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Inflation

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Währungen: Schweizer Franken übersteigt Wert des Euro – Notenbank macht Ernst gegen die Inflation

Die eidgenössische Landeswährung gewinnt gegenüber dem Euro deutlich an Kaufkraft. Foto: dpadata-portal-copyright=

© Bereitgestellt von HandelsblattDie eidgenössische Landeswährung gewinnt gegenüber dem Euro deutlich an Kaufkraft. Foto: dpadata-portal-copyright=

Die Schweizerische Nationalbank könnte schon bald Euro und Dollar auf den Markt werfen. Doch die Strategie birgt Risiken für die Wirtschaft.

Nach der überraschenden Zinswende der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat der Euro deutlich gegenüber dem Schweizer Franken abgewertet. Der Euro-Franken-Wechselkurs fiel am Donnerstag zwischenzeitlich auf den tiefsten Wert seit der Freigabe des Franken-Wechselkurses im Jahr 2015. Mittlerweile hat sich die Gemeinschaftswährung leicht erholt und kostet 0,997 Franken.

Vor zwei Wochen hatte die SNB den Leitzins in der Schweiz um 0,5 Prozentpunkte erhöht, von minus 0,75 auf minus 0,25 Prozent. Seither hat der Franken gegenüber dem Euro rund vier Prozent aufgewertet. Analysten halten es nun auch für möglich, dass die Notenbank Euro und Dollar aus ihrer Devisenreserve verkauft und damit den Höhenflug des Frankens weiter befeuert.

Maxime Botteron, Ökonom und SNB-Experte bei der Credit Suisse, sagt: „Angesichts der steigenden Inflation strebt die SNB nicht länger eine Abschwächung des Frankens an und dürfte daher ihre Devisenkäufe einstellen.“ Darüber hinaus habe die Notenbank sogar Verkäufe aus der Devisenreserve in Aussicht gestellt.

In der Schweiz ist die Teuerungsrate zuletzt auf 2,9 Prozent gestiegen. Damit fällt sie zwar deutlich geringer als die Inflationsrate der Euro-Zone aus, die im Mai auf den Rekordwert von 8,1 Prozent gestiegen war. Allerdings liegt der Schweizer Wert auch deutlich über dem Ziel der Geldwertstabilität, dem sich die SNB verschrieben hat. Geldwertstabilität sieht die Notenbank bei einer Inflation leicht unter zwei Prozent.

Unklar ist, welches Wechselkursniveau die SNB für verkraftbar für die schweizerische Exportwirtschaft hält. Die Notenbank selbst kommuniziert keine Wechselkursziele.

SNB überrascht die Märkte

In der Vergangenheit hatte die SNB jedoch oft kurz vor der Parität zum Euro mit Devisenankäufen reagiert, um den Franken wieder zu schwächen. Doch diese Marke ist nun nachhaltig gefallen. Ulrich Leuchtmann, Devisenmarktexperte der Commerzbank, sagt, die Finanzmärkte würden das neue Wechselkursniveau nur durch „Ausprobieren herausfinden.“

Mit seiner strikten Geldpolitik hatte SNB-Chef Thomas Jordan die Märkte überrascht. Viele Marktteilnehmer waren davon ausgegangen, dass die SNB erst nach der Europäischen Zentralbank (EZB) die Leitzinsen anhebt, um eine zu starke Aufwertung des Frankens zu vermeiden. Doch die geldpolitische Wende in Europa vollzieht sich nach Jordans Ansicht offenbar nicht schnell genug, um die Inflation zu bekämpfen.

Auf dem Notenbankertreffen im portugiesischen Sintra hatte EZB-Chefin Christine Lagarde erneut betont, im Juli die Zinsen um 0,25 Prozentpunkte anzuheben. In Sintra sei deutlich geworden, wie sehr die EZB den übrigen Notenbankern bei der Zinswende hinterherhinkt, so Commerzbank-Experte Leuchtmann. „Daher die allgemeine Euro-Schwäche, die voll auf den Euro-Franken-Wechselkurs durchschlägt.“

>>> Lesen Sie auch: Christine Lagarde glaubt nicht mehr an Rückkehr zu niedriger Inflation

Ein starker Franken hilft der SNB bei ihrem Kampf gegen die Inflation. Importgüter werden dadurch billiger. Credit-Suisse-Analyst Botteron rechnet vor: Ein Rückgang des Euro-Franken-Wechselkurses um zehn Prozent senkt die Inflation in der Schweiz um rund 0,5 Prozentpunkte.

Die jüngste Aufwertung des Frankens hatte daher nur einen begrenzten Einfluss auf die Inflationsrate in der Schweiz. „Auf der Grundlage unserer Schätzung zu den Auswirkungen von Wechselkursveränderungen müsste der Franken um 20 Prozent aufwerten, also auf etwa 80 Cent pro Franken sinken, damit die Inflation unmittelbar unter zwei Prozent fällt.“

Ende der Nullzinsphase eingeläutet

Eine derart drastische Abwertung dürfte die SNB nicht zulassen. Die Notenbank hatte angekündigt zu intervenieren, wenn der „Franken übermäßig aufwertet“ und wenn sich der Franken abschwächen sollte. Leuchtmann liest daraus, dass eine graduelle Aufwertung des Frankens aus Sicht der SNB das ideale Szenario wäre.

Dann könnte die Notenbank einen ähnlichen Effekt erzielen wie bei einem vorsichtigen Zinsanstieg. Das Problem sei jedoch: „Ein effizienter Devisenmarkt kann einen solchen glatten Pfad niemals liefern.“ Die Trader würden in den kommenden Wochen die „SNB-Schmerzgrenze auf der Unterseite des Euro-Franken-Wechselkurses ausloten“.

Unterdessen sind die Auswirkungen der Zinswende in der Schweiz bereits zu spüren: Die Zinsen für eine Hypothek mit zehnjähriger Laufzeit sind gemäß dem Vermittler Moneypark im Durchschnitt von rund 1,3 Prozent Ende 2021 auf mehr als drei Prozent gestiegen.

Zudem ist für Sparer in der Schweiz ein Ende der Negativzinsen auf hohe Einlagen in Sichtweite. Als erste Bank hat die Credit Suisse am Mittwoch Minuszinsen auf Millionenvermögen wieder abgeschafft. Auch damit sind die Schweizer deutlich früher dran als viele europäische Institute.

