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Sahra Wagenknecht bei "Markus Lanz":  

"Lauterbachs Vorhersagen waren immer übertrieben"

Bei Markus Lanz diskutierte eine Damenrunde über den weiteren Umgang mit der Corona-Pandemie und ein verschwörungstheoretisch anmutendes Oskar-Lafontaine-Zitat. Sahra Wagenknecht übernahm die Verteidigung ihres Mannes – keine rundum glückliche Rolle.

Leichte Differenzen zwischen Sahra Wagenknecht und dem Rest der Damenrunde, die gestern bei "Markus Lanz" diskutierte, waren von Anfang an deutlich. Während die Linken-Politikerin eingeblendete EM-Jubelbilder aus England und das dort bevorstehende Ende der Corona-Regeln mit dem Satz kommentierte "Irgendwann muss man auch Maßnahmen aufheben", äußerten sich die übrigen Teilnehmerinnen skeptischer. "Wir sind noch nicht so weit, dass wir lockern sollten", fand die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff. Sie würde angesichts der Delta-Variante "schon aufpassen", pflichtete Alena Buyx bei, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Ob es klug sei, wie Großbritannien "in die starke Welle hinein" zu öffnen, werde sich zeigen.


Die Gäste

  • Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete der Linken
  • Anja Maier, Journalistin ("Weser-Kurier")
  • Helga Rübsamen-Schaeff, Virologin
  • Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats

 

Richtig in Fahrt aber kam die Sendung erst, als der Moderator das Zitat eines Mannes ins Spiel brachte, genauer gesagt des Ehemanns von Sahra Wagenknecht. Oskar Lafontaine hatte den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach kürzlich in einem Facebook-Beitrag als "Covid-Heulboje" bezeichnet, die die Delta-Variante nutze, um "Schreckensszenarien in die Welt zu setzen", obwohl doch immer mehr Menschen geimpft seien. Dabei zeige sich, so Lafontaine weiter, "dass die sogenannten Experten Arm in Arm mit der Pharmaindustrie den Teufel an die Wand malen, um möglichst viele Leute mit den Impfstoffen mit ,bedingter Marktzulassung‘ zu impfen und den nächsten Lockdown vorzubereiten".

Das ordnete nicht nur Markus Lanz als bedenklich nah an Verschwörungsgeschwurbel ein, sodass sich Wagenknecht als Verteidigerin und Sprachrohr ihres – laut ihrer Aussage geimpften – 77-jährigen Gatten wiederfand. Keine rundum glückliche Rolle, mit der sie allerdings kein größeres Problem zu haben schien.

Als die Journalistin Anja Maier – sich neben Lafontaine auch auf Heiko Maas’ Forderungen nach einem Corona-Maßnahmen-Stopp beziehend – fragte, wo denn jetzt "diese Expertise" herkomme, wusste Wagenknecht sofort eine Antwort: "Man muss kein Virologe sein, um wahrzunehmen, dass Angst machende Prognosen nicht eingetreten sind." So sei die dritte Welle weniger schlimm gewesen als befürchtet. Dass Alena Buyx in diesem Zusammenhang auf das "Präventions-Paradox" hinwies, also das Phänomen, dass der Erfolg von Maßnahmen im Nachhinein als Beleg für deren Unnötigkeit gedeutet wird, vermochte sie nicht von ihrem Argumentationspfad abzubringen.

"Lauterbachs Vorhersagen waren immer übertrieben"

"Natürlich ist das ein Riesengeschäft", erklärte die Linken-Politikerin, es wirkten "mächtige Lobbys", und so zu tun, als handle die Pharmaindustrie aus "altruistischen Motiven", sei absurd. Nicht umsonst würden jetzt aus deren Kreisen schon Forderungen nach einer dritten Impfung laut. Da konnte Alena Buyx nur mühsam an sich halten: Wagenknecht könne ja gern die Pharmaindustrie kritisieren, aber zu sagen, dass "sogenannte Experten" quasi auf deren Schoß säßen, stelle die Experten-Aussagen als "suspekt" hin und sei deshalb "schwierig". Zwar räumte Wagenknecht ein, dass Karl Lauterbach "kein Lobbyist" sei und nicht für seine Warnungen bezahlt werde. Ansonsten blieb sie jedoch bei ihrer Linie: "Lauterbachs Vorhersagen waren immer übertrieben", so die ehemalige Fraktionschefin, er habe "immer deutlich überzogen", und "man sollte Angst nicht schüren".

Den Verteidigungsmodus konnte Wagenknecht gleich beibehalten, als es – drei Monate nach ihrem ersten Lanz-Auftritt dazu – noch einmal um ihr Buch "Die Selbstgerechten" ging. "Verfehlt" und "zu kurz gesprungen" lauteten die Urteile der Berlin-Korrespondentin Anja Maier dazu, dieses "Einkreisen eines linksliberalen Milieus" habe sie "ziemlich genervt". Ihre weiteren Vorwürfe an die Autorin: Sie argumentiere bei ihrer Abrechnung mit den "Lifestyle-Linken" mit Klischees und zeige sich ihrerseits "dünkelhaft". Es gebe schließlich auch vegan lebende Krankenschwestern und fahrradfahrende Bauarbeiter.

Wagenknecht aber blieb dabei, dass "linksliberale Überheblichkeit rechte Terraingewinne nährt", und prangerte an, dass die linken Parteien immer weniger von Nichtakademikern und Geringverdienern gewählt würden. Zwar wünsche sich eine Mehrheit der Wähler mehr soziale Gerechtigkeit, aber damit würden nicht mehr die linken Parteien identifiziert. Das liege an den "abgehobenen Diskussionen" in "einem Milieu, das seine Privilegien für persönliche Tugenden hält". Dabei, so Wagenknecht, gehe es ihr nicht nur um ihre eigene Partei, die gerade ein Ausschlussverfahren gegen sie eröffnet hat: "Mich treibt das Elend aller linken Parteien um." Die SPD, noch härter abgestürzt als die Linke, habe schließlich dieselbe Debatte.

Nach so viel Kontroversen spürte offenbar selbst Markus Lanz den Wunsch nach einem versöhnlichen Schlusswort. Ob sie ihr Buch denn alleine geschrieben habe, wollte er von Sahra Wagenknecht wissen. Das konnte sie dann einfach mal entspannt bejahen.

 

 

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RKI: „Gesundheitsgefährdung hoch bis moderat“ - Corona-Virus in Europa

 

Welche Corona-Maßnahmen betreffen WohnmobilistInnen und ihre Reisen? Alles über Corona-Regeln, Reisewarnungen, Risikogebiete und Quarantäne.

++ Update 13.7. Tanzverbot in Griechenland. Aufgrund steigender Fallzahlen hat die griechische Regierung die Impfpflicht angekündigt und Auflagen im Freizeitbereich eingeführt, wie etwa das landesweite Tanzverbot bis Ende August und dass in Restaurants und Bars Menschen nicht eng aneinandergedrängt stehen dürfen.

++ Update 12.7. Gesundheit der Menschen in Deutschland weiterhin hoch gefährdet. Seit heute beurteilt das RKI die Gefährdung der Gesundheit der nicht oder nur einmal geimpften Bevölkerung in Deutschland weiterhin als "hoch". Grund: Neue SARS-CoV-2-Varianten und eine noch nicht ausreichend hohe Impfquote. Für vollständig Geimpfte gilt die Gefährdung als "moderat". Menschen mit chronischen Erkrankungen und vulnerable Bevölkerungsgruppen sind weiterhin besonders betroffen. Am 12.07.2021 (12:15 Uhr) befanden sich 435 COVID-19-Fälle in intensivmedizinischer Behandlung (+2 zum Vortag).

