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Landwirtschaft
Zitat von Gast am 12. Januar 2022, 12:03 UhrLandwirtschaft: Die gefährliche Abhängigkeit von Pestiziden
Der globale Einsatz von Pflanzenschutzmitteln steigt drastisch, Umweltschützer warnen. Doch die deutsche Politik steckt in einem Konflikt. Denn BASF und Bayer profitieren von dem Boom besonders.
Die gefährliche Abhängigkeit von Pestiziden
Die heimische Apfelproduktion kann sich sehen lassen. Mehr als eine Million Tonnen ernten Obstbauern hierzulande in einem guten Jahr. Das reicht, um fast 70 Prozent der inländischen Nachfrage zu decken. Damit ist der Selbstversorgungsgrad beim Lieblingsobst der Deutschen so hoch wie bei kaum einem anderen Lebensmittel.
Doch die Erfolgsgeschichte hat ihre Schattenseite: Der Apfelanbau gilt als die Anbaukultur in Deutschland mit dem häufigsten Pestizideinsatz. 2020 wurden Apfelbäume im konventionellen Anbau im Durchschnitt 28 Mal behandelt, gefolgt von Weinreben mit 17 Mal und Hopfen mit 14 Mal. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Pestizidatlas hervor, der den globalen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln beleuchtet. Hinter dem Bericht stehen die Macher des Fleischatlas: die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), das Pestizid-Aktions-Netzwerk Deutschland und die Monatszeitung Le Monde Diplomatique.Der Apfelanbau ist zugleich ein anschauliches Beispiel für das Dilemma, in dem die Landwirtschaft steckt. Einerseits soll sie ausreichend Lebensmittel liefern, andererseits Artenvielfalt und Natur schützen. Und dann sind da noch Verbraucher, die an makellose Ware gewöhnt sind. Eine industrielle Landwirtschaft ohne Pflanzenschutzmittel scheint kaum vorstellbar. Doch giftige Spritzmittel vernichten nicht nur Schädlinge, sondern auch unverzichtbare Nützlinge wie Bienen und andere Insekten. Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft lassen sich unter anderem in Bier, im Honig, auf Obst und Gemüse, im Gras auf Spielplätzen und sogar im Urin und in der Luft nachweisen. Ein Problem, das die Politik nach Ansicht der Studienmacher zum Handeln zwingt, auch weil Bemühungen, den Einsatz zu senken, bislang kaum Wirkung zeigen.
Das Bündnis von Umweltschützern hat klare Forderungen an die neue Bundesregierung: "Die Gesamtmenge der Pestizide muss um 50 Prozent gesenkt und besonders gefährliche Pestizide verboten werden", sagt Katrin Wenz, Agrarexpertin beim BUND und Mitautorin des Pestizidatlas. Außerdem müssten konkrete Zwischenziele definieren werden, um den Erfolg eines Reduktionsprogramms zu kontrollieren. "Der Koalitionsvertrag ist hier leider unpräzise und legt keine klaren Ziele fest", kritisiert Wenz. Sie sieht Bundesagrarminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffie Lemke, beide von den Grünen, in der Pflicht.
Die Pestizidmenge allein ist wenig aussagekräftig
Zwar liegt der Absatz von Pflanzenschutzwirkstoffen laut Pestizidatlas seit 25 Jahren in Deutschland auf relativ konstantem Niveau. Tatsächlich ist der Einsatz problematischer Pflanzenschutzmittel wie bienengefährlicher Insektizide oder grundwasserbelastender Herbizide laut Umweltbundesamt 2020 aber wieder leicht gestiegen, nach dem er zuvor stagnierte. Zwischen 27 000 und 35 000 Tonnen Pestizidwirkstoffe insgesamt werden hierzulande pro Jahr verkauft.
Die relativ konstante Einsatzmenge in Deutschland bedeutet nach Ansicht der Autoren jedoch nicht, dass die auch negativen Auswirkungen auf die Umwelt konstant bleiben. "Hinsichtlich der Giftigkeit der Spritzmittel lässt sich seit Jahrzehnten ein Trend zu Mitteln beobachten, die schon in geringer Dosierung sehr wirksam sind", heißt es im dem Bericht. Die Absatzmenge allein sei also nicht aussagekräftig.
Global hat der Pestizideinsatz dem Bericht zufolge dagegen stark zugenommen, zwischen 1990 und 2017 um etwa 80 Prozent. Die jährlich ausgebrachte Pestizidmenge liegt demnach bei etwa vier Millionen Tonnen weltweit - für die Hersteller ein Milliardengeschäft. Schätzungen zufolge lag der Umsatz mit Pestiziden 2019 bei knapp 85 Milliarden Dollar. Bis 2023 wird ein Anstieg auf mehr als 130 Milliarden Dollar erwartet. Als wesentlicher Grund für diesen möglichen Anstieg gilt die Klimakrise: pro Grad Erderwärmung könnten die Ernteerträge von Reis, Mais und Weizen um 10 bis 25 Prozent sinken, erwarten etwa Forscher der Universität Seattle. Extreme Wetterbedingungen wie Trockenheit setzen den Pflanzen zu. Sie sind dann weniger resistent gegen Krankheiten und Schädlinge, sodass mehr Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.
Dies könnte den globalen Pestizideinsatz weiter steigen lassen. Davon profitieren die Hersteller in einer Branche, die sich durch Übernahmen und Fusionen drastisch verändert hat. Vier große Konzerne - Syngenta, Bayer, Corteva und BASF - decken dem Bericht zufolge inzwischen 70 Prozent des Pestizidmarktes ab; 1994 kontrollierten die vier größten Anbieter nur knapp ein Drittel des Marktes.
Europäische Agrarkonzerne spielen eine wichtige Rolle in der globalen Pestizidproduktion. Das finanzielle Exportvolumen aus der EU hat sich dem Bericht zufolge in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdreifacht. Exportiert werden auch hochgefährliche Substanzen, deren Einsatz zum Teil auf europäischen Äckern verboten ist. Eine Reduzierung der Abhängigkeit vom chemischem Pflanzenschutz - so wie es von der europäischen Pestizidgesetzgebung gefordert werde - sei bislang nicht erfolgt, kritisieren die Macher des Pestizidatlas. Sie fordern die EU Kommission unter anderem dazu auf, ökologische Anbaumethoden, die weitgehend ohne Pestizide auskommen, stärker zu fördern.
