andere aber seien bislang gänzlich unbekannt.
Das Ziel sei deshalb, ergänzte Spahn, zu vermeiden, dass B.1.1.529 in Deutschland ankommt. "Das Letzte, was uns jetzt noch fehlt, ist eine eingeschleppte neue Variante, die noch mehr Probleme macht", sagte er. Schon in der Nacht zum Freitag hatte Deutschland Südafrika wegen B.1.1.529 zum Virusvariantengebiet erklärt: Ab Samstag dürften Fluggesellschaften dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern. Gegebenenfalls seien auch Nachbarländer Südafrikas betroffen, so Spahn. Auch die EU-Kommission will Reisen aus dem südlichen Afrika in die EU nun auf ein absolutes Minimum beschränken.
Tom Peacock, Virologe am Imperial College in London, der am Dienstag auf GitHub über die Variante berichtete, sagte wie Lothar Wieler, dass die hohe Anzahl von Mutationen "wirklich besorgniserregend" sei und dass es Kombinationen von Mutationen gibt, die er noch nie zuvor in einer einzigen Variante des Virus gesehen hat, das Covid-19 verursacht.
Und Francois Balloux, der Direktor des Genetik-Instituts des University College London, sagte am Mittwoch in einer Erklärung an das Science Media Center, dass die Tatsache, dass eine so große Anzahl von Mutationen bei einem einzigen Ausbruch aufgetreten sei, darauf hindeute, dass sich die Variante aus einer chronischen Infektion bei einer immungeschwächten Person entwickelt habe.
Ravi Gupta, Professor für klinische Mikrobiologie an der Universität Cambridge, sagte am Mittwoch auf Twitter, die Variante B.1.1.529 sei "besorgniserregend, und das habe ich seit Delta nicht mehr gesagt". Er ergänzte: "Bitte lassen Sie sich impfen, auffrischen und in der Öffentlichkeit maskieren, denn die Mutationen in diesem Virus führen wahrscheinlich dazu, dass es in hohem Maße neutralisierenden Antikörpern entgeht."
Das südafrikanische Institut für Ansteckende Krankheiten NICD teilte am Donnerstag mit, es seien in Südafrika 22 Fälle der neuen Variante B.1.1.529 nachgewiesen worden. Mit mehr Fällen sei im Zuge der laufenden Genomanalysen zu rechnen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht bereits, ob B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Das sagte WHO-Expertin Maria van Kerkhove in einem Briefing. Es werde dabei auch untersucht, inwieweit die Variante Folgen für die Diagnostik, Therapien und die Impfkampagnen habe.
Zitat von Gast am 1. Dezember 2021, 09:24 UhrDie allgemeine Corona-Impfpflicht wird immer wahrscheinlicher
Eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus wird wahrscheinlicher. Unter dem Eindruck der vierten Welle der Pandemie zeichnet sich ab, dass der Bundestag auf der Grundlage fraktionsübergreifender Gruppenanträge schon bald über eine Impfpflicht für die gesamte Bevölkerung beraten könnte. Einen entsprechenden Vorschlag machte der designierte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Ampel-Koalitionäre von SPD und Grüne signalisierten Einverständnis.
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus. Scholz vertritt dabei die Auffassung, dass es bei der Abstimmung im Bundestag über ein solches Gesetz keinen Fraktionszwang geben soll. „Das ist eine gute Praxis bei so grundlegenden Fragen“, sagte Scholz am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“. „Fast jeder Deutsche hat dazu eine Meinung. Ich glaube, das sind genau die Fälle, die so entschieden werden müssen.“ Üblicherweise stimmen Fraktionen im Parlament geschlossen ab. Allerdings gab es auch in der Vergangenheit Abweichungen von diesem Prinzip, zum Beispiel bei Themen wie Sterbehilfe oder Organspenden. Scholz selbst will einer allgemeinen Impfpflicht zustimmen und rechnet mit einer Einführung im Februar oder März.
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch), wenn er sehe, welche großen Schwierigkeiten es gebe, die Impfquote von 70 Prozent höher zu treiben, dann gebe es keine sinnvolle Alternative zu einer allgemeinen Impfpflicht.
Der designierte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geht davon aus, dass bei einem Verstoß gegen die Impfpflicht dann ein Bußgeld verhängt würde. „Käme es zu einer allgemeinen Impfpflicht, gibt es einen breiten Konsens unter Verfassungsrechtlern, dass es nicht zulässig wäre, Menschen zur Impfung zu zwingen“, sagte er dem RND.
FDP-Vize hält Zustimmung seiner Partei für möglich
Ob und wie viele FDP-Abgeordnete, zustimmen, ist noch unklar. FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae hält eine Zustimmung seiner Partei zu einer Impfpflicht durchaus für möglich. „Man kann nicht einfach stur sagen, wir verschließen uns neuen Erkenntnissen“, sagte Thomae im ZDF-Morgenmagazin. Die Impfquote von aktuell rund 70 Prozent reiche nicht aus. „Und deswegen muss man auch jetzt reagieren und überlegen, was ist das angemessene, notwendige, geeignete Mittel. Das kann auch eine Impfpflicht sein“, sagt Thomae, der einer der Beschwerdeführer vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Bundesnotbremse war.
Die Bundestagsfraktion der Grünen hatte am Dienstag über eine allgemeine Corona-Impfplicht diskutiert. Nach WELT-Informationen sprach sich dabei eine überwältigende Mehrheit der Abgeordneten für eine allgemeine Impfpflicht aus. Laut Teilnehmerangaben sprachen sich alle Grünen-Abgeordneten, die sich in der Debatte eindeutig positionierten, für eine allgemeine Impfpflicht aus. Vereinzelt habe es Stimmen gegeben, die sich in der Bewertung noch unsicher gewesen seien. Mehrere Abgeordnete aus dem ländlichen Raum argumentierten, dass viele Pfleger eine berufsbezogene Impfpflicht ablehnten und der Pflegenotstand durch eine lediglich berufsbezogene Pflicht noch größer werden könne.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“: „Es ist gut und richtig, dass die Koalition in einem mehrstufigen Verfahren nach einer einrichtungsspezifischen Impfpflicht gegebenenfalls auch eine allgemeine Impfpflicht auf den Weg bringen wird, wenn nicht mit anderen Maßnahmen eine hinreichend hohe Impfquote erreicht werden kann.“ Eine allgemeine Impfpflicht ist neben anderen Punkten zur Pandemiebekämpfung auch Thema der nächsten Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag.
Der DGB-Bundesvorsitzende Reiner Hoffmann wiederum sieht einen „breiten gesellschaftlichen Konsens“ als Voraussetzung für die Einführung einer Impfpflicht. „Wenn wir verfassungsrechtlich auf der sicheren Seite sind und das Thema breit und offen diskutiert haben, stelle ich mich dem nicht entgegen“, sagte Hoffmann der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch). Am Ende dürfe „das Individualinteresse nicht über das Gemeinwohlinteresse“ gestellt werden.
Experten halten 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten für ehrgeizig
Experten halten die von Scholz (SPD) angepeilten 30 Millionen zusätzlichen Impfungen bis Weihnachten für sehr ehrgeizig. „Das ist logistisch schwer umzusetzen, da etwa 1,5 Millionen Impfungen am Tag verabreicht werden müssten“, sagte Thomas Schulz, Leiter des Instituts für Virologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, dem RND. Zum Vergleich: Am Montag wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) rund 532 000 Impfdosen in Deutschland verabreicht, 422 000 davon waren Auffrischungsimpfungen („Booster“). Rekordtag war der 9. Juni mit insgesamt 1,4 Millionen Dosen.
„Ich habe nicht den Eindruck, dass die Ärzte den Impfstoff nicht an den Mann bekommen, sondern dass es vielmehr Probleme bei der Verteilung des Impfstoffs gibt“, sagte Schulz. Der Epidemiologe Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, sagte dem RND, er habe auch wegen eines möglichen Impfstoffmangels Zweifel an der Umsetzung des Ziels, „aber auch ein knappes Scheitern wäre schon etwas“. Bei der Umsetzung des 30-Millionen-Ziels soll ein neuer Krisenstab unter Leitung des Bundeswehr-Generals Carsten Breuer helfen.