Mehr: Wert des Euros fällt unter einen Franken – und setzt die Schweizer Nationalbank unter Zugzwang

Das fragwürdige Ergebnis der EU. Früher war eine Deutsche Mark ca. einen Schweizer Franken wert. 

Ein Euro wurde für ca. zwei Deutsche Mark umgetauscht. Das bedeuten einen Wertverlust für die Deutschen von ca. 100 %

Das Ergebnis von der "großzügigen" EU!!!

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Energie und Nahrungsmittel besonders teuer: Inflation in Deutschland steigt auf 10,0 Prozent

Das Statistische Bundesamt hat eine Schätzung von Anfang September bestätigt. Energieprodukte waren vergangenen Monat um 43,9 Prozent teurer als im Jahresvergleich.

Ein Einkauf liegt in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt (Symbolbild).

Ein Einkauf liegt in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt (Symbolbild).© Foto: dpa/Fabian Sommer

Angetrieben durch die Preise für Energie und Nahrungsmittel ist die Inflation im September auf 10,0 Prozent geschnellt und hat damit einen neuen Höchststand erreicht. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bestätigte damit am Donnerstag erste Schätzungen von Ende September. Im August hatte die Teuerung im Vorjahresvergleich noch bei 7,9 Prozent gelegen, im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise im September um 1,9 Prozent.

Verstärkt wurde die Inflation durch den Wegfall von Entlastungsmaßnahmen, dem Tankrabatt und dem Neun-Euro-Ticket. Diese Unterstützung hatte es von Juni bis Ende August gegeben. Sie hatte dämpfend auf die Inflation gewirkt. Die Preiserhöhung im Verkehr lag daher im September verglichen mit dem Vorjahresmonat wieder bei 14,0 Prozent. Die Teuerung für Kraftstoffe betrug 30,5 Prozent.

Hauptfaktor waren aber weiterhin die Energiepreise – allein Energieprodukte waren im September im Jahresvergleich 43,9 Prozent teurer. Haushaltsenergie verteuerte sich mit 51,8 Prozent besonders stark, wie die Behörde betonte. So verdoppelten sich die Preise für leichtes Heizöl (plus 108,4 Prozent), Erdgas war 95,1 Prozent teurer und Strom 21 Prozent.

Lieferprobleme und Preisanstiege in den vorgelagerten Wirtschaftsstufen verteuerten auch Nahrungsmittel deutlich, hier lag der Anstieg zuletzt bei 18,7 Prozent. Deutlich teurer wurden dabei Speisefette und Speiseöle, Molkereiprodukte, Eier, Fleisch und Brot.

Ohne die Faktoren Energie und Nahrungsmittel hätte die Inflation im September nur 4,6 Prozent und damit nicht einmal halb so viel wie die Gesamtrate betragen.

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Inflation wird durch Profit Expansion der Konzern weiter angetrieben

Im Kriegsjahr 2022 verdienen viele Unternehmen enorm viel Geld. Nicht nur Öl- und Gasproduzenten, sondern auch Autohersteller und Logistiker. Der Profitboom hat für inflationsgeplagte Verbraucher jedoch eine Kehrseite.

Inflation wird durch Profit Expansion der Konzern weiter angetrieben

Inflation wird durch Profit Expansion der Konzern weiter angetrieben© Sina Schuldt / dpa

Klar, negative Nachrichten verbreiten sich schneller als positive. Das gilt auch für die Wirtschaft. In der abgelaufenen Woche kam heraus, dass der Gasimporteur Uniper in den ersten neun Monaten dieses Jahres den Rekordverlust von mehr als 40 Milliarden Euro eingefahren hat. Die Meldung machte Schlagzeilen. Der Staat muss einspringen. Es ist ein Desaster.

Aber sonst? Es herrscht Krieg in Europa, die Energiekosten sind hoch, die Inflation geht durch die Decke, die Zinsen steigen – und viele Unternehmen fahren sehr ansehnliche Ergebnisse ein. Von den Dax-Konzernen, die bislang ihre Geschäftszahlen fürs dritte Quartal vorgelegt haben, konnten mehr als die Hälfte ihre Gewinne steigern, teils sogar deutlich.

Besonders spektakulär schneiden die Autokonzerne ab. Ob Volkswagen, Mercedes oder BMW – die Margen schnellen sportlich nach oben. Aber auch die Logistiker von der Deutschen Post konnten das Ergebnis verbessern, trotz hoher Spritpreise, ebenso der Gasespezialist Linde, die Deutsche Bank, der Konsumgüterhersteller Beiersdorf oder die Duft- und Geschmacksfirma Symrise, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

2022 ist für viele Konzerne ein hervorragendes Jahr

Mit schrumpfenden Gewinnen haben vor allem energieintensive Unternehmen zu kämpfen. Bei BASF ging der Überschuss ebenso zurück wie bei Heidelberg Cement oder beim Kunststoffhersteller Covestro. Aber rückläufige Ergebnisse relativieren sich vor dem Hintergrund des Rekordjahres 2021, als viele Firmen spektakulär gute Zahlen einfuhren.

Für alle Dax-Konzerne zusammengenommen war bereits das zweite Quartal dieses Jahres das zweitbeste der Geschichte, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ausgerechnet hat, auch wenn der Gesamtgewinn um 19,3 Prozent niedriger als im Vorjahr lag. Ähnlich erfreulich dürfte die derzeit noch laufende Berichtssaison fürs dritte Quartal im Schnitt ausfallen, jedenfalls für die Firmen und ihre Eigner. (Achten Sie auf die Veröffentlichungen von Dax-Schwergewichte wie BayerAllianz, Telekom, RWE und Eon in der bevorstehenden Woche.)

Denn die Kehrseite des Profitbooms sind rapide Preissteigerungen. Unternehmen, die mit höheren Einkaufspreisen konfrontiert sind, versuchen diese Zusatzkosten an ihre Abnehmer weiterzugeben. Mehr als die Hälfte aller Firmen in Deutschland planen weitere Erhöhungen, im Lebensmitteleinzelhandel sind es sogar 100 Prozent, wie das Ifo-Institut ermittelt hat.

Das sind schlechte Nachrichten, gerade für einkommensschwache Privathaushalte.

Große allgemeine Preisunsicherheit

Manche Firma erhöht in einem Zug gleich noch ihre Marge – oder versucht es zumindest. Von "Greedflation" (Gierflation) ist in diesem Zusammenhang die Rede. Dazu tragen zwei Effekte bei: Zum einen herrscht derzeit große Verunsicherung, was das Preisgefüge angeht.

