Forum
Energiepolitik
Zitat von Gast am 18. März 2022, 11:40 UhrWie realistisch ist ein Boykott von russischem Öl?
Der Krieg erhöht zunehmend den Druck auf die Regierung, ein Energie-Embargo gegen Russland zu verhängen. Beim Öl ist Deutschland weniger abhängig von Russland als beim Gas. Ein Ersatz wäre dennoch nicht so einfach – besonders für den Osten der Bundesrepublik.Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto größer wird der Druck auf Deutschland, seine Öl-Importe aus Russland zu stoppen. Die USA erklärten bereits vergangene Woche, ab sofort alle Einfuhren von russischem Erdöl und Gas zu verbieten. Großbritannien will seine Öl-Importe aus Russland bis Ende 2022 auslaufen lassen. Auch von der EU forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) immer wieder ein Energie-Embargo gegen Russland.
Die Mehrheit der Deutschen befürwortet laut ZDF-Politbarometer einen Stopp von Öl und Gas aus Russland. Zahlreiche Prominente forderten in einem offenen Brief an die Regierung ebenfalls, Putin mit einem Lieferstopp für Öl, Gas und Kohle den Geldhahn zuzudrehen. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck (82) sagte vergangene Woche: "Wir können auch einmal frieren für die Freiheit."Doch die Sache ist nicht ganz einfach. Etwa ein Drittel des in Deutschland verarbeiteten Rohöls kommen aus Russland. "Die Sanktionen müssen so sein, dass wir durchhalten können. Im Zweifel nicht nur drei Tage", sagt Wirtschaftsminister Robert Habeck (52, Die Grünen).
Die Regierung spricht laut Insidern intensiv mit den deutschen Mineralölkonzernen. Dabei dreht sich um die eine Frage: Wie können wir auf russisches Öl verzichten? Denn selbst wenn die Öllieferungen auf alternative Lieferanten umgestellt werden, bleiben technische Herausforderungen. Wie realistisch ist es also, dass Deutschland Russland sanktioniert, indem es auf russisches Öl verzichtet?
Gravierende Folgen für Ostdeutschland
Fest steht, dass ein Öl-Embargo gegen Russland gravierende Folgen für Ostdeutschland hätte. Dort sitzen zwei große Raffinerien, für die eine Belieferung mit Rohöl ohne Russland nicht so einfach wäre.
Die PCK Raffinerie im brandenburgischen Schwedt in der Uckermark, rund 110 Kilometer nordöstlich von Berlin, verarbeitet nach eigenen Angaben jährlich bis zu 12 Millionen Tonnen Rohöl und gehört damit zu den größten Rohöl-Verarbeitungsstandorten in Deutschland. Die Raffinerie versorgt Berlin und Brandenburg zu 90 Prozent mit Benzin, Kerosin, Diesel und Heizöl. Neun von zehn Autos in dieser Region fahren mit Kraftstoff aus Schwedt. Das Rohöl erhält die PCK Schwedt über die Pipeline Drushba (russ., "Freundschaft") aus Russland. Laut Wirtschaftsverband Fuels & Energie (en2x) ist die Raffinerie vollständig auf russisches Rohöl ausgerichtet. Eine Umstellung auf eine andere Rohöl-Sorte ist daher nicht von heute auf morgen möglich.
Ähnlich sieht es auch bei der Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna, Sachsen-Anhalt, aus. Auch sie hat eine maximale jährliche Verarbeitungskapazität von 12 Millionen Tonnen Rohöl und deckt nach eigenen Angaben weitgehend den Benzinbedarf Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens. Etwa 1.300 Tankstellen im Einzugsbereich der Raffinerie erhalten ihren Nachschub aus Leuna. Neben Benzin und Diesel produziert die von der französischen Total betriebenen Raffinerie Heizöl, Flüssiggas, Rohbenzin, Flugkraftstoffe, Bitumen, Methanol. Täglich werden dort durchschnittlich 30.000 Tonnen Rohöl vorwiegend aus Russland verarbeitet. Die Anlieferung erfolgt ebenfalls über die Druschba-Pipeline. Nur einen geringen Teil des Rohöls bezieht der Raffineriestandort laut en2x aus alternativen Quellen. So ist auch die Leuna Raffinerie vom russischen Öl abhängig.
Rohöl ist nicht gleich Rohlöl
Rohöle unterscheiden sich in ihren Eigenschaften. Durch bestimmte Mischungen können sie leichter oder weniger schwefelhaltig gemacht werden, erklärt Andreas Goldthau vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam. Damit die Raffinerien in Leuna und Schwedt andere Rohölsorten als das russische Urals verarbeiten könnten, müssten die Anlagen umgestellt werden, sagt Goldthau. Das dauere mindestens mehrere Monate und sei so teuer, dass es die langfristige Wirtschaftlichkeit einer Raffinerie stark beeinflusse.
Ein weiteres Problem: der Zugang der beiden Raffinerien zum Rohöl. Von dem russischen Importrohöl gelangen zwei Drittel über die Druschba-Erdölleitung nach Ostdeutschland. Fällt dieser Transportweg weg, könnten die Raffinerien zwar ersatzweise auf dem Seeweg über Rostock sowie Danzig in Polen versorgt werden und von dort aus per Pipeline. So wurde das Öl beispielsweise 2019 transportiert, als die Lieferungen durch die Druschba wegen verunreinigten Öls unterbrochen waren. Jedoch lassen sich die Raffinerien dann nur bei verringerter Kapazität betreiben, warnt der en2x-Verband. Die Folge: ein geringerer Output an Kraftstoffen, Heizöl und anderen Ölprodukten.
Bei dem restlichen Drittel des russischen Importrohöl scheint ein Ersatz dagegen schon eher möglich. Raffinerien im Westen und Süden Deutschlands erhalten das russische Rohöl über den Seeweg, etwa über Rotterdam, und weiter über Pipeline. "Bei diesem Drittel ist eine Umstellung auf Ölimporte aus anderen Ländern zwar möglich, doch nimmt dies einige Zeit in Anspruch", sagt der Verband en2x.
In Ostdeutschland müssten Werke wohl abgeschaltet werden
Insgesamt kamen in den vergangenen Jahren rund ein Drittel des in Deutschland verarbeiteten Rohöls aus der Russischen Förderation. Auch knapp ein Drittel des Diesels importiert Deutschland aus Russland. Dass die deutsche Mineralölwirtschaft von beidem bereits weniger importiert als vor dem Ukraine-Krieg, macht sich schon jetzt an den hohen Diesel- und Heizölpreisen bemerkbar.
"Ostdeutschland müsste grobe Einschränkungen erleiden, wenn man Russland beim Öl sanktionieren würde", sagt ein großer Mineralölhändler, der nicht genannt werden möchte. Diese gingen über ein Fahrverbot am Sonntag oder Ähnliches hinaus. So müssten Industriezweige lahmgelegt werden, um die sichere Infrastruktur am Laufen zu halten.
Neben Leuna und Seefeld könnten auch andere Raffineriestandorte von schärferen Sanktionen getroffen werden. Der Grund: Rosneft ist einer der größten Mineralölverarbeiter in Deutschland. Der Konzern, dessen Chef Igor Setchin, ein langjähriger Wegbegleiter Putins, ist, betreibt nicht nur mehrheitlich die Schwedter PCK Raffinerie, sondern kontrolliert auch 24 Prozent der Miro in Karlsruhe und 28,57 Prozent der Bayernoil im bayrischen Vohburg und Neustadt a. d. Donau. Eine Sanktionierung Rosnefts könnte daher auch die Operationsfähigkeit dieser Raffinerien gefährden. Auch dafür müsste der Staat eine Lösung finden.
Wie realistisch ist ein Boykott von russischem Öl?
Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto größer wird der Druck auf Deutschland, seine Öl-Importe aus Russland zu stoppen. Die USA erklärten bereits vergangene Woche, ab sofort alle Einfuhren von russischem Erdöl und Gas zu verbieten. Großbritannien will seine Öl-Importe aus Russland bis Ende 2022 auslaufen lassen. Auch von der EU forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) immer wieder ein Energie-Embargo gegen Russland.
Doch die Sache ist nicht ganz einfach. Etwa ein Drittel des in Deutschland verarbeiteten Rohöls kommen aus Russland. "Die Sanktionen müssen so sein, dass wir durchhalten können. Im Zweifel nicht nur drei Tage", sagt Wirtschaftsminister Robert Habeck (52, Die Grünen).
Die Regierung spricht laut Insidern intensiv mit den deutschen Mineralölkonzernen. Dabei dreht sich um die eine Frage: Wie können wir auf russisches Öl verzichten? Denn selbst wenn die Öllieferungen auf alternative Lieferanten umgestellt werden, bleiben technische Herausforderungen. Wie realistisch ist es also, dass Deutschland Russland sanktioniert, indem es auf russisches Öl verzichtet?
Gravierende Folgen für Ostdeutschland
Fest steht, dass ein Öl-Embargo gegen Russland gravierende Folgen für Ostdeutschland hätte. Dort sitzen zwei große Raffinerien, für die eine Belieferung mit Rohöl ohne Russland nicht so einfach wäre.
Die PCK Raffinerie im brandenburgischen Schwedt in der Uckermark, rund 110 Kilometer nordöstlich von Berlin, verarbeitet nach eigenen Angaben jährlich bis zu 12 Millionen Tonnen Rohöl und gehört damit zu den größten Rohöl-Verarbeitungsstandorten in Deutschland. Die Raffinerie versorgt Berlin und Brandenburg zu 90 Prozent mit Benzin, Kerosin, Diesel und Heizöl. Neun von zehn Autos in dieser Region fahren mit Kraftstoff aus Schwedt. Das Rohöl erhält die PCK Schwedt über die Pipeline Drushba (russ., "Freundschaft") aus Russland. Laut Wirtschaftsverband Fuels & Energie (en2x) ist die Raffinerie vollständig auf russisches Rohöl ausgerichtet. Eine Umstellung auf eine andere Rohöl-Sorte ist daher nicht von heute auf morgen möglich.
Ähnlich sieht es auch bei der Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna, Sachsen-Anhalt, aus. Auch sie hat eine maximale jährliche Verarbeitungskapazität von 12 Millionen Tonnen Rohöl und deckt nach eigenen Angaben weitgehend den Benzinbedarf Sachsen-Anhalts, Sachsens und Thüringens. Etwa 1.300 Tankstellen im Einzugsbereich der Raffinerie erhalten ihren Nachschub aus Leuna. Neben Benzin und Diesel produziert die von der französischen Total betriebenen Raffinerie Heizöl, Flüssiggas, Rohbenzin, Flugkraftstoffe, Bitumen, Methanol. Täglich werden dort durchschnittlich 30.000 Tonnen Rohöl vorwiegend aus Russland verarbeitet. Die Anlieferung erfolgt ebenfalls über die Druschba-Pipeline. Nur einen geringen Teil des Rohöls bezieht der Raffineriestandort laut en2x aus alternativen Quellen. So ist auch die Leuna Raffinerie vom russischen Öl abhängig.
Rohöl ist nicht gleich Rohlöl
Rohöle unterscheiden sich in ihren Eigenschaften. Durch bestimmte Mischungen können sie leichter oder weniger schwefelhaltig gemacht werden, erklärt Andreas Goldthau vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam. Damit die Raffinerien in Leuna und Schwedt andere Rohölsorten als das russische Urals verarbeiten könnten, müssten die Anlagen umgestellt werden, sagt Goldthau. Das dauere mindestens mehrere Monate und sei so teuer, dass es die langfristige Wirtschaftlichkeit einer Raffinerie stark beeinflusse.
Ein weiteres Problem: der Zugang der beiden Raffinerien zum Rohöl. Von dem russischen Importrohöl gelangen zwei Drittel über die Druschba-Erdölleitung nach Ostdeutschland. Fällt dieser Transportweg weg, könnten die Raffinerien zwar ersatzweise auf dem Seeweg über Rostock sowie Danzig in Polen versorgt werden und von dort aus per Pipeline. So wurde das Öl beispielsweise 2019 transportiert, als die Lieferungen durch die Druschba wegen verunreinigten Öls unterbrochen waren. Jedoch lassen sich die Raffinerien dann nur bei verringerter Kapazität betreiben, warnt der en2x-Verband. Die Folge: ein geringerer Output an Kraftstoffen, Heizöl und anderen Ölprodukten.
Bei dem restlichen Drittel des russischen Importrohöl scheint ein Ersatz dagegen schon eher möglich. Raffinerien im Westen und Süden Deutschlands erhalten das russische Rohöl über den Seeweg, etwa über Rotterdam, und weiter über Pipeline. "Bei diesem Drittel ist eine Umstellung auf Ölimporte aus anderen Ländern zwar möglich, doch nimmt dies einige Zeit in Anspruch", sagt der Verband en2x.
In Ostdeutschland müssten Werke wohl abgeschaltet werden
Insgesamt kamen in den vergangenen Jahren rund ein Drittel des in Deutschland verarbeiteten Rohöls aus der Russischen Förderation. Auch knapp ein Drittel des Diesels importiert Deutschland aus Russland. Dass die deutsche Mineralölwirtschaft von beidem bereits weniger importiert als vor dem Ukraine-Krieg, macht sich schon jetzt an den hohen Diesel- und Heizölpreisen bemerkbar.