Scholz und die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten sich am Dienstag mit den Regierungschefs der Länder darauf verständigt, dass in den kommenden Tagen neue Maßnahmen gegen die hohen Corona-Fallzahlen in weiten Teilen Deutschlands beschlossen werden sollen. Geplant sind demnach Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte, strengere Auflagen bei Großveranstaltungen und 2G (Zutritt nur für Geimpfte und Genesene) für weitere Bereiche wie den Einzelhandel
Die allgemeine Corona-Impfpflicht wird immer wahrscheinlicher
Eine allgemeine Impfpflicht gegen das Coronavirus wird wahrscheinlicher. Unter dem Eindruck der vierten Welle der Pandemie zeichnet sich ab, dass der Bundestag auf der Grundlage fraktionsübergreifender Gruppenanträge schon bald über eine Impfpflicht für die gesamte Bevölkerung beraten könnte. Einen entsprechenden Vorschlag machte der designierte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Ampel-Koalitionäre von SPD und Grüne signalisierten Einverständnis.
Der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus. Scholz vertritt dabei die Auffassung, dass es bei der Abstimmung im Bundestag über ein solches Gesetz keinen Fraktionszwang geben soll. „Das ist eine gute Praxis bei so grundlegenden Fragen“, sagte Scholz am Dienstagabend in den ARD-„Tagesthemen“. „Fast jeder Deutsche hat dazu eine Meinung. Ich glaube, das sind genau die Fälle, die so entschieden werden müssen.“ Üblicherweise stimmen Fraktionen im Parlament geschlossen ab. Allerdings gab es auch in der Vergangenheit Abweichungen von diesem Prinzip, zum Beispiel bei Themen wie Sterbehilfe oder Organspenden. Scholz selbst will einer allgemeinen Impfpflicht zustimmen und rechnet mit einer Einführung im Februar oder März.
Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch), wenn er sehe, welche großen Schwierigkeiten es gebe, die Impfquote von 70 Prozent höher zu treiben, dann gebe es keine sinnvolle Alternative zu einer allgemeinen Impfpflicht.
Der designierte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geht davon aus, dass bei einem Verstoß gegen die Impfpflicht dann ein Bußgeld verhängt würde. „Käme es zu einer allgemeinen Impfpflicht, gibt es einen breiten Konsens unter Verfassungsrechtlern, dass es nicht zulässig wäre, Menschen zur Impfung zu zwingen“, sagte er dem RND.
FDP-Vize hält Zustimmung seiner Partei für möglich
Ob und wie viele FDP-Abgeordnete, zustimmen, ist noch unklar. FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae hält eine Zustimmung seiner Partei zu einer Impfpflicht durchaus für möglich. „Man kann nicht einfach stur sagen, wir verschließen uns neuen Erkenntnissen“, sagte Thomae im ZDF-Morgenmagazin. Die Impfquote von aktuell rund 70 Prozent reiche nicht aus. „Und deswegen muss man auch jetzt reagieren und überlegen, was ist das angemessene, notwendige, geeignete Mittel. Das kann auch eine Impfpflicht sein“, sagt Thomae, der einer der Beschwerdeführer vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Bundesnotbremse war.
Die Bundestagsfraktion der Grünen hatte am Dienstag über eine allgemeine Corona-Impfplicht diskutiert. Nach WELT-Informationen sprach sich dabei eine überwältigende Mehrheit der Abgeordneten für eine allgemeine Impfpflicht aus. Laut Teilnehmerangaben sprachen sich alle Grünen-Abgeordneten, die sich in der Debatte eindeutig positionierten, für eine allgemeine Impfpflicht aus. Vereinzelt habe es Stimmen gegeben, die sich in der Bewertung noch unsicher gewesen seien. Mehrere Abgeordnete aus dem ländlichen Raum argumentierten, dass viele Pfleger eine berufsbezogene Impfpflicht ablehnten und der Pflegenotstand durch eine lediglich berufsbezogene Pflicht noch größer werden könne.
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“: „Es ist gut und richtig, dass die Koalition in einem mehrstufigen Verfahren nach einer einrichtungsspezifischen Impfpflicht gegebenenfalls auch eine allgemeine Impfpflicht auf den Weg bringen wird, wenn nicht mit anderen Maßnahmen eine hinreichend hohe Impfquote erreicht werden kann.“ Eine allgemeine Impfpflicht ist neben anderen Punkten zur Pandemiebekämpfung auch Thema der nächsten Bund-Länder-Beratungen am Donnerstag.
Der DGB-Bundesvorsitzende Reiner Hoffmann wiederum sieht einen „breiten gesellschaftlichen Konsens“ als Voraussetzung für die Einführung einer Impfpflicht. „Wenn wir verfassungsrechtlich auf der sicheren Seite sind und das Thema breit und offen diskutiert haben, stelle ich mich dem nicht entgegen“, sagte Hoffmann der „Augsburger Allgemeinen“ (Mittwoch). Am Ende dürfe „das Individualinteresse nicht über das Gemeinwohlinteresse“ gestellt werden.
Experten halten 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten für ehrgeizig
Experten halten die von Scholz (SPD) angepeilten 30 Millionen zusätzlichen Impfungen bis Weihnachten für sehr ehrgeizig. „Das ist logistisch schwer umzusetzen, da etwa 1,5 Millionen Impfungen am Tag verabreicht werden müssten“, sagte Thomas Schulz, Leiter des Instituts für Virologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, dem RND. Zum Vergleich: Am Montag wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) rund 532 000 Impfdosen in Deutschland verabreicht, 422 000 davon waren Auffrischungsimpfungen („Booster“). Rekordtag war der 9. Juni mit insgesamt 1,4 Millionen Dosen.
„Ich habe nicht den Eindruck, dass die Ärzte den Impfstoff nicht an den Mann bekommen, sondern dass es vielmehr Probleme bei der Verteilung des Impfstoffs gibt“, sagte Schulz. Der Epidemiologe Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen, sagte dem RND, er habe auch wegen eines möglichen Impfstoffmangels Zweifel an der Umsetzung des Ziels, „aber auch ein knappes Scheitern wäre schon etwas“. Bei der Umsetzung des 30-Millionen-Ziels soll ein neuer Krisenstab unter Leitung des Bundeswehr-Generals Carsten Breuer helfen.
Scholz und die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten sich am Dienstag mit den Regierungschefs der Länder darauf verständigt, dass in den kommenden Tagen neue Maßnahmen gegen die hohen Corona-Fallzahlen in weiten Teilen Deutschlands beschlossen werden sollen. Geplant sind demnach Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte, strengere Auflagen bei Großveranstaltungen und 2G (Zutritt nur für Geimpfte und Genesene) für weitere Bereiche wie den Einzelhandel
Zitat von Gast am 3. Dezember 2021, 07:17 Uhr2G im Supermarkt: Werden Ungeimpfte nun ausgeschlossen?
Corona wütet: Wer in Deutschland noch ungeimpft ist, für den könnte es in diesem Winter sehr ungemütlich werden. Der künftige Kanzler Olaf Scholz, die Ampel-Parteien, die Union – sie alle wollen härtere Maßnahmen. Und zwar vor allen Dingen für all jene, die sich noch nicht haben impfen lassen.
Ein Plan, der nun auf dem Tableau steht, wurde in vielen Bundesländern schon umgesetzt. Möglich, dass er bald auch flächendeckend in ganz Deutschland Einzug findet: die 2G-Regelung für den Einzelhandel. Was würde das für Kunden konkret bedeuten?
Ab Montag ist die Regelung auch im Saarland gültig, bereits am kommenden Wochenende auch in Hamburg und Hessen: 2G wird für den gesamten Einzelhandel umgesetzt. Nur noch Geimpfte und Genesene dürfen Läden betreten, der Rest wird ausgesperrt.
In der Hansestadt wird von Samstag für Clubs sogar das 2G-plus-Modell angewendet, heißt: Geimpfte und Genesene müssen dort gar einen negativen Test vorzeigen. Auch andere Bundesländer wie Thüringen, Sachsen oder Baden-Württemberg haben bereits zumindest teilweise 2G im Einzelhandel eingeführt.
2G: Im Einzelhandel soll die Regel bald überall gelten
Ungeimpfte werden so aus vielen Bereichen ausgeschlossen. In Friseursalons, Nagelstudios, Hochschulen, Fahr- und Musikschulen, Bibliotheken und Archiven haben sie vielerorts keinen Zutritt. Hier braucht es ebenfalls einen entsprechenden Nachweis. Ähnlich dürfte es bei Kultur-, Freizeit- und Sportveranstaltungen aussehen, wenn die Verschärfungen flächendeckend kommen.
Wichtig zu wissen: Von der 2G-Regelungen sind Geschäfte mit Dingen des täglichen Bedarfs ausgenommen, wie etwa
- Supermärkte
- Drogerien
- Apotheken
Auch in Tankstellen oder Getränkemärkten wird sie voraussichtlich nicht gelten. Hier dürfen Ungeimpfte wohl auch dann weiterhin einkaufen, wenn die Verschärfungen im Winter kommen.
