Forum

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumPolitik: EU - newsEnergiepolitik

Energiepolitik

Zitat

Aiwanger: «Gasumlage muss eingestampft werden»

Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat die Bundesregierung zur vollständigen Rücknahme der Gasumlage aufgefordert. «Die Gasumlage muss möglichst schnell eingestampft werden», sagte der Freie-Wähler-Vorsitzende der «Augsburger Allgemeinen». Die Abgrenzung zwischen berechtigten Empfängern und Mitnahmeeffekten sei nur schwer möglich. Wenn Importeure in Schieflage seien, müsse der Staat notfalls selbst Gas einkaufen.

Hubert Aiwanger ist Vorsitzender der Freien Wähler.

Hubert Aiwanger ist Vorsitzender der Freien Wähler.© Uwe Lein/dpa

Bei der Stromversorgung sei es «unterlassene Hilfeleistung an unserem Land, nicht schon längst die Verlängerung der noch laufenden Atomkraftwerke beschlossen zu haben und Gundremmingen aktuell zu zersägen, anstatt eine Wiederinbetriebnahme anzustreben», sagte Aiwanger. Das Atomkraftwerk in der bayerischen Gemeinde Gundremmingen war zum Jahreswechsel abgeschaltet worden.

Die massive Gasverstromung verhindere einen Blackout. Aber die Energiekosten könnten schnell zu Versorgungsengpässen bei vielen Produkten bis hin zu Lebensmitteln führen. «Energiesparen ist der Bundesregierung wichtiger, als Arbeitsplätze und Versorgungssicherheit zu erhalten», kritisierte der bayerische Wirtschaftsminister.

Zitat

Strompreis: Nehmt Euch ein Beispiel an Amerika

Europa hat eine Reform des Strommarktes dringend nötig. Der Blick in die USA zeigt, wie es funktionieren könnte.

In den USA wird der Strompreis in der Regel von gewählten Kommissionen festgesetzt.

In den USA wird der Strompreis in der Regel von gewählten Kommissionen festgesetzt.© George Rose/​Getty Images

Noch vor einigen Wochen sah mein Nachbar recht selbstzufrieden aus. Er hatte seine Gasheizung gegen eine Wärmepumpe und seinen Benziner gegen ein elektrisches Auto ausgetauscht. Und neben dem schönen Bewusstsein, das ökologisch Richtige getan zu haben, gaben ihm die stets steigenden Gaspreise auch noch ökonomisch recht. Seine Heizung läuft mit Strom; und wie Wirtschaftsminister Robert Habeck noch im Juli behauptete: "Wir haben ein Gasproblem, kein Stromproblem."

Nun, inzwischen haben wir auch ein Stromproblem. Genauer: ein Strompreisproblem. Das ist zum Teil Ergebnis einer Angebotsverknappung des Atomstroms, der in der Europäischen Union mit 27 Prozent der Gesamtstromerzeugung der mit Abstand wichtigster Energieträger ist. In Frankreich stehen zurzeit 29 der 56 Atomkraftwerke still. Bei einer theoretischen Kapazität von 60 Gigawatt liefern die französischen AKW nur noch 25 Gigawatt, also weniger als die Hälfte. Frankreich wird dadurch von einem Nettoexporteur zu einem Nettoimporteur von Strom. Grund für den Ausfall sind zum einen aufwändige Instandsetzungsarbeiten an den zum Teil veralteten Anlagen, zum anderen der heiße Sommer, wodurch sich die Flüsse so aufgeheizt haben, dass sie nicht oder nur eingeschränkt als Kühlwasser benutzt werden können.

Es besteht eine unschöne Ironie darin, dass die Atomkraft, die von der Europäischen Kommission noch im Februar dieses Jahres zu Recht als klimafreundliche Übergangstechnologie eingestuft wurde, durch die Folgen des Klimawandels außer Gefecht gesetzt wird. Aber auch die zweite von der EU als klimafreundlich eingestufte Technologie, die Stromgewinnung durch Erdgas, erweist sich nun – nicht wegen des Klimawandels, sondern wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – als problematisch. Weil wir ein Gasproblem haben, haben wir ein Strompreisproblem. Grund ist das sogenannte "Merit Order"-Prinzip, das die Preise am europäischen Strommarkt bestimmt. Zur Deckung des Strombedarfs werden die Kraftwerke zuerst zugeschaltet, die am billigsten Strom produzieren. Den Endpreis bestimmen aber die zuletzt zugeschalteten, also teuersten Kraftwerke.