"Ostdeutschland müsste grobe Einschränkungen erleiden, wenn man Russland beim Öl sanktionieren würde", sagt ein großer Mineralölhändler, der nicht genannt werden möchte. Diese gingen über ein Fahrverbot am Sonntag oder Ähnliches hinaus. So müssten Industriezweige lahmgelegt werden, um die sichere Infrastruktur am Laufen zu halten.
Neben Leuna und Seefeld könnten auch andere Raffineriestandorte von schärferen Sanktionen getroffen werden. Der Grund: Rosneft ist einer der größten Mineralölverarbeiter in Deutschland. Der Konzern, dessen Chef Igor Setchin, ein langjähriger Wegbegleiter Putins, ist, betreibt nicht nur mehrheitlich die Schwedter PCK Raffinerie, sondern kontrolliert auch 24 Prozent der Miro in Karlsruhe und 28,57 Prozent der Bayernoil im bayrischen Vohburg und Neustadt a. d. Donau. Eine Sanktionierung Rosnefts könnte daher auch die Operationsfähigkeit dieser Raffinerien gefährden. Auch dafür müsste der Staat eine Lösung finden.
Zitat von Gast am 18. März 2022, 11:45 UhrDeutschlands drittgrößtes Kraftwerk vor dem Aus
Infolge eines Streit um die Wasserentnahme am Tagebau Jänschwalde befürchtet der Tagebaubetreiber Leag gravierende Folgen für die Energieversorgung in der Region. In der Grube dürfe nur noch bis zum 14. Mai Braunkohle gefördert werden, teilte das Unternehmen am Donnerstagabend mit und berief sich auf einen Beschluss des Verwaltungsgericht Cottbus.Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Grüne Liga hatten eine „drastische“ Wasserentnahme in der Grube kritisiert und waren mit einem Eilantrag gerichtlich gegen den Braunkohletagebau vorgegangen, um den Hauptbetriebsplan des Tagebaus außer Vollzug zu setzen.
Diesem Antrag sei das Verwaltungsgericht gefolgt, sagte Anwalt Dirk Teßmer, der die Umweltverbände rechtlich vertritt. „Der Tagebau verfügt nicht über die wasserrechtliche Erlaubnis, die er braucht, um das Grundwasser abzufördern“, so Teßmer. Vom Gericht war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Das Unternehmen kündigte an, den Gerichtsbeschluss genau prüfen zu wollen und gegebenenfalls Beschwerde gegen die Entscheidung einzulegen.
„Wir bedauern diese Gerichtsentscheidung zum Tagebau Jänschwalde, die aus unserer Sicht weitreichende Folgen sowohl für die aktuell bereits vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs infrage gestellte Versorgungssicherheit mit Strom und Wärme hat als auch gravierende Auswirkungen für die Natur und die Strukturentwicklung in der Region um den Tagebau mit sich bringt“, teilte Leag-Bergbauvorstand Phillipp Nellessen mit. Angesichts der aktuell angespannten Situation auf den Energiemärkten mit weiterhin steigenden Energiepreisen sei es sehr kritisch, die Kohleförderung in Jänschwalde zu stoppen.Die Umweltschützer hatten nach eigenen Angaben festgestellt, dass der Tagebaubetreiber Leag in dem Tagebau seit Jahren viel mehr Grundwasser abpumpt, als wasserrechtlich zulässig ist. Ein Hauptbetriebsplan dürfe nur zugelassen und umgesetzt werden, wenn er über sämtliche Erlaubnisse verfüge. Die Erlaubnis für die Entnahme von so viel Wasser gebe es nicht, so die Umweltverbände. Sie hatten angeführt, dass die wasserrechtliche Erlaubnis beispielsweise für das Jahr 2020 die Entnahme von 42 Millionen Kubikmetern gestatte. Tatsächlich habe die Leag jedoch 114,06 Millionen Kubikmeter abgepumpt – fast das Dreifache.Ohne Grundwasserabsenkung kann ein Tagebau nicht geführt werden. Das Grundwasser wird dazu gehoben und abgeleitet. Das bedeutet, dass sich auch im Tagebauumfeld das Grundwasser absenkt. Nördlich des Tagebaus Jänschwalde befinden sich Naturschutzgebiete, darunter Feuchtwiesen und das Calpenzmoor.
Deutschlands drittgrößtes Kraftwerk vor dem Aus
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Grüne Liga hatten eine „drastische“ Wasserentnahme in der Grube kritisiert und waren mit einem Eilantrag gerichtlich gegen den Braunkohletagebau vorgegangen, um den Hauptbetriebsplan des Tagebaus außer Vollzug zu setzen.
Diesem Antrag sei das Verwaltungsgericht gefolgt, sagte Anwalt Dirk Teßmer, der die Umweltverbände rechtlich vertritt. „Der Tagebau verfügt nicht über die wasserrechtliche Erlaubnis, die er braucht, um das Grundwasser abzufördern“, so Teßmer. Vom Gericht war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Das Unternehmen kündigte an, den Gerichtsbeschluss genau prüfen zu wollen und gegebenenfalls Beschwerde gegen die Entscheidung einzulegen.
Ohne Grundwasserabsenkung kann ein Tagebau nicht geführt werden. Das Grundwasser wird dazu gehoben und abgeleitet. Das bedeutet, dass sich auch im Tagebauumfeld das Grundwasser absenkt. Nördlich des Tagebaus Jänschwalde befinden sich Naturschutzgebiete, darunter Feuchtwiesen und das Calpenzmoor.
Zitat von Gast am 18. März 2022, 11:52 UhrKohle löst Windkraft als wichtigste deutsche Stromquelle ab
Der in Deutschland ins Netz eingespeiste Strom ist 2021 mehrheitlich aus konventionellen Energieträgern gekommen. Ungünstige Wetterbedingungen sorgten dafür, dass Kohle die Windkraft als wichtigsten Energieträger ablöste, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.
Die Stromerzeugung aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Atomenergie stieg demnach zum Vorjahr um 11,7 Prozent und machte 57,6 Prozent an der gesamten Stromerzeugung aus. Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien sank um 7,6 Prozent und kam auf gut 42 Prozent.
Dabei war Kohle der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung: Mit einem Plus von fast einem Viertel verbuchte der klimaschädliche Strom aus Kohlekraftwerken den höchsten Anstieg gemessen am Vorjahr. Der Anteil von Kohlestrom an der eingespeisten Strommenge betrug damit gut 30 Prozent – nach 24,8 Prozent im Vorjahr. Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 Prozent aus der als besonders klimaschädlich geltenden Braunkohle, wie die Statistiker mitteilten. Deutschland will bis spätestens 2038 und idealerweise schon bis 2030 aus der Stromproduktion mit Kohle aussteigen, wie es im Koalitionsvertrag heißt.
Zu 22 Prozent kam der Strom aus Windkraft
Windräder an Land und auf See steuerten weniger Strom bei, weil es im Frühjahr 2021 weniger windig war als im Jahr zuvor. Strom aus Windkraft hatte dadurch einen Anteil von 21,5 Prozent. 2020 war sie mit 25,2 Prozent erstmals der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung.
Die Einspeisung aus Photovoltaik sank leicht. Deutlich weniger Strom kam auch aus Erdgas (12,6 Prozent), da die Preise für den Energieträger im zweiten Halbjahr deutlich anzogen. Ebenso hoch war der Anteil von Strom aus den verbliebenen Atomkraftwerken.Der Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer sieht keine Chance für Deutschland, sich vollständig selbst mit Energie zu versorgen. „Ich warne davor: Die Lösung ist nicht Energie-Autarkie“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Grüner Wasserstoff, grünes Gas, das ist aus meiner Sicht ‚the way to go‘“, sagte Edenhofer. Zur Einfuhr sei Deutschland auf Kooperationen mit anderen Ländern angewiesen.
Grüner Wasserstoff wird unter Einsatz erneuerbarer Energien mittels Elektrolyse gewonnen und kann fossile Brennstoffe ersetzen, etwa für Treibstoff, oder um Kohle in der Stahlindustrie zu ersetzen. Die Bundesregierung investiert in grünen Wasserstoff. Als grünes Gas wird auch Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen bezeichnet.
Lasst endlich den Quatsch mit dem Kraftwerke abstellen und neuen Windräder bauen.
Wie viele Windräder stehen jetzt schon ohne Betrieb in der Landschaft herum???
Kohle löst Windkraft als wichtigste deutsche Stromquelle ab
Der in Deutschland ins Netz eingespeiste Strom ist 2021 mehrheitlich aus konventionellen Energieträgern gekommen. Ungünstige Wetterbedingungen sorgten dafür, dass Kohle die Windkraft als wichtigsten Energieträger ablöste, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.
Die Stromerzeugung aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Atomenergie stieg demnach zum Vorjahr um 11,7 Prozent und machte 57,6 Prozent an der gesamten Stromerzeugung aus. Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien sank um 7,6 Prozent und kam auf gut 42 Prozent.
Dabei war Kohle der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung: Mit einem Plus von fast einem Viertel verbuchte der klimaschädliche Strom aus Kohlekraftwerken den höchsten Anstieg gemessen am Vorjahr. Der Anteil von Kohlestrom an der eingespeisten Strommenge betrug damit gut 30 Prozent – nach 24,8 Prozent im Vorjahr. Der Kohlestrom in Deutschland stammt zu rund 60 Prozent aus der als besonders klimaschädlich geltenden Braunkohle, wie die Statistiker mitteilten. Deutschland will bis spätestens 2038 und idealerweise schon bis 2030 aus der Stromproduktion mit Kohle aussteigen, wie es im Koalitionsvertrag heißt.
Zu 22 Prozent kam der Strom aus Windkraft
Windräder an Land und auf See steuerten weniger Strom bei, weil es im Frühjahr 2021 weniger windig war als im Jahr zuvor. Strom aus Windkraft hatte dadurch einen Anteil von 21,5 Prozent. 2020 war sie mit 25,2 Prozent erstmals der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung.
Der Klima-Ökonom Ottmar Edenhofer sieht keine Chance für Deutschland, sich vollständig selbst mit Energie zu versorgen. „Ich warne davor: Die Lösung ist nicht Energie-Autarkie“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. „Grüner Wasserstoff, grünes Gas, das ist aus meiner Sicht ‚the way to go‘“, sagte Edenhofer. Zur Einfuhr sei Deutschland auf Kooperationen mit anderen Ländern angewiesen.
Grüner Wasserstoff wird unter Einsatz erneuerbarer Energien mittels Elektrolyse gewonnen und kann fossile Brennstoffe ersetzen, etwa für Treibstoff, oder um Kohle in der Stahlindustrie zu ersetzen. Die Bundesregierung investiert in grünen Wasserstoff. Als grünes Gas wird auch Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen bezeichnet.
Lasst endlich den Quatsch mit dem Kraftwerke abstellen und neuen Windräder bauen.
Wie viele Windräder stehen jetzt schon ohne Betrieb in der Landschaft herum???
Zitat von Gast am 18. März 2022, 12:04 UhrUkraine-Krieg: Gas aus Spanien soll Nordeuropa helfen – doch es fehlt eine Pipeline
Spanische Häfen haben die größte Kapazität für Regasifizierung von Flüssiggas in Europa. Noch fehlt eine Pipeline. Madrid will sie bauen, Brüssel soll bezahlen. Beim Versuch, unabhängiger von russischen Gas- und Öllieferungen zu werden, rückt Spanien als Teil der Lösung in den Fokus. Das Land ist über zwei Pipelines mit dem Gaslieferanten Algerien verbunden und besitzt zudem die größte Kapazität in Europa, um Flüssiggas wieder zu regasifizieren. Beim Regasifizieren wird das verflüssigte Erdgas (LNG) in den gasförmigen Zustand überführt.Sechs der insgesamt 24 Anlagen, die dafür in Europa existieren, stehen in spanischen Häfen und machen ein Drittel der europäischen Kapazitäten aus. Die Anlagen sind nötig, um Schiffslieferungen von Flüssiggas nutzen zu können. Deutschland, das über Pipelines mehr Gas aus Russland bezieht als jedes andere EU-Land, hat keinen einzigen Regasifizierungs-Terminal.Der Vergleich zeige „Potenziale für die Zusammenarbeit“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), als er in der vergangenen Woche die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño in Madrid traf. „Darüber haben wir sehr intensiv gesprochen.“ Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe das Thema bei seinem Antrittsbesuch Mitte Januar in Madrid mit dem spanischen Premier Pedro Sánchez besprochen.
Was allerdings fehlt, ist eine Pipeline, durch die das Gas aus Spanien nach Nordeuropa gelangt. Bislang gibt es zwei kleinere Leitungen vom Baskenland und von Navarra nach Frankreich mit einer Kapazität von zusammen sieben Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Zum Vergleich: Allein die Pipeline Nord Stream 1 aus Russland hat bereits 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland transportiert.
Doch es gibt ein Projekt namens Midcat, das vor Jahren schon aufgesetzt wurde, um Europas Unabhängigkeit von russischem Gas zu erhöhen. Dabei handelt es sich um eine Pipeline mit einer Kapazität von 7,5 Milliarden Kubikmetern von Katalonien durch die Pyrenäen nach Frankreich.
Die ersten 80 Kilometer auf spanischem Boden wurden bereits gebaut. Doch 2019 entschieden spanische und französische Regulierer, dass die Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro in keinem guten Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen würden. Midcat wurde daher eingestellt.
