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Energiepolitik
Zitat von Gast am 7. September 2022, 08:20 UhrHabeck informierte AKW-Betreiber offenbar nicht über Plan für Einsatzreserve
Die Überraschung war groß, als der Bundeswirtschaftsminister am Montag vor der Presse seine Pläne für die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 vorstellte. Geht es nach Robert Habeck, sollen die beiden Meiler ab Jahresende bis Mitte April 2023 in einer sogenannten Einsatzreserve bereitgehalten werden. Im Fall von Stromengpässen in der Energiekrise, so die Idee des Grünen-Politikers, könnten die AKW dann rasch wieder hochgefahren werden. Vorausgegangen war ein Stresstest, bei dem das Ministerium Netzbetreiber prüfen ließ, ob in bestimmten Szenarien genug Strom zur Verfügung stünde und das deutsche Netz stabil bliebe.
Doch offenbar hörte nicht nur die Öffentlichkeit an diesem Tag zum ersten Mal von den Absichten des Ministers. Wie der Berliner Zeitung mehrere unabhängige Quellen bestätigten, informierte Habeck die Betreiber der Atomkraftwerke vor dem vergangenen Montag nicht über seinen Plan.
Dass Eon (Isar 2) und EnBW (Neckarwestheim 2) Redebedarf haben, zeigte sich bereits am Montagabend, als beide Konzerne auf die Pläne des Wirtschaftsministers reagierten. Man habe den Vorschlag der Bundesregierung „zur Kenntnis genommen“, heißt in einer Mitteilung von Eon. Nun komme es darauf an, „zu prüfen, ob und wie er technisch und organisatorisch machbar ist“. Doch stellte der Betreiber gleichzeitig klar, Kernkraftwerke seien „in ihrer technischen Auslegung keine Reservekraftwerke, die variabel an- und abschaltbar sind“.
EnBW teilte mit, dass die „Details der beschlossenen Vorgehensweise“ nun von der Bundesregierung „konkretisiert bzw. geklärt werden“ müssten – und das „möglichst im Austausch“ mit den Betreibern. Darüber hinaus wollten sich beide Unternehmen auf Nachfrage der Berliner Zeitung nicht äußern.
Auf die konkrete Frage der Berliner Zeitung an das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), „ob das Ministerium die AKW-Betreiber über die Pläne für eine ‚Einsatzreserve‘ informiert hat, bevor das Vorhaben am Montagabend vorgestellt wurde“, antwortete das BMWK nur grundsätzlich. „Ich kann bestätigen, dass es vor der Verkündung der Entscheidung Gespräche mit den Betreibern der Kraftwerke gab“, teilte eine Sprecherin mit.Dass grundsätzlich Kontakt zwischen BMWK und Betreibern besteht, steht allerdings außer Frage. Immerhin wird ein möglicher Streck- oder Weiterbetrieb der drei noch verbliebenen deutschen AKW schon seit Monaten diskutiert. Die Idee einer Einsatzreserve wurde den Energiekonzernen nach Informationen der Berliner Zeitung jedoch bis Montag nicht vorgestellt.
Dabei sind offenbar mehrere zentrale Fragen noch offen. Da wäre das Personal: In einem Interview mit dem Spiegel hatte Eon-Chef Leonhard Birnbaum schon am vergangenen Wochenende erklärt, dass die Mitarbeiter am Meiler Isar 2 bereits einen Sozialplan unterschrieben hätten. Einige von ihnen gingen am 31. Dezember in Rente. Dann sollte das AKW in Bayern eigentlich endgültig abgeschaltet werden. Zwar hätte der Konzern wohl auch im Fall eines Streck- oder Weiterbetriebs vor der Aufgabe gestanden, seinen Sozialplan überarbeiten zu müssen. Hinzu kommt nun aber die Herausforderung, die Beschäftigten auf die Einsatzreserve vorzubereiten.
Bereits vor der Entscheidung des Bundeswirtschaftsministers hatte Eon-Chef Birnbaum im Gespräch mit dem Spiegel gemahnt: „Es ist nicht trivial, ein Kernkraftwerk anders zu fahren.“ Das dürfte gerade für einen Reservebetrieb gelten, den es so in Deutschland und wohl auch weltweit noch nie gegeben hat.
Neben Fragen der technischen Umsetzung könnte es auch bei den Kosten unterschiedliche Ansichten zwischen Regierung und Betreibern geben. Das Wirtschaftsministerium kündigte an, dass diese vom Staat erstattet würden – demnach geht es um „überschaubare Kosten für Personal und Technik“, die „für das Vorhalten der Einsatzreserve“ anfielen. Hingegen hatte Eon-Chef Birnbaum mit Blick auf einen möglichen Streckbetrieb gesagt, dass es einen „Haufen Geld kosten“ würde, den geplanten Rückbau von Isar 2 zu verschieben und neu zu planen.
In der Opposition sorgt Habecks Vorgehen für Unverständnis. „Es gibt gravierende Zweifel, ob das so überhaupt umsetzbar ist“, sagte der stellvertretende CDU-Fraktionschef und Energiepolitiker Andreas Jung der Berliner Zeitung. „Die Kraftwerke können nicht auf Knopfdruck eben mal so hochgefahren werden.“ Dafür brauche es mindestens sieben Tage, eher aber mehr, so Jung. Der Wirtschaftsminister hatte am Montag gesagt, das Wiederanfahren der AKW werde ungefähr eine Woche dauern.
Jung sieht das kritisch. Man könne nicht jede Notlage schon über eine Woche im Voraus vorhersehen, sagt der CDU-Politiker. Auch er bemängelt eine offenbar mangelhafte Absprache mit Eon und EnBW: „Offenkundig wurden diese Fragen noch nicht einmal im Vorfeld mit den Betreibern geklärt.“ Der Energieexperte meint: „Mit all diesen ungeklärten Fragen könnte Habecks Vorschlag das faktische Aus aller drei Kernkraftwerke zum Jahresende besiegeln.“
Habeck informierte AKW-Betreiber offenbar nicht über Plan für Einsatzreserve
Die Überraschung war groß, als der Bundeswirtschaftsminister am Montag vor der Presse seine Pläne für die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 vorstellte. Geht es nach Robert Habeck, sollen die beiden Meiler ab Jahresende bis Mitte April 2023 in einer sogenannten Einsatzreserve bereitgehalten werden. Im Fall von Stromengpässen in der Energiekrise, so die Idee des Grünen-Politikers, könnten die AKW dann rasch wieder hochgefahren werden. Vorausgegangen war ein Stresstest, bei dem das Ministerium Netzbetreiber prüfen ließ, ob in bestimmten Szenarien genug Strom zur Verfügung stünde und das deutsche Netz stabil bliebe.
Doch offenbar hörte nicht nur die Öffentlichkeit an diesem Tag zum ersten Mal von den Absichten des Ministers. Wie der Berliner Zeitung mehrere unabhängige Quellen bestätigten, informierte Habeck die Betreiber der Atomkraftwerke vor dem vergangenen Montag nicht über seinen Plan.
Dass Eon (Isar 2) und EnBW (Neckarwestheim 2) Redebedarf haben, zeigte sich bereits am Montagabend, als beide Konzerne auf die Pläne des Wirtschaftsministers reagierten. Man habe den Vorschlag der Bundesregierung „zur Kenntnis genommen“, heißt in einer Mitteilung von Eon. Nun komme es darauf an, „zu prüfen, ob und wie er technisch und organisatorisch machbar ist“. Doch stellte der Betreiber gleichzeitig klar, Kernkraftwerke seien „in ihrer technischen Auslegung keine Reservekraftwerke, die variabel an- und abschaltbar sind“.
EnBW teilte mit, dass die „Details der beschlossenen Vorgehensweise“ nun von der Bundesregierung „konkretisiert bzw. geklärt werden“ müssten – und das „möglichst im Austausch“ mit den Betreibern. Darüber hinaus wollten sich beide Unternehmen auf Nachfrage der Berliner Zeitung nicht äußern.
Dass grundsätzlich Kontakt zwischen BMWK und Betreibern besteht, steht allerdings außer Frage. Immerhin wird ein möglicher Streck- oder Weiterbetrieb der drei noch verbliebenen deutschen AKW schon seit Monaten diskutiert. Die Idee einer Einsatzreserve wurde den Energiekonzernen nach Informationen der Berliner Zeitung jedoch bis Montag nicht vorgestellt.
Dabei sind offenbar mehrere zentrale Fragen noch offen. Da wäre das Personal: In einem Interview mit dem Spiegel hatte Eon-Chef Leonhard Birnbaum schon am vergangenen Wochenende erklärt, dass die Mitarbeiter am Meiler Isar 2 bereits einen Sozialplan unterschrieben hätten. Einige von ihnen gingen am 31. Dezember in Rente. Dann sollte das AKW in Bayern eigentlich endgültig abgeschaltet werden. Zwar hätte der Konzern wohl auch im Fall eines Streck- oder Weiterbetriebs vor der Aufgabe gestanden, seinen Sozialplan überarbeiten zu müssen. Hinzu kommt nun aber die Herausforderung, die Beschäftigten auf die Einsatzreserve vorzubereiten.
Bereits vor der Entscheidung des Bundeswirtschaftsministers hatte Eon-Chef Birnbaum im Gespräch mit dem Spiegel gemahnt: „Es ist nicht trivial, ein Kernkraftwerk anders zu fahren.“ Das dürfte gerade für einen Reservebetrieb gelten, den es so in Deutschland und wohl auch weltweit noch nie gegeben hat.
Neben Fragen der technischen Umsetzung könnte es auch bei den Kosten unterschiedliche Ansichten zwischen Regierung und Betreibern geben. Das Wirtschaftsministerium kündigte an, dass diese vom Staat erstattet würden – demnach geht es um „überschaubare Kosten für Personal und Technik“, die „für das Vorhalten der Einsatzreserve“ anfielen. Hingegen hatte Eon-Chef Birnbaum mit Blick auf einen möglichen Streckbetrieb gesagt, dass es einen „Haufen Geld kosten“ würde, den geplanten Rückbau von Isar 2 zu verschieben und neu zu planen.
In der Opposition sorgt Habecks Vorgehen für Unverständnis. „Es gibt gravierende Zweifel, ob das so überhaupt umsetzbar ist“, sagte der stellvertretende CDU-Fraktionschef und Energiepolitiker Andreas Jung der Berliner Zeitung. „Die Kraftwerke können nicht auf Knopfdruck eben mal so hochgefahren werden.“ Dafür brauche es mindestens sieben Tage, eher aber mehr, so Jung. Der Wirtschaftsminister hatte am Montag gesagt, das Wiederanfahren der AKW werde ungefähr eine Woche dauern.
Jung sieht das kritisch. Man könne nicht jede Notlage schon über eine Woche im Voraus vorhersehen, sagt der CDU-Politiker. Auch er bemängelt eine offenbar mangelhafte Absprache mit Eon und EnBW: „Offenkundig wurden diese Fragen noch nicht einmal im Vorfeld mit den Betreibern geklärt.“ Der Energieexperte meint: „Mit all diesen ungeklärten Fragen könnte Habecks Vorschlag das faktische Aus aller drei Kernkraftwerke zum Jahresende besiegeln.“
Zitat von Gast am 7. September 2022, 08:36 UhrEnergiekrise-Update am Mittwoch: Friedrich Merz witzelt über Robert Habeck
Wirtschaftsminister Habeck verhaspelt sich beim Thema Insolvenz – nun stichelt CDU-Chef Merz im Bundestag. Und: Stromerzeugung aus Kohle im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Der Überblick.
