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Zitat von Gast am 24. August 2022, 07:40 UhrEuro fällt erstmals seit 20-Jahren unter einen US-Dollar: Darum heizt die Euro-Schwäche die Inflation zusätzlich an
Der Euro hat in den vergangenen Wochen zum US-Dollar deutlich an Wert verloren. Zum Wochenbeginn fiel der Euro sogar erstmals seit rund 20 Jahren wieder unter die Parität von einem US-Dollar. Am Montag markierte der Euro mit 0,9926 US-Dollar den tiefsten Stand seit 2002. Seither hat sich der Kurs ungefähr bei der Parität von einem Euro gleich einem Dollar stabilisiert.
Die Schwäche des Euro liegt dabei eher an der Stärke der US-Währung. Denn zu anderen wichtigen Währungen wie dem britischen Pfund oder dem japanischen Yen ist die europäische Gemeinschaftswährung recht stabil geblieben.
Gleichwohl kommt die Abwertung des Euro zum Dollar zu einer ungünstigen Zeit. Denn durch den Wertverlust des Euro werden Importe in den Euro-Raum teurer. Dies fällt aktuell besonders stark ins Gewicht, weil Geschäfte mit Rohstoffen und Energieträgern wie Öl und Gas meist in Dollar abgerechnet werden. Daher ist Deutschland mit seinen hohen Energieimporten durch die Euro-Schwäche besonders betroffen. Insgesamt werden über 40 Prozent aller deutschen Importe aus Nicht-Euro-Ländern in US-Dollar abgerechnet.
Die Abwertung des Euro heizt damit die Inflation, besonders in Deutschland, weiter an. Auf dieses Risiko wies Anfang der Woche auch die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht hin. Die Bundesbank erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten in Deutschland auf mehr als zehn Prozent steigt. Als Gründe nennt sie neben dem Wegfall des Tankrabatts und des Neun-Euro-Tickets auch neue Risiken wie den erneuten Anstieg des Mindestlohns zum 1. Oktober und ausdrücklich auch die Euro-Schwäche.
Euro fällt erstmals seit 20-Jahren unter einen US-Dollar: Darum heizt die Euro-Schwäche die Inflation zusätzlich an
Der Euro hat in den vergangenen Wochen zum US-Dollar deutlich an Wert verloren. Zum Wochenbeginn fiel der Euro sogar erstmals seit rund 20 Jahren wieder unter die Parität von einem US-Dollar. Am Montag markierte der Euro mit 0,9926 US-Dollar den tiefsten Stand seit 2002. Seither hat sich der Kurs ungefähr bei der Parität von einem Euro gleich einem Dollar stabilisiert.
Die Schwäche des Euro liegt dabei eher an der Stärke der US-Währung. Denn zu anderen wichtigen Währungen wie dem britischen Pfund oder dem japanischen Yen ist die europäische Gemeinschaftswährung recht stabil geblieben.
Gleichwohl kommt die Abwertung des Euro zum Dollar zu einer ungünstigen Zeit. Denn durch den Wertverlust des Euro werden Importe in den Euro-Raum teurer. Dies fällt aktuell besonders stark ins Gewicht, weil Geschäfte mit Rohstoffen und Energieträgern wie Öl und Gas meist in Dollar abgerechnet werden. Daher ist Deutschland mit seinen hohen Energieimporten durch die Euro-Schwäche besonders betroffen. Insgesamt werden über 40 Prozent aller deutschen Importe aus Nicht-Euro-Ländern in US-Dollar abgerechnet.
Die Abwertung des Euro heizt damit die Inflation, besonders in Deutschland, weiter an. Auf dieses Risiko wies Anfang der Woche auch die Deutsche Bundesbank in ihrem Monatsbericht hin. Die Bundesbank erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten in Deutschland auf mehr als zehn Prozent steigt. Als Gründe nennt sie neben dem Wegfall des Tankrabatts und des Neun-Euro-Tickets auch neue Risiken wie den erneuten Anstieg des Mindestlohns zum 1. Oktober und ausdrücklich auch die Euro-Schwäche.
Zitat von Gast am 25. August 2022, 07:39 UhrSelbst massive EZB-Straffung wird Euro-Absturz nicht verhindern
(Bloomberg) -- Nachdem der Euro unter die Parität zum Dollar gerutscht ist, besteht wenig Hoffnung, dass selbst eine kräftige Zinserhöhung ihn retten könnte.
Druck auf den Wechselkurs geht laut Analysten vor allem vom Risiko eines russischen Gasstopps und der mit der Energiekrise verbundenen Rezessionsgefahr aus. Dieser Dynamik könne die Europäische Zentralbank nur schwer entgegenwirken - selbst wenn sie die Zinsen so deutlich erhöhen würde, wie es unlängst die Federal Reserve getan hat.
“Die Zinsen haben die Devisenmärkte nicht beeinflusst, vor allem nicht im letzten Monat - es geht wirklich um die globale Wachstumsdynamik”, erklärte Sam Zief, Chef der globalen Devisenstrategie bei der JPMorgan Private Bank. “Große Zinserhöhungen sind nicht währungsfördernd, wenn sie dazu dienen, die Inflationserwartungen zu verankern und gleichzeitig die Wachstumsaussichten beeinträchtigen.”
Angesichts der stärksten Inflation seit der Euro-Einführung hat die EZB im vergangenen Monat zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt die Leitzinsen erhöht. Der Einlagensatz stieg um einen halben Prozentpunkt auf 0%.
Bei der Zinsentscheidung am 8. September erwarten die Anleger einen weiteren Zinsschritt in dieser Größenordnung. Unterdessen ziehen über der Wirtschaft der Eurozone Gewitterwolken auf. Inflation und Energiekrise setzen Haushalte und Unternehmen unter Druck.
Die am Dienstag von S&P Global veröffentlichten Konjunkturumfragen zeigen, dass die Wirtschaftstätigkeit den zweiten Monat in Folge schrumpft. Im Tourismus ist die Erholung von der Corona-Pandemie fast zum Stillstand gekommen.
Angesichts des düsteren Umfelds würde selbst eine beispiellose Zinserhöhung um einen Dreiviertel-Prozentpunkt dem Euro keinen bedeutenden Auftrieb verleihen, wie Natixis-Ökonom Dirk Schumacher anmerkt. “Die Wahl von 75 Basispunkten gegenüber 50 würde nicht viel ändern”, sagt er. “Um den Wechselkurs allein durch Zinsänderungen signifikant zu beeinflussen, braucht es ein Minimum an positiven wirtschaftlichen Aussichten.”
Der Chefvolkswirt der Commerzbank AG hält eine größere Zinserhöhung vor dem Hintergrund der Euroschwäche “wahrscheinlich für eine gute Idee”, wobei er auch auf den Inflationsausblick verweist. Jörg Krämer schließt eine dahingehende EZB-Entscheidung zwar nicht aus, glaubt jedoch nicht, dass sich die Notenbank darauf einlassen wird.EZB-Direktor Fabio Panetta mahnte am Dienstag bei der Planung der nächsten Schritte zur Vorsicht, da ein Abschwung in der Eurozone immer wahrscheinlicher wird. “Sollte es zu einem deutlichen Abschwung oder gar einer Rezession kommen, würde dies den Inflationsdruck abschwächen”, sagte er auf einer Podiumsdiskussion in Mailand.
Seine Kollegin Isabel Schnabel räumte ein, dass sich die schwache Währung negativ auf die Inflationsaussichten auswirke. Das falle umso mehr ins Gewicht, wenn die Wirtschaft einem Energiepreisschock ausgesetzt sei, erklärte sie im Reuters-Interview.
Die Geldmärkte preisen eine EZB-Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt im nächsten Monat ein. Die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts um 75 Basispunkte wird bei 20% gesehen. Auf Sicht bis zum Jahresende wetten die Händler auf eine Anhebung um 130 Basispunkte. Bis September 2023 dürfte der Einlagensatz auf 2% steigen.
Selbst massive EZB-Straffung wird Euro-Absturz nicht verhindern
(Bloomberg) -- Nachdem der Euro unter die Parität zum Dollar gerutscht ist, besteht wenig Hoffnung, dass selbst eine kräftige Zinserhöhung ihn retten könnte.
Druck auf den Wechselkurs geht laut Analysten vor allem vom Risiko eines russischen Gasstopps und der mit der Energiekrise verbundenen Rezessionsgefahr aus. Dieser Dynamik könne die Europäische Zentralbank nur schwer entgegenwirken - selbst wenn sie die Zinsen so deutlich erhöhen würde, wie es unlängst die Federal Reserve getan hat.
“Die Zinsen haben die Devisenmärkte nicht beeinflusst, vor allem nicht im letzten Monat - es geht wirklich um die globale Wachstumsdynamik”, erklärte Sam Zief, Chef der globalen Devisenstrategie bei der JPMorgan Private Bank. “Große Zinserhöhungen sind nicht währungsfördernd, wenn sie dazu dienen, die Inflationserwartungen zu verankern und gleichzeitig die Wachstumsaussichten beeinträchtigen.”
Angesichts der stärksten Inflation seit der Euro-Einführung hat die EZB im vergangenen Monat zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt die Leitzinsen erhöht. Der Einlagensatz stieg um einen halben Prozentpunkt auf 0%.
Bei der Zinsentscheidung am 8. September erwarten die Anleger einen weiteren Zinsschritt in dieser Größenordnung. Unterdessen ziehen über der Wirtschaft der Eurozone Gewitterwolken auf. Inflation und Energiekrise setzen Haushalte und Unternehmen unter Druck.