Die Inflation, also die Steigerung der Verbraucherpreise insgesamt, liegt bei mehr als zehn Prozent. Aber nicht alle Güter werden in gleichem Maße teurer. In einem solchen Umfeld werden Preiserhöhungen eher akzeptiert. Wieviel Zuschlag angemessen ist, lässt sich angesichts der Inflationsunsicherheit aus Sicht der Abnehmer kaum beurteilen. Der Anreiz, kräftig zuzulangen, ist umso größer. "Die heutige Inflation ist vor allem von Profitexpansion getrieben", urteilt Paul Donovan, Analyst der Schweizer Großbank UBS. Die Unternehmen seien geschickt darin, das "Narrativ" von der allgemeinen Inflation für sich zu nutzen und damit die Konsumenten dazu zu bringen, Preiserhöhungen hinzunehmen.

Zum anderen sind es gerade Unternehmen, die über einige Marktmacht verfügen und unter geringerem Wettbewerbsdruck stehen, die ihre Preisvorstellungen durchsetzen können. Eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt zu dem Ergebnis, dass deutsche Industrieunternehmen eher zu kräftigen Preiserhöhungen neigen als ihre Pendants in FrankreichItalien und Spanien. Der Grund dürfte darin liegen, dass sie im Schnitt größer sind, hohe Marktanteile in ihren jeweiligen Segmenten haben und deshalb in geringerem Maße Konkurrenz fürchten müssen.

Wer hat die Preismacht?

Es ist nur so: Die strukturellen Veränderungen, die derzeit in der Wirtschaft ablaufen, erhöhen die Preissetzungsmacht von Unternehmen weiter. Die De-Globalisierung schreitet fort; der grenzüberschreitende Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Menschen und Kapital wird durch allerlei Restriktionen behindert. Der sich verschärfende Systemgegensatz zwischen ChinaRussland & Co. einerseits und dem Westen andererseits schafft neue Hürden, die den Austausch behindern.

Westliche Staaten ihrerseits begünstigen selektiv jeweils heimische Anbieter gegenüber ausländischen – siehe die Made-in-America-Kampagne von US-Präsident Joe Biden. (Achten Sie am Mittwoch auf die Ergebnisse der Midterm-Wahlen.)

Großbritannien, zuvor immerhin die zweitgrößte EU-Volkswirtschaft, ist nun nicht mehr Mitglied des Binnenmarkts; an den Grenzen werden in beide Richtungen Kontrollen, Gebühren, Zölle fällig. All diese Entwicklungen vermindern den Wettbewerbsdruck und stärken die Markt- und Preissetzungsmacht der Platzhirsche.

Schon bevor die De-Globalisierung einsetzte, kam es auf einigen Märkten zu Konzentrationseffekten, die dazu führten, dass sie von wenigen oder sogar nur einem einzigen Unternehmen dominiert werden. Was für die jeweils herrschende Firma eine tolle Sache sein mag, ist für die Wirtschaft insgesamt schlecht.

Bereits vor der Corona-Krise zeigte der Internationale Währungsfonds (IWF) in einer groß angelegten Untersuchung , wie stark die zunehmende Konzentration westliche Gesellschaften im Griff hat. In den Jahren zwischen 2000 und 2015 habe die Marktmacht einiger Unternehmen spürbar zugenommen. Die Gewinnaufschläge ("mark-ups") einer relativ kleinen Zahl von Unternehmen und Branchen seien gestiegen. Zwei Drittel der höheren Preisaufschläge gehen auf Anbieter zurück, die bereits eine starke Marktposition haben, nicht auf innovative Newcomer.

Übrigens: Es ist nicht abwegig anzunehmen, dass die freigiebige Geldpolitik der Notenbanken in den vergangenen Jahrzehnten die Konzentration begünstigt hat; billiges Geld ermöglichte viele Firmenübernahmen, die sonst nicht finanzierbar gewesen wären.

Intensität des Wettbewerbs nimmt ab

Die Effekte der abnehmenden Wettbewerbsintensität werden durch die geopolitischen Verschiebungen verstärkt. Und sie verschärfen die Krise der Lebenshaltungskosten. "Die Gewinne, nicht die Löhne waren die Hauptverursacher der Inflation", urteilt Isabel Schnabel, deutsches EZB-Direktoriumsmitglied, mit Blick auf den Beginn der aktuellen Inflationsphase im vorigen Jahr.

Wenn man sich die aktuellen Quartalszahlen anschaut, sieht es so aus, als habe sich daran wenig geändert, zumindest was die Rolle der Unternehmen angeht.

Zusätzliche Inflationstreiber: Löhne, Klima, Staatsausgaben

Nun kommt zusätzliche Bewegung in die Sache: Die Verteilungskämpfe werden härter. Berechtigter Weise fordern die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften höhere Löhne. Schließlich haben sie im vorigen und in diesem Jahr herbe Realeinkommensverluste erlitten und fordern jetzt Kompensation. (Achten Sie Dienstag und Donnerstag über die weiteren Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie.)

Wenn es so weitergeht, könnte es zu einem Aufschaukeln der Forderungen der Beschäftigten und der Gewinnansprüche der Unternehmen kommen, einer Preis-Lohn-Spirale, wie in den alten monetaristischen Modellen aus den 60er und 70er Jahren.

Entsprechend bemühen sich die Notenbanken in Washington, Frankfurt und anderswo, die Dynamik in den Griff zu bekommen – und die Erwartungen weiterer Preissteigerungen aus den Köpfen. Das wird schwierig: Die Inflation hat sich bereits bedenklich verfestigt. Dass Energie teuer bleibt und auch auf längere Sicht die Inflation eher weiter antreiben wird, um den Klimawandel zu bremsen, gilt als gesetzt. (Achten Sie auf die Weltklimakonferenz in Ägypten, die am Montag beginnt.) Dazu kommt die De-Globalisierung. Preistreibende Faktoren, die in den vergangenen Jahrzehnten keine große Rolle gespielt haben und die jetzt die Lage verkomplizieren.

Mehr Kapitalismus wagen

Umso wichtiger ist es, dass auch die Regierungen ihren Teil zur Preisberuhigung beitragen: indem sie sich bei defizitfinanzierten Ausgabenprogrammen zurückhalten – und indem sie entschlossen gegen die Konzentration vorgehen.

