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Mehr Kohleverstromung: Kraftwerksbetreiber stellen Weichen

Kohlekraftwerke sollen in Deutschland viele Gaskraftwerke ersetzen. Dafür hat der Bundestag am Donnerstagabend grünes Licht geben. Doch ganz einfach ist die vorübergehende Rückbesinnung auf die Kohle nicht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter großen Kraftwerksbetreibern ergab.

Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG).

© Patrick Pleul/dpaWasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG).

Sowohl beim Wiederanfahren der bislang in die Netzreserve oder die Sicherheitsbereitschaft verbannten Kohlekraftwerke als auch beim Weiterbetrieb eigentlich zur Stilllegung vorgesehener Anlagen sind demnach einige Hürden zu überwinden. Die Probleme reichen von fehlendem Personal und zu geringen Kohlevorräten bis zu rechtlichen Hürden. Mit dem verstärkten Einsatz der Kohlekraftwerke soll angesichts der Drosselung russischer Lieferungen Gas gespart werden.

Leag: Mehr als 200 weitere Mitarbeiter benötigt

Der Kraftwerksbetreiber Leag etwa bereitet sich darauf vor, die derzeit noch in Sicherheitsbereitschaft befindlichen 500-Megawatt-Blöcke E und F des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde in Brandenburg wieder anzufahren. «Aktuell werden die beiden Kraftwerksblöcke technisch überprüft. Um sie für einen mehrwöchigen oder gar mehrmonatigen Einsatz fit zu machen, werden Instandhaltungsarbeiten notwendig sein», teilte das Unternehmen mit.

Auch zusätzliches Personal müsse eingestellt werden. «Für einen Dauerbetrieb der beiden Kraftwerksblöcke rechnen wir nun mit einem Personalmehrbedarf von mehr als 200 Mitarbeitern», betonte eine Unternehmenssprecherin. Die Stellen dazu seien seit mehreren Wochen ausgeschrieben.

Zudem müsse die Bundesregierung die Kraftwerksblöcke für die Dauer ihres geplanten Einsatzes noch von den seit dem vergangenen Jahr verschärften Immissionsschutzauflagen für Braunkohlekraftwerke befreien, betonte die Leag. Denn eine entsprechende technische Nachrüstung sei schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich.

Der Essener Kraftwerksbetreiber Steag kann nach eigenen Angaben über den Oktober 2022 hinaus sogar zusätzlich rund 2300 Megawatt Leistung zurück an den Markt bringen. Dazu müssten drei Steinkohlekraftwerke im nordrhein-westfälischen Bergkamen und im saarländischen Völklingen über die eigentlich geplante Stilllegung Ende Oktober hinaus weiter betrieben werden. Außerdem könnten zwei Kraftwerksblöcke im Saarland aus der Netzreserve zurückgeholt werden, teilte das Unternehmen mit.

Kohlevorrat für eine Woche Volllastbetrieb

Herausforderungen sieht die Steag allerdings noch bei der ausreichenden Versorgung dieser Kraftwerke mit Kohle. «An den meisten Kraftwerksstandorten selbst reicht der Kohlevorrat derzeit nur etwa für eine Woche Volllastbetrieb aus», betonte das Unternehmen. Denn niemand habe mit dem steigenden Bedarf an Kohlestrom gerechnet.

Zwar habe die Steag Zugriff auf Steinkohlevorräte für etwa 30 Tage Volllastbetrieb der gesamten Kraftwerksflotte. Doch lagere die Kohle überwiegend in Rotterdam, und beim Transport zu den Kraftwerksstandorten gebe es einen Engpass. Denn auch die Logistikbranche habe sich auf den seit 2020 gesetzlich verankerten Kohleausstieg eingestellt und Transportkapazitäten für die Steinkohle entsprechend heruntergefahren. «Es fehlt derzeit an Binnenschiffen, Güterwaggons, Lokomotiven und Lokführern», so die Steag.

Noch liegt die entsprechende Verordnung nicht vor

Und das sei noch nicht alles. Steinkohle sei zwar am Weltmarkt ausreichend verfügbar. Doch fehle es aktuell für den Kraftwerksbetreiber an Planungssicherheit, weil die Verordnung zum Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz (EKBG) noch nicht vorliege, auf deren Basis die Steag die künftigen Lieferverträge abschließen könne.