Der Ukrainekrieg hat diese Nutzenberechnung radikal verändert. Inzwischen haben nicht nur Scholz und Lindner in Madrid für die Vollendung von Midcat antichambriert. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekräftigte Anfang März bei ihrem Besuch in der spanischen Hauptstadt, es sei nötig, an den Verbindungen zwischen der iberischen Halbinsel und dem Rest Europas zu arbeiten.
EU befürwortet Bau einer neuen Pipeline nach Frankreich
Sowohl in Madrid als auch in Portugal, das mit Spaniens Gasnetz verbunden ist, ist man dafür offen. Premier Sánchez sieht in der Pipeline die Gelegenheit, Spanien zur Drehscheibe für die Gasversorgung Europas zu machen. Zahlen soll dafür die EU.
Weder Berlin noch Brüssel haben Einwände. Die neue Pipeline soll nicht nur Gas, sondern auch grünen Wasserstoff transportieren können und damit langfristig Dienste leisten. Sánchez hat auch bei erneuerbaren Energien ehrgeizige Ziele: Er will Spanien zu einem der größten Hersteller von grünem Wasserstoff in Europa machen. Eine Pipeline kommt ihm dafür gerade recht.
Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail. Branchenexperten gehen davon aus, dass der Bau der Pipeline drei bis fünf Jahre dauert. Eine schnelle Lösung für die Versorgungsengpässe bietet sie damit nicht.
Franzosen bleiben zurückhaltend
Zudem zeigen sich die Franzosen bisher weniger enthusiastisch. „Das sind interessante Verbindungen, aber auch sehr teure“, sagte der französische Botschafter in Spanien, Jean-Michel Casa, in einem Interview mit der Zeitung „La Vanguardia“. „Über diesen Aspekt muss man auch reden.“
Frankreich hat das Projekt offenbar immer schon eher skeptisch gesehen, weil es mit erheblichen Investitionen in das südfranzösische Gasnetz verbunden ist und es bereits Proteste von Umweltverbänden gegen den Bau gab.>> Lesen Sie auch: EU-Kolumne: Zeitenwende in Europa – Nun rächen sich Deutschlands Naivität und Überheblichkeit
Sollte Spanien dem Rest Europas helfen, müsste man die ursprünglich geplante Kapazität der Pipeline erweitern, fordert Diego Rodríguez, Energieexperte von der Complutense Universität in Madrid. „7,5 Milliarden Kubikmeter helfen nicht viel“, sagt er.
Eine Erweiterung aber würde bedeuten, dass ein neues Projekt entworfen werden muss – was nicht nur länger dauert, sondern auch die Kosten von rund drei Milliarden Euro für den ursprünglichen Plan in die Höhe treiben würde.
Langfristig soll die Pipeline grünen Wasserstoff transportieren
Das größte Problem sieht er indes in dem geplanten Transport von grünem Wasserstoff. „Keiner weiß, wie eine solche Wasserstoffpipeline für große Strecken aussehen soll, da es sie bislang noch nirgendwo gibt“, sagt der Energieexperte.
Die EU experimentiere gerade erst mit dem sogenannten Blending, bei dem ein geringer Prozentsatz Wasserstoff dem Gas beim Transport beigemischt wird. „Die Entwicklung einer Pipeline, die auch für reinen Wasserstoff geeignet ist, wird das Projekt weiter verzögern“, so Rodríguez.
Auch bei den Gaslieferungen aus Algerien nach Spanien gibt es derzeit Probleme. 37 Prozent und damit der größte Teil der Gasimporte bezog Spanien im vergangenen Jahr via Pipeline aus dem nordafrikanischen Land. Flüssiggaslieferungen aus den USA machten 14 Prozent aus und standen an zweiter Stelle. Aus Russland kamen nur neun Prozent.
Auch in Algerien behindern politische Spannungen den Gastransport
Allerdings ist derzeit nur noch eine der beiden Gasleitungen zwischen Algerien und Spanien in Betrieb: Medgaz. Sie verläuft direkt unter dem Mittelmeer bis in die spanische Hafenstadt Almería. Ihre Kapazität wurde jüngst von acht auf zehn Milliarden Kubikmeter Gas aufgestockt, um den Ausfall der zweiten Pipeline etwas zu kompensieren: Maghreb-Europa-Gas (MEG). Diese Leitung läuft von Algerien durch Marokko und die Meerenge von Gibraltar nach Spanien.
Mit Marokko aber streitet Algerien über die Westsahara. Damit Marokko nicht mehr von den Durchleitungsgebühren für algerisches Gas profitiert, hat Algier die Pipeline mit einer Kapazität von zwölf Milliarden Kubikmetern im vergangenen Herbst geschlossen. Madrid hat deshalb sogar schon auf LNG-Lieferungen aus Algerien zurückgegriffen, um seinen eigenen Bedarf zu decken.
Wenig hilfreich ist zudem, dass Algier historisch Moskau nahesteht. Allerdings dürfte sich das Land einem guten Deal mit Europa wohl kaum verschließen: Neben den Leitungen nach Spanien verläuft eine weitere von Algerien nach Italien.
Algerische Förderanlagen sind zum Teil veraltet
Der spanische Ministerpräsident Sánchez hat bereits in Algerien angefragt, ob man die Lieferungen künftig auch aufstocken könne. Experten gehen allerdings davon aus, dass das nicht so einfach ist. Viele der algerischen Förderanlagen sind veraltet und müssten zunächst erneuert werden. Versuche, in Algerien via Fracking Gas aus Schiefergestein zu fördern, wurden nach heftigen Protesten der Einwohner 2015 und 2020 wieder eingestellt.
Bleiben also zunächst vor allem LNG-Lieferungen nach Spanien zum Weitertransport Richtung Norden. Besonders umweltfreundlich sind die zwar nicht: 65 Prozent des in den USA geförderten Öls und Gases stammt aus Fracking – einer Fördermethode mit Chemikalien, die die Umwelt stark belastet. Doch Europa kann in der aktuellen Lage wohl nicht wählerisch sein.
Ukraine-Krieg: Gas aus Spanien soll Nordeuropa helfen – doch es fehlt eine Pipeline
Der Vergleich zeige „Potenziale für die Zusammenarbeit“, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), als er in der vergangenen Woche die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño in Madrid traf. „Darüber haben wir sehr intensiv gesprochen.“ Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe das Thema bei seinem Antrittsbesuch Mitte Januar in Madrid mit dem spanischen Premier Pedro Sánchez besprochen.
Was allerdings fehlt, ist eine Pipeline, durch die das Gas aus Spanien nach Nordeuropa gelangt. Bislang gibt es zwei kleinere Leitungen vom Baskenland und von Navarra nach Frankreich mit einer Kapazität von zusammen sieben Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Zum Vergleich: Allein die Pipeline Nord Stream 1 aus Russland hat bereits 55 Milliarden Kubikmeter Gas von Russland nach Deutschland transportiert.
Doch es gibt ein Projekt namens Midcat, das vor Jahren schon aufgesetzt wurde, um Europas Unabhängigkeit von russischem Gas zu erhöhen. Dabei handelt es sich um eine Pipeline mit einer Kapazität von 7,5 Milliarden Kubikmetern von Katalonien durch die Pyrenäen nach Frankreich.
Die ersten 80 Kilometer auf spanischem Boden wurden bereits gebaut. Doch 2019 entschieden spanische und französische Regulierer, dass die Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro in keinem guten Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen würden. Midcat wurde daher eingestellt.
Der Ukrainekrieg hat diese Nutzenberechnung radikal verändert. Inzwischen haben nicht nur Scholz und Lindner in Madrid für die Vollendung von Midcat antichambriert. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekräftigte Anfang März bei ihrem Besuch in der spanischen Hauptstadt, es sei nötig, an den Verbindungen zwischen der iberischen Halbinsel und dem Rest Europas zu arbeiten.
EU befürwortet Bau einer neuen Pipeline nach Frankreich
Sowohl in Madrid als auch in Portugal, das mit Spaniens Gasnetz verbunden ist, ist man dafür offen. Premier Sánchez sieht in der Pipeline die Gelegenheit, Spanien zur Drehscheibe für die Gasversorgung Europas zu machen. Zahlen soll dafür die EU.
Weder Berlin noch Brüssel haben Einwände. Die neue Pipeline soll nicht nur Gas, sondern auch grünen Wasserstoff transportieren können und damit langfristig Dienste leisten. Sánchez hat auch bei erneuerbaren Energien ehrgeizige Ziele: Er will Spanien zu einem der größten Hersteller von grünem Wasserstoff in Europa machen. Eine Pipeline kommt ihm dafür gerade recht.
Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail. Branchenexperten gehen davon aus, dass der Bau der Pipeline drei bis fünf Jahre dauert. Eine schnelle Lösung für die Versorgungsengpässe bietet sie damit nicht.
Franzosen bleiben zurückhaltend
Zudem zeigen sich die Franzosen bisher weniger enthusiastisch. „Das sind interessante Verbindungen, aber auch sehr teure“, sagte der französische Botschafter in Spanien, Jean-Michel Casa, in einem Interview mit der Zeitung „La Vanguardia“. „Über diesen Aspekt muss man auch reden.“
>> Lesen Sie auch: EU-Kolumne: Zeitenwende in Europa – Nun rächen sich Deutschlands Naivität und Überheblichkeit
Sollte Spanien dem Rest Europas helfen, müsste man die ursprünglich geplante Kapazität der Pipeline erweitern, fordert Diego Rodríguez, Energieexperte von der Complutense Universität in Madrid. „7,5 Milliarden Kubikmeter helfen nicht viel“, sagt er.
Eine Erweiterung aber würde bedeuten, dass ein neues Projekt entworfen werden muss – was nicht nur länger dauert, sondern auch die Kosten von rund drei Milliarden Euro für den ursprünglichen Plan in die Höhe treiben würde.
Langfristig soll die Pipeline grünen Wasserstoff transportieren
Das größte Problem sieht er indes in dem geplanten Transport von grünem Wasserstoff. „Keiner weiß, wie eine solche Wasserstoffpipeline für große Strecken aussehen soll, da es sie bislang noch nirgendwo gibt“, sagt der Energieexperte.
Die EU experimentiere gerade erst mit dem sogenannten Blending, bei dem ein geringer Prozentsatz Wasserstoff dem Gas beim Transport beigemischt wird. „Die Entwicklung einer Pipeline, die auch für reinen Wasserstoff geeignet ist, wird das Projekt weiter verzögern“, so Rodríguez.
Auch bei den Gaslieferungen aus Algerien nach Spanien gibt es derzeit Probleme. 37 Prozent und damit der größte Teil der Gasimporte bezog Spanien im vergangenen Jahr via Pipeline aus dem nordafrikanischen Land. Flüssiggaslieferungen aus den USA machten 14 Prozent aus und standen an zweiter Stelle. Aus Russland kamen nur neun Prozent.
Auch in Algerien behindern politische Spannungen den Gastransport
Allerdings ist derzeit nur noch eine der beiden Gasleitungen zwischen Algerien und Spanien in Betrieb: Medgaz. Sie verläuft direkt unter dem Mittelmeer bis in die spanische Hafenstadt Almería. Ihre Kapazität wurde jüngst von acht auf zehn Milliarden Kubikmeter Gas aufgestockt, um den Ausfall der zweiten Pipeline etwas zu kompensieren: Maghreb-Europa-Gas (MEG). Diese Leitung läuft von Algerien durch Marokko und die Meerenge von Gibraltar nach Spanien.
Mit Marokko aber streitet Algerien über die Westsahara. Damit Marokko nicht mehr von den Durchleitungsgebühren für algerisches Gas profitiert, hat Algier die Pipeline mit einer Kapazität von zwölf Milliarden Kubikmetern im vergangenen Herbst geschlossen. Madrid hat deshalb sogar schon auf LNG-Lieferungen aus Algerien zurückgegriffen, um seinen eigenen Bedarf zu decken.
Wenig hilfreich ist zudem, dass Algier historisch Moskau nahesteht. Allerdings dürfte sich das Land einem guten Deal mit Europa wohl kaum verschließen: Neben den Leitungen nach Spanien verläuft eine weitere von Algerien nach Italien.
Algerische Förderanlagen sind zum Teil veraltet
Der spanische Ministerpräsident Sánchez hat bereits in Algerien angefragt, ob man die Lieferungen künftig auch aufstocken könne. Experten gehen allerdings davon aus, dass das nicht so einfach ist. Viele der algerischen Förderanlagen sind veraltet und müssten zunächst erneuert werden. Versuche, in Algerien via Fracking Gas aus Schiefergestein zu fördern, wurden nach heftigen Protesten der Einwohner 2015 und 2020 wieder eingestellt.
Bleiben also zunächst vor allem LNG-Lieferungen nach Spanien zum Weitertransport Richtung Norden. Besonders umweltfreundlich sind die zwar nicht: 65 Prozent des in den USA geförderten Öls und Gases stammt aus Fracking – einer Fördermethode mit Chemikalien, die die Umwelt stark belastet. Doch Europa kann in der aktuellen Lage wohl nicht wählerisch sein.