Was die Eindämmung von Marktmacht angeht, sollten sie mit drei Instrumenten zu Werke gehen:

– mit einer entschlosseneren Wettbewerbspolitik, die nicht nur Übernahmen und Kartelle kontrolliert, sondern auch gegen das ungebührliche Ausnutzen von marktbeherrschenden Stellungen vorgeht;

– mit einer Freihandelsoffensive, insbesondere gegenüber Großbritannien und den USA, zumal mit einer Wiederbelebung der Verhandlungen über ein transatlantisches Abkommen, ähnlich der Verträge zwischen der EU und Kanada sowie Japan;

– mit einer Öffnung der Kapitalmärkte für neue, innovative Unternehmen, die in Deutschland und im übrigen Europa wenig Chancen haben, weil sich die Börsen zu einem Club etablierter Großunternehmen aus saturierten Branchen entwickelt haben, wie die OECD in einer Untersuchung gezeigt hat.

All das würde den Wettbewerb anregen, Spielräume für Preissteigerungen beschränken und die Wirtschaft insgesamt inflationsresistenter machen.

Gegen Inflation hilft nicht nur eine striktere Geldpolitik. Manchmal lohnt es sich auch, mehr Kapitalismus zu wagen.

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Verbraucherpreise: Inflationsrate steigt auf höchsten Stand seit 1951

Die Energiepreise bleiben der stärkste Preistreiber. Auch die Lebensmittelpreise steigen deutlich. Verbraucher müssen sich auf weitere Preiserhöhungen einstellen. Euro Münze

Speiseöle und -fette sind im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 50 Prozent teurer geworden. Foto: dpadata-portal-copyright=

Speiseöle und -fette sind im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 50 Prozent teurer geworden. Foto: dpadata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Angetrieben von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen ist die die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit 1951 geklettert. Waren und Dienstleistungen kosteten im Oktober durchschnittlich 10,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag eine frühere Schätzung bestätigte. Im September hatte die Teuerungsrate noch bei 10,0 Prozent gelegen.

Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel, sagte: „Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten.“ Die Entwicklung beschränkt sich allerdings nicht darauf, erklärte Thiel: „Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren und Dienstleistungen.“

Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung bei den Nahrungsmitteln: Für sie mussten die Verbraucher durchschnittlich 20,3 Prozent mehr hinblättern als im Oktober 2021. Erheblich teurer wurden etwa Speisefette und Speiseöle (+49,7 Prozent), Molkereiprodukte und Eier (+28,9), Gemüse (+23,1) sowie Brot und Getreideerzeugnissen (+19,8).

Preistreiber Nummer eins bleibt allerdings Energie als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine: Sie kostete durchschnittlich 43,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einen noch kräftigeren Anstieg dürfte die von 19 auf sieben Prozent gesenkte Mehrwertsteuer für Erdgaslieferungen und Fernwärme verhindert haben.

Haushaltsenergie verteuerte sich mit 55,0 Prozent besonders stark: So haben sich die Preise für Erdgas mit 109,8 Prozent mehr als verdoppelt, die Teuerung für Fernwärme betrug 35,6 Prozent. Auch das Heizen mit anderen Energieträgern kostete erheblich mehr: Die Preise für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe erhöhten sich um 108,1 Prozent, die für leichtes Heizöl lagen um 82,8 Prozent höher. Für Strom wurden 26,0 Prozent mehr verlangt. Für Kraftstoffe wie Benzin mussten 22,3 Prozent mehr bezahlt werden.

Die Verbraucher müssen sich auf weitere Preiserhöhungen in den kommenden Monaten einstellen. Auch im Oktober plante gut jedes zweite Unternehmen damit, die Kunden demnächst stärker zur Kasse zu bitten, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner monatlichen Umfrage herausfand. Die Wirtschaftsweisen rechnen für das kommende Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 7,4 Prozent. In diesem Jahr soll sie bei 8,0 Prozent liegen.

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Preise geben erstmals wieder etwas nach: Inflationsrate in Deutschland sinkt im November leicht auf 10,0 Prozent

Die Inflationsrate in Deutschland ist im November leicht gesunken.

Die Inflationsrate in Deutschland ist im November leicht gesunken.© Carsten Koall/Getty Images
Die Inflationsrate in Deutschland ist im November leicht gesunken.

Die Inflationsrate in Deutschland ist im November leicht gesunken. Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahr um 10,0 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Im Oktober war die Inflationsrate mit 10,4 Prozent noch auf den höchsten Wert seit etwa 70 Jahren gestiegen. Im Vergleich zum Oktober gingen die Preise im November um 0,5 Prozent zurück.

Getrieben wurde die Inflationsrate weiter von den Preisen für Energie. Für Energie mussten Verbraucher im November 38,7Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Dies war etwas niedriger als im Oktober mit 43 Prozent. Dämpfend wirkte die seit Oktober geltende Senkung der Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme von 19 auf 7 Prozent.

„Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie. Besonders spürbar für die privaten Haushalte sind die weiter steigenden Preise für Nahrungsmittel", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel. Nahrungsmittel verteuerten sich im November zum Vorjahr um 21,1 Prozent. Dies war etwas mehr als die 20,3 Prozent im Oktober.

Im Vergleich zum Oktober sank der Verbraucherpreisindex um 0,5 Prozent. Ein Grund dafür war der Preisrückgang bei Reisen um 25,3 Prozent. Die Preise für Energie sanken im November zum Vormonat leicht um 1,2 Prozent. Für Nahrungsmittel mussten Verbraucher 1,2 Prozent mehr bezahlen als im Oktober. Teurer wurden besonders Molkereiprodukte mit plus 4,9 Prozent.

Die wichtige Kernrate der Inflation ohne die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrung lag bei 5,0 Prozent. Sie zeigt an, wie stark sich die Inflation bereits in die gesamte Wirtschaft ausgebreitet hat. Die Europäische Zentralbank strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Die EZB dürfte die Zinsen am Donnerstag erhöhen

Die Bundesregierung will Verbraucher und Unternehmen wegen der stark steigenden Energiepreise mit einem Abwehrschirm von bis zu 200 Milliarden Euro unterstützen. Davon sollen auch die sogenannte Gas- und eine Strompreisbremse finanziert werden. Mit dieser Maßnahme erhalten Verbraucher und auch Unternehmen den Großteil ihres Gasverbrauchs zu einem staatlich subventionierten Preis. Die Differenz zum Marktpreis finanziert der Staat aus Steuereinnahmen.

Inflationsraten auf dem derzeitigen Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland noch nie. In den alten Bundesländern wurden Raten von zehn Prozent und mehr Anfang der 1950er Jahre gemessen, allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert.