++ Update 12.7. Bundesnotbremse nicht mehr nur von Inzidenz abhängig. Künftig soll nicht nur eine 7-Tage-Inzidenz von 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner dafür sorgen, dass wieder Einschränkungen gelten. Auch Faktoren wie die Belegung von Intensivbetten will die Bundesregierung künftig in Betracht ziehen.

++ Update 11.7. Irische Region Mid-West ist Risikogebiet. Bereits seit März gelten Border, Dublin, Mid-East und Midland als Risikogebiet.

++ Update 10.7. Niederlande verschärfen Maßnahmen. Die Fallzahlen in den Niederlanden steigen aufgrund der Delta-Variante an. Erst vor zwei Wochen fielen viele Beschränkungen. Fortan sollen wieder Abstandsregeln, eine Sperrstunde für Restaurants und Bars von Mitternacht bis 6 Uhr morgens und ein Verbot für Festivals ohne feste Sitzplätze gelten.

++ Update 11.7. Spanien ist Risikogebiet. Komplett Spanien inklusive der Balearen und Kanaren wird zum einfachen Risikogebiet.

++ Update 14.7. Zypern ist Hochinzidenzgebiet.

++ Update 07.7. Portugal, Russland, Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland sind Hochinzidenzgebiet.

++ Update 05.7. Tschechien führt wieder Testpflicht für Einreise ein. Aufgrund der Delta-Variante gilt ab Freitag 9. Juli wieder, dass Einreisende und ReiserückkehrerInnen ein negatives PCR- oder Antigen-Testergebnis vorzeigen müssen. Der Test darf nicht älter als 72 (PCR) bzw. 48 Stunden (Antigen) sein.

++ Update 05.7. Deutsche dürfen wieder in Norwegen für Urlaub einreisen. Alle Einreisenden müssen eine Einreiseanmeldung ausfüllen und einen Schnelltest an der Grenze durchführen. Ausgenommen davon sind Geimpfte und Genesene.

++ Update 04.7. Norwegische Region Agder ist Risikogebiet. Auch die Region Rogaland ist Risikogebiet.

Infektionszahlen in Deutschland

In Deutschland zählt das Robert-Koch-Institut (RKI, Stand 13.07.2021) insgesamt 3.737.135 Personen, die sich mit dem SARS-Cov-2-Virus infiziert haben. Deutschlandweit gab es bislang laut der Behörde 91.259 Todesfälle im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19.

Das Ziel der Bundesregierung ist es, dass es zu nicht mehr als 50 Neuinfektionen auf 100.000 EinwohnerInnen innerhalb von sieben Tagen kommen soll. Geschieht dies, ist der Landkreis dazu verpflichtet, die Maßnahmen zum Infektionsschutz wieder zu verstärken. Die 7-Tage-Inzidenz liegt für Deutschland am 12.07.2021 bei 6,4, Tendenz: leicht steigend.

Welche Regionen sind besonders betroffen?

Die höchste 7-Tages Inzidenz verzeichnet derzeit Baden-Württemberg mit durchschnittlich 10 (RKI, 23.06.2021). Die Landkreise mit den höchsten Inzidenzen sind aktuell Zweibrücken (49,7), Lichtenfels (31,4) und Unstrut-Hainich-Kreis (28,4).

Reisebeschränkungen in Europa

Nachdem 2020 im ersten Lockdown einige Grenzen innerhalb der EU geschlossen wurden, herrscht seit dem 15. Juni 2020 wieder EU-weit Reisefreiheit für alle EU-BürgerInnen und TouristInnen. Während des Lockdowns im Winter war diese allerdings de facto nicht vorhanden, da Übernachtungsbetriebe wie Campingplätze fast überall keine touristischen Gäste empfangen durften.

Auch jetzt, da vieles wieder geht, müssen Reisewillige aufpassen: Einige Länder in Europa haben Deutschland zum Risikogebiet ernannt, weshalb deutsche UrlauberInnen vor Ort mit Beschränkungen wie Quarantäne und Testpflicht bei der Einreise rechnen müssen. ReisemobilistInnen sollten darüber hinaus die Hochrisikogebiete umfahren – schon alleine, weil bei der Rückkehr nach Deutschland verschiedene Quarantänebestimmungen gelten (siehe unten).

Sie wollen Bußgelder, Quarantäne oder eine Infektion im Ausland vermeiden? Wer auf eine Camping-Reise geht, sollte unbedingt informiert bleiben und das Infektionsgeschehen und die staatliche Regelungen auf den offiziellen Kanälen beobachten. Machen Sie sich vor der Abfahrt mit den Regeln und der Situation vor Ort vertraut. Die offiziellen Behörden stellen tagesaktuell Infos und Reisehinweise zur Verfügung.

Rückreise: Covid-19-Tests und Quarantäne

Das Auswärtige Amt bewertet jedes Land einzeln und vergibt entsprechend Reisehinweise. Seit dem 27. Januar 2021 gelten außerdem verschärfte Regeln für Reiserückkehrende.

  • Wer nach Deutschland aus einem Risikogebiet zurückkehrt, muss seit dem 17. Mai 2021 nicht mehr in Quarantäne. Weiterhin sind Reisende verpflichtend, die Einreise digital anzumelden: http://www.einreiseanmeldung.de Bei Einreise aus einem "einfachen" Risikogebiet müssen Reisende spätestens 48 Stunden nach Einreise ein negatives Testergebnis besitzen, sofern sie keinen Impf- oder Genesenennachweis haben. NEU: Ab 1.7. gibt es keine Einschränkungen mehr für "einfache" Risikogebiete.
  • Wer aus einem Hochinzidenzgebiet zurückreist, muss bereits bei der Einreise einen aktuellen, negativen PCR-Test vorlegen und zehn Tage in Quarantäne gehen. Nach fünf Tagen ist das Freitesten möglich. Genesenen- oder Impfnachweis gilt wie ein negativer Test.
  • Bei der Rückkehr aus Virusvariantengebieten müssen 14 Tage Quarantäne eingehalten werden. Freitesten ist nicht möglich. Es gibt keine Ausnahmen für Genesene oder vollständige Geimpfte. Vorsicht: Obwohl deutsche StaatsbürgerInnen jederzeit einreisen dürfen, gelten mitunter Beförderungsverbote.

Allgemein gilt: Wer aus dem Ausland nach Deutschland einreist oder zurückkehrt, muss sich auf der Homepage http://www.einreiseanmeldung.de registrieren. Dort müssen Reisende Infos zu den Aufenthalten der letzten zehn Tage angeben.

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Medikament könnte Coronavirus im Körper stoppen

Forscher aus Australien haben eine Methode mit der Gen-Schere Crisp gefunden, mit der die Vermehrung des Coronavirus eingedämmt werden könnte. Es gibt allerdings noch Einschränkungen.

Australischen Wissenschaftlern ist es mithilfe einer Methode auf Grundlage der Gen-Schere Crispr gelungen, die Vermehrung des Coronavirus SARS-CoV-2 in einer infizierten Zelle zu stoppen. Dies geht aus einer in der Fachzeitschrift "Nature Communications" veröffentlichten Studie hervor.

Langfristig könnte damit laut dem Team um Sharon Lewin vom australischen Peter Doherty Institute for Infection and Immunity eine bessere Behandlung von Covid-19-Patienten möglich werden.

Crisp-Enzym zerschneidet Coronavirus

Die Wissenschaftler nutzten eine Form der Gen-Schere Crispr, mit der gezielt Teile des Erbguts ausgeschnitten und ersetzt werden können. Für ihre Versuche unter Laborbedingungen setzten sie das Enzym Crispr/Cas13b ein. Dieses bindet bestimmte RNA-Sequenzen des Coronavirus und schaltet jenen Teil aus, den das Virus zur Vervielfältigung in der infizierten Zelle benötigt.

