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Neue Eurofighter für die Luftwaffe: Premium AEROTEC liefert Rümpfe für „Quadriga“

Zwar wird die Auslieferung neuer Eurofighter für die Luftwaffe erst 2025 beginnen, aber Premium AEROTEC hat am Standort Augsburg bereits das erste Rumpfmittelteil aus der Quadriga-Bestellung ausgeliefert.

Premium AEROTEC hat am Standort Augsburg im November 2022 das erste Rumpfmittelteil aus der Quadriga-Bestellung ausgeliefert.

Premium AEROTEC hat am Standort Augsburg im November 2022 das erste Rumpfmittelteil aus der Quadriga-Bestellung ausgeliefert.© Premium AEROTEC

Das von Premium AEROTEC gefertigte Rumpfmittelteil ist das strukturelle "Herzstück" des europäischen Mehrzweck-Kampfflugzeugs. Das rund sechs Meter lange Bauteil besteht vorrangig aus einer Aluminium-Integralstruktur mit einer durchgängig monolithisch beplankten Außenschale aus CFK. Somit ist es "gleichermaßen leicht und belastbar".

Die verschiedenen bei Premium AEROTEC hergestellten Eurofighter-Komponenten wie beispielsweise Teile der Rumpfsektion aus Varel, werden in Augsburg integriert. Hinzu kommt die Herstellung der gesamten elektrischen, pneumatischen, hydraulischen und kraftstoffversorgendenden Systeme.

Nach erfolgter Teilintegration liefert Augsburg das gesamte Rumpfmittelteil an Airbus Defence and Space nach Manching. Von dort aus erfolgt die weitere Belieferung der Endmontagelinien. Bis heute wurden in Augsburg 628 Rumpfmittelteile produziert und zur Ausrüstung nach Manching geliefert.

Die 38 neuen Eurofighter des Quadriga Programms (Standard Tranche 4) sollen von 2025 bis 2030 an die Luftwaffe übergeben werden.

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Die Bundeswehr wird umgebaut: Der Kanzler gibt dem Generalinspekteur Sicherheit

Der oberste deutsche Soldat, General Zorn, und Ministerin Lambrecht vollziehen die Rückbesinnung auf Landes- und Bündnisverteidigung. Kanzler Scholz findet, Auslandseinsätze hätten sich dem unterzuordnen. Er sagt nicht, dass sie nicht mehr stattfinden.

Christine Lambrecht (l-r, SPD), Bundesministerin der Verteidigung, Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr, und Oberstleutnant Hans Domrich, Kommandeur Wachbattaillon, stehen auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung. Rund 400 Rekrutinnen und Rekruten legen am 67. Gründungstag der Bundeswehr ein Feierliches Gelöbnis ab.

Christine Lambrecht (l-r, SPD), Bundesministerin der Verteidigung, Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Eberhard Zorn, Generalinspekteur der Bundeswehr, und Oberstleutnant Hans Domrich, Kommandeur Wachbattaillon, stehen auf dem Paradeplatz des Bundesministeriums der Verteidigung. Rund 400 Rekrutinnen und Rekruten legen am 67. Gründungstag der Bundeswehr ein Feierliches Gelöbnis ab.© Foto: dpa/Annette Riedl

So sieht’s aus: Ende September dienten 174.159 Berufs- und Zeitsoldaten bei der Bundeswehr. Zuzüglich der Wehrdienstleistenden waren es damit 181.976 Soldatinnen und Soldaten. Übrigens, am Rande: Freiwillig Wehrdienst leistend waren (nur) 7594.

Damit soll Staat zu machen sein? Aber ja doch. Denn die Bundeswehr wird in ihrer Planung grundlegend neu ausgerichtet – auf altbekannte Ziele. Und das ist auch gut so. Ressourcen und Ziele müssen mehr denn je übereinstimmen.

Also: Weg von zu vielen Auslandseinsätzen, hin zur einem Mehr für die Landes- und Bündnisverteidigung – das ist der Plan. Dem folgt dann logischerweise die Strategie. Ersonnen hat die nicht erst der ranghöchste deutsche Offizier, der Vier-Sterne-General Eberhard Zorn, aber er verantwortet sie zu alleroberst. Und er wird damit seiner Verantwortung gerecht.

Einerlei, welche Kritik Zorn aus den Reihen der Ampel und der Opposition erfährt – der Generalinspekteur muss so handeln. Selbstverständlich ist doch, dass die Bündnis- und Landesverteidigung jetzt eine größere Rolle zu spielen hat, nach dem, was Russland der Ukraine unverändert antut.

Dabei verlangt niemand – wohlgemerkt: niemand aus der Bundesregierung und niemand aus der Bundeswehrführung –, dass sich Deutschland ganz aus internationalen Einsätzen heraushält. Das wäre in Anbetracht dessen, was Bündnisverteidigung ist und erfordert, auch schlicht unlogisch.

Bereits im „Weißbuch“ vor Jahren wurden die Gefahren von internationalem Terrorismus, Menschenhandel und Fluchtbewegungen für die Sicherheit des Landes beschrieben. Hier reaktionsfähig zu bleiben, ist demgemäß auch weiter Teil der Planung.

Es geht um die Einsatzfähigkeit

Es geht aber in jedem Fall und überall um Einsatzfähigkeit der Verbände, ob Bataillon oder Division, und zwar möglichst schnell. Das hat die Bundesregierung auch der Nato versprochen.