Die dadurch bei der Liberalisierung des Strommarkts um die Jahrtausendwende eingeführte künstliche Verteuerung des Stroms sollte die Investitionen in die erneuerbaren Energien fördern, war also politisch gewollt, nicht ökonomisch geboten. Je billiger die Erneuerbaren produzieren, desto mehr Gewinn können sie machen, solange der Preis künstlich hoch bleibt; das sollte Investoren anlocken. Langfristig – sehr langfristig allerdings – würden so die erneuerbaren Energien einen immer größeren Anteil am Strommarkt erobern und schließlich die fossilen Energieträger verdrängen. Gleichzeitig garantiert diese Marktregulierung, dass die im Verhältnis zu den Erneuerbaren teurer werdenden Kraftwerke, die bei Dunkelheit und Windflaute die Grundlast garantieren müssen, nach wie vor wenigstens kostendeckend arbeiten können.

Zuwachs der Erneuerbaren ist Ergebnis von Subventionen

Wie sinnvoll ein solcher Markteingriff war, kann man diskutieren. Zwar haben die Erneuerbaren insgesamt – Sonne, Wind, Wasser und Biomasse – einen Anteil von etwa 35,3 Prozent an der europäischen Nettostromproduktion erreicht. Das ist nicht nur Ergebnis des Merit-Order-Prinzips, sondern auch heftiger zusätzlicher Subventionierung, in Deutschland etwa durch die EEG-Umlage. Dafür haben die Stromkunden einen sehr hohen Preis bezahlt.

Schon vor der Gas- und Strompreiskrise zahlten deutsche Haushalte etwa doppelt so viel für ihren Strom wie Haushalte in den USA. Dabei steigt auch in den USA der Anteil der Erneuerbaren am Gesamtstrommix ständig und beträgt mittlerweile immerhin 22 Prozent. Auch in den USA wird der Strom nun teurer: Erwartet wird dieses Jahr ein Anstieg von 6,1 Prozent. In Deutschland sind es, ausgehend von einem ohnehin exorbitant hohen Niveau, 38 Prozent! Dabei ist die EEG-Umlage, mit der Mieterinnen über ihre Stromrechnung die Fotovoltaik- und Windkraftanlagen von Eigenheimbesitzern und Bauern förderten, Mitte des Jahres ausgelaufen. Die jetzige Preisexplosion ist fast ausschließlich dem europäischen Merit-Order-Prinzip zuzuschreiben, das den Strompreis abhängig macht von dem letzten, teuersten Anbieter – und das sind zurzeit, dank Wladimir Putin, die Gaskraftwerke. Produzenten billiger erneuerbarer Energie und auch dreckiger Kohlekraftwerke streichen riesige Extragewinne ein.

Marktmanipulation geht irgendwann immer schief. Meistens dann, wenn die dafür politisch Verantwortlichen nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können. Es geht mir aber hier nicht darum, das hohe Lied der reinen Marktwirtschaft zu singen, obwohl ein echter Markt sehr viel besser wäre als der manipulierte europäische Strommarkt. Die geringen Strompreise in den USA sind – leider, sage ich als Wirtschaftsliberaler – nicht das Ergebnis der freien Entfaltung von Marktkräften, sondern der Demokratie.

Gewählte Kommissionen setzen Strompreis

Während europäische Bürokraten automatisch wirkende und vom Konsumenten schwer zu durchschauende Marktsteuerungsmechanismen entwarfen, die nun völlig aus dem Ruder gelaufen sind, wird in den USA der Strompreis in der Regel von gewählten Kommissionen festgesetzt.  Die "Public Utility Commissions" sind in den meisten Bundesstaaten per Gesetz gehalten, "plötzliche große Preisanstiege" zu vermeiden und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Stromanbieter "angemessene" Gewinne machen. Eine Situation wie zurzeit in Deutschland wäre in den USA schlicht illegal.

Wenn also Ursula von der Leyen eine Reform des europäischen Strommarkts fordert, so hat sie völlig recht. Das System sei für andere Umstände entwickelt worden und nicht mehr zweckmäßig, so die Kommissionspräsidentin. Kurzfristig müssten Gas- und Strompreise entkoppelt werden. Langfristig "müssen wir eine tiefgreifende, strukturelle Reform des Strommarktes machen. Das wird zu Beginn des nächsten Jahres sein."

Vielleicht darf man der Kommission – und dem Europäischen Parlament, und dem Europäischen Rat, der das letzte Wort haben wird – einen Blick in die USA empfehlen. Das wäre doch etwas: Gewählte Stromkommissare in jedem EU-Mitgliedsland, die jedes Jahr den Strompreis festsetzen, statt undurchsichtiger und unpersönlicher Algorithmen, die Markt vortäuschen und politische Steuerung meinen.