"Sobald das Virus erkannt wird, wird das Crispr-Enzym aktiviert und zerschneidet das Virus", erklärte Lewin. Die Methode funktioniert nach ihren Angaben sowohl bei Teilen des Virus, "die sehr stabil sind und sich nicht verändern", als auch bei jenen, "die stark veränderbar sind". So erwies sich die Technik auch bei Virusvarianten wie der Alpha-Mutante als wirksam. Bislang wurde die Methode jedoch nur unter Laborbedingungen getestet. Das Team hofft nun, sie auch an Tieren erproben zu können.

Bislang gibt es nur wenige und auch nur teilweise wirksame Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19. "Wir brauchen immer noch bessere Behandlungen für Menschen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus sind", sagte Lewin. "Unsere derzeitigen Möglichkeiten sind hier begrenzt und reduzieren das Sterberisiko bestenfalls um 30 Prozent."

Die ideale Behandlung

Die Verwendung der Crispr-Technik in der allgemeinen Medizin sei zwar wahrscheinlich noch "Jahre, nicht Monate" entfernt, sagte Lewin. Dennoch könne sie sich im Kampf gegen Corona als nützlich erweisen.

Die ideale Behandlung wäre laut der Forscherin ein einfaches antivirales Medikament, das schnellstmöglich nach einem positiven Corona-Test eingenommen wird, um einem schweren Verlauf vorzubeugen. Die Forscher hoffen laut Lewin mit ihren Erkenntnissen zur Entwicklung eines solchen günstigen, oralen Medikaments beizutragen.

 

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Wann kommt ein Heilmittel?  

Das ist Stand bei der Entwicklung von Corona-Medikamenten

Das Impfen gilt als wichtigstes Mittel gegen das Coronavirus. Um die Symptome einer Covid-Erkrankung zu bekämpfen setzen Ärzte auch auf Medikamente. Der aktuelle Forschungsstand dämpft jedoch diese Hoffnungen.

Die dritte Corona-Welle rollt über Deutschland hinweg. Während im Rekordtempo gleich mehrere Impfstoffe zugelassen wurden, fehlt es Ärzten noch immer an wirksamen Medikamenten zur Behandlung ihrer Patienten – trotz weltweit mit Milliardensummen unterstützter Forschung an Arzneimitteln gegen Corona.

Warum ist die Entwicklung von Arzneien gegen SARS-CoV-2 schwer? 

Derzeit würden rund 400 verschiedene Substanzen auf Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 untersucht, sagt Stefan Kluge, Koordinator der Behandlungsleitlinien der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Bisher habe es aber bei fast allen Studien negative Ergebnisse gegeben.

Zuletzt sei bei der Entwicklung von Arzneien "ein bisschen Ernüchterung" eingetreten, sagt auch der Infektiologe Clemens Wendtner von der München Klinik. Hoffnungen ruhen etwa noch auf synthetisch hergestellten Antikörpern, die das Virus im Körper außer Gefecht setzen sollen. Doch die Erwartungen sind inzwischen gedämpft. Auch eine Reihe sogenannter antiviraler Substanzen wird untersucht. Bisher fehlt aber ein Mittel, das das Virus spezifisch bekämpft.

Welche Medikamente sind im Einsatz?

Bei Klinik-Patienten wird bislang vor allem das entzündungshemmende und lange bekannte Kortikoid Dexamethason eingesetzt. Es soll eine überschießende Immunreaktion bremsen, die bei Covid-19 häufig auftritt, und gehört zu den laut nationaler Leitlinie empfohlenen Medikamenten.

Auch andere anti-entzündliche Wirkstoffe werden untersucht. In absehbarer Zeit zugelassen werden könnte der bisher gegen rheumatische Arthritis eingesetzte Wirkstoff Tocilizumab. Zudem greifen Ärzte zu erprobten Arzneien, die je nach Verlauf bei bestimmten Komplikationen schützen. Oft bekommen Klinik-Patienten Blutverdünner – denn Covid-19 erhöht die Gefahr von Thrombosen, Infarkten und Schlaganfällen.

Helfen Antibiotika gegen Covid-19?

Wegen der Gefahr einer zusätzlichen bakteriellen Infektion werden häufig auch Antibiotika verabreicht. Doch diese seien gegen das Virus wirkungslos und nur in bestimmten Fällen sinnvoll, mahnt Kluge, der auch Chef der Intensivmedizin am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf ist. Weltweit sei der Antibiotika-Verbrauch mit der Pandemie rasant gestiegen - das werde unter anderem zu weiteren Resistenzen führen. "Antibiotika haben bei Covid-19 primär nichts zu suchen. Da muss man sehr kritisch hingucken."

Welche Hürden gibt es bei der Entwicklung von Heilmitteln gegen Covid-19?

Dass überhaupt ein rundum wirksames Heilmittel gegen Covid-19 gefunden wird, gilt als unwahrscheinlich. "Wir werden nichts finden, was die derzeitige Sterblichkeit von 20 bis 30 Prozent auf der Intensivstation auf 0 Prozent reduziert", sagt Kluge.

Bei Grippe und anderen Viruskrankheiten fehlen direkte Heilmittel bis heute. "Es gibt auch bei anderen respiratorischen Viren nur bedingt wirksame Therapieoptionen", sagt Christoph Spinner, Oberarzt Infektiologie und Pandemiebeauftragter des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM).

"Das dürfte vor allem daran liegen, dass bei den respiratorischen Erkrankungen nur ein frühes Fenster für die antiviralen Ansätze bleibt, während dann bei den komplizierten späten Erkrankungsphasen mehr immunologische Therapien erforderlich sind." Dexamathason senke die Sterblichkeit zwar signifikant, aber nicht auf Null. "Daher macht die Verhinderung der schweren Infektion durch Impfung einfach am meisten Sinn."

Auf welche Corona-Medikamente setzen die Regierung und Experten?

In mehreren Kliniken in Deutschland werden derzeit synthetisch hergestellte Antikörper erprobt: Bamlanivimab sowie REGN-COV2, das auch Ex-Präsident Donald Trump bekam. Trotz bisher schlechter Studienlage und mangelnder Empfehlung dafür hatte sich die Bundesregierung von beiden Medikamenten 200.000 Dosen für rund 400 Millionen Euro gesichert.

Sie liegen nun im Schrank, wie Mediziner berichten. Von 100 therapeutischen Bamlanivimab-Einheiten sei an der München Klinik bis Anfang März nur eine Einzige verwendet worden, in anderen Kliniken gebe es ähnliche Erfahrungen, sagt Wendtner. "Das ist nicht der Blockbuster, der ständig aus dem Apothekenschrank gezogen wird."

Das Mittel dürfen Ärzte in Deutschland nur in der Klinik ausgewählten Patienten in der Frühphase verabreichen. Werde es zu spät gegeben, könnte der Körper schon eigene Antikörper gebildet haben, sagt Wendtner. "Das Medikament kann dann eine schwere Immunreaktion auslösen bis zum allergischen Schock."

In den USA heißt es mittlerweile von Behördenseite, dass Bamlanivimab als alleiniger Antikörper nicht mehr eingesetzt werden soll, weil er gegen viele Corona-Varianten nicht helfe. Experten des RKI schrieben andererseits erst kürzlich mit Verweis auf Laborexperimente, dass Bamlanivimab bei der mittlerweile in Deutschland dominierenden Variante B.1.1.7 wirksam sei.

