Forum

Forum-Breadcrumbs - Du bist hier:ForumPolitik: EU - newsEnergiepolitik

Energiepolitik

Zitat

Feinstaub – Umweltbundesamt: Holzöfen genau so schädlich wie der Straßenverkehr

Knapp 20 Prozent der Feinstaubemissionen entfallen laut dem Umweltbundesamt auf Holzheizungen – das entspreche dem Ausstoß des Straßenverkehrs. Der Behördenchef fordert strengere Standards.

Feinstaub – Umweltbundesamt: Holzöfen genau so schädlich wie der Straßenverkehr

Feinstaub – Umweltbundesamt: Holzöfen genau so schädlich wie der Straßenverkehr© Christian Ender / IMAGO

Der Präsident des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, hat vor der massiven Feinstaubbelastung durch Holzheizungen gewarnt. Mehr als 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen entfielen auf Holzheizungen. »Das ist ungefähr die Größenordnung der Emissionen aus dem Straßenverkehr«, sagte Messner der Deutschen Presse-Agentur.

»Vor allem Einzelraumfeuerungen wie Kamine und Öfen, von denen wir über 11 Millionen in Deutschland haben, stellen eine wesentliche Feinstaubquelle dar«, sagte er. Daher lehne das UBA die Förderung von Holzheizungen ab und plädiere für höhere Standards in Bezug auf die Luftreinhaltung.

Nach einem vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf soll das Heizen mit fester Biomasse wie Holz nur in Bestandsgebäuden eine Option bleiben – oder in Verbindung mit einer solarthermischen Anlage. Mit dem Gesetz soll die »Wärmewende« eingeleitet werden. Das Gesetz will daher nicht nur den Einbau von Gas- und Kohleheizungen weitgehend verbieten, sondern wegen des steigenden Ausstoßes von Kohlendioxid (CO₂) auch die Installation von Holzheizungen erschweren.

Waldbesitzer sind alarmiert. Irene Seling, Hauptgeschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Waldeigentümer, spricht von einer »Diskriminierung der erneuerbaren Holzenergie«. Damit gefährde die Bundesregierung die nachhaltige Waldpflege in Deutschland. Für die Waldeigentümer sei die Vermarktung von Restholz, das nicht höherwertiger verwendet werden könne, als Brennholz eine wichtige Einnahmequelle, um den Klima-resilienten Waldumbau zu finanzieren.

UBA-Präsident Messner entgegnete, er wisse um das »ökonomische Interesse« der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Das Restholz könne in Zentralheizungen mit Pellets gehen. Das mache einen großen Unterschied zur Verbrennung von Holz in Kaminen. Die Emissionen von Kaminen seien deutlich höher als bei Pelletheizungen. Letztere würden automatisch gesteuert und verfügten über Staubabscheider, die den Abgasen den Feinstaub entziehen.

Nur eines hat der gute Mann vergessen: Pellets kostet ein vielfaches mehr als Scheidholz!!

Zitat

Landgericht bestätigt Anfangsverdacht einer kriminellen Vereinigung

Ende 2022 hatten Polizisten im Rahmen einer Großrazzia mehrere Wohnungen von Klimaaktivisten durchsucht. Der Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Aktivisten reichten dagegen Beschwerde ein – und scheiterten damit nun vor dem Potsdamer Landgericht.

Ein Polizist versucht die Hand eines Aktivisten zu lösen, der sich auf der Straße festgeklebt hat (Symbolbild) dpa/Kay Nietfeld

Ein Polizist versucht die Hand eines Aktivisten zu lösen, der sich auf der Straße festgeklebt hat (Symbolbild) dpa/Kay Nietfeld© Bereitgestellt von WELT

Das Landgericht in Potsdam hat eine Beschwerde wegen der Großrazzia gegen Mitglieder der Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ abgewiesen. Die Staatsschutzkammer des Gerichtes habe den Anfangsverdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung bestätigt, sagte Cyrill Klement, Sprecher der Staatsanwaltschaft Neuruppin, am Montag.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Störung öffentlicher Betriebe und des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Zunächst hatte der „Tagesspiegel“ und die „Märkische Oderzeitung“ berichtet.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am 13. Dezember elf Wohnungen und Räume von Mitgliedern der „Letzten Generation“ in mindestens sechs Bundesländern durchsucht. Grund seien mehrere Attacken von Klimaaktivisten auf Anlagen der Raffinerie PCK Schwedt, wie Klement erläuterte. Dabei sei unter anderem die Ölzufuhr unterbrochen worden. In einigen Fällen sei es beim Versuch geblieben.

Nach der Razzia waren bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin mehrere Hundert Selbstanzeigen von Klimaaktivisten eingegangen. Auch diese würden geprüft, sagte Klement.

Zitat

Gas-Speicherumlage wird mehr als doppelt so teuer wie bisher

Sie soll dazu beitragen, dass die Füllstandsvorgaben der Speicher eingehalten werden: Die im Zuge der Energiekrise eingeführte Gasspeicherumlage wird bis 2027 verlängert – und steigt deutlich an.

Gas-Speicherumlage wird mehr als doppelt so teuer wie bisher

Gas-Speicherumlage wird mehr als doppelt so teuer wie bisher© Hauke-Christian Dittrich / dpa

Die Umlage zur Finanzierung der Gasspeicherung steigt für Verbraucherinnen und Verbraucher um mehr als das Doppelte. Die Umlage betrage ab Juli 1,45 Euro pro Megawattstunde, teilte der Trading Hub Europe (THE) mit, eine Tochter der Gas-Netzbetreiber. Bislang waren 59 Cent fällig. Für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von gut 20 Megawatt bedeutet dies Mehrkosten von knapp 20 Euro im Jahr.

Die Umlage wurde im vergangenen Jahr wirksam, nachdem der Bund in der Gaskrise Füllstandsvorgaben für die Speicher in Deutschland gemacht hatte. Daraufhin wurden die Speicher über Sonderausschreibungen gefüllt, die zusätzliche Kosten verursachten. Die Umlage soll laut THE um zwei Jahre verlängert werden und nun bis März 2027 erhoben werden. Der gestreckte Zeitraum sei in die Berechnung der Umlage eingeflossen.

Die Speicherumlage nach dem Energiewirtschaftsgesetz – nicht zu verwechseln mit der Gasumlage – soll der Firma Trading Hub Europe (THE), die für die deutsche Gasmarktorganisation zuständig ist, die Kosten ersetzen, die ihr zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit entstehen, etwa für den Einkauf von Gas. Derzeit wichtigstes Ziel von THE ist die Einhaltung der Füllstandsvorgaben für die Gasspeicher.

Zitat

„Bin stinksauer“ - Auf 10 Seiten rechnet Hausbesitzer Habecks Heiz-Gesetz in Grund und Boden

Mehrfamilienhäuser mit Gasetagenheizungen gibt es in Deutschland tausendfach (Symbolfoto) IMAGO/Michael Gstettenbauer

Mehrfamilienhäuser mit Gasetagenheizungen gibt es in Deutschland tausendfach (Symbolfoto) IMAGO/Michael Gstettenbauer© IMAGO/Michael Gstettenbauer

Ein Mietshaus als Altersversorge? Das entwickelt sich wegen Habecks Heiz-Gesetz für einen selbstständigen Ingenieur zum Albtraum. Die für ihn und auch seine Mieter beste, günstigste und realistischste Maßnahme würde die 65-Prozent-Hürde reißen. Dabei hätte sein Konzept nur Vorteile - auch für's Klima.