Merz kritisiert Energiemanagement der Ampelregierung – und witzelt über Habeck
9.52 Uhr: Zu Beginn der Generaldebatte im Bundestag hat Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) der Bundesregierung einen mangelhaften Umgang mit der Energiekrise vorgeworfen. »Wir haben ein massives Stromproblem in diesem Land«, sagte Merz an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gerichtet. »Das haben Sie offenbar bis heute nicht verstanden.«
Mit Blick auf Habecks Auftritt bei Maischberger am Vorabend im ZDF sagte Merz, es sei schön, dem Wirtschaftsminister »immer wieder beim Denken zuzusehen«. Er könne gefällig formulieren. »Aber mit Verlaub: Wie hilflos Sie sind, konnte man gestern im deutschen Fernsehen beobachten. Man kann nur hoffen, dass ein Großteil der deutschen Unternehmer gestern schon geschlafen hat.«
Merz spielt auf Habecks Aussagen bei Sandra Maischberger an, der Grünenpolitiker hatte sich dort in Aussagen zur Inflation verstrickt. Auf die Frage, ob eine Insolvenzwelle drohe, wenn viele Unternehmen aufgrund der Energiepreise nicht über den Winter kommen, wiegelte Habeck ab. »Es kann sein, dass sich bestimmte Geschäfte nicht mehr rentieren und die dann eingestellt werden. Vielleicht werden sie später wieder aufgenommen, das kann ja sein.« Dass Geschäftsschließungen Insolvenzen gleichkommen, verneinte Habeck dabei.
Für den Winter forderte Merz mehr Sicherheiten. Die ab dem 1. Oktober geplante Gasumlage will der CDU-Chef stoppen. Die Union werde noch diese Woche einen Antrag im Bundestag zur Abstimmung stellen, sagt er im Parlament. Die Umlage bedeute neue Belastungen für Verbraucher und Unternehmen und sei »von Anfang an eine Fehlkonstruktion gewesen«.
Stromerzeugung aus Kohle im ersten Halbjahr deutlich gestiegen
9.11 Uhr: Die Stromerzeugung aus Kohle ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen: Zwischen Januar und Ende Juni stammte knapp ein Drittel (31,4 Prozent) des in Deutschland erzeugten und eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken, wie das Statistikamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Damit nahm die Einspeisung von Kohlestrom im Jahresvergleich um 17,2 Prozent zu - da waren es noch gut 27 Prozent.
Insgesamt wurde weiterhin über die Hälfte (51,5 Prozent) des Stroms aus konventionellen Trägern erzeugt, also auch Erdgas oder Atomkraft. Dieser Anteil ging aber zurück, im ersten Halbjahr 2021 waren es noch 56,2 Prozent. Demgegenüber stieg der Anteil Erneuerbarer deutlich von 43,8 Prozent im Vorjahreszeitraum auf zuletzt 48,5 Prozent. Wegen vieler Sonnenstunden legte vor allem die Photovoltaik als Energieträger zu.
DIW-Expertin Kemfert: Energieversorgung auch ohne Atomkraft gesichert
8.22 Uhr: Die Energieexpertin Claudia Kemfert hat vor dem Hintergrund des jüngsten Stresstests zur Energieversorgung im Land von einem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke abgeraten. »Die Energieversorgung in Deutschland ist gesichert, auch ohne Atomkraft«, sagte sie der »Rheinischen Post«. Mögliche Versorgungsengpässe würden nicht durch das deutsche Netz, sondern vor allem durch marode Atomkraftwerke in Frankreich verursacht.
Wie die Expertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der Zeitung weiter sagte, ist die Reservehaltung der Kraftwerke zudem »aufwändig und teuer«. Atomkraftwerke seien für die Netzreserve ungeeignet, da sie "»nicht mal eben an- und ausgeschaltet werden können«. Sie müssten sicherheitstechnisch überprüft werden, außerdem seien Personal und Brennelemente nötig. »Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis«", sagte Kemfert.
Ifo: Firmen erhöhen Preise – Inflationsraten dürften weiter steigen
8.05 Uhr: Das Ifo-Institut sieht angesichts angekündigter Preiserhöhungen der deutschen Unternehmen kein schnelles Ende der hohen Inflation. Nach einer Umfrage der Münchner Forscher wollen viele Firmen in großem Umfang ihre Preise anheben. Im August lag der Ifo-Index der Preiserwartungen mit 47,5 Punkten nur um 0,1 unter dem Juli-Wert. In einzelnen Bereichen wie der Lebensmittelbranche will weiter fast jedes Unternehmen die Preise anheben. »Ein Auslaufen der Inflationswelle ist leider nicht in Sicht«, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Im Gegenteil: In den kommenden Monaten rechnet er sogar mit höheren Inflationsraten: »Bislang ist von den Energieversorgern nur ein geringer Teil der kräftigen Anstiege der Börsenpreise für Strom und Erdgas an die Kunden weitergegeben worden«, sagte Wollmershäuser. »Das dürfte sich in den kommenden Monaten ändern und zu zweistelligen Inflationsraten führen. Die Verbraucher werden daher ihren Konsum einschränken, und die gesamte Wirtschaftsleistung wird in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen.«
Eine Preiserwartung von 47,5 bedeutet, dass der Anteil jener Unternehmen, die die Preise erhöhen wollten, um 47,5 Prozentpunkte höher ist als der Anteil der Betriebe, die die Preise senken wollen. Besonders hoch sind die Zahlen aktuell im Einzelhandel, noch am niedrigsten im Bauhauptgewerbe.
Baltische Staaten: Deutschland darf nicht vor Russland einknicken
4.20 Uhr: Die baltischen Staaten haben an Deutschland appelliert, trotz steigender Energiepreise und trotz der im Winter drohenden Gasknappheit nicht vor Russland einzuknicken. »Dass einige sagen, man muss dem Erpresser nachgeben, ist brandgefährlich«, sagte Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins in einem Interview mit der »Welt«. Die Energiekrise werde in diesem Winter ein Problem sein, vielleicht auch noch im nächsten – danach aber nicht mehr, fügte er hinzu.
»In meinem Land haben wir 25 Prozent Inflation. Das ist eine Kriegssteuer"«, sagte Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas in dem »Welt«-Interview. »Wir zahlen sie in Euro, die Ukrainer in Menschenleben.« Sie rief Deutschland dazu auf, trotz steigender Preise solidarisch mit der Ukraine zu bleiben.
Union-Präsident Zingler skeptisch bei weiteren Energie-Einsparungen
3.45 Uhr: Union Berlins Präsident Dirk Zingler hält ein von der Deutschen Fußball Liga (DFL) empfohlenes individuelles Energie-Einsparziel in Höhe von 15 bis 20 Prozent für seinen Verein nicht für realistisch. »Also, wenn wir heute in der Lage wären, 20 Prozent Energie einzusparen, dann würde ich hier drei Leute entlassen. Das ist alles Wahnsinn. Als ob wir bisher rumgeaast haben mit Energie«, sagte der 58-Jährige in einer Medienrunde.
Natürlich lebe Union in der Realität und wisse, dass Energie knapp sei. Schon vor drei Monaten habe der Club geprüft, was er tun könne. »Alle energierelevanten Themen sind untersucht worden, und es ist festgestellt worden, dass wir relativ wenig Energie einsparen können, weil wir schon sehr sparsam waren.« So habe Union etwa die Einsatzzeiten der Rasenheizung und des Flutlichts überprüft.
Angesichts der Energiekrise hatte die DFL den Clubs der Bundesliga und der 2. Liga ein individuelles Energie-Einsparziel in Höhe von 15 bis 20 Prozent für die laufende Saison empfohlen. Wie es danach hieß, seien bei den Einsparzielen die sehr unterschiedlichen Gegebenheiten an den einzelnen Standorten der Bundesliga und 2. Bundesliga zu berücksichtigen.
Energiekrise-Update am Mittwoch: Friedrich Merz witzelt über Robert Habeck
Wirtschaftsminister Habeck verhaspelt sich beim Thema Insolvenz – nun stichelt CDU-Chef Merz im Bundestag. Und: Stromerzeugung aus Kohle im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Der Überblick.
Merz kritisiert Energiemanagement der Ampelregierung – und witzelt über Habeck
9.52 Uhr: Zu Beginn der Generaldebatte im Bundestag hat Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) der Bundesregierung einen mangelhaften Umgang mit der Energiekrise vorgeworfen. »Wir haben ein massives Stromproblem in diesem Land«, sagte Merz an Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gerichtet. »Das haben Sie offenbar bis heute nicht verstanden.«
Mit Blick auf Habecks Auftritt bei Maischberger am Vorabend im ZDF sagte Merz, es sei schön, dem Wirtschaftsminister »immer wieder beim Denken zuzusehen«. Er könne gefällig formulieren. »Aber mit Verlaub: Wie hilflos Sie sind, konnte man gestern im deutschen Fernsehen beobachten. Man kann nur hoffen, dass ein Großteil der deutschen Unternehmer gestern schon geschlafen hat.«
Merz spielt auf Habecks Aussagen bei Sandra Maischberger an, der Grünenpolitiker hatte sich dort in Aussagen zur Inflation verstrickt. Auf die Frage, ob eine Insolvenzwelle drohe, wenn viele Unternehmen aufgrund der Energiepreise nicht über den Winter kommen, wiegelte Habeck ab. »Es kann sein, dass sich bestimmte Geschäfte nicht mehr rentieren und die dann eingestellt werden. Vielleicht werden sie später wieder aufgenommen, das kann ja sein.« Dass Geschäftsschließungen Insolvenzen gleichkommen, verneinte Habeck dabei.
Für den Winter forderte Merz mehr Sicherheiten. Die ab dem 1. Oktober geplante Gasumlage will der CDU-Chef stoppen. Die Union werde noch diese Woche einen Antrag im Bundestag zur Abstimmung stellen, sagt er im Parlament. Die Umlage bedeute neue Belastungen für Verbraucher und Unternehmen und sei »von Anfang an eine Fehlkonstruktion gewesen«.
Stromerzeugung aus Kohle im ersten Halbjahr deutlich gestiegen
9.11 Uhr: Die Stromerzeugung aus Kohle ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen: Zwischen Januar und Ende Juni stammte knapp ein Drittel (31,4 Prozent) des in Deutschland erzeugten und eingespeisten Stroms aus Kohlekraftwerken, wie das Statistikamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Damit nahm die Einspeisung von Kohlestrom im Jahresvergleich um 17,2 Prozent zu - da waren es noch gut 27 Prozent.
Insgesamt wurde weiterhin über die Hälfte (51,5 Prozent) des Stroms aus konventionellen Trägern erzeugt, also auch Erdgas oder Atomkraft. Dieser Anteil ging aber zurück, im ersten Halbjahr 2021 waren es noch 56,2 Prozent. Demgegenüber stieg der Anteil Erneuerbarer deutlich von 43,8 Prozent im Vorjahreszeitraum auf zuletzt 48,5 Prozent. Wegen vieler Sonnenstunden legte vor allem die Photovoltaik als Energieträger zu.
DIW-Expertin Kemfert: Energieversorgung auch ohne Atomkraft gesichert
8.22 Uhr: Die Energieexpertin Claudia Kemfert hat vor dem Hintergrund des jüngsten Stresstests zur Energieversorgung im Land von einem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke abgeraten. »Die Energieversorgung in Deutschland ist gesichert, auch ohne Atomkraft«, sagte sie der »Rheinischen Post«. Mögliche Versorgungsengpässe würden nicht durch das deutsche Netz, sondern vor allem durch marode Atomkraftwerke in Frankreich verursacht.
Wie die Expertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) der Zeitung weiter sagte, ist die Reservehaltung der Kraftwerke zudem »aufwändig und teuer«. Atomkraftwerke seien für die Netzreserve ungeeignet, da sie "»nicht mal eben an- und ausgeschaltet werden können«. Sie müssten sicherheitstechnisch überprüft werden, außerdem seien Personal und Brennelemente nötig. »Aufwand und Ertrag stehen in keinem Verhältnis«", sagte Kemfert.