Auch Personal sei knapp: «Von den beiden Blöcken am Standort Völklingen-Fenne kann insbesondere wegen Engpässen beim Fachpersonal ab November zeitgleich immer nur ein Block betrieben werden», berichtete ein Steag-Sprecher.

Der Stromriese RWE bereitet sich darauf vor, drei 300-Megawatt-Kraftwerksblöcke, die aktuell noch in der Sicherheitsbereitschaft sind, wieder anzufahren: Die Blöcke E und F des Braunkohlekraftwerks Niederaußem und den Block C des Braunkohlekraftwerks Neurath. Kohlemangel muss der Konzern wegen des benachbarten Braunkohletagebaus wohl nicht befürchten. Doch Personalengpässe gibt es auch hier.

«RWE Power wird ihre Personalplanung in Kraftwerken und Tagebauen an de neue Einsatzbereitschaft anpassen. Das umfasst mehrere Hundert Stellen», betonte das Unternehmen. Der höhere Personalbedarf soll nicht zuletzt dadurch gedeckt werden, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst später als bisher geplant in den vorgezogenen Ruhestand gehen. Weitere Stellen sollen durch die Einstellung von Ausgebildeten und durch Neueinstellungen von außen besetzt werden.

Der baden-württembergische Energieversorger EnBW will wegen des Ukrainekrieges und der Lage auf dem Gasmarkt die eigentlich geplante Stilllegung des Blocks 7 des Rheinhafen-Dampfkraftwerks Karlsruhe bis mindestens Ende 2023 aufschieben. Zusätzlich hat EnBW fünf Kohleblöcke, die sich in der Netzreserve befinden. Doch sieht der Konzern für ihren Einsatz Grenzen.

«Versorgungssicherheit jederzeit gewährleisten»

«Aus technischen Gründen ist es nicht möglich, dass diese ununterbrochen zur Stromerzeugung eingesetzt werden können, sie leisten aber einen wichtigen Beitrag, um Einbrüche in der Systemstabilität abzufedern und die Versorgungssicherheit jederzeit zu gewährleisten», betonte eine Sprecherin. EnBW arbeite aktuell mit Hochdruck daran, die Kohleblöcke des Konzerns in der Netzreserve und am Markt intensiv auf den Betrieb im Winter vorzubereiten.

Um angesichts deutlich geringerer russischer Lieferungen Gas einzusparen, soll weniger Gas zur Stromproduktion genutzt werden - stattdessen sollen wieder mehr Kohlekraftwerke zum Einsatz kommen. Genutzt werden sollen künftig Kohlekraftwerke, die gegenwärtig nur eingeschränkt verfügbar sind, demnächst stillgelegt würden oder sich in einer Reserve befinden. Hintergrund ist die starke Drosselung russischer Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream. Die Probleme könnten sich noch verschärfen, wenn nach einer am 11. Juli beginnenden, in der Regel zehn Tage dauernden jährlichen Wartung von Nord Stream 1 Russland den Gashahn nicht wieder aufdreht.

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Energiepauschale 2022: Wann die 300 Euro ausgezahlt werden

Viel wurde über sie geredet, seitdem sie in Aussicht gestellt wurden, aber wann fließen denn die 300 Euro letztlich aufs gebeutelte Konto? Hier die Antwort.

300 Euro Energiepauschale

© IMAGO / Bihlmayerfotografie300 Euro Energiepauschale

Die finanzielle Belastung der Bevölkerung ist aktuell extrem hoch. Der Ukraine-Krieg und die daduch explodierten Energiepreise in Kombination mit der anhaltend hohen Inflation belasten die Haushaltskassen von Millionen Bürgern.

Um dem entgegenzuwirken wurde ein milliardenschweres Entlastungspaket geschnürt, das als eine der Maßnahmen die Einmalzahlung von 300 Euro Energiepauschale für einkommensteuerpflichtige Erwerbstätige, Selbstständige sowie pauschalbesteuerte Minijobber vorsieht, wie HNA.de berichtet.