Auch sogenanntes Rekonvaleszentenplasma – aus dem Blut von Genesenen gewonnene Antikörper – wird in Deutschland weiter erprobt. Der Wirkmechanismus ist vergleichbar mit dem synthetischer Antikörper. Bundesweit hatten Universitätskliniken schon vor einem Jahr Corona-Genesene um Blutplasmaspenden gebeten. Die Aussagen zur Wirksamkeit seien allerdings "heterogen", sagt Spinner vom Klinikum rechts der Isar.

Geforscht wird auch an Medikamenten, die eine Zerstörung der Lunge verhindern. Dabei geht es etwa um sogenannte mesenchymale Stammzellen. Sie werden aus Nabelschnurgewebe gewonnen, sind Vorläufer für verschiedene Zelltypen im Körper – und könnten nach ersten Studien schwer erkrankten Corona-Patienten helfen. Sie sollen Lungengewebe schützen oder regenerieren.

Ist Remdesivir ein mögliches Mittel bei einer Corona-Erkrankung?

Vor Monaten wurde die Zulassung des ursprüngliche gegen das Ebola-Virus entwickelten Remdesivir als Meilenstein gefeiert. Das Mittel kommt nun kaum zum Einsatz, wie Ärzte übereinstimmend berichten. Als nicht wirksam und teils sogar kontraindiziert erwies sich das Malaria-Medikament Chloroquin. Trump hatte dieses zu Beginn der Pandemie als Wunderwaffe und "Geschenk Gottes" gepriesen. Die FDA erteilte dem Mittel die Notfallzulassung - die schon nach einigen Wochen wieder zurückgezogen wurde.

Inzwischen erwies sich auch das Anti-Wurmmittel Ivermectin als Flop. Vor allem in Lateinamerika kauften die Menschen nach Berichten über angebliche Erfolge bei der Covid-Behandlung die Regale leer – doch eine klinische Studie ergab kürzlich keine Wirksamkeit bei Corona

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Schnelle Zulassung geplant  

Neuer Impfstoff offenbar gegen Corona und Grippe wirksam

Ein Piks als Schutz vor zwei Viruserkrankungen, die beide in den Herbst- und Wintermonaten Saison haben? Das könnte bald Realität sein. So funktioniert der Wirkverstärker für das Immunsystem.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Grippeschutzimpfung jedes Jahr Menschen über 60 Jahren, chronisch Kranken oder auch zum Beispiel dem Gesundheits- und Pflegepersonal. Diese Personengruppen wurden auch beim Start der Impfkampagne gegen das Coronavirus priorisiert und gelten auch als die Risikogruppen, bei denen eine Nachimpfung nötig sein könnte.

Getestet wird ein Protein-Impfstoff

Dies kann vielleicht bald in Kombination mit einem Grippeimpfstoff passieren. Das US-Unternehmen Novavax gilt als Vorreiter in der Erforschung eines Kombi-Impfstoffes gegen das Grippe- und das Coronavirus. Die mitunter notwendig werdenden Auffrischungsimpfungen gegen SARS-CoV-2 könnten so gleichzeitig mit dem Grippeimpfstoff verabreicht werden.

Das Vakzin von Novavax ist dabei weder ein mRNA- noch ein Vektorimpfstoff wie die bislang in Deutschland zugelassenen Impfstoffe von Biontech und Moderna sowie Astrazeneca und Johnson & Johnson. Der US-Hersteller setzt auf einen Protein-Impfstoff.

Dabei werden die für das Coronavirus so wichtigen Spikes künstlich produziert. Es handelt sich um die Proteine, mit denen das Virus an die menschlichen Zellen andockt und in sie eindringt. Im Labor werden diese Proteine produziert und an Nanopartikel gebunden. Ihnen wird zusätzlich ein Adjuvans, ein Wirkverstärker, hinzugegeben. Nach der Impfung reagiert das Immunsystem auf die künstlichen Spikes und bildet Antikörper, die vor einer Corona-Infektion schützen.

Wirksamkeit gegen Covid-19 bei über 90 Prozent

Diese Art der Protein-Impfstoff kommt bereits bei Grippeimpfungen zum Einsatz. Das auf dieser Basis von Novavax produzierte Corona-Vakzin zeigt auch eine hohe Wirksamkeit. Nach den Ergebnissen der hausinternen Studien liegt sie bei 90,4 Prozent. Bei der Gruppe der geimpften Studienteilnehmer traten also rund 90 Prozent weniger Erkrankungen auf als bei Probanden, die keine Impfung, sondern nur einen Placebostoff erhalten hatten.

Vor mittelschweren oder schweren Krankheitsverläufen soll sogar ein hundertprozentiger Schutz erreicht werden. An der Studie nahmen fast 30.000 Menschen in den USA und Mexiko teil.

Eine britische Studie bestätigte nun die Ergebnisse. Über 16.000 Probanden nahmen an ihr teil. Die Wirksamkeit lag bei 89,7 Prozent.

Wirkstoffe behindern sich nicht gegenseitig

Auch gegen Varianten soll das Vakzin wirksam sein. Und bei den Impfungen zeigten sich bislang nur die auch von anderen Impfstoffen bekannten Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Muskel- und Gliederschmerzen oder Erschöpfung.

Das Unternehmen ging nun noch einen Schritt weiter und kombinierte den Anti-Corona-Wirkstoff mit einem Grippeimpfstoff. 400 der Studienteilnehmer erhielten diese Vakzine zeitgleich. Dabei stellte sich heraus: Die Immunantwort veränderte sich bei der Grippeimpfung nicht. Die Wirksamkeit der SARS-CoV-2-Impfung sank leicht auf 87,5 Prozent. Impfnebenwirkungen traten etwas häufiger auf.

Noch sind die Forschungen des Unternehmens noch nicht abgeschlossen. Doch der Konzern rechnet damit, im Herbst bereits eine Zulassung des Kombi-Impfstoffes in den USA und in Europa zu beantragen.

 

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Sicherheitsbedenken: Apotheken stoppen Ausstellung von Corona-Impfzertifikaten

 

Apotheken in ganz Deutschland können seit Mittwoch keine Corona-Impfzertifikate mehr ausstellen. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) teilte am Donnerstag mit, dass die Ausstellung von Zertifikaten in Rücksprache mit dem Bundesgesundheitsministerium gestoppt worden sei.

Dem "Handelsblatt" war es demnach gelungen "mithilfe von professionell gefälschten Dokumenten" auf dem DAV-Server einen Gastzugang für einen nicht existierenden Apothekeninhaber zu erzeugen, mit dem dann zwei Impfzertifikate ausgestellt worden seien. Aktuell würden deshalb die angemeldeten Betriebsstätten einer Überprüfung unterzogen. Doch gebe es bislang keine Hinweise auf andere unberechtigte Zugänge.

Das "Handelsblatt" teilte auf Anfrage mit, es sei richtig, dass das Blatt eine gravierende Sicherheitslücke bei der Erstellung digitaler Impfnachweise aufgedeckt habe. "Jedoch hat nicht das 'Handelsblatt' selbst sich einen Zugang zum System verschafft; zwei IT-Sicherheitsspezialisten haben die Schwachstelle offengelegt und damit demonstriert, dass es bei dem Portal deutliche Mängel gibt", erklärte eine Verlagssprecherin.

Wann die Apotheken wieder Impfzertifikate ausstellen können, steht nach Angaben des DAV noch nicht fest. Es sei aber davon auszugehen, dass die über 25 Millionen Impfzertifikate, die bisher ausgestellt worden seien, alle von rechtmäßig registrierten Apotheken stammen.

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Lagebericht zum Coronavirus  

Das sind die neuesten Pandemiedaten des RKI

Junge Infizierte, niedrige Werte in den Krankenhäusern und die Delta-Variante, die weiter um sich greift: Das Robert Koch-Institut veröffentlicht viele Pandemie-Daten auf einen Schlag. Ein Überblick.