Die am Dienstag von S&P Global veröffentlichten Konjunkturumfragen zeigen, dass die Wirtschaftstätigkeit den zweiten Monat in Folge schrumpft. Im Tourismus ist die Erholung von der Corona-Pandemie fast zum Stillstand gekommen.
Angesichts des düsteren Umfelds würde selbst eine beispiellose Zinserhöhung um einen Dreiviertel-Prozentpunkt dem Euro keinen bedeutenden Auftrieb verleihen, wie Natixis-Ökonom Dirk Schumacher anmerkt. “Die Wahl von 75 Basispunkten gegenüber 50 würde nicht viel ändern”, sagt er. “Um den Wechselkurs allein durch Zinsänderungen signifikant zu beeinflussen, braucht es ein Minimum an positiven wirtschaftlichen Aussichten.”
EZB-Direktor Fabio Panetta mahnte am Dienstag bei der Planung der nächsten Schritte zur Vorsicht, da ein Abschwung in der Eurozone immer wahrscheinlicher wird. “Sollte es zu einem deutlichen Abschwung oder gar einer Rezession kommen, würde dies den Inflationsdruck abschwächen”, sagte er auf einer Podiumsdiskussion in Mailand.
Seine Kollegin Isabel Schnabel räumte ein, dass sich die schwache Währung negativ auf die Inflationsaussichten auswirke. Das falle umso mehr ins Gewicht, wenn die Wirtschaft einem Energiepreisschock ausgesetzt sei, erklärte sie im Reuters-Interview.
Die Geldmärkte preisen eine EZB-Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt im nächsten Monat ein. Die Wahrscheinlichkeit eines Zinsschritts um 75 Basispunkte wird bei 20% gesehen. Auf Sicht bis zum Jahresende wetten die Händler auf eine Anhebung um 130 Basispunkte. Bis September 2023 dürfte der Einlagensatz auf 2% steigen.
Zitat von Gast am 30. August 2022, 05:58 UhrSchwacher Euro, starker Dollar: Investoren platzieren Short-Wetten gegen den Euro
Die Zahl der Wetten, dass der Euro gegenüber dem Dollar weiter an Wert verlieren wird, ist so groß wie seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 nicht mehr. Beobachter führen die hohe Zahl der Short-Wetten vor allem auf zwei Faktoren zurück.
Der Euro ist in der vergangenen Woche bereits kurzzeitig unter die Marke von 1 US-Dollar und damit unter die Parität gefallen. Eine steigende Zahl von Investoren geht davon, dass die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar weiter an Wert verlieren wird. Die Zahl der Short-Wetten auf den Euro ist in der letzten Augustwoche über die Marke von 44.000 Terminkontrakten gestiegen, wie die dafür zuständige Handelskommission am Freitag bekannt gab. Laut einem Bericht der Financial Times ist dies das höchste Niveau seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020.
Investoren führen laut FT derzeit vor allem zwei Gründe an, um gegen den Euro zu wetten. Sie gehen davon aus, dass die explodierenden Energiepreise Europa und den Euro-Raum in eine Rezession stürzen werden. Zugleich ist die Wette auf die Euro-Schwäche auch eine Wette auf die Dollar-Stärke: Bei seiner Rede in Jackson Hole zeigte sich Fed-Chef Jerome Powell fest entschlossen, die Inflation in den USA mit weiteren Zinserhöhungen wieder auf die Marke von 2 Prozent herunterzudrücken. Dieser entschlossene Kurs der US-Notenbank stärkt den Dollar bereits seit einigen Wochen und führt dazu, dass der Euro gegenüber der US-Währung abwertet.
Investoren haben in Jackson Hole jedoch nicht nur der Rede Powells gelauscht. Auch die Äußerungen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel wurden aufmerksam registriert. Gemeinsam mit dem Präsidenten der französischen Zentralbank, François Villeroy de Galhau, machte sich Schnabel für Zinserhöhungen der EZB sowie für eine striktere Geldpolitik stark, die für eine längere Zeit andauern dürfte. Bislang galt Schnabel nicht als ausgesprochener "Falke", doch der strikte Kurs der US-Notenbank und die hohe Inflation in der Euro-Zone setzen auch die europäischen Währungshüter unter Zugzwang. Rasche Zinserhöhungen der EZB, verbunden mit hohen Energiepreisen, verstärken das Rezessionsrisiko in Europa.Der Euro hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber dem Dollar bereits rund 15 Prozent an Wert verloren. Mit dem Sturz unter die 1-Dollar-Marke hat die Gemeinschaftswährung das niedrigste Niveau seit ihrer Einführung erreicht."Die Abwertung des Euro bildet schlicht und einfach den Energiepreis-Schock in Euro ab", sagt Mark McCormick, Analyst bei TD Securities, gegenüber der FT. Die Befürchtung, dass Russland zu Beginn der Heizperiode im Oktober die Gaspipeline Nord Stream 1 vollends zudrehen könnte, hat den Gaspreis bereits auf Rekordhöhen gepeitscht.
Hohe Gas- und Energiepreise bedeuten nach Einschätzung der Profi-Investoren zweierlei: Die Inflation in Europa wird nicht so rasch wieder verschwinden, und die Wirtschaft der Euro-Zone wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession stürzen. "Investoren gehen davon aus, dass der Euro-Zone und Großbritannien nicht nur ein rauer Winter bevorstehen, sondern dass sich dieses Szenario über ein oder zwei Jahre hinziehen könnte, sagt Jane Foley, Analystin bei der Rabobank.
Nach Einschätzung der US-Investmentbank Morgan Stanley ist dies ein Szenario, in dem der US-Dollar als vergleichsweise "sicherer Hafen" angesehen werde. Auch dies stärkt den Dollar gegenüber dem Euro. Allerdings könnte sich dieser "Fluss des Geldes", der derzeit in den Dollar-Raum strömt, im kommenden Jahr auch wieder umkehren, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen deutlich erhöhe und damit europäische Anleihen wieder attraktiver mache.
Ökonomen rechnen damit, dass die Inflation in der Euro-Zone im August die Marke von 9 Prozent erreicht hat. Die entsprechenden Daten werden am Mittwoch bekannt gegeben. Es wird außerdem erwartet, dass die EZB bei ihrer nächsten Sitzung am 8. September den Leitzins um mindestens 0,5 Prozent in die Höhe schrauben wird.
Schwacher Euro, starker Dollar: Investoren platzieren Short-Wetten gegen den Euro
Die Zahl der Wetten, dass der Euro gegenüber dem Dollar weiter an Wert verlieren wird, ist so groß wie seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 nicht mehr. Beobachter führen die hohe Zahl der Short-Wetten vor allem auf zwei Faktoren zurück.
Der Euro ist in der vergangenen Woche bereits kurzzeitig unter die Marke von 1 US-Dollar und damit unter die Parität gefallen. Eine steigende Zahl von Investoren geht davon, dass die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar weiter an Wert verlieren wird. Die Zahl der Short-Wetten auf den Euro ist in der letzten Augustwoche über die Marke von 44.000 Terminkontrakten gestiegen, wie die dafür zuständige Handelskommission am Freitag bekannt gab. Laut einem Bericht der Financial Times ist dies das höchste Niveau seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020.
Investoren führen laut FT derzeit vor allem zwei Gründe an, um gegen den Euro zu wetten. Sie gehen davon aus, dass die explodierenden Energiepreise Europa und den Euro-Raum in eine Rezession stürzen werden. Zugleich ist die Wette auf die Euro-Schwäche auch eine Wette auf die Dollar-Stärke: Bei seiner Rede in Jackson Hole zeigte sich Fed-Chef Jerome Powell fest entschlossen, die Inflation in den USA mit weiteren Zinserhöhungen wieder auf die Marke von 2 Prozent herunterzudrücken. Dieser entschlossene Kurs der US-Notenbank stärkt den Dollar bereits seit einigen Wochen und führt dazu, dass der Euro gegenüber der US-Währung abwertet.
"Die Abwertung des Euro bildet schlicht und einfach den Energiepreis-Schock in Euro ab", sagt Mark McCormick, Analyst bei TD Securities, gegenüber der FT. Die Befürchtung, dass Russland zu Beginn der Heizperiode im Oktober die Gaspipeline Nord Stream 1 vollends zudrehen könnte, hat den Gaspreis bereits auf Rekordhöhen gepeitscht.
Hohe Gas- und Energiepreise bedeuten nach Einschätzung der Profi-Investoren zweierlei: Die Inflation in Europa wird nicht so rasch wieder verschwinden, und die Wirtschaft der Euro-Zone wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession stürzen. "Investoren gehen davon aus, dass der Euro-Zone und Großbritannien nicht nur ein rauer Winter bevorstehen, sondern dass sich dieses Szenario über ein oder zwei Jahre hinziehen könnte, sagt Jane Foley, Analystin bei der Rabobank.
Nach Einschätzung der US-Investmentbank Morgan Stanley ist dies ein Szenario, in dem der US-Dollar als vergleichsweise "sicherer Hafen" angesehen werde. Auch dies stärkt den Dollar gegenüber dem Euro. Allerdings könnte sich dieser "Fluss des Geldes", der derzeit in den Dollar-Raum strömt, im kommenden Jahr auch wieder umkehren, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen deutlich erhöhe und damit europäische Anleihen wieder attraktiver mache.
Ökonomen rechnen damit, dass die Inflation in der Euro-Zone im August die Marke von 9 Prozent erreicht hat. Die entsprechenden Daten werden am Mittwoch bekannt gegeben. Es wird außerdem erwartet, dass die EZB bei ihrer nächsten Sitzung am 8. September den Leitzins um mindestens 0,5 Prozent in die Höhe schrauben wird.