Wann die 300 Euro überwiesen werden

Allein, Papier ist geduldig und Ankündigungen, auch wenn sie noch so schmackhaft klingen, machen niemanden satt. Oder ganz konkret auf den Punkt gebracht: Wann kommen denn die angekündigten 300 Euro zur Auszahlung?

Als grundsätzliches Datum steht dafür der September 2022 fest. Da die Einmalzahlung bei Angestellten zusammen mit dem regulären Lohn überwiesen wird, ist für diesen Teil der Empfangsberechtigten demnach gegen Ende des Monats mit der Überweisung zu rechnen.

Datum hängt auch vom Arbeitgeber ab

Experten der bayerischen Lohnsteuerhilfe geben dabei zu bedenken: "Allerdings hängt der Auszahlungszeitpunkt von der Lohnsteueranmeldung des Arbeitgebers ab". Die Überweisung könne deswegen durchaus "auch erst im Oktober oder schlimmstenfalls mit der Einkommensteuererklärung im nächsten Jahr erfolgen."

Und wie erfolgt die Entlastung bei Selbstständigen? Für die läuft das Prozedere anders ab: Im Gegensatz zu Angestellten profitieren sie von der Energiepauschale, indem die Steuer-Vorauszahlung entsprechend gesenkt wird.
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FDP-Fraktionschef für Reaktivierung alter Atomkraftwerke

Der FDP-Faktionsvorsitzende im hessischen Landtag, René Rock, hat sich für die Reaktivierung alter Atomkraftwerke ausgesprochen. «Wir müssen nicht nur die drei Atomkraftwerke weiter laufen lassen. Wir müssen auch die drei Atomkraftwerke, die letztes Jahr abgeschaltet worden sind, in die Reserve geben und für nächstes Jahr aktivieren», sagte er am Montag im Sommerinterview von «17:30 SAT.1 LIVE», dem Regionalmagazin für Hessen und Rheinland-Pfalz.

René Rock, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, spricht im hessischen Landtag.

© Sebastian Gollnow/dpa/ArchivbildRené Rock, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, spricht im hessischen Landtag.

Die Situation dieses Winters werde noch mindestens zwei Winter andauern, begründete Rock seine Forderung. «Erst dann sind wir in der Lage umzuschalten und andere Energiequellen für uns zu nutzen. Darum ist nicht nur der Weiterbetrieb der drei jetzigen Atomkraftwerke zwingend, sondern auch die drei, die vom Netz gegangen sind, in der Reserve betriebsbereit zu machen.»

Zum 31. Dezember 2021 waren die Atomkraftwerke Brokdorf in Schleswig-Holstein, Grohnde in Niedersachsen und Gundremmingen, Block C in Bayern vom Netz gegangen. Dies geschah als Teil des Ausstiegs aus der Atomenergie. Sie war nach dem Atomunfall im japanischen Fukushima im Jahr 2011 eingeleitet worden.

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Wärmepumpe wird zum Stromfresser: Klimafreundliche Heizungen sind oft viel zu groß

Die Wärmepumpe soll es richten, als Schlüsseltechnologie für die Energiewende im Wohnhaus. Sie nimmt Wärme aus der Luft, dem Grundwasser und der Erde im Heizsystem auf und gibt sie an Heizkörper und Warmwasser ab. Das macht sie wesentlich klimafreundlicher als Gas- und Ölheizungen. Wärmepumpen benötigen zwar Strom – doch wenn dieser aus erneuerbaren Energien stammt, ist ihre CO2-Bilanz deutlich besser.

Die Lüftungsanlage einer Wärmepumpe vor einem Wohnhaus.

© Silas Stein/dpaDie Lüftungsanlage einer Wärmepumpe vor einem Wohnhaus.

Wer mit Wärmepumpe heizt, soll obendrein Heizkosten sparen – so lautet das Versprechen. Doch immer mehr Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer stellen nach dem Umstieg genau das Gegenteil fest: „Die Stromkosten sind in manchen Fällen deutlich höher als angenommen, das ist ein weit verbreitetes Problem“, sagt André Willers vom Unternehmen WS Wärmepumpenservice im Nordrhein-Westfälischen Brakel.