Bernd Müller* versteht die Welt nicht mehr. Seit 30 Jahren vermietet er nun schon und kennt seine Wohnungen naturgemäß besser als jeder andere. Als Elektrotechnik- und Wirtschaftsingenieur hat er zudem Ahnung von technischen und ökonomischen Zusammenhängen. Zum neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) sagt er: „Ich bin stinksauer auf Habeck, weil er sich nicht angeschaut hat, wie man wirklich fossile Energie sparen könnte.“

Denn das ist, was der 60-Jährige möchte. „Nur das geht nicht mit einer Stromheizung, was die Wärmepumpe ja im Grunde ist, wenn in den Wintermonaten Dezember, Januar, Februar nicht genug Öko-Strom da ist.“ Hier würden Vorgaben von Schreibtischhengsten gemacht, die überhaupt keine Ahnung von der Praxis vor Ort hätten, klagt Müller. „Will man eigentlich fossile Energie sparen oder, koste es was es wolle, auf Strom umstellen?“

Müller, der seinen echten Namen nicht öffentlich lesen möchte, besitzt ein Mehrfamilienhaus in Düsseldorf mit zwölf Parteien. Baujahr 1956. Renoviert 1996. Also ein Gebäude, das es in Deutschland so oder so ähnlich zigtausendfach gibt. Alle Wohnungen haben Gasetagenheizungen. Jeweils sechs Wohnungen hängen an einem Strang.

Gasheizungen sind plötzlich „nur noch Dreck und müssen raus“

„Die Gasetagenheizung hat Energielevel A für Heißwasser und B respektive C für die Heizung“, erklärt Müller. Man müsse das in Kombination sehen, was ein sehr guter Wert sei. „Wenn jetzt aber gesagt wird, diese Heizungen sind nur noch Dreck und müssen raus, dann ist das schlimm.“

Was ist eigentlich, fragt er, wenn eine Etagenheizung ab 2024 kaputt geht? „Muss ich dann alle Heizungen im Haus umrüsten?“ Feststeht: An einem Kamin hängen sechs Heizungen. Hier kann nicht mit unterschiedlichen Wärmesystemen operiert werden.

„Das Verrückte an dem Gesetz ist ja: Man dürfte in dem Fall ja erstmal für eine Übergangsphase eine neue Gasheizung einbauen, bis eine Stromheizung zur Verfügung steht.“ Doch das würde ja die Kosten nahezu verdoppeln. „Denn das Gerät kostet nicht die Welt, aber der Einbau und alles andere drumherum schon.“

Was erlaubt Habeck?

Müller macht in diesem Zusammenhang auf ein anderes großes Problem aufmerksam. „Die Investition ist eine Sache“, sagt er. „Aber in meinem Alter bekomme ich keine Kredite mehr.“

Als pragmatischer Mensch und Praktiker hatte er nach Bekanntwerden der neuen GEG-Vorgaben versucht, neutral an die künftigen Gegebenheiten ranzugehen und zu schauen, welche Lösungen es für seinen Fall geben könnte. Also was erlaubt Habeck? „Im Wesentlichen ist das: Fernwärme und alles, was mit Strom heizt“, sagt Müller.

Und weiter: „Für Fernwärme muss ich rund 60.000 Euro investieren, habe aber null Vorteile. Ich als Vermieter kann es nicht umlegen, weil es keine Verbesserung ist. Meine Mieter haben auch keinen Vorteil. Im Gegenteil: Die müssten wohl mehr zahlen als aktuell mit Gas.“

Verengung auf Wärmepumpe

Doch dann bleibe in Habecks Welt nicht mehr viel anderes übrig als die Wärmepumpe. „In meinem Fall wäre es so, dass ich zwei dieser Blöcke bräuchte - einen für den rechten, einen für den linken Strang für jeweils sechs Wohnungen“, so Müller.

Nur: „Wärmepumpen sind extrem teuer, sobald sie eine Vorlauftemperatur von über 40 Grad haben – und der Strombedarf ist, ganz nebenbei, im Winter absoluter Wahnsinn, ganz abgesehen davon, dass der Strommix gerade in den dunklen Tagen von Dezember bis Februar alles andere als klimafreundlich ist.“

Müller resümiert: „Ich habe im Grunde zwei Alternativen: Die zwei Wärmepumpen für insgesamt 200.000 Euro oder einzelne Klimaanlagen für jede Wohnung. Die zwei Wärmepumpen kann ich mir nicht leisten, weil ich keinen Kredit mehr über 200.000 Euro bekomme. Die Zeiten sind vorbei.“

Sonne und Gas nicht genug für neues GEG

Am liebsten würde er für jeden Mieter ein Balkonkraftwerk installieren. Nicht aber auf dem Balkon, sondern auf dem Flachdach des Hauses. Das wären zwölf Photovoltaik-Anlagen mit jeweils drei Panels. „Und ich würde die Gasthermen in den Wohnungen durch strombetriebene Heißwasser-Boiler ersetzen. Dann könnte ich über die Photovoltaik einen Großteil des Stroms für die Boiler und Mieterstrom erzeugen.“

Das würde laut Müller, der das in einem zehnseitigen Konzept aufgedröselt und berechnet hat, in Summe mindestens 30 Prozent fossile Energie einsparen. „Diese kleine Maßnahme würde also mehr Energie sparen als diese Mammut-Aktion von Habeck.“

Doch: Die Regelung des neuen GEG, wonach ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss, wäre damit nicht erfüllt.

Habecks hochfliegende Träume nicht realistisch

Müller findet: „Wärmepumpen und 65-Prozent-Regel schön und gut, aber wir brauchen realistischere Ziele.“ 30 Prozent Energieeinsparung bei jeder neuen Heizung ohne Ausnahmen etwa für öffentliche Gebäude hält er zu verkraftbaren Kosten für machbar.

„Was nützen Habecks Träume von 65 Prozent Erneuerbaren-Anteil, wenn die Hauseigentümer nun gar nichts mehr angehen? Der Rentner mit Einfamilienhäuschen kann genau so wenig die 40.000 Euro für die Wärmepumpe bezahlen wie der private Vermieter die 200.000 Euro.“

„Bei einem 30-Prozent-Ziel würde ich Heißwasser auf Solar beziehungsweise Photovoltaik umstellen. Heizung über Solar ist Blödsinn, denn in der Nacht und im Winter gibt es keinen Sonnenstrom, aber Heißwasser braucht man 365 Tage im Jahr. Das kombiniert mit elektronischen Thermostaten und ein paar individuellen Sachen des Hauses würde rasch Energie sparen, zum Klimaschutz beitragen und wäre bezahlbar.“

Zwar hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mittlerweile durchblicken lassen, dass der Starttermin 2024 für ihn nicht in Stein gemeißelt ist. Ob sich jedoch an der 65-Prozent-Regel im parlamentarischen Verfahren tatsächlich etwas ändert, ist eher unwahrscheinlich. Davon geht auch Müller aus.