Zitat von Gast am 8. September 2022, 12:39 UhrEuropäische Zentralbank erhöht Leitzins um 0,75 Prozentpunkte
Zweiter Zinsschritt binnen weniger Wochen: Die Europäische Zentralbank reagiert auf die Rekordinflation und erhöht den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte – eine solche Anhebung hat es seit der Eurobargeld-Einführung noch nicht gegeben.
Die EZB stemmt sich mit dem größten Zinsschritt seit Einführung des Euro-Bargelds 2002 gegen die Rekordinflation. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf 1,25 Prozent zu erhöhen. Die Währungshüter reagieren auf die ausufernde Inflation, die zuletzt mit 9,1 Prozent einen Höchststand erreichte.
Europäische Zentralbank erhöht Leitzins um 0,75 Prozentpunkte
Zweiter Zinsschritt binnen weniger Wochen: Die Europäische Zentralbank reagiert auf die Rekordinflation und erhöht den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte – eine solche Anhebung hat es seit der Eurobargeld-Einführung noch nicht gegeben.
Die EZB stemmt sich mit dem größten Zinsschritt seit Einführung des Euro-Bargelds 2002 gegen die Rekordinflation. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz um einen Dreiviertel-Prozentpunkt auf 1,25 Prozent zu erhöhen. Die Währungshüter reagieren auf die ausufernde Inflation, die zuletzt mit 9,1 Prozent einen Höchststand erreichte.
Zitat von Gast am 14. Oktober 2022, 06:17 UhrNotenbank: EZB könnte im zweiten Quartal 2023 mit Bilanzabbau beginnen
Insidern zufolge will die EZB im zweiten Quartal damit anfangen, ihren Anleihenbestand abzubauen. Das könnte als Argument für eine Verlangsamung der Zinserhöhungen dienen.
Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben Insidern zufolge kürzlich über einen Zeitplan für den künftigen Abbau ihrer billionenschweren Anleihenbestände diskutiert. Dabei sei ein Startdatum für die Verringerung der Bestände im zweiten Quartal 2023 vorgebracht worden, sagten drei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Durch die billionenschweren Anleihenkaufprogramme der vergangenen Jahre ist die Notenbankbilanz der EZB inzwischen auf fast neun Billionen Euro angeschwollen. In der Fachwelt wird der Bilanzabbau über eine Verringerung von Anleihenbeständen als „quantitative Straffung“ (QT - Quantitative Tightening) bezeichnet.
Bislang stellt die EZB in Aussicht, auslaufende Anleihen aus ihrem Ankaufprogramm APP auch nach der ersten Zinserhöhung für eine längere Zeit wieder durch neue Bonds zu ersetzen. Die Währungshüter wollen diese Reinvestitionen so lange fortsetzen wie nötig, um reichliche Liquidität zu gewährleisten und „einen angemessenen geldpolitischen Kurs“ aufrechtzuerhalten. Die EZB könne ihre Sprache zur Ersetzung abgelaufener Anleihen bereits auf ihrer Sitzung im Oktober anpassen, sagten die Insider nun. Möglicherweise im Dezember, aber wahrscheinlicher noch im Februar könne dann ein detaillierter Plan vorgelegt werden.Auf einem kürzlich abgehaltenen Treffen der EZB-Währungshüter in Zypern sei in einer Präsentation ein Ende der vollständigen Reinvestítionen im zweiten Quartal 2023 angeführt worden. Einige Währungshüter hätten frühere Zeitpunkte genannt, andere hätten sich für Juni ausgesprochen. Ein Abbau der Bestände würde dadurch erfolgen, dass die Gelder aus ausgelaufenen Anleihen dann nicht mehr vollständig reinvestiert werden. Die EZB würde dabei sehr flexibel vorgehen. An einen direkten Verkauf der Anleihen sei nicht gedacht, sagten die mit der Situation vertrauten Personen.
Die Währungshüter hätten in ihrer Einschätzung übereingestimmt, dass die Finanzmärkte zur Zeit angespannt seien. Investoren mit einem verfrühten Reinvestitionsplan zu konfrontieren, mache daher keinen Sinn, sagten die Insider. Die jüngsten Börsenturbulenzen in Großbritannien, die die Bank von England zum Eingreifen bewegt haben, hätten einige Währungshüter aufgeschreckt und die Argumente für ein vorsichtiges Vorgehen gestärkt. Befürworter einer straffen Geldpolitik schienen ebenfalls damit einverstanden zu sein. Denn für sie besäßen Zinserhöhungen augenblicklich Priorität. Einige Währungshüter befürchteten, dass, wenn mit dem Bilanzabbau schon bald begonnen werde, dies als Argument für eine Verlangsamung der Zinserhöhungen dienen könne, sagten die Insider.
Es sei noch nicht über den Zeitplan entschieden worden. Es könne noch Änderungen geben, hieß es. Die Diskussionen befänden sich in einem frühen Stadium. Die Präsentation sei kein geldpolitischer Vorschlag gewesen. Wie die mit der Diskussion vertauten Personen ausführten, betrifft die Diskussion nicht das billionenschwere Pandemie-Notfallprogramm PEPP. Bei diesem Programm sollen auslaufende Anleihen bis mindestens Ende 2024 wieder ersetzt werden. Die Währungshüter haben den Insidern zufolge kein Interesse, hieran Änderungen vorzunehmen.
EZB-Währungshüter Kazaks für weiteren XXL-Zinsschritt im Oktober
Die Europäische Zentralbank sollte aus Sicht von Lettlands Notenbankchef Martins Kazaks im Kampf gegen die hohe Inflation im Oktober einen weiteren XXL-Zinsschritt beschließen. Kazaks zufolge ist eine erneute Erhöhung des Einlagenzinses um 0,75 Prozentpunkte wie im September sinnvoll, wie er am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Jahrestreffens des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington sagte. „Ein großer Schritt beim nächsten Treffen ist gerechtfertigt, und ich denke, 75 Basispunkte sind angemessen“, sagte Kazaks. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 27. Oktober. „Im Dezember können wir auch einen signifikanten großen Schritt machen, aber ob es 50, 75 oder etwas anderes sein wird, das steht zur Diskussion“, fügte das EZB-Ratsmitglkied hinzu.
Danach könnten die Zinsschritte dann kleiner ausfallen und mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen flankiert werden, sagte der Währungshüter. Kazaks zufolge könnte dazu auch eine Verringerung der im Zuge der Kaufprogramme der vergangenen Jahre stark angeschwollenen Anleihenbestände gehören. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sprach sich am Donnerstag in Washington dafür aus, mit dem Abbau der Anleihenbestände 2023 zu beginnen.
Die EZB leitete im Juli die Zinswende ein und hat bislang ihre drei Schlüsselzinsen rasch in zwei Schritten um insgesamt 1,25 Prozentpunkte erhöht. Der Leitzins liegt damit inzwischen bei 1,25 Prozent. Und der für die Finanzmärkte derzeit maßgebliche Einlagensatz beträgt aktuell 0,75 Prozent. An den Börsen wird aktuell damit gerechnet, dass der Einlagensatz bis zum Jahresende auf rund zwei Prozent angehoben und dann im Frühjahr 2023 auf rund drei Prozent weiter nach oben gesetzt wird.
Kazaks argumentierte zudem dahingehend, dass Regierungen zwar jetzt mit gezielten fiskalischen Stützungsmaßnahmen den Schwächsten in der Gesellschaft helfen sollten. Aber es bestehe die Gefahr, dass Geldpolitik und Fiskalpolitik auseinanderdriften. „Die Fiskalpolitik darf nicht zum Inflationsdruck beitragen, und das ist ein schmaler Grat“, warnte Kazaks. Finanzpolitik müsse sich ihrer Wirkung bewusst sein. Regierungen müssten den weniger wohlhabenden Teilen der Gesellschaft helfen. „Aber sie dürfen es nicht übertreiben, denn dann werden wir die Zinsen weiter anheben müssen.“ Und dies würde beispielsweise die Risiken für die Finanzstabilität verstärken.
Notenbank: EZB könnte im zweiten Quartal 2023 mit Bilanzabbau beginnen
Insidern zufolge will die EZB im zweiten Quartal damit anfangen, ihren Anleihenbestand abzubauen. Das könnte als Argument für eine Verlangsamung der Zinserhöhungen dienen.
Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben Insidern zufolge kürzlich über einen Zeitplan für den künftigen Abbau ihrer billionenschweren Anleihenbestände diskutiert. Dabei sei ein Startdatum für die Verringerung der Bestände im zweiten Quartal 2023 vorgebracht worden, sagten drei Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab. Durch die billionenschweren Anleihenkaufprogramme der vergangenen Jahre ist die Notenbankbilanz der EZB inzwischen auf fast neun Billionen Euro angeschwollen. In der Fachwelt wird der Bilanzabbau über eine Verringerung von Anleihenbeständen als „quantitative Straffung“ (QT - Quantitative Tightening) bezeichnet.
Auf einem kürzlich abgehaltenen Treffen der EZB-Währungshüter in Zypern sei in einer Präsentation ein Ende der vollständigen Reinvestítionen im zweiten Quartal 2023 angeführt worden. Einige Währungshüter hätten frühere Zeitpunkte genannt, andere hätten sich für Juni ausgesprochen. Ein Abbau der Bestände würde dadurch erfolgen, dass die Gelder aus ausgelaufenen Anleihen dann nicht mehr vollständig reinvestiert werden. Die EZB würde dabei sehr flexibel vorgehen. An einen direkten Verkauf der Anleihen sei nicht gedacht, sagten die mit der Situation vertrauten Personen.