Vermeidbare Stromkosten

Sachverständige stellen bei der Untersuchung des Problems vor allem eine Ursache fest: „In 99 Prozent der Fälle liegt es an einer falschen Auslegung der Wärmepumpen“, sagt Alexander Sperr, Referent für Normung und Technik beim Bundesverband Wärmepumpe. Einige Wärmepumpen fielen etwa zu groß aus, dadurch kämen vermeidbare Stromkosten zustande. Denn zu große Wärmepumpen neigen zum Takten, also zum ständigen Ein- und Ausschalten. „Wenn die Wärmepumpe ein häufiges Taktverhalten hat, wird sie zum richtigen Stromfresser“, betont Willers.

Für eine falsche Auslegung von Wärmepumpen gibt es laut Sperr mehrere Ursachen. „Ein Problem ist, dass einige Heizungsbauer noch gar keine Erfahrung mit Wärmepumpen haben und nicht für deren Planung und Installation geschult sind“, sagt der Experte. Der Verband habe deshalb Planungsrichtlinien sowie Schulungskonzepte ins Leben gerufen. Vielen Nutzern von Wärmepumpen mangele es an Informationen, sagt Willers. So erzeugten Wärmepumpen durch Fehleinstellungen mitunter mehr Wärme als nötig.

Auch falsch dimensionierte Wärmepumpen können in manchen Fällen noch optimiert werden, betont sein Kollege Alexander Sperr. Aber: „Wenn es sich um große Planungsfehler handelt, bleibt den Kunden in der Regel nur der Wechsel der Anlage übrig.“

Bei Anschaffungskosten von teils mehr als 30 000 Euro ist das für viele kaum eine Option. Umso wichtiger ist es, dass Fachkräfte die Wärmepumpe sorgfältig planen. „Unter anderem sollte man immer eine Heizlastberechnung machen und die Wärmepumpe dementsprechend dimensionieren“, sagt Sperr. Kunden sollten aktiv eine richtliniengerechte Planung von den Fachkräften vor der Installation verlangen.

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Atomkraft: FDP schert bei AKW-Laufzeiten aus

Fraktionschef Dürr plädiert dafür, Reaktoren nicht abzuschalten, und setzt damit die Grünen unter Druck. SPD-Chefin Esken bezeichnet Verlängerungen als "komplett unsinnig".

Das Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen ist eine von drei noch laufenden Anlagen in Deutschland.

© Jürgen Ritter/ImagoDas Atomkraftwerk Emsland in Niedersachsen ist eine von drei noch laufenden Anlagen in Deutschland.

FDP schert bei AKW-Laufzeiten aus

Vor dem Hintergrund eines möglichen kompletten Stopps von Gaslieferungen aus Russland nach der Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 ist die Debatte um eine Laufzeitverlängerung für die letzten drei Atomkraftwerke neu aufgeflammt. Sie setzt vor allem die Grünen unter Druck, denn jetzt macht sich nicht nur die Union, sondern auch der Koalitionspartner FDP dafür stark, die Atommeiler länger laufen zu lassen.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf die unkalkulierbare Situation bei den Gaslieferungen, Deutschland müsse sich auf ein Szenario einstellen, "das weitreichende Konsequenzen für private Haushalte und die deutsche Industrie haben könnte". Aus diesem Grunde solle "kein Kubikmeter Gas" mehr für die Verstromung eingesetzt werden müssen. "Deswegen wäre es jetzt richtig, die Laufzeiten der Kernkraftwerke über den Winter hinaus zu verlängern", sagte Dürr.

CDU-Partei- und Fraktionschef Friedrich Merz stieß ins gleiche Horn; "Liebe Grüne, springt über Euren Schatten. Keine Denkverbote. Tut es für Deutschland", schrieb Merz in einem Beitrag für Bild. Angesichts der Energiekrise "sollten wir uns nicht die Möglichkeit nehmen, unsere Kraftwerke weiter laufen zu lassen, um damit Gas bei der Stromerzeugung einzusparen".