Wer aber beispielsweise in einem Ikea einkaufen gehen will, in H&M-, MediaMarkt- oder Deichmann-Filialen, der braucht dann den 2G-Nachweis, der den Zutritt ermöglicht.
2G in Läden: Discounter und Supermärkte gegen die Option
In Niedersachsen und Hessen kann der Einzelhandel – theoretisch – bereits seit längerem die 2G-Regel anwenden, auch Supermärkte und Discounter wie Aldi, Lidl und Rewe. Doch die machen davon bislang keinen Gebrauch.
Rewe, Lidl, Aldi und weitere Einzelhandelsketten haben bereits klar Stellung bezogen – gegen die 2G-Option. Rewe wolle an den bekannten Corona-Regeln um Abstandsgebot und Maskenpflicht festhalten. Lidl äußerte sich sogar noch deutlicher gegen eine Verschärfung zum Nachteil von Ungeimpften: „Als Lebensmitteleinzelhändler, der die Grundversorgung sicherstellt, sind wir von der 2G-Regel nicht betroffen. Wir werden diese weder in noch außerhalb Hessens umsetzen“, stellte Lidl gegenüber der Ippen-Medien klar. Andere Unternehmen äußerten sich ähnlich, man setze weiter auf Hygieneregeln und Maskenpflicht.
Für Mitarbeiter von Rewe, Edeka, Aldi, Lidl, Netto & Co. gilt hingegen die 3G-Regel.
Supermärkte und Discounter: In einigen Ländern wird gezählt
Verbraucher sollten auch wissen: In einigen Bundesländern werden, wie im vergangenen Jahr, auch Kunden am Eingang gezählt, beispielsweise in Bayern und Sachsen. Dort dürfen sich in einer Aldi- oder Lidl-Filiale (1000 Quadratmeter) nur noch 50 Kunden aufhalten. Für Hotspots gilt die Obergrenze von einem Kunden pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Kurzum: Auch Ungeimpften wird es nicht verwehrt, sich weiter zu versorgen. Trotzdem zeigte sich der Handelsverband HDE angesichts der geplanten Verschärfung bereits besorgt. „2G oder 3G im Einzelhandel leisten keinen spürbaren Beitrag zum Infektionsschutz“, sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth bereits in der vergangenen Woche. „Der Einzelhandel ist kein Infektionsherd. Die Alleingänge einiger Bundesländer gehen daher am Ziel vorbei.“
Mit bewährten Hygienekonzepten, Abstandsregelungen und besonders der Maskenpflicht habe der Handel seit Beginn der Pandemie dafür gesorgt, dass Einkaufen sicher möglich sei.
Die Politik scheine aber beschlossen zu haben, die Ungeimpften auf dem Rücken des Einzelhandels zu einer Impfung zwingen zu wollen. „Das ist der falsche Weg“, sagte Genth. Die Existenz vieler Händler in Gefahr zu bringen, um Uneinsichtige von der Corona-Impfung zu überzeugen, sei aus Sicht vieler Handelsunternehmen zynisch.
2G im Supermarkt: Werden Ungeimpfte nun ausgeschlossen?
Corona wütet: Wer in Deutschland noch ungeimpft ist, für den könnte es in diesem Winter sehr ungemütlich werden. Der künftige Kanzler Olaf Scholz, die Ampel-Parteien, die Union – sie alle wollen härtere Maßnahmen. Und zwar vor allen Dingen für all jene, die sich noch nicht haben impfen lassen.
Ein Plan, der nun auf dem Tableau steht, wurde in vielen Bundesländern schon umgesetzt. Möglich, dass er bald auch flächendeckend in ganz Deutschland Einzug findet: die 2G-Regelung für den Einzelhandel. Was würde das für Kunden konkret bedeuten?
Ab Montag ist die Regelung auch im Saarland gültig, bereits am kommenden Wochenende auch in Hamburg und Hessen: 2G wird für den gesamten Einzelhandel umgesetzt. Nur noch Geimpfte und Genesene dürfen Läden betreten, der Rest wird ausgesperrt.
In der Hansestadt wird von Samstag für Clubs sogar das 2G-plus-Modell angewendet, heißt: Geimpfte und Genesene müssen dort gar einen negativen Test vorzeigen. Auch andere Bundesländer wie Thüringen, Sachsen oder Baden-Württemberg haben bereits zumindest teilweise 2G im Einzelhandel eingeführt.
2G: Im Einzelhandel soll die Regel bald überall gelten
Ungeimpfte werden so aus vielen Bereichen ausgeschlossen. In Friseursalons, Nagelstudios, Hochschulen, Fahr- und Musikschulen, Bibliotheken und Archiven haben sie vielerorts keinen Zutritt. Hier braucht es ebenfalls einen entsprechenden Nachweis. Ähnlich dürfte es bei Kultur-, Freizeit- und Sportveranstaltungen aussehen, wenn die Verschärfungen flächendeckend kommen.
Wichtig zu wissen: Von der 2G-Regelungen sind Geschäfte mit Dingen des täglichen Bedarfs ausgenommen, wie etwa
- Supermärkte
- Drogerien
- Apotheken
Auch in Tankstellen oder Getränkemärkten wird sie voraussichtlich nicht gelten. Hier dürfen Ungeimpfte wohl auch dann weiterhin einkaufen, wenn die Verschärfungen im Winter kommen.
Wer aber beispielsweise in einem Ikea einkaufen gehen will, in H&M-, MediaMarkt- oder Deichmann-Filialen, der braucht dann den 2G-Nachweis, der den Zutritt ermöglicht.
2G in Läden: Discounter und Supermärkte gegen die Option
In Niedersachsen und Hessen kann der Einzelhandel – theoretisch – bereits seit längerem die 2G-Regel anwenden, auch Supermärkte und Discounter wie Aldi, Lidl und Rewe. Doch die machen davon bislang keinen Gebrauch.
Rewe, Lidl, Aldi und weitere Einzelhandelsketten haben bereits klar Stellung bezogen – gegen die 2G-Option. Rewe wolle an den bekannten Corona-Regeln um Abstandsgebot und Maskenpflicht festhalten. Lidl äußerte sich sogar noch deutlicher gegen eine Verschärfung zum Nachteil von Ungeimpften: „Als Lebensmitteleinzelhändler, der die Grundversorgung sicherstellt, sind wir von der 2G-Regel nicht betroffen. Wir werden diese weder in noch außerhalb Hessens umsetzen“, stellte Lidl gegenüber der Ippen-Medien klar. Andere Unternehmen äußerten sich ähnlich, man setze weiter auf Hygieneregeln und Maskenpflicht.
Für Mitarbeiter von Rewe, Edeka, Aldi, Lidl, Netto & Co. gilt hingegen die 3G-Regel.
Supermärkte und Discounter: In einigen Ländern wird gezählt
Verbraucher sollten auch wissen: In einigen Bundesländern werden, wie im vergangenen Jahr, auch Kunden am Eingang gezählt, beispielsweise in Bayern und Sachsen. Dort dürfen sich in einer Aldi- oder Lidl-Filiale (1000 Quadratmeter) nur noch 50 Kunden aufhalten. Für Hotspots gilt die Obergrenze von einem Kunden pro 20 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Kurzum: Auch Ungeimpften wird es nicht verwehrt, sich weiter zu versorgen. Trotzdem zeigte sich der Handelsverband HDE angesichts der geplanten Verschärfung bereits besorgt. „2G oder 3G im Einzelhandel leisten keinen spürbaren Beitrag zum Infektionsschutz“, sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth bereits in der vergangenen Woche. „Der Einzelhandel ist kein Infektionsherd. Die Alleingänge einiger Bundesländer gehen daher am Ziel vorbei.“
Mit bewährten Hygienekonzepten, Abstandsregelungen und besonders der Maskenpflicht habe der Handel seit Beginn der Pandemie dafür gesorgt, dass Einkaufen sicher möglich sei.
Die Politik scheine aber beschlossen zu haben, die Ungeimpften auf dem Rücken des Einzelhandels zu einer Impfung zwingen zu wollen. „Das ist der falsche Weg“, sagte Genth. Die Existenz vieler Händler in Gefahr zu bringen, um Uneinsichtige von der Corona-Impfung zu überzeugen, sei aus Sicht vieler Handelsunternehmen zynisch.