Die Währungshüter hätten in ihrer Einschätzung übereingestimmt, dass die Finanzmärkte zur Zeit angespannt seien. Investoren mit einem verfrühten Reinvestitionsplan zu konfrontieren, mache daher keinen Sinn, sagten die Insider. Die jüngsten Börsenturbulenzen in Großbritannien, die die Bank von England zum Eingreifen bewegt haben, hätten einige Währungshüter aufgeschreckt und die Argumente für ein vorsichtiges Vorgehen gestärkt. Befürworter einer straffen Geldpolitik schienen ebenfalls damit einverstanden zu sein. Denn für sie besäßen Zinserhöhungen augenblicklich Priorität. Einige Währungshüter befürchteten, dass, wenn mit dem Bilanzabbau schon bald begonnen werde, dies als Argument für eine Verlangsamung der Zinserhöhungen dienen könne, sagten die Insider.
Es sei noch nicht über den Zeitplan entschieden worden. Es könne noch Änderungen geben, hieß es. Die Diskussionen befänden sich in einem frühen Stadium. Die Präsentation sei kein geldpolitischer Vorschlag gewesen. Wie die mit der Diskussion vertauten Personen ausführten, betrifft die Diskussion nicht das billionenschwere Pandemie-Notfallprogramm PEPP. Bei diesem Programm sollen auslaufende Anleihen bis mindestens Ende 2024 wieder ersetzt werden. Die Währungshüter haben den Insidern zufolge kein Interesse, hieran Änderungen vorzunehmen.
EZB-Währungshüter Kazaks für weiteren XXL-Zinsschritt im Oktober
Die Europäische Zentralbank sollte aus Sicht von Lettlands Notenbankchef Martins Kazaks im Kampf gegen die hohe Inflation im Oktober einen weiteren XXL-Zinsschritt beschließen. Kazaks zufolge ist eine erneute Erhöhung des Einlagenzinses um 0,75 Prozentpunkte wie im September sinnvoll, wie er am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Jahrestreffens des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington sagte. „Ein großer Schritt beim nächsten Treffen ist gerechtfertigt, und ich denke, 75 Basispunkte sind angemessen“, sagte Kazaks. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am 27. Oktober. „Im Dezember können wir auch einen signifikanten großen Schritt machen, aber ob es 50, 75 oder etwas anderes sein wird, das steht zur Diskussion“, fügte das EZB-Ratsmitglkied hinzu.
Danach könnten die Zinsschritte dann kleiner ausfallen und mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen flankiert werden, sagte der Währungshüter. Kazaks zufolge könnte dazu auch eine Verringerung der im Zuge der Kaufprogramme der vergangenen Jahre stark angeschwollenen Anleihenbestände gehören. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sprach sich am Donnerstag in Washington dafür aus, mit dem Abbau der Anleihenbestände 2023 zu beginnen.
Die EZB leitete im Juli die Zinswende ein und hat bislang ihre drei Schlüsselzinsen rasch in zwei Schritten um insgesamt 1,25 Prozentpunkte erhöht. Der Leitzins liegt damit inzwischen bei 1,25 Prozent. Und der für die Finanzmärkte derzeit maßgebliche Einlagensatz beträgt aktuell 0,75 Prozent. An den Börsen wird aktuell damit gerechnet, dass der Einlagensatz bis zum Jahresende auf rund zwei Prozent angehoben und dann im Frühjahr 2023 auf rund drei Prozent weiter nach oben gesetzt wird.
Kazaks argumentierte zudem dahingehend, dass Regierungen zwar jetzt mit gezielten fiskalischen Stützungsmaßnahmen den Schwächsten in der Gesellschaft helfen sollten. Aber es bestehe die Gefahr, dass Geldpolitik und Fiskalpolitik auseinanderdriften. „Die Fiskalpolitik darf nicht zum Inflationsdruck beitragen, und das ist ein schmaler Grat“, warnte Kazaks. Finanzpolitik müsse sich ihrer Wirkung bewusst sein. Regierungen müssten den weniger wohlhabenden Teilen der Gesellschaft helfen. „Aber sie dürfen es nicht übertreiben, denn dann werden wir die Zinsen weiter anheben müssen.“ Und dies würde beispielsweise die Risiken für die Finanzstabilität verstärken.
Zitat von Gast am 7. November 2022, 09:31 UhrEuropäische Zentralbank dreht an der Zinsschraube: Profitieren Sparer nun?
In den letzten Jahren wurden Sparer durch von Banken auferlegte Strafzinsen benachteiligt. Damit ist jetzt jedoch Schluss: Immer mehr Kreditinstitute bringen Zinsen für Tagesgeld- und Festgeldkonten zurück. Der Grund: die straffe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
EZB stockt Leitzins weiter auf
Seit Monaten herrschen in der Eurozone hohe Inflationsraten, die durch den Krieg in der Ukraine erneut Auftrieb erhielten. Um dem Preisdruck Abhilfe zu verschaffen, folgte die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer dem Vorbild der US-Notenbank Fed und läutete die Zinswende ein. Mit der bereits dritten Zinserhöhung in diesem Jahr stockten die Währungshüter den Leitzins Ende Oktober auf 2,00 Prozent auf. Die strammen Zinssätze wirken sich auch auf die Bedingungen aus, zu denen sich Geschäftsbanken neues Geld bei der Zentralbank beschaffen können. Und das bekommen auch Sparer und Kreditnehmer zu spüren.
Hauptrefinanzierungszins, Einlagezins und Spitzenrefinanzierungszins
Ist die Rede vom Leitzins der EZB, wird meistens der Hauptrefinanzierungszins gemeint. Dieser Zinssatz definiert die Bedingungen, zu denen sich Banken Geld von der EZB leihen können. Befindet sich der Hauptrefinanzierungszins auf einem höheren Niveau, steigen auch die Kosten für Banken, um sich Geld gegen Sicherheiten zu leihen. Auch die Kreditnehmer der Institute müssen dann mit höheren Gebühren rechnen. Der Einlagezins, auch Einlagefazilität genannt, hingegen bestimmt den Zinssatz, zu dem Geldinstitute überschüssiges Geld über Nacht bei der Notenbank anlegen können. Dabei handelt es sich um eine äußert kurzfristige Anlagemöglichkeit, bei der die Banken von höheren Zinssätzen profitieren können. Der Spitzenrefinanzierungszins beschreibt derweil die Bedingungen, zu denen sich Geschäftsbanken über Nacht Geld bei der EZB beschaffen können.
Kommen Sparer nun zum Zug?
Auch wenn der höhere Hauptrefinanzierungszins für Banken Mehrkosten bedeutet, erhalten die Institute dank des Einlagezinses höhere Anteile für bei der EZB geparktes Geld - ein Vorteil, von dem auch die Kunden der Banken profitieren können. Wurden Sparer im Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre sogar oftmals mit Negativzinsen abgestraft, kündigen immer mehr Banken an, ihren Kunden Sparzinsen anbieten zu wollen. So kündigte etwa die ING-Bank an, als erste Großbank in Deutschland die Zinsen auf Tagesgeld zurückzubringen. Auch die DKB zog mittlerweile nach. Weitere Institute dürften folgen. "Endlich kommt die Zinswende auch bei den Sparern an", erklärte Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox. "Je nach Laufzeit und Marktsegment haben sich die Sparzinsen in wenigen Wochen teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht. In nächster Zeit dürfte die Zins-Rallye weiter Fahrt aufnehmen und klassische Sparanlagen bringen endlich wieder lukrativere Erträge." Auch Moritz Felde vom Mitbewerber Check24 zeigte sich optimistisch: "Wir sehen aktuell ein deutliches Comeback der klassischen Geldanlagen wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten", so der Geschäftsführer des Bereichs Finanzservice gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Tagesgeld oder Festgeld?
Laut dem "Handelsblatt" kann sich ein Tagesgeldkonto nun besonders für Sparer lohnen, die ihr Geld zumindest anteilmäßig vor der Inflation schützen, aber dennoch jederzeit darauf zugreifen können wollen. Zwar seien hier keine starken Zinssätze zu erwarten, bleibt das Geld bislang aber unverzinst auf dem Konto liegen, stelle dies eine gute Alternative dar. Bankkunden sollten jedoch aufmerksam die Vertragsbedingungen studieren, so das Wirtschaftsblatt weiter. Hier können Details zur Laufzeit der Zinsen versteckt sein. Auch könne sich der Zinssatz theoretisch täglich ändern.
Fixe Zinsen werden hingegen bei Festgeldkonten garantiert. Dies könne sich besonders für Sparer lohnen, die nicht regelmäßig prüfen wollen, ob das angelegte Geld optimal verzinst wird, so das Handelsblatt. Hier gelten häufig jedoch Mindestanlagesummen. Manche Banken setzen für ein Festgeldkonto außerdem ein gleichzeitiges Girokonto voraus.EZB-Zinsentscheide kommen bei Banken verzögert an
Sparer sollten dennoch strategisch vorgehen, warnt "t-online". So kommen die Zinsentscheidungen der EZB erst verzögert bei den Kreditinstituten an. Ist also abzusehen, dass noch weitere Aufstockungen des Leitzinses erfolgen werden, kann es sich lohnen, auf bessere Konditionen zu warten. Aus diesem Grund sollte man seine Festgeldanlage auch nicht an allzu lange Laufzeiten knüpfen. Ansonsten könnte ein Teil des angelegten Vermögens nämlich zu Konditionen mit niedrigeren Zinsen feststecken. Stattdessen können Sparer sich für kurz laufendes Festgeld mit einer Laufzeit von drei, sechs oder maximal zwölf Monaten entscheiden, wie Andreas Jalsovec von "biallo.de" riet.
Da es sich bei den Sparzinsen der Banken außerdem um eine freiwillige Entscheidung handelt, kann sich auch ein Vergleich verschiedener Banken lohnen.