Wenn Investitionen in klimafreundliche Energien erwünscht sind, und zu ihnen darf Gas künftig nicht gerechnet werden, dann sollen sie nicht die Stromkunden finanzieren, sondern die Steuerzahler. Das ist sozial gerecht, da die Steuern, anders als die Stromrechnungen, nach Einkommen gestaffelt sind; und politisch sauber, da die Staatshaushalte von den Parlamenten kontrolliert werden, anders als die Bilanzen der Stromunternehmen. Wenn schon Reform, und die muss sein, dann bitte eine gründliche, die Europa demokratischer macht. Im tieferen Sinn ist das auch liberal. Nicht wirtschaftsliberal, aber freiheitlich, was wichtiger ist. Weil dann sowohl mein Nachbar als auch ich wissen, an wen wir uns zu wenden haben, wenn uns die Stromrechnung nicht passt.

Zitat

Deutscher Strompreis nach Montagsrekord halbiert: Furcht vor EU

(Bloomberg) -- Die deutschen Terminpreise für Strom haben sich halbiert, nachdem sie zum Wochenbeginn ein neues Rekordhoch erreicht hatten. Druck auf die Preise bringen Pläne der Europäischen Union, mit denen sie die Krise am Energiemarkt eindämmen will.

Am Montag hatte die Megawattstunde Strom zur Lieferung im nächsten Jahr zeitweise mehr als 1.000 Euro gekostet. Seither ist der Preis um bis zu 54% gesunken. Am heutigen Donnerstag lag die Notierung an der Leipziger Strombörse EEX im Sitzungstief bei 486 Euro je Megawattstunde. Trotz des knapp 16%-Einbruchs gegenüber dem Vortag war der Preis, der als Referenzwert für den europäischen Markt dient, noch immer rund zehnmal so hoch wie im saisonalen Mittel der vergangenen zehn Jahre.

“Das erwartete Eingreifen der EU in den Markt, um die Preise zu dämpfen, wurde sehr pessimistisch interpretiert, auch wenn noch viel Ungewissheit darüber besteht, welche Initiativen die EU ergreifen wird und wie diese im Einzelnen aussehen werden”, schrieben die Marktbeobachter von Energi Danmark in einer Analyse.

Wegen der massiv gestiegenen Gas- und Strompreise prüft die Europäische Union Interventionen im Energiemarkt wie etwa Preisobergrenzen, Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion und Steuern auf Übergewinne bei Energiekonzernen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will die Details der EU-Strompläne am 14. September vorstellen.

Europe's benchmark power contract has halved since Monday

Europe's benchmark power contract has halved since Monday© Bloomberg
Zitat

Deutsche zahlen für Großhandelsstrom das Dreifache der Spanier

(Bloomberg) -- Deutsche Großverbraucher zahlen für Strom im Markt das dreifache ihrer spanischen Kollegen. Das ist der Effekt eines Kostendeckels für Gas bei der Elekrizitätserzeugung auf der iberischen Halbinsel.

Am spanischen Großhandelsmarkt wurde die Megawattstunde im August für durchschnittlich 154,89 Euro gehandelt. Damit lag der Preis laut einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage 67% unter dem Niveau des deutschen Marktes und 69% niedriger als in Frankreich. Allerdings berücksichtigt dieser Preis nicht eine Umlage zur Finanzierung des Modells. Doch auch einschließlich dieser Kosten waren der Strom laut der Studie deutlich billiger.

Im historischen Vergleich ist das Kostenniveau freilich auch in Spanien beispiellos hoch. Verschiedene Unternehmen aus energieintensiven Branchen wie Stahl und Keramik haben die Produktion gestoppt.

Der Preisdeckel beruht auf einer Sondergenehmigung der Europäischen Kommission für Spanien und Portugal von Anfang des Jahres. Diese erlaubt es ihnen, die Stromkosten am Großhandelsmarkt vom Erdgas abzukoppeln. Dazu wird der Preis des Brennstoffs bei Verwendung zur Stromerzeugung gedeckelt. Dies hat den Ländern geholfen, die anderswo zu beobachtenden größeren Preisausschläge zu vermeiden.

In Spanien wird die Differenz zwischen den gedeckelten und den tatsächlichen Gaspreisen über einen Ausgleichsmechanismus bezahlt, der durch eine Sonderabgabe auf die Rechnungen aller Stromverbraucher finanziert wird. Dabei werden auch die zur Kasse gebeten, die die erneuerbare Energiequellen nutzen. Im August betrug die Ausgleichsabgabe nach Angaben der AEGE durchschnittlich 152,91 Euro pro Megawattstunde.

Nach dem derzeitigen System in Europa bestimmt die zu einem Zeitpunkt teuerste Technologie zur Stromerzeugung in der Regel den Preis für den gesamten Markt. Zur Senkung der ausufernden Preise erwägt die Europäische Union sowohl Preisobergrenzen als auch Maßnahmen zur Verbrauchsreduktion sowie Steuern auf übergroße Gewinne bei Energiekonzernen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will die Strompläne der EU am 14. September vorstellen.