Wirtschaftsminister Robert Habeck erteilte diesen Forderungen eine Absage. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der österreichischen Umweltministerin Leonore Gewessler in Wien sagte er auf die Frage nach einer möglichen Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke, dass dies keine Lösung für die aktuelle Krise sei. "Wir haben ein Wärmeproblem, kein Stromproblem", so Habeck. Dort, wo bisher zu wenig Stromleitungen gebaut worden seien, müsse nachgearbeitet werden. Die Gasversorgung der Industrie und im Wärmebereich müsse hochgefahren, die Verstromung von Gas reduziert werden. Dazu müssten auch Kohlekraftreserven genutzt werden, so der Minister. Der geringe Beitrag zur Problemlösung, der aber durch das Weiterbetreiben von Atomkraftwerken erzielt werden könne, stehe in keinem Verhältnis zu den Sicherheitsrisiken und den gesetzlichen Schwierigkeiten. "Die Abwägung möglicher geringer Vorteile, kleine Gasmengen einzusparen, gegen die Sicherheitsfrage haben mich zu der Schlussfolgerung gebracht, dass das nichts hilft", sagte Habeck.

Söder weist immer wieder auf ein Gutachten des TÜV Süd zur Laufzeitverlängerung hin

Auch der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder plädierte erneut dafür, die drei verbliebenen Atomkraftwerke länger laufen zu lassen. Die Bundesregierung glaubte bisher, die Debatte um eine Laufzeitverlängerung der Reaktoren, die vor allem bei den Grünen an ein Tabu rühren würde, mit dem Verweis darauf beenden zu können, dass dies nicht nur aus rechtlichen, sondern auch aus technischen Gründen unmöglich sei.

Doch Söder weist immer wieder auf ein Gutachten des TÜV Süd hin, wonach nicht nur ein Weiterbetrieb des bayerischen Atommeilers Isar 2 über den 31. Dezember hinaus möglich sei, sondern sogar eine Wiederinbetriebnahme des abgeschalteten Blocks C im Atomkraftwerk Gundremmingen, das ebenfalls in Bayern liegt.

Unter Fachleuten ist allerdings umstritten, ob ein Weiterbetrieb der Kraftwerke die notwendigen Sicherheitsvoraussetzungen erfüllen würde. Denn die vorgeschriebene sogenannte Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSI), die turnusgemäß 2019 fällig gewesen wäre, wurde mit Blick auf das absehbare Aus für die Atomkraft durch eine Ausnahmegenehmigung für drei Jahre ersetzt. Aus Sicht des Bundesumweltministeriums wäre eine weitere Verlängerung dieser Frist ohne neue Sicherheitsüberprüfung ein "nicht hinnehmbares Risiko". Experten sind sich außerdem uneinig, wie lange es dauern würde, neue Brennstäbe zu beschaffen.

SPD und Grüne lehnen eine Laufzeitverlängerung deshalb weiterhin ab. SPD-Chefin Saskia Esken sagte der Süddeutschen Zeitung, diese sei energie-, wirtschafts- und energiepolitisch "komplett unsinnig". Durch die aktuellen Lieferengpässe beim Gas gebe es ein Problem bei der Wärmeversorgung. Atommeiler lieferten aber Strom und keine Wärme, und um Gaskraftwerke bei der Stromerzeugung zu ersetzen, gebe es "flexiblere und sicherere Alternativen als Atomstrom". Die drei bestehenden Atomkraftwerke, so Esken, deckten gerade einmal fünf Prozent der deutschen Stromproduktion und leisteten damit "keinen zählbaren Beitrag in der aktuellen Krise". Die SPD-Vorsitzende fügte hinzu: "Atomkraft ist unwirtschaftlich, hoch gefährlich und hat keine Zukunft."

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Belgien: Tinne Van der Straeten will Übergewinnsteuer für Energiefirmen einführen

Während Verbraucher unter der Inflation leiden, profitieren Energiekonzerne in besonderem Maße von den steigenden Energiepreisen. Nach Spanien will nun auch Belgien diese sogenannten Übergewinne abschöpfen.