Deutsches Stromnetz für Strommengen geeignet?

„Ich tendiere dazu, Klimaanlagen einzubauen mit Energiestufe 4“, so der 60-Jährige. „Damit könnte ich Wohnung für Wohnung vorgehen, müsste also nicht alles auf einmal machen. Außerdem kann ich das mit Photovoltaik kombinieren, weil ich Warmwasserboiler davon trennen kann. Die Mieter haben dadurch kostenlos heißes Wasser, 50 Prozent kostenlosen Strom und müssen nur noch den Strom bezahlen, der über Klimaanlage fürs Heizen nötig ist.“

Aber auch das hat einen Haken: „Unterm Strich habe ich ein großes Problem, nämlich im Winter die Wohnungstemperaturen hinzubekommen. Im Prinzip ist es ja nur eine Stromheizung.“ Habeck habe aber nicht richtig kalkuliert, welche Strommengen für seine Heizwende benötigt werden. Müller zieht in Zweifel, dass die Stromnetze dem kollektiven Umstieg standhalten werden. Grün ist der viele Strom ebenfalls nicht.

Und dann spricht er an, worauf viele Experten bereits hinweisen: „Eigentlich macht das GEG die EU-Lösung kaputt.“ Ab 2027 startet der europäische CO2-Zertifikatehandel im Wärmebereich. Öl und Gas werden dadurch schrittweise sowieso teurer.

Große Verunsicherung durch das neue GEG ausgelöst

„Normalerweise hätte jeder Eigentümer sich in den nächsten Jahren ohnehin angeschaut, wie geht’s mit der Heizung weiter, gerade im Hinblick auf den Zertifikatehandel“, meint Müller. Jetzt aber geschehe das genaue Gegenteil. „Alle energetischen Sanierungen sind zum Großteil eingestellt worden, weil niemand weiß, was noch auf uns zukommt.“ Wer jetzt renoviere, müsse womöglich in ein paar Jahren schon wieder nachbessern.

Das Mietshaus als Altersvorsorge steht angesichts immer umfangreicherer bürokratischer Vorgaben und Investitionen für ihn auf der Kippe. „Früher hatte man 4,5 Prozent Rendite, heute habe ich eine Rendite von einem Prozent. Eigentlich müsste man die Vermietung einstellen und das Haus verkaufen, weil es sich überhaupt nicht mehr rechnet. Das machen auch viele. Oder Wohnungen und sogar Häuser werden gar nicht mehr vermietet.“

Müllers Appell an Habeck lautet: „Hören Sie auf, Technik vorzuschreiben, von der Sie nichts verstehen.“ Sein Fazit: Weniger bringt mehr.

*Name von der Redaktion auf Wunsch geändert

Zitat

Wärmepumpen bringen Stromnetze an ihre Grenzen

Millionen Wärmepumpen sollen in den kommenden Jahren installiert werden. Energiemanager haben Zweifel, ob die Netze standhalten.

Die Wärmewende der Bundesregierung bringt die Stromnetze an ihre Grenzen © Symbolbild: dpa/Karl-Josef Hildebrand

Die Wärmewende der Bundesregierung bringt die Stromnetze an ihre Grenzen © Symbolbild: dpa/Karl-Josef Hildebrand© dpa/Karl-Josef Hildebrand (Symbolbild)

Die Wärmewende der Bundesregierung bringt die Stromnetze an ihre Grenzen. 500.000 elektrisch betriebene Wärmepumpen sollen ab 2024 jedes Jahr ans Netz gehen, 2030 sollen sechs Millionen Geräte angeschlossen sein, die jeweils durchaus so viel Strom verbrauchen wie ein Mehrfamilienhaus.

Insbesondere an sehr kalten Tagen seien die Geräte „ein Doppelschlag für das Stromnetz“, sagt Florian Bieberbach, Chef der Stadtwerke München. „Einerseits müssen sie viel Wärme produzieren, andererseits sind sie dann besonders ineffizient“. Um eine Überlastung zu verhindern, müssten die Netze massiv ausgebaut werden, fordert er. Denn neben den elektrischen Heizungen gehen auch Millionen E-Autos ans Netz.

Fachleute sehen derzeit schon rechnerisch Probleme für den Netzbetrieb: „Sechs Millionen Wärmepumpen bedeuten eine Stromnachfrage von etwa 30 Terawattstunden“, sagte Johannes Wagner vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Uni Köln (EWI). An einem sehr kalten Wintertag würde eine solche Zahl an Wärmepumpen die Spitzenlast in Deutschland um bis zu zehn Gigawatt erhöhen. Doch diese Energie könnten nach derzeitigem Stand nur neue Gaskraftwerke liefern – die derzeit niemand baut.

Die Immobilienwirtschaft bekommt die Probleme bereits zu spüren: Vonovia hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, der Konzern könne installierte Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen, weil die Stromnetze nicht ausreichend belastbar seien. Nach Recherchen des Handelsblatts rechnen auch andere Immobilienunternehmen mit ähnlichen Problemen. Vonovia musste die Inbetriebnahme bereits installierter Wärmepumpen verschieben, weil die Netzkapazitäten nicht ausreichten. Ein Grund sei, dass wegen des fehlenden Netzausbaus nicht genügend Strom zur Verfügung stehe, sagte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch. Rund 70 installierte Geräte, die jeweils einen Wohnblock beheizen sollen, seien noch nicht angeschlossen, ließ das Unternehmen wissen.

Vonovia setzt stark auf die Wärmepumpe. Bereits im Januar 2022 hatte das Unternehmen ein Wärmepumpen-Sonderprogramm aufgelegt. Das Ziel: die Installation von 6.000 Wärmepumpen innerhalb von fünf Jahren. In einem ersten Schritt ließ der Konzern im September insgesamt 115 Wärmepumpen einbauen, die künftig 108 Gebäude mit 671 Wohnungen beheizen sollen. Bei Wettbewerbern ist die Lage ähnlich. Der nach Vonovia zweitgrößte deutsche börsennotierte Wohnungskonzern LEG kommt bisher mit Netzanschlüssen zwar noch klar, rechnet allerdings perspektivisch ebenfalls mit Problemen.

Grundsätzlich zeige das Thema exemplarisch, dass die Wärmewende ein politischer Schnellschuss mit etlichen Schwachstellen sei. Ein Sprecher des Stromnetzbetreibers EWE sagt, man sehe vor allem dann ein Problem mit den Wärmepumpen, „wenn Kunden diese nicht wie vorgeschrieben anmelden“. Netzbetreiber müssten rechtzeitig Kenntnis davon haben, um die Netze an den richtigen Orten für die zusätzlichen Belastungen verstärken zu können. Bislang habe EWE allerdings noch keinen Wärmepumpenanschluss ablehnen müssen.