Landwirtschaft: Die gefährliche Abhängigkeit von Pestiziden
Der globale Einsatz von Pflanzenschutzmitteln steigt drastisch, Umweltschützer warnen. Doch die deutsche Politik steckt in einem Konflikt. Denn BASF und Bayer profitieren von dem Boom besonders.
Die gefährliche Abhängigkeit von Pestiziden
Die heimische Apfelproduktion kann sich sehen lassen. Mehr als eine Million Tonnen ernten Obstbauern hierzulande in einem guten Jahr. Das reicht, um fast 70 Prozent der inländischen Nachfrage zu decken. Damit ist der Selbstversorgungsgrad beim Lieblingsobst der Deutschen so hoch wie bei kaum einem anderen Lebensmittel.
Der Apfelanbau ist zugleich ein anschauliches Beispiel für das Dilemma, in dem die Landwirtschaft steckt. Einerseits soll sie ausreichend Lebensmittel liefern, andererseits Artenvielfalt und Natur schützen. Und dann sind da noch Verbraucher, die an makellose Ware gewöhnt sind. Eine industrielle Landwirtschaft ohne Pflanzenschutzmittel scheint kaum vorstellbar. Doch giftige Spritzmittel vernichten nicht nur Schädlinge, sondern auch unverzichtbare Nützlinge wie Bienen und andere Insekten. Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft lassen sich unter anderem in Bier, im Honig, auf Obst und Gemüse, im Gras auf Spielplätzen und sogar im Urin und in der Luft nachweisen. Ein Problem, das die Politik nach Ansicht der Studienmacher zum Handeln zwingt, auch weil Bemühungen, den Einsatz zu senken, bislang kaum Wirkung zeigen.
Das Bündnis von Umweltschützern hat klare Forderungen an die neue Bundesregierung: "Die Gesamtmenge der Pestizide muss um 50 Prozent gesenkt und besonders gefährliche Pestizide verboten werden", sagt Katrin Wenz, Agrarexpertin beim BUND und Mitautorin des Pestizidatlas. Außerdem müssten konkrete Zwischenziele definieren werden, um den Erfolg eines Reduktionsprogramms zu kontrollieren. "Der Koalitionsvertrag ist hier leider unpräzise und legt keine klaren Ziele fest", kritisiert Wenz. Sie sieht Bundesagrarminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffie Lemke, beide von den Grünen, in der Pflicht.
Die Pestizidmenge allein ist wenig aussagekräftig
Zwar liegt der Absatz von Pflanzenschutzwirkstoffen laut Pestizidatlas seit 25 Jahren in Deutschland auf relativ konstantem Niveau. Tatsächlich ist der Einsatz problematischer Pflanzenschutzmittel wie bienengefährlicher Insektizide oder grundwasserbelastender Herbizide laut Umweltbundesamt 2020 aber wieder leicht gestiegen, nach dem er zuvor stagnierte. Zwischen 27 000 und 35 000 Tonnen Pestizidwirkstoffe insgesamt werden hierzulande pro Jahr verkauft.
Die relativ konstante Einsatzmenge in Deutschland bedeutet nach Ansicht der Autoren jedoch nicht, dass die auch negativen Auswirkungen auf die Umwelt konstant bleiben. "Hinsichtlich der Giftigkeit der Spritzmittel lässt sich seit Jahrzehnten ein Trend zu Mitteln beobachten, die schon in geringer Dosierung sehr wirksam sind", heißt es im dem Bericht. Die Absatzmenge allein sei also nicht aussagekräftig.
Global hat der Pestizideinsatz dem Bericht zufolge dagegen stark zugenommen, zwischen 1990 und 2017 um etwa 80 Prozent. Die jährlich ausgebrachte Pestizidmenge liegt demnach bei etwa vier Millionen Tonnen weltweit - für die Hersteller ein Milliardengeschäft. Schätzungen zufolge lag der Umsatz mit Pestiziden 2019 bei knapp 85 Milliarden Dollar. Bis 2023 wird ein Anstieg auf mehr als 130 Milliarden Dollar erwartet. Als wesentlicher Grund für diesen möglichen Anstieg gilt die Klimakrise: pro Grad Erderwärmung könnten die Ernteerträge von Reis, Mais und Weizen um 10 bis 25 Prozent sinken, erwarten etwa Forscher der Universität Seattle. Extreme Wetterbedingungen wie Trockenheit setzen den Pflanzen zu. Sie sind dann weniger resistent gegen Krankheiten und Schädlinge, sodass mehr Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.
Dies könnte den globalen Pestizideinsatz weiter steigen lassen. Davon profitieren die Hersteller in einer Branche, die sich durch Übernahmen und Fusionen drastisch verändert hat. Vier große Konzerne - Syngenta, Bayer, Corteva und BASF - decken dem Bericht zufolge inzwischen 70 Prozent des Pestizidmarktes ab; 1994 kontrollierten die vier größten Anbieter nur knapp ein Drittel des Marktes.
Europäische Agrarkonzerne spielen eine wichtige Rolle in der globalen Pestizidproduktion. Das finanzielle Exportvolumen aus der EU hat sich dem Bericht zufolge in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdreifacht. Exportiert werden auch hochgefährliche Substanzen, deren Einsatz zum Teil auf europäischen Äckern verboten ist. Eine Reduzierung der Abhängigkeit vom chemischem Pflanzenschutz - so wie es von der europäischen Pestizidgesetzgebung gefordert werde - sei bislang nicht erfolgt, kritisieren die Macher des Pestizidatlas. Sie fordern die EU Kommission unter anderem dazu auf, ökologische Anbaumethoden, die weitgehend ohne Pestizide auskommen, stärker zu fördern.
Zitat von Gast am 5. April 2022, 09:14 UhrDeutschland droht kein Engpass bei Weizenmehl
Leere Mehlregale sind in deutschen Supermärkten und Discountern dieser Tage keine Seltenheit. Dabei drohen insbesondere beim Weizenmehl keine Versorgungslücken. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zeigt, ist der Selbstversorgungsgrad bei dem zur Mehlproduktion verwendeten Weichweizen mit 125 Prozent besonders hoch. Ein Wert von über 100% bedeutet, dass Deutschland den Eigenbedarf an Weichweizen mit seiner Inlandsproduktion decken kann. Bei Weizenmehl droht also kein Versorgungsengpass. Gleiches gilt für Gerste, der Grundlage für Malz, welches für die Bierbrauerei essenziell ist.