Der Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist nach Angaben des Robert Koch-Institut (RKI) bisher vor allem bei Menschen zwischen 15 und 34 Jahren zu beobachten. Während sich die Werte in den Gruppen ab 60 Jahren in den vergangenen Wochen nur minimal und auf sehr niedrigem Niveau veränderten, verzeichnet das RKI für Jüngere relativ starke Zuwächse. Das geht aus einem wöchentlichen Covid-19-Lagebericht hervor, den das RKI neuerdings donnerstags vorlegt. Die wichtigsten Daten in der Übersicht:

Höchste Inzidenz: Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz von 32 in der vergangenen Woche verzeichnen laut Bericht die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren. In dem Alter sind schwere Krankheitsverläufe von Covid-19 relativ selten. Die Impfquoten bei den Menschen unter 60 sind zudem auch deutlich geringer als bei den über 60-Jährigen. In diesen Gruppen sind weniger als 5 Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen erfasst.

Krankenhäuser: Inwieweit sich die Pandemie dort bemerkbar macht, soll bei der Bewertung der Lage an Bedeutung gewinnen. Neu ist seit Mitte Juni eine erweiterte Meldepflicht, da klinische Daten bisher unvollständig erfasst wurden. Zur aktuellen Lage schreibt das RKI, der Rückgang der Patientenzahlen in Krankenhäusern und auf Intensivstationen setze sich aktuell nicht weiter fort. Die Werte lägen zurzeit aber auf einem niedrigen Niveau.

Varianten: Schon länger dominiert die in Indien entdeckte Delta-Variante auch in Deutschland. In einer zufällig für Erbgutanalysen ausgewählten Stichprobe lag ihr Anteil nun bei 84 Prozent, schreibt das RKI. Das ist ein weiterer Zuwachs im Vergleich zur Vorwoche, als der Anteil noch rund zwei Drittel betragen hatte.

Reisen: Zunehmend werden laut RKI auch Fälle bekannt, in denen die Betroffenen dem Virus wahrscheinlich im Ausland ausgesetzt waren. Die häufigste Angabe derzeit sei Spanien. Das beliebte Urlaubsziel weist wesentlich höhere Inzidenzen als Deutschland auf.

Tests: Seit Wochen wird immer weniger im Labor auf Corona getestet. Der neue Tiefstand für 2021 ist vergangene Woche mit 592.221 PCR-Tests verzeichnet. Davon waren 1,64 Prozent positiv.

Imfpeffektivität: Der "bei weitem größte Teil" der seit 1. Februar übermittelten Covid-19-Fälle sei nicht geimpft gewesen, heißt es im Bericht. Laut RKI-Schätzung liegt die Effektivität der Impfung für die Zeit von Anfang Februar bis 11. Juli für die 18- bis 59-Jährigen bei circa 89 Prozent, bei den Menschen ab 60 bei etwa 87 Prozent. Das RKI sieht die hohe Wirksamkeit aus den klinischen Studien bestätigt.

Infizierte Geimpfte: Seit Anfang Februar seien insgesamt 6.125 sogenannte Impfdurchbrüche erfasst worden, heißt es. Meist verlaufen solche Fälle mild, sie sind zudem im Vergleich zur Gesamtzahl der vollständig Geimpften – rund 40 Millionen Menschen in Deutschland – selten. Von den Betroffenen über 60 Jahren kam laut RKI gut ein Viertel ins Krankenhaus. Das RKI hält allerdings eine Untererfassung von Erkrankungen bei Geimpften für wahrscheinlich, daher werde die Wirksamkeit der Impfstoffe "eher überschätzt"

 

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"Müssen uns zügig abstimmen"  

Ministerpräsidenten drängen auf vorgezogene Corona-Schalte

Eigentlich soll das nächste Treffen zwischen Bund und Ländern erst Ende August stattfinden. Doch die Ministerpräsidenten machen Druck: Sie wollen sich so schnell wie nur möglich treffen.

Mehrere Ministerpräsidenten drängen schnellstmöglich auf eine neue Corona-Konferenz zwischen Bund und Ländern, um das weitere Vorgehen in der Pandemie abzustimmen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte, strengere Maßnahmen für Reiserückkehrer sowie zu einem neuen Regelsystem, das nicht nur auf die Inzidenz achte, sollten zügig bundesweit einheitlich auf einer Ministerpräsidentenkonferenz geregelt werden. Das bislang für Ende August geplante Treffen solle vorgezogen werden.

Es brauche "dringend eine verbindliche Formel aus Inzidenzwert, Impfquote und belegten Krankenhausbetten, um zu wissen, ab wann Maßnahmen ergriffen werden müssen – und welche Rechte sich für Geimpfte daraus ergeben", sagte Söder weiter. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Donnerstag in Aussicht gestellt, die für Ende August vorgesehene Ministerpräsidentenkonferenz zur Corona-Pandemie vorzuziehen.

Woidke: "Bund und Länder müssen sich zügig abstimmen" 

Angesichts steigender Infektionszahlen in Deutschland forderte auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) die kurzfristige Einberufung einer Bund-Länder-Konferenz. "Bund und Länder müssen sich zügig abstimmen. Deshalb sollte die nächste Ministerpräsidentenkonferenz möglichst bald stattfinden", sagte der Regierungschef am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Wir müssen alles dafür tun, damit das normale Leben möglichst aufrecht erhalten bleiben kann."

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sieht aktuell einen kurzfristigen Abstimmungsbedarf zwischen Bund und Ländern. "Auch wenn die Lage auf den Intensivstationen deutlich besser geworden ist, dürfen wir jetzt nicht die gute Ausgangslage für den Herbst verspielen", teilte er am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mit.

Söder tagt mit CDU-Ministerpräsidenten bereits am Dienstag 

Bayerns Markus Söder will die Ministerpräsidenten der von der CDU geführten Bundesländer bereits am Anfang der kommenden Woche auf eine gemeinsame Strategie in der weiteren Corona-Politik einschwören. Er habe vorsorglich für kommenden Dienstag die Ministerpräsidenten der unionsgeführten Länder zu einer Schaltkonferenz eingeladen, sagte Söder der "Augsburger Allgemeinen" vom Montag. Denn eine baldige Ministerpräsidentenkonferenz mit Regierungschefs aller Bundesländer ergebe nur Sinn, wenn wirklich die Bereitschaft bestehe, Grundlegendes zu beschließen. Ob diese Schalte tatsächlich stattfindet, stand nach Angaben eines Regierungssprechers am Sonntag noch nicht fest.

Söder sagte, "dazu zählt: Die neuen Regeln für Reiserückkehrer müssen von 11. September auf 1. August vorgezogen werden, denn eine Quarantäne-Verordnung erst nach den Ferien ergibt keinen Sinn". Außerdem stellte er erneut kostenlose Tests für Ungeimpfte zur Debatte. "Klar muss sein: Wer ein Impfangebot hatte und dies bewusst ausschlägt, kann auf Dauer nicht mehr kostenlos getestet werden."

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) verlangt schärfere Regeln für Reiserückkehrer. "Schon bei der Rückkehr aus einem Risikogebiet sollten zwei Tests und eine Quarantäne bis zum zweiten Test verpflichtend sein", sagte sie dem "Handelsblatt". Ein Test bei der Rückkehr sei nicht aussagekräftig genug.