Netzbetreiber wollen eingreifen

Neben den zusätzlichen Großverbrauchern kommen auch Hunderttausende zusätzliche Stromerzeugungsanlagen ans Netz, etwa Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern und Gewerbeimmobilien. Mit Blick auf die Auswirkungen des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland wollen sich immer mehr Menschen unabhängig von fossilen Energiequellen machen. Bei Deutschlands größtem Netzbetreiber Eon führte das 2022 zu einer Verdopplung der Anschlussanfragen für Fotovoltaikanlagen. „Und die Zahlen steigen weiter rasant“, sagte Eon-Netzvorstand Thomas König.

Mit der Umsetzung des „Osterpakets“ erwarte man „eine Explosion“ der Anschlüsse auf 900.000 pro Jahr bis 2030, sagte König. Zum Vergleich: 2022 lagen 240.000 Anschlussanfragen vor. Eine Zahl, die Eon schon jetzt an die Belastungsgrenze bringt. Mit dem Osterpaket hat die Bundesregierung 2022 eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen auf den Weg gebracht, die den Ausbau erneuerbarer Energien erleichtern und beschleunigen sollen.

Für jede größere Anlage, die ans Stromnetz angeschlossen werden soll, muss der Netzbetreiber eine sogenannte Netzverträglichkeitsprüfung durchführen. Geht alles gut, gibt es für den Kunden eine Einspeisezusage. Dann ist die Anlage theoretisch innerhalb weniger Wochen angeschlossen. Dort allerdings, wo an das Verteilnetz, das den Strom vor Ort aufnimmt und weiterleitet, schon viele Anlagen angeschlossen sind, muss die Infrastruktur im Zweifelsfall erst einmal verstärkt werden. Und das kann dauern.

Bisher beträgt die Wartezeit bei Planungs- und Genehmigungsverfahren für solche Leitungen zwischen acht und zwölf Jahren. „Das kann nicht funktionieren“, kritisiert König. Bei einer Überlastung der Netze müsse man im äußersten Fall den Anschluss verweigern.

Eine größere Gefahr für Stromausfälle wegen Überlastung der Netze sieht der Eon-Manager erst einmal nicht. Kurzfristig könne man durch den Einsatz intelligenter Steuerung die Netze besser auslasten und vorhandene Reserven nutzen. Aber es brauche „dringend eine Beschleunigung und Entbürokratisierung der Planungs- und Genehmigungsverfahren“.

Die eigentlichen Gefahren sehen Experten ohnehin eher für die Netze im lokalen Bereich, über die der Strom bis zum Hausanschluss weitergeleitet wird. Diese Verteilnetze spielten in der energiepolitischen Debatte bislang eine viel zu geringe Rolle, warnen Experten. Dabei müssten gerade sie massiv ausgebaut werden. Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), kritisiert, dass die Folgen des massiven Ausbaus von Wärmepumpen für die Verteilnetze oft nicht bedacht würden. Mit einer wachsenden Zahl von Einspeisungen und großen Verbrauchern werde der Betrieb der Verteilnetze immer anspruchsvoller. Eine der Folgen, die Liebing vorhersagt: „Die Investitionen in die Verteilnetze werden bis 2045 im Vergleich zu 2018/19 um 60 bis 100 Prozent steigen.“

Liebing kritisiert, die Debatte um den Netzausbau sei bislang zu stark auf die Übertragungsnetze fixiert gewesen. Übertragungsnetze sind die „Stromautobahnen“, die große Strommengen quer durchs Land transportieren. Sie liegen in der Hand der vier Betreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW. Seit Jahren wird der Ausbau der Übertragungsnetze vehement vorangetrieben. Es werden Milliarden investiert, um Engpässe abzubauen und einen reibungslosen Transport großer Windstrommengen von Nord nach Süd zu ermöglichen.

Die Netzbetreiber wünschen sich neben einer Erhöhung der Transportkapazitäten auch mehr Möglichkeiten, in den Betrieb der Netze einzugreifen, indem sie etwa Großverbraucher wie Wärmepumpen und den Ladevorgang von E-Autos zeitweise vom Netz nehmen können. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG), der gerade reformiert werden soll. Die Verteilnetzbetreiber sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, stärker den Verbrauch zu beeinflussen. Die Stadtwerke begrüßen das. „Der Vorschlag der Bundesnetzagentur zur Reform des Paragrafen 14a EnWG geht in die richtige Richtung“, sagte VKU-Chef Liebing. „Wenn die Verteilnetzbetreiber die Möglichkeit bekommen, in begrenztem Umfang steuernd in den Betrieb von Wärmepumpen oder in Ladevorgänge von E-Autos einzugreifen, ist das eine Unterstützung für den Wärmepumpen-Hochlauf, weil es die Netze entlastet. Wir erkaufen uns damit Zeit“, so Liebing.

Zitat

Europäischer Gaspreis fällt auf tiefsten Stand seit fast zwei Jahren

Nachdem der Stopp russischer Gaslieferungen Ängste geschürt hatte, befindet sich der Preis für europäisches Erdgas seit Ende des vergangenen Jahres in einem Abwärtstrend. Nun fiel der Erdgaspreis auf ein Rekordtief seit Juni 2021. Experten können die Entwicklung erklären.

null dpa/Frank Rumpenhorst

null dpa/Frank Rumpenhorst© Bereitgestellt von WELT

Der Preis für europäisches Erdgas hat den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren erreicht. Am Donnerstag wurde der richtungsweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam bei 25,80 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt. So günstig war Erdgas zuletzt im Juni 2021. Experten erklärten die Entwicklung unter anderem mit einer Überversorgung und wollten einen weiteren Preisrückgang nicht ausschließen.

Der Preis für europäisches Erdgas befindet sich seit Ende des vergangenen Jahres in einem Abwärtstrend. In der Spitze wurde im vergangenen Sommer ein Rekordpreis von mehr als 300 Euro je MWh gezahlt. Der Stopp russischer Gaslieferungen hatte Ängste vor einer Energiekrise geschürt.

Während die Gaspreise fallen, werden die Gasspeicher in Deutschland weiter gefüllt. Nach jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am Dienstag 72,76 Prozent. Die Gasreserven sind seit Wochen nahezu ununterbrochen gestiegen und liegen deutlich über dem Vergleichswert des Vorjahres. Gründe für den höheren Stand sind Importe von Flüssigerdgas, ein milder Winter und Einsparungen vor allem in der Industrie.

Zitat

Experten befürchten Wohlstandsverluste - Habeck will Deutschland jetzt auch noch auf Energie-Diät setzen

Für Wirtschaft und Klimaschutz in Deutschland zuständig: Grünen-Politiker Robert Habeck IMAGO/Chris Emil Janßen

Für Wirtschaft und Klimaschutz in Deutschland zuständig: Grünen-Politiker Robert Habeck IMAGO/Chris Emil Janßen© IMAGO/Chris Emil Janßen

Nach dem noch nicht beendeten Streit ums Gebäudeenergiegesetz ist vor dem Ärger ums Energieeffizienzgesetz. Denn damit will Klimaschutzminister Habeck Deutschlands Energieverbrauch verschlanken. Wirtschaftsexperten prognostizieren Wohlstandsverluste.