Zitat von Gast am 23. März 2022, 08:36 UhrÖlpreis steigt - EU und US-Bundesstaaten senken Benzinsteuer
Investing.com -- Der Ölpreis hat am Dienstag weiter zugelegt, wenn auch in einem langsameren Tempo als in den Tagen zuvor. Hintergrund sind Anzeichen dafür, dass die westlichen Staaten zunehmend drastische Maßnahmen ergreifen, um den durch die Sanktionen gegen Moskau künstlich verknappten Ölmarkt zu stützen.Gegen 14.25 Uhr kostete ein Fass der US-Sorte WTI mit 110,06 Dollar 0,1% mehr als am Vortag, während ein Fass der Nordseesorte Brent um 0,5% auf 116,14 Dollar stieg. Damit befinden sich die Rohölnotierungen zwar immer noch rund 16 Dollar unter ihrem Höchststand von vor zwei Wochen, doch befinden sie sich seit einer Woche in einem stabilen Aufwärtstrend, da die Hoffnungen auf eine rasche Friedenslösung in der Ukraine nachgelassen haben.Die US-Bundesstaaten Maryland und Georgia haben bereits eine einmonatige Aussetzung der staatlichen Benzinsteuern beschlossen, während die Gesetzgeber in New York, Illinois, Massachusetts, Michigan, Minnesota, Tennessee und Maine ähnliche Maßnahmen in Betracht ziehen. Für die Gasoline RBOB Futures ging es um 0,2 % auf 3,3796 Dollar pro Gallone nach oben.
Jenseits des Atlantiks bereiten die Regierungen in Europa ebenfalls vorübergehende Senkungen der Kraftstoffsteuern vor, die in der Regel um ein Vielfaches höher sind als in den USA. Italien und Frankreich haben bereits entsprechende Maßnahmen angekündigt. In Großbritannien werden ähnliche Schritte erwartet. Entsprechendes dürfte der Chef des Finanzministeriums, Rishi Sunak, bei der Vorstellung der Haushaltspläne ankündigen.
Angesichts der Aussicht, dass die EU ihre Sanktionen gegen Russland auch auf Energiekäufe ausdehnen wird, korrigieren Analysten ihre Preisprognosen nach oben. Bisher hatte die EU den Bezug von russischem Öl und Gas von ihren Sanktionen ausgenommen, da sie kurzfristig keine alternativen Lieferanten finden konnte.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky hat jedoch in einer Reihe eindringlicher Videoansprachen vor europäischen und US-amerikanischen Regierungsvertretern erklärt, dass Russland so seinen Krieg in der Ukraine weiter finanzieren kann - eine Botschaft, die nun anscheinend langsam ankommt. Nach Angaben von Diplomaten, die vom Wall Street Journal zitiert wurden, will die EU auf ihrem Gipfeltreffen am Donnerstag über ein Verbot des Kaufs von russischem Öl beraten. Ein Verbot des Gasbezugs geht jedoch für Deutschland und andere noch einen Schritt zu weit.
Francisco Blanch, Leiter des Bereichs Global Commodities and Derivatives Research bei der Bank of America (NYSE:BAC), sagte am Montag gegenüber Bloomberg TV, er sehe jetzt einen Höchststand von 150 Dollar je Barrel im Sommer, mit einem Durchschnittspreis von 110 Dollar für das Jahr.
"Die Ukraine-Krise hat die gesamte Erwartung um mindestens 25 bis 30 Dollar pro Barrel nach oben geschraubt", sagte Blanch, der zuvor mit einem Höchstpreis von 120 Dollar pro Barrel gerechnet hatte.
Torbjorn Tornqvist, Geschäftsführer des mit Russland vernetzten Handelshauses Gunvor, äußerte sich auf einer Veranstaltung der FT dahingehend, dass russische Raffinerien bereits ihre Diesellieferungen aufgrund der "Selbstsanktionierung" durch westliche Abnehmer einschränken und damit den Weltmarkt verknappen. Dies werde auch Auswirkungen auf die Rohölmärkte haben.
"Was bedeutet das? Dass mehr Rohöl anstelle der Produkte exportiert werden muss, was unserer Meinung nach nicht möglich ist und zu einer Drosselung der russischen Produktion führen wird", zitierte die Finanzzeitung Tornqvist.
Ölpreis steigt - EU und US-Bundesstaaten senken Benzinsteuer
Die US-Bundesstaaten Maryland und Georgia haben bereits eine einmonatige Aussetzung der staatlichen Benzinsteuern beschlossen, während die Gesetzgeber in New York, Illinois, Massachusetts, Michigan, Minnesota, Tennessee und Maine ähnliche Maßnahmen in Betracht ziehen. Für die Gasoline RBOB Futures ging es um 0,2 % auf 3,3796 Dollar pro Gallone nach oben.
Jenseits des Atlantiks bereiten die Regierungen in Europa ebenfalls vorübergehende Senkungen der Kraftstoffsteuern vor, die in der Regel um ein Vielfaches höher sind als in den USA. Italien und Frankreich haben bereits entsprechende Maßnahmen angekündigt. In Großbritannien werden ähnliche Schritte erwartet. Entsprechendes dürfte der Chef des Finanzministeriums, Rishi Sunak, bei der Vorstellung der Haushaltspläne ankündigen.
Angesichts der Aussicht, dass die EU ihre Sanktionen gegen Russland auch auf Energiekäufe ausdehnen wird, korrigieren Analysten ihre Preisprognosen nach oben. Bisher hatte die EU den Bezug von russischem Öl und Gas von ihren Sanktionen ausgenommen, da sie kurzfristig keine alternativen Lieferanten finden konnte.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky hat jedoch in einer Reihe eindringlicher Videoansprachen vor europäischen und US-amerikanischen Regierungsvertretern erklärt, dass Russland so seinen Krieg in der Ukraine weiter finanzieren kann - eine Botschaft, die nun anscheinend langsam ankommt. Nach Angaben von Diplomaten, die vom Wall Street Journal zitiert wurden, will die EU auf ihrem Gipfeltreffen am Donnerstag über ein Verbot des Kaufs von russischem Öl beraten. Ein Verbot des Gasbezugs geht jedoch für Deutschland und andere noch einen Schritt zu weit.
Francisco Blanch, Leiter des Bereichs Global Commodities and Derivatives Research bei der Bank of America (NYSE:BAC), sagte am Montag gegenüber Bloomberg TV, er sehe jetzt einen Höchststand von 150 Dollar je Barrel im Sommer, mit einem Durchschnittspreis von 110 Dollar für das Jahr.
"Die Ukraine-Krise hat die gesamte Erwartung um mindestens 25 bis 30 Dollar pro Barrel nach oben geschraubt", sagte Blanch, der zuvor mit einem Höchstpreis von 120 Dollar pro Barrel gerechnet hatte.
Torbjorn Tornqvist, Geschäftsführer des mit Russland vernetzten Handelshauses Gunvor, äußerte sich auf einer Veranstaltung der FT dahingehend, dass russische Raffinerien bereits ihre Diesellieferungen aufgrund der "Selbstsanktionierung" durch westliche Abnehmer einschränken und damit den Weltmarkt verknappen. Dies werde auch Auswirkungen auf die Rohölmärkte haben.
"Was bedeutet das? Dass mehr Rohöl anstelle der Produkte exportiert werden muss, was unserer Meinung nach nicht möglich ist und zu einer Drosselung der russischen Produktion führen wird", zitierte die Finanzzeitung Tornqvist.
Zitat von Gast am 28. März 2022, 12:57 UhrMit diesen drei Spezialschiffen soll Deutschland vom russischen Gas loskommen
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine steht die Gasversorgungssicherheit Deutschlands auf der Kippe. Auch das moralische Dilemma stellt die Bundesregierung vor eine echte Herausforderung. Schließlich können wirtschaftliche Sanktionen nur begrenzt viel erreichen, wenn durch das deutsche Energie-Verlangen immer noch Geld in die Kriegskasse im Kreml fließt. Doch wie schafft es Deutschland aus dieser verhängnisvollen Abhängigkeit?
Die Antwort auf die Frage soll Flüssiggas, sogenanntes Liquified Natural Gas (LNG), sein. LNG ist tiefgekühltes, unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas, das per Tanker in europäische Häfen kommt und als Alternative zu Pipeline-Gas angesehen wird. Bisher bezieht die EU nach Angaben der EU-Kommission knapp die Hälfte ihres herkömmlichen Erdgasbedarfs aus Russland und nur etwa 25 Prozent aus LNG-Importen. Deutschland selbst bezieht bislang sein Gas über Pipelines zu rund 55 Prozent aus Russland. Dem soll bald ein Ende gesetzt werden.
Wie funktionieren die FSRUs?
So soll sich mit schwimmenden Flüssiggasterminals, auch bekannt als sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU), das Blatt nun wenden. Laut Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) könnte der Import von Flüssigerdgas in Wilhelmshaven über FSRUs noch vor dem Winter 2023 gelingen. Weitere Standorte sind laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Gespräch. „Die Bundesregierung prüft derzeit mögliche Standorte an der Nord- und Ostsee, in denen diese kurzfristig – teilweise schon für den Winter 2022/23 – zum Einsatz kommen können“, schrieb das Ministerium. Drei schwimmende Flüssiggasterminals haben Habecks Beamte über die Energiekonzerne RWE und Uniper schon „optioniert“.
Um zu verstehen, wie die schwimmenden LNG-Schiffe funktionieren, muss man zuerst LNG genauer unter die Lupe nehmen. Das Erdgas, das aus einer Mischung von Methan, Kohlenwasserstoffen, Stickstoff, Kohlenstoffdioxid, Wasser und toxischen Bestandteilen wie Schwefelverbindungen besteht, wird in einem ersten Schritt in eine Verflüssigungsanlage geleitet. Nachdem unerwünschte Bestandteile entfernt worden sind, liegt der Methangehalt bei 98 Prozent – nicht umsonst gilt es als eines der reinsten Gase der Welt.Das Gas muss in mehreren Schritten heruntergekühlt werden, damit es ganz flüssig wird. Im gekühlten Zustand von -160 Grad Celsius wird es dann – meist durch Schiffe – zum gewünschten Zielort transportiert. Dabei muss es allerdings in seinen ursprünglichen gasförmigen Zustand aufgeheizt werden. Diese Wiedererwärmung muss erfolgen, bevor das Gas in die Speichersysteme an Land gepumpt wird. Der gesamte Prozess des Einfrierens und anschließenden Wiederaufheizens des Kraftstoffs ist normalerweise sehr kostspielig und beansprucht Zeit.
Eine günstigere und schnelle Alternative soll stattdessen eine schwimmende Speichereinheit mit einer Wiederverflüssigungsanlage bieten: Die Floating Storage Regasification Units. Sie fungieren einerseits als LNG-Speicher und andererseits als Regasifizierungsanlagen, die den flüssigen Brennstoff schon vor der Küste wieder in Gas umwandeln können. Konkret bedeutet das, es werden keine LNG-Terminals zur Entladung benötigt, von denen es in Europa derzeit lediglich 37 und in Deutschland keine gibt, sondern es reicht ein Tiefseehafen. Folgende vier Komponenten machen FSRU laut „Marine Insight“ aus:
Tanks: Für die Speicherung des LNG werden entweder Membran- oder kugelförmige Tanks verwendet.
Regasifizierungseinheit: Sie soll das verflüssigte Erdgas (LNG), das bei einer Temperatur von -160 Grad Celsius transportiert wird, wieder in Erdgas umwandeln.
LNG-Entladungsschläuche: Das Schiff, das die LNG-Ladung transportiert, entlädt das Gas entweder mit einem im FSRU befestigten Entladearm oder mit Hilfe von Kälteschläuchen.
Heizmedium: Um das LNG zu verdampfen, wird in der Regel das Meerwasser als Wärmequelle in den Terminals, wo die Schiffe andocken, verwendet. Für das kalte Meerwasser, das nach dem Wärmeaustausch mit LNG abgeleitet wird, müssen strenge Umweltvorschriften eingehalten werden.
Die Spezialschiffe werden entweder neu gebaut oder aus älteren LNG-Tankern umgebaut und sind innerhalb weniger Monate einsatzbereit. Viele solcher Schiffe existieren außerdem schon und müssten nur in die entsprechenden Häfen gebracht werden. Ein großer Vorteil gegenüber landbasierten Importterminals, bei denen der Bau mehrere Jahre in Anspruch nimmt – und deutlich mehr Kosten verursacht. In den vergangenen zehn Jahren kamen diese Schiffe immer wieder zum Einsatz. Die Jahresleistung liegt bei rund fünf Milliarden Kubikmetern Gas pro Schiff. Kein Wunder also, dass das Interesse am Leasing solcher FSRU-Anlagen in Europa angesichts des Kriegs in der Ukraine in die Höhe geschossen ist, wie "Bloomberg" berichtete.
Unabhängigkeit von russischem Gas bis 2024
Habeck zeigt sich mit Blick auf Deutschlands Gasversorgung optimistisch. Die Abhängigkeit von Erdgas liege statt bislang 55 Prozent jetzt nur noch „bei 40 Prozent“. Von den 46 Milliarden Kubikmetern Gas, die Deutschland jährlich von Russland bekommt, ist demnach schon ein guter Teil durch LNG-Lieferungen ersetzt worden. Mit den schwimmenden Terminals könnte Deutschland schon im kommenden Winter 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus anderen Regionen der Welt beziehen.
„Die Unabhängigkeit von russischem Gas kann in einem gemeinsamen Kraftakt bis Sommer 2024 weitgehend erreicht werden“, hieß es vom Wirtschaftsministerium. Eine solche Prognostizierung setzt aber auch den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien voraus. Wenn alles nach Plan läuft, könnte so bereits im Sommer 2024 nur noch zehn Prozent des in Deutschland genutzten Erdgases in Deutschland aus Russland kommen.