In der etwas anderen Berechnung auf europäischer Ebene betrug die Inflationsraten in Deutschland im November 11,3 Prozent, nach 11,7 Prozent im Oktober. Zum Vormonat blieben die Preise hier unverändert.

Dieser „harmonisierte Verbraucherpreisindex“ macht die Teuerung in unterschiedlichen Ländern Europas vergleichbar. Er ist maßgeblich für die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank. Die EZB berät an diesem Donnerstag über die Leitzinsen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die EZB die Zinsen dann ein weiteres Mal anheben wird. Fraglich ist aber noch die Höhe des Zinsschrittes.

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Spanien drückt die Inflation auf 3,1 Prozent, die Niederlande auf 4,5 Prozent: So greifen die größten Euro-Länder in die Preise ein

In vielen Ländern versuchen die Regierungen, die Inflationsraten mit Eingriffen in die Preise zu senken.

In vielen Ländern versuchen die Regierungen, die Inflationsraten mit Eingriffen in die Preise zu senken.© Getty Images
In vielen Ländern versuchen die Regierungen, die Inflationsraten mit Eingriffen in die Preise zu senken.

Was kann die Politik gegen die Inflation tun? Seit fast zwei Jahren steigen die Preise in Europa mit hohem Tempo und belasten viele Millionen Haushalte. Zunächst trieben Lieferengpässe infolge der Corona-Krise die Preise. Nach Corona traf eine große Nachfrage auf ein begrenztes Angebot. Und dann schossen die Energiepreise nach Russlands Überfall auf die Ukraine in die Höhe. In der Euro-Zone schnellte die Inflationsrate im Herbst bis auf 10,6 Prozent nach oben, den höchsten Stand seit Einführung des Euro.

Dagegen stemmt sich die Europäische Zentralbank mit den ebenfalls schärfsten Zinserhöhungen ihrer Geschichte. Zusätzlich versuchen auch Regierungen, mit direkten Eingriffen in Preise die Folgen für die Verbraucher zu mildern und die Inflationsraten zu senken.

Diese Eingriffe sind ein Grund, warum die Inflationsraten innerhalb der Euro-Zone unterschiedlich sind. Aktuell reichen sie von 3,1 Prozent in Spanien im Westen bis über 15 Prozent in den baltischen Staaten an der Grenze zu Russland.

In einem gemeinsamen Gutachten haben vier große Wirtschaftsforschungsinstitute diese staatlichen Eingriffe unter die Lupe genommen. Hier ist eine Übersicht, was die Regierungen der fünf größten Volkswirtschaften der Euro-Zone gegen die Inflation unternommen haben und was die Ökonomen davon halten.

Die Eingriffe unterscheiden sich in zwei Kategorien:

  1. Preismaßnahmen: Sie zielen direkt auf die Preise, zum Beispiel durch die Senkung von Steuern auf Produkte oder Preisgrenzen, die durch Subventionen ermöglicht werden. Nachteil. Dadurch wird die Lenkungsfunktion von Preise beeinträchtigt und die Knappheit verstärkt.
  2. Einkommenshilfen: Sie stärken Einkommen der Haushalte sowie Gewinne von Unternehmen. Preissignale werden nicht gestört, aber die Inflation wird mit der zusätzlichen Nachfrage tendenziell verstärkt. Anders als Preiseingriffe können sie zielgerichtet für bestimmte Gruppen gesetzt

    werden.

1. Spanien – Inflationsrate 3,1 Prozent

Spanien senkte die Steuern und Abgaben auf Strom, Erdgas, Pellets, Briketts, Brennholz – und zuletzt

auch auf Grundnahrungsmittel. Der häufigste für 40 Prozent aller Haushalte geltende Erdgastarif wurde gedeckelt. Zudem deckelte Spanien den Gaspreis für die Stromerzeugung, was möglich war, da Spanien vom übrigen europäischen Gasmarkt weitgehend entkoppelt ist.

Die Regierung begrenzte den Anstieg der Wohnungsmieten auf zwei Prozent pro Jahr, senkte die Preise für den öffentlichen Nahverkehr und gewährt einen Tankrabatt von 20 Cent pro Liter Kraftstoff.

Einkommensstärkende Maßnahmen umfassen eine 15-prozentige Erhöhung der Grundsicherung und der

Grundrente, eine einmalige Beihilfe von 200 Euro für einkommensschwache Familien und eine Zahlung in

Höhe von 400 Euro an Stipendiaten.

Die Inflationsrate lag in Spanien 2022 mit 8,4 Prozent auf Euro-Durchschnitt. Ihren Höhepunkt erreicht die Inflation in Spanien mit 9,0 Prozent. Seit dem Herbst ging sie deutlich zurück. Im März halbierte sich die Inflationsrate von sechs auf 3,1 Prozent.

2. Niederlande – Inflationsrate 4,5 Prozent

Die Regierung der fünftgrößten Wirtschaft der Euro-Zone senkte schon im Oktober 2021 eine Abgabe auf Elektrizität, später auch Steuern auf Benzin und Diesel sowie die Mehrwertsteuer auf Energie. Anfang 2023 wurden diese Steuersenkungen durch Preisobergrenzen für Strom und Gas ersetzt.

Auf dem Höhepunkt der Energiepreisinflation Ende 2022 erhielten private Haushalte und kleine Unternehmen einen Energiekostenzuschuss von 190 Euro. Für 2023 hat die Regierung gezielte Maßnahmen vorgesehen. Dazu gehört eine Einmalzahlung von 1300 Euro für einkommensschwache Familien und eine Erhöhung des Krankengeld-Zuschusses um 412 Euro.

In den Niederlanden war die Inflationsrate 2022 mit 11,6 Prozent überdurchschnittlich hoch. Das liegt aber auch daran, dass in den Niederlanden bei den Preisen für Strom und Gas nur Neuverträge in die Preisstatistik eingehen. Bin zum März ist die Inflationsrate stark auf zuletzt nur noch 4,5 Prozent gefallen.

3. Frankreich – Inflationsrate 6,6 Prozent

Frankreich begrenzte den Anstieg der Stromtarife für Haushalte bis Februar 2023 auf vier Prozent. Seither gilt eine Begrenzung auf plus 15  Prozent, die auch kleine Unternehmen und Gemeinden einbezieht. Die Haushaltspreise für Gas wurden bis Januar 2023 auf dem Niveau von Oktober 2021, also vor dem Ukraine-Krieg eingefroren. Der Staat entschädigt Energieversorger für entgangene Einnahmen.