Zitat

Blackout im Winter? Merz warnt vor Ausfall der Stromversorgung

Berlin - CDU-Parteichef Friedrich Merz (66) hat vor einem Ausfall der Stromversorgung im Winter gewarnt, falls Deutschland am Atomausstieg festhält.

Friedrich Merz (66, CDU) fordert die Bestellung neuer Brennstäbe.

Friedrich Merz (66, CDU) fordert die Bestellung neuer Brennstäbe.© Bereitgestellt von TAG24

"Es droht eine vollkommene Überlastung des Stromnetzes im Herbst und Winter sowie eine mangelhafte Versorgung mit Strom", sagte Merz der "Bild am Sonntag".

Wenn nur jeder fünfte Gaskunde diesen Winter mit Strom heize, verdopple sich der Strombedarf der privaten Haushalte, sagte Merz. "Wenn diese Regierung so weitermacht und aus ideologischen Gründen am Atomausstieg festhält, droht uns Anfang nächsten Jahres ein Blackout."

Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) sagte im Sommerinterview des ZDF am Sonntag, dass die Regierung alles dafür getan habe, damit es nach "menschlichem Ermessen" nicht zu einem "Blackout" komme.

"Ich bin sehr sicher, dass uns das erspart bleibt." Um die Stromversorgung zu sichern, habe die Regierung etwa dafür gesorgt, dass Kohlekraftwerke aus der Bereitschaft geholt würden, um Strom zu produzieren. So könne Gas gespart werden.

Debatte über die drei verbleibenden Atomkraftwerke

Droht uns im Winter ein Blackout?

Droht uns im Winter ein Blackout?© Bereitgestellt von TAG24

Merz forderte die Bestellung neuer Brennstäbe für den Weiterbetrieb mindestens der drei noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke in Deutschland:

"Wir hätten spätestens im August dafür gesorgt, dass zumindest für die drei Atomkraftwerke, die noch laufen, neue Brennstäbe bestellt worden wären, möglicherweise auch für die drei, die im letzten Jahr stillgelegt wurden. Damit wären zunächst einmal insgesamt 20 Millionen Haushalte sicher mit Strom versorgt."

Im ARD-Format "Frag selbst" bekräftigte der CDU-Politiker am Sonntag seine Forderung nach neuen Brennstäben für die drei Atomkraftwerke, die derzeit noch am Netz sind.

"Wir werden nach meiner Schätzung drei, vier, fünf Jahre den Betrieb der drei noch vorhandenen Kernkraftwerke aufrecht erhalten müssen, damit wir ausreichend Stromversorgung in diesem Land haben", sagte Merz, der auch Fraktionschef der Union im Bundestag ist.

Wegen der Energiekrise, die sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zugespitzt hat, gibt es seit Monaten eine Debatte, ob die drei verbleibenden Atomkraftwerke länger laufen sollen, obwohl ihre Leistungsbetrieb-Berechtigung zum Jahresende erlischt.

Die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP prüft derzeit in einem Stresstest die Sicherheit der Stromversorgung. Danach will sie entscheiden, ob die AKW noch etwas länger laufen.

Zitat

Iran bietet sich Europa als Gaslieferant in Krisenzeiten an

Iran hat sich im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und dem im Winter befürchteten Gasmangel in Europa als Energielieferant angeboten. «Wir haben bekanntlich die notwendigen Gas-Reserven sowie das Potenzial und könnten daher auch Europas Bedarf diesbezüglich decken», sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani am Montag.

Der Iran verfügt über die zweitgrößten Gasreserven weltweit.

Der Iran verfügt über die zweitgrößten Gasreserven weltweit.© Vahid Salemi/AP/dpa

Im Vorfeld jedoch müsste das Wiener Atomabkommen wieder in Kraft gesetzt und vor allem müssten alle wirtschaftlichen US-Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Fars.

Iran verfügt über zweitgrößten Gasreserven weltweit

Mit den weltweit zweitgrößten Gasreserven käme der Iran als Energielieferant für Europa zwar in Frage, hat aber laut Beobachtern wegen der Gasnachfrage in eigenen Land wenig Spielraum für Gas-Exporte. Auch Sprecher Kanaani räumte ein, dass es wegen der US-Sanktionen in den letzten Jahren bei den Gas-Förderungen technische Probleme gegeben habe. Diese seien in der Zwischenzeit aber behoben und der Iran habe keinerlei Einschränkungen mehr.

Der Iran und die sechs Vertragspartner des Wiener Atomdeals – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA – arbeiten derzeit an einer Wiederbelebung des Abkommens von 2015. Noch ist keine finale Einigung erzielt, aber der iranische Sprecher zeigte sich zuversichtlich, dass diese bald schon bald möglich sein könnte.