Bei Roggen, Triticale, Hafer und Körnermais liegt der Selbstversorgungsgrad unter 100 Prozent. Das bedeutet, dass Importe aus anderen Ländern notwendig sind, um die Regale im Lebensmitteleinzelhandel zu füllen. Wie hoch der Anteil Russlands und der Ukraine an den deutschen Importen dieser Getreidearten ist, wird zeitnah in einer weiteren Statista-Infografik gezeigt.Wie diese Statista-Grafik zeigt, ist Deutschland auch bei anderen Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Käse, Schweinefleisch und Milch nicht auf Importe angewiesen. Anders sieht es hingegen insbesondere bei Gemüse und Obst aus. Hier liegt der Selbstversorgungsgrad deutlich unter 100 Prozent.
Der Krieg in der Ukraine gefährdet allerdings die Weizenversorgung vieler anderer Länder. Insbesondere Entwicklungsländer sind stark abhängig von den Importen aus Russland und der Ukraine. Das zeigt diese Statista-Grafik auf Basis von Daten der UN Comtrade Datenbank. So bezogen Länder wie Benin und Somalia ihren Weizen im Jahr 2020 noch vollständig aus der Ukraine und/oder Russland. Viele weitere afrikanische und asiatische Entwicklungsländer weisen ebenfalls eine hohe Abhängigkeit aus.
Die Grafik zeigt den Selbstversorgungsgrad bei Getreide in Deutschland nach Art.
Deutschland droht kein Engpass bei Weizenmehl
Leere Mehlregale sind in deutschen Supermärkten und Discountern dieser Tage keine Seltenheit. Dabei drohen insbesondere beim Weizenmehl keine Versorgungslücken. Wie die Statista-Grafik auf Basis von Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zeigt, ist der Selbstversorgungsgrad bei dem zur Mehlproduktion verwendeten Weichweizen mit 125 Prozent besonders hoch. Ein Wert von über 100% bedeutet, dass Deutschland den Eigenbedarf an Weichweizen mit seiner Inlandsproduktion decken kann. Bei Weizenmehl droht also kein Versorgungsengpass. Gleiches gilt für Gerste, der Grundlage für Malz, welches für die Bierbrauerei essenziell ist.
Wie diese Statista-Grafik zeigt, ist Deutschland auch bei anderen Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Käse, Schweinefleisch und Milch nicht auf Importe angewiesen. Anders sieht es hingegen insbesondere bei Gemüse und Obst aus. Hier liegt der Selbstversorgungsgrad deutlich unter 100 Prozent.
Der Krieg in der Ukraine gefährdet allerdings die Weizenversorgung vieler anderer Länder. Insbesondere Entwicklungsländer sind stark abhängig von den Importen aus Russland und der Ukraine. Das zeigt diese Statista-Grafik auf Basis von Daten der UN Comtrade Datenbank. So bezogen Länder wie Benin und Somalia ihren Weizen im Jahr 2020 noch vollständig aus der Ukraine und/oder Russland. Viele weitere afrikanische und asiatische Entwicklungsländer weisen ebenfalls eine hohe Abhängigkeit aus.
Die Grafik zeigt den Selbstversorgungsgrad bei Getreide in Deutschland nach Art.
Zitat von Gast am 30. August 2022, 09:01 UhrWeizenpreis: Unerwartete Wendung
Es ist noch nicht lange her, da wurden wegen hoher Weizenpreise Hungersnöte weltweit befürchtet. Ende Februar, nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine, kletterte der Preis für einen Scheffel Weizen um rund 70 Prozent, da die Ukraine als einer der größten Produzenten des Getreides global weitgehend auszufallen drohte.
Überraschend haben sich Russland und die Ukraine unter Vermittlung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und der UN auf ein Exportabkommen über Getreide geeinigt. Seit der Wiederaufnahme der Getreideausfuhren sind 27 Frachter aus den ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer ausgelaufen. Das hat die anfängliche Skepsis, dass das Abkommen nur eine Finte von Wladimir Putin sein könnte, an den Rohstoffmärkten zerstreut. Die Folge ist, dass der Weizenpreis seither kräftig nachgegeben hat. Der Preis fiel in Europa von 440 Euro je Tonne im Frühsommer auf aktuell rund 337 Euro.
Gute Ernte in Frankreich
Das Exportabkommen war aber nicht der einzige Grund für den Preissturz. Die Weizenproduktion in den USA und Europa hat wegen der günstigen Witterung dieses Jahr früher begonnen als üblich. Das gilt in Europa vor allem für Frankreich, dem größten Anbieter auf dem Kontinent. Die extreme Hitzewelle dort kam zu einem Zeitpunkt, als der Weizen bereits weit gediehen war, und beeinträchtigte die Ernte kaum noch. Es wird nun sogar die zweitbeste Ernte der vergangenen 15 Jahre prognostiziert.
Hinzu kommt, dass die Weizenernte weltweit - anders als ursprünglich angenommen - nur wenig schwächer ausfallen dürfte als in der Vorsaison. Jason Roose, Analyst bei dem auf Rohstoffe spezialisierten Broker US-Commodities, ist optimistisch: "Mit den USA und Südamerika sowie dem weltweiten Angebot könnten, so wie es sich derzeit darstellt, die globalen Lagerbestände zu den höchsten in der Geschichte zählen", schätzt der Experte.Nicht zuletzt hat auch Russland seine Produktion erhöht. In der Ukraine konnte zudem ein höherer Ernteanteil als erwartet wieder ausgesät werden. Das lässt hoffen, dass die letzten Lagerbestände exportiert wurden und es nun Platz für die neue Ernte gibt. Der Münchner Agrarhändler Baywa bleibt aber vorsichtig und rechnet dennoch weiterhin mit einer unterdurchschnittlichen Ernte in der Ukraine.
Trotzdem spricht derzeit vieles dafür, dass der Weizenpreis in Europa wieder auf ein Niveau von 275 Euro je Tonne fällt, das vor Kriegsbeginn vorherrschte. Am Rohstoffmarkt in Chicago ist das Vorkriegs-Preislevel schon nicht mehr weit entfernt. Doch auch dort sind noch niedrigere Niveaus wahrscheinlich. Mit einem Turbo-Put-Optionsschein (WKN: VV3 Z9Y) von Vontobel können Anleger mit Hebel 2,9 auf einen weiter fallenden Preis des Getreides setzen. Die K.-o.-Schwelle liegt 33 Prozent entfernt bei 10,46 US-Dollar.