Ifo: Firmen erhöhen Preise – Inflationsraten dürften weiter steigen
8.05 Uhr: Das Ifo-Institut sieht angesichts angekündigter Preiserhöhungen der deutschen Unternehmen kein schnelles Ende der hohen Inflation. Nach einer Umfrage der Münchner Forscher wollen viele Firmen in großem Umfang ihre Preise anheben. Im August lag der Ifo-Index der Preiserwartungen mit 47,5 Punkten nur um 0,1 unter dem Juli-Wert. In einzelnen Bereichen wie der Lebensmittelbranche will weiter fast jedes Unternehmen die Preise anheben. »Ein Auslaufen der Inflationswelle ist leider nicht in Sicht«, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Im Gegenteil: In den kommenden Monaten rechnet er sogar mit höheren Inflationsraten: »Bislang ist von den Energieversorgern nur ein geringer Teil der kräftigen Anstiege der Börsenpreise für Strom und Erdgas an die Kunden weitergegeben worden«, sagte Wollmershäuser. »Das dürfte sich in den kommenden Monaten ändern und zu zweistelligen Inflationsraten führen. Die Verbraucher werden daher ihren Konsum einschränken, und die gesamte Wirtschaftsleistung wird in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen.«
Eine Preiserwartung von 47,5 bedeutet, dass der Anteil jener Unternehmen, die die Preise erhöhen wollten, um 47,5 Prozentpunkte höher ist als der Anteil der Betriebe, die die Preise senken wollen. Besonders hoch sind die Zahlen aktuell im Einzelhandel, noch am niedrigsten im Bauhauptgewerbe.
Baltische Staaten: Deutschland darf nicht vor Russland einknicken
4.20 Uhr: Die baltischen Staaten haben an Deutschland appelliert, trotz steigender Energiepreise und trotz der im Winter drohenden Gasknappheit nicht vor Russland einzuknicken. »Dass einige sagen, man muss dem Erpresser nachgeben, ist brandgefährlich«, sagte Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins in einem Interview mit der »Welt«. Die Energiekrise werde in diesem Winter ein Problem sein, vielleicht auch noch im nächsten – danach aber nicht mehr, fügte er hinzu.
»In meinem Land haben wir 25 Prozent Inflation. Das ist eine Kriegssteuer"«, sagte Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas in dem »Welt«-Interview. »Wir zahlen sie in Euro, die Ukrainer in Menschenleben.« Sie rief Deutschland dazu auf, trotz steigender Preise solidarisch mit der Ukraine zu bleiben.
Union-Präsident Zingler skeptisch bei weiteren Energie-Einsparungen
3.45 Uhr: Union Berlins Präsident Dirk Zingler hält ein von der Deutschen Fußball Liga (DFL) empfohlenes individuelles Energie-Einsparziel in Höhe von 15 bis 20 Prozent für seinen Verein nicht für realistisch. »Also, wenn wir heute in der Lage wären, 20 Prozent Energie einzusparen, dann würde ich hier drei Leute entlassen. Das ist alles Wahnsinn. Als ob wir bisher rumgeaast haben mit Energie«, sagte der 58-Jährige in einer Medienrunde.
Natürlich lebe Union in der Realität und wisse, dass Energie knapp sei. Schon vor drei Monaten habe der Club geprüft, was er tun könne. »Alle energierelevanten Themen sind untersucht worden, und es ist festgestellt worden, dass wir relativ wenig Energie einsparen können, weil wir schon sehr sparsam waren.« So habe Union etwa die Einsatzzeiten der Rasenheizung und des Flutlichts überprüft.
Angesichts der Energiekrise hatte die DFL den Clubs der Bundesliga und der 2. Liga ein individuelles Energie-Einsparziel in Höhe von 15 bis 20 Prozent für die laufende Saison empfohlen. Wie es danach hieß, seien bei den Einsparzielen die sehr unterschiedlichen Gegebenheiten an den einzelnen Standorten der Bundesliga und 2. Bundesliga zu berücksichtigen.
Zitat von Gast am 8. September 2022, 06:37 UhrMerz: Habeck hält „das ganze Land zum Narren“
Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wegen dessen Haltung zur Atomkraft scharf attackiert. Mit dem Plan, zwei der drei verbliebenen Akw in Deutschland bis Mitte April 2023 in Reserve zu stellen, halte Habeck „das ganze Land zum Narren“, sagte Merz am Mittwoch in der Generaldebatte im Bundestag. Die Entscheidung gegen eine umfassendere Laufzeitverlängerung beschädige „möglicherweise unwiderruflich die deutschen Unternehmen, den gesamten Wirtschaftsstandort und vor allem die mittelständischen Unternehmen“.
„Wir sind mitten drin in einem massiven Stromproblem in diesem Land“, warnte Merz. Trotzdem weigere sich Habeck, die drei verbliebenen Akw für einen Zeitraum von wenigen Jahren weiter laufen zu lassen - obwohl diese „die modernsten und sichersten Kernkraftwerke der Welt“ seien. „Das hat doch ein Niveau an Irrationalität erreicht, das kann man doch gar nicht mehr beschreiben“, rief Merz empört.
Er forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf, sich der Sache anzunehmen. Die Energiepolitik könne der Kanzler nicht „allen Ernstes“ einem Minister überlassen, der in Partei und Ministerium umgeben sei „von einer Gruppe aus Lobbyisten der Umweltpolitik, die alles zur Strecke bringen, was auch nur einigermaßen Aussicht auf Erfolg hat, diese Krise in den Griff zu bekommen“, sagte Merz.Er rief Scholz zu: „Stoppen Sie diesen Irrsinn aus Ihrer Koalition.“ Die Kraftwerke müssten vorerst am Netz bleiben - „damit senken wir die Preise, damit senken wir die Kosten für die Unternehmen, damit schaffen wir Planungssicherheit“. Zugleich betonte Merz, „niemand von uns will zurück zur alten Kernenergie“, was ihm ungläubige Zwischenrufe aus den Reihen der Koalitionsfraktionen einbrachte.
Auch in anderen Punkten kritisierte Merz die Bundesregierung deutlich. So gebe es immer noch zu viel Zurückhaltung bei den Waffenlieferungen für die Ukraine. Diese Zögerlichkeit sei „ein Grund dafür, dass dieser Krieg sich verlängert“, sagte Merz.
Das am Wochenende beschlossene dritte Entlastungspaket der Koalition wiederum enthalte zwar einige gute Ansätze, sei aber letztlich nur „ein Sammelsurium von Kompromissen“, urteilte der CDU-Vorsitzende. Die Regierung sei „weit davon entfernt“ sachgerechte Antworten auf die Krise zu geben.
Merz: Habeck hält „das ganze Land zum Narren“
Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wegen dessen Haltung zur Atomkraft scharf attackiert. Mit dem Plan, zwei der drei verbliebenen Akw in Deutschland bis Mitte April 2023 in Reserve zu stellen, halte Habeck „das ganze Land zum Narren“, sagte Merz am Mittwoch in der Generaldebatte im Bundestag. Die Entscheidung gegen eine umfassendere Laufzeitverlängerung beschädige „möglicherweise unwiderruflich die deutschen Unternehmen, den gesamten Wirtschaftsstandort und vor allem die mittelständischen Unternehmen“.
„Wir sind mitten drin in einem massiven Stromproblem in diesem Land“, warnte Merz. Trotzdem weigere sich Habeck, die drei verbliebenen Akw für einen Zeitraum von wenigen Jahren weiter laufen zu lassen - obwohl diese „die modernsten und sichersten Kernkraftwerke der Welt“ seien. „Das hat doch ein Niveau an Irrationalität erreicht, das kann man doch gar nicht mehr beschreiben“, rief Merz empört.
Er rief Scholz zu: „Stoppen Sie diesen Irrsinn aus Ihrer Koalition.“ Die Kraftwerke müssten vorerst am Netz bleiben - „damit senken wir die Preise, damit senken wir die Kosten für die Unternehmen, damit schaffen wir Planungssicherheit“. Zugleich betonte Merz, „niemand von uns will zurück zur alten Kernenergie“, was ihm ungläubige Zwischenrufe aus den Reihen der Koalitionsfraktionen einbrachte.
Auch in anderen Punkten kritisierte Merz die Bundesregierung deutlich. So gebe es immer noch zu viel Zurückhaltung bei den Waffenlieferungen für die Ukraine. Diese Zögerlichkeit sei „ein Grund dafür, dass dieser Krieg sich verlängert“, sagte Merz.
Das am Wochenende beschlossene dritte Entlastungspaket der Koalition wiederum enthalte zwar einige gute Ansätze, sei aber letztlich nur „ein Sammelsurium von Kompromissen“, urteilte der CDU-Vorsitzende. Die Regierung sei „weit davon entfernt“ sachgerechte Antworten auf die Krise zu geben.
Zitat von Gast am 8. September 2022, 06:56 UhrÖsterreich begrenzt den Strompreis auf zehn Cent pro kWh für die ersten 2.900 kWh Stromverbrauch.
Österreich hat beschlossen, die Strompreise für einen Zeitraum von 18 Monaten zu begrenzen, um die Haushalte bei der Bewältigung der hohen Energiepreise zu unterstützen, wie die Regierung am Mittwoch mitteilte.
Konkret hat die Regierung beschlossen, einen Preis von zehn Cent pro kWh für die ersten 2.900 kWh des Verbrauchs pro Haushalt festzulegen. Das sind 80 Prozent des Durchschnittsverbrauchs der österreichischen Haushalte, so der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer.
"Niemand in Österreich sollte nicht in der Lage sein, seinen Grundbedarf an Strom zu decken", sagte er und erläuterte, dass die Preisobergrenze im Dezember 2022 in Kraft treten und bis Mitte 2024 gelten wird.
Die Regierung ist der Ansicht, dass die Ausgestaltung dieser Maßnahme den österreichischen Haushalten hilft und darüber hinaus einen Anreiz zum Sparen bietet, da es einen Höchstverbrauch gibt. Strom, der über die anfänglichen 2.900 kWh hinaus verbraucht wird, wird zum normalen Preis vergütet.
Die Regierung schätzt die Kosten für diese Maßnahme auf 3 bis 4 Milliarden Euro für das gesamte Programm.
Österreich begrenzt den Strompreis auf zehn Cent pro kWh für die ersten 2.900 kWh Stromverbrauch.
Österreich hat beschlossen, die Strompreise für einen Zeitraum von 18 Monaten zu begrenzen, um die Haushalte bei der Bewältigung der hohen Energiepreise zu unterstützen, wie die Regierung am Mittwoch mitteilte.
Konkret hat die Regierung beschlossen, einen Preis von zehn Cent pro kWh für die ersten 2.900 kWh des Verbrauchs pro Haushalt festzulegen. Das sind 80 Prozent des Durchschnittsverbrauchs der österreichischen Haushalte, so der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer.
"Niemand in Österreich sollte nicht in der Lage sein, seinen Grundbedarf an Strom zu decken", sagte er und erläuterte, dass die Preisobergrenze im Dezember 2022 in Kraft treten und bis Mitte 2024 gelten wird.
Die Regierung ist der Ansicht, dass die Ausgestaltung dieser Maßnahme den österreichischen Haushalten hilft und darüber hinaus einen Anreiz zum Sparen bietet, da es einen Höchstverbrauch gibt. Strom, der über die anfänglichen 2.900 kWh hinaus verbraucht wird, wird zum normalen Preis vergütet.
Die Regierung schätzt die Kosten für diese Maßnahme auf 3 bis 4 Milliarden Euro für das gesamte Programm.