Vom Gebäudeenergiegesetz (GEG) haben die meisten Bürger wohl schon mal gehört, es ist bekannt geworden als „Habecks Heiz-Hammer“. Diese Woche neu auf dem Markt der Gesetzesvorhaben eingetroffen ist das sogenannte Wärmeplanungsgesetz unter Federführung von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), das sich bislang für Kritiker trotz richtiger Ansätze als wahres Bürokratiemonster liest.

Bereits einen Schritt weiter – und erstaunlicherweise trotzdem weitgehend unter dem Radar – fliegt das Energieeffizienzgesetz mit dem sperrigen Kürzel EnEfG. Deren Inhalt hat es aber ebenfalls in sich: Die Ampel-Koalition will den deutschen Energieverbrauch per Gesetz bis 2030 um über ein Viertel senken. Schon gibt es Kritik sowohl aus den eigenen Reihen als auch aus der Wirtschaft, die es vor allem treffen würde.

Beschlossen wurde die Energie-Diät nach Habeck am 19. April im Bundeskabinett. Am 25. Mai hat der Bundestag erstmals darüber beraten. In Kraft treten soll das EnEfG am 1. Januar 2024 und in den Folgejahren den deutschen Endenergieverbrauch um 26,5 Prozent gegenüber 2008 abspecken. Gegenüber heute sind das 22 Prozent. Anders als der Name suggeriert geht es aber nicht primär um Effizienz, sondern um eine Deckelung des Energieverbrauchs.

Habeck will Energieverbrauch in Deutschland deutlich senken

Mit dem Entwurf eines „Gesetzes zur Steigerung der Energieeffizienz“ greift das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) von Robert Habeck einer noch nicht in Kraft getretenen EU-Richtlinie vor. Um diese „Green-Deal“-Vorschrift umzusetzen, sind aber gerade für Unternehmen kostspielige Maßnahmen vorgesehen, zum Beispiel verpflichtende Energieverbrauchskontrollen.

Zudem soll ausnahmsweise auch die öffentliche Hand hier als Vorbild vorangehen. So definiert das Gesetz für staatliche Stellen konkrete Einsparvorgaben. Und auch explizit für Rechenzentren sollen neue Energiestandards gelten. Habeck ist überzeugt: „Klimaschutz und Energiewende können nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn wir auch die Verbrauchsseite stärker in den Blick nehmen.“

Und weiter: „Es muss uns gemeinsam gelingen, den Energieverbrauch in Deutschland deutlich und dauerhaft zu reduzieren. Im letzten Jahr haben wir gemeinsam gezeigt, dass das möglich ist. Mit dem neuen Gesetz schaffen wir jetzt einen klaren Rahmen.“

Wirtschaftspolitik der Bundesregierung wirkt diffus

Aus einem Guss wirkt diese Wirtschaftspolitik indes nicht. Wieso einerseits auf Energieeinsparungen pochen und andererseits einen verbilligten Industriestrompreis von 6 Cent je Kilowattstunde ins Spiel bringen? Doch diesen Widerspruch hat Habeck bislang noch nicht aufgelöst.

Der energiepolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Michael Kruse, mahnte bereits an: „Das Energieeffizienzgesetz soll übergeordnetes europäisches Recht in Deutschland umsetzen. Damit dieser Entwurf ein guter wird, sind noch eine ganze Reihe an Verbesserungen erforderlich: Das Gesetz muss wesentlich mehr Nutzen stiften, als es Kosten verursacht.“

Dies ist Kruse zufolge im aktuellen Entwurf aber nur unter optimistischen Annahmen sichergestellt. Eine Maßnahme, um den Entwurf zu verbessern und insbesondere der Wirtschaft die Umsetzung zu erleichtern, sei das Streichen überflüssiger Bürokratie.

„Habecks Entwurf schießt an dieser Stelle über das Ziel hinaus“

Kruse wörtlich: „Das Gesetz darf kein Goldplating betreiben, also die von Ursula von der Leyen auf EU-Ebene ausgegebenen Ziele nicht noch übererfüllen.“ Und: „Habecks Entwurf schießt an dieser Stelle über das Ziel hinaus.“

Laut Berechnungen der Verfasser aus dem BMWK würde die Wirtschaft, wenn sie das Gesetz umsetzt, dauerhaft Energiekosten in dreistelliger Millionenhöhe jährlich sparen. Die Gegner warnen, dass das Gesetz die Industrie aus dem Land treiben würde.

„Das wird zu einem Wohlstandsverzicht führen müssen, denn viele Unternehmen - vor allem im energieintensiven Bereich - werden deshalb Deutschland verlassen“, warnte etwa der Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK), Klaus Josef Lutz. „Ich spreche vor allem über den Mittelstand.“ Wo bekanntlich ein Großteil der Arbeitskräfte in Deutschland beschäftigt ist, weshalb das Gesetz eben auch Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft haben könnte.

Top-Ökonom Fuest kritisiert Energieeffizienzgesetz

Und auch der renommierte Ökonom Clemens Fuest, Leiter des Ifo-Insituts, warnte in einem Gastbeitrag für das „Handelsblatt“: „Falls die Politik den Energieverbrauch in dieser Weise einschränkt, wird das den Wohlstand in Deutschland erheblich schädigen.“

Vor allem aber stößt ihm sauer auf: „All dies ist schlimm genug, wäre aber diskutabel, wenn es für die Kürzung des Energieverbrauchs zwingende ökonomische oder ökologische Gründe gäbe. Aber der Energieverbrauch per se schädigt die Umwelt nicht, sondern die Nutzung fossiler Energie.“

Die deutsche Politik wolle in wirtschaftlich ohnehin schwerer Zeit ein Gesetz verabschieden, das den Energieverbrauch unnötig einschränkt und massive ökonomische Risiken mit sich bringt. Dass die deutsche Politik damit EU-Vorgaben folge, ist für Fuest keine Rechtfertigung, denn an diesen Vorgaben habe die Bundesregierung mitgewirkt.

Grüne loben Habeck-Gesetz als zentralen Baustein der Energiewende

Die Grünen-Abgeordnete Kathrin Uhlig sieht das anders und Energieeffizienz als einen wichtigen Baustein der Energiewende. Im Bundestag sagte sie: „Wem der deutsche Wirtschaftsstandort wirklich wichtig ist, der redet nicht nur, der setzt sich für Energieeffizienz ein und macht konstruktive Vorschläge. Deshalb verbinden wir mit diesem Gesetz einen zentralen Baustein der Energiewende mit Planungssicherheit und Anreizen für Innovationen, für einen klimaneutralen und langfristig starken Wirtschaftsstandort.“

Uhlig ergänzte: „Der Markt kann nicht alles regeln.“ Und: „Natürlich erfordert die Umstellung Investitionen“, so die Grünen-Politikerin. „Doch mittel- und langfristig können auch Kosten eingespart werden.“ Ein „Immer-weiter-so“ sei kein Geschäftsmodell.