Zitat von Gast am 3. Dezember 2021, 14:25 UhrT-Zellen oder Antikörper
So stellen Sie fest, wie sicher Ihr Impfschutz noch ist
Mittlerweile wird für alle Erwachsenen eine Booster-Impfung gegen Corona empfohlen. Doch wann ist es am besten? Ist Ihr Schutz noch ausreichend oder benötigen Sie eine Auffrischung? So können Sie es testen.
Während die Infektionszahlen weiter auf einem Rekordhoch liegen und die neue Variante Omikron zusätzlich Anlass für Sorgen vor dem Coronavirus gibt, raten Experten mittlerweile jedem Erwachsenen zu einer Booster-Impfung. So soll der Immunschutz gegen SARS-CoV-2 verstärkt werden.
In der Regel wird die dritte Impfung sechs Monate nach der zweiten empfohlen. Je nach Immunsystem, Alter oder Vorerkrankungen kann der Schutz jedoch schon vorher abnehmen. Um herauszufinden, ob Sie sich schon früher um eine Booster-Impfung kümmern sollten, gibt es einige Möglichkeiten.
Wie wirken T-Zellen und Antikörper?
Grundsätzlich entsteht eine Immunität gegen ein Virus, indem das Immunsystem mit dem Krankheitserreger direkt oder aber auch nur mit einzelnen Teilen davon in Kontakt kommt. Durch diesen Kontakt wird eine Immunreaktion des Körpers ausgelöst und es werden zum einen Antikörper und zum anderen Immunzellen gebildet.
Antikörper sind Proteine, die Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren neutralisieren können. T-Zellen hingegen sind weiße Blutkörperchen, die körperfremde Strukturen erkennen, wenn sie auf einer körpereigenen Zelle präsentiert werden. Im Fall der Corona-Impfung spielen vor allem die T-Gedächtniszellen eine große Rolle, da sie bei wiederholtem Kontakt mit demselben Erreger schnell reagieren und den Körper schützen können.
Wie können Sie Ihre Antikörper messen?
Um festzustellen, wie viele Antikörper Sie gegen das Coronavirus gebildet haben, gibt es unterschiedliche Arten von Antikörpertests.
Zum einen gibt es die Möglichkeit, die Antikörper im Blut zu bestimmen, den sogenannten Antikörpertiter. Mittlerweile gibt es von diesen Tests auch solche, die speziell Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 nachweisen können. "Man kann davon ausgehen, dass diese Antikörper tatsächlich auch für eine wirksame Immunantwort bei Kontakt mit dem Virus sorgen", sagt Professor Gregor Rothe, Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Marienkrankenhaus in Hamburg, in der Apotheken-Umschau.
Zum anderen gibt es auch sogenannte Neutralisationstests, die eigentlich nur für die Forschung verwendet werden, weil darin Blutserum in Verbindung mit Coronaviren gebracht wird. Dann wird geschaut, ob die Viren abgehalten werden. In vereinfachten Verfahren wird das Blutserum nur mit harmlosen Teilen des Coronavirus in Verbindung gebracht. Die Aussagekraft dieser Tests ist jedoch begrenzt. "Es lässt sich nicht sicher sagen, wie ausgeprägt die Immunantwort tatsächlich ist", sagt Dr. Matthias Orth, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin im Marienhospital Stuttgart dazu der Apotheken-Umschau.
Das erklärt demnach auch Carsten Watzl, Immunologe aus Dortmund: Die Neutralisationstests seien zwar präziser als die Bestimmung des Antikörpertiters, aber auch die Menge der Antikörper sei wichtig.
Und schließlich gibt es noch Tests, die nur angeben, ob Antikörper gegen das Coronavirus vorhanden sind oder nicht. Mit diesen Tests kann nur überprüft werden, ob jemand schon einmal Kontakt zu SARS-CoV-2 hatte und beispielsweise ohne Symptome erkrankt war. Diese Tests eignen sich nur noch für Ungeimpfte und auch sie sind nur begrenzt aussagekräftig.
Wie werden T-Zellen überprüft?
Da Antikörpertests keine Auskunft über das Immungedächtnis geben, spielen auch T-Zellen eine wichtige Rolle. Die Antwort der T-Zellen ist allerdings nur schwer zu messen. Es gibt zwar auch dafür mittlerweile Tests, sie werden jedoch kaum in der Praxis und vor allem in der Forschung verwendet.
Bei einer Testvariante wird das Blut, das untersucht werden soll, in zwei Pools unterteilt. Der eine Pool wird mit dem Virus-Antigen stimuliert, der zweite nicht. "So konnten wir die T-Zellen identifizieren, die auf das Virus anspringen und einen genauen Phänotyp charakterisieren", sagte Dr. Herbert Schiller, Forschungsgruppenleiter am Helmholtz Zentrum München bereits im August bei der Vorstellung seiner Studie. "Wir haben nun also einen Steckbrief einer T-Zelle, die SARS-CoV-2 bekämpft."
Bei welchen Grenzwerten wird eine Booster-Impfung notwendig?
Auch bei dieser Frage gibt es keine zufriedenstellenden Antworten. Grundsätzlich gibt es keine festen Werte, nach denen jemand als geschützt oder ungeschützt gilt.
So zeigte eine Studie aus den USA kürzlich, dass ab einem Wert von 1.000 BAU (Binding Antibody Units, eine Einheit für Antikörper im Blut) ein sehr hoher Schutz gegen Covid-19 vorliegen soll. Auf der anderen Seite sagte der Experte Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, dem "Spiegel": Bei einem Wert unter 21,8 BAU sei kein messbarer Schutz mehr durch Antikörper gegeben. Darüber gebe es dann einen großen Graubereich, innerhalb dessen man nicht genau wisse, wie gut der Schutz sei. "Aus meiner Einschätzung ist ein Wert von 500 so hoch, dass man nicht sofort eine Drittimpfung benötigt", erklärte er.
Ähnlich äußerte sich auch der Immunologe Carsten Watzl: Der Schutz unter 50 BAU sei wahrscheinlich sehr gering, bei mehr als 1.000 BAU sei er hingegen gut.
Allerdings zeigen andere Studien: Eine geringe Antikörper-Konzentration heißt nicht automatisch, dass kein Immunschutz mehr besteht. Und eine hohe Konzentration schützt nicht automatisch sicher vor einer Infektion.
Ist ein Test von Antikörpern und T-Zellen vor der Booster-Impfung sinnvoll?
Sie können sich mit einem Antikörper- oder T-Zellen-Test zwar grob darüber Aufschluss verschaffen, wie es um Ihren Immunschutz bestellt ist. Als klare Empfehlung für oder gegen eine Booster-Impfung sollten die Tests allerdings nicht dienen.
Dazu erklärt beispielsweise auch das Robert Koch-Institut: "Nach derzeitigem Kenntnisstand lässt ein serologischer Nachweis SARS-CoV-2-spezifischer Antikörper keine eindeutige Aussage zur Infektiosität oder zum Immunstatus zu." Gründe dafür sind unter anderem die geringe Aussagekraft der Tests, aber auch die "erheblichen Unterschiede" in den Ergebnissen der Tests. Das RKI betont daher auch: "Ein hoher Antikörpertiter spricht nicht gegen die Durchführung einer Impfung."
Auch die Stiko widerspricht der Idee, den Antikörperspiegel zu nutzen, um den Impfstatus zu prüfen: "Die Stiko empfiehlt bei den Covid-19-Impfungen keine generelle Prüfung des Impferfolgs, weder nach der ersten Impfstoffdosis noch nach der zweiten Impfstoffdosis." Allerdings gebe es eine Ausnahme für die serologische Kontrolle bei bestimmten Patienten mit einer erwartbar stark verminderten Impfantwort.
T-Zellen oder Antikörper
So stellen Sie fest, wie sicher Ihr Impfschutz noch ist
Mittlerweile wird für alle Erwachsenen eine Booster-Impfung gegen Corona empfohlen. Doch wann ist es am besten? Ist Ihr Schutz noch ausreichend oder benötigen Sie eine Auffrischung? So können Sie es testen.
Während die Infektionszahlen weiter auf einem Rekordhoch liegen und die neue Variante Omikron zusätzlich Anlass für Sorgen vor dem Coronavirus gibt, raten Experten mittlerweile jedem Erwachsenen zu einer Booster-Impfung. So soll der Immunschutz gegen SARS-CoV-2 verstärkt werden.
In der Regel wird die dritte Impfung sechs Monate nach der zweiten empfohlen. Je nach Immunsystem, Alter oder Vorerkrankungen kann der Schutz jedoch schon vorher abnehmen. Um herauszufinden, ob Sie sich schon früher um eine Booster-Impfung kümmern sollten, gibt es einige Möglichkeiten.
Wie wirken T-Zellen und Antikörper?