Inflation frisst Sparguthaben auf
Darüber hinaus sollte außerdem beachtet werden, dass das angelegte Geld im Umfeld hoher Inflationsraten weiter an Kaufkraft verliert. Für eine positive Rendite müsste der Preisdruck gleichzeitig abnehmen. "Wenn der Unterschied zwischen Inflationsrate und Guthabenzinsen weiterhin groß ist, frisst die Inflation noch immer das Guthaben der Sparer und Sparerinnen auf", warnt das Vergleichsportal Verivox. Der Realzins, also der Nominalzins minus der Inflationsrate, bleibt damit vorerst negativ. Der Verlust der Kaufkraft wird durch steigende Leitzinsen zwar verringert, aber nur zu einem geringen Anteil.
Nachteile für Kreditnehmer
Müssen die Banken mit Mehrkosten dafür rechnen, sich Geld von der EZB zu leihen, werden diese auch an Kreditnehmer weitergereicht. Auch lassen die Institute bei der Vergabe von Krediten besondere Vorsicht walten, wie Christina Bannier, Professorin für Banking & Finance an der Justus-Liebig-Universität Gießen, gegenüber der Tagesschau erklärte: "Wenn eine Bank eine Anfrage bekommt, prüft sie den potenziellen Kreditnehmer sehr gründlich und macht sich Gedanken, ob dieser sich die teureren Zins- und Tilgungszahlungen in der Zukunft leisten kann", so die Expertin.
Aktienmarkt leidet unter hohen Zinsen
Auch müsse man sich Verivox zufolge ins Bewusstsein rufen, dass höhere Guthabenzinsen in der Regel negative Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. So leiden Unternehmen ebenfalls unter höheren Kosten für Kredite, was wiederum das Investitionspotenzial dieser mindert. Dies könne zu sinkenden Umsatzzahlen führen, was wiederum den Kurs der Aktie einbrechen lassen könne. Auch führt das Abwandern der Anleger vom Aktienmarkt hin zu Tagesgeld- und Festgeldkonten zu einer sinkenden Nachfrage an der Börse, was sich ebenfalls negativ auf die Kurse von Aktien auswirken dürfte. "Der natürliche Feind der Aktienmärkte ist der Zins", hielt auch Robert Halver laut biallo.de fest. Für eine bessere Stimmung an der Börse müsse die Inflation fallen, "sodass auch die wuchtige Zinserhöhungspolitik endet", so der Experte.
Europäische Zentralbank dreht an der Zinsschraube: Profitieren Sparer nun?
In den letzten Jahren wurden Sparer durch von Banken auferlegte Strafzinsen benachteiligt. Damit ist jetzt jedoch Schluss: Immer mehr Kreditinstitute bringen Zinsen für Tagesgeld- und Festgeldkonten zurück. Der Grund: die straffe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
EZB stockt Leitzins weiter auf
Seit Monaten herrschen in der Eurozone hohe Inflationsraten, die durch den Krieg in der Ukraine erneut Auftrieb erhielten. Um dem Preisdruck Abhilfe zu verschaffen, folgte die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer dem Vorbild der US-Notenbank Fed und läutete die Zinswende ein. Mit der bereits dritten Zinserhöhung in diesem Jahr stockten die Währungshüter den Leitzins Ende Oktober auf 2,00 Prozent auf. Die strammen Zinssätze wirken sich auch auf die Bedingungen aus, zu denen sich Geschäftsbanken neues Geld bei der Zentralbank beschaffen können. Und das bekommen auch Sparer und Kreditnehmer zu spüren.
Hauptrefinanzierungszins, Einlagezins und Spitzenrefinanzierungszins
Ist die Rede vom Leitzins der EZB, wird meistens der Hauptrefinanzierungszins gemeint. Dieser Zinssatz definiert die Bedingungen, zu denen sich Banken Geld von der EZB leihen können. Befindet sich der Hauptrefinanzierungszins auf einem höheren Niveau, steigen auch die Kosten für Banken, um sich Geld gegen Sicherheiten zu leihen. Auch die Kreditnehmer der Institute müssen dann mit höheren Gebühren rechnen. Der Einlagezins, auch Einlagefazilität genannt, hingegen bestimmt den Zinssatz, zu dem Geldinstitute überschüssiges Geld über Nacht bei der Notenbank anlegen können. Dabei handelt es sich um eine äußert kurzfristige Anlagemöglichkeit, bei der die Banken von höheren Zinssätzen profitieren können. Der Spitzenrefinanzierungszins beschreibt derweil die Bedingungen, zu denen sich Geschäftsbanken über Nacht Geld bei der EZB beschaffen können.
Kommen Sparer nun zum Zug?
Auch wenn der höhere Hauptrefinanzierungszins für Banken Mehrkosten bedeutet, erhalten die Institute dank des Einlagezinses höhere Anteile für bei der EZB geparktes Geld - ein Vorteil, von dem auch die Kunden der Banken profitieren können. Wurden Sparer im Niedrigzinsumfeld der letzten Jahre sogar oftmals mit Negativzinsen abgestraft, kündigen immer mehr Banken an, ihren Kunden Sparzinsen anbieten zu wollen. So kündigte etwa die ING-Bank an, als erste Großbank in Deutschland die Zinsen auf Tagesgeld zurückzubringen. Auch die DKB zog mittlerweile nach. Weitere Institute dürften folgen. "Endlich kommt die Zinswende auch bei den Sparern an", erklärte Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox. "Je nach Laufzeit und Marktsegment haben sich die Sparzinsen in wenigen Wochen teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht. In nächster Zeit dürfte die Zins-Rallye weiter Fahrt aufnehmen und klassische Sparanlagen bringen endlich wieder lukrativere Erträge." Auch Moritz Felde vom Mitbewerber Check24 zeigte sich optimistisch: "Wir sehen aktuell ein deutliches Comeback der klassischen Geldanlagen wie Tagesgeld- oder Festgeldkonten", so der Geschäftsführer des Bereichs Finanzservice gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Tagesgeld oder Festgeld?
Laut dem "Handelsblatt" kann sich ein Tagesgeldkonto nun besonders für Sparer lohnen, die ihr Geld zumindest anteilmäßig vor der Inflation schützen, aber dennoch jederzeit darauf zugreifen können wollen. Zwar seien hier keine starken Zinssätze zu erwarten, bleibt das Geld bislang aber unverzinst auf dem Konto liegen, stelle dies eine gute Alternative dar. Bankkunden sollten jedoch aufmerksam die Vertragsbedingungen studieren, so das Wirtschaftsblatt weiter. Hier können Details zur Laufzeit der Zinsen versteckt sein. Auch könne sich der Zinssatz theoretisch täglich ändern.
EZB-Zinsentscheide kommen bei Banken verzögert an
Sparer sollten dennoch strategisch vorgehen, warnt "t-online". So kommen die Zinsentscheidungen der EZB erst verzögert bei den Kreditinstituten an. Ist also abzusehen, dass noch weitere Aufstockungen des Leitzinses erfolgen werden, kann es sich lohnen, auf bessere Konditionen zu warten. Aus diesem Grund sollte man seine Festgeldanlage auch nicht an allzu lange Laufzeiten knüpfen. Ansonsten könnte ein Teil des angelegten Vermögens nämlich zu Konditionen mit niedrigeren Zinsen feststecken. Stattdessen können Sparer sich für kurz laufendes Festgeld mit einer Laufzeit von drei, sechs oder maximal zwölf Monaten entscheiden, wie Andreas Jalsovec von "biallo.de" riet.
Da es sich bei den Sparzinsen der Banken außerdem um eine freiwillige Entscheidung handelt, kann sich auch ein Vergleich verschiedener Banken lohnen.
Inflation frisst Sparguthaben auf
Darüber hinaus sollte außerdem beachtet werden, dass das angelegte Geld im Umfeld hoher Inflationsraten weiter an Kaufkraft verliert. Für eine positive Rendite müsste der Preisdruck gleichzeitig abnehmen. "Wenn der Unterschied zwischen Inflationsrate und Guthabenzinsen weiterhin groß ist, frisst die Inflation noch immer das Guthaben der Sparer und Sparerinnen auf", warnt das Vergleichsportal Verivox. Der Realzins, also der Nominalzins minus der Inflationsrate, bleibt damit vorerst negativ. Der Verlust der Kaufkraft wird durch steigende Leitzinsen zwar verringert, aber nur zu einem geringen Anteil.
Nachteile für Kreditnehmer
Müssen die Banken mit Mehrkosten dafür rechnen, sich Geld von der EZB zu leihen, werden diese auch an Kreditnehmer weitergereicht. Auch lassen die Institute bei der Vergabe von Krediten besondere Vorsicht walten, wie Christina Bannier, Professorin für Banking & Finance an der Justus-Liebig-Universität Gießen, gegenüber der Tagesschau erklärte: "Wenn eine Bank eine Anfrage bekommt, prüft sie den potenziellen Kreditnehmer sehr gründlich und macht sich Gedanken, ob dieser sich die teureren Zins- und Tilgungszahlungen in der Zukunft leisten kann", so die Expertin.
Aktienmarkt leidet unter hohen Zinsen
Auch müsse man sich Verivox zufolge ins Bewusstsein rufen, dass höhere Guthabenzinsen in der Regel negative Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. So leiden Unternehmen ebenfalls unter höheren Kosten für Kredite, was wiederum das Investitionspotenzial dieser mindert. Dies könne zu sinkenden Umsatzzahlen führen, was wiederum den Kurs der Aktie einbrechen lassen könne. Auch führt das Abwandern der Anleger vom Aktienmarkt hin zu Tagesgeld- und Festgeldkonten zu einer sinkenden Nachfrage an der Börse, was sich ebenfalls negativ auf die Kurse von Aktien auswirken dürfte. "Der natürliche Feind der Aktienmärkte ist der Zins", hielt auch Robert Halver laut biallo.de fest. Für eine bessere Stimmung an der Börse müsse die Inflation fallen, "sodass auch die wuchtige Zinserhöhungspolitik endet", so der Experte.