Zitat von Gast am 9. September 2022, 07:05 UhrTask Force für Ölraffinerie: Brandenburg droht mit Ausstieg
Bei der Suche nach Lösungen für die Ölraffinerie PCK in Schwedt ist neuer Streit zwischen Brandenburg und dem Bundeswirtschaftsministerium entbrannt. Die Landesregierung drohte dem Bund nun mit einem Ende der Zusammenarbeit. «Ohne konkrete Zusagen in der Sache, einen verbindlichen Fahrplan und eine bessere Transparenz wird für uns eine weitere Mitwirkung in der Task Force Schwedt und in den Arbeitsgruppen nicht mehr zielführend sein», schrieben Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Finanzministerin Katrin Lange (beide SPD) an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Der Brief lag der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vor. Zuvor hatte die «Märkische Allgemeine» berichtet.
Seit Ende Mai tagt die Task Force - eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern - zur Zukunft der Raffinerie. Die beiden Minister kritisierten in dem Schreiben an Habeck, bislang fehlten verlässliche und schriftlich fixierte Aussagen der Bundesregierung, wie der überregional bedeutsame Industriestandort Schwedt gesichert und die Folgen des Öl-Embargos abgefangen werden könnten.
Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte am Abend, es sei gerade in der Prüfung, ob ein Brief eingegangen. Zu nicht-öffentlichen Briefen an den Minister äußere sich das Haus jedoch nicht. Da das Bundeswirtschaftsministerium gerade mit Brandenburg regelmäßig Kontakt habe, würden diese Fragestellungen direkt und in der üblichen regierungsinternen Zusammenarbeit behandelt.
Für die Ölraffinerie forderte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vom Bund eine Arbeitsplatzgarantie für alle Beschäftigten bis mindestens Ende 2024 und den Ausschluss von Kurzarbeit. Die Bundesregierung hat sich wegen des russischen Kriegs in der Ukraine verpflichtet, auf russisches Öl aus der Pipeline vom kommenden Jahr an zu verzichten. Von dem Öl-Embargo wäre PCK besonders betroffen. Die Anlage versorgt weite Teile Ostdeutschlands mit Treibstoff.
Ministerpräsident Woidke forderte zudem für eine Neuausrichtung des Industriestandorts Schwedt mindestens 1,5 Milliarden Euro vom Bund. Es sei ein Transformationsfonds über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren erforderlich, heißt es in einem der dpa vorliegenden internen Papier des Regierungschefs. Das Land werde sich an dem Transformationsprozess mit 150 Millionen Euro beteiligen. Zuvor hatte die «Märkische Oderzeitung» (Donnerstag) über das Papier berichtet. Mit den zusätzlichen Mitteln solle der Umbau des Industriestandortes gelingen in Richtung eines klimagerechten und innovativen Produktionsstandortes.Die weitere Strategie des Landes zur Bewältigung der Energiekrise und die Positionen gegenüber dem Bund will der Regierungschef bei einer Sondersitzung des Kabinetts am Dienstag (13.9.) verabreden. Zudem plant die Regierung ein Treffen mit Energieversorgern, Netzbetreibern, energieintensiven Unternehmen und Gewerkschaften. «Die Herausforderungen zur Versorgungssicherheit und die Preisentwicklungen haben das Potenzial, unser wirtschaftliches und soziales Gefüge in bisher unbekanntem Ausmaß in Frage zu stellen», heißt es in dem internen Papier. Unternehmen und private Verbraucher müssten sich auf weitere steigende Gas- und Mineralölpreise einstellen.
Bund und Länder wollen zudem bei einer Konferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über die Finanzierung des vorgesehenen Entlastungspaketes sprechen. In seinem Schreiben betonte Woidke, insbesondere Länder wie Brandenburg, die bereits jetzt durch einen hohen Anteil an Erneuerbaren Energien zur Stromversorgung in Deutschland beitrügen, dürften nur in vertretbarem Maße weiter belastet werden.
Die Gasumlage in der jetzigen Form lehnt Woidke ab. «Ich halte die Gasumlage für einen Fehler», sagte Woidke der «Super Illu». «Ähnlich wie bei der Rettung der Lufthansa in der Corona-Krise sollte es stattdessen eine zielgenaue Lösung für betroffene Unternehmen wie Uniper geben, die aus Steuergeldern finanziert und in besseren Zeiten zumindest teilweise zurückgezahlt wird.»
Task Force für Ölraffinerie: Brandenburg droht mit Ausstieg
Bei der Suche nach Lösungen für die Ölraffinerie PCK in Schwedt ist neuer Streit zwischen Brandenburg und dem Bundeswirtschaftsministerium entbrannt. Die Landesregierung drohte dem Bund nun mit einem Ende der Zusammenarbeit. «Ohne konkrete Zusagen in der Sache, einen verbindlichen Fahrplan und eine bessere Transparenz wird für uns eine weitere Mitwirkung in der Task Force Schwedt und in den Arbeitsgruppen nicht mehr zielführend sein», schrieben Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Finanzministerin Katrin Lange (beide SPD) an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Der Brief lag der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vor. Zuvor hatte die «Märkische Allgemeine» berichtet.
Seit Ende Mai tagt die Task Force - eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern - zur Zukunft der Raffinerie. Die beiden Minister kritisierten in dem Schreiben an Habeck, bislang fehlten verlässliche und schriftlich fixierte Aussagen der Bundesregierung, wie der überregional bedeutsame Industriestandort Schwedt gesichert und die Folgen des Öl-Embargos abgefangen werden könnten.
Eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums sagte am Abend, es sei gerade in der Prüfung, ob ein Brief eingegangen. Zu nicht-öffentlichen Briefen an den Minister äußere sich das Haus jedoch nicht. Da das Bundeswirtschaftsministerium gerade mit Brandenburg regelmäßig Kontakt habe, würden diese Fragestellungen direkt und in der üblichen regierungsinternen Zusammenarbeit behandelt.
Für die Ölraffinerie forderte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vom Bund eine Arbeitsplatzgarantie für alle Beschäftigten bis mindestens Ende 2024 und den Ausschluss von Kurzarbeit. Die Bundesregierung hat sich wegen des russischen Kriegs in der Ukraine verpflichtet, auf russisches Öl aus der Pipeline vom kommenden Jahr an zu verzichten. Von dem Öl-Embargo wäre PCK besonders betroffen. Die Anlage versorgt weite Teile Ostdeutschlands mit Treibstoff.
Die weitere Strategie des Landes zur Bewältigung der Energiekrise und die Positionen gegenüber dem Bund will der Regierungschef bei einer Sondersitzung des Kabinetts am Dienstag (13.9.) verabreden. Zudem plant die Regierung ein Treffen mit Energieversorgern, Netzbetreibern, energieintensiven Unternehmen und Gewerkschaften. «Die Herausforderungen zur Versorgungssicherheit und die Preisentwicklungen haben das Potenzial, unser wirtschaftliches und soziales Gefüge in bisher unbekanntem Ausmaß in Frage zu stellen», heißt es in dem internen Papier. Unternehmen und private Verbraucher müssten sich auf weitere steigende Gas- und Mineralölpreise einstellen.
Bund und Länder wollen zudem bei einer Konferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über die Finanzierung des vorgesehenen Entlastungspaketes sprechen. In seinem Schreiben betonte Woidke, insbesondere Länder wie Brandenburg, die bereits jetzt durch einen hohen Anteil an Erneuerbaren Energien zur Stromversorgung in Deutschland beitrügen, dürften nur in vertretbarem Maße weiter belastet werden.
Die Gasumlage in der jetzigen Form lehnt Woidke ab. «Ich halte die Gasumlage für einen Fehler», sagte Woidke der «Super Illu». «Ähnlich wie bei der Rettung der Lufthansa in der Corona-Krise sollte es stattdessen eine zielgenaue Lösung für betroffene Unternehmen wie Uniper geben, die aus Steuergeldern finanziert und in besseren Zeiten zumindest teilweise zurückgezahlt wird.»
Zitat von Gast am 12. September 2022, 08:18 UhrMacht euch auf Stromausfälle von Beverly Hills bis Berlin gefasst, denn es droht eine weltweite Energiekrise
Am besten wirft jeder einen Blick auf die Krisenversorgungsliste der Bundesregierung und legt sich dann einen Vorrat an Batterien, Kerzen und unverderblichem Essen an. Denn in der Zukunft sind weltweit Stromausfälle vorprogrammiert.
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten bereitet sich die westliche Welt auf eine ausgedehnte und anhaltende Energieknappheit vor. Die Vereinigten Staaten von Amerika, das Großbritannien und die Europäische Union wurden durch Russlands Einmarsch in die Ukraine und dadurch steigende Strom- und Brennstoffkosten in Bedrängnis gebracht. Der schlimmste Teil der Energiekrise steht uns wahrscheinlich noch bevor.
Selbst wohlhabende Länder werden nicht verschont bleiben, zumindest nicht ohne einen umfassenden politischen Wandel und scharfe Einschnitte in der Privatwirtschaft. Nimmt man die damit verbundenen wirtschaftlichen Kosten und die Gesundheitsrisiken hinzu, sieht die aktuelle Situation im Westen durchaus düster aus.
Unerträgliche Temperaturen werden normaler
In Europa und im Vereinigten Königreich werden Bewohner, die nicht an Hitzewellen gewöhnt sind, entweder mit exorbitant hohen Energierechnungen oder gesundheitsgefährdend heißen Sommern konfrontiert sein. Durch die Abhängigkeit von russischem Gas wird vieles noch verschlimmert, denn der Kreml hat die Lieferung über die Pipeline Nord Stream 1 vollständig unterbrochen.
Im US-Bundesstaat Kalifornien wird sich die Lage durch Warnungen vor Stromausfall und dadurch eingeschränkte Nutzung von Klimaanlagen bemerkbar machen. Darauf werden sich in den kommenden Jahren voraussichtlich auch die Bewohner von Texas, Illinois und Missouri und Gegenden an der Westküste einstellen müssen.
Nicht mal die Nacht spendet mehr Abkühlung
Angesichts der rekordverdächtigen Temperaturen an der Westküste forderte der kalifornische Netzbetreiber ISO die Bewohner in dieser Woche auf, ihren Energieverbrauch einzuschränken. Zudem gab es eine Warnung vor Stromausfällen. Die wurde per SMS versandt. Die Notfallvorkehrungen wurden zwar bald darauf wieder aufgehoben, ohne dass es zu großflächigen Stromausfällen kam. Aber das Energieversorgungsunternehmen meldete, dass nur die Sparsamkeit der Einwohner die Stabilität des Netzes am Laufen gehalten hat.
Die Kalifornier waren aufgefordert, keine großen Geräte zu benutzen, nicht benötigte elektronische Geräte auszustecken und ihre Thermostate auf maximal 25 Grad herunterzuregulieren. „Ich kann so nicht weitermachen“, schrieb deshalb die Twitter-Nutzerin @sdfashionista3. „Ich lebe schon immer in San Diego und habe noch nie eine so hohe Temperatur in der Nacht gesehen.“ Obwohl die ISO-Warnung vom Dienstag dazu beigetragen hat, Stromausfälle zu verhindern, waren nach Angaben von poweroutage.us an diesem Nachmittag mehr als 50.000 Kalifornier in irgendeiner Form von Stromausfällen betroffen.Die Überlastung des kalifornischen Stromnetzes kann auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Die Durchschnittstemperaturen sind schneller gestiegen als die Hitzetoleranz der Einwohner, was bedeutet, dass die Einwohner dort ihre Klimaanlagen wesentlich länger laufen lassen als noch vor einigen Jahren. Doch die Versorgungsunternehmen und Regulierungsbehörden haben das Stromnetz nicht entsprechend ausgebaut. So hat die steigende Nachfrage nach Strom die Infrastruktur an ihre Grenzen gebracht.