Grundsätzlich entsteht eine Immunität gegen ein Virus, indem das Immunsystem mit dem Krankheitserreger direkt oder aber auch nur mit einzelnen Teilen davon in Kontakt kommt. Durch diesen Kontakt wird eine Immunreaktion des Körpers ausgelöst und es werden zum einen Antikörper und zum anderen Immunzellen gebildet.
Antikörper sind Proteine, die Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren neutralisieren können. T-Zellen hingegen sind weiße Blutkörperchen, die körperfremde Strukturen erkennen, wenn sie auf einer körpereigenen Zelle präsentiert werden. Im Fall der Corona-Impfung spielen vor allem die T-Gedächtniszellen eine große Rolle, da sie bei wiederholtem Kontakt mit demselben Erreger schnell reagieren und den Körper schützen können.
Wie können Sie Ihre Antikörper messen?
Um festzustellen, wie viele Antikörper Sie gegen das Coronavirus gebildet haben, gibt es unterschiedliche Arten von Antikörpertests.
Zum einen gibt es die Möglichkeit, die Antikörper im Blut zu bestimmen, den sogenannten Antikörpertiter. Mittlerweile gibt es von diesen Tests auch solche, die speziell Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS-CoV-2 nachweisen können. "Man kann davon ausgehen, dass diese Antikörper tatsächlich auch für eine wirksame Immunantwort bei Kontakt mit dem Virus sorgen", sagt Professor Gregor Rothe, Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Marienkrankenhaus in Hamburg, in der Apotheken-Umschau.
Zum anderen gibt es auch sogenannte Neutralisationstests, die eigentlich nur für die Forschung verwendet werden, weil darin Blutserum in Verbindung mit Coronaviren gebracht wird. Dann wird geschaut, ob die Viren abgehalten werden. In vereinfachten Verfahren wird das Blutserum nur mit harmlosen Teilen des Coronavirus in Verbindung gebracht. Die Aussagekraft dieser Tests ist jedoch begrenzt. "Es lässt sich nicht sicher sagen, wie ausgeprägt die Immunantwort tatsächlich ist", sagt Dr. Matthias Orth, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin im Marienhospital Stuttgart dazu der Apotheken-Umschau.
Das erklärt demnach auch Carsten Watzl, Immunologe aus Dortmund: Die Neutralisationstests seien zwar präziser als die Bestimmung des Antikörpertiters, aber auch die Menge der Antikörper sei wichtig.
Und schließlich gibt es noch Tests, die nur angeben, ob Antikörper gegen das Coronavirus vorhanden sind oder nicht. Mit diesen Tests kann nur überprüft werden, ob jemand schon einmal Kontakt zu SARS-CoV-2 hatte und beispielsweise ohne Symptome erkrankt war. Diese Tests eignen sich nur noch für Ungeimpfte und auch sie sind nur begrenzt aussagekräftig.
Wie werden T-Zellen überprüft?
Da Antikörpertests keine Auskunft über das Immungedächtnis geben, spielen auch T-Zellen eine wichtige Rolle. Die Antwort der T-Zellen ist allerdings nur schwer zu messen. Es gibt zwar auch dafür mittlerweile Tests, sie werden jedoch kaum in der Praxis und vor allem in der Forschung verwendet.
Bei einer Testvariante wird das Blut, das untersucht werden soll, in zwei Pools unterteilt. Der eine Pool wird mit dem Virus-Antigen stimuliert, der zweite nicht. "So konnten wir die T-Zellen identifizieren, die auf das Virus anspringen und einen genauen Phänotyp charakterisieren", sagte Dr. Herbert Schiller, Forschungsgruppenleiter am Helmholtz Zentrum München bereits im August bei der Vorstellung seiner Studie. "Wir haben nun also einen Steckbrief einer T-Zelle, die SARS-CoV-2 bekämpft."
Bei welchen Grenzwerten wird eine Booster-Impfung notwendig?
Auch bei dieser Frage gibt es keine zufriedenstellenden Antworten. Grundsätzlich gibt es keine festen Werte, nach denen jemand als geschützt oder ungeschützt gilt.
So zeigte eine Studie aus den USA kürzlich, dass ab einem Wert von 1.000 BAU (Binding Antibody Units, eine Einheit für Antikörper im Blut) ein sehr hoher Schutz gegen Covid-19 vorliegen soll. Auf der anderen Seite sagte der Experte Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, dem "Spiegel": Bei einem Wert unter 21,8 BAU sei kein messbarer Schutz mehr durch Antikörper gegeben. Darüber gebe es dann einen großen Graubereich, innerhalb dessen man nicht genau wisse, wie gut der Schutz sei. "Aus meiner Einschätzung ist ein Wert von 500 so hoch, dass man nicht sofort eine Drittimpfung benötigt", erklärte er.
Ähnlich äußerte sich auch der Immunologe Carsten Watzl: Der Schutz unter 50 BAU sei wahrscheinlich sehr gering, bei mehr als 1.000 BAU sei er hingegen gut.
Allerdings zeigen andere Studien: Eine geringe Antikörper-Konzentration heißt nicht automatisch, dass kein Immunschutz mehr besteht. Und eine hohe Konzentration schützt nicht automatisch sicher vor einer Infektion.
Ist ein Test von Antikörpern und T-Zellen vor der Booster-Impfung sinnvoll?
Sie können sich mit einem Antikörper- oder T-Zellen-Test zwar grob darüber Aufschluss verschaffen, wie es um Ihren Immunschutz bestellt ist. Als klare Empfehlung für oder gegen eine Booster-Impfung sollten die Tests allerdings nicht dienen.
Dazu erklärt beispielsweise auch das Robert Koch-Institut: "Nach derzeitigem Kenntnisstand lässt ein serologischer Nachweis SARS-CoV-2-spezifischer Antikörper keine eindeutige Aussage zur Infektiosität oder zum Immunstatus zu." Gründe dafür sind unter anderem die geringe Aussagekraft der Tests, aber auch die "erheblichen Unterschiede" in den Ergebnissen der Tests. Das RKI betont daher auch: "Ein hoher Antikörpertiter spricht nicht gegen die Durchführung einer Impfung."
Auch die Stiko widerspricht der Idee, den Antikörperspiegel zu nutzen, um den Impfstatus zu prüfen: "Die Stiko empfiehlt bei den Covid-19-Impfungen keine generelle Prüfung des Impferfolgs, weder nach der ersten Impfstoffdosis noch nach der zweiten Impfstoffdosis." Allerdings gebe es eine Ausnahme für die serologische Kontrolle bei bestimmten Patienten mit einer erwartbar stark verminderten Impfantwort.
Zitat von Gast am 6. Dezember 2021, 10:53 UhrCorona-Schnelltest-Mangel: »Ein Ende der Lieferengpässe ist noch nicht abzusehen«
Corona-Schnelltests gelten als wichtige Waffe im Kampf gegen die Pandemie – und ein entsprechender Nachweis wird auch von Geimpften immer häufiger verlangt. Doch mit dem Angebot gibt es Probleme.
Ob in der Bahn oder beim Friseur: Ungeimpfte müssen vielerorts den Nachweis eines aktuellen Corona-Schnelltests mit sich führen und auch von Geimpften wird ein entsprechendes Dokument immer häufiger verlangt. Die Politik machte die Tests deshalb für alle wieder kostenlos – doch beim Nachschub halten die Probleme an.
Der Apothekerverband Nordrhein rechnet noch über Wochen mit Engpässen bei Corona-Schnelltests. »Corona-Tests sind oft knapp. Ein Ende der Lieferengpässe ist noch nicht abzusehen«, sagt Verbandschef Thomas Preis der »Rheinischen Post«.
»Aktuell steigen die Zahlen in den Teststellen wöchentlich um zehn Prozent an. Der Dezember wird der Monat mit den meisten Bürgertests werden.« Auch der Verkauf von Selbsttests lege weiter zu.
Sonderzulassung nicht verlängert?
Zugleich gäbe es Angebotsprobleme: Die Frachtmöglichkeiten aus Fernost seien begrenzt, die Freigabe am Zoll dauere lang. »Bisher waren viele Tests als Sonderzulassung im Verkauf. Diese Sonderzulassungen werden nicht mehr verlängert. Das sorgt auch für weitere Engpässe«, beklagt Preis in der »Rheinischen Post«. Hinzu kommt: Manche Großhändler könnten zu wenig für den Winter vorbestellt haben – und nun nicht an genügend Tests kommen.