Von April bis Ende 2022 galt ein Tankrabatt von bis zu 30 Cent je Liter Kraftstoff. Personen mit niedrigem Einkommen erhielten eine Einmalzahlung von 100 Euro, einkommensschwache Haushalte zusätzlich Gutscheine für Energie bis zu 300 Euro. Energieintensive Unternehmen erhielten bis Ende 2022 Subventionen für bis zu 50  Prozent der gestiegenen Energiekosten sowie vergünstigte Darlehen. Hinzu kamen Steuernachlässe und Subventionen für einige Branchen.

In Frankreich lag die Teuerung im Gesamtjahr 2022 mit 5,9 Prozent deutlich unter dem Euro-Mittel von 8,4 Prozent. Energie trug deutlich weniger zur Teuerung bei und in der Folge auch Industriewaren und Lebensmittel, für deren Erzeugung Energie wichtig ist. Ihren Höhepunkt erreichte die Inflation in Frankreich bei 7,3 Prozent. Sie geht zwar ebenfalls leicht zurück, lag im März mit 6,6 Prozent aber immer noch höher als im Mittel 2022.

4. Deutschland – Inflationsrate 7,8 Prozent

In Deutschland senkte die Regierung von Juni bis August 2022 die Steuern auf Kraftstoffe (Tankrabatt) und führte das subventionierte 9-Euro-Ticket für den Nah- und Regionalverkehr ein. Sie strich zudem die Erneuerbare Energien Umlage (EEG) als Aufschlag auf den Strompreis. Die Mehrwertsteuer auf Gaslieferungen wurde ab Oktober 2022 von 19  Prozent auf 7 Prozent gesenkt.

Private Haushalte erhielten einmalig direkte staatliche Hilfen. Zunächst bekamen Erwerbstätige 300 Euro brutto, und für jedes Kind wurden 100 Euro gezahlt. Später erhielten Rentner 300 Euro und Studierende 200 Euro. Bezieher von Wohngeld und Ausbildungsförderung (Bafög) erhalten einen Heizkostenzuschuss.

Mit dem dritten Entlastungspaket im Herbst 2022 übernahm der Staat für alle Haushalte im Dezember die Abschlagszahlung für die Gasheizung oder Fernwärme. Seit Anfang 2023 gelten die Gas- und Strompreisbremsen. Der Staat übernimmt für 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs die Differenz zwischen den Tarifen und staatlich festgesetzten Preisgrenzen. Dies gilt bis Ende 2023 und kann bis April 2024 verlängert werden. Härtefonds unterstützen Haushalte, die mit Öl- und Holzpellets heizen.

In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise im Gesamtjahr 2022 nach europäischer Rechnung mit 8,7 Prozent ähnlich stark wie im gesamten Euro-Raum mit 8,4 Prozent.

Den Höhepunkt erreicht die Inflation in Deutschland im Oktober 2022 mit 11,6 Prozent. Bis zum März ging sie auf 7,8 Prozent zurück. In der Euro-Zone lag der Höhepunkt ebenfalls im Oktober bei 10,6 Prozent. Die Rate fiel bis März auf 6,9 Prozent.

5. Italien - Inflationsrate 8,7 Prozent

Italiens Regierung setzte einige Steuern auf Kraftstoffe aus, ebenso die Mehrwertsteuer auf Gas für Haushalt und Unternehmen. Netzentgelte für Gas wurden gesenkt, für Strom ausgesetzt.

Um die Einkommen zu stützen, weitete der Staat Energiebeihilfen für Bedürftige aus. Italien zahlte Bürgern nach Einkommen gestaffelt einmalig pauschal 150 bis 200 Euro, senkte die Beiträge zu den Sozialversicherungen, zog Rentenerhöhungen vor und erhöhte die zwischen Oktober und Dezember

2022 gezahlten Renten um zwei Prozent.

Die Inflationsrate lag in Italien 2022 mit 8,7  Prozent so hoch wie in Deutschland und damit etwa im Euro-Schnitt. Auf dem Höhepunkt war sie in Italien bis auf 12,6 Prozent gestiegen und fiel bis zum März 2023 auf zuletzt 8,2 Prozent.

Inflation: Wie sinnvoll sind die Eingriffe des Staates?

Die Forschungsinstitute beurteilen viele Eingriffe der Regierungen eher skeptisch. „Viele dieser Maßnahmen sind nicht zielgerichtet; sie begünstigen Haushalte im gesamten Einkommensspektrum“, schreiben sie. „Alles in allem ist die gemessene Inflation, für sich genommen, vorübergehend verringert worden". Allerdings wirkten dem zwei Effekte entgegen. Weil die Preise für Energie künstlich gesenkt wurden, sei „die gesamte europäische Energienachfrage hochgehalten“ worden, „was den Rückgang der Weltmarktpreise verlangsamt haben dürfte“. Viele direkte Hilfen für Haushalte und Unternehmen hätten „für eine höhere Gesamtnachfrage gesorgt, die ihrerseits preiserhöhend wirkt.“

Die Forscher verweisen auf Schätzungen der EZB, nach denen die staatlichen Maßnahmen die Inflationsrate im Jahr 2023 um 0,3 Prozentpunkte senken und im kommenden Jahr um 0,5 Prozentpunkte erhöhen würde. Eine Berechnung der Inflationseffekte sei wegen der komplexen Wirkungskanäle aber schwierig. „Sie ist zudem unsicher, weil der Umfang wichtiger Maßnahmen von der Höhe der Energiepreise abhängt, die sich stark verändern können.“

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14 Euro Mindestlohn? Damit macht es sich die Ampel zu einfach

In Zeiten, in denen sich die hohe Inflation verfestigt, muss der Kaufkraftverlust aufgehalten werden. Sich jedoch nur darauf zu verlassen, dass immerzu neue Anhebungen des Mindestlohns im zweistelligen Prozentbereich ausreichen, greift zu kurz. Die Ampel muss kreativer werden.