Weizenpreis: Unerwartete Wendung
Es ist noch nicht lange her, da wurden wegen hoher Weizenpreise Hungersnöte weltweit befürchtet. Ende Februar, nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine, kletterte der Preis für einen Scheffel Weizen um rund 70 Prozent, da die Ukraine als einer der größten Produzenten des Getreides global weitgehend auszufallen drohte.
Überraschend haben sich Russland und die Ukraine unter Vermittlung des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und der UN auf ein Exportabkommen über Getreide geeinigt. Seit der Wiederaufnahme der Getreideausfuhren sind 27 Frachter aus den ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer ausgelaufen. Das hat die anfängliche Skepsis, dass das Abkommen nur eine Finte von Wladimir Putin sein könnte, an den Rohstoffmärkten zerstreut. Die Folge ist, dass der Weizenpreis seither kräftig nachgegeben hat. Der Preis fiel in Europa von 440 Euro je Tonne im Frühsommer auf aktuell rund 337 Euro.
Gute Ernte in Frankreich
Das Exportabkommen war aber nicht der einzige Grund für den Preissturz. Die Weizenproduktion in den USA und Europa hat wegen der günstigen Witterung dieses Jahr früher begonnen als üblich. Das gilt in Europa vor allem für Frankreich, dem größten Anbieter auf dem Kontinent. Die extreme Hitzewelle dort kam zu einem Zeitpunkt, als der Weizen bereits weit gediehen war, und beeinträchtigte die Ernte kaum noch. Es wird nun sogar die zweitbeste Ernte der vergangenen 15 Jahre prognostiziert.
Nicht zuletzt hat auch Russland seine Produktion erhöht. In der Ukraine konnte zudem ein höherer Ernteanteil als erwartet wieder ausgesät werden. Das lässt hoffen, dass die letzten Lagerbestände exportiert wurden und es nun Platz für die neue Ernte gibt. Der Münchner Agrarhändler Baywa bleibt aber vorsichtig und rechnet dennoch weiterhin mit einer unterdurchschnittlichen Ernte in der Ukraine.
Trotzdem spricht derzeit vieles dafür, dass der Weizenpreis in Europa wieder auf ein Niveau von 275 Euro je Tonne fällt, das vor Kriegsbeginn vorherrschte. Am Rohstoffmarkt in Chicago ist das Vorkriegs-Preislevel schon nicht mehr weit entfernt. Doch auch dort sind noch niedrigere Niveaus wahrscheinlich. Mit einem Turbo-Put-Optionsschein (WKN: VV3 Z9Y) von Vontobel können Anleger mit Hebel 2,9 auf einen weiter fallenden Preis des Getreides setzen. Die K.-o.-Schwelle liegt 33 Prozent entfernt bei 10,46 US-Dollar.
Zitat von Gast am 12. Dezember 2022, 08:18 UhrErzeugerpreise für Agrarprodukte steigen weiter stark
Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte bleiben unter hohem Preisdruck. Im Oktober stiegen sie um fast 38 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im September hatte der Zuwachs bei gut 40 Prozent gelegen, im August bei mehr als 34 Prozent. Verglichen mit dem Vormonat September legten die Erzeugerpreise um 1,1 Prozent zu.
Im Oktober stiegen die Preise für pflanzliche Produkte spürbar um 26 Prozent und jene für tierische Produkte um fast 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie die Statistiker errechneten. Das war jeweils etwas weniger als im September. Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ging unter anderem auf die Getreidepreise zurück, die im Oktober um gut ein Drittel (33,8 Prozent) zum Vorjahresmonat zulegten. Besonders kräftig verteuerten sich Speisekartoffeln mit einem Plus von gut 86 Prozent. Dagegen waren die Erzeugerpreise für Obst um gut 4 Prozent niedriger.
Unter den tierischen Erzeugnissen stiegen die Erzeugerpreise für Milch besonders stark mit plus 56 Prozent zum Vorjahresmonat. Eier verteuerten sich um gut ein Drittel.
Die Erzeugerpreise sind die Verkaufspreise der Produzenten. Deren Entwicklung wirkt sich in der Regel auf die Verbraucherpreise aus.
Erzeugerpreise für Agrarprodukte steigen weiter stark
Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte bleiben unter hohem Preisdruck. Im Oktober stiegen sie um fast 38 Prozent gemessen am Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im September hatte der Zuwachs bei gut 40 Prozent gelegen, im August bei mehr als 34 Prozent. Verglichen mit dem Vormonat September legten die Erzeugerpreise um 1,1 Prozent zu.
Im Oktober stiegen die Preise für pflanzliche Produkte spürbar um 26 Prozent und jene für tierische Produkte um fast 47 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie die Statistiker errechneten. Das war jeweils etwas weniger als im September. Der Preisanstieg bei den pflanzlichen Produkten ging unter anderem auf die Getreidepreise zurück, die im Oktober um gut ein Drittel (33,8 Prozent) zum Vorjahresmonat zulegten. Besonders kräftig verteuerten sich Speisekartoffeln mit einem Plus von gut 86 Prozent. Dagegen waren die Erzeugerpreise für Obst um gut 4 Prozent niedriger.
Unter den tierischen Erzeugnissen stiegen die Erzeugerpreise für Milch besonders stark mit plus 56 Prozent zum Vorjahresmonat. Eier verteuerten sich um gut ein Drittel.
Die Erzeugerpreise sind die Verkaufspreise der Produzenten. Deren Entwicklung wirkt sich in der Regel auf die Verbraucherpreise aus.
Zitat von Gast am 31. Januar 2023, 09:32 UhrOsteuropäer klagen über günstiges Getreide aus Ukraine - Weltmarktpreis sinkt
Blockierte Häfen im Schwarzen Meer, der Einbruch der Ernte in der Ukraine, der Kornkammer Europas, nach dem russischen Einmarsch und dann noch systematischer Getreidediebstahl von Russland – monatelang gab es wenig gute Nachrichten zur Lebensmittelversorgung. Die Weltmarktpreise steigen auf Rekordniveau. Das traf insbesondere die ärmeren Länder. Inzwischen aber sind nicht nur die Preise stark gefallen. Die osteuropäischen EU-Staaten klagen sogar darüber, dass ihre Agrarmärkte von billigem Getreide aus der Ukraine überschwemmt werden und so die heimische Produktion gefährden.