Söder will mit den unionsgeführten Ländern außerdem rasch über seine Pläne für ein Schüler-Impfprogramm gegen das Coronavirus sprechen. Der CSU-Chef stellte zudem die kostenlosen Tests für Ungeimpfte zur Debatte. "Klar muss sein: Wer ein Impfangebot hatte und dies bewusst ausschlägt, kann auf Dauer nicht mehr kostenlos getestet werden", bekräftigte Söder

 

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Spahn will offenbar Testpflicht ausweiten

Gesundheitsminister Spahn plant einem Bericht zufolge, die Testpflicht für Reiserückkehrer zu verschärfen. Demnach soll sie unabhängig von Reiseverkehrsmittel und Herkunftsgebiet gelten. Alle Infos im Newsblog.

In Deutschland haben sich seit Beginn der Pandemie rund 3,75 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts starben 91.565. Die aktuelle Übersicht lesen Sie hier. Im Zuge der Ende 2020 begonnenen Impfkampagne haben inzwischen 60,9 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfdosis erhalten, 49,4 Prozent sind vollständig geimpft (Stand: 27. Juli).
Bericht: Spahn plant Ausweitung von Testpflicht für Reiserückkehrer

Das Bundesgesundheitsministerium plant einem Medienbericht zufolge eine deutliche Ausweitung der Testpflicht für Reiserückkehrer. Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten, will Minister Jens Spahn (CDU) Reisende künftig verpflichten, bei ihrer Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorzulegen – egal, aus welchen Gebieten und mit welchen Verkehrsmitteln sie nach Deutschland kommen. Bisher gilt die Testpflicht für Flugpassagiere und Einreisende aus Hochrisikogebieten, die nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Covid-19-Erkrankung genesen sind.

Die Abstimmung in der Regierung zu der Verschärfung der Corona-Reiseauflagen laufe, sagte eine Sprecherin des Ministeriums den Funke-Medien. Dem Bericht zufolge sträubt sich im Kabinett bisher vor allem Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) gegen Spahns Pläne. Sie hält die umfassende Testpflicht demnach für unverhältnismäßig.

Indien meldet niedrigsten Wert seit März

In Indien verzeichnet das Gesundheitsministerium 29.689 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das ist der niedrigste Wert seit dem 17. März. Insgesamt wurden rund 31,44 Millionen Ansteckungsfälle registriert, weltweit weisen nur die USA mehr Infektionen auf. Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus steigt in Indien um 415 auf 421.832.

Spanien und Niederlande sind Hochinzidenzgebiete

Spanien und die Niederlande sind seit Mitternacht als Corona-Hochinzidenzgebiete eingestuft. Damit gelten bei der Einreise von dort nach Deutschland zusätzliche Auflagen, wie das Robert Koch-Institut mitgeteilt hatte. Mit der Entscheidung reagierte die Bundesregierung auf einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in beiden Ländern.

Wer aus einem Hochinzidenzgebiet nach Deutschland zurückkehrt und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne, kann diese aber durch einen negativen Test nach fünf Tagen verkürzen. Kurz vor Inkrafttreten der Entscheidung am Dienstag hätten nur sehr wenige deutsche Touristen ihren Urlaub auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca vorzeitig beendet, hieß es dort.

Die Reisebranche hatte die Entscheidung der Bundesregierung kritisiert. Nach Angaben des Reiseverbandes DRV machten in der vergangenen Woche etwa 200.000 Pauschalreisende aus Deutschland in Spanien Urlaub - etwa 60 Prozent von ihnen auf den Balearen, 30 Prozent auf den Kanaren und der Rest auf dem Festland. Hinzu kommen insgesamt geschätzt etwa 200.000 Individualurlauber aus Deutschland in dem Land.

Schwesig fordert Corona-Ampel wegen steigender Infektionszahlen

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) mahnt zeitnahe Beratungen von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Corona-Pandemie an und fordert einen Strategiewechsel. "Wir sollten die nächste Konferenz der Regierungschefs der Länder mit der Kanzlerin vorziehen. Die Corona-Zahlen steigen weiter. Wir müssen jetzt gemeinsame Entscheidungen treffen, wenn wir uns gut auf den Herbst vorbereiten wollen", sagt Schwesig der Zeitung "Rheinische Post". Gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sei sie der Auffassung, "dass wir einen neuen Corona-Warnwert brauchen, der neben der Inzidenz auch die Auslastung der Krankenhäuser und den Impffortschritt berücksichtigt". Mecklenburg-Vorpommern habe eine solche Corona-Ampel bereits eingeführt.

Justizministerin Lambrecht – Gastronomen können nur für Geimpfte öffnen

Angesichts des schleppenden Impftempos verweist Bundesjustizministerin Christine Lambrecht auf die Möglichkeit, Restaurants nur für Geimpfte zu öffnen. "Die Vertragsfreiheit ermöglicht privaten Anbietern wie Gastronomen eine weitgehend freie Gestaltung ihrer Angebote", sagt die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wer seinen Gästen einen besonderen Schutz anbieten wolle, könne deshalb auch Angebote machen, die sich nur an Geimpfte richten. Eine Impfpflicht schließt Lambrecht weiter aus. Jedoch solle die Allgemeinheit "nicht mehr auf Dauer für Testkosten aufkommen müssen, wenn Menschen ihre Impfangebote nicht wahrnehmen."

Lauterbach warnt vor Unterricht ohne Einschränkungen

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach hat vor einem Schulstart nach den Sommerferien ohne jegliche Corona-Beschränkungen gewarnt. "Ich habe schon aus den Ländern von der Idee gehört, nach dem Sommer den Unterricht ohne jede Einschränkung auch bei hohen Inzidenzen wieder durchzuführen. Wir hätten bis Ende des Schuljahres eine komplette Durchseuchung aller Schüler", sagte er der "Rheinischen Post" (Dienstag). Fahre man die Schutzmaßnahmen in Schulen zu früh herunter, würden sich sehr viele Kinder mit Covid-19 infizieren. Es sei unklar, wie viele von ihnen nach einer Erkrankung mit Long-Covid-Spätfolgen oder gar einem schwächeren Immunsystem zu kämpfen hätten.

Alternativ könnten Schulen an Wechselunterricht, Masken, Test und Quarantäne für erkrankte Schüler festhalten. "Auch die Impfung von über zwölfjährigen Jugendlichen kann aus meiner Sicht sehr dabei helfen, die Pandemie zu überwinden", sagte Lauterbach.

Mediziner erwarten bei vierter Corona-Welle weniger dramatische Lage in Kliniken

Eine vierte Corona-Welle in Deutschland dürfte sich nach Einschätzung von Medizinern weniger belastend auf Kliniken auswirken als die jüngste Infektionswelle. "Ich bin mir sicher, dass die Zahlen der Patienten auf den Intensivstationen und in den Krankenhäusern bei einer vierten Welle nicht so hoch sein werden wie bei der dritten Welle", sagte Stefan Kluge von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Kluge mahnte dennoch zur Vorsicht. Das Virus sei in seiner Delta-Variante viel ansteckender als noch vor einem Jahr. "Deshalb sollten jetzt auch nicht alle Regeln, wie etwa das Maskentragen in Supermärkten, aufgehoben werden."

Bund lässt mögliche Einschränkung für Ungeimpfte offen 

Die Bundesregierung lässt offen, ob Ungeimpfte bei weiter steigenden Corona-Zahlen mit Einschränkungen rechnen müssen. Zugleich unterstrich Vizeregierungssprecherin Ulrike Demmer am Montag: "Es bleibt dabei, wir wollen keine allgemeine Impfpflicht durch die Hintertür." Es müsse aber alles getan werden, um eine Situation wie im Frühjahr zu vermeiden. Innerhalb einer Woche seien die Fallzahlen um 75 Prozent gestiegen. Es seien "zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen", wenn sich diese Entwicklung fortsetze. Die Bundesregierung strebe mit den Ländern eine gemeinsame Strategie an. "Das wird jetzt in den nächsten Tagen und kommenden Wochen zu besprechen sein."