Die Selbsttests waren zuletzt auch in Drogerien stark nachgefragt, in einigen Regionen wurden sie bereits knapp. Es könne bundesweit regional zu Engpässen kommen, hatte Ende November etwa die Drogeriekette Rossmann mitgeteilt. Wegen der hohen Nachfrage könne es punktuell Probleme bei der Verfügbarkeit geben.Eine Sprecherin des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) sprach zuletzt von einem regional sehr unterschiedlichen Problem. In welchen Regionen die Tests genau knapp seien, konnte sie nicht sagen. »Wenn in einer Apotheke die Tests ausgegangen sind, wird sich die Leiterin oder der Leiter der Apotheke um schnellstmöglichen Nachschub bemühen. Deshalb kann sich die Verfügbarkeit in den Apotheken täglich ändern.«
Corona-Schnelltest-Mangel: »Ein Ende der Lieferengpässe ist noch nicht abzusehen«
Corona-Schnelltests gelten als wichtige Waffe im Kampf gegen die Pandemie – und ein entsprechender Nachweis wird auch von Geimpften immer häufiger verlangt. Doch mit dem Angebot gibt es Probleme.
Ob in der Bahn oder beim Friseur: Ungeimpfte müssen vielerorts den Nachweis eines aktuellen Corona-Schnelltests mit sich führen und auch von Geimpften wird ein entsprechendes Dokument immer häufiger verlangt. Die Politik machte die Tests deshalb für alle wieder kostenlos – doch beim Nachschub halten die Probleme an.
Der Apothekerverband Nordrhein rechnet noch über Wochen mit Engpässen bei Corona-Schnelltests. »Corona-Tests sind oft knapp. Ein Ende der Lieferengpässe ist noch nicht abzusehen«, sagt Verbandschef Thomas Preis der »Rheinischen Post«.
»Aktuell steigen die Zahlen in den Teststellen wöchentlich um zehn Prozent an. Der Dezember wird der Monat mit den meisten Bürgertests werden.« Auch der Verkauf von Selbsttests lege weiter zu.
Sonderzulassung nicht verlängert?
Zugleich gäbe es Angebotsprobleme: Die Frachtmöglichkeiten aus Fernost seien begrenzt, die Freigabe am Zoll dauere lang. »Bisher waren viele Tests als Sonderzulassung im Verkauf. Diese Sonderzulassungen werden nicht mehr verlängert. Das sorgt auch für weitere Engpässe«, beklagt Preis in der »Rheinischen Post«. Hinzu kommt: Manche Großhändler könnten zu wenig für den Winter vorbestellt haben – und nun nicht an genügend Tests kommen.
Eine Sprecherin des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) sprach zuletzt von einem regional sehr unterschiedlichen Problem. In welchen Regionen die Tests genau knapp seien, konnte sie nicht sagen. »Wenn in einer Apotheke die Tests ausgegangen sind, wird sich die Leiterin oder der Leiter der Apotheke um schnellstmöglichen Nachschub bemühen. Deshalb kann sich die Verfügbarkeit in den Apotheken täglich ändern.«
Zitat von Gast am 6. Dezember 2021, 11:21 UhrZu wenig, zu langsam: Wir brauchen dringend eine Stiko-Reform
Irgendwann, wenn diese Corona-Pandemie halbwegs im Griff der Politik und Medizin ist, muss dringend über die Ständige Impfkommission (Stiko) gesprochen werden. Vielleicht kann man auch gar nicht so lange warten. Nur ein Beispiel: Die Bundesregierung – und damit ist die alte ebenso gemeint wie die künftige – bereitet nach langem Zögern eine allgemeine Impfpflicht vor. Was macht der Stiko-Chef Thomas Mertens? Er erklärt im Interview, dass er das sehr kritisch sieht. Gleiches bei der Kinderimpfung: Die EMA hat jetzt auch den Biontech-Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige zugelassen. Nun warten alle auf die Empfehlung der Stiko in dieser Sache. Die lässt auf sich warten, ihr Vorsitzender Mertens erklärte aber jetzt schon, dass er seine Kinder nicht impfen lassen würde. Was soll das? Grundsätzlich ist eine Kommission wie die Stiko eine sehr gute Sache. Ein unabhängiges Gremium von Wissenschaftlern, das ohne Weisung und ohne Rücksicht auf Lobbyinteressen alle Fragen zu Schutzimpfungen und Infektionskrankheiten erörtert und schließlich kundige Empfehlungen abgibt. Soviel zur Theorie. In der Praxis der Corona-Pandemie sieht es leider so aus, dass dieses Gremium aus ehrenamtlichen Expertinnen und Experten viel zu langsam agiert, viel zu wenig kommuniziert und wenn, dann oft widersprüchlich und manchmal schlicht ärgerlich.Normalerweise tagt die Stiko zweimal pro Jahr. Die Protokolle der Sitzungen werden erst nach der jeweils nächsten auf die Webseite gestellt, weil sie erst dort besprochen und verabschiedet sind. Einmal pro Jahr wurde bisher ein Bulletin herausgegeben, das die neuesten Empfehlungen enthielt. Eine seriöse und ausgeruhte Arbeitsweise in normalen Zeiten. Leider leben wir nicht in normalen Zeiten und das schon seit zwei Jahren nicht mehr. Es ist also höchste Zeit, dass eines der wichtigsten Gremien in dieser Pandemie schleunigst den aktuellen Bedingungen des Gesundheitsschutzes angepasst wird. Ehrenamtliches Engagement in allen Ehren, wenn man in einer Pandemie vor die berühmte Welle kommen will, muss sich auch die Arbeitsweise professionalisieren. Das heißt schlicht und ergreifend, dass die Stiko ihre Ergebnisse schneller liefern muss und dafür dann alle notwendigen Mittel bekommen muss.
Dazu gehört dringend auch eine professionelle Kommunikation. Man muss sich das einmal vorstellen. Der Chef einer der wichtigsten Expertenkommissionen in dieser Zeit gibt in Interviews erst einmal seine abweichende Privatmeinung zum Besten, bevor eine offizielle Stellungnahme erfolgt. So war es nicht nur bei der Kinderimpfung. Man erinnere sich an das Desaster mit dem Impfstoff von Astrazeneca. Erst sollten ihn nur Menschen unter 60 bekommen, dann hieß es auf einmal, er sei gerade für die Jüngeren nicht so günstig. Diese Verwirrung hat sich nie wieder aufklären lassen, der Impfstoff aber war in Deutschland quasi verbrannt.
Auch das verspätete Boostern in diesem Herbst geht zum Teil auf das Konto der Stiko. Während die Politiker – unter anderem auch Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) – schon längst erklärten, alle sollten nach sechs Monaten zum Nachspritzen gehen, hieß es bei der Stiko noch, das sei erst mal nur für Menschen ab 70 notwendig. In einem Fernsehinterview hat jetzt auch Thomas Mertens eingeräumt, dass es aus heutiger Sicht „wahrscheinlich günstiger gewesen wäre“, früher mit dem Boostern anzufangen. Man kann auch sagen, dass langsame Entscheidungen, wie sie – unter anderem und nicht nur – die Stiko getroffen hat, Menschenleben kosten. Gibt es noch ein besseres Argument, um auch dieses Gremium schleunigst zu reformieren?
Zu wenig, zu langsam: Wir brauchen dringend eine Stiko-Reform
Normalerweise tagt die Stiko zweimal pro Jahr. Die Protokolle der Sitzungen werden erst nach der jeweils nächsten auf die Webseite gestellt, weil sie erst dort besprochen und verabschiedet sind. Einmal pro Jahr wurde bisher ein Bulletin herausgegeben, das die neuesten Empfehlungen enthielt. Eine seriöse und ausgeruhte Arbeitsweise in normalen Zeiten. Leider leben wir nicht in normalen Zeiten und das schon seit zwei Jahren nicht mehr. Es ist also höchste Zeit, dass eines der wichtigsten Gremien in dieser Pandemie schleunigst den aktuellen Bedingungen des Gesundheitsschutzes angepasst wird. Ehrenamtliches Engagement in allen Ehren, wenn man in einer Pandemie vor die berühmte Welle kommen will, muss sich auch die Arbeitsweise professionalisieren. Das heißt schlicht und ergreifend, dass die Stiko ihre Ergebnisse schneller liefern muss und dafür dann alle notwendigen Mittel bekommen muss.
Dazu gehört dringend auch eine professionelle Kommunikation. Man muss sich das einmal vorstellen. Der Chef einer der wichtigsten Expertenkommissionen in dieser Zeit gibt in Interviews erst einmal seine abweichende Privatmeinung zum Besten, bevor eine offizielle Stellungnahme erfolgt. So war es nicht nur bei der Kinderimpfung. Man erinnere sich an das Desaster mit dem Impfstoff von Astrazeneca. Erst sollten ihn nur Menschen unter 60 bekommen, dann hieß es auf einmal, er sei gerade für die Jüngeren nicht so günstig. Diese Verwirrung hat sich nie wieder aufklären lassen, der Impfstoff aber war in Deutschland quasi verbrannt.