„Die Signale mehren sich, dass dieser Anstieg ohne Gegensteuern die EU-Agrarerzeuger in ernste Schwierigkeiten bringen kann“, heißt es in einem gemeinsamen Papier, das Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Tschechien und die Slowakei zum Treffen der EU-Agrarminister am Montag in Brüssel vorgelegt haben. Die EU müsse dringend handeln. Hintergrund ist, dass die EU auf die Blockade der ukrainische Ausfuhr durch Russland mit Handelserleichterungen reagiert hatte. Vor alle um den Weltmarkt und ärmere Staaten zu versorgen, schuf die EU sogenannte Solidaritätsspuren („Solidarity Lanes“), um Abwicklung und Kontrollen ukrainischer Agrargüter an den Grenzen zu erleichtern. Zudem schaffte sie vorübergehend die Einfuhrzölle auf ukrainische Waren ab.
Einfuhr Tausende Mal so hoch wie 2021
Die Folge war ein drastischer Anstieg der Getreideeinfuhr nach Osteuropa. So sei die Einfuhr von Mais aus der Ukraine von wenigen Tausend Tonnen auf mehrere Millionen Tonnen gestiegen, heißt es in dem Papier. Polen etwa habe von Januar bis November des vorletzten Jahres 6000 Tonnen Mais eingeführt. In derselben Periode des vergangenen Jahres seien es dann 1,6 Millionen Tonnen gewesen, in Ungarn sei die Maiseinfuhr von 5000 Tonnen auf 900 000 Tonnen gestiegen. Auch die Einfuhr von Weizen aus der Ukraine sei in diesem Zeitraum „in einigen EU-Staaten mehrere Hundert oder sogar mehrere Tausend Male höher ausgefallen als 2021“, heißt es in dem Papier. Die Handelserleichterungen hätten auch den Import von Zucker, Mehl, Honig, Sonnenblumenkernen und anderer Agrarprodukte stark erhöht.
Das Ziel, die ukrainischen Agrarprodukte auf den Weltmarkt zu schleusen, werde verfehlt, klagen die Osteuropäer. „Der Landtransport von ukrainischem Mais nach Westeuropa, etwa in Länder mit Engpässen, ist größtenteils unprofitabel“, betonen sie. Folge sei, dass das Getreide als günstiges Futtermittel heimische Produkte verdränge. Die sechs Staaten stellen die Hilfe für die Ukraine nicht infrage. Sie fordern vielmehr Unterstützung für ihre Landwirte und die Auflage, dass über die Solidaritätsspuren eingeführtes Getreide durch die EU auf den Weltmarkt weiterverkauft werden muss, also nicht in der EU bleibt.
Deutschland unterstütze das Ziel, dass das ukrainische Getreide das Ende der „Solidarity Lanes“ erreiche: die europäischen Häfen zum Weitertransport in die Bestimmungsländer, teilte das Bundesagrarministerium mit.
Lage am Weltmarkt entspannt sich spürbar
Auch ohne dieses Getreide und trotz des starken Rückgangs der ukrainischen Produktion im vergangenen Jahr hat sich die Situation am Weltmarkt unterdessen spürbar entspannt. Der Preis für Mehl ist wieder unter die Schwelle von 290 Euro je Tonne gefallen und nähert sich so dem Niveau vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine von 275 Euro. Im Mai 2022 lag er noch bei 430 Euro. Der Preis für Sonnenblumen – ein Markt, in dem die Ukraine für 50 Prozent der Produktion auf der Welt steht – liegt wieder bei 570 bis 600 Euro je Tonne. Er war von 500 Euro im Jahr 2021 über 620 Euro im Januar 2022 auf schließlich 900 bis 1000 Euro im Mai 2022 gestiegen. Der Getreidepreisindex der FAO lag ebenfalls Ende des Vorjahres nur noch 4,8 Prozent höher als im gleichen Vorjahresmonat.
Für den Preisrückgang gibt es mehrere Gründe: Die Ukraine hat die Ausfuhr nach dem Ende der russischen Blockade der Schwarzmeerhäfen stark erhöht, auch Russland exportiert mehr Getreide, und auf der Südhalbkugel von Australien über Argentinien bis Brasilien war Erntezeit.
Osteuropäer klagen über günstiges Getreide aus Ukraine - Weltmarktpreis sinkt
Blockierte Häfen im Schwarzen Meer, der Einbruch der Ernte in der Ukraine, der Kornkammer Europas, nach dem russischen Einmarsch und dann noch systematischer Getreidediebstahl von Russland – monatelang gab es wenig gute Nachrichten zur Lebensmittelversorgung. Die Weltmarktpreise steigen auf Rekordniveau. Das traf insbesondere die ärmeren Länder. Inzwischen aber sind nicht nur die Preise stark gefallen. Die osteuropäischen EU-Staaten klagen sogar darüber, dass ihre Agrarmärkte von billigem Getreide aus der Ukraine überschwemmt werden und so die heimische Produktion gefährden.
„Die Signale mehren sich, dass dieser Anstieg ohne Gegensteuern die EU-Agrarerzeuger in ernste Schwierigkeiten bringen kann“, heißt es in einem gemeinsamen Papier, das Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Tschechien und die Slowakei zum Treffen der EU-Agrarminister am Montag in Brüssel vorgelegt haben. Die EU müsse dringend handeln. Hintergrund ist, dass die EU auf die Blockade der ukrainische Ausfuhr durch Russland mit Handelserleichterungen reagiert hatte. Vor alle um den Weltmarkt und ärmere Staaten zu versorgen, schuf die EU sogenannte Solidaritätsspuren („Solidarity Lanes“), um Abwicklung und Kontrollen ukrainischer Agrargüter an den Grenzen zu erleichtern. Zudem schaffte sie vorübergehend die Einfuhrzölle auf ukrainische Waren ab.