Demmer ließ auf Nachfrage offen, ob Kanzleramtschef Helge Braun mit seinen Aussagen zu möglichen Einschränkungen für Nicht-Geimpfte die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel wiedergegeben habe. "Die Geimpften und die Genesenen tragen nicht gravierend zum Infektionsgeschehen bei", sagte Demmer. Ihr Anteil daran sei geringer als bei nur Getesteten. Es gehe um drei Herausforderungen – Erhöhung der Impfquote, Umgang mit Reiserückkehrenden und Umgang mit den steigenden Zahlen. Dazu werde es sicher auch eine Konferenz mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder geben. Einen Termin dafür gebe es aber noch nicht.

New York ordnet Impfung oder Testpflicht für alle städtischen Mitarbeiter an

Angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante prescht die US-Metropole New York voran und ordnet Impfungen für alle Mitarbeiter des öffentlichen Diensts an. Wahlweise müssen sich Nicht-Geimpfte einem wöchentlichen Corona-Test unterziehen, wie Bürgermeister Bill de Blasio am Montag verkündete. In der Millionenstadt steigen derzeit die Fallzahlen wegen der Delta-Variante des Coronavirus besonders unter den Ungeimpften.

Die Regelung tritt am 13. September in Kraft und gilt für mehr als 300.000 städtische Mitarbeiter, darunter Polizisten, Feuerwehrleute und Lehrer. Bereits vergangene Woche hatte der Bürgermeister die gleiche Anordnung für die 30.000 Mitarbeiter der öffentlichen Krankenhäuser der Stadt ab dem 2. August verkündet.

RKI meldet wenigste Impfungen an einem Tag seit März

Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland wurde vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) am Montag (Stand 9.45 Uhr) sind inzwischen 49,4 Prozent der Gesamtbevölkerung voll geimpft. Das sind rund 41,1 Millionen Menschen. 50,6 Millionen – 60,9 Prozent – haben mindestens eine Impfdosis erhalten.

Laut RKI wurden am Sonntag jedoch nur 119.376 Impfungen verabreicht. Das ist der niedrigste Wert seit dem 1. März. Teilweise waren zuletzt mehr als doppelt so viele Menschen an einem Sonntag geimpft worden.

Unter den Bundesländern lag Bremen dem RKI zufolge nach wie vor an erster Stelle mit einem Anteil von 69,8 Prozent mindestens einmal geimpfter Menschen. Auch bei den vollständig Geimpften belegte Bremen mit 56,9 Prozent den Spitzenplatz. Schlusslicht bei den Erstimpfungen blieb Sachsen (51,6 Prozent), genau wie bei den vollständig Geimpften (45,6 Prozent).

Herdenimmunität in Deutschland laut Experte nicht erreichbar 

Angesichts der aktuellen Corona-Lage sieht der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr keine Chance für das Erreichen einer Herdenimmunität in Deutschland. "Ich glaube nicht, dass sie erreichbar ist." Dafür gebe es unter anderem viel zu wenig Impfungen und Impfbereitschaft, sagte der Experte für Corona-Prognosen der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. Für eine Herdenimmunität und somit eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie müssten 85 Prozent der Deutschen geimpft oder genesen – also immun – sein.

Stattdessen sieht Lehr eine neue Welle auf Deutschland zurollen. "Das exponentielle Wachstum ist voll im Gange. Und die Zahlen werden jetzt weiter steigen", sagte er nach seinen Berechnungen. Wenn das Wachstum so weitergehe, wie derzeit, dann sei Ende September eine Inzidenz von 150 zu erwarten. "Wir würden also bis dahin ein Verzehnfachung der Inzidenz sehen. Das muss man schon als neue Welle bezeichnen", sagt Lehr, der zusammen mit anderen Forschern ein Covid-19-Simulationsprojekt betreibt.

Eine Abbremsung bringen könnten sicherlich Impfungen, aber die Zahl der Impfungen gehe momentan "wirklich massiv zurück", sagte er. Vor allem die der Erstimpfungen. In Deutschland ist rund die Hälfte der Bevölkerung vollständig geimpft.

Polizei löst bundesweit Partys mit teils Tausenden Teilnehmern auf

In mehreren Großstädten hat die Polizei in der Nacht zu Sonntag Partys mit Hunderten und teils Tausenden Teilnehmern aufgelöst. Im Berliner Volkspark Hasenheide waren rund 4.000 Menschen zusammengekommen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. In München und Dortmund wurden Gruppen von etwa 500 Leuten aufgelöst.

Anwohnerinnen und Anwohner des Berliner Parks hatten sich am späten Samstagabend über laute Musik beschwert. Nach der Christopher-Street-Day-Demo am Samstag hatte es nach ersten Erkenntnissen auch Teilnehmende in die Hasenheide verschlagen. Die Einsatzkräfte ließen die Musik stoppen und forderten die Feiernden auf, den Park zu verlassen.

Eine Party an einer Brücke an der Isar in München schätzte die dortige Polizei in der Nacht wegen des hohen Wasserstands als gefährlich ein. Zusätzlich sei der Infektionsschutz nicht mehr gewährleistet gewesen, und die Teilnehmerzahl habe die derzeit erlaubte Anzahl für Treffen überschritten. Der Großteil der feiernden Jugendlichen verließ die Party nach dem Eingreifen der Polizei ruhig. Einige Partygäste wären jedoch aggressiv geworden und es sei unter anderem ein Stein auf die Beamten geworfen worden, so die Polizei. Auch im Dortmunder Park der Partnerstädte kam die Mehrzahl den Ansagen der Polizei nach, es kam der Polizei zufolge aber auch zu Widerstand, unter anderem wurde eine Glasflasche auf einen Streifenwagen geworfen.

Mehr als 14.000 Corona-Neuinfektionen in der Türkei binnen eines Tages

Angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen hat der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca an die Menschen appelliert, sich impfen zu lassen. "Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen und uns nicht impfen lassen, könnte es sehr lange dauern, bis die Pandemie beendet ist", schrieb Koca am Sonntag bei Twitter. Zwischen Samstag und Sonntag wurden in der Türkei mehr als 14.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert.

Zuletzt hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen in der Türkei im Mai so hoch gelegen. Noch Anfang Juli waren in dem Land täglich nur rund 4000 Neuansteckungen verzeichnet worden. Insgesamt wurden in der Türkei seit Pandemie-Beginn mehr als 5,5 Millionen Corona-Fälle registriert. Mehr als 50.000 Menschen starben im Zusammenhang mit Covid-19.

Nach offiziellen Angaben erhielten in der Türkei mehr als 39,4 Millionen Menschen eine erste Corona-Impfdosis. Zwei Impfdosen wurden demnach 22,8 Millionen Menschen verabreicht.

Söder gegen kostenlose Tests für Impfverweigerer

Impfverweigerer sollen nach Meinung von CSU-Chef Markus Söder künftig keine kostenlose Tests mehr bekommen. "Klar muss sein: Wer ein Impfangebot hatte und dies bewusst ausschlägt, kann auf Dauer nicht mehr kostenlos getestet werden", sagt der bayerische Ministerpräsident der "Augsburger Allgemeinen". Mehr dazu lesen Sie hier.

Kretschmann will Impfpflicht nicht ausschließen

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält eine Impfpflicht im weiteren Kampf gegen die Corona-Krise für denkbar. "Wir planen keine Impfpflicht. Für alle Zeiten kann ich eine Impfpflicht nicht ausschließen", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Es ist möglich, dass Varianten auftreten, die das erforderlich machen." Es könne auch gut sein, "dass wir irgendwann gewisse Bereiche und Tätigkeiten nur noch für Geimpfte zulassen".