Auch das verspätete Boostern in diesem Herbst geht zum Teil auf das Konto der Stiko. Während die Politiker – unter anderem auch Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) – schon längst erklärten, alle sollten nach sechs Monaten zum Nachspritzen gehen, hieß es bei der Stiko noch, das sei erst mal nur für Menschen ab 70 notwendig. In einem Fernsehinterview hat jetzt auch Thomas Mertens eingeräumt, dass es aus heutiger Sicht „wahrscheinlich günstiger gewesen wäre“, früher mit dem Boostern anzufangen. Man kann auch sagen, dass langsame Entscheidungen, wie sie – unter anderem und nicht nur – die Stiko getroffen hat, Menschenleben kosten. Gibt es noch ein besseres Argument, um auch dieses Gremium schleunigst zu reformieren?
Zitat von Gast am 7. Dezember 2021, 09:57 UhrCorona-Proteste: „Impfpflicht könnte die Situation weiter anheizen“
Die Polizei hatte eine härtere Gangart angekündigt, nachdem sie in den vergangenen Wochen kaum gegen die mitunter nicht angemeldeten Proteste in dem Bundesland mit den deutschlandweit höchsten Corona-Zahlen vorgegangen war. Daran hatte es scharfe Kritik gegeben. Die Corona-Notfallverordnung erlaubt in Sachsen derzeit nur ortsfeste Kundgebungen mit maximal zehn Teilnehmern. Die Polizeidirektion Chemnitz gab in der Nacht zum Dienstag an, in mehreren Städten insgesamt 717 Ordnungswidrigkeiten sowie über ein Dutzend Strafverfahren angezeigt zu haben. Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) äußerte sich bei RTL Direkt besorgt über offenbar radikalisierten Proteste gegen die Corona-Politik: „Das ist eine dramatische Situation, die sich in den vergangenen Wochen noch einmal verschärft hat“, sagte Wöller. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Protest sich zunehmend mit Hass und Gewalt auflädt.“ Vorwürfe, der Staat tue nicht genug gegen rechtsextreme Strukturen, wies er zurück. Seit der Regierungsübernahme von Michael Kretschmer (CDU) werde das Thema sehr ernst genommen: „Wir sind dabei, diese Strukturen Schritt für Schritt zurückzudrängen.“Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer sprach sich für ein härteres „Durchgreifen“ der Justiz gegen die Demonstranten aus. Oft würden Verstöße nur als „Kavalierdelikt“ behandelt. „Nötig ist, dass es auch mal zu Gerichtsverhandlungen kommt, die öffentlich wahrgenommen werden.“ Es gehe nicht mehr um Versammlungs- und Meinungsfreiheit, sagte er dem Redaktionsnetzwerks Deutschlands (RND). „Es geht nur noch darum, einzuschüchtern und Angst zu verbreiten. Diese Menschen brauchen keine Kommunikation, sondern eine klare Ansage.“
Um die angespannte Situation bei den Corona-Protesten zu entschärfen, spricht sich der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer für eine allgemeine Impfpflicht aus. Ein Beweggrund der Teilnehmer der Proteste sei die Gemeinschafsbildung. Der Protest werde so zu einem identitätsstiftenden Moment, der sich zu einer Gruppenloyalität, einem Zwang, der Gruppe zu Folge zu leisten, auswächst, sagte Vorländer: „Da wieder herauszukommen, ist schwierig. Eine Impfpflicht könnte ein gesichtswahrender Ausgang sein.“ Anders sieht das Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU): Eine Impfpflicht könnte die Situation „weiter anheizen“, sagte er dem RND.
Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Sachsen am Montag mit 1234,4 an. Der Landtag hatte am Montag die epidemische Lage im Freistaat festgestellt und so die rechtliche Grundlage für eigene Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie geschaffen.
Die Polizei hatte die Sitzung mit einem Großaufgebot abgesichert und das Parlament abgeriegelt. Laut Polizei versammelten sich kurz nach Eröffnung der Sitzung unerlaubt etwa 50 Menschen. Die Versammlung sei aufgelöst und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Bis zum Abend hätten sich 27 Personen wegen Verstößen gegen die Notfall-Verordnung verantworten müssen. Am Freitag hatte es einen Fackelaufmarsch von Gegnern der staatlichen Corona-Politik vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) gegeben.
Proteste gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen gab es am Montagabend auch in mehreren Orten in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten Teilnehmer im Nordosten wurden mit bis zu 1700 Frauen und Männern in Rostock gezählt. Dort gab es zwischenzeitlich Eierwürfe und die Teilnehmer wurden mit Wasser begossen, die Polizei will ermitteln. In Thüringen gab es in fast allen Landkreisen Proteste. Insgesamt habe es 24 Versammlungsorte gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei am Montagabend. Dabei seien die Teilnehmerzahlen meist höher gewesen als derzeit erlaubt.
Corona-Proteste: „Impfpflicht könnte die Situation weiter anheizen“
Thüringens Verfassungsschutzchef Stephan Kramer sprach sich für ein härteres „Durchgreifen“ der Justiz gegen die Demonstranten aus. Oft würden Verstöße nur als „Kavalierdelikt“ behandelt. „Nötig ist, dass es auch mal zu Gerichtsverhandlungen kommt, die öffentlich wahrgenommen werden.“ Es gehe nicht mehr um Versammlungs- und Meinungsfreiheit, sagte er dem Redaktionsnetzwerks Deutschlands (RND). „Es geht nur noch darum, einzuschüchtern und Angst zu verbreiten. Diese Menschen brauchen keine Kommunikation, sondern eine klare Ansage.“
Um die angespannte Situation bei den Corona-Protesten zu entschärfen, spricht sich der Dresdner Politikwissenschaftler Hans Vorländer für eine allgemeine Impfpflicht aus. Ein Beweggrund der Teilnehmer der Proteste sei die Gemeinschafsbildung. Der Protest werde so zu einem identitätsstiftenden Moment, der sich zu einer Gruppenloyalität, einem Zwang, der Gruppe zu Folge zu leisten, auswächst, sagte Vorländer: „Da wieder herauszukommen, ist schwierig. Eine Impfpflicht könnte ein gesichtswahrender Ausgang sein.“ Anders sieht das Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU): Eine Impfpflicht könnte die Situation „weiter anheizen“, sagte er dem RND.
Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Sachsen am Montag mit 1234,4 an. Der Landtag hatte am Montag die epidemische Lage im Freistaat festgestellt und so die rechtliche Grundlage für eigene Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie geschaffen.
Die Polizei hatte die Sitzung mit einem Großaufgebot abgesichert und das Parlament abgeriegelt. Laut Polizei versammelten sich kurz nach Eröffnung der Sitzung unerlaubt etwa 50 Menschen. Die Versammlung sei aufgelöst und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Bis zum Abend hätten sich 27 Personen wegen Verstößen gegen die Notfall-Verordnung verantworten müssen. Am Freitag hatte es einen Fackelaufmarsch von Gegnern der staatlichen Corona-Politik vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) gegeben.
Proteste gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen gab es am Montagabend auch in mehreren Orten in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten Teilnehmer im Nordosten wurden mit bis zu 1700 Frauen und Männern in Rostock gezählt. Dort gab es zwischenzeitlich Eierwürfe und die Teilnehmer wurden mit Wasser begossen, die Polizei will ermitteln. In Thüringen gab es in fast allen Landkreisen Proteste. Insgesamt habe es 24 Versammlungsorte gegeben, sagte ein Sprecher der Polizei am Montagabend. Dabei seien die Teilnehmerzahlen meist höher gewesen als derzeit erlaubt.
Zitat von Gast am 8. Dezember 2021, 06:44 UhrErhöhtes Risiko bei bestimmten Menschen
Wer trotz Impfung an Corona erkrankt
Vollständig gegen Corona geimpft und trotzdem infiziert oder gar erkrankt: Die Zahl der Durchbruchsinfektionen steigt. Für welche Menschen das Risiko erhöht ist.
Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter und immer mehr Menschen, die sich infizieren, sind bereits vollständig geimpft. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Impfstoffe nicht mehr schützen.
Insgesamt 261.735 Impfdurchbrüche sind dem Robert Koch-Institut (RKI) seit 1. Februar 2021 bekannt (Stand Ende November). Tendenz steigend. Dies lässt sich der Ständigen Impfkommission (Stiko) zufolge unter anderem durch den mit der Zeit nachlassenden Impfschutz besonders bei älteren Menschen erklären.