Einfuhr Tausende Mal so hoch wie 2021
Die Folge war ein drastischer Anstieg der Getreideeinfuhr nach Osteuropa. So sei die Einfuhr von Mais aus der Ukraine von wenigen Tausend Tonnen auf mehrere Millionen Tonnen gestiegen, heißt es in dem Papier. Polen etwa habe von Januar bis November des vorletzten Jahres 6000 Tonnen Mais eingeführt. In derselben Periode des vergangenen Jahres seien es dann 1,6 Millionen Tonnen gewesen, in Ungarn sei die Maiseinfuhr von 5000 Tonnen auf 900 000 Tonnen gestiegen. Auch die Einfuhr von Weizen aus der Ukraine sei in diesem Zeitraum „in einigen EU-Staaten mehrere Hundert oder sogar mehrere Tausend Male höher ausgefallen als 2021“, heißt es in dem Papier. Die Handelserleichterungen hätten auch den Import von Zucker, Mehl, Honig, Sonnenblumenkernen und anderer Agrarprodukte stark erhöht.
Das Ziel, die ukrainischen Agrarprodukte auf den Weltmarkt zu schleusen, werde verfehlt, klagen die Osteuropäer. „Der Landtransport von ukrainischem Mais nach Westeuropa, etwa in Länder mit Engpässen, ist größtenteils unprofitabel“, betonen sie. Folge sei, dass das Getreide als günstiges Futtermittel heimische Produkte verdränge. Die sechs Staaten stellen die Hilfe für die Ukraine nicht infrage. Sie fordern vielmehr Unterstützung für ihre Landwirte und die Auflage, dass über die Solidaritätsspuren eingeführtes Getreide durch die EU auf den Weltmarkt weiterverkauft werden muss, also nicht in der EU bleibt.
Deutschland unterstütze das Ziel, dass das ukrainische Getreide das Ende der „Solidarity Lanes“ erreiche: die europäischen Häfen zum Weitertransport in die Bestimmungsländer, teilte das Bundesagrarministerium mit.
Lage am Weltmarkt entspannt sich spürbar
Auch ohne dieses Getreide und trotz des starken Rückgangs der ukrainischen Produktion im vergangenen Jahr hat sich die Situation am Weltmarkt unterdessen spürbar entspannt. Der Preis für Mehl ist wieder unter die Schwelle von 290 Euro je Tonne gefallen und nähert sich so dem Niveau vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine von 275 Euro. Im Mai 2022 lag er noch bei 430 Euro. Der Preis für Sonnenblumen – ein Markt, in dem die Ukraine für 50 Prozent der Produktion auf der Welt steht – liegt wieder bei 570 bis 600 Euro je Tonne. Er war von 500 Euro im Jahr 2021 über 620 Euro im Januar 2022 auf schließlich 900 bis 1000 Euro im Mai 2022 gestiegen. Der Getreidepreisindex der FAO lag ebenfalls Ende des Vorjahres nur noch 4,8 Prozent höher als im gleichen Vorjahresmonat.
Für den Preisrückgang gibt es mehrere Gründe: Die Ukraine hat die Ausfuhr nach dem Ende der russischen Blockade der Schwarzmeerhäfen stark erhöht, auch Russland exportiert mehr Getreide, und auf der Südhalbkugel von Australien über Argentinien bis Brasilien war Erntezeit.
Zitat von Gast am 18. April 2023, 05:43 UhrLandwirte sind die großen Gewinner der Inflation
Deutschlands Bauern haben im vergangenen Wirtschaftsjahr Rekordeinkommen erzielt. Besonders Ackerbauern und Milchbetriebe profitierten von den hohen Weltmarktpreisen – und Zuschüssen aus der Staatskasse. Eine Gruppe musste aber massive Einbußen hinnehmen.
Die rasant steigenden Lebensmittelpreise kennen einen großen Gewinner: die deutschen Landwirte. Das Durchschnittseinkommen je Arbeitskraft ist in den Betrieben im Wirtschaftsjahr 2021/22 um 32 Prozent gestiegen – und damit deutlich über der Inflationsrate von 7,9 Prozent im Jahr 2022. Das zeigen Zahlen, die das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag veröffentlicht hat. Dennoch hängen die Einkommen der Bauern noch immer fast zur Hälfte von Subventionen und anderen staatlichen Zahlungen ab.
Unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Kriegs waren die weltweiten Agrarpreise sprunghaft angestiegen, da die Ukraine wegen des etwa für Weizen idealen Klimas und guter Böden einer der wichtigsten globalen Agrarexporteure ist. „Es ist gut, dass das ein Jahr war, in dem die Bauern durchatmen konnten“, sagte die Grüne Parlamentarische Staatssekretärin Ophelia Nick.
Die Zahlen, die das Ministerium jährlich anhand von 8000 Betrieben ermittelt, geben eine Grundlage für die Diskussion um Verbraucherpreissteigerungen. Sie zeigen, dass ein großer Teil der Preissteigerungen tatsächlich bei den Landwirten ankommen – und nicht allein bei Handel und Lebensmittelindustrie, die sich in den vergangenen Monaten vielfach gegenseitig Preistreiberei vorwarfen.
„Das sind keine unglaublichen Gewinne“, relativierte Nick mit Blick auf die Statistik. Vielmehr verdienten die Landwirte entsprechende Anerkennung für ihre „harte und wertvolle Arbeit“. Nick verwies darauf, dass noch immer vor allem kleinere Betriebe regelmäßig aufgeben müssten.
So verschwinden jährlich rund zehn Prozent der Schweinehalter, deren Einkommen unterdurchschnittlich gestiegen sind. Um die Kosten für die Verbraucher zu senken, sollten daher vor allem Handel und Lebensmittelindustrie „Augenmaß“ beim Durchreichen der Preise walten lassen, forderte die Politikerin. Der Discounter Aldi hatte bereits am Wochenende werbewirksam angekündigt, in den kommenden Monaten auf Marge bei Obst und Gemüse verzichten zu wollen.
Laut dem Ministeriumsbericht lag das Einkommen in der Landwirtschaft je Familienarbeitskraft bei 43.500 Euro – so hoch wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Zu einem ähnlichen Ergebnis war bereits der jährliche Situationsbericht gekommen, den der Bauernverband im Dezember vorgelegt hatte. Nach den von den Ministeriums-Berechnungen leicht abweichenden Zahlen des Verbands kam eine Familienarbeitskraft im Schnitt auf ein monatliches Bruttoeinkommen von 4.700 Euro.