CDU-Mann Jung: „Das ist nicht Energieeffizienz, das ist Energiebürokratie“

Andreas Jung, Sprecher für Klimaschutz und Energie der Unionsfraktion, kritisierte bereits vor der Debatte im TV-Sender „Phoenix“: „In diesem Gesetz gibt es für Betriebe nur Pflichten, aber keine Förderung. Es gibt viel Bürokratie. Mit der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Anm.d.Red.) soll eine Behörde dafür die Zuständigkeit erhalten, die jetzt schon damit überfordert ist, die Anträge für Gebäudesanierung zu bearbeiten. Das ist nicht Energieeffizienz, das ist Energiebürokratie.“

Für das BMWK sind die wichtigsten Regelungen des Energieeffizienzgesetz folgende:

  • Energieeffizienzziele

Das EnEfG legt Ziele für die Senkung des Primär- und Endenergieverbrauchs in Deutschland für 2030 fest. Im Sinne frühzeitiger Planungs- und Investitionssicherheit werden darüber hinaus Ziele für 2040 und 2045 aufgezeigt, die, aber 2027 überprüft und ggfs. angepasst werden sollen.

Für den Endenergieverbrauch bedeuten diese Ziele eine Reduzierung um mehr als 550 TWh bis 2030 (ggü. 2008). Über die Wirkung des Gesetzes und damit auch den Stand der Zielerreichung wird die Bundesregierung den Bundestag künftig regelmäßig zu Beginn einer Legislaturperiode unterrichten und - soweit nötig - über eine Nachsteuerung des Instrumentenmixes entscheiden.

  • Energieeinsparpflichten von Bund und Länder

Der Bund und die Länder werden zur Umsetzung der EU-Vorgaben verpflichtet, ab 2024 Energieeinsparmaßnahmen zu ergreifen, die bis 2030 jährlich Endenergie-Einsparungen in Höhe von 45 TWh (Bund) bzw. 5 TWh (Länder) erbringen. Das Gesetz sieht vor, dass der Bund seine notwendigen Energieeffizienz-Maßnahmen im nächsten sog. Integrierten Klima- und Energieplan (NECP) zusammenfasst und der EU-Kommission übermittelt.

  • Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Energieeinsparung

Zur Umsetzung der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand bei der Steigerung der Energieeffizienz von Bund und Ländern werden künftig Energie- oder Umweltmanagementsysteme eingeführt. Zudem sieht das EnEfG die Durchführung von Energieeffizienzmaßnahmen vor mit dem Ziel, jährlich 2 % Gesamtendenergieeinsparung zu erreichen. Über die dazu zu ergreifenden Maßnahmen entscheiden die öffentlichen Einrichtungen von Bund und Länder eigenständig.

  • Einführung von Energie- oder Umweltmanagementsystemen für Unternehmen

Mit dem EnEfG werden Unternehmen mit einem großen Energieverbrauch (Jahresenergieverbrauch von mehr als 15 GWh) verpflichtet, Energie- oder Umweltmanagementsysteme einzuführen und wirtschaftliche Energieeffizienzmaßnahmen in konkreten Plänen zu erfassen und zu veröffentlichen. Über die konkrete Effizienzmaßnahme entscheiden die Unternehmen.

  • Energieeffizienz- und Abwärmeanforderungen für Rechenzentren

Neue Rechenzentren werden zur Einhaltung von Energieeffizienzstandards, einer minimalen Temperatur für die Luftkühlung sowie zur Abwärmenutzung verpflichtet. Bestandsanlagen sollen auf die Effizienz es Stromeinsatzes achten. Insgesamt werden Betreiber von Rechenzentren dazu aufgefordert künftig verstärkt Strom aus erneuerbaren Energien nutzen.

  • Vermeidung und Verwendung von Abwärme

Abwärme soll künftig besser genutzt werden. Hierzu werden Unternehmen verpflichtet, Abwärme aus Produktionsprozessen zu vermeiden oder, soweit eine Vermeidung nicht möglich ist, zu verwenden (Abwärmenutzung).

Dem Ministerium zufolge ergänzen die konkreten Einsparmaßnahmen des Energieeffizienzgesetzes bereits bestehende Fachgesetze, wie zum Beispiel das Gebäudeenergiegesetz, aber auch Förderprogramme und ökonomische Anreize zur Senkung des Energieverbrauchs. Dieser Instrumentenmix ist für das Habeck-Haus die Basis für die Erreichung der Ziele für 2030, 2040 und 2045.

86 lange Seiten

Der Gesetzentwurf umfasst 86 Seiten. Und wie schon in den anderen Gesetzentwürfen zur Energie- respektive Heizwende heißt es unter Alternativen: „Keine.“ Denn: Insbesondere das Kohlendioxid-Preissignal durch den Emissionshandel reiche bei vielen Unternehmen allein nicht aus, die bestehenden Effizienzpotenziale zu realisieren.

In Anbetracht der angespannten wirtschaftlichen Lage, namentlich der Rezession, in die Deutschland abgerutscht ist, drängen Kritiker darauf, dass die Abgeordneten genau prüfen, ob sie die maßgeblichen Unternehmen durch noch mehr Bürokratie und Kosten tatsächlich belasten wollen. Vor allem aber, dass Deutschland die europäischen Vorgaben nicht übererfüllt.

Zitat

In Finnland sind die Strompreise so niedrig, dass die Anbieter ihn fast verschenken – das ist der Grund

Das Kernkraftwerk Olkiluoto-3 in Eurajoki, Finnland.

Finnland hat derzeit mit einem ungewöhnlichen Problem zu kämpfen: sauberer Strom ist so reichlich vorhanden, dass die Energiepreise am Mittwoch ins Minus rutschten.

Während ein Großteil des übrigen Europas immer noch mit einer Energiekrise hadert, meldete das nordische Land, dass seine Spot-Energiepreise vor dem Mittag unter null fielen.

Dies bedeutete, dass der durchschnittliche Energiepreis für den Tag "leicht" unter null lag, sagte Jukka Ruusunen, CEO des finnischen Netzbetreibers Fingrid, gegenüber dem öffentlich-rechtlichen finnischen Sender Yle.

Grund für den Preisrückgang war ein unerwartetes Überangebot an erneuerbaren Energien sowie ein geringerer Energieverbrauch der Finnen infolge der Krise, die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde.

"Jetzt gibt es genug Strom, und er ist fast emissionsfrei. Sie können also mit gutem Gewissen Strom verbrauchen", sagte Ruusunen den Finnen laut Yle.

Finnland hat sich in nur wenigen Monaten von Energiearmut zu Energieüberschuss entwickelt

Die Nachricht ist eine bemerkenswerte Wende für ein Land, das seine Bürger im letzten Winter noch aufforderte, auf ihren Energieverbrauch zu achten.

"Letzten Winter konnte man nur darüber reden, wo man mehr Strom herbekommt. Jetzt denken wir intensiv darüber nach, wie wir die Produktion begrenzen können. Wir sind von einem Extrem zum anderen übergegangen", sagte Ruusunen gegenüber Yle.

Das Land befand sich in einer Energiekrise, nachdem es als Teil der weltweiten Gegenreaktion auf den Einmarsch in die Ukraine die Energieimporte aus dem Nachbarland Russland verboten hatte.

Doch ein neuer Kernreaktor, der im April dieses Jahres in Betrieb genommen wurde, brachte der rund 5,5 Millionen Einwohner zählenden finnischen Bevölkerung einen bedeutenden neuen Energiestrom.