Belgien: Tinne Van der Straeten will Übergewinnsteuer für Energiefirmen einführen

© JULIEN WARNAND / EPABelgien: Tinne Van der Straeten will Übergewinnsteuer für Energiefirmen einführen

Angesichts der hohen Energiepreise sollen die Übergewinne von Energieunternehmen in Belgien in diesem Jahr mit 25 Prozent besteuert werden. Die belgische Energieministerin Tinne Van der Straeten (44) legte am Dienstag einen entsprechenden Gesetzentwurf vor, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga berichtete. Dabei gehe es um die überdurchschnittlich hohen Gewinne in diesem Jahr. Das Gesetz würde alle Lieferanten, Produzenten und Händler von Strom und Gas in Belgien betreffen.

Konkret geht es um die Bruttogewinnmargen der Firmen in diesem Jahr verglichen mit dem vergangenen Jahr, wie Belga berichtete. Diese sollen anhand der Mehrwertsteuererklärung ermittelt werden. Die Steuer würde greifen, wenn die Bruttogewinnmarge einer Firma in einem Trimester um mehr als 100.000 Euro sowie um mehr als 10 Prozent gestiegen ist.

Auch in Deutschland wird eine Steuer von krisenbedingt hohen Gewinnen im Energiesektor diskutiert. Die Bundesregierung ist allerdings gespalten: Während sich SPD und Grüne für eine solche Übergewinnsteuer offen zeigen, lehnen die FDP und Finanzminister Christian Lindner (43) sie klar ab.

Spanien ist da schon einen Schritt weiter: Die Regierung um Ministerpräsident Pedro Sánchez (50) hat ebenfalls heute angekündigt, eine Sondersteuer für Spaniens Banken und Energiekonzerne einzuführen. Damit will die Regierung die Folgen des Ukraine-Konflikts, der Energiekrise und der Inflation abmildern.

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Warum muss ich eigentlich Strom sparen, wenn wir Gas sparen müssten?

Warum muss ich eigentlich Strom sparen, wenn wir Gas sparen müssten?

© Bereitgestellt von Berliner ZeitungWarum muss ich eigentlich Strom sparen, wenn wir Gas sparen müssten?

Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller (Grüne) beruhigt die Menschen im Fernsehen: Es sei das Gasproblem, das man in Deutschland lösen müsse – man habe keine Stromlücke und deswegen brauche man auch keine Atomkraft mehr.

Doch plötzlich redet die Politik nicht nur darum, wie man mit Duschköpfen und Händewaschen Gas bzw. Wärme sparen muss und kann, sondern auch, dass man bei Gebäuden auf die Fassadenbeleuchtung verzichten oder die Büroräume im Sommer auf nur noch 26 Grad herunterkühlen müsste. Das Finanzministerium in Mecklenburg-Vorpommern prüft sogar, ob die verstärkte Nutzung von Homeoffice eine Möglichkeit zum Energiesparen wäre – wie in der Corona-Pandemie.

Doch wo ist die Grenze zwischen vernünftigen Appellen zum Energiesparen aufgrund der Gasknappheit und symbolischen Akten bzw. Bevormundung durch die Politik? Wenn Deutschland eine Gasknappheit hat und nicht eine Stromlücke, muss ich also unbedingt auch Strom sparen, um mich nicht wie ein unsolidarischer Energie-Schurke zu fühlen?

Schon jetzt werden die Gaskraftwerke „angesichts des Preisgefüges“ aus dem Markt verdrängt, wie das Wirtschaftsministerium der Berliner Zeitung mitteilt. Gas bleibt allerdings eine wichtige Wärmequelle in Deutschland. Aber im Jahre 2021 habe es nur zu circa 15 Prozent zur öffentlichen Stromerzeugung beigetragen, so die Energie-Sprecherin des Ministeriums Susanne Ungrad. In den ersten Monaten 2022 dürfte dieser Anteil noch geringer sein. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Gas-Anteil bei der allgemeinen Stromerzeugung in Deutschland sogar nur bei 12,6 Prozent, was schon 5,8 Prozent geringer ist als im Vorjahr.
Dazu hat die Bundesregierung am Mittwoch eine erste Verordnung beschlossen, die der Kohle als einem Gas-Ersatz bei der Stromerzeugung grünes Licht gibt. Diese Gasersatz-Reserve wird bis zum 31. März 2024 funktionieren. Und die Kohlekraftwerke werden so ertüchtigt, so die Ministeriumssprecherin, kurzfristig an den Markt zurückzukehren. Der Gasverbrauch zur Stromerzeugung werde also substanziell reduziert.