"Elektrizität auf Basis fossiler Brennstoffe gilt traditionell als die zuverlässigste", sagt Romany Webb, Forschungsstipendiat an der Columbia Law School und Mitarbeiter am Sabin Zentrum für Rechtsfragen beim Klimawandel. "Aber die Kombination aus der Verknappung und Verteuerung von Gas in Verbindung mit den Klimaauswirkungen zeigt, dass dies nicht mehr der Fall ist."
Die Warn-Kurznachrichten unterstreichen, was Staaten wie Kalifornien, Spanien oder anderen Südstaaten mit vielen Sonnenstunden noch bevor steht. Rund acht Millionen US-Amerikaner werden im Jahr 2022 bereits Temperaturen von über 50 Grad erlebt haben. Das sind Höhen, die nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes als "extrem gefährlich" gelten. Laut einer neuen Studie der First Street Foundation werden im Jahr 2053 bereits 107 Millionen Menschen davon betroffen sein.
Diese Auswirkungen hat die Stromknappheit
Ohne massive Investitionen in die Überholung des Energienetzes des Landes könnten solche Hitzewellen tagelang den Strom in mehreren Staaten ausfallen lassen. Das gefährdet die Leben von Millionen von Menschen, die es sich nicht leisten können, sich mit einem Dieselgenerator oder eigenem Pool abzukühlen. Der Stromausfall wird auch zu verdorbenen Lebensmitteln führen, da Gefriertruhen und Kühlschränke ausfallen.
Geschäftsinhaber werden gezwungen sein, ihre Läden zu schließen, und die, die noch geöffnet haben, werden kaum Kundschaft haben, da jeder nur versucht, die Hitze zu überstehen. Wer auf medizinische Geräte angewiesen ist, wird allerdings am unmittelbarsten gefährdet sein, besonders da die Stromausfälle plötzlich auftreten können.
Europas Abkopplung von der russischen Energie stellt eine unmögliche Wahl dar
Das Energieproblem der Europäische Union und Großbritanniens hat viel mehr mit ihrer Abhängigkeit von Russland zu tun. Während sich die USA trotz ihrer Probleme mit ihrem veralteten Stromnetz weitgehend auf ihre eigenen Rohstoffe verlassen kann, hängt Westeuropa bei Erdgas und Rohöl stark von Moskau ab. Dadurch blieben die Preise stabil.
Diese Beziehung war zwar steinig, hielt aber mehrere Jahrzehnte. Sie endete, als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte und damit heftige Gegenreaktionen des Westens auslöste. Die EU und das Vereinigte Königreich verhängten daraufhin Sanktionen gegen den russischen Energiesektor und kündigten Pläne an, den Einkauf russischer Waren rasch zu reduzieren. Man will diese Rohstoffe anderweitig beschaffen.
Die Umstellung war nicht einfach. Westeuropa hatte das ganze Jahr über mit Energieengpässen zu kämpfen, und die Sommerhitze verschärfte das Problem noch. Besonders stark betroffen war Großbritannien, Spanien, Portugal und Frankreich. Dort führten die Rekordtemperaturen zu großen Waldbränden und Tausenden von Toten.
Die Hitzewelle war besonders gefährlich, weil viele betroffene Länder "nicht wirklich auf den Umgang mit der Hitze vorbereitet sind", erklärte George Havenith, Professor für Umweltphysiologie und Ergonomie an der Universität Loughborough, zu Business Insider.
Firmen führen zur Vorbereitung Stresstests durch
Viele Unternehmen rüsten sich bereits für eine historische Energiekrise. Die europäischen Niederlassungen von JPMorgan haben in den letzten Wochen Stromausfallsimulationen durchgeführt, um sich auf Ausfälle vorzubereiten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Die Deutsche Bank teilte der Nachrichtenagentur mit, sie habe das heiße Wasser in den Toiletten abgestellt und die Temperatur in den Büros geändert, um den Energieverbrauch zu senken. Die Euronext-Börse sagte, sie halte Notstromaggregate bereit, falls es zu Stromausfällen kommen sollte.
Auch für Deutschland warnt der Deutsche Städte- und Gemeindebund vor flächendeckenden Stromausfällen. „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Welt am Sonntag“.
Die Hitzewelle hat sich inzwischen beruhigt, aber Russlands Vergeltungsmaßnahmen gegen die Energieembargos haben Folgen: Die Energieversorgung wird immer knapper wird, da der Kreml weiterhin die Lieferungen in den Westen unterbricht. Dadurch müssen die Bürger für ihren täglichen Strombedarf mehr bezahlen. Die britische Energieregulierungsbehörde hat die Obergrenze für jährliche Energierechnungen ab dem 1. Oktober auf 3549 Pfund – etwa 4054 Euro – angehoben, was fast einer Verdoppelung der bisherigen Obergrenze und einem Anstieg um 178 Prozent gegenüber dem letzten Winter entspricht.
Die Erhöhung stellt einkommensschwache Briten vor eine unmögliche Wahl: sich zu verschulden, um ihren Grundbedarf an Energie aufrechtzuerhalten, oder eben die Heizung auszulassen. Premierministerin Liz Truss kündigte deshalb an, dass die Regierung die jährlichen Energierechnungen der Haushalte ab dem 1. Oktober auf 2500 Pfund (2800 Euro) deckeln wird, um die Auswirkungen der steigenden Kosten etwas abzumildern. Die britische Regierung wird den Rest der Rechnung bezahlen, und obwohl die Regierung die Gesamtkosten der Maßnahme noch nicht bekannt gegeben hat, dürfte es sich um eine der teuersten Wirtschaftshilfen handeln, die das Vereinigte Königreich seit Jahrzehnten erlebt hat.
Erneuerbare als mittelfristiger Ausweg
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird der Drang, die Stromnetze mit erneuerbarer Energie und effizienter Energiespeicherung zu verstärken, größer. "Wenn wir die Risiken des Klimawandels für unser Stromsystem nicht ausreichend zur Kenntnis nehmen, werden wir wahrscheinlich noch mehr solcher Stabilitätsprobleme erleben", sagte der Energieexperte Webb. "Regulierungsbehörden, Stromversorger und Netzbetreiber müssen unbedingt erkennen, dass der Klimawandel da ist".
Macht euch auf Stromausfälle von Beverly Hills bis Berlin gefasst, denn es droht eine weltweite Energiekrise
Am besten wirft jeder einen Blick auf die Krisenversorgungsliste der Bundesregierung und legt sich dann einen Vorrat an Batterien, Kerzen und unverderblichem Essen an. Denn in der Zukunft sind weltweit Stromausfälle vorprogrammiert.
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten bereitet sich die westliche Welt auf eine ausgedehnte und anhaltende Energieknappheit vor. Die Vereinigten Staaten von Amerika, das Großbritannien und die Europäische Union wurden durch Russlands Einmarsch in die Ukraine und dadurch steigende Strom- und Brennstoffkosten in Bedrängnis gebracht. Der schlimmste Teil der Energiekrise steht uns wahrscheinlich noch bevor.
Selbst wohlhabende Länder werden nicht verschont bleiben, zumindest nicht ohne einen umfassenden politischen Wandel und scharfe Einschnitte in der Privatwirtschaft. Nimmt man die damit verbundenen wirtschaftlichen Kosten und die Gesundheitsrisiken hinzu, sieht die aktuelle Situation im Westen durchaus düster aus.
Unerträgliche Temperaturen werden normaler
In Europa und im Vereinigten Königreich werden Bewohner, die nicht an Hitzewellen gewöhnt sind, entweder mit exorbitant hohen Energierechnungen oder gesundheitsgefährdend heißen Sommern konfrontiert sein. Durch die Abhängigkeit von russischem Gas wird vieles noch verschlimmert, denn der Kreml hat die Lieferung über die Pipeline Nord Stream 1 vollständig unterbrochen.
Im US-Bundesstaat Kalifornien wird sich die Lage durch Warnungen vor Stromausfall und dadurch eingeschränkte Nutzung von Klimaanlagen bemerkbar machen. Darauf werden sich in den kommenden Jahren voraussichtlich auch die Bewohner von Texas, Illinois und Missouri und Gegenden an der Westküste einstellen müssen.
Nicht mal die Nacht spendet mehr Abkühlung
Angesichts der rekordverdächtigen Temperaturen an der Westküste forderte der kalifornische Netzbetreiber ISO die Bewohner in dieser Woche auf, ihren Energieverbrauch einzuschränken. Zudem gab es eine Warnung vor Stromausfällen. Die wurde per SMS versandt. Die Notfallvorkehrungen wurden zwar bald darauf wieder aufgehoben, ohne dass es zu großflächigen Stromausfällen kam. Aber das Energieversorgungsunternehmen meldete, dass nur die Sparsamkeit der Einwohner die Stabilität des Netzes am Laufen gehalten hat.
Die Überlastung des kalifornischen Stromnetzes kann auf den Klimawandel zurückgeführt werden. Die Durchschnittstemperaturen sind schneller gestiegen als die Hitzetoleranz der Einwohner, was bedeutet, dass die Einwohner dort ihre Klimaanlagen wesentlich länger laufen lassen als noch vor einigen Jahren. Doch die Versorgungsunternehmen und Regulierungsbehörden haben das Stromnetz nicht entsprechend ausgebaut. So hat die steigende Nachfrage nach Strom die Infrastruktur an ihre Grenzen gebracht.
"Elektrizität auf Basis fossiler Brennstoffe gilt traditionell als die zuverlässigste", sagt Romany Webb, Forschungsstipendiat an der Columbia Law School und Mitarbeiter am Sabin Zentrum für Rechtsfragen beim Klimawandel. "Aber die Kombination aus der Verknappung und Verteuerung von Gas in Verbindung mit den Klimaauswirkungen zeigt, dass dies nicht mehr der Fall ist."
Die Warn-Kurznachrichten unterstreichen, was Staaten wie Kalifornien, Spanien oder anderen Südstaaten mit vielen Sonnenstunden noch bevor steht. Rund acht Millionen US-Amerikaner werden im Jahr 2022 bereits Temperaturen von über 50 Grad erlebt haben. Das sind Höhen, die nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes als "extrem gefährlich" gelten. Laut einer neuen Studie der First Street Foundation werden im Jahr 2053 bereits 107 Millionen Menschen davon betroffen sein.
Diese Auswirkungen hat die Stromknappheit
Ohne massive Investitionen in die Überholung des Energienetzes des Landes könnten solche Hitzewellen tagelang den Strom in mehreren Staaten ausfallen lassen. Das gefährdet die Leben von Millionen von Menschen, die es sich nicht leisten können, sich mit einem Dieselgenerator oder eigenem Pool abzukühlen. Der Stromausfall wird auch zu verdorbenen Lebensmitteln führen, da Gefriertruhen und Kühlschränke ausfallen.
Geschäftsinhaber werden gezwungen sein, ihre Läden zu schließen, und die, die noch geöffnet haben, werden kaum Kundschaft haben, da jeder nur versucht, die Hitze zu überstehen. Wer auf medizinische Geräte angewiesen ist, wird allerdings am unmittelbarsten gefährdet sein, besonders da die Stromausfälle plötzlich auftreten können.
Europas Abkopplung von der russischen Energie stellt eine unmögliche Wahl dar
Das Energieproblem der Europäische Union und Großbritanniens hat viel mehr mit ihrer Abhängigkeit von Russland zu tun. Während sich die USA trotz ihrer Probleme mit ihrem veralteten Stromnetz weitgehend auf ihre eigenen Rohstoffe verlassen kann, hängt Westeuropa bei Erdgas und Rohöl stark von Moskau ab. Dadurch blieben die Preise stabil.