Zitat

Iran bietet sich Europa als Gaslieferant in Krisenzeiten an

Iran hat sich im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und dem im Winter befürchteten Gasmangel in Europa als Energielieferant angeboten. «Wir haben bekanntlich die notwendigen Gas-Reserven sowie das Potenzial und könnten daher auch Europas Bedarf diesbezüglich decken», sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani am Montag.

Der Iran verfügt über die zweitgrößten Gasreserven weltweit.

Der Iran verfügt über die zweitgrößten Gasreserven weltweit.© Vahid Salemi/AP/dpa

Im Vorfeld jedoch müsste das Wiener Atomabkommen wieder in Kraft gesetzt und vor allem müssten alle wirtschaftlichen US-Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Fars.

Iran verfügt über zweitgrößten Gasreserven weltweit

Mit den weltweit zweitgrößten Gasreserven käme der Iran als Energielieferant für Europa zwar in Frage, hat aber laut Beobachtern wegen der Gasnachfrage in eigenen Land wenig Spielraum für Gas-Exporte. Auch Sprecher Kanaani räumte ein, dass es wegen der US-Sanktionen in den letzten Jahren bei den Gas-Förderungen technische Probleme gegeben habe. Diese seien in der Zwischenzeit aber behoben und der Iran habe keinerlei Einschränkungen mehr.

Der Iran und die sechs Vertragspartner des Wiener Atomdeals – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA – arbeiten derzeit an einer Wiederbelebung des Abkommens von 2015. Noch ist keine finale Einigung erzielt, aber der iranische Sprecher zeigte sich zuversichtlich, dass diese bald schon bald möglich sein könnte.

Zitat

Nach Habecks AKW-Vorschlag droht Krach in der Ampel-Koalition

In der Ampel-Koalition zeichnet sich nach den Vorschlägen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) für eine befristete AKW-Reserve ein Krach ab. Die FDP reagierte mit heftiger Kritik. Fraktionschef Christian Dürr sagte „Bild“ (Dienstag), die Vorschläge reichten nicht, um die Strompreise zu mindern. „Wir müssen die Laufzeiten verlängern, sonst drohen absurde Kosten für die Verbraucher.“ Der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse, erklärte: „Die Ergebnisse des Stresstests sind wenig wert, denn die Annahmen sind zu optimistisch. Sie sind politisch bestimmt und nicht aus der Realität abgeleitet.“

Wirtschaftsminister Habeck bietet einen zeitweisen Weiterbetrieb von zwei Atomkraftwerken an – für den Notfall. Eine Abkehr vom Atomausstieg soll das aber nicht bedeuten. Kritik kommt von allen Seiten. Quelle: WELT/Andrea Ohms

Wirtschaftsminister Habeck bietet einen zeitweisen Weiterbetrieb von zwei Atomkraftwerken an – für den Notfall. Eine Abkehr vom Atomausstieg soll das aber nicht bedeuten. Kritik kommt von allen Seiten. Quelle: WELT/Andrea Ohms© WELT/Andrea Ohms

Habeck will, dass wegen der von Russland und dem Krieg in der Ukraine ausgelösten Energiekrise in Europa zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland bis Mitte April als Notreserve dienen sollen. Dabei geht es um Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg. Eigentlich war vorgesehen, dass alle deutschen Atomkraftwerke zum Jahresende endgültig vom Netz gehen.

Vertreter seiner eigenen Partei stärkten Habeck den Rücken. Die beiden Fraktionschefinnen Britta Haßelmann und Katharina Dröge unterstützten die Pläne, auch wenn diese noch in der Partei diskutiert werden sollen. Grünen-Co-Chef Omid Nouripour kündigte an, bei der Basis für das Vorhaben zu werben. „Wir werden deshalb auf dem Parteitag nicht nur die Waffenlieferungen an die Ukraine zur Abstimmung stellen, sondern auch die befristete AKW-Reserve“, sagte Nouripour der Deutschen Presse-Agentur. Eine Abkehr vom Atomausstieg schloss Grünen-Chefin Ricarda Lang in der „Süddeutschen Zeitung“ aus.

Habeck erteilte in den ARD-„Tagesthemen“ zugleich Forderungen nach einem längeren Weiterbetrieb der AKW eine Absage. Bereits im nächsten Jahr würden deutlich mehr Gaskapazitäten jenseits von Russland zur Verfügung stehen. „Das scheint ja nicht so klar zu sein, weil immer der Winter 22/23 und der Winter 23/24 in eins gesetzt wird.“ Das sei aber falsch. Das seien völlig unterschiedliche Szenarien. „Wir werden eine andere energiepolitische Situation haben im nächsten Jahr.“