Zitat von Gast am 16. November 2022, 11:35 UhrEZB schlägt Alarm: Inflation steigert Risiko für Banken und Staaten
(Bloomberg) -- Angesichts des sich eintrübenden Konjunkturausblicks und der hartnäckigen Inflation warnt die Europäische Zentralbank vor wachsenden Stabilitätsrisiken für Banken, Regierungen und Haushalte.
Die steigenden Lebenshaltungskosten belasten die Fähigkeit der Verbraucher, Kredite zu bedienen, heißt es im Finanzstabilitätsbericht, den die EZB am Mittwoch vorgelegt hat. Die Verschlechterung des Wachstumsausblicks bedroht indessen die Gewinne der Unternehmen.
Die Währungshüter schlugen auch in Bezug auf die öffentlichen Finanzen Alarm und verwiesen dabei auf schuldenfinanzierte Unterstützungsprogramme gegen die Energiekrise. An den Aktienmärkten droht hingegen ein neuer Kursverfall. Bei den Immobilienpreisen könnte laut EZB nach den Jahren der Hausse das Maximalniveau erreicht sein.
“Verbraucher und Unternehmen beginnen bereits, die Auswirkungen der steigenden Inflation und der nachlassenden Konjunktur zu spüren”, konstatierte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. “Die Risiken für die Finanzstabilität haben nach unserer Einschätzung zugenommen. Indessen ist im Euroraum eine technische Rezession wahrscheinlicher geworden.”
Die Mischung aus steigenden Preisen und schrumpfender Produktion infolge des russischen Krieges in der Ukraine stellt sowohl die politischen Entscheidungsträger als auch die Anleger vor Herausforderungen.Um eine Verfestigung der Inflation zu verhindern, hat die EZB ihren bisher aggressivsten Zinserhöhungszyklus eingeleitet, obwohl sich ein konjunktureller Abschwung abzeichnet. Die Straffung der Geldpolitik soll fortgesetzt werden. Dabei hat die Notenbank auch signalisiert, an den Abbau ihres 5 Billionen Euro schweren Anleiheportfolios gehen zu wollen.
Risikobehaftete Vermögenswerte dürften weiterhin “empfindlich auf den unsicheren Inflationspfad” sowie auf geldpolitische und wirtschaftliche Entwicklungen reagieren, so die Notenbank. Unter anderem der US-Aktienmarkt erscheine angesichts der Fundamentaldaten immer noch überzogen bewertet - den deutlichen Börsenkorrekturen zum Trotz.
Weitere Verwerfungen bei den Kursen könnten aus Sicht der Notenbank zu weiteren Problemen auf den Derivatemärkten führen, die bereits durch die ausufernden Energiekosten unter Druck geraten waren. Bei den jüngsten Turbulenzen am britischen Finanzmarkt hatten Nachschussforderungen eine wichtige Rolle gespielt.
Die Banken müssen nach Einschätzung der EZB im nächsten Jahr womöglich mehr Geld für faule Kredite zurücklegen. Im Finanzstabilitätsbericht wurde dabei auf “eine weitere drastische Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten” verwiesen sowie auch auf die Erwartung höherer Kurzfristzinsen.
Die EZB erklärte, ihre Prognosen seien konservativer als die von Analysten, die die Branche beobachten.
Nach den hohen Ausgaben während der Corona-Pandemie haben die Regierungen des Euroraums nach EZB-Schätzungen den Gegenwert von rund 1,4% der Wirtschaftsleistung aufgewandt, um die Auswirkungen des Energieschocks abzufedern. Die Währungshüter warnen, dass “die meisten dieser Maßnahmen nicht zielgerichtet” seien. Sie wiederholten den Ratschlag, dass Hilfen zeitlich begrenzt und auf die Bedürftigsten ausgerichtet sein sollten.
“Der Anstieg der Zinsen belastet die Haushaltslage stärker als bisher angenommen”, heißt es im EZB-Bericht. “Daher könnte eine weitere Verschlechterung des Finanzumfelds die Marktstimmung gegenüber einigen der anfälligeren staatlichen Emittenten des Euroraums verändern.”
Die Immobilienmärkte indessen könnnten an einem Wendepunkt angelangt sein, so die EZB. Der Anstieg der Kreditkosten dämpfe die Nachfrage nach neuen Darlehen. “Es gibt Anzeichen, dass die Immobilienexpansion der letzten Jahre zu einem Ende kommen könnte”, hieß es. Schätzungen einer überzogener Bewertung und Hypothekenzinsen befänden sich inzwischen auf dem höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren.
Auch an den Märkten für Gewerbeimmobilien verschärften sich die Finanzierungskonditionen, was die Erholung nach der Pandemie rückgängig machen könnnte, warnte die EZB.
EZB schlägt Alarm: Inflation steigert Risiko für Banken und Staaten
(Bloomberg) -- Angesichts des sich eintrübenden Konjunkturausblicks und der hartnäckigen Inflation warnt die Europäische Zentralbank vor wachsenden Stabilitätsrisiken für Banken, Regierungen und Haushalte.
Die steigenden Lebenshaltungskosten belasten die Fähigkeit der Verbraucher, Kredite zu bedienen, heißt es im Finanzstabilitätsbericht, den die EZB am Mittwoch vorgelegt hat. Die Verschlechterung des Wachstumsausblicks bedroht indessen die Gewinne der Unternehmen.
Die Währungshüter schlugen auch in Bezug auf die öffentlichen Finanzen Alarm und verwiesen dabei auf schuldenfinanzierte Unterstützungsprogramme gegen die Energiekrise. An den Aktienmärkten droht hingegen ein neuer Kursverfall. Bei den Immobilienpreisen könnte laut EZB nach den Jahren der Hausse das Maximalniveau erreicht sein.
“Verbraucher und Unternehmen beginnen bereits, die Auswirkungen der steigenden Inflation und der nachlassenden Konjunktur zu spüren”, konstatierte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos. “Die Risiken für die Finanzstabilität haben nach unserer Einschätzung zugenommen. Indessen ist im Euroraum eine technische Rezession wahrscheinlicher geworden.”
Um eine Verfestigung der Inflation zu verhindern, hat die EZB ihren bisher aggressivsten Zinserhöhungszyklus eingeleitet, obwohl sich ein konjunktureller Abschwung abzeichnet. Die Straffung der Geldpolitik soll fortgesetzt werden. Dabei hat die Notenbank auch signalisiert, an den Abbau ihres 5 Billionen Euro schweren Anleiheportfolios gehen zu wollen.
Risikobehaftete Vermögenswerte dürften weiterhin “empfindlich auf den unsicheren Inflationspfad” sowie auf geldpolitische und wirtschaftliche Entwicklungen reagieren, so die Notenbank. Unter anderem der US-Aktienmarkt erscheine angesichts der Fundamentaldaten immer noch überzogen bewertet - den deutlichen Börsenkorrekturen zum Trotz.
Weitere Verwerfungen bei den Kursen könnten aus Sicht der Notenbank zu weiteren Problemen auf den Derivatemärkten führen, die bereits durch die ausufernden Energiekosten unter Druck geraten waren. Bei den jüngsten Turbulenzen am britischen Finanzmarkt hatten Nachschussforderungen eine wichtige Rolle gespielt.
Die Banken müssen nach Einschätzung der EZB im nächsten Jahr womöglich mehr Geld für faule Kredite zurücklegen. Im Finanzstabilitätsbericht wurde dabei auf “eine weitere drastische Verschlechterung der Wirtschaftsaussichten” verwiesen sowie auch auf die Erwartung höherer Kurzfristzinsen.
Die EZB erklärte, ihre Prognosen seien konservativer als die von Analysten, die die Branche beobachten.
Nach den hohen Ausgaben während der Corona-Pandemie haben die Regierungen des Euroraums nach EZB-Schätzungen den Gegenwert von rund 1,4% der Wirtschaftsleistung aufgewandt, um die Auswirkungen des Energieschocks abzufedern. Die Währungshüter warnen, dass “die meisten dieser Maßnahmen nicht zielgerichtet” seien. Sie wiederholten den Ratschlag, dass Hilfen zeitlich begrenzt und auf die Bedürftigsten ausgerichtet sein sollten.
“Der Anstieg der Zinsen belastet die Haushaltslage stärker als bisher angenommen”, heißt es im EZB-Bericht. “Daher könnte eine weitere Verschlechterung des Finanzumfelds die Marktstimmung gegenüber einigen der anfälligeren staatlichen Emittenten des Euroraums verändern.”
Die Immobilienmärkte indessen könnnten an einem Wendepunkt angelangt sein, so die EZB. Der Anstieg der Kreditkosten dämpfe die Nachfrage nach neuen Darlehen. “Es gibt Anzeichen, dass die Immobilienexpansion der letzten Jahre zu einem Ende kommen könnte”, hieß es. Schätzungen einer überzogener Bewertung und Hypothekenzinsen befänden sich inzwischen auf dem höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren.
Auch an den Märkten für Gewerbeimmobilien verschärften sich die Finanzierungskonditionen, was die Erholung nach der Pandemie rückgängig machen könnnte, warnte die EZB.