Mit diesen drei Spezialschiffen soll Deutschland vom russischen Gas loskommen
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine steht die Gasversorgungssicherheit Deutschlands auf der Kippe. Auch das moralische Dilemma stellt die Bundesregierung vor eine echte Herausforderung. Schließlich können wirtschaftliche Sanktionen nur begrenzt viel erreichen, wenn durch das deutsche Energie-Verlangen immer noch Geld in die Kriegskasse im Kreml fließt. Doch wie schafft es Deutschland aus dieser verhängnisvollen Abhängigkeit?
Die Antwort auf die Frage soll Flüssiggas, sogenanntes Liquified Natural Gas (LNG), sein. LNG ist tiefgekühltes, unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas, das per Tanker in europäische Häfen kommt und als Alternative zu Pipeline-Gas angesehen wird. Bisher bezieht die EU nach Angaben der EU-Kommission knapp die Hälfte ihres herkömmlichen Erdgasbedarfs aus Russland und nur etwa 25 Prozent aus LNG-Importen. Deutschland selbst bezieht bislang sein Gas über Pipelines zu rund 55 Prozent aus Russland. Dem soll bald ein Ende gesetzt werden.
Wie funktionieren die FSRUs?
So soll sich mit schwimmenden Flüssiggasterminals, auch bekannt als sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU), das Blatt nun wenden. Laut Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) könnte der Import von Flüssigerdgas in Wilhelmshaven über FSRUs noch vor dem Winter 2023 gelingen. Weitere Standorte sind laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Gespräch. „Die Bundesregierung prüft derzeit mögliche Standorte an der Nord- und Ostsee, in denen diese kurzfristig – teilweise schon für den Winter 2022/23 – zum Einsatz kommen können“, schrieb das Ministerium. Drei schwimmende Flüssiggasterminals haben Habecks Beamte über die Energiekonzerne RWE und Uniper schon „optioniert“.
Das Gas muss in mehreren Schritten heruntergekühlt werden, damit es ganz flüssig wird. Im gekühlten Zustand von -160 Grad Celsius wird es dann – meist durch Schiffe – zum gewünschten Zielort transportiert. Dabei muss es allerdings in seinen ursprünglichen gasförmigen Zustand aufgeheizt werden. Diese Wiedererwärmung muss erfolgen, bevor das Gas in die Speichersysteme an Land gepumpt wird. Der gesamte Prozess des Einfrierens und anschließenden Wiederaufheizens des Kraftstoffs ist normalerweise sehr kostspielig und beansprucht Zeit.
Eine günstigere und schnelle Alternative soll stattdessen eine schwimmende Speichereinheit mit einer Wiederverflüssigungsanlage bieten: Die Floating Storage Regasification Units. Sie fungieren einerseits als LNG-Speicher und andererseits als Regasifizierungsanlagen, die den flüssigen Brennstoff schon vor der Küste wieder in Gas umwandeln können. Konkret bedeutet das, es werden keine LNG-Terminals zur Entladung benötigt, von denen es in Europa derzeit lediglich 37 und in Deutschland keine gibt, sondern es reicht ein Tiefseehafen. Folgende vier Komponenten machen FSRU laut „Marine Insight“ aus:
Tanks: Für die Speicherung des LNG werden entweder Membran- oder kugelförmige Tanks verwendet.
Regasifizierungseinheit: Sie soll das verflüssigte Erdgas (LNG), das bei einer Temperatur von -160 Grad Celsius transportiert wird, wieder in Erdgas umwandeln.
LNG-Entladungsschläuche: Das Schiff, das die LNG-Ladung transportiert, entlädt das Gas entweder mit einem im FSRU befestigten Entladearm oder mit Hilfe von Kälteschläuchen.
Heizmedium: Um das LNG zu verdampfen, wird in der Regel das Meerwasser als Wärmequelle in den Terminals, wo die Schiffe andocken, verwendet. Für das kalte Meerwasser, das nach dem Wärmeaustausch mit LNG abgeleitet wird, müssen strenge Umweltvorschriften eingehalten werden.
Die Spezialschiffe werden entweder neu gebaut oder aus älteren LNG-Tankern umgebaut und sind innerhalb weniger Monate einsatzbereit. Viele solcher Schiffe existieren außerdem schon und müssten nur in die entsprechenden Häfen gebracht werden. Ein großer Vorteil gegenüber landbasierten Importterminals, bei denen der Bau mehrere Jahre in Anspruch nimmt – und deutlich mehr Kosten verursacht. In den vergangenen zehn Jahren kamen diese Schiffe immer wieder zum Einsatz. Die Jahresleistung liegt bei rund fünf Milliarden Kubikmetern Gas pro Schiff. Kein Wunder also, dass das Interesse am Leasing solcher FSRU-Anlagen in Europa angesichts des Kriegs in der Ukraine in die Höhe geschossen ist, wie "Bloomberg" berichtete.
Unabhängigkeit von russischem Gas bis 2024
Habeck zeigt sich mit Blick auf Deutschlands Gasversorgung optimistisch. Die Abhängigkeit von Erdgas liege statt bislang 55 Prozent jetzt nur noch „bei 40 Prozent“. Von den 46 Milliarden Kubikmetern Gas, die Deutschland jährlich von Russland bekommt, ist demnach schon ein guter Teil durch LNG-Lieferungen ersetzt worden. Mit den schwimmenden Terminals könnte Deutschland schon im kommenden Winter 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus anderen Regionen der Welt beziehen.
„Die Unabhängigkeit von russischem Gas kann in einem gemeinsamen Kraftakt bis Sommer 2024 weitgehend erreicht werden“, hieß es vom Wirtschaftsministerium. Eine solche Prognostizierung setzt aber auch den massiven Ausbau der erneuerbaren Energien voraus. Wenn alles nach Plan läuft, könnte so bereits im Sommer 2024 nur noch zehn Prozent des in Deutschland genutzten Erdgases in Deutschland aus Russland kommen.
Zitat von Gast am 29. März 2022, 07:43 UhrUkraine-Krieg: Was bringen Putins Energieeinnahmen? Ökonomen sagen: So kann Russland seine Agenda verfolgen
Europa streitet über weitere Sanktionen gegen Russland. Experten widersprechen Scholz' Aussage, Putin könne mit den Einnahmen für Öl und Gas nichts anfangen.Der Streit um Gaslieferungen zwischen den Industriestaaten und Russland geht in eine neue Runde: Die Energieminister der G7-Staaten haben am Montag unter Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einstimmig die Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin abgelehnt, russische Energielieferungen künftig in Rubel statt in Euro oder Dollar zu bezahlen.
Man sei sich einig gewesen, dass Putins Forderung Vertragsbruch bedeute, sagte Habeck im Anschluss an das Treffen. „Wir lassen uns nicht spalten.“ Putin stehe „mit dem Rücken zur Wand, sonst hätte der diese Forderung nicht gestellt“, ergänzte er. Die Minister hätten Unternehmer einhellig aufgefordert, nicht in Rubel zu bezahlen.Von Putins Aufforderung wären diverse deutsche Unternehmen betroffen. Der Düsseldorfer MDax-Konzern Uniper hat derzeit Gaslieferverträge über 370 Terrawattstunden (TWh), davon stammen 200 TWh aus Russland. Das Energieunternehmen EnBW hat im vergangenen Jahr 495 TWh Gas eingekauft, 20 Prozent davon direkt von Gazprom. RWE wollte zuletzt bis 2023 rund 15 TWh Gas aus Russland beziehen.
Die Konzerne äußerten sich nur zurückhaltend. Von EnBW hieß es: „Die Entscheidung heute ändert die Sachlage nochmals – das müssen wir in allen Facetten analysieren und auch mit der Bundesregierung im Detail besprechen.“
Uniper will sich überhaupt nicht äußern, RWE reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Der österreichische Energieversorger OMV teilte mit, derzeit sei eine Zahlung in Euro Vertragsgrundlage. Gazprom habe sich zu dem Thema noch nicht bei OMV gemeldet.
Russischer Abgeordneter droht mit Lieferstopp
Die russische Seite reagierte indes auf die Entscheidung der G7-Minister mit der Drohung, Gaslieferungen zu stoppen. Eine Weigerung der G7-Staaten, russisches Gas mit Rubel zu bezahlen, würde nach den Worten des Abgeordneten Iwan Abramow zu einem Stopp der Lieferungen führen, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA berichtete.
Der Rubel-Streit beim Gas befeuert unter Politikern und Branchenvertretern auch die Debatte um ein Embargo Europas gegen russisches Öl. Denn Russlands wichtigste Ressource ist nicht Gas, sondern Erdöl. Sanktionen, die Russland daran hinderten, Öl zu verkaufen, würden Staatseinnahmen kollabieren lassen.
Daher sagt Roland Rechtsteiner, Partner und Experte für die Öl- und Gasbranche bei der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman in Zürich: „Es wird immer wahrscheinlicher, dass es auf der Ölseite Sanktionen geben wird.“ Ein solches Embargo dürfte Russland schwer treffen.
Doch nicht nur in Deutschland gibt es Bedenken gegen einen Boykott russischer Öllieferungen, auch Österreich, Ungarn, Italien und Bulgarien warnten auf dem jüngsten EU-Gipfel vor einem abrupten Importstopp. Die EU-Kommission, die für die Gestaltung der Sanktionen zuständig ist, zeigt Verständnis dafür. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Sanktionen über lange Zeit bestehen bleiben, deswegen müssen Maßnahmen längerfristig durchhaltbar bleiben“, sagt ein hochrangiger Kommissionsbeamter.
Öl: Russland könnte von Embargo gar profitieren
Aus Sicht der EU-Kommission ist ein Kriterium bei der Sanktionsgestaltung zentral: Die Strafmaßnahmen müssen den Gegner härter treffen als Europa. In der Brüsseler Behörde gibt es Zweifel daran, dass dieses Kriterium bei Ölsanktionen erfüllt ist.
Ein Boykott könnte den Ölpreis in die Höhe treiben, Russland hätte aber weiter die Möglichkeit, Öl zu verkaufen – dann nach Indien, Pakistan oder China. Im Ergebnis könnte Moskau womöglich sogar höhere Deviseneinnahmen erhalten, und Europa stürze sich selbst in eine Wirtschaftskrise, so die Befürchtung.
„Ja, der Westen könnte versuchen, Russlands Ölhandel zu blockieren“, schrieb Erik Nielsen, Chefvolkswirt der Bank Unicredit, kürzlich in einer Analyse. Aber es könnten sich unter den Dutzenden Ländern, die Russlands Invasion nicht verurteilt haben, noch genügend Abnehmer für russisches Öl finden. Zwar müsste Moskau wohl einen starken Preisabschlag akzeptieren, doch unterm Strich könnte noch immer ein „massiver Profit“ für Russland stehen.
Seit Wochen wird russisches Öl mit einem historisch hohen Abschlag auf den europäischen Referenzpreis von rund 30 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter) gehandelt. Offen ist, ob dieser Abschlag bei einem europäischen Importbann weiter steigen und damit die wirtschaftlichen Kosten für Russland in die Höhe treiben könnte.
Fest steht jedoch: Ein Embargo dürfte die globalen Handelsströme am Ölmarkt weiter stören, was die Kosten für alle Markteilnehmer treiben dürfte, wie Rechtsteiner bestätigt. „Kurzfristig wird das zu weiteren Disruptionen führen“, warnt er. „Die gehandelten Volumen sinken, auch die Liquidität im Markt nimmt ab. Das sorgt für weiteren Aufwärtsdruck bei den Preisen.“
Vor allem der Nachschub für die Raffinerien in Europa sei kurzfristig gefährdet, was die Preise für Rohölprodukte wie Diesel weiter anheizen könnte. „Wir müssen uns auf weitere Versorgungsengpässe einstellen“, ist Rechtsteiner überzeugt. „Es wird sicherlich zwölf bis 18 Monate dauern, bis sich das neu geordnet hat.“
Einnahmen: Putin hat durchaus Zugriff auf Energie-Erlöse
Unter Ökonomen ist umstritten, in welchem Umfang Russlands Präsident Putin aktuell überhaupt in der Lage ist, die Einnahmen aus Öl- sowie Gas- und Kohleexporten zur Finanzierung seines Angriffskrieges zu nutzen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich in der ARD-Sendung „Anne Will“ eindeutig festgelegt.
Auf die Frage, warum Deutschland nicht ein Energieembargo gegen Russland verhänge, erklärte Scholz, Russland könne mit dem Geld ohnehin „gar nichts anfangen“, was es für Gas, Öl und Kohle bekomme. Das hänge mit den Sanktionen zusammen, insbesondere denen gegen die russische Zentralbank.
Die russische Zentralbank ist in ihrem Handeln enorm eingeschränkt. Ein großer Teil ihrer Währungsreserven hält die Zentralbank in Dollar und Euro vor. Diese Reserven, die bei anderen Zentralbanken im Ausland lagern, hat der Westen zwar vor einiger Zeit eingefroren. Strittig ist jedoch die Aussage von Scholz, dass auch neue Erlöse in Russland in „vergleichbarer Weise“ nicht genutzt werden könnten.