Und was sagt die Industrie? Der Energieversorger RWE gibt sich auf Anfrage zurückhaltend, will auch nicht ans Stromsparen appellieren. Der Konzern produziert Strom neben den erneuerbaren auch aus fossilen Energiequellen wie Braunkohle und Gas. Und mit Gas als Stromerzeuger ist es bei RWE jetzt fast passé. Aufgrund der hohen Gaspreise werden die RWE-Gaskraftwerke nur dann eingesetzt werden, so der Sprecher Matthias Beigel, wenn die Bundesnetzagentur sogenannte Redispatch-Maßnahmen vornehmen müsste. Also: um andere Strom erzeugende Kraftwerke vor Überlastung zu schützen oder um potenzielle Stromlücken zu verhindern. Das ist aber noch nicht geschehen.

Die Haushalte können also Strom ohne schlechtes Gewissen wie üblich verbrauchen, wenn sie bereit sind, ebenfalls gestiegene Strompreise zu ertragen und wenn ihnen bewusst ist, dass die Umwelt zusätzlich belastet wird (Stichwort Kohle). Der Gas-Anteil beim Stromverbrauch ist jedenfalls marginal und könnte im Laufe des Jahres vollkommen irrelevant werden, falls der Stromverbrauch ungefähr so hoch sein wird wie vergangenes Jahr. Falls nicht, müssen zusätzlich Gaswerke zum Einsatz kommen.

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Gaskrise: Russland und Gazprom stellen weitere Gaslieferungen infrage

Der Füllstand deutscher Gasspeicher geht zurück, die Sorge vor einem abrupten Gasmangel in Deutschland wächst. Das liegt auch daran, dass Russland die weitere Lieferung nun von westlichen Sanktionen abhängig zu machen scheint.

Gaskrise: Russland und Gazprom stellen weitere Gaslieferungen infrage

© Michael Probst / APGaskrise: Russland und Gazprom stellen weitere Gaslieferungen infrage

Der russische Energieriese Gazprom hat Zweifel am Weiterbetrieb der Nord Stream 1-Gaspipeline durch die Ostsee genährt. Das Unternehmen hatte am Mittwoch bereits erklärt, es könne den sicheren Betrieb einer "kritischen Anlage", die Teil der Nord Stream 1-Gaspipeline ist, nicht garantieren, da Zweifel an der Rückgabe einer Siemens-Turbine aus Kanada bestünden. Am Donnerstag nun machte die russische Regierung eine Wiederaufnahme der Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nicht mehr von der Lösung technischer Probleme abhängig, sondern von westlichen Sanktionen.

So formulierte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums am Donnerstag: "Was den Betrieb der Gaspipeline in der Zukunft betrifft, so wird viel von unseren Partnern abhängen – sowohl in Bezug auf die Nachfrage nach Gas als auch in Bezug auf die Verhinderung negativer Auswirkungen unrechtmäßiger restriktiver Maßnahmen", sagte Sprecherin Maria Sacharowa laut Agentur Interfax am Donnerstag.

Die Bundesregierung hatte zuvor erklärt, mit der Lieferung der in Kanada gewarteten Turbine gebe es für Russland keinen Grund mehr, die Gaslieferungen durch die Nord Stream 1-Pipeline zu drosseln. Derzeit wird die Pipeline bis zum 21. Juli ohnehin gewartet. Die kanadische Regierung hatte am Wochenende offiziell bekannt gegeben, dass die Turbine nach Deutschland geliefert werden darf. Eine direkte Lieferung an Gazprom hätte gegen kanadische Sanktionen gegen Russland verstoßen. Das US-Außenministerium hatte den Schritt Kanadas am Montag ausdrücklich begrüßt. Die Ukraine hatte den Schritt dagegen scharf kritisiert, eine ukrainische Exilorganisation will dagegen klagen.