Zitat von Gast am 15. Dezember 2022, 07:47 UhrEZB-Bilanz macht Zinsen zur Nebensache: Der Tag mit Bloomberg
(Bloomberg) -- Bei der Europäischen Zentralbank steht heute eine große Entscheidung an: Die Währungshüter wollen sich auf ihrer letzten Sitzung des Jahres über eine Strategie zur Schrumpfung ihrer Bilanz verständigen. Eine weitere Zinserhöhung von einem halben Prozentpunkt — von Volkswirten und Investoren weithin erwartet — gerät da fast zur Nebensache.
Viele Details zur Reduzierung der Staatsanleihen, von denen alleine im größten Portfolio 3,3 Billionen Euro schlummern, wird Präsidentin Christine Lagarde aller Voraussicht zwar nicht präsentieren. Dennoch ist ihr die Aufmerksamkeit gewiss: Anleger sorgen sich trotz zuletzt stabiler Märkte immer noch um einen Anstieg der italienischen Renditen und das Risiko einer neuen Staatsschuldenkrise. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat Anfang des Monats versucht, diese Sorgen aus dem Weg zu räumen und argumentiert, dass die Märkte “hinreichend resilient” sind und ein passives Auslaufen ab dem ersten Quartal “gut verkraften” können.
Die Zinserhöhungen in diesem Jahr haben sie jedenfalls gut weggesteckt. Seit Juli ist der Einlagensatz um 200 Basispunkte gestiegen, am heutigen Donnerstag werden aller Voraussicht nach 50 weitere dazukommen, so dass die Rate auf insgesamt 2% steigt. Niemals zuvor hat die EZB so aggressiv reagiert. Jedoch war sie auch noch nie zuvor mit einem solchen Inflationsschock konfrontiert. Neue Prognosen werden zeigen, dass der Preisdruck noch mindestens zwei Jahre deutlich über dem 2%-Ziel liegen wird.
EZB-Bilanz macht Zinsen zur Nebensache: Der Tag mit Bloomberg
(Bloomberg) -- Bei der Europäischen Zentralbank steht heute eine große Entscheidung an: Die Währungshüter wollen sich auf ihrer letzten Sitzung des Jahres über eine Strategie zur Schrumpfung ihrer Bilanz verständigen. Eine weitere Zinserhöhung von einem halben Prozentpunkt — von Volkswirten und Investoren weithin erwartet — gerät da fast zur Nebensache.
Viele Details zur Reduzierung der Staatsanleihen, von denen alleine im größten Portfolio 3,3 Billionen Euro schlummern, wird Präsidentin Christine Lagarde aller Voraussicht zwar nicht präsentieren. Dennoch ist ihr die Aufmerksamkeit gewiss: Anleger sorgen sich trotz zuletzt stabiler Märkte immer noch um einen Anstieg der italienischen Renditen und das Risiko einer neuen Staatsschuldenkrise. Bundesbankpräsident Joachim Nagel hat Anfang des Monats versucht, diese Sorgen aus dem Weg zu räumen und argumentiert, dass die Märkte “hinreichend resilient” sind und ein passives Auslaufen ab dem ersten Quartal “gut verkraften” können.
Die Zinserhöhungen in diesem Jahr haben sie jedenfalls gut weggesteckt. Seit Juli ist der Einlagensatz um 200 Basispunkte gestiegen, am heutigen Donnerstag werden aller Voraussicht nach 50 weitere dazukommen, so dass die Rate auf insgesamt 2% steigt. Niemals zuvor hat die EZB so aggressiv reagiert. Jedoch war sie auch noch nie zuvor mit einem solchen Inflationsschock konfrontiert. Neue Prognosen werden zeigen, dass der Preisdruck noch mindestens zwei Jahre deutlich über dem 2%-Ziel liegen wird.
Zitat von Gast am 11. Januar 2023, 10:11 UhrEZB betreibt gefährliches Spiel - Italien wird für die Eurozone einmal mehr zur Zeitbombe
Weil die Zinskosten der südlichen Euro-Länder schneller steigen als im Norden, greift die EZB beherzt ein. Wie lange kann die Notenbank das angesichts der Probleme des Sorgenkinds Italien noch durchhalten?
Mit der europäischen Einheit ist es spätestens vorbei, wenn es um die Finanzierungskosten geht: Die Länder im EU-Süden müssen für geliehenes Geld mehr zahlen als die im wirtschaftlich stabileren Norden. Im Sommer 2022 konnten die anschwellenden Renditespreads zwischen Deutschland und den europäischen Südländern nur mit Hilfe eines neuen EZB-Programms im Zaum gehalten werden. Doch kann die Zentralbank dauerhaft gegen den Markt durchhalten?
Das Programm trägt den Namen Transmission Protection Instrument, kurz TPI. Damit werden praktisch unbegrenzte Anleihekäufe von hochverschuldeten Ländern möglich. Diese sollen verhindern, dass die Renditen für Staatsanleihen der unterschiedlichen EU-Mitglieder noch weiter auseinanderdriften. Der EZB-Rat entscheidet, wann das Kriseninstrument eingesetzt werden darf. Dabei muss der Rat zwar einige Bedingungen einhalten in Bezug auf eine solide Haushaltspolitik oder eine nachhaltige makroökonomische Politik der betroffenen Länder, doch Ökonomen bemängeln diese als zu breit gehalten und wenig präzise.
Größtes Risiko geht von Italien aus
Mit knapp 20 Milliarden Euro wurde bereits im vergangenen Sommer versucht, diese Renditespreads nicht zu groß werden zu lassen. Das ist auch erstmal gelungen. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Märkte die Bereitschaft der EZB erneut herausfordern.
Die größten Risiken hierfür gehen derzeit von Italien aus. Ein Blick auf die Forderungen und Verbindlichkeiten der Notenbanken in der Eurozone genügt, um das Dilemma zu erfassen. Per Ende November betrug der Target-2-Saldo der Deutschen Bundesbank 1,23 Billionen Euro, während das Schlusslicht Italien im September einen Negativsaldo von 660 Milliarden Euro aufwies. Erinnern wir uns noch an den 16. September 1992, als die Bank von England verkünden musste, dass sie aus dem europäischen Wechselkursmechanismus austritt? Trotz massivster Zinserhöhungen und Interventionen war das Britische Pfund nicht mehr zu halten.
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich
Ist die Botschaft von damals komplett verhallt? Haben die EZB-Banker und die Politiker aus der Geschichte gar nichts gelernt? Warum soll sich diesmal politisches Wunschdenken dauerhaft gegen die Realität der Finanzmärkte durchsetzen können?
Irgendwann wird es sich rächen, wenn Schuldner für mangelhaftes Wirtschaften mit subventionierten Zinsen „belohnt“ werden. Der CISS-Indikator (ein Stressindikator für das Finanzsystem im Euroraum) ist immerhin schon auf den höchsten Stand seit ca. zehn Jahren geklettert.
Das verwundert nicht angesichts der vielen ungelösten Probleme in Italien. Die teilstaatliche Krisenbank Monte dei Paschi verbrannte allein in den vergangenen 14 Jahren fast 25 Mrd. Euro, ein Ende ist nicht in Sicht. Die Wirtschaftsprüfer von PwC gehen davon aus, dass die notleidenden Kredite in den Büchern der Bank wieder deutlich zunehmen. Trotzdem erlaubt ihr aber die EZB wieder Dividenden zu zahlen. Weitere Milliardengräber tragen Namen wie Alitalia, TIM oder Acciaierie d’Italia.
Wenig überraschend übten kurz vor Weihnachten ranghohe Vertreter der Regierung in Rom deutliche Kritik an der jüngsten Zinserhöhung der EZB und bezeichneten diese als Fehler. Warm anziehen gilt nicht nur im Hinblick auf die gestiegenen Energiekosten.
EZB betreibt gefährliches Spiel - Italien wird für die Eurozone einmal mehr zur Zeitbombe
Weil die Zinskosten der südlichen Euro-Länder schneller steigen als im Norden, greift die EZB beherzt ein. Wie lange kann die Notenbank das angesichts der Probleme des Sorgenkinds Italien noch durchhalten?
Mit der europäischen Einheit ist es spätestens vorbei, wenn es um die Finanzierungskosten geht: Die Länder im EU-Süden müssen für geliehenes Geld mehr zahlen als die im wirtschaftlich stabileren Norden. Im Sommer 2022 konnten die anschwellenden Renditespreads zwischen Deutschland und den europäischen Südländern nur mit Hilfe eines neuen EZB-Programms im Zaum gehalten werden. Doch kann die Zentralbank dauerhaft gegen den Markt durchhalten?
Das Programm trägt den Namen Transmission Protection Instrument, kurz TPI. Damit werden praktisch unbegrenzte Anleihekäufe von hochverschuldeten Ländern möglich. Diese sollen verhindern, dass die Renditen für Staatsanleihen der unterschiedlichen EU-Mitglieder noch weiter auseinanderdriften. Der EZB-Rat entscheidet, wann das Kriseninstrument eingesetzt werden darf. Dabei muss der Rat zwar einige Bedingungen einhalten in Bezug auf eine solide Haushaltspolitik oder eine nachhaltige makroökonomische Politik der betroffenen Länder, doch Ökonomen bemängeln diese als zu breit gehalten und wenig präzise.
Größtes Risiko geht von Italien aus
Mit knapp 20 Milliarden Euro wurde bereits im vergangenen Sommer versucht, diese Renditespreads nicht zu groß werden zu lassen. Das ist auch erstmal gelungen. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Märkte die Bereitschaft der EZB erneut herausfordern.