Zudem steigt laut RKI derzeit die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen, da dieses sich derzeit wieder stärker ausbreite.
Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn sich eine vollständig geimpfte Person trotz der Impfung infiziert – mit Symptomen oder frei von klinischer Symptomatik. "Sind nur sehr wenige Personen geimpft, kann man auch nur wenige Impfdurchbrüche beobachten. Je mehr Personen in einer Bevölkerung geimpft sind (hohe Impfquote), umso mehr Impfdurchbrüche beobachtet man", erklärt das RKI außerdem.
Impfdurchbrüche vor allem bei geschwächtem Immunsystem
Doch nicht nur bei Älteren lässt der Impfschutz schneller nach. Mediziner verweisen auch auf den Aspekt, dass bei den meisten geimpften Corona-Patienten schon im Vorfeld ein Immundefizit vorliegt.
Dies bestätigt nun auch eine neue Untersuchung aus den USA. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich Geimpfte mit einem geschwächten Immunsystem deutlich häufiger mit dem Virus anstecken als Gesunde. Die Forscher werteten dafür Daten von fast 1,2 Millionen Menschen aus.
Ihre wichtigsten Erkenntnisse, die kürzlich im Fachmagazin "Journal of Medical Economics" veröffentlicht wurden, waren demnach:
- Corona-Infektionen bei vollständig geimpften Personen traten nur zu 0,08 Prozent auf – also im Schnitt bei acht von 10.000 Geimpften.
- Bei Menschen mit einem schwächeren Immunsystem passierte dies aber dreimal häufiger und sie erkrankten schwerwiegender: Obwohl immungeschwächte Personen nur 18 Prozent der untersuchten Personen ausmachten, entfielen auf sie mehr als 38 Prozent der Infektionen, knapp 60 Prozent der Krankenhauseinweisungen und 100 Prozent der Todesfälle.
Zu den Erkrankungen, die die Immungeschwächten aufwiesen, zählten:
- HIV/AIDS,
- Krebs,
- Organtransplantationen,
- Nierenerkrankungen,
- rheumatologische und andere entzündliche Erkrankungen sowie
- Immunerkrankungen.
Booster-Impfungen unerlässlich bei geringer Immunantwort"Während Corona-Impfstoffe dazu beitragen, Menschen vor einer Ansteckung und schwerer Erkrankung zu schützen, ist das Risiko von Durchbruchsinfektionen bei vollständig geimpften Menschen nicht vollständig ausgeschlossen. Die Ergebnisse ergänzen andere Studien und unterstützen die Impfung mit einer dritten Dosis eines Covid-19-Impfstoffs, um den Schutz bei immungeschwächten Personen zu erhöhen", fasste Studienautorin Manuela Di Fusco zusammen.
Erhöhtes Risiko bei bestimmten Menschen
Wer trotz Impfung an Corona erkrankt
Vollständig gegen Corona geimpft und trotzdem infiziert oder gar erkrankt: Die Zahl der Durchbruchsinfektionen steigt. Für welche Menschen das Risiko erhöht ist.
Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter und immer mehr Menschen, die sich infizieren, sind bereits vollständig geimpft. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Impfstoffe nicht mehr schützen.
Insgesamt 261.735 Impfdurchbrüche sind dem Robert Koch-Institut (RKI) seit 1. Februar 2021 bekannt (Stand Ende November). Tendenz steigend. Dies lässt sich der Ständigen Impfkommission (Stiko) zufolge unter anderem durch den mit der Zeit nachlassenden Impfschutz besonders bei älteren Menschen erklären.
Zudem steigt laut RKI derzeit die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen, da dieses sich derzeit wieder stärker ausbreite.
Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn sich eine vollständig geimpfte Person trotz der Impfung infiziert – mit Symptomen oder frei von klinischer Symptomatik. "Sind nur sehr wenige Personen geimpft, kann man auch nur wenige Impfdurchbrüche beobachten. Je mehr Personen in einer Bevölkerung geimpft sind (hohe Impfquote), umso mehr Impfdurchbrüche beobachtet man", erklärt das RKI außerdem.
Impfdurchbrüche vor allem bei geschwächtem Immunsystem
Doch nicht nur bei Älteren lässt der Impfschutz schneller nach. Mediziner verweisen auch auf den Aspekt, dass bei den meisten geimpften Corona-Patienten schon im Vorfeld ein Immundefizit vorliegt.
Dies bestätigt nun auch eine neue Untersuchung aus den USA. Sie kommt zu dem Schluss, dass sich Geimpfte mit einem geschwächten Immunsystem deutlich häufiger mit dem Virus anstecken als Gesunde. Die Forscher werteten dafür Daten von fast 1,2 Millionen Menschen aus.
- Corona-Infektionen bei vollständig geimpften Personen traten nur zu 0,08 Prozent auf – also im Schnitt bei acht von 10.000 Geimpften.
- Bei Menschen mit einem schwächeren Immunsystem passierte dies aber dreimal häufiger und sie erkrankten schwerwiegender: Obwohl immungeschwächte Personen nur 18 Prozent der untersuchten Personen ausmachten, entfielen auf sie mehr als 38 Prozent der Infektionen, knapp 60 Prozent der Krankenhauseinweisungen und 100 Prozent der Todesfälle.
Zu den Erkrankungen, die die Immungeschwächten aufwiesen, zählten:
- HIV/AIDS,
- Krebs,
- Organtransplantationen,
- Nierenerkrankungen,
- rheumatologische und andere entzündliche Erkrankungen sowie
- Immunerkrankungen.
"Während Corona-Impfstoffe dazu beitragen, Menschen vor einer Ansteckung und schwerer Erkrankung zu schützen, ist das Risiko von Durchbruchsinfektionen bei vollständig geimpften Menschen nicht vollständig ausgeschlossen. Die Ergebnisse ergänzen andere Studien und unterstützen die Impfung mit einer dritten Dosis eines Covid-19-Impfstoffs, um den Schutz bei immungeschwächten Personen zu erhöhen", fasste Studienautorin Manuela Di Fusco zusammen.
Zitat von Gast am 8. Dezember 2021, 10:47 UhrImpfgegner vor Karl Lauterbachs Wohnung
Vier Impfgegner haben vor der Kölner Privatwohnung des SPD-Politikers Karl Lauterbach eine unangemeldete Demonstration veranstaltet.
Die Polizei beendete die Versammlung am vergangenen Freitagabend, wie die Kölner Polizei auf dpa-Anfrage bestätigte. Am Montag wurde bekannt, dass Lauterbach neuer Gesundheitsminister wird.
Warnung vor Radikalisierung
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Corona-Leugner Lauterbach ausgesucht hatten, weil er immer wieder in den Medien aufgetreten ist. In einem Bericht an den Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags warnt das Innenministerium in diesem Kontext vor einer zunehmenden «Emotionalisierung und Radikalisierung» durch die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern, die vor allem Einschränkungen für nicht-immunisierte Menschen bedeuten. In Österreich, den Niederlanden und Belgien sei bereits eine «Verschärfung des Protestgeschehens bis hin zu gewalttätigen Ausschreitungen zu konstatieren.»
Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte laut «WAZ» über die Radikalisierung von Corona-Leugnern: «Wir müssen davon ausgehen, dass aus der Bewegung heraus auch weiter gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung agitiert wird, dass es nicht nur um Corona geht und dass ein Teil der Anhänger auch Gewalt befürwortet oder sogar anwenden wird.»
Impfgegner vor Karl Lauterbachs Wohnung
Vier Impfgegner haben vor der Kölner Privatwohnung des SPD-Politikers Karl Lauterbach eine unangemeldete Demonstration veranstaltet.
Die Polizei beendete die Versammlung am vergangenen Freitagabend, wie die Kölner Polizei auf dpa-Anfrage bestätigte. Am Montag wurde bekannt, dass Lauterbach neuer Gesundheitsminister wird.
Warnung vor Radikalisierung
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Corona-Leugner Lauterbach ausgesucht hatten, weil er immer wieder in den Medien aufgetreten ist. In einem Bericht an den Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags warnt das Innenministerium in diesem Kontext vor einer zunehmenden «Emotionalisierung und Radikalisierung» durch die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern, die vor allem Einschränkungen für nicht-immunisierte Menschen bedeuten. In Österreich, den Niederlanden und Belgien sei bereits eine «Verschärfung des Protestgeschehens bis hin zu gewalttätigen Ausschreitungen zu konstatieren.»