Unstrittig ist: Besonders Ackerbauern und Milchbetriebe profitierten von den hohen Weltmarktpreisen. So stieg der Weizenpreis um 39,5 Prozent, der Milchpreis um 25,9 Prozent. Im Schnitt liegen die sogenannten Erzeugerpreise, also die Preise, zu denen Landwirte an Industrie und Handel verkaufen, derzeit gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent höher. Vor allem Landwirte in den Acker-Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen erleben daher hohe Einkommenssteigerungen.
Das nächste Jahr ist für viele Landwirte entscheidend
Das bundeseigene Thünen-Institut hatte bereits im vergangenen Juni deutlich steigende Gewinne prognostiziert, während die Bauern-Lobby die gestiegenen Kosten für Energie, Futtermittel und Dünger betonte. Auch am Montag warnte der Bauernverband vor Euphorie.
Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte WELT: „Das letzte Geschäftsjahr war zwar für viele Betriebe eine Rückkehr zu notwendigen Ergebnissen und Gewinnen. Es zeichnet sich aber ab, dass das nicht von Dauer sein wird. Spannend wird es im laufenden Jahr: Die Kosten für Betriebsmittel sind nach wie vor auf hohem Niveau, während die Erzeugerpreise in einigen Bereichen wieder im Sinkflug sind.“
Bereits auf der Verliererseite waren 2021/22 die Biobauern. Wegen der hohen Preissteigerungen kauften immer mehr Menschen Bioprodukte im Discounter statt in teuren Biomärkten oder Hofläden. Während pro Arbeitskraft in der konventionellen Haupterwerbs-Landwirtschaft dank des hohen Zuwachses gut 49.000 Euro Einkommen je Arbeitskraft abfielen, waren es im Bio-Betrieb nur gut 42.000 Euro. In den Vorjahren waren hingegen Bio-Betriebe wirtschaftlicher – vor allem solche mit Hofläden, in denen sich recht hohe Preise ohne Zwischenhändler erzielen lassen.
In allen Bereichen lohnt sich die Landwirtschaft für die Bauern allerdings noch immer nur wegen der staatlichen Subventionen und Prämien. Gut 21.000 Euro butterte der Staat – vor allem über die EU – je Arbeitskraft dazu.
Das waren trotz der sprudelnden Gewinne knapp 3000 Euro mehr als im Vorjahr. Zu dem Plus trugen Corona-Überbrückungshilfen bei, die vor allem an Schweinehalter gingen. Im Schnitt stammen 48,5 Prozent der Einkommen der Bauern aus staatlichen Töpfen. In kleinen Nebenerwerbsbetrieben sind es sogar 97,4 Prozent.
Unter dem Strich lohnte sich die Landwirtschaft für die Betriebe. Sie kamen auf eine Eigenkapitalrendite von 3,7 Prozent. Das bedeutet, dass sich das eigene Geld, das etwa in Boden, Tieren und Maschinen steckt, mit diesem Satz verzinste. Der Wert liegt leicht über dem aktuellen Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) von 3,5 Prozent. Allerdings sind im industriellen Mittelstand deutlich höhere, oft zweistellige Eigenkapitalrenditen die Regel.
Landwirte sind die großen Gewinner der Inflation
Deutschlands Bauern haben im vergangenen Wirtschaftsjahr Rekordeinkommen erzielt. Besonders Ackerbauern und Milchbetriebe profitierten von den hohen Weltmarktpreisen – und Zuschüssen aus der Staatskasse. Eine Gruppe musste aber massive Einbußen hinnehmen.
Die rasant steigenden Lebensmittelpreise kennen einen großen Gewinner: die deutschen Landwirte. Das Durchschnittseinkommen je Arbeitskraft ist in den Betrieben im Wirtschaftsjahr 2021/22 um 32 Prozent gestiegen – und damit deutlich über der Inflationsrate von 7,9 Prozent im Jahr 2022. Das zeigen Zahlen, die das Bundeslandwirtschaftsministerium am Montag veröffentlicht hat. Dennoch hängen die Einkommen der Bauern noch immer fast zur Hälfte von Subventionen und anderen staatlichen Zahlungen ab.
Unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Kriegs waren die weltweiten Agrarpreise sprunghaft angestiegen, da die Ukraine wegen des etwa für Weizen idealen Klimas und guter Böden einer der wichtigsten globalen Agrarexporteure ist. „Es ist gut, dass das ein Jahr war, in dem die Bauern durchatmen konnten“, sagte die Grüne Parlamentarische Staatssekretärin Ophelia Nick.
Die Zahlen, die das Ministerium jährlich anhand von 8000 Betrieben ermittelt, geben eine Grundlage für die Diskussion um Verbraucherpreissteigerungen. Sie zeigen, dass ein großer Teil der Preissteigerungen tatsächlich bei den Landwirten ankommen – und nicht allein bei Handel und Lebensmittelindustrie, die sich in den vergangenen Monaten vielfach gegenseitig Preistreiberei vorwarfen.
„Das sind keine unglaublichen Gewinne“, relativierte Nick mit Blick auf die Statistik. Vielmehr verdienten die Landwirte entsprechende Anerkennung für ihre „harte und wertvolle Arbeit“. Nick verwies darauf, dass noch immer vor allem kleinere Betriebe regelmäßig aufgeben müssten.
So verschwinden jährlich rund zehn Prozent der Schweinehalter, deren Einkommen unterdurchschnittlich gestiegen sind. Um die Kosten für die Verbraucher zu senken, sollten daher vor allem Handel und Lebensmittelindustrie „Augenmaß“ beim Durchreichen der Preise walten lassen, forderte die Politikerin. Der Discounter Aldi hatte bereits am Wochenende werbewirksam angekündigt, in den kommenden Monaten auf Marge bei Obst und Gemüse verzichten zu wollen.
Laut dem Ministeriumsbericht lag das Einkommen in der Landwirtschaft je Familienarbeitskraft bei 43.500 Euro – so hoch wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Zu einem ähnlichen Ergebnis war bereits der jährliche Situationsbericht gekommen, den der Bauernverband im Dezember vorgelegt hatte. Nach den von den Ministeriums-Berechnungen leicht abweichenden Zahlen des Verbands kam eine Familienarbeitskraft im Schnitt auf ein monatliches Bruttoeinkommen von 4.700 Euro.