Diese Beziehung war zwar steinig, hielt aber mehrere Jahrzehnte. Sie endete, als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte und damit heftige Gegenreaktionen des Westens auslöste. Die EU und das Vereinigte Königreich verhängten daraufhin Sanktionen gegen den russischen Energiesektor und kündigten Pläne an, den Einkauf russischer Waren rasch zu reduzieren. Man will diese Rohstoffe anderweitig beschaffen.
Die Umstellung war nicht einfach. Westeuropa hatte das ganze Jahr über mit Energieengpässen zu kämpfen, und die Sommerhitze verschärfte das Problem noch. Besonders stark betroffen war Großbritannien, Spanien, Portugal und Frankreich. Dort führten die Rekordtemperaturen zu großen Waldbränden und Tausenden von Toten.
Die Hitzewelle war besonders gefährlich, weil viele betroffene Länder "nicht wirklich auf den Umgang mit der Hitze vorbereitet sind", erklärte George Havenith, Professor für Umweltphysiologie und Ergonomie an der Universität Loughborough, zu Business Insider.
Firmen führen zur Vorbereitung Stresstests durch
Viele Unternehmen rüsten sich bereits für eine historische Energiekrise. Die europäischen Niederlassungen von JPMorgan haben in den letzten Wochen Stromausfallsimulationen durchgeführt, um sich auf Ausfälle vorzubereiten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Die Deutsche Bank teilte der Nachrichtenagentur mit, sie habe das heiße Wasser in den Toiletten abgestellt und die Temperatur in den Büros geändert, um den Energieverbrauch zu senken. Die Euronext-Börse sagte, sie halte Notstromaggregate bereit, falls es zu Stromausfällen kommen sollte.
Auch für Deutschland warnt der Deutsche Städte- und Gemeindebund vor flächendeckenden Stromausfällen. „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der „Welt am Sonntag“.
Die Hitzewelle hat sich inzwischen beruhigt, aber Russlands Vergeltungsmaßnahmen gegen die Energieembargos haben Folgen: Die Energieversorgung wird immer knapper wird, da der Kreml weiterhin die Lieferungen in den Westen unterbricht. Dadurch müssen die Bürger für ihren täglichen Strombedarf mehr bezahlen. Die britische Energieregulierungsbehörde hat die Obergrenze für jährliche Energierechnungen ab dem 1. Oktober auf 3549 Pfund – etwa 4054 Euro – angehoben, was fast einer Verdoppelung der bisherigen Obergrenze und einem Anstieg um 178 Prozent gegenüber dem letzten Winter entspricht.
Die Erhöhung stellt einkommensschwache Briten vor eine unmögliche Wahl: sich zu verschulden, um ihren Grundbedarf an Energie aufrechtzuerhalten, oder eben die Heizung auszulassen. Premierministerin Liz Truss kündigte deshalb an, dass die Regierung die jährlichen Energierechnungen der Haushalte ab dem 1. Oktober auf 2500 Pfund (2800 Euro) deckeln wird, um die Auswirkungen der steigenden Kosten etwas abzumildern. Die britische Regierung wird den Rest der Rechnung bezahlen, und obwohl die Regierung die Gesamtkosten der Maßnahme noch nicht bekannt gegeben hat, dürfte es sich um eine der teuersten Wirtschaftshilfen handeln, die das Vereinigte Königreich seit Jahrzehnten erlebt hat.
Erneuerbare als mittelfristiger Ausweg
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird der Drang, die Stromnetze mit erneuerbarer Energie und effizienter Energiespeicherung zu verstärken, größer. "Wenn wir die Risiken des Klimawandels für unser Stromsystem nicht ausreichend zur Kenntnis nehmen, werden wir wahrscheinlich noch mehr solcher Stabilitätsprobleme erleben", sagte der Energieexperte Webb. "Regulierungsbehörden, Stromversorger und Netzbetreiber müssen unbedingt erkennen, dass der Klimawandel da ist".
Zitat von Gast am 12. September 2022, 08:34 UhrWann Strom wirklich billiger wird?
Wann Strom wirklich billiger wird?
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert regelmäßig, die Bundesregierung sollte sich stärker für eine „Angebotserweiterung“ bei Energie einsetzen, damit die Energiepreise wieder sinken könnten, statt die Bevölkerung zum Energiesparen aufzurufen. Für eine Angebotserhöhung müsse „alles in die Waagschale geworfen werden“, so der CDU-Politiker vergangene Woche in Dresden und hat vermutlich im Sinn, dass die Atomkraftwerke länger laufen müssen, die letzten Braunkohlekraftwerke nicht schon 2030 stillgelegt werden dürfen und der Ukraine-Krieg „eingefroren“ werden soll, damit wieder russisches Gas nach Deutschland fließt.
Dieser Logik widerspricht Sachsens Energieminister Wolfram Günther vehement. „Die Preise an den Märkten müssen runter. Das ist existenziell für Bürgerinnen, Bürger und Wirtschaft“, so Günther gegenüber Sächsische.de. Aber der Haken sei: „Eine Ausweitung der Strommengen bringt keine Hilfe. Auch wenn das viele fordern, die Ausweitung des Angebots senkt den Preis nicht“, sagt der Grünen-Politiker.Warum nicht? Günther verweist auf den Preisbildungsmechanismus an den Strommärkten, der dafür sorgt, dass immer die teuerste Kilowattstunde den Preis bestimmt. Diese komme aus technischen Gründen aus Gaskraftwerken. „Zusätzliche Mengen würden nur zu den aktuell hohen Preisen gehandelt“, betont der Minister.
An der Strombörse werden die Preise für den jeweils nächsten Tag ermittelt. Dabei kommt die Merit-Order-Logik ins Spiel: Bei täglichen Auktionen werden die Kraftwerke zu ihren jeweiligen Grenzkosten angeboten. Das sind variable Kosten wie zum Beispiel Brennstoff- und CO2-Kosten. Auf der anderen Seite stellen die Energielieferanten Order, um ihren Energiebedarf für den Folgetag zu decken. Die Börse ordnet die Angebote der Kraftwerksbetreiber in aufsteigender sowie die Nachfrage in absteigender Reihenfolge (Merit Order-Kurve) und ermittelt das Kraftwerk, das gerade noch zur Deckung des Energiebedarfs notwendig ist – für jede einzelne Stunde des Folgetags. Der Strompreis dieses letzten Kraftwerks ist somit preissetzend für die gesamte benötigte Strommenge: Jedes Kraftwerk bekommt den gleichen Preis für die erzeugte Menge. Und diese letzte benötigte Kilowattstunde Strom wird in Gaskraftwerken erzeugt – zu enorm gestiegenen Gaspreisen. Die Vergütungen der anderen Produzenten steigen „künstlich“ mit.
„Dieser Mechanismus muss dringend verändert werden. Dann gehen auch die Preise runter“, sagt Günther. Er setzt sich dafür in Berlin und Brüssel ein und hält das auch im Zusammenspiel von Bund und EU für machbar. „Denn wir haben kein Mengenproblem beim Strom, wir haben ein Mengenproblem beim Gas“. Die Forderung, Kohlekraftwerke hochzufahren, hält er für wohlfeil. Die sächsischen Braunkohlekraftwerke würden bereits unter Volllast laufen. Aber nicht allein, um Gas zu ersetzen, sondern weil Riesenmengen Strom nach Frankreich exportiert werden. „Wir haben in diesem Jahr bis jetzt schon mehr Strom exportiert als im gesamten Jahr 2021. Wir springen in die Bresche für den Ausfall maroder Atomkraftwerke in Frankreich und weil dort Kühlwasser fehlt. Und das hat rein gar nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu“, betont der Energieminister. Dies sei auch ein alarmierender Fingerzeig dafür, was Atomstromerzeugung in Zeiten der Klimakrise bedeute.
Die EU will die Preise auf dem Strommarkt entkoppeln, so dass Verbraucher für günstigen Strom aus Sonne und Wind weniger bezahlen müssen. Bis Ende des Monats soll die EU-Kommission Vorschläge vorlegen, wie das geschehen soll. Energie-Experten wie der Ökonom Georg Zachmann von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel haben allerdings Zweifel, ob das hilft. Laut Zachmann würde der Preis sich auch in einem alternativen System auf den Preis der teuersten Energiequelle einpendeln. „Das ist eine ökonomische Gesetzmäßigkeit“, so Zachmann, die daran liege, dass auch Anbieter von günstigem Strom - etwa aus Windkraft - einen höheren Preis verlangen können, wenn die Nachfrage steigt und teurere Energiequellen wie Gaskraftwerke eingeschaltet werden müssen.
„Den Merit-Order-Preismechanismus kann man, glaube ich, nur dauerhaft aussetzen, wenn man den Markt radikal zentralisiert“, sagt Zachmann. Eine Entkopplung sei nur möglich, wenn der Staat quasi in alle Vertragsbeziehungen eingreifen könne. Solch eine Reform sei aber langwierig und politisch unrealistisch, auch wegen unterschiedlicher Interessen der Länder und Energiefirmen.
Dagegen hält Zachmann eine Übergewinnsteuer für sinnvoll. Die exzessiven Gewinne der Stromunternehmen müssten besteuert und dieses Geld dann an die Kunden zurückzahlt werden, so der Energie-Ökonom. Die Bestimmung der Übergewinne sei jedoch kompliziert, auch weil Strom, der voriges Jahr verkauft wurde, erst jetzt produziert werde. Die EU Kommission schlägt vor, die Gewinnmargen für alle Energieformen außer Gas bei 200 Euro pro Megawattstunde abzuschöpfen.
Auch Wolfram Günther hält dies für den richtigen Weg, „So kann Geld zielgenau an Verbraucherinnen, Verbrauchern und Unternehmen zurückgegeben werden“, so der sächsische Energieminister. Allerdings wären von der Steuer auch die Produzenten von Ökostrom betroffen. Die Branche warnt vor einem Abbremsen des Ausbaus von Erneuerbaren Energien. Schwierig dürfte die Definition sein, was „Übergewinne“ sind und wo man die Grenze zieht. Die Bedenken der EE-Produzenten seien nachvollziehbar, allerdings wäre der Ausbau auch mit dem geltenden EEG-Vergütungssystem „möglich und leistbar“, heißt es im sächsischen Energieministerium. Zudem gibt es Vorschläge, die Einnahmen aus der Zufallsgewinnsteuer neben der Unterstützung von Haushalten auch für den Ausbau Erneuerbarer Energien oder Speichertechnologien zu nutzen.
Die wichtigste Aufgabe mit Blick auf die Zukunft bleibt für ihn: „Erneuerbare ausbauen“. Die Flächen für Windenergie seien da. Sie müssten nur planungsrechtlich freigegeben werden, fordert Günther. Beim Thema Solar müssten die komplizierten Regeln für private Hauseigentümer schnell vom Bund erleichtert werden. Auch bei der Nutzung von Biomasse müsse es Erleichterungen geben. Ein weiteres Thema ist der Brennstoffwechsel. „Heizkraftwerke, die von Gas etwa auf Leichtöl umstellen, brauchten bislang komplizierte Genehmigungen. Mein Haus hat schon im Juni einen Erlass verabschiedet, damit das schneller geht“, macht Günther aufmerksam
Das Grundproblem bleibt jedoch der Mangel an Energie. Der Brüsseler Energie-Ökonom Zachmann.plädiert dafür, so viele Kraftwerke wie möglich zusätzlich ans Netz zu bringen, damit mehr Energie verfügbar ist, und gleichzeitig mehr Anreize zum Energiesparen zu machen. „Wenn wir Angebot und Nachfrage wieder besser in Einklang bringen, dann lösen sich viele dieser Preis-Probleme auch aus dem gewohnten Mechanismus wieder“, ist er sich sicher. (mit dpa)
Wann Strom wirklich billiger wird?