Zuspruch für Habeck aus der SPD

Zuspruch bekam Habeck vom Koalitionspartner SPD. Fraktionsvize Matthias Miersch begrüßte das Stresstest-Ergebnis und Habecks Empfehlung als „gute Grundlage für faktenbasierte und sorgfältige Beratungen“. „Die wünsche ich mir auch von denjenigen, die schon vor Bekanntgabe der Ergebnisse nach einer Laufzeitverlängerung schreien“, sagte Miersch. „Der Stresstest zeigt: Atom ist nicht die von vielen gewünschte Generallösung.“

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm argumentierte ähnlich wie die FDP und zeigte sich unzufrieden damit, dass zwei Atomkraftwerke nur als Notreserve vorgehalten werden sollen. „Anlässlich der Preisentwicklung am Strommarkt muss alles daran gesetzt werden, Erzeugungskapazitäten zu mobilisieren, die kurzfristig verfügbar gemacht werden können“, sagte Grimm den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). Die Kraftwerke sollten laufen und nicht nur in Bereitschaft sein, nur dann gebe es einen senkenden Effekt auf den Strompreis. „Bei den drei noch laufenden AKWs sollte man über eine Laufzeitverlängerung von fünf Jahren nachdenken.“ Auch sollte geprüft werden, ob die erst kürzlich stillgelegten Kernkraftwerke reaktivierbar seien.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz kritisierte die geplante Stilllegung des AKW Emsland. „Die Grünen in der Ampel in Berlin sind ganz offensichtlich von den Grünen in Niedersachsen unter Druck gesetzt worden, das Kernkraftwerk Emsland gegen alle Vernunft abzuschalten“, sagte Merz der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Der Scholz-Regierung scheinen grüne Befindlichkeiten wichtiger zu sein als das Risiko eines Stromausfalls. Für solch ein Roulette-Spiel mit unserer Energieversorgung habe ich absolut kein Verständnis.“

Habeck hatte darauf verwiesen, dass dieses AKW zwar einen gewissen Beitrag zur Netzstabilität leisten könne. „Aber dieser Beitrag ist gemessen an den beiden süddeutschen Kraftwerken zu gering.“ In Niedersachsen wird Anfang Oktober ein neuer Landtag gewählt.

Zitat

Grüner Wasserstoff aus Afrika: Hoffnung in der Energiekrise

Grüner Wasserstoff gilt als Lichtblick. Als heiß begehrte, umweltfreundliche Lösung, den stetig wachsenden Energiebedarf der Welt zu decken und dennoch den Klimawandel zu mildern. Afrika hat dafür alles, was grundlegend notwendig ist: große Flächen an unbebautem Land, Sonne, Wind und Wasserkraft. Kein Wunder, dass viele Länder, einschließlich Deutschland, auf Afrika als neuen Lieferanten für sauberen Strom setzen.

Bauarbeiter stehen auf dem Gelände des Hafens Barra do Dande, der derzeit im Bau befindlich ist. Auf der Fläche dieses Hafens soll auch eine Elektrolyseanlage durch die deutschen Firmen Gauff und Conjuncta in Kooperation mit Sonangol, größter Ölkonzern Afrikas, gebaut werden.

Bauarbeiter stehen auf dem Gelände des Hafens Barra do Dande, der derzeit im Bau befindlich ist. Auf der Fläche dieses Hafens soll auch eine Elektrolyseanlage durch die deutschen Firmen Gauff und Conjuncta in Kooperation mit Sonangol, größter Ölkonzern Afrikas, gebaut werden.© Lars Schneider/Gauff/dpa

Wenn es um Innovation geht, steht Afrika normalerweise hinten an. Doch beim Thema «grüner» Wasserstoff, der klimaneutral mit Hilfe von Ökostrom produziert wird, mischt der Kontinent vorne mit. Bei der Elektrolyse wird unter Einsatz von grünem Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. «Wir erwarten schon ab 2024 Projekte in angemessenem Umfang, vor allem in Nordafrika», sagt Minh Khoi Le, Wasserstoffexpertin beim Osloer Forschungsinstitut Rystad Energy.

Im Mai gründeten sechs Länder – Ägypten, Kenia, Mauretanien, Marokko, Namibia und Südafrika – ein von den Vereinten Nationen unterstütztes Bündnis, das jährlich gemeinsam 500 Kilotonnen grünen Strom produzieren will. Die größte Initiative darunter ist das mauretanische 10GW Projekt Nour, das in Partnerschaft mit der britischen Chariot Energy Group und dem niederländischen Hafen Rotterdam ab 2030 jährlich 600.000 Tonnen grünen Wasserstoff nach Europa liefern will.

Nach Angaben des Finanzanalyse-Konzerns S&P Global gibt es aktuell in Afrika zehn grüne Wasserstoff-Projekte in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Knapp 600 regenerative Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 64.000 Megawatt seien bereits in Betrieb; 580 weitere mit einer Leistung von 152.000 Megawatt geplant.