Unstrittig ist: Besonders Ackerbauern und Milchbetriebe profitierten von den hohen Weltmarktpreisen. So stieg der Weizenpreis um 39,5 Prozent, der Milchpreis um 25,9 Prozent. Im Schnitt liegen die sogenannten Erzeugerpreise, also die Preise, zu denen Landwirte an Industrie und Handel verkaufen, derzeit gegenüber dem Vorjahr um rund 20 Prozent höher. Vor allem Landwirte in den Acker-Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen erleben daher hohe Einkommenssteigerungen.
Das nächste Jahr ist für viele Landwirte entscheidend
Das bundeseigene Thünen-Institut hatte bereits im vergangenen Juni deutlich steigende Gewinne prognostiziert, während die Bauern-Lobby die gestiegenen Kosten für Energie, Futtermittel und Dünger betonte. Auch am Montag warnte der Bauernverband vor Euphorie.
Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte WELT: „Das letzte Geschäftsjahr war zwar für viele Betriebe eine Rückkehr zu notwendigen Ergebnissen und Gewinnen. Es zeichnet sich aber ab, dass das nicht von Dauer sein wird. Spannend wird es im laufenden Jahr: Die Kosten für Betriebsmittel sind nach wie vor auf hohem Niveau, während die Erzeugerpreise in einigen Bereichen wieder im Sinkflug sind.“
Bereits auf der Verliererseite waren 2021/22 die Biobauern. Wegen der hohen Preissteigerungen kauften immer mehr Menschen Bioprodukte im Discounter statt in teuren Biomärkten oder Hofläden. Während pro Arbeitskraft in der konventionellen Haupterwerbs-Landwirtschaft dank des hohen Zuwachses gut 49.000 Euro Einkommen je Arbeitskraft abfielen, waren es im Bio-Betrieb nur gut 42.000 Euro. In den Vorjahren waren hingegen Bio-Betriebe wirtschaftlicher – vor allem solche mit Hofläden, in denen sich recht hohe Preise ohne Zwischenhändler erzielen lassen.
In allen Bereichen lohnt sich die Landwirtschaft für die Bauern allerdings noch immer nur wegen der staatlichen Subventionen und Prämien. Gut 21.000 Euro butterte der Staat – vor allem über die EU – je Arbeitskraft dazu.
Das waren trotz der sprudelnden Gewinne knapp 3000 Euro mehr als im Vorjahr. Zu dem Plus trugen Corona-Überbrückungshilfen bei, die vor allem an Schweinehalter gingen. Im Schnitt stammen 48,5 Prozent der Einkommen der Bauern aus staatlichen Töpfen. In kleinen Nebenerwerbsbetrieben sind es sogar 97,4 Prozent.
Unter dem Strich lohnte sich die Landwirtschaft für die Betriebe. Sie kamen auf eine Eigenkapitalrendite von 3,7 Prozent. Das bedeutet, dass sich das eigene Geld, das etwa in Boden, Tieren und Maschinen steckt, mit diesem Satz verzinste. Der Wert liegt leicht über dem aktuellen Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) von 3,5 Prozent. Allerdings sind im industriellen Mittelstand deutlich höhere, oft zweistellige Eigenkapitalrenditen die Regel.
Zitat von Gast am 2. Mai 2023, 05:58 UhrLandwirte warten auf Geld für mehr Umweltschutz
Niedersachsens Landwirte warten einem Zeitungsbericht zufolge noch immer auf die finanzielle Entschädigung für ihren Verzicht auf Düngen und Spritzen an Gewässern. Die entsprechenden Leistungen seien bei der EU «leider noch nicht endgültig notifiziert», die Antragstellung sei aber schon möglich, teilte das niedersächsische Umweltministerium einem Bericht des Bremer «Weser-Kuriers» (Dienstag) zufolge mit.
Hintergrund der Zahlungen ist der sogenannte Niedersächsische Weg - demnach haben sich Land, Landwirtschaft und Umweltschutzverbände auf gemeinsame Anstrengungen für besseren Natur- und Gewässerschutz geeinigt. Landwirte sollen für Leistungen im Naturschutz eine Entschädigung bekommen.
Die vereinbarten jährlichen Zahlungen gelten streng genommen als Subventionen und müssen daher in Brüssel genehmigt werden, wie die Zeitung berichtete. Das Ministerium hoffe nun auf eine Einstufung als sogenannte «De-minimis-Beihilfen» für vergleichsweise kleine Summen, denen die EU ohne großen Aufwand zustimmen könne. Die Zahlungen für mehr Gewässerschutz von insgesamt rund 15 Millionen Euro jährlich werden dem Bericht zufolge aus der Wasserentnahmegebühr finanziert. Ausreichende Landesmittel seien laut Umweltministerium vorhanden.
«Davon ist aber bis heute kein Euro bei den Bauern angekommen», kritisierte der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marco Mohrmann, laut dem Bericht.
Landwirte warten auf Geld für mehr Umweltschutz
Niedersachsens Landwirte warten einem Zeitungsbericht zufolge noch immer auf die finanzielle Entschädigung für ihren Verzicht auf Düngen und Spritzen an Gewässern. Die entsprechenden Leistungen seien bei der EU «leider noch nicht endgültig notifiziert», die Antragstellung sei aber schon möglich, teilte das niedersächsische Umweltministerium einem Bericht des Bremer «Weser-Kuriers» (Dienstag) zufolge mit.
Hintergrund der Zahlungen ist der sogenannte Niedersächsische Weg - demnach haben sich Land, Landwirtschaft und Umweltschutzverbände auf gemeinsame Anstrengungen für besseren Natur- und Gewässerschutz geeinigt. Landwirte sollen für Leistungen im Naturschutz eine Entschädigung bekommen.
Die vereinbarten jährlichen Zahlungen gelten streng genommen als Subventionen und müssen daher in Brüssel genehmigt werden, wie die Zeitung berichtete. Das Ministerium hoffe nun auf eine Einstufung als sogenannte «De-minimis-Beihilfen» für vergleichsweise kleine Summen, denen die EU ohne großen Aufwand zustimmen könne. Die Zahlungen für mehr Gewässerschutz von insgesamt rund 15 Millionen Euro jährlich werden dem Bericht zufolge aus der Wasserentnahmegebühr finanziert. Ausreichende Landesmittel seien laut Umweltministerium vorhanden.
«Davon ist aber bis heute kein Euro bei den Bauern angekommen», kritisierte der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marco Mohrmann, laut dem Bericht.