Wann Strom wirklich billiger wird?
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert regelmäßig, die Bundesregierung sollte sich stärker für eine „Angebotserweiterung“ bei Energie einsetzen, damit die Energiepreise wieder sinken könnten, statt die Bevölkerung zum Energiesparen aufzurufen. Für eine Angebotserhöhung müsse „alles in die Waagschale geworfen werden“, so der CDU-Politiker vergangene Woche in Dresden und hat vermutlich im Sinn, dass die Atomkraftwerke länger laufen müssen, die letzten Braunkohlekraftwerke nicht schon 2030 stillgelegt werden dürfen und der Ukraine-Krieg „eingefroren“ werden soll, damit wieder russisches Gas nach Deutschland fließt.
Warum nicht? Günther verweist auf den Preisbildungsmechanismus an den Strommärkten, der dafür sorgt, dass immer die teuerste Kilowattstunde den Preis bestimmt. Diese komme aus technischen Gründen aus Gaskraftwerken. „Zusätzliche Mengen würden nur zu den aktuell hohen Preisen gehandelt“, betont der Minister.
An der Strombörse werden die Preise für den jeweils nächsten Tag ermittelt. Dabei kommt die Merit-Order-Logik ins Spiel: Bei täglichen Auktionen werden die Kraftwerke zu ihren jeweiligen Grenzkosten angeboten. Das sind variable Kosten wie zum Beispiel Brennstoff- und CO2-Kosten. Auf der anderen Seite stellen die Energielieferanten Order, um ihren Energiebedarf für den Folgetag zu decken. Die Börse ordnet die Angebote der Kraftwerksbetreiber in aufsteigender sowie die Nachfrage in absteigender Reihenfolge (Merit Order-Kurve) und ermittelt das Kraftwerk, das gerade noch zur Deckung des Energiebedarfs notwendig ist – für jede einzelne Stunde des Folgetags. Der Strompreis dieses letzten Kraftwerks ist somit preissetzend für die gesamte benötigte Strommenge: Jedes Kraftwerk bekommt den gleichen Preis für die erzeugte Menge. Und diese letzte benötigte Kilowattstunde Strom wird in Gaskraftwerken erzeugt – zu enorm gestiegenen Gaspreisen. Die Vergütungen der anderen Produzenten steigen „künstlich“ mit.
„Dieser Mechanismus muss dringend verändert werden. Dann gehen auch die Preise runter“, sagt Günther. Er setzt sich dafür in Berlin und Brüssel ein und hält das auch im Zusammenspiel von Bund und EU für machbar. „Denn wir haben kein Mengenproblem beim Strom, wir haben ein Mengenproblem beim Gas“. Die Forderung, Kohlekraftwerke hochzufahren, hält er für wohlfeil. Die sächsischen Braunkohlekraftwerke würden bereits unter Volllast laufen. Aber nicht allein, um Gas zu ersetzen, sondern weil Riesenmengen Strom nach Frankreich exportiert werden. „Wir haben in diesem Jahr bis jetzt schon mehr Strom exportiert als im gesamten Jahr 2021. Wir springen in die Bresche für den Ausfall maroder Atomkraftwerke in Frankreich und weil dort Kühlwasser fehlt. Und das hat rein gar nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu“, betont der Energieminister. Dies sei auch ein alarmierender Fingerzeig dafür, was Atomstromerzeugung in Zeiten der Klimakrise bedeute.
Die EU will die Preise auf dem Strommarkt entkoppeln, so dass Verbraucher für günstigen Strom aus Sonne und Wind weniger bezahlen müssen. Bis Ende des Monats soll die EU-Kommission Vorschläge vorlegen, wie das geschehen soll. Energie-Experten wie der Ökonom Georg Zachmann von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel haben allerdings Zweifel, ob das hilft. Laut Zachmann würde der Preis sich auch in einem alternativen System auf den Preis der teuersten Energiequelle einpendeln. „Das ist eine ökonomische Gesetzmäßigkeit“, so Zachmann, die daran liege, dass auch Anbieter von günstigem Strom - etwa aus Windkraft - einen höheren Preis verlangen können, wenn die Nachfrage steigt und teurere Energiequellen wie Gaskraftwerke eingeschaltet werden müssen.
„Den Merit-Order-Preismechanismus kann man, glaube ich, nur dauerhaft aussetzen, wenn man den Markt radikal zentralisiert“, sagt Zachmann. Eine Entkopplung sei nur möglich, wenn der Staat quasi in alle Vertragsbeziehungen eingreifen könne. Solch eine Reform sei aber langwierig und politisch unrealistisch, auch wegen unterschiedlicher Interessen der Länder und Energiefirmen.
Dagegen hält Zachmann eine Übergewinnsteuer für sinnvoll. Die exzessiven Gewinne der Stromunternehmen müssten besteuert und dieses Geld dann an die Kunden zurückzahlt werden, so der Energie-Ökonom. Die Bestimmung der Übergewinne sei jedoch kompliziert, auch weil Strom, der voriges Jahr verkauft wurde, erst jetzt produziert werde. Die EU Kommission schlägt vor, die Gewinnmargen für alle Energieformen außer Gas bei 200 Euro pro Megawattstunde abzuschöpfen.
Auch Wolfram Günther hält dies für den richtigen Weg, „So kann Geld zielgenau an Verbraucherinnen, Verbrauchern und Unternehmen zurückgegeben werden“, so der sächsische Energieminister. Allerdings wären von der Steuer auch die Produzenten von Ökostrom betroffen. Die Branche warnt vor einem Abbremsen des Ausbaus von Erneuerbaren Energien. Schwierig dürfte die Definition sein, was „Übergewinne“ sind und wo man die Grenze zieht. Die Bedenken der EE-Produzenten seien nachvollziehbar, allerdings wäre der Ausbau auch mit dem geltenden EEG-Vergütungssystem „möglich und leistbar“, heißt es im sächsischen Energieministerium. Zudem gibt es Vorschläge, die Einnahmen aus der Zufallsgewinnsteuer neben der Unterstützung von Haushalten auch für den Ausbau Erneuerbarer Energien oder Speichertechnologien zu nutzen.
Die wichtigste Aufgabe mit Blick auf die Zukunft bleibt für ihn: „Erneuerbare ausbauen“. Die Flächen für Windenergie seien da. Sie müssten nur planungsrechtlich freigegeben werden, fordert Günther. Beim Thema Solar müssten die komplizierten Regeln für private Hauseigentümer schnell vom Bund erleichtert werden. Auch bei der Nutzung von Biomasse müsse es Erleichterungen geben. Ein weiteres Thema ist der Brennstoffwechsel. „Heizkraftwerke, die von Gas etwa auf Leichtöl umstellen, brauchten bislang komplizierte Genehmigungen. Mein Haus hat schon im Juni einen Erlass verabschiedet, damit das schneller geht“, macht Günther aufmerksam
Das Grundproblem bleibt jedoch der Mangel an Energie. Der Brüsseler Energie-Ökonom Zachmann.plädiert dafür, so viele Kraftwerke wie möglich zusätzlich ans Netz zu bringen, damit mehr Energie verfügbar ist, und gleichzeitig mehr Anreize zum Energiesparen zu machen. „Wenn wir Angebot und Nachfrage wieder besser in Einklang bringen, dann lösen sich viele dieser Preis-Probleme auch aus dem gewohnten Mechanismus wieder“, ist er sich sicher. (mit dpa)
Zitat von Gast am 13. September 2022, 05:51 UhrErdgas: Entspannung am Gasmarkt - Preis für europäisches Gas fällt auf tiefsten Stand seit Ende Juli
Der europäische Gaspreis erholt sich von seinem jüngsten Hoch und fällt am Montag um 8 Prozent. Erdgas kostet damit rund 100 Euro je Megawattstunde weniger als vor rund einer Woche, als Gazprom angekündigt hatte, die Lieferungen auf unbestimmte Zeit einzustellen.
Der Preis für europäisches Erdgas ist am Montag auf den tiefsten Stand seit Ende Juli gefallen. Am Vormittag fiel der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um knapp 8 Prozent auf rund 189 Euro je Megawattstunde.
Der TTF-Kontrakt gilt als richtungsweisend für das europäische Preisniveau. Vor einer Woche war der Gaspreis wegen des vorläufigen Lieferstopps über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 noch in Richtung 300 Euro geschnellt. Russland hatte angekündigt, die russischen Gaslieferungen doch nicht wieder aufzunehmen. Als Grund für den Lieferstopp gab Gazprom einen Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt, hatte der russische Staatskonzern mitgeteilt. Vermutet wird aber, dass Russland den Westen vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine noch mehr unter Druck setzen will. Ursprünglich wollte Gazprom die nur für drei Tage einstellen, angeblich wegen Wartungsarbeiten.Die EU-Kommission will laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg die Mitgliedsstaaten nun dazu verpflichten, ihren Strombedarf zu reduzieren. Die Agentur beruft sich auf einen ihr vorliegenden Entwurf. Zur Reduktion des Stromverbrauchs sollen Ziele sowohl für die Senkung der Gesamtnutzung als auch für ausgewählte Spitzenzeiten vorgegeben werden. Ein niedriger Stromverbrauch würde auch die Nachfrage nach Erdgas dämpfen. Zudem wolle die Kommission die Gewinne von Energieunternehmen abschöpfen. Die Kommission wird die Maßnahmen laut Bloomberg in dieser Woche vorschlagen. Die Mitgliedsländer müssen jedoch zustimmen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs kam es immer wieder zu einer Rallye beim Gaspreis. So hatte die schnelle Befüllung der deutschen Gasspeicher Ende August für Entspannung am Gasmarkt gesorgt.
Erdgas: Entspannung am Gasmarkt - Preis für europäisches Gas fällt auf tiefsten Stand seit Ende Juli
Der europäische Gaspreis erholt sich von seinem jüngsten Hoch und fällt am Montag um 8 Prozent. Erdgas kostet damit rund 100 Euro je Megawattstunde weniger als vor rund einer Woche, als Gazprom angekündigt hatte, die Lieferungen auf unbestimmte Zeit einzustellen.
Der Preis für europäisches Erdgas ist am Montag auf den tiefsten Stand seit Ende Juli gefallen. Am Vormittag fiel der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um knapp 8 Prozent auf rund 189 Euro je Megawattstunde.
Die EU-Kommission will laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg die Mitgliedsstaaten nun dazu verpflichten, ihren Strombedarf zu reduzieren. Die Agentur beruft sich auf einen ihr vorliegenden Entwurf. Zur Reduktion des Stromverbrauchs sollen Ziele sowohl für die Senkung der Gesamtnutzung als auch für ausgewählte Spitzenzeiten vorgegeben werden. Ein niedriger Stromverbrauch würde auch die Nachfrage nach Erdgas dämpfen. Zudem wolle die Kommission die Gewinne von Energieunternehmen abschöpfen. Die Kommission wird die Maßnahmen laut Bloomberg in dieser Woche vorschlagen. Die Mitgliedsländer müssen jedoch zustimmen.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs kam es immer wieder zu einer Rallye beim Gaspreis. So hatte die schnelle Befüllung der deutschen Gasspeicher Ende August für Entspannung am Gasmarkt gesorgt.
Zitat von Gast am 13. September 2022, 10:50 UhrTschechische Regierung beschließt Begrenzung der Strom- und Gaspreise
Die Regierung der Tschechischen Republik hat sich bereit erklärt, eine Obergrenze für die Strom- und Gaspreise einzuführen, um Haushalte und kleine Unternehmen zu entlasten.