Olkiluoto 3, der erste neue Kernreaktor seit über 15 Jahren, der in Europa in Betrieb genommen wird, senkte den Strompreis in Finnland um 75 Prozent, von 245,98 Euro pro Megawattstunde im Dezember auf 60,55 Euro pro Megawattstunde im April, wie The National berichtete.

Eine Karte von Europa, auf der der neue Kernreaktor Olkiluoto 3 eingezeichnet ist.

Das Land, das sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2035 kohlenstoffneutral zu werden, hat auch die Einführung erneuerbarer Energielösungen stark vorangetrieben – Finnland will bis 2027 die Windenergie als primäre Energiequelle nutzen, so Ruusunen gegenüber The National.

Dies trägt ebenfalls zum Rückgang der Energiepreise bei. Das übermäßige Schmelzwasser, das in mehreren nordeuropäischen Ländern zu Hochwasserwarnungen geführt hat, treibt Finnlands Wasserkraftwerke auf Hochtouren und liefert reichlich Strom.

"Während der Frühjahrsüberschwemmungen kommt es häufig zu dieser Art von Zwangsproduktion, da die Produktion nicht gebremst werden kann. Aufgrund der riesigen Wassermengen kann die Wasserkraft im Frühjahr oft nur schlecht reguliert werden", so Ruusunen.

Finnland hat jetzt mit zu niedrigen Energiepreisen zu kämpfen

Ein Offshore-Windpark in der Nähe der Aland-Inseln, einer autonomen Inselgruppe in der Ostsee, die zu Finnland gehört.

Finnland hat nun mit dem gegenteiligen Problem einer schlechten Energieversorgung zu kämpfen: Die Energieversorger können möglicherweise nicht mehr normal arbeiten, wenn der Strom weniger wert ist als die Kosten für seine Erzeugung.

"Eine Produktion, die bei diesen Preisen nicht rentabel ist, wird in der Regel vom Markt genommen", so Ruusunen.

Da die Wasserkraft nicht verlangsamt oder abgeschaltet werden kann, versuchen andere Erzeuger wie die Kernkraft, ihre Produktion zu drosseln, um keine Verluste bei der Energieerzeugung zu erleiden.

Ruusunen sagte, dass die Finnen in diesem Zusammenhang ruhig so viel Energie verbrauchen können, wie sie wollen.

Zitat

Habecks Heiz-Gesetz: Diese Kosten erwarten Mieter und Eigentümer

Wärmewende

Habecks Heiz-Gesetz: Diese Kosten erwarten Mieter und Eigentümer

Bundestag

Bundestag© Kay Nietfeld/dpa

Wirtschaftsminister Habeck hat sein geplantes Heiz-Gesetz verteidigt. Dabei erklärt sein Ministerium auch, mit welchen Kosten sie für die Bürger und Bürgerinnen rechnen.

Berlin – In Berlin wird um das geplante Heiz-Gesetz aus der Feder des Wirtschaftsministeriums von Robert Habeck (Grüne) gerungen und gestritten. Konkret sieht es vor, dass ab 2024 nur noch neue Heizungen eingebaut werden dürfen, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Dies bedeutet faktisch das Aus für neue Gas- und Ölheizungen – der häufigsten Heizmethode in Deutschland.

Der Koalitionspartner FDP meldete dazu Bedenken an und stellte Habecks Ministerium 77 Fragen – die nun ausführlich beantwortet wurden. Dabei wurde auch konkret auf die Kosten für Mieter und Eigentümer eingegangen.

Habecks-Heizgesetz: Diese Kosten kommen auf Eigentümer zu, wenn sie auf Wärmepumpen setzen

Das Szenario: Eigentümer müssen auf eine nachhaltige Heizmethode umsatteln und lassen eine Wärmepumpe (Luft/Wasser) einbauen. Bei einem Einfamilienhaus gehen Habecks Beamte demnach je nach Zustand des Gebäudes von unterschiedlichen Kosten aus, berichtet die Bild.

So werden die Preise bei einem gut sanierten Einfamilienhaus auf etwa 22.420 Euro geschätzt, bei einem unsanierten Haus auf bis zu 45.920 Euro. Bei einem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen würden sich die Kosten dann auf 38.680 Euro (saniert) bis 78.080 Euro (unsaniert) belaufen.

Habecks-Heizgesetz: Diese Kosten kommen auf Mieter zu

Das Problem für Mieter: Vermieter können sie an den Kosten beteiligen. Im Falle des unsanierten Mehrfamilienhauses mit 78.080 Euro Investitionskosten könnten diese mit bis zu 79 Cent pro Quadratmeter auf sie umgelegt werden. Damit würde in der Beispielrechnung die Miete monatlich um 65 Euro steigen. Allerdings würden mit der Wärmepumpe auch die Heizkosten sinken und damit die Mietnebenkosten ebenso reduziert, so Habecks Beamte laut Bild.

Weiteres Beispiel: Bei einem mittelgut sanierten Mehrfamilienhaus lägen die Kosten für eine zentrale Wärmepumpe bei 57.480 Euro. Dadurch könnte die Miete zwar um 47 Euro steigen, gleichzeitig gebe es aber Einspareffekte bei den Nebenkosten um 34 Euro.

Zudem warnt das Wirtschaftsministerium Besitzer von Gasheizungen, dass die Gaspreise wegen des CO2-Aufschlags bald stark ansteigen werden – und zwar um bis zu ein Drittel.

Das ist der Gipfel der Frechheit und Lüge!

Herr Habeck verspricht Energieeinsparungskosten. Zur Erinnerung: Die Wärmepumpen benötigen viel Strom. Der Stron ist in Deutschland derzeit mit Abstand die teuerste Erergiequelle!

Der Hinweis, dass die Gespreise bald wegen des CO2- Aufschlags bald um ein Drittel ansteigen wird, ist natürlich künstlich gewollt um mit Preistreiberei die Kunden in die gewünschte Richtung zu treiben.

Zur Erinnerung: Elektorenergie gehört derzeit in Deutschland zu den dreckigsten Energien (besteht zu 44 % aus Kohle!) Da gibt es keinen CO2 Aufschlag!

Zitat

Habeck glaubt nicht an Überlastung der Netze durch Wärmewende: Wie begründet er das?

Habeck glaubt nicht an Überlastung der Netze durch Wärmewende: Wie begründet er das?

Habeck glaubt nicht an Überlastung der Netze durch Wärmewende: Wie begründet er das?© Bereitgestellt von Berliner Zeitung

Wird Habecks Wärmewende die Stromnetze überlasten? 77 Fragen hat die FDP dem Wirtschaftsminister zu seinem umstrittenen Heiz-Gesetz gestellt, darunter zu den  Auswirkungen der vielen Wärmepumpen auf die Stromnetze. Denn bis 2030 sollten aus knapp über einer Million Geräte im Moment sechs Millionen werden.