Ökonomin Veronika Grimm hat die Aussage von Scholz (SPD) als falsch zurück gewiesen. „Das entbehrt der Grundlage“, sagte Grimm, die Mitglied der Wirtschaftsweisen ist, dem Handelsblatt. „Ich weiß nicht, wie der Kanzler darauf kommt“, sagte sie weiter. „Die verfügbaren Daten und Analysen, etwa von Finanzmarktdaten, sprechen eine andere Sprache.“
Der Westen habe die russische Zentralbank sanktioniert, daher könne das Regime seine Dollar-Reserven nicht nutzen. „Die Einkünfte aus den Energiegeschäften sind aber sehr wohl nutzbar, etwa um Importe zu bezahlen oder den Rubel zu stützen und so den Wirtschaftseinbruch abzufedern“, sagte Grimm. „Dadurch kann Russland die Auswirkungen der Sanktionen abmildern, es verbessern sich also die Möglichkeit des Regimes, seine Agenda weiter zu verfolgen – und die kann durchaus über die Ukraine hinausgehen.“
„Dass die russischen Einnahmen aus Energieexporten nicht verwendet werden können, ist nicht korrekt“, sagt auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die russische Zentralbank ist zwar sanktioniert, bestimmte Geschäftsbanken wie die Gazprom-Bank aber nicht. Auf das Geld, das diese durch die Energielieferungen einnehmen, kann prinzipiell auch der russische Staat zugreifen.
Zwar halten alle Geschäftsbanken bei der Notenbank Reserven und tauschen Währungen. Doch dadurch sind sie noch nicht durch die Sanktionen gegen die Zentralbank betroffen. „Würde der Westen Banken wegen einer Zusammenarbeit mit der Zentralbank sanktionieren, müsste er alle russischen Banken sanktionieren. Dann könnte der Westen russisches Gas und Öl aber auch nicht mehr bezahlen“, sagt Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann.
Mehr zum möglichen Energieembargo gegen Russland:Energieembargo gegen Russland: Droht Deutschland der wirtschaftliche Niedergang?
Hitzige Ökonomen-Debatte: Welche Auswirkungen hätte ein Embargo für russische Energie wirklich?
„Ungeahnte Folgen für die Haushalte“: RWE-Chef warnt vor Energieembargo gegen Russland
USA boykottieren russisches Öl – Deutschland wird nicht mitziehenAllerdings kann Russland das eingenommene Geld nicht einfach ausgeben. „Banken wie die Gazprom-Bank sind zwar von den Sanktionen ausgenommen, allerdings nur für Kapitalflüsse für die Energielieferungen“, sagt DIW-Präsident Fratzscher. Sie könnten mit dem Geld keine Maschinen oder Waffen im Westen kaufen. Andere Märkte wie China stünden Putin aber weiter offen.
Andererseits würde ein Energieembargo die finanziellen Spielräume Putins weiter einschränken. Als Alternative zu einem Embargo schlägt der Bankenökonom Hans Gersbach ein Treuhandkonto mit Sperrfunktion vor. Darin würden die Gelder blockiert, bis der Krieg vorbei ist und ein Friedensabkommen erzielt ist. „Es gibt Erfahrungen dazu bereits mit dem Iran, und hier bietet sich das idealerweise auch an“, sagt Gersbach.
Ukraine-Krieg: Was bringen Putins Energieeinnahmen? Ökonomen sagen: So kann Russland seine Agenda verfolgen
Der Streit um Gaslieferungen zwischen den Industriestaaten und Russland geht in eine neue Runde: Die Energieminister der G7-Staaten haben am Montag unter Vorsitz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einstimmig die Forderung des russischen Präsidenten Wladimir Putin abgelehnt, russische Energielieferungen künftig in Rubel statt in Euro oder Dollar zu bezahlen.
Von Putins Aufforderung wären diverse deutsche Unternehmen betroffen. Der Düsseldorfer MDax-Konzern Uniper hat derzeit Gaslieferverträge über 370 Terrawattstunden (TWh), davon stammen 200 TWh aus Russland. Das Energieunternehmen EnBW hat im vergangenen Jahr 495 TWh Gas eingekauft, 20 Prozent davon direkt von Gazprom. RWE wollte zuletzt bis 2023 rund 15 TWh Gas aus Russland beziehen.
Die Konzerne äußerten sich nur zurückhaltend. Von EnBW hieß es: „Die Entscheidung heute ändert die Sachlage nochmals – das müssen wir in allen Facetten analysieren und auch mit der Bundesregierung im Detail besprechen.“
Uniper will sich überhaupt nicht äußern, RWE reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Der österreichische Energieversorger OMV teilte mit, derzeit sei eine Zahlung in Euro Vertragsgrundlage. Gazprom habe sich zu dem Thema noch nicht bei OMV gemeldet.
Russischer Abgeordneter droht mit Lieferstopp
Die russische Seite reagierte indes auf die Entscheidung der G7-Minister mit der Drohung, Gaslieferungen zu stoppen. Eine Weigerung der G7-Staaten, russisches Gas mit Rubel zu bezahlen, würde nach den Worten des Abgeordneten Iwan Abramow zu einem Stopp der Lieferungen führen, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA berichtete.
Der Rubel-Streit beim Gas befeuert unter Politikern und Branchenvertretern auch die Debatte um ein Embargo Europas gegen russisches Öl. Denn Russlands wichtigste Ressource ist nicht Gas, sondern Erdöl. Sanktionen, die Russland daran hinderten, Öl zu verkaufen, würden Staatseinnahmen kollabieren lassen.
Daher sagt Roland Rechtsteiner, Partner und Experte für die Öl- und Gasbranche bei der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman in Zürich: „Es wird immer wahrscheinlicher, dass es auf der Ölseite Sanktionen geben wird.“ Ein solches Embargo dürfte Russland schwer treffen.
Doch nicht nur in Deutschland gibt es Bedenken gegen einen Boykott russischer Öllieferungen, auch Österreich, Ungarn, Italien und Bulgarien warnten auf dem jüngsten EU-Gipfel vor einem abrupten Importstopp. Die EU-Kommission, die für die Gestaltung der Sanktionen zuständig ist, zeigt Verständnis dafür. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Sanktionen über lange Zeit bestehen bleiben, deswegen müssen Maßnahmen längerfristig durchhaltbar bleiben“, sagt ein hochrangiger Kommissionsbeamter.
Öl: Russland könnte von Embargo gar profitieren
Aus Sicht der EU-Kommission ist ein Kriterium bei der Sanktionsgestaltung zentral: Die Strafmaßnahmen müssen den Gegner härter treffen als Europa. In der Brüsseler Behörde gibt es Zweifel daran, dass dieses Kriterium bei Ölsanktionen erfüllt ist.
Ein Boykott könnte den Ölpreis in die Höhe treiben, Russland hätte aber weiter die Möglichkeit, Öl zu verkaufen – dann nach Indien, Pakistan oder China. Im Ergebnis könnte Moskau womöglich sogar höhere Deviseneinnahmen erhalten, und Europa stürze sich selbst in eine Wirtschaftskrise, so die Befürchtung.
„Ja, der Westen könnte versuchen, Russlands Ölhandel zu blockieren“, schrieb Erik Nielsen, Chefvolkswirt der Bank Unicredit, kürzlich in einer Analyse. Aber es könnten sich unter den Dutzenden Ländern, die Russlands Invasion nicht verurteilt haben, noch genügend Abnehmer für russisches Öl finden. Zwar müsste Moskau wohl einen starken Preisabschlag akzeptieren, doch unterm Strich könnte noch immer ein „massiver Profit“ für Russland stehen.
Seit Wochen wird russisches Öl mit einem historisch hohen Abschlag auf den europäischen Referenzpreis von rund 30 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter) gehandelt. Offen ist, ob dieser Abschlag bei einem europäischen Importbann weiter steigen und damit die wirtschaftlichen Kosten für Russland in die Höhe treiben könnte.
Fest steht jedoch: Ein Embargo dürfte die globalen Handelsströme am Ölmarkt weiter stören, was die Kosten für alle Markteilnehmer treiben dürfte, wie Rechtsteiner bestätigt. „Kurzfristig wird das zu weiteren Disruptionen führen“, warnt er. „Die gehandelten Volumen sinken, auch die Liquidität im Markt nimmt ab. Das sorgt für weiteren Aufwärtsdruck bei den Preisen.“
Vor allem der Nachschub für die Raffinerien in Europa sei kurzfristig gefährdet, was die Preise für Rohölprodukte wie Diesel weiter anheizen könnte. „Wir müssen uns auf weitere Versorgungsengpässe einstellen“, ist Rechtsteiner überzeugt. „Es wird sicherlich zwölf bis 18 Monate dauern, bis sich das neu geordnet hat.“
Einnahmen: Putin hat durchaus Zugriff auf Energie-Erlöse
Unter Ökonomen ist umstritten, in welchem Umfang Russlands Präsident Putin aktuell überhaupt in der Lage ist, die Einnahmen aus Öl- sowie Gas- und Kohleexporten zur Finanzierung seines Angriffskrieges zu nutzen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich in der ARD-Sendung „Anne Will“ eindeutig festgelegt.
Auf die Frage, warum Deutschland nicht ein Energieembargo gegen Russland verhänge, erklärte Scholz, Russland könne mit dem Geld ohnehin „gar nichts anfangen“, was es für Gas, Öl und Kohle bekomme. Das hänge mit den Sanktionen zusammen, insbesondere denen gegen die russische Zentralbank.
Die russische Zentralbank ist in ihrem Handeln enorm eingeschränkt. Ein großer Teil ihrer Währungsreserven hält die Zentralbank in Dollar und Euro vor. Diese Reserven, die bei anderen Zentralbanken im Ausland lagern, hat der Westen zwar vor einiger Zeit eingefroren. Strittig ist jedoch die Aussage von Scholz, dass auch neue Erlöse in Russland in „vergleichbarer Weise“ nicht genutzt werden könnten.
Ökonomin Veronika Grimm hat die Aussage von Scholz (SPD) als falsch zurück gewiesen. „Das entbehrt der Grundlage“, sagte Grimm, die Mitglied der Wirtschaftsweisen ist, dem Handelsblatt. „Ich weiß nicht, wie der Kanzler darauf kommt“, sagte sie weiter. „Die verfügbaren Daten und Analysen, etwa von Finanzmarktdaten, sprechen eine andere Sprache.“
Der Westen habe die russische Zentralbank sanktioniert, daher könne das Regime seine Dollar-Reserven nicht nutzen. „Die Einkünfte aus den Energiegeschäften sind aber sehr wohl nutzbar, etwa um Importe zu bezahlen oder den Rubel zu stützen und so den Wirtschaftseinbruch abzufedern“, sagte Grimm. „Dadurch kann Russland die Auswirkungen der Sanktionen abmildern, es verbessern sich also die Möglichkeit des Regimes, seine Agenda weiter zu verfolgen – und die kann durchaus über die Ukraine hinausgehen.“
„Dass die russischen Einnahmen aus Energieexporten nicht verwendet werden können, ist nicht korrekt“, sagt auch Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die russische Zentralbank ist zwar sanktioniert, bestimmte Geschäftsbanken wie die Gazprom-Bank aber nicht. Auf das Geld, das diese durch die Energielieferungen einnehmen, kann prinzipiell auch der russische Staat zugreifen.
Zwar halten alle Geschäftsbanken bei der Notenbank Reserven und tauschen Währungen. Doch dadurch sind sie noch nicht durch die Sanktionen gegen die Zentralbank betroffen. „Würde der Westen Banken wegen einer Zusammenarbeit mit der Zentralbank sanktionieren, müsste er alle russischen Banken sanktionieren. Dann könnte der Westen russisches Gas und Öl aber auch nicht mehr bezahlen“, sagt Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann.
Mehr zum möglichen Energieembargo gegen Russland:Energieembargo gegen Russland: Droht Deutschland der wirtschaftliche Niedergang?
Hitzige Ökonomen-Debatte: Welche Auswirkungen hätte ein Embargo für russische Energie wirklich?
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USA boykottieren russisches Öl – Deutschland wird nicht mitziehenAllerdings kann Russland das eingenommene Geld nicht einfach ausgeben. „Banken wie die Gazprom-Bank sind zwar von den Sanktionen ausgenommen, allerdings nur für Kapitalflüsse für die Energielieferungen“, sagt DIW-Präsident Fratzscher. Sie könnten mit dem Geld keine Maschinen oder Waffen im Westen kaufen. Andere Märkte wie China stünden Putin aber weiter offen.
Andererseits würde ein Energieembargo die finanziellen Spielräume Putins weiter einschränken. Als Alternative zu einem Embargo schlägt der Bankenökonom Hans Gersbach ein Treuhandkonto mit Sperrfunktion vor. Darin würden die Gelder blockiert, bis der Krieg vorbei ist und ein Friedensabkommen erzielt ist. „Es gibt Erfahrungen dazu bereits mit dem Iran, und hier bietet sich das idealerweise auch an“, sagt Gersbach.
Zitat von Gast am 30. März 2022, 07:03 UhrSo will Habeck den Spritpreis drücken
An der Tankstelle sind die Preise weiter hoch - obwohl der Ölpreis gesunken ist. Machen Ölkonzerne Reibach zulasten der Autofahrer? Dieser Verdacht steht im Raum. Als Reaktion will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Befugnisse des Kartellamts erheblich ausweiten. Geplant ist dazu, das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen zu ändern.