„Wer möchte, dass Arbeitnehmer ‚ordentlich bezahlt werden‘, muss auch dafür sorgen, dass sich die Steuer- und Abgabenlast verringert“, schreibt WELT-Autor Jan Klauth HC Plambeck

„Wer möchte, dass Arbeitnehmer ‚ordentlich bezahlt werden‘, muss auch dafür sorgen, dass sich die Steuer- und Abgabenlast verringert“, schreibt WELT-Autor Jan Klauth HC Plambeck© Bereitgestellt von WELT

Arbeitsminister Hubertus Heil hat deutlich gemacht, dass er eine weitere Erhöhung des Mindestlohns im kommenden Jahr für nahezu sicher hält. Das ist wenig überraschend. Schon im Sommer des vergangenen Jahres trommelten Sozialverbände für die Erhöhung auf mindestens 14,13 Euro – und erhielten prompt Zustimmung aus den Reihen von SPD und Grünen.

Der Gedanke dahinter ist per se richtig: In Zeiten, in der sich die hohe Inflation verfestigt und der Staat die Bürger mit immer neuen Vorschriften und Gesetzen – Stichpunkt Wärmewende – zusätzlich belastet, kann es nicht sein, dass Arbeitnehmer am Ende des Monats immer weniger in der Tasche haben. Die Kaufkraftverluste seit Beginn des Ukraine-Krieges sind historisch und treffen diejenigen mit niedrigen Einkommen besonders hart. Klar ist: Die Ampel muss mehr dafür tun, dass sich der tägliche Weg zur Arbeit für sie überhaupt noch lohnt.

Doch immerzu neue Anhebungen des Mindestlohns im zweistelligen Prozentbereich innerhalb kurzer Zeit können nicht die Antwort auf alle Ewigkeiten sein. Nach dem Eingriff per Gesetz wird nun wieder die eigentlich zuständige Mindestlohn-Kommission einen Vorschlag erarbeiten. Eine neue und kräftige Anhebung will dabei gut überlegt sein. Das Plus von 12 Euro auf 14,13 Euro entspräche einem Zuwachs von fast 18 Prozent. Rechnet man die letzten beiden Anhebungen von 9,50 Euro (Stand Anfang 2021) auf zuletzt 12 Euro dazu, wäre das ein Anstieg des Mindestlohns um annähernd 50 Prozent innerhalb von drei Jahren.

Das hat selbstredend Auswirkungen auf das gesamte Lohngefüge. So müssten die Bezüge im öffentlichen Dienst steigen, Gewerkschaften würden weiterhin zweistellige Lohnsteigerungen verlangen und zu Warnstreiks aufrufen. Forderungen nach mehr Geld derjenigen Beschäftigten, die dann nur noch knapp über dem neuen Mindestlohn verdienen, werden nachvollziehbarerweise ebenso laut werden, wie die in den anderen Entgeltstufen.

Horror-Warnungen vor Millionen von Jobs, die durch Mindestlohnanhebungen verschwinden würden, haben sich in der Vergangenheit zwar mehrfach als falsch erwiesen. Doch in der Folge eines weiteren kräftigen Anstiegs dürften viele ohnehin schon gebeutelte Unternehmen zumindest punktuell über Stellenstreichungen und Standortverlagerungen nachdenken – oder eben die Preise für ihre Waren und Dienstleistungen erhöhen, um die gestiegenen Lohnkosten auszugleichen. Dass SPD-Chef Lars Klingbeil die drohende Lohn-Preis-Spirale für ein „Märchen“ hält, zeugt nicht gerade von Weitsicht.

Sinnvoller wäre es, vom anderen Ende her zu denken: Wer möchte, dass sich „Arbeit lohnt“, so wie Heil es ausdrückt, muss auch dafür sorgen, dass sich die Steuer- und Abgabenlast verringert. Das geht einerseits, indem auf den Lohnzetteln endlich mehr Netto vom Brutto bleibt. Auch die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber, die in Deutschland besonders hoch sind, gehören auf den Prüfstand.

Um die Inflation abzufedern, gibt es noch andere naheliegende Instrumente. Die Stromsteuer auf ein Minimum zu senken oder ganz abzuschaffen, wie es derzeit diskutiert wird, wäre eine schnell greifende Hilfe. Auch die Mehrwertsteuer für eine Vielzahl an Lebensmitteln auszusetzen, so wie es Portugal nun macht, ist eine Option.

Angesichts von Rekord-Steuereinnahmen von mehr als einer Billion Euro, die Finanzminister Christian Lindner 2024 erwartet, sollte sich Spielraum finden lassen. Sich nur darauf zu verlassen, dass die Mindestlohn-Kommission schon die von den Verbänden gewünschte Erhöhung vorschlagen wird, ist der bequemste Weg

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Inflation sinkt unter Acht-Prozent-Marke

Die erste Schätzung hat sich bestätigt: Im März sank die Inflationsrate in Deutschland auf 7,4 Prozent. Das lag vor allem an den Energiepreisen, Lebensmittel verteuern sich hingegen weiter.

Inflation sinkt unter Acht-Prozent-Marke

Inflation sinkt unter Acht-Prozent-Marke© Sven Hoppe / dpa

Niedrigere Benzin- und Heizölpreise drücken die Inflation in Deutschland auf den tiefsten Stand seit August 2022. Waren und Dienstleistungen kosteten im März durchschnittlich 7,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das teilte das Statistische Bundesamt mit und bestätigte damit eine erste Schätzung von Ende März.

Im Januar und Februar hatte die Teuerung noch jeweils bei 8,7 Prozent gelegen. Preistreiber Nummer eins blieben Nahrungsmittel: Sie verteuerten sich um durchschnittlich 22,3 Prozent im Vergleich zum März 2022 und damit stärker als im Februar mit 21,8 Prozent.

Energie kostete nur noch 3,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, nach rund 19 Prozent im Februar. Dabei spielte ein Statistikeffekt eine Rolle. So waren vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine die Energiepreise in die Höhe geschnellt. Nun werden sie erstmals mit den schon erhöhten Preisen verglichen, nicht mehr mit den niedrigeren vor Kriegsausbruch - das wird als Basiseffekt bezeichnet.

Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, denn sie können sich dann für einen Euro weniger leisten. Ursprünglich waren im vergangenen Jahr sogar Inflationswerte über zehn Prozent gemessen worden. Nach einer Revision der Berechnungsmethode wurden die Werte jedoch nach unten korrigiert.

Die meisten Experten halten den Höhepunkt der Inflation mittlerweile für überschritten. Dennoch dürfte die Teuerung zunächst hoch bleiben und die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern schmälern.

So erwarten die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem jüngsten Frühjahrsgutachten im Jahresschnitt 2023 eine Inflation von 6,0 Prozent, nach 6,9 Prozent im Vorjahr. Erst 2024 dürfte die Teuerungsrate demnach spürbar auf 2,4 Prozent fallen.