Auf einer außerordentlichen Ministerratssitzung am späten Montag hat das Kabinett von Premierminister Petr Fiala einem Gesetzentwurf zugestimmt, der den Höchstpreis pro Kilowattstunde (kWh) auf sechs Kronen (0,24 Euro) begrenzt, berichtet die Tageszeitung 'iDNES'.
Für Gas wird ein Höchstpreis von drei Kronen (0,12 Euro) pro Kilowattstunde (kWh) gelten. Zusammen mit der Strompreisobergrenze dürfte der von Haushalten und Unternehmen zu zahlende Höchstpreis pro Kilowattstunde (kWh) damit zwischen sieben und neun Kronen (0,29 bzw. 0,37 Euro) liegen.
Der Staat wird die Differenz zwischen der Obergrenze und dem tatsächlichen Preis tragen, die sich nach Angaben des tschechischen Finanzministeriums auf 130 Milliarden Kronen (5,3 Milliarden Euro) belaufen wird, berichtete die Zeitung.Der Gesetzentwurf muss nun beide Kammern des Parlaments passieren, und wenn er angenommen wird, wird die Strompreisobergrenze ab 1. November gelten.
Die Tschechische Republik ist dank der Kernkraftwerke Temelin und Dukovany, die beide im Süden des Landes liegen, ein Nettoexporteur von Strom. Allerdings leidet das Land wie andere EU-Mitgliedstaaten seit Monaten unter steigenden Energiekosten.
Tschechische Regierung beschließt Begrenzung der Strom- und Gaspreise
Die Regierung der Tschechischen Republik hat sich bereit erklärt, eine Obergrenze für die Strom- und Gaspreise einzuführen, um Haushalte und kleine Unternehmen zu entlasten.
Auf einer außerordentlichen Ministerratssitzung am späten Montag hat das Kabinett von Premierminister Petr Fiala einem Gesetzentwurf zugestimmt, der den Höchstpreis pro Kilowattstunde (kWh) auf sechs Kronen (0,24 Euro) begrenzt, berichtet die Tageszeitung 'iDNES'.
Für Gas wird ein Höchstpreis von drei Kronen (0,12 Euro) pro Kilowattstunde (kWh) gelten. Zusammen mit der Strompreisobergrenze dürfte der von Haushalten und Unternehmen zu zahlende Höchstpreis pro Kilowattstunde (kWh) damit zwischen sieben und neun Kronen (0,29 bzw. 0,37 Euro) liegen.
Der Gesetzentwurf muss nun beide Kammern des Parlaments passieren, und wenn er angenommen wird, wird die Strompreisobergrenze ab 1. November gelten.
Die Tschechische Republik ist dank der Kernkraftwerke Temelin und Dukovany, die beide im Süden des Landes liegen, ein Nettoexporteur von Strom. Allerdings leidet das Land wie andere EU-Mitgliedstaaten seit Monaten unter steigenden Energiekosten.
Zitat von Gast am 14. September 2022, 07:15 UhrDüsterer Ausblick: Diese Folgen hat die Energiekrise für E-Auto-Fahrer
Energie wird in den nächsten Monaten ein knappes Gut sein. Steigende Gas- und Strompreise sorgen für einen düsteren Ausblick nicht nur für für Haushalte und Unternehmen. Besitzer von E-Autos werden die Folgen der Kostenexplosion ebenso verspüren, wie Betreiber von E-Scootern und anderen, batteriebetriebenen Angeboten. Gerade für Startups im Bereich der Mikromobilität dürften die Kosten massiv steigen.
Es ist damit nur eine Frage der Zeit, bis die steigenden Stromkosten an den Ladestationen ankommen. Zwar werden die Benzinpreise ebenfalls steigen, aber die Lücke zwischen beiden Antriebsarten dürfte kleiner werden. Auch, weil die staatliche Förderung für E-Autos in den nächsten Jahren schrittweise reduziert wird. Somit entfällt der derzeitige Preisvorteil von E-Autos und die Anschaffungskosten steigen. Das dürfte vor allem beim Carsharing für steigende Preise sorgen.
Stundenweises Verbot für Ladevorgänge
Ungeklärt ist zudem die Frage, welche Folgen die Engpässe beim Strom für E-Auto-Besitzer haben. Darf man sein Auto zum Beispiel in den Wintermonaten am Abend noch laden, wenn der Stromverbrauch generell hoch ist? Ein stundenweises Verbot von Ladevorgängen für Autos könnte viele Menschen davon abhalten, auf ein E-Auto umzusteigen. Das wiederum wäre fatal für die Reduzierung der CO₂-Emissionen in den nächsten Jahren.
Natürlich lässt sich Energie auch einsparen, etwa, indem verstärkt Angebote des öffentlichen Nahverkehrs genutzt werden. Was in Großstädten leicht umsetzbar ist, scheitert aber schon in den Speckgürteln, wo der Nahverkehr nur schlecht oder auch gar nicht ausgebaut ist. Hier sind die Menschen auf das Auto angewiesen und auch darauf, dass sie mindestens zweimal die Woche den Akku ihres E-Fahrzeugs aufladen können.
E-Scooter-Anbieter trifft es zuerst
Dennoch werden vorwiegend Mobilitätsunternehmen die Folgen der gestiegenen Energiepreise zu spüren bekommen. Zuerst Anbieter von E-Scootern: Diese müssen die batteriebetriebenen Scooter regelmäßig aufladen. Wenn sich die Kosten hierfür verdoppeln oder gar verdreifachen, sinkt die Marge pro Fahrt drastisch. Die Mehrkosten werden schnell an Kunden weitergegeben werden.
Denn profitabel wirtschaften die meisten Anbieter auch weiterhin nicht. Der US-Anbieter Bird beispielsweise hat 23 Prozent aller Mitarbeiter entlassen, bei Voi sind es zehn Prozent und selbst Branchenprimus Tier Mobility strich kürzlich 16 Prozent seines Personals zusammen. In allen Fällen wurde das raue wirtschaftliche Klima als Ursache angeführt. Zwar steigt bei allen genannten Unternehmen der Gewinn, die Kosten explodieren aber auch. Und das war noch vor dem kommenden Winter. Zu einer Zeit also, wo die E-Scooter naturgemäß am häufigsten genutzt werden.
Verkehrswende könnte sich verlangsamen
Für die Unternehmen kommt die Lage zur Unzeit. Die Pandemie ist gerade halbwegs überstanden, aber nun folgt die von Russland betriebene Energiekrise. Die Verluste, die die Unternehmen in den Jahren 2020 und 2021 angehäuft haben, müssen ausgeglichen werden. Der diesjährige Sommer hat sicher dazu beigetragen, aber die Strompreise lassen die Gewinne wieder schmelzen. Preiserhöhungen wären die logische Konsequenz. Doch viele Verbraucher achten bereits jetzt streng auf ihre Ausgaben.
Fazit: Die steigenden Energiekosten könnten die Verkehrswende nachhaltig verlangsamen. Die Mischung aus steigenden Energiepreisen, Inflation und anderen finanziellen Belastungen der Haushalte, lässt wenig Raum für die Einführung neuer, zunächst teurer Mobilitätsangebote. Gleichzeitig macht der von Menschen verursachte Klimawandel keine Pause. Um die CO₂-Emissionen auf ein vernünftiges Maß reduzieren zu können, benötigt man die Elektromobilität und die Verkehrswende.
Düsterer Ausblick: Diese Folgen hat die Energiekrise für E-Auto-Fahrer
Energie wird in den nächsten Monaten ein knappes Gut sein. Steigende Gas- und Strompreise sorgen für einen düsteren Ausblick nicht nur für für Haushalte und Unternehmen. Besitzer von E-Autos werden die Folgen der Kostenexplosion ebenso verspüren, wie Betreiber von E-Scootern und anderen, batteriebetriebenen Angeboten. Gerade für Startups im Bereich der Mikromobilität dürften die Kosten massiv steigen.
Es ist damit nur eine Frage der Zeit, bis die steigenden Stromkosten an den Ladestationen ankommen. Zwar werden die Benzinpreise ebenfalls steigen, aber die Lücke zwischen beiden Antriebsarten dürfte kleiner werden. Auch, weil die staatliche Förderung für E-Autos in den nächsten Jahren schrittweise reduziert wird. Somit entfällt der derzeitige Preisvorteil von E-Autos und die Anschaffungskosten steigen. Das dürfte vor allem beim Carsharing für steigende Preise sorgen.
Stundenweises Verbot für Ladevorgänge
Ungeklärt ist zudem die Frage, welche Folgen die Engpässe beim Strom für E-Auto-Besitzer haben. Darf man sein Auto zum Beispiel in den Wintermonaten am Abend noch laden, wenn der Stromverbrauch generell hoch ist? Ein stundenweises Verbot von Ladevorgängen für Autos könnte viele Menschen davon abhalten, auf ein E-Auto umzusteigen. Das wiederum wäre fatal für die Reduzierung der CO₂-Emissionen in den nächsten Jahren.
Natürlich lässt sich Energie auch einsparen, etwa, indem verstärkt Angebote des öffentlichen Nahverkehrs genutzt werden. Was in Großstädten leicht umsetzbar ist, scheitert aber schon in den Speckgürteln, wo der Nahverkehr nur schlecht oder auch gar nicht ausgebaut ist. Hier sind die Menschen auf das Auto angewiesen und auch darauf, dass sie mindestens zweimal die Woche den Akku ihres E-Fahrzeugs aufladen können.
E-Scooter-Anbieter trifft es zuerst
Dennoch werden vorwiegend Mobilitätsunternehmen die Folgen der gestiegenen Energiepreise zu spüren bekommen. Zuerst Anbieter von E-Scootern: Diese müssen die batteriebetriebenen Scooter regelmäßig aufladen. Wenn sich die Kosten hierfür verdoppeln oder gar verdreifachen, sinkt die Marge pro Fahrt drastisch. Die Mehrkosten werden schnell an Kunden weitergegeben werden.
Denn profitabel wirtschaften die meisten Anbieter auch weiterhin nicht. Der US-Anbieter Bird beispielsweise hat 23 Prozent aller Mitarbeiter entlassen, bei Voi sind es zehn Prozent und selbst Branchenprimus Tier Mobility strich kürzlich 16 Prozent seines Personals zusammen. In allen Fällen wurde das raue wirtschaftliche Klima als Ursache angeführt. Zwar steigt bei allen genannten Unternehmen der Gewinn, die Kosten explodieren aber auch. Und das war noch vor dem kommenden Winter. Zu einer Zeit also, wo die E-Scooter naturgemäß am häufigsten genutzt werden.
Verkehrswende könnte sich verlangsamen
Für die Unternehmen kommt die Lage zur Unzeit. Die Pandemie ist gerade halbwegs überstanden, aber nun folgt die von Russland betriebene Energiekrise. Die Verluste, die die Unternehmen in den Jahren 2020 und 2021 angehäuft haben, müssen ausgeglichen werden. Der diesjährige Sommer hat sicher dazu beigetragen, aber die Strompreise lassen die Gewinne wieder schmelzen. Preiserhöhungen wären die logische Konsequenz. Doch viele Verbraucher achten bereits jetzt streng auf ihre Ausgaben.
Fazit: Die steigenden Energiekosten könnten die Verkehrswende nachhaltig verlangsamen. Die Mischung aus steigenden Energiepreisen, Inflation und anderen finanziellen Belastungen der Haushalte, lässt wenig Raum für die Einführung neuer, zunächst teurer Mobilitätsangebote. Gleichzeitig macht der von Menschen verursachte Klimawandel keine Pause. Um die CO₂-Emissionen auf ein vernünftiges Maß reduzieren zu können, benötigt man die Elektromobilität und die Verkehrswende.