Aus Kreisen des Ministeriums hieß es, als die Ölpreise zurückgegangen seien, „sind die Benzinpreise nicht im entsprechenden Maß gesunken. Das darf nicht sein.“ Die aktuelle Situation dürfe nicht als „Deckmantel“ für unfairen Wettbewerb oder versteckte Absprachen genutzt werden.Deshalb solle die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt gestärkt werden. Künftig werde sie auch die Herstellung von Kraftstoffen und den Großhandel beobachten. Zudem solle die Datenbasis um Mengendaten erweitert werden, damit das Kartellamt eine bessere Datengrundlage erhalte. „Eine gesetzliche Verpflichtung der Marktteilnehmer, auch Mengendaten an die Markttransparenzstelle zu liefern, würde die Aussagekraft unserer Daten deutlich verbessern“, hatte Kartellamtschef Andreas Mundt gesagt.
Weiter hieß es im Ministerium, die Behörde solle „umfangreiche Ermittlungsbefugnisse“ bekommen - bis hin zu Durchsuchungen, falls nötig. Die Änderungen, auf die sich die Koalitionsspitzen im Kern verständigt hatten, sollen noch vor Ostern im Kabinett auf den Weg gebracht werden.
Die Spritpreise erreichten in den ersten Wochen des Ukraine-Krieges Rekordwerte. Zwischenzeitlich kostete Diesel laut ADAC im bundesweiten Tagesdurchschnitt 2,321 Euro pro Liter. E10 schlug mit 2,203 Euro zu Buche. Seither haben die Preise zwar nachgegeben, zuletzt gab es aber kaum noch Bewegung. Am Montag lag Diesel mit 2,173 Euro immer noch 51 Cent über dem Vorkriegswert. E10 kostete am Montag 2,064 Euro und damit gut 31 Cent mehr als vor dem Krieg. Der ADAC bewertet die aktuellen Preise als nach wie vor viel zu hoch.
Der Ölpreis hatte vor dem Beginn des Ukraine-Krieges knapp unter 100 Dollar für ein Fass (159 Liter) der für Europa wichtigen Sorte Brent gelegen und war in den ersten Wochen zwischenzeitlich über 130 Dollar geklettert. Danach fiel er kurzfristig sogar unter 100 Dollar, ohne dass der Spritpreis ihm auch nur in die Nähe des Vorkriegsniveaus folgte. Am Dienstagnachmittag kostete Öl um die 106 Dollar je Fass.
Habeck hatte bereits angekündigt, dem Kartellamt eine bessere Marktüberwachung zu ermöglichen. „Es darf nicht sein, dass Unternehmen aus der jetzigen Situation unangemessene Gewinne schlagen“, sagte er. Die Macht der großen Tankstellenketten sei seit langem ein strukturelles Problem.
Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie erklärte, bei der aktuellen Preissituation dürften die Ursachen der gestiegenen Tankstellenpreise nicht übersehen werden. „Aufgrund des Ukraine-Kriegs haben sich Mineralölgesellschaften zur schrittweisen Importreduzierung von Rohöl und Produkten wie Diesel aus Russland entschlossen. Dadurch sind Benzin, Diesel und Heizöl knapper und teurer geworden.“ Das gelte auch für Importe aus anderen Ländern. „Die Preise für Mineralölprodukte haben sich in dieser Situation vom Ölpreis abgekoppelt. Das gilt für beide Richtungen: Zuletzt waren die Benzinpreise gesunken, während der Ölpreis gestiegen war.“
Jutta Gurkmann, Vorständin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, sagte, es dürfe nicht dabei bleiben, dass die Bundesregierung das Kartellamt für eine bessere Überprüfung der Konzerne ausstatten wolle. „Nicht nur Mineralölkonzerne, sondern auch die Stromanbieter müssen effektiver überwacht werden.“ Energiekonzerne dürften keine Extragewinne auf Kosten der Endverbraucher erzielen. Alle Kostensenkungen auf den Märkten müssten vollständig an die privaten Haushalte weitergegeben werden.
Der ADAC lobte Habecks Pläne. Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand sagte: „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass es zu wenig Transparenz bei Raffinerien und Großhandel gibt.“ Die Spritpreise hätten sich auf einem viel zu hohen Niveau eingependelt. „Es darf nicht sein, dass die Kraftstoffpreise künstlich hochgehalten werden – deswegen ist die Beobachtung des Marktgeschehens ein sehr wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer Normalisierung des Preisniveaus.“
So will Habeck den Spritpreis drücken
An der Tankstelle sind die Preise weiter hoch - obwohl der Ölpreis gesunken ist. Machen Ölkonzerne Reibach zulasten der Autofahrer? Dieser Verdacht steht im Raum. Als Reaktion will Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Befugnisse des Kartellamts erheblich ausweiten. Geplant ist dazu, das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen zu ändern.
Deshalb solle die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe beim Bundeskartellamt gestärkt werden. Künftig werde sie auch die Herstellung von Kraftstoffen und den Großhandel beobachten. Zudem solle die Datenbasis um Mengendaten erweitert werden, damit das Kartellamt eine bessere Datengrundlage erhalte. „Eine gesetzliche Verpflichtung der Marktteilnehmer, auch Mengendaten an die Markttransparenzstelle zu liefern, würde die Aussagekraft unserer Daten deutlich verbessern“, hatte Kartellamtschef Andreas Mundt gesagt.
Weiter hieß es im Ministerium, die Behörde solle „umfangreiche Ermittlungsbefugnisse“ bekommen - bis hin zu Durchsuchungen, falls nötig. Die Änderungen, auf die sich die Koalitionsspitzen im Kern verständigt hatten, sollen noch vor Ostern im Kabinett auf den Weg gebracht werden.
Die Spritpreise erreichten in den ersten Wochen des Ukraine-Krieges Rekordwerte. Zwischenzeitlich kostete Diesel laut ADAC im bundesweiten Tagesdurchschnitt 2,321 Euro pro Liter. E10 schlug mit 2,203 Euro zu Buche. Seither haben die Preise zwar nachgegeben, zuletzt gab es aber kaum noch Bewegung. Am Montag lag Diesel mit 2,173 Euro immer noch 51 Cent über dem Vorkriegswert. E10 kostete am Montag 2,064 Euro und damit gut 31 Cent mehr als vor dem Krieg. Der ADAC bewertet die aktuellen Preise als nach wie vor viel zu hoch.
Der Ölpreis hatte vor dem Beginn des Ukraine-Krieges knapp unter 100 Dollar für ein Fass (159 Liter) der für Europa wichtigen Sorte Brent gelegen und war in den ersten Wochen zwischenzeitlich über 130 Dollar geklettert. Danach fiel er kurzfristig sogar unter 100 Dollar, ohne dass der Spritpreis ihm auch nur in die Nähe des Vorkriegsniveaus folgte. Am Dienstagnachmittag kostete Öl um die 106 Dollar je Fass.
Habeck hatte bereits angekündigt, dem Kartellamt eine bessere Marktüberwachung zu ermöglichen. „Es darf nicht sein, dass Unternehmen aus der jetzigen Situation unangemessene Gewinne schlagen“, sagte er. Die Macht der großen Tankstellenketten sei seit langem ein strukturelles Problem.
Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie erklärte, bei der aktuellen Preissituation dürften die Ursachen der gestiegenen Tankstellenpreise nicht übersehen werden. „Aufgrund des Ukraine-Kriegs haben sich Mineralölgesellschaften zur schrittweisen Importreduzierung von Rohöl und Produkten wie Diesel aus Russland entschlossen. Dadurch sind Benzin, Diesel und Heizöl knapper und teurer geworden.“ Das gelte auch für Importe aus anderen Ländern. „Die Preise für Mineralölprodukte haben sich in dieser Situation vom Ölpreis abgekoppelt. Das gilt für beide Richtungen: Zuletzt waren die Benzinpreise gesunken, während der Ölpreis gestiegen war.“
Jutta Gurkmann, Vorständin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, sagte, es dürfe nicht dabei bleiben, dass die Bundesregierung das Kartellamt für eine bessere Überprüfung der Konzerne ausstatten wolle. „Nicht nur Mineralölkonzerne, sondern auch die Stromanbieter müssen effektiver überwacht werden.“ Energiekonzerne dürften keine Extragewinne auf Kosten der Endverbraucher erzielen. Alle Kostensenkungen auf den Märkten müssten vollständig an die privaten Haushalte weitergegeben werden.
Der ADAC lobte Habecks Pläne. Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand sagte: „Die letzten Wochen haben gezeigt, dass es zu wenig Transparenz bei Raffinerien und Großhandel gibt.“ Die Spritpreise hätten sich auf einem viel zu hohen Niveau eingependelt. „Es darf nicht sein, dass die Kraftstoffpreise künstlich hochgehalten werden – deswegen ist die Beobachtung des Marktgeschehens ein sehr wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer Normalisierung des Preisniveaus.“
Zitat von Gast am 30. März 2022, 07:15 UhrGasversorgung: Habeck ruft Vorwarnstufe im Notfallplan aus
Deutschland bereitet sich auf ein Ende der Erdgaslieferungen durch Russland vor. Wirtschaftsminister Habeck hat nach SPIEGEL-Informationen die Vorwarnstufe in einem Notfallplan für die Gasversorgung gestartet.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) richtet sich auf die Absperrung von Erdgaslieferungen durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein. Amn Mittwochmorgen hat er nach SPIEGEL-Informationen die Vorwarnstufe in einem Notfallplan ausgelöst, um die Versorgung mit Erdgas auch nach einem Lieferstopp zu gewährleisten. Aktuell gebe es keine Versorgungsengpässe, heißt es dazu aus dem Ministerium. Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet.
Mit dem Ausrufen der Frühwarnstufe setzt Habeck auch ein Krisenteam ein, das die Versorgungslage fortlaufend analysiert und bewertet. Wenn nötig, kann diese Arbeitsgruppe auch bestimmte Verbraucher vom Netz nehmen. Dafür müsste allerdings die dritte Stufe des nationalen Notfallplans für Erdgas ausgerufen werden. Es sieht vor, dass Haushalte weiterhin mit Gas versorgt werden, einzelne Großkunden aus der Industrie allerdings keine Gaslieferungen oder reduzierte Mengen erhalten.Hintergrund des radikalen Schrittes ist das Ultimatum des Kreml, dass Energielieferungen ab April ausschließlich in Rubel und nicht in Euro oder Dollar gezahlt werden. Habeck hatte dies nach einem Treffen mit den Energieministern der G7-Staaten am Montag abgelehnt. Ein russischer Regierungssprecher hatte postwendend erklärt, dass man dann die Lieferungen einstellen wolle. Ob Moskau diese Drohung wahr macht, ist unklar. Der Bundeswirtschaftsminister hat sich allerdings dazu entschlossen, mit der Frühwarnstufe alle Möglichkeiten zu schaffen, sich auf diese Lage einzustellen.
Hohe Schäden bei einem Lieferstopp erwartet
Deutschland müsse für »den Fall einer Eskalation seitens Russlands« gewappnet sein, so Habeck. Daher seien die Vorsorgemaßnahmen nötig, auch wenn es derzeit keine Engpässe in der Gasversorgung gebe. Er habe an diesem Mittwoch »nach Abstimmung innerhalb der Bundesregierung« die Europäische Kommission darüber informiert, »dass die Bundesregierung die erste Stufe des Notfallplans Gas, die sogenannte Frühwarnstufe, ausgerufen hat«.
Der »Notfallplan Gas« basiert auf einer EU-Verordnung von 2017, die Maßnahmen festlegt, um die Gasversorgung zu sichern. Darin sind drei Eskalationsstufen festgelegt: eine Frühwarnstufe, die Alarmstufe und die Notfallstufe. Die Frühwarnstufe kann ausgerufen werden, wenn es konkrete, ernst zu nehmende und zuverlässige Hinweise auf ein mögliches Ereignis gibt, welches wahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt.
Im Falle eines Lieferstopps drohen der deutschen Wirtschaft hohe Schäden. Deren Verbandsvertreter erwarten die stärksten Auswirkungen, die es jemals seit dem 2. Weltkrieg gegeben hat. Die Industrie braucht Gas für viele Prozesse, etwa in der Chemikalischen Industrie, der Aluminiumerzeugung oder Stahlwerken.
Zum neuen Krisenteam Gas gehören Mitarbeitende des Wirtschaftsministeriums sowie der Bundesnetzagentur, des Marktgebietsverantwortlichen Gas, der Fernleitungsnetzbetreiber sowie der Bundesländer. Es soll auf Basis der täglichen Meldungen der Fernleitungsnetzbetreiber und des Marktgebietsverantwortlichen die Entwicklung der weiteren Situation am Gasmarkt beobachten und das Ministerium beraten.
Auch wenn derzeit ausreichend Gas an den Märkten vorhanden sei – sowohl für Haushaltskunden und soziale Dienste wie Krankenhäuser als auch für Fernwärme, Stromerzeugung sowie die deutschen Wirtschaft – seien alle Gasverbraucher gehalten, den Verbrauch bestmöglich zu reduzieren, so das Ministerium.