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EU will sich Gas aus Aserbaidschan sichern

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will in Baku einen Vereinbarung zur Lieferung von Gas aus Aserbaidschan unter Dach und Fach bringen. Geplant ist, dass das Land jedes Jahr etwa 20 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa liefert. Damit soll die direkte Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland verringert werden. Die EU erwartet, dass Russland in diesem Winter die Gaslieferungen nach Europa fast vollständig einstellt, möglicherweise auch komplett. Hintergrund ist der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen, die die EU gegen Russland ausgesprochen hat.

Die Gasleitung führt durch die Türkei Screenshot Video

© Bereitgestellt von Euronews DeutschDie Gasleitung führt durch die Türkei Screenshot Video
Das Gas soll durch eine Pipeline von Aserbaidschan über die Türkei bis nach Italien geliefert werden. Das Netz in Osteuropa einschließlich der umstrittenen Nordseepipeline Nordstream wäre damit außen vor.

Die Lieferung aus Aserbaidschan soll vom Sha Deniz-Gasfeld kommen, das als eines der größten Reserven für den fossilen Brennstoff gilt.Bisher hat Aserbaidschan sein Gas unter anderem in die Türkei, nach Bulgarien, Georgien und auch Italien geliefert. Die Lieferungen in die EU würden mit der neuen Vereinbarung aber deutlich gesteigert.

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Produktion von erneuerbarer Energie steigt im ersten Halbjahr kräftig an

Die Energie-Erzeugung aus erneuerbaren Quellen ist im ersten Halbjahr um rund ein Siebtel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Damit lag der Anteil der erneuerbaren Energien am Brutto-Stromverbrauch bei etwa 49 Prozent - im Gesamtjahr 2021 waren es noch 41 Prozent, wie das Umweltbundesamt in Dessau am Montag mitteilte.

Die Energie-Erzeugung aus erneuerbaren Quellen ist im ersten Halbjahr um rund ein Siebtel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

© Ina FASSBENDERDie Energie-Erzeugung aus erneuerbaren Quellen ist im ersten Halbjahr um rund ein Siebtel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

In den ersten sechs Monaten 2022 wurden demnach insgesamt über 137 Terawattstunden (TWh) erneuerbarer Strom erzeugt - etwa 14 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021.

Die Experten nannten mehrere Gründe für diese Entwicklung - etwa günstigere Witterungsbedingungen als im Vorjahr: Mehr Wind und mehr Sonnenschein bedeuteten mehr Energieerzeugung. Darüber hinaus habe sich auch der steigende Zubau an neuen Photovoltaikanlagen bemerkbar gemacht: In den Monaten Mai und Juni seien jeweils neue Höchststände bei der Stromerzeugung durch Photovoltaik registriert worden.

Zur Einordnung: In beiden Monaten wurde den Angaben zufolge aus Photovoltaik-Anlagen in etwa so viel Strom ins öffentliche Netz eingespeist wie aus allen Erdgas- und Steinkohlekraftwerken zusammen.

Wegen besserer Windbedingungen als im windarmen ersten Halbjahr des Vorjahres stieg die Stromerzeugung aus Windenergie um etwa 18 Prozent von 58 TWh (2021) auf 69 TWh im aktuellen Jahr an. Die Windenergie steuerte damit etwa die Hälfte des gesamten erneuerbaren Stroms bei. Etwas mehr als vier Fünftel des Windstroms wurde an Land erzeugt, der Rest von Windenergieanlagen auf See.

Aus Biomasse und biogenem Abfall wurde im ersten Halbjahr 2022 eine Strommenge von knapp 26 TWh erzeugt. Dies entsprach in etwa dem Wert des Vorjahres. Auch die Stromerzeugung aus Wasserkraftanlagen lag mit knapp zehn TWh auf dem Niveau des Vorjahres. Der Anteil der Wasserkraft an der erneuerbaren Stromerzeugung sank aufgrund des Zubaus bei Wind- und Sonnenenergie kontinuierlich und lag derzeit bei nur noch sieben Prozent.

Die Bilanz wurde von der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik beim Umweltbundesamt erstellt. Diese Gruppe bilanziert im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz die Nutzung der erneuerbaren Energien und erstellt kontinuierlich auf der Grundlage aktuell verfügbarer Daten Berichte zur Entwicklung der erneuerbaren Energien.