Er nannte die Masern als Beispiel: "Da gibt's auch eine Impfpflicht für die Kitas, weil Masern höchst ansteckend sind." Ohne Impfungen werde man die Pandemie nicht in die Knie zwingen können. Kretschmann warnt seit längerem vor einer vierten Welle und blickt eher pessimistisch auf Herbst und Winter. Das Virus könnte aus seiner Sicht noch einmal genauso gefährlich zurückkommen wie im vergangenen Herbst, als die Infektionszahlen plötzlich drastisch anstiegen. "Wir fahren weiter auf Sicht. Die Virusmutationen haben uns schon zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht", sagte er.

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Zeit für den "Inzidenzwert plus"

er bestimmt seit mehr als einem Jahr unsere Freiheiten, unseren Alltag, unser Leben: der Inzidenzwert. Doch dieser Wert steht als politisches Messinstrument jetzt auf der Kippe. Das ist gut so – aber das birgt auch erhebliche Gefahren, die es einzudämmen gilt.

Am 10. August treffen sich Bund und Länder zum vorgezogenen Corona-Gipfel. Die größte und komplexeste Frage, über die die Bundesregierung und die 16 Länderchefs dann diskutieren, wird sein: Nach welchem System will Deutschland in Zukunft die Gefahren messen, die vom Coronavirus ausgehen? Wird es wieder einen Lockdown geben – und wenn ja, wann?

Bereits jetzt ist ein Streit zwischen Bundesgesundheitsministerium und Robert Koch-Institut (RKI) entbrannt, den beiden in der Pandemie tonangebenden Institutionen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will weg vom Inzidenzwert als alleinentscheidendem Kriterium, RKI-Präsident Lothar Wieler will daran festhalten. Wie sich Bund und Länder zu der Frage verhalten, soll Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) bei Beratungen bereits als "Richtungsentscheidung" bezeichnet haben. Wie also soll es für uns weitergehen in dieser Pandemie?

Vieles spricht dafür, dass Deutschland sich vom Inzidenzwert als alleiniger Richtschnur löst. Schon immer galt beim Inzidenzwert: Wer viel testet, findet viel. Und umgekehrt: Wer wenig testet, findet wenig. Das macht den Inzidenzwert stark von den Testregeln der Länder, vom Verhalten der Bürger sowie der Arbeitsweise von Laboren und Gesundheitsämtern abhängig.

Ein Beispiel: Zuletzt schossen kurz nach der Fußball-EM in Großbritannien die Infektionszahlen rasant in die Höhe, England hob dennoch alle Corona-Restriktionen auf, feierte den "Freedom Day". Die Inzidenz kletterte auf rund 500 weiter, 1,7 Millionen Briten mussten sich in Selbstisolation begeben. Dann aber stoppte der Trend plötzlich, die Zahlen fielen bis gestern. Vielleicht liegt das am Ende der Fußball-EM, am vorsichtigeren Verhalten der Bürger – vielleicht aber auch daran, dass die Testrate jüngst gesunken ist. Abschließend ist der Fall noch nicht geklärt, Experten beobachten die Lage weiterhin. Mein Kollege David Schafbuch hat sie hier genauer analysiert.

Beispiel zwei: In den Ferien und besonders über große Feiertage wie Ostern, Weihnachten und Silvester arbeiten deutsche Gesundheitsämter und Labore mit stark unterschiedlicher Besetzung. Einige arbeiten durch, andere nehmen ganz frei. Aus letzteren Ämtern werden dann auch keine Infektionszahlen gemeldet, die Inzidenz kann zwangsweise nicht steigen – dieser Wert aber ist der Bürokratie geschuldet, nicht der Realität.

Ein niedriger Inzidenzwert kann also falsche Sicherheit vermitteln – und ein hoher in Zukunft falsche Panik verbreiten. Denn worauf die Briten beim "Freedom Day" setzten, darauf hofft die ganze Welt: Dass sich dank Impfungen die Zahl der Corona-Infektionen von den Belegungszahlen auf den Krankenstationen entkoppelt. Erstmals würde dann in dieser Pandemie nicht mehr das Corona-Gesetz gelten, dass auf hohe Infektionszahlen eine massive Belastung für die Krankenhäuser folgt – mit vielen Schwerkranken und Toten.

Doch die Rufe nach einer vollkommenen Abkehr vom Inzidenzwert sind mit Vorsicht zu genießen. Allzu oft verstecken sich dahinter jene, die der Wirtschaft zuliebe schon früher alle Restriktionen aufheben wollten und den Johnson-Kurs verfolgen: Zurück zur Normalität – seien die Folgen auch noch so undurchschaubar.

Nach wie vor gilt: Kinder und Jugendliche sind größtenteils nicht geimpft. Mögen die Krankheitsverläufe bei ihnen auch milder ausfallen, so warnen Intensivmediziner doch: Auch jüngere Menschen geben das Virus weiter, auch sie landen mit Corona auf der Intensivstation, auch sie können Langzeitschäden davontragen, die wir jetzt noch nicht durchschauen.

Hinzu kommt, dass immer noch jene Gruppen besonders gefährdet sind, die wir mit Lockdowns und massiven Maßnahmen in dieser Krise die ganze Zeit schon schützen. Ältere Menschen, Krebs- und Rheumapatienten beispielsweise bauen auch nach einer vollständigen Impfung oft nur einen geringen Immunschutz auf. Der Chef der Ständigen Impfkommission warnte im Juni: "Wir müssen davon ausgehen, dass es nicht nur Einzelfälle sind."

Nach anderthalb Jahren Beschränkungen, Geduld und Solidarität wäre es fatal, die Schwächsten und Jüngsten jetzt im Stich zu lassen und der Durchseuchung zum Fraß vorzuwerfen. Ihre Freiheit und Gesundheit ist derzeit davon abhängig, dass ihre Umgebung gut durchgeimpft ist – oder das Risiko einer Infektion dank niedriger Inzidenzen eben gering ist. Den Wert zu messen und eng zu verfolgen, ist Voraussetzung, um ihn niedrig zu halten.

So lange Deutschland durch Impfungen nicht weitgehend geschützt ist, wird bei der Frage "Inzidenzwert oder nicht?" deswegen wohl nur ein Kompromiss bleiben. Das aber tut nicht weh. Deutschland ist im Finden von Kompromissen bestens erprobt, die Bundeskanzlerin darin eine Meisterin. Und was manchmal nach Wischi-Waschi klingt, wird nun am ehesten der schwer einschätzbaren Phase der Pandemie gerecht, in der wir uns befinden. Ein Dazwischen. Ein Sowohl-als-auch. Ein "Inzidenzwert plus".

Einzelne Ministerpräsidenten haben in die Richtung schon vorgearbeitet, sie haben für ihre Länder auf eigene Faust bereits einen "Inzidenzwert plus" entworfen. Mecklenburg-Vorpommern zum Beispiel folgt einem eigenen Warnsystem: Der Inzidenzwert spielt hierbei weiterhin die größte Rolle, wird aber flankiert vom Wert der Covid-19-Patienten in stationärer Behandlung sowie der Zahl der Patienten auf Intensivstationen. Die Inzidenz bestimmt den Grundalarm, je nach Auslastung der Krankenhäuser wird die Warnstufe erhöht oder abgesenkt.

Das Beispiel zeigt: Es könnte jetzt kompliziert werden. Die Ampelsysteme warnen auf Grundlage mehrerer Faktoren in mehreren Stufen. Medien und Politik wären umso stärker gefragt, ein so kompliziertes System zu vermitteln. Und die Bürger müssten einen – hoffentlich letzten – Kraftakt leisten: den Abschied vom geliebt-verhassten Begleiter Inzidenzwert, hin zu einer neuen Regelung.