Gasversorgung: Habeck ruft Vorwarnstufe im Notfallplan aus
Deutschland bereitet sich auf ein Ende der Erdgaslieferungen durch Russland vor. Wirtschaftsminister Habeck hat nach SPIEGEL-Informationen die Vorwarnstufe in einem Notfallplan für die Gasversorgung gestartet.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) richtet sich auf die Absperrung von Erdgaslieferungen durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin ein. Amn Mittwochmorgen hat er nach SPIEGEL-Informationen die Vorwarnstufe in einem Notfallplan ausgelöst, um die Versorgung mit Erdgas auch nach einem Lieferstopp zu gewährleisten. Aktuell gebe es keine Versorgungsengpässe, heißt es dazu aus dem Ministerium. Die Versorgungssicherheit sei gewährleistet.
Hintergrund des radikalen Schrittes ist das Ultimatum des Kreml, dass Energielieferungen ab April ausschließlich in Rubel und nicht in Euro oder Dollar gezahlt werden. Habeck hatte dies nach einem Treffen mit den Energieministern der G7-Staaten am Montag abgelehnt. Ein russischer Regierungssprecher hatte postwendend erklärt, dass man dann die Lieferungen einstellen wolle. Ob Moskau diese Drohung wahr macht, ist unklar. Der Bundeswirtschaftsminister hat sich allerdings dazu entschlossen, mit der Frühwarnstufe alle Möglichkeiten zu schaffen, sich auf diese Lage einzustellen.
Hohe Schäden bei einem Lieferstopp erwartet
Deutschland müsse für »den Fall einer Eskalation seitens Russlands« gewappnet sein, so Habeck. Daher seien die Vorsorgemaßnahmen nötig, auch wenn es derzeit keine Engpässe in der Gasversorgung gebe. Er habe an diesem Mittwoch »nach Abstimmung innerhalb der Bundesregierung« die Europäische Kommission darüber informiert, »dass die Bundesregierung die erste Stufe des Notfallplans Gas, die sogenannte Frühwarnstufe, ausgerufen hat«.
Der »Notfallplan Gas« basiert auf einer EU-Verordnung von 2017, die Maßnahmen festlegt, um die Gasversorgung zu sichern. Darin sind drei Eskalationsstufen festgelegt: eine Frühwarnstufe, die Alarmstufe und die Notfallstufe. Die Frühwarnstufe kann ausgerufen werden, wenn es konkrete, ernst zu nehmende und zuverlässige Hinweise auf ein mögliches Ereignis gibt, welches wahrscheinlich zu einer erheblichen Verschlechterung der Gasversorgungslage führt.
Im Falle eines Lieferstopps drohen der deutschen Wirtschaft hohe Schäden. Deren Verbandsvertreter erwarten die stärksten Auswirkungen, die es jemals seit dem 2. Weltkrieg gegeben hat. Die Industrie braucht Gas für viele Prozesse, etwa in der Chemikalischen Industrie, der Aluminiumerzeugung oder Stahlwerken.
Zum neuen Krisenteam Gas gehören Mitarbeitende des Wirtschaftsministeriums sowie der Bundesnetzagentur, des Marktgebietsverantwortlichen Gas, der Fernleitungsnetzbetreiber sowie der Bundesländer. Es soll auf Basis der täglichen Meldungen der Fernleitungsnetzbetreiber und des Marktgebietsverantwortlichen die Entwicklung der weiteren Situation am Gasmarkt beobachten und das Ministerium beraten.
Auch wenn derzeit ausreichend Gas an den Märkten vorhanden sei – sowohl für Haushaltskunden und soziale Dienste wie Krankenhäuser als auch für Fernwärme, Stromerzeugung sowie die deutschen Wirtschaft – seien alle Gasverbraucher gehalten, den Verbrauch bestmöglich zu reduzieren, so das Ministerium.
Zitat von Gast am 31. März 2022, 07:21 UhrÖlpreis fällt um 10 Prozent — Experte rechnet damit, dass Sprit im Osten Deutschlands teurer wird als im Westen
Noch am 23. März lag der Ölpreis bei über 115 US-Dollar pro Barrel - ungewöhnlich hoch. Werte über 100 Dollar wären vor einiger Zeit schwer vorstellbar gewesen. Sie waren auch eine direkte Folge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland. Hierzulande treibt das auch die Preise für Waren und Sprit in die Höhe.
Doch jetzt sank der Ölpreis innerhalb einer Woche um knapp zehn Prozent ab und lag am Dienstag zwischenzeitlich bei 104 Dollar. Woher kommt der Preisabfall - wenn auch auf immer noch hohem Niveau? Werden Autofahrer in Deutschland wieder etwas günstiger tanken können?
Thomas Puls, Verkehrsexperte beim Wirtschaftsinstitut IW, sieht in dem Abfall des Preises die Chance auf sinkende Preise für Benzin, wenn auch mit regionalen Unterschieden. Für Diesel geht er nicht von sinkenden Preisen aus. Die unterschiedliche Entwicklung hänge mit den verschiedenen Lieferketten und der Verfügbarkeit von Öl und Diesel zusammen.
Lockdown in Shanghai als Auslöser für Preissturz
"Zum einen ist da der Lockdown in Shanghai. China ist der größte Importeur von Öl, weswegen der Ölpreis bei dem wirtschaftlichen Stillstand in der Region sofort absinkt", erklärt Puls im Gespräch mit Business Insider. In China wurde wegen eines Corona-Ausbruchs die Metropole Shanghai in einen Lockdown geschickt. Auch der wichtige Umschlaghafen steht still, Lieferketten brechen weg und eine Folge ist jetzt: Öl wird wieder billiger.
Des Weiteren hat mit Saudi-Arabien ein weiterer großer Öllieferant für eine kurzfristige Entspannung am Markt gesorgt. Das Land verkündete, sich aus dem Krieg im Jemen zurückziehen zu wollen, weswegen Anschläge der Huthi Rebellen auf Ölförderanlagen in Saudi-Arabien in Zukunft abnehmen dürften. Auch das könne laut Puls ein Grund für die sinkenden Ölpreise sein.
Diesel wird trotz Absinken des Ölpreises nicht billiger werden
"Es gibt aber ein ganzes Netz aus Faktoren, die auf den Ölpreis wirken", erklärt Puls. "Unter den aktuellen Umständen denke ich, dass man eher fallende Preisen für Benzin sehen wird. Wir sind erstmal raus aus dem Panikmodus auf den Ölmärkten." Anders sehe allerdings die Situation beim Diesel aus.
Puls rechnet hier sogar eher mit einer Diesel-Knappheit, die sogar zu weiter steigenden Preisen an den Tankstellen führen könnte. "Unsere Abhängigkeit von Russland ist bei Diesel noch einmal stärker als bei Öl. Den Benzinbedarf können wir ziemlich garantiert decken, mit Rohölimporten und Produktion in deutschen Raffinerien. Doch Diesel an sich, den wir in großen Mengen aus Russland beziehen, ist auf dem Weltmarkt viel knapper", sagt Puls.50 Prozent des nach Deutschland importierten Diesels kam vor dem Krieg direkt aus Russland. Doch viele Unternehmen kündigten die Öl-Lieferverträge mit Russland als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine auf. Besonders schwer dürfte Russland der geplante Rückzug des Unternehmens Total bis Ende des Jahres treffen, das derweil noch einer der größten Lieferanten russischen Öls ist.
Sprit könnte im Osten Deutschlands teurer werden als im Westen
Doch nicht nur zwischen Benzin und Diesel könnte es zu unterschiedlichen Preisentwicklungen kommen. "Wir sehen, dass sich die Ölströme weltweit radikal umstellen. Die Preise dürften sich je nach Bedeutung russischer Lieferungen lokal differenzieren", meint Puls. Und das bereits in Deutschland, an der Grenze zwischen ehemaligen alten und neuen Bundesländern.
Damit gemeint ist, dass der Sprit, der an den Tankstellen verkauft wird, unterschiedliche Ursprünge hat. Einen großen Einfluss haben die Raffinerien, die Öl aus dem Ausland verarbeiten und dann weiterverkaufen. So wurden bis dato beispielsweise große Teile des russischen Öls in den Raffinerien in Ostdeutschland verarbeitet und weitergeleitet. Doch dort könnte es jetzt zu Engpässen kommen. Im Westen Deutschlands hingegen kommt meist Öl aus Norwegen zum Einsatz.
Puls' Einschätzung ist deshalb, dass sich die Spritpreise im Westen und Osten unterschiedlich entwickeln könnten. Während der Westen weiterhin norwegisches Öl beziehen kann, wird der Osten sich nach teureren Alternativen umsehen müssen. Denn Öl aus Russland wird sehr viel schwerer zu bekommen sein. Russisches Öl kostet derzeit knapp 30 Dollar weniger als das Öl am Weltmarkt, doch es gibt kaum noch private Abnehmer. In Ostdeutschland könnten die Menschen deshalb zukünftig mehr an der Tankstelle zahlen müssen als die Menschen im Westen.
Ölpreis fällt um 10 Prozent — Experte rechnet damit, dass Sprit im Osten Deutschlands teurer wird als im Westen
Noch am 23. März lag der Ölpreis bei über 115 US-Dollar pro Barrel - ungewöhnlich hoch. Werte über 100 Dollar wären vor einiger Zeit schwer vorstellbar gewesen. Sie waren auch eine direkte Folge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland. Hierzulande treibt das auch die Preise für Waren und Sprit in die Höhe.
Doch jetzt sank der Ölpreis innerhalb einer Woche um knapp zehn Prozent ab und lag am Dienstag zwischenzeitlich bei 104 Dollar. Woher kommt der Preisabfall - wenn auch auf immer noch hohem Niveau? Werden Autofahrer in Deutschland wieder etwas günstiger tanken können?
Thomas Puls, Verkehrsexperte beim Wirtschaftsinstitut IW, sieht in dem Abfall des Preises die Chance auf sinkende Preise für Benzin, wenn auch mit regionalen Unterschieden. Für Diesel geht er nicht von sinkenden Preisen aus. Die unterschiedliche Entwicklung hänge mit den verschiedenen Lieferketten und der Verfügbarkeit von Öl und Diesel zusammen.
Lockdown in Shanghai als Auslöser für Preissturz
"Zum einen ist da der Lockdown in Shanghai. China ist der größte Importeur von Öl, weswegen der Ölpreis bei dem wirtschaftlichen Stillstand in der Region sofort absinkt", erklärt Puls im Gespräch mit Business Insider. In China wurde wegen eines Corona-Ausbruchs die Metropole Shanghai in einen Lockdown geschickt. Auch der wichtige Umschlaghafen steht still, Lieferketten brechen weg und eine Folge ist jetzt: Öl wird wieder billiger.
Des Weiteren hat mit Saudi-Arabien ein weiterer großer Öllieferant für eine kurzfristige Entspannung am Markt gesorgt. Das Land verkündete, sich aus dem Krieg im Jemen zurückziehen zu wollen, weswegen Anschläge der Huthi Rebellen auf Ölförderanlagen in Saudi-Arabien in Zukunft abnehmen dürften. Auch das könne laut Puls ein Grund für die sinkenden Ölpreise sein.
Diesel wird trotz Absinken des Ölpreises nicht billiger werden
"Es gibt aber ein ganzes Netz aus Faktoren, die auf den Ölpreis wirken", erklärt Puls. "Unter den aktuellen Umständen denke ich, dass man eher fallende Preisen für Benzin sehen wird. Wir sind erstmal raus aus dem Panikmodus auf den Ölmärkten." Anders sehe allerdings die Situation beim Diesel aus.
50 Prozent des nach Deutschland importierten Diesels kam vor dem Krieg direkt aus Russland. Doch viele Unternehmen kündigten die Öl-Lieferverträge mit Russland als Reaktion auf den Angriff auf die Ukraine auf. Besonders schwer dürfte Russland der geplante Rückzug des Unternehmens Total bis Ende des Jahres treffen, das derweil noch einer der größten Lieferanten russischen Öls ist.
Sprit könnte im Osten Deutschlands teurer werden als im Westen
Doch nicht nur zwischen Benzin und Diesel könnte es zu unterschiedlichen Preisentwicklungen kommen. "Wir sehen, dass sich die Ölströme weltweit radikal umstellen. Die Preise dürften sich je nach Bedeutung russischer Lieferungen lokal differenzieren", meint Puls. Und das bereits in Deutschland, an der Grenze zwischen ehemaligen alten und neuen Bundesländern.
Damit gemeint ist, dass der Sprit, der an den Tankstellen verkauft wird, unterschiedliche Ursprünge hat. Einen großen Einfluss haben die Raffinerien, die Öl aus dem Ausland verarbeiten und dann weiterverkaufen. So wurden bis dato beispielsweise große Teile des russischen Öls in den Raffinerien in Ostdeutschland verarbeitet und weitergeleitet. Doch dort könnte es jetzt zu Engpässen kommen. Im Westen Deutschlands hingegen kommt meist Öl aus Norwegen zum Einsatz.
Puls' Einschätzung ist deshalb, dass sich die Spritpreise im Westen und Osten unterschiedlich entwickeln könnten. Während der Westen weiterhin norwegisches Öl beziehen kann, wird der Osten sich nach teureren Alternativen umsehen müssen. Denn Öl aus Russland wird sehr viel schwerer zu bekommen sein. Russisches Öl kostet derzeit knapp 30 Dollar weniger als das Öl am Weltmarkt, doch es gibt kaum noch private Abnehmer. In Ostdeutschland könnten die Menschen deshalb zukünftig mehr an der Tankstelle zahlen müssen als die Menschen im Westen.