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Inflation sinkt - Bundesbankchef für weitere Zinserhöhungen

ARCHIV: Figuren vor einer Aktiengrafik und dem Wort "Inflation"

ARCHIV: Figuren vor einer Aktiengrafik und dem Wort "Inflation"© Thomson Reuters

Berlin (Reuters) - Langsamer steigende Lebensmittelpreise haben die deutsche Inflationsrate im April auf den niedrigsten Stand seit über einem halben Jahr gedrückt.

Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bestätigte. Das ist die niedrigste Teuerungsrate seit August 2022. Im März lag sie noch bei 7,4 Prozent, im Januar und Februar bei je 8,7 Prozent. "Die Inflationsrate hat sich damit den zweiten Monat in Folge abgeschwächt, bleibt jedoch auf einem hohen Niveau", sagte die Präsidentin des Bundesamtes, Ruth Brand. Bundesbankpräsident Joachim Nagel sprach sich deshalb für weitere Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) aus. "Wir sind mit den Zinserhöhungen noch nicht am Ende, da gibt es noch was zu tun", sagte Nagel im Deutschlandfunk. Die Geldpolitik müsse hartnäckig bleiben, denn die Inflation erweise sich oft als ein sperriges Phänomen.

Für leichte Entspannung sorgte im April der Trend bei Nahrungsmitteln: Diese verteuerten sich um 17,2 Prozent zum Vorjahresmonat, nach 22,3 Prozent im März. Besonders hoch war der Preisaufschlag bei Molkereiprodukten (+34,8 Prozent), Brot und Getreideerzeugnissen (+21,3 Prozent), Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchten (+19,7 Prozent) sowie bei Zucker, Marmelade, Honig und anderen Süßwaren (+19,6 Prozent).

Von März auf April sanken die Lebensmittelpreise um 0,8 Prozent und damit erstmals seit rund zwei Jahren, wie der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, betonte. "Das macht Hoffnung, dass auch bei der Lebensmittelinflation der Höhepunkt jetzt klar hinter uns liegt." Nahrungsmittel seien zum einen teurer geworden, weil die Weltmarktpreise für Agrarprodukte angezogen hatten. Zum anderen wegen teurer Energie, die etwa zum Heizen von Gewächshäusern eingesetzt wird. "Beide Faktoren sind inzwischen weggefallen", sagte Dullien.

Energie verteuerte sich mit 6,8 Prozent erneut unterdurchschnittlich, aber etwas stärker als zuletzt (März: +3,5 Prozent). Haushaltsenergie kostete 21,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Überdurchschnittlich erhöhten sich hier die Preise für Erdgas (+33,8 Prozent) sowie für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe (+29,8 Prozent). Auch für Strom (+15,4 Prozent) und Fernwärme (+12,3 Prozent) mussten die Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen. Leichtes Heizöl verbilligte sich dagegen um 21,8 Prozent, Kraftstoffe um 9,4 Prozent. Dienstleistungen kosteten im Schnitt 4,7 Prozent mehr als im April 2022, wobei die Wohnungsmieten erneut um zwei Prozent anstiegen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins im Kampf gegen die hohe Inflation in der Währungsunion zuletzt in der vergangenen Woche von 3,5 auf 3,75 Prozent angehoben. Viele Analysten rechnen allerdings damit, dass von den zuletzt kräftigen Tarifabschlüssen - etwa im öffentlichen Dienst von Bund und Ländern - neuer Preisdruck ausgehen wird. Unternehmen könnten versuchen, die gestiegenen Personalkosten an die Kunden weiterzureichen. "Wir schauen uns das natürlich aufmerksam an, inwieweit dies die Geldpolitik konterkarieren könnte", sagte Bundesbankchef Nagel dazu. "Aus meiner Sicht sind die Tarifabschlüsse sicherlich als hoch zu werten, aber sie sind aus einer geldpolitischen Sicht durchaus beherrschbar."

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Großhandel: Großhandelspreise fallen erstmals seit Ende 2020

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im April die Mineralöl­erzeugnisse wie Benzin, betonten die Statistiken. Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weberdata-portal-copyright=

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im April die Mineralöl­erzeugnisse wie Benzin, betonten die Statistiken. Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weberdata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Mit der sinkenden Teuerungsrate im Großhandel könnte auch die Inflation in Deutschland weiter nachlassen. In einigen Branchen war die preisliche Veränderung besonders stark.

Hoffnung für die inflationsgeplagten Verbraucher: Die Preise im deutschen Großhandel sind im April zum ersten Mal seit fast zweieinhalb Jahren gefallen. Sie sanken um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Dies sei der erste Preisrückgang gegenüber dem Vorjahresmonat seit Dezember 2020, als sogar ein Minus von 1,2 Prozent verzeichnet wurde. Im März hatte es noch einen Anstieg von 2,0 Prozent gegeben, im Februar sogar von 8,9 Prozent. Auch von März auf April sanken die Großhandelspreise, und zwar um 0,4 Prozent.

Mit der sinkenden Teuerungsrate im Großhandel könnte auch die Inflation in Deutschland weiter nachlassen. Denn der Großhandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, Preisveränderungen kommen in der Regeln mit Verzögerung auch bei den Verbrauchern an. Die Inflationsrate lag im April mit 7,2 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit August 2022.

Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Großhandelspreise hatten im April die Mineralöl­erzeugnisse wie Benzin, betonten die Statistiken. In diesen Bereichen sanken die Preise:Mineralöl­erzeugnisse waren um 15,7 Prozent billiger zu haben als ein Jahr zuvor.

Ebenfalls günstiger waren Altmaterial und Reststoffe (-31,5 Prozent),

Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (-25,2 Prozent),

Erze, Metalle und Metallhalbzeug (-20,5 Prozent)

sowie chemische Erzeugnisse (-5,4 Prozent). Dagegen stiegen die Preise für:Obst, Gemüse und Kartoffeln (+22,0 Prozent),

Baustoffe und Bauelemente aus mineralischen Stoffen (+13,9 Prozent)

sowie für lebende Tiere (+11,4 Prozent).Viele Ökonomen halten den Höhepunkt bei der Inflation inzwischen für überschritten. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um durchschnittlich 5,9 Prozent steigen werden, 2024 dann um 2,7 Prozent. Zum Vergleich: 2022 betrug die Teuerung als Folge des russischen Krieges gegen die Ukraine noch 6,9 Prozent.

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