Insbesondere an sehr kalten Tagen seien die Geräte „ein Doppelschlag für das Stromnetz“, warnte vorher der Chef der Stadtwerke München, Florian Bieberbach. „Wenn weiter sehr viele neue Wärmepumpen und Ladestationen installiert werden, dann sind Überlastungsprobleme und lokale Stromausfälle im Verteilnetz zu befürchten, falls wir nicht handeln“, mahnte seinerseits der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, im Januar.

Nun ist Habeck auf das Thema eingegangen. Solche Warnungen sind aus Sicht des Wirtschafts- sowie des Bauministeriums von Klara Geywitz (SPD) unbegründet, zitiert das Handelsblatt aus den Antworten der Ministerien auf den FDP-Fragenkatalog. „Der zusätzliche Stromverbrauch von Wärmepumpen ist aufgrund der hohen Effizienz von Wärmepumpen, die insbesondere Umgebungswärme aus der Luft, dem Erdreich oder Wasser nutzen, gering.“ Die fünf Millionen neuen Wärmepumpen, die bis 2030 entstehen sollten, würden zudem nach der Berechnung der Ministerien weniger als 30 Terawattstunden (TWh) Strom benötigen: Das entspreche nicht mal fünf Prozent des Stromverbrauchs im Jahr 2030, heißt es.

Wie lässt sich das einordnen? Der Stromverbrauch, oder die Nutzlast, hat 2022 insgesamt 484,2 Terawattstunden betragen. Bis 2030 muss dieser laut der letzten Prognose der Bundesregierung auf 750 Terawattstunden steigen. Das ist ein Plus von über 37 Prozent. Man könnte die Habeck-Einschätzung wohl unwidersprochen hinnehmen und sich entspannt zurücklehnen, aber es gibt einen weiteren Haken: Nach dem Energiewirtschaftsgesetz könnte der Stromverbrauch verbrauchernaher Geräte gedrosselt werden. Wärmepumpen sollten zudem nur dann gefördert werden, wenn sie über eine Schnittstelle verfügen, womit sie ferngesteuert vom Stromnetz teils abgekoppelt werden können. Die Bauingeneurin Lamia Messari-Becker hat es in einem am Montag erscheinenden Interview mit der Berliner Zeitung bemängelt. Ihr Vorwurf: Die Wärmewende wird von Habeck zu sehr auf Strom fokussiert und zu wenig diversifiziert gestaltet, es folgt die selbstverursachte Verknappung. Wozu diese Schnittstelle bei Wärmepumpen also, wenn angeblich keine Überlastung der Netze droht?

Wir haben beim Wirtschaftsministerium direkt nachgefragt, warum es die Befürchtungen von so vielen Fachleuten, aber auch Normalverbrauchern so entschlossen ablehnt. Es stellt sich schnell heraus: Das Wirtschaftsministerium setzt auf den nötigen Ausbau der Verteilnetze genauso wie auf die Erhöhung der Stromproduktion in Deutschland. „Der absehbare Hochlauf insbesondere von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen erfordert gut gerüstete Stromverteilernetze. Ein zeitnaher und vorausschauender Ausbau der Verteilernetze ist daher unerlässlich“, antwortet ein Ministeriumssprecher auf Anfrage. Man solle die Mahnung des Bundesnetzagentur-Chefs Müller im Januar zudem als eine Aufforderung an die Verteilnetzbetreiber verstehen, den nötigen Ausbau der Netze voranzutreiben.

Die Bundesnetzagentur berichtet aktuell über den Umbau des Stromsystems bis 2031. Ein Kohleausstieg bis 2030 wird angenommen, wie die Ampel schon in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen hatte. Zugleich gibt die Bundesnetzagentur an, private Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen würden teilweise in den jeweiligen lokalen Netzen „beträchtlich höhere Bezugsleistungen in der Niederspannung“ bedeuten. Zudem sei mit einer deutlich höheren gleichzeitigen Netznutzung zu rechnen. Das wäre ein Szenario für die Zukunft, wenn man die Netze nicht ausbauen würde. Das Gegenteil sei aber der Plan.

Warum soll aber der Stromverbrauch der Wärmepumpen gedrosselt werden? Die Schlussfolgerung, die Geräte wären damit vom Stromnetz abgekoppelt, bewertet der Ministeriumssprecher als missverständlich. Niemand werde im wahrsten Sinne des Wortes abgekoppelt, erklärt der Sprecher. Nur wenn der Verbraucher vorher zustimme, könne er eine niedrigere Leistung aus den Stromleitungen bekommen. Die Privathaushalte werde die Regelung zudem nicht betreffen; die Ladesäulen wären eher dran. Und trotzdem werde das Thema jetzt so verkauft, als stünden wir vor einem Zusammenbruch, kritisiert der Mann. Jegliche Mahnungen seien lediglich dafür da, um Druck zu machen.

Lokale Netzbetreiber gehen derzeit von mehr als einer Verdoppelung des Stromverbrauchs in Deutschland bis 2045 wegen der Elektrifizierung des Verkehrs- und Wärmesektors aus. Dieser steigende Verbrauch sei in den aktuellen Ausbauplanungen im Rahmen des Netzentwicklungsplans 2037/45 für das Übertragungsnetz berücksichtigt, teilt ein Sprecher des Berliner Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission auf Anfrage mit. Auch das Berliner Stromnetz werde künftig „sehr klug planen, investieren und rechtzeitig bauen müssen“, um den Anspruch der Kunden auf einen Netzanschluss zu erfüllen, sagte der Geschäftsführer Erik Landeck zuletzt auf dem Jahrespressegespräch. Der Eindruck wird gefördert, alles laufe nach Plan.

Laut dem Ausbauszenario des Netzentwicklungsplans Strom 2013 müssen die Übertragungsnetzbetreiber zur erfolgreichen Integration erneuerbarer Energien bis 2032 neue Stromleitungen mit einer Länge von rund 145.0000 Kilometer verlegen. Die Bundesländer schätzen den nötigen Ausbau ihrerseits schon auf knapp 280.000 Kilometer ein. Die Klimaziele der Bundesregierung haben sich seither nur verschärft, und der prognostizierte Stromverbrauch ist deutlich gestiegen. Wie schnell müssen die Bauarbeiter den Ausbau anpacken?

Dass der Ausbau jetzt schon zu langsam ist, hatte zuvor unter anderem der Vonovia-Chef Rolf Buch kritisiert. Es soll der Grund gewesen sein, warum der Immobilienkonzern nach eigenen Angaben in vielen Fällen bereits installierte Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen konnte. Weitere Probleme wurden zum Jahreswechsel dokumentiert: 5,4 Milliarden Kilowattstunden grünen Stroms gingen etwa nach Angaben der Bundesnetzagentur im ersten Halbjahr 2022 in Deutschland verloren, weil die Netze nicht ausreichten. Das entspricht etwa vier Prozent des erzeugten Ökostroms. Wegen dieser Engpässe konnten 5,8 Milliarden Kilowattstunden Strom nicht erzeugt werden, oder über ein Prozent der gesamten Stromerzeugung 2022. Zieht man dazu noch den Fachkräftemangel in Betracht, kommen einem die Befürchtungen so vieler nicht so unbegründet vor. Warum hat nur der Wirtschaftsminister Habeck eine so lange Leitung?