Produktion ist deutlich günstiger als in Deutschland

Die leichte Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenergie sei eine «große Chance» für Afrika, sagt S&P-Analystin Erika Baldessin. «Afrika hat das Potenzial, sich zu einem kostengünstigen weltweiten Lieferanten zu entwickeln.» Der vorkalkulierte Exportpreis für die Produktion grünen Wasserstoffs in Westafrika liege beispielsweise bei unter 2,50 Euro pro Kilogramm, sagt Solomon Agbo, ein Physiker des Forschungszentrums Jülich der Delft Universität in den Niederlanden. Das sei deutlich günstiger als die in Deutschland auf etwa 3,80 Euro pro Kilo geschätzte Produktion.

Agbo ist Projektkoordinator des Projekts H2Atlas Africa, mit dem die Bundesregierung in Kooperation mit Ländern in Sub-Sahara Afrika grüne Wasserstoff-Projekte erschließen will. In Westafrika sei ein Drittel der Landfläche für Photovoltaikanlagen und Dreiviertel für Onshore-Windkraftanlagen geeignet, so Agbo. Die Region habe das Potential, theoretisch bis zu 165.000 Terawattstunden im Jahr zu produzieren. Das wäre mehr als ausreichend: Deutschlands Wasserstoffstrategie geht bis 2030 von einem Bedarf von etwa 90 bis 110 Terawattstunden aus.

Nicht nur Wind und Sonne sind für die Standortwahl entscheidend, sondern auch eine Beurteilung der Wasserverfügbarkeit. Nach Angaben des Fraunhofer Instituts hat die Elektrolyse zur Herstellung von grünem Wasserstoff einen hohen Wasserbedarf, für den entweder Süßwasservorkommen wie Flüsse, Seen und Grundwasser verwendet oder Meerwasserentsalzungsanlagen eingesetzt werden müssen. Betreiber müssten daher sicherstellen, dass die Wasserstofferzeugung keine negativen Folgen für die Wasserversorgung vor Ort habe oder Nutzungskonflikte bestünden. Gerade bei der Meerwasserentsalzung müsse man auf den zusätzlichen Energiebedarf achten und auf mögliche negative Umweltauswirkungen auf küstennahe marine Ökosysteme.

Deutschland hat als Teil seiner Nationalen Wasserstoffstrategie Partnerschaften mit Namibia, der Demokratischen Republik Kongo, Südafrika, Angola und Marokko geschlossen. Auch die EU plant, bis 2050 auf grünen Wasserstoff umzusteigen. Um sich von der Energieversorgung aus Russland unabhängig zu machen, wurde die RepowerEU-Strategie im März um weitere 10 Millionen Tonnen grüne Wasserstoffimporte pro Jahr aufgestockt. Dies kommt zu dem bestehenden EU-Ziel hinzu, bis zum Jahr 2030 20 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff zu verbrauchen.

Bislang gibt es vor allem Pläne und noch wenig investiertes Kapital. Laut einem Bericht der Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) und der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) sind in den vergangenen 20 Jahren lediglich zwei Prozent aller Investitionen in erneuerbare Energien nach Afrika geflossen. Das Blatt sollte sich jedoch in naher Zukunft wenden, meinen Experten.

Energie aus Angola

Eins der ersten funktionstüchtigen Projekte in Afrika könnte binnen zwei Jahren im südwestlichen Angola startklar sein. In der Nähe der Hauptstadt Luanda ist ein von Deutschland mitfinanziertes 2-Gigawatt-Wasserkraftwerk gebaut. Von den bislang ungenutzten Kapazitäten sollen ab 2024 zunächst 400 Megawatt und später bis zu 1000 Megawatt für die Erzeugung grünen Wasserstoffs genutzt werden. Die Stromleitung zum Hafen, wo die Elektrolyse stattfinden soll, steht. Nächster Schritt ist der Bau einer Elektrolyseanlage durch die deutschen Firmen Gauff und Conjuncta in Kooperation mit Sonangol. Als größter Ölkonzern Afrikas weiß Sonangol, wie man Gas auf dem Weltmarkt verkauft und exportiert. «Damit könnte Deutschland seine Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen ein Stück reduzieren», sagt Conjuncta-Chef Stefan Liebing. «Afrika hat das Potenzial, zu einem der wichtigsten Partner für Deutschland und Europa zu werden.»

Nachbarland Namibia hat ein auf 9,4-Milliarden-Euro geschätztes Projekt für grünen Wasserstoff, das 2026 in Produktion gehen soll. Auch Südafrika verkündete im Februar Pläne, in den nächsten zehn Jahren grüne Wasserstoffprojekte im Wert von knapp 18 Milliarden Euro zu starten. Auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow wurden dem Land an der Südspitze Afrikas dafür 8,5 Milliarden Euro versprochenen. Kenia, Marokko und Nigeria befinden sich in ähnlichen Entwicklungsstadien, während Ägypten drei öffentlich-private grüne Wasserstoff-Projekte mit einer Gesamtkapazität von 300 Megawatt plant. Dafür wurde bereits eine Absichtserklärung mit Siemens unterzeichnet.