Die größten Risiken hierfür gehen derzeit von Italien aus. Ein Blick auf die Forderungen und Verbindlichkeiten der Notenbanken in der Eurozone genügt, um das Dilemma zu erfassen. Per Ende November betrug der Target-2-Saldo der Deutschen Bundesbank 1,23 Billionen Euro, während das Schlusslicht Italien im September einen Negativsaldo von 660 Milliarden Euro aufwies. Erinnern wir uns noch an den 16. September 1992, als die Bank von England verkünden musste, dass sie aus dem europäischen Wechselkursmechanismus austritt? Trotz massivster Zinserhöhungen und Interventionen war das Britische Pfund nicht mehr zu halten.
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich
Ist die Botschaft von damals komplett verhallt? Haben die EZB-Banker und die Politiker aus der Geschichte gar nichts gelernt? Warum soll sich diesmal politisches Wunschdenken dauerhaft gegen die Realität der Finanzmärkte durchsetzen können?
Irgendwann wird es sich rächen, wenn Schuldner für mangelhaftes Wirtschaften mit subventionierten Zinsen „belohnt“ werden. Der CISS-Indikator (ein Stressindikator für das Finanzsystem im Euroraum) ist immerhin schon auf den höchsten Stand seit ca. zehn Jahren geklettert.
Das verwundert nicht angesichts der vielen ungelösten Probleme in Italien. Die teilstaatliche Krisenbank Monte dei Paschi verbrannte allein in den vergangenen 14 Jahren fast 25 Mrd. Euro, ein Ende ist nicht in Sicht. Die Wirtschaftsprüfer von PwC gehen davon aus, dass die notleidenden Kredite in den Büchern der Bank wieder deutlich zunehmen. Trotzdem erlaubt ihr aber die EZB wieder Dividenden zu zahlen. Weitere Milliardengräber tragen Namen wie Alitalia, TIM oder Acciaierie d’Italia.
Wenig überraschend übten kurz vor Weihnachten ranghohe Vertreter der Regierung in Rom deutliche Kritik an der jüngsten Zinserhöhung der EZB und bezeichneten diese als Fehler. Warm anziehen gilt nicht nur im Hinblick auf die gestiegenen Energiekosten.
Zitat von Gast am 14. März 2023, 14:23 UhrVon wegen machtlos: Die EZB kann über höhere Zinsen auch die Energiepreise für Verbraucher senken, laut einer DIW-Studie
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank ist umstritten, und das hat viel mit den Energiepreisen zu tun. Kritiker der Zinserhöhungen werfen der EZB vor, dass höhere Zinsen wenig gegen eine Inflation ausrichten könnten, die durch einen Energiepreisschock von außen ausgelöst worden sei. Statt die Preise zu dämpfen, würge die EZB nur die ohnehin wackelige Konjunktur ab. So argumentieren nicht nur Gewerkschaften und einige Ökonomen. Sogar EZB-Präsidentin Christine Lagarde selbst hatte ihr langes Zögern bei der Zinswende damit begründet, dass Zinsen gegen höhere Energiepreise wenig ausrichten könne.
Das war ein Irrtum, sagen Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Sie haben den Zusammenhang zwischen Leitzinsen der EZB und Energiepreisen unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis: Die EZB sei nicht machtlos. Sie könne mit höheren Zinsen die Energieprise für Verbraucher senken.
EZB ist gegen hohe Energiepreise nicht machtlos
Erhöht die EZB den Leitzins, fallen im Euro-Raum die Energiepreise. Dabei spielen drei Effekte eine Rolle, die einander beeinflussen: die Nachfrage nach Energie, der globale Ölpreis in US-Dollar und der Wechselkurs des Euro zum Dollar. „Unter dem Strich wird klar, dass die EZB die Energiepreise mit Leitzinserhöhungen tatsächlich dämpfen kann“, sagt DIW-Chef-Makroökonom Alexander Kriwoluzky.
Gemeinsam mit Gökhan Ider, Frederik Kurcz und Ben Schumann hat er die Effekte von Zinserhöhungen der EZB im Zeitraum 1999 bis 2020 auf die Energiepreise untersucht und errechnet: Die Energiepreise würden durch Zinserhöhungen sogar fünfmal so stark fallen wie die Verbraucherpreise insgesamt.
Die Autoren konnten drei, zum Teil gegenläufige Effekte nachweisen, die dazu führen, dass die Energiepreise nach Leitzinserhöhungen der EZB tatsächlich fallen.
Erstens: Der Nachfrageeffekt. Infolge einer Zinserhöhung sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Unternehmen investieren weniger, private Haushalte halten sich beim Konsum zurück. Damit dämpfen höhere Zinsen auch die Nachfrage nach Öl, das global in US-Dollar gehandelt wird. Dies drückt den Weltmarktpreis in Dollar.
Dazu kommen zwei Preiseffekte des Euro-Wechselkurses zum Dollar: Erhöht die EZB die Zinsen, stärkt dies den Euro. Dadurch verbilligen sich die Ölimporte in den Euroraum. Dies hat zwei gegenläufige Wirkungen: Zum einen wird Öl unmittelbar billiger. Dies befeuert wiederum die Nachfrage nach Öl. Der zweite Effekt sei sogar stärker als der erste. Der stärkere Euro allein sorge also eher für einen höheren Ölpreis. Dieser Wechselkurs-Effekt sei aber schwächer als der globale Nachfrageeffekt, sodass die Energiepreise unter dem Strich fallen.
Dieser Analyse zufolge hat die EZB also zwar zu spät, dann aber richtig gehandelt, als sie seit dem Sommer 2022 den Leitzins erhöhte. Die Studie bestätige auch, dass eine Zinserhöhung für sich genommen die Wirtschaftsleistung senkt und Arbeitsplätze kostet. „Die Geldpolitik der EZB verursacht also auch wirtschaftliche Kosten“, sagt Kriwoluzky. „In Zeiten mit hohen Inflationsraten ist es jedoch wichtig, die Inflationserwartungen im Blick zu haben und einzufangen, damit die Inflation mittelfristig nicht aus dem Ruder läuft. Diesbezüglich ist die EZB auf einem guten Weg.“
Von wegen machtlos: Die EZB kann über höhere Zinsen auch die Energiepreise für Verbraucher senken, laut einer DIW-Studie
Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank ist umstritten, und das hat viel mit den Energiepreisen zu tun. Kritiker der Zinserhöhungen werfen der EZB vor, dass höhere Zinsen wenig gegen eine Inflation ausrichten könnten, die durch einen Energiepreisschock von außen ausgelöst worden sei. Statt die Preise zu dämpfen, würge die EZB nur die ohnehin wackelige Konjunktur ab. So argumentieren nicht nur Gewerkschaften und einige Ökonomen. Sogar EZB-Präsidentin Christine Lagarde selbst hatte ihr langes Zögern bei der Zinswende damit begründet, dass Zinsen gegen höhere Energiepreise wenig ausrichten könne.
Das war ein Irrtum, sagen Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Sie haben den Zusammenhang zwischen Leitzinsen der EZB und Energiepreisen unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis: Die EZB sei nicht machtlos. Sie könne mit höheren Zinsen die Energieprise für Verbraucher senken.
EZB ist gegen hohe Energiepreise nicht machtlos
Erhöht die EZB den Leitzins, fallen im Euro-Raum die Energiepreise. Dabei spielen drei Effekte eine Rolle, die einander beeinflussen: die Nachfrage nach Energie, der globale Ölpreis in US-Dollar und der Wechselkurs des Euro zum Dollar. „Unter dem Strich wird klar, dass die EZB die Energiepreise mit Leitzinserhöhungen tatsächlich dämpfen kann“, sagt DIW-Chef-Makroökonom Alexander Kriwoluzky.
Gemeinsam mit Gökhan Ider, Frederik Kurcz und Ben Schumann hat er die Effekte von Zinserhöhungen der EZB im Zeitraum 1999 bis 2020 auf die Energiepreise untersucht und errechnet: Die Energiepreise würden durch Zinserhöhungen sogar fünfmal so stark fallen wie die Verbraucherpreise insgesamt.
Die Autoren konnten drei, zum Teil gegenläufige Effekte nachweisen, die dazu führen, dass die Energiepreise nach Leitzinserhöhungen der EZB tatsächlich fallen.
Erstens: Der Nachfrageeffekt. Infolge einer Zinserhöhung sinkt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Unternehmen investieren weniger, private Haushalte halten sich beim Konsum zurück. Damit dämpfen höhere Zinsen auch die Nachfrage nach Öl, das global in US-Dollar gehandelt wird. Dies drückt den Weltmarktpreis in Dollar.
Dazu kommen zwei Preiseffekte des Euro-Wechselkurses zum Dollar: Erhöht die EZB die Zinsen, stärkt dies den Euro. Dadurch verbilligen sich die Ölimporte in den Euroraum. Dies hat zwei gegenläufige Wirkungen: Zum einen wird Öl unmittelbar billiger. Dies befeuert wiederum die Nachfrage nach Öl. Der zweite Effekt sei sogar stärker als der erste. Der stärkere Euro allein sorge also eher für einen höheren Ölpreis. Dieser Wechselkurs-Effekt sei aber schwächer als der globale Nachfrageeffekt, sodass die Energiepreise unter dem Strich fallen.
Dieser Analyse zufolge hat die EZB also zwar zu spät, dann aber richtig gehandelt, als sie seit dem Sommer 2022 den Leitzins erhöhte. Die Studie bestätige auch, dass eine Zinserhöhung für sich genommen die Wirtschaftsleistung senkt und Arbeitsplätze kostet. „Die Geldpolitik der EZB verursacht also auch wirtschaftliche Kosten“, sagt Kriwoluzky. „In Zeiten mit hohen Inflationsraten ist es jedoch wichtig, die Inflationserwartungen im Blick zu haben und einzufangen, damit die Inflation mittelfristig nicht aus dem Ruder läuft. Diesbezüglich ist die EZB auf einem guten Weg.“