Mangel an qualifizierten Ingenieuren

Doch es gibt auch Hürden: Projekte müssen schnell ein signifikantes Exportvolumen erreichen, um rentabel zu werden. Dazu ist enge Zusammenarbeit von Regierungen, Unternehmen, Investoren, multilateralen Entwicklungsbanken und technischen Experten nötig. Transparenz und Rechenschaftspflicht werden von zentraler Bedeutung sein, um Fallstricke zu vermeiden, die die Rohstoffindustrie auf dem Kontinent so lange geplagt haben.

Es braucht zudem eine gute logistische Infrastruktur und den Aufbau eines Versorgungsnetzwerks, um den Wasserstoff zu den Kunden zu pumpen – Afrikas Schwachstelle. Dazu kommt nach Angaben der Weltbank ein Mangel an qualifizierten Ingenieuren, die integrierte Brennstoffzellen- und Wasserstoffsysteme installieren, überwachen, betreiben und warten können. Wasserstoffexpertin Khoi Le bleibt jedoch optimistisch: «Afrika steht vor der gleichen technischen Herausforderung wie der Rest der Welt. Die Produktion grünen Wasserstoffs in großem Maßstab ist für alle neu.»

Bislang schaut hauptsächlich Europa in Richtung Afrika. Weder Russland noch China, der weltweit führende Produzent grünen Wasserstoffs, hätten auf dem Kontinent investiert, was grünen Strom betrifft, sagt Khoi Le. Allerdings habe der chinesische Solar-Branchenriese GCL Group jüngst ein Auge auf Afrikas Potential geworfen. Den Afrikanern scheint es egal zu sein, woher sie das notwendige Kapital beziehen. Man sei für alle Investoren offen, betont die Afrikanische Entwicklungsbank.

Zitat

Energie-Krise: TÜV-Chef sieht Notfallnutzung deutscher Atomkraftwerke skeptisch

Zwei deutsche AKW sollen als Reserve für Stromengpässe dienen. TÜV-Chef Joachim Bühler hat allerdings Zweifel an der Umsetzbarkeit des Notfallplans.

Energie-Krise: TÜV-Chef sieht Notfallnutzung deutscher Atomkraftwerke skeptisch

Energie-Krise: TÜV-Chef sieht Notfallnutzung deutscher Atomkraftwerke skeptisch© Wolfgang Maria Weber / IMAGO

Zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland sollen bis Mitte April genutzt werden können – als Notreserve. Das hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag verkündet. Der Geschäftsführer des TÜV-Verbands äußerte sich in der »Bild«-Zeitung nun skeptisch: Die Kraftwerke könnten die »zeitkritische Funktion« nicht wahrnehmen.

»Die drei laufenden Kernkraftwerke in Deutschland können derzeit schwankende Energieerzeugung aus Wind und Sonne kurzfristig ausgleichen und das Stromnetz stabil halten«, sagte Bühler der Zeitung. »Diese zeitkritische Funktion könnten die Kernkraftwerke in der Notreserve praktisch so nicht wahrnehmen, da das Anfahren aus dem Kaltbetrieb ein mehrtägiger Prozess ist.«

Wie schnell die Kernkraftwerke aus einer sogenannten Notreserve in den aktiven Streckbetrieb angefahren werden könnten, hänge vom Zustand des jeweiligen Kraftwerkes ab. »Wir gehen aber davon aus, dass es mindestens mehrere Tage in Anspruch nehmen wird«, zitiert die »Bild« Bühler.

Grundsätzliche Verlängerung abgelehnt

Eigentlich war der Atomausstieg in Deutschland bis zum Jahresende beschlossen worden – bei der Vorstellung der Ergebnisse eines zweiten Stresstests hatte Habeck jedoch angekündigt, dass zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke als Notreserve dienen sollen. Die Kraftwerke Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern sollen eine »Einsatzreserve bis Mitte April 2023« bilden.

In bestimmten Stresssituationen im Stromnetz sollen sie einen »zusätzlichen Beitrag zur im Stresstest identifizierten angespannten Versorgungs- und Netzsituation in Süddeutschland im Winter 2022/23 leisten«, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Eine grundsätzliche Verlängerung der Laufzeiten lehnt das Ministerium jedoch ab. Begründet wird dies damit, dass es sich bei der Atomkraft weiter um eine Hochrisikotechnologie handle, zudem würden hochradioaktive Abfälle nachfolgende Generationen belasten.