Richtig ist, dass der Überfall Russlands die sicherheitspolitische Agenda insofern verändert hat, als der Blick auf die Umgebung noch einmal – oder wieder – geschärft worden ist: Russland ist unsere Umgebung. Abschreckung muss auch darum hier das oberste Prinzip bleiben. Allein mit entsprechender Planung wird der erfolgreiche Einsatz von Mensch und Gerät sichergestellt.

Von einer Verengung des Blicks kann keine Rede sein, allerdings davon, dass die momentanen Entwicklungen im Abgleich mit allen Möglichkeiten des Wehrressorts in den Fokus genommen werden. 266 Kampfpanzer wurden beispielsweise zuletzt bei der Bundeswehr gezählt. Sind sie einsatzfähig? Sind sie nötig? Sind vielleicht wieder mehr nötig?

Das gehört zur von Bundeskanzler Olaf Scholz erklärten „Zeitenwende“ zwangsläufig dazu: Evaluierung. Deshalb steht Scholz an der Seite von General Zorn und der seiner Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Die hatte im September bei einer Bundeswehrtagung eine Neuorientierung angekündigt. Scholz stützt sie, auch im Hinblick auf den Einsatz des Budgets.

Der Kanzler findet, Auslandseinsätze und militärische „Amtshilfen“ hätten sich dem strategischen Ziel unterzuordnen. Er sagt nicht, dass sie nicht mehr stattfinden.

So sieht’s aus. Die Bundeswehr muss ja Staat machen.

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Deutschland fehlt neue Munition – und ist dabei abhängig von China

Deutschlands Munitionsvorräte sind geheim. Aber auch andere Staaten publizieren nicht, wie viel Schuss in den Bunkern liegen. Bei der Bundeswehr soll es jedoch besonders wenig sein. Spekuliert wird, dass der Vorrat im potenziellen Kriegsfall je nach Munitionsart nur für wenige Stunden reicht, allenfalls für wenige Tage. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und Nato-Verpflichtungen soll jetzt für Milliarden neue Munition beschafft werden. Doch das Tempo beim geplanten Produktionsausbau hängt auch davon ab, ob China mitspielt.

Bei der Munitionsbestellung zögerte Berlin lange – jetzt belegen längst andere Nationen die knappen Produktionskapazitäten Quelle: pa/dpa/Philipp Schulze

Bei der Munitionsbestellung zögerte Berlin lange – jetzt belegen längst andere Nationen die knappen Produktionskapazitäten Quelle: pa/dpa/Philipp Schulze© pa/dpa/Philipp Schulze

An diesem Montag ist ein Spitzentreffen mit Vertretern der Rüstungsindustrie im Kanzleramt geplant. Dabei soll ausgelotet werden, wie die Produktion hochgefahren werden kann. Und das ist kein einfaches Vorhaben. So muss sich Deutschland beim Lieferdatum für neue Munition wohl gedulden. Jüngst war bei einem CSU-Wehrtechnikkongress von Branchenexperten zu hören, dass wegen der bislang zögerlichen Haltung Berlins bei Aufträgen die ohnehin knappen Kapazitäten der Industrie von anderen Nationen schnell belegt wurden.

Es ist ein Hinweis, wie wichtig der sogenannte Munitionsgipfel in Berlin ist. Beispielsweise erklärt Hermann Mayer, der Chef des Munitionsherstellers MEN (Metallwerk Elisenhütte Nassau), dass befreundete Nationen bereits frühzeitig in diesem Jahr Rahmenverträge für die nächsten Jahre platziert haben. Dies sei auch für die Ausrüstung der deutschen Sicherheitskräfte notwendig, um langfristig die Lieferketten für die notwendigen Komponenten zu sichern. „Das muss eines der Ergebnisse des Munitionsgipfels im Kanzleramt sein“, sagt Mayer.

Neben der im Frühjahr vom italienischen Beretta-Konzern gekauften deutschen Munitionsfabrik RWS (Rheinisch Westfälische Sprengstoff Actien-Gesellschaft) ist MEN ein für die Bundeswehr zugelassener Kleinkaliber-Munitionslieferant, etwa für das Standard-Sturmgewehr G36. Bei größeren Kalibern wie Artilleriemunition, dominiert Rheinmetall.

Der Düsseldorfer Konzern hat kürzlich den Kauf des mit 1,2 Milliarden Euro bewerteten spanischen Munitionsherstellers Expal Systems verkündet. Im Fokus steht der Ausbau der Munitionskapazitäten. Dazu müssen aber auch die Grundstoffe vorrätig sein. Rheinmetall räumt ein, dass beim Kauf des spanischen Munitionskonzerns der Zugriff auf die Produktion von Munitionspulver eine wichtige Rolle spielt. Auf diesem Gebiet seien in Europa mittlerweile Engpässe entstanden.

So steckt in den Munitionstreibladungen – ob für Gewehre oder Panzer – ein Nebenprodukt der Baumwollstofferzeugung: sogenannte Linters. Wichtigster Lieferant für diese Schlüsselkomponente ist China. Wie es in der Branche heißt, beziehen nahezu alle europäischen Hersteller die notwendigen Baumwoll-Linters aus der Volksrepublik, darunter zum Beispiel die Schweizer Rheinmetall-Tochter Nitrochemie Wimmis.

Doch die Lieferungen laufen nicht mehr wie einst. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie habe es schon Verzögerungen bei Linters-Importen gegeben, heißt es. Inzwischen betrage der Vorlauf etwa 14 Monate für die Bestellung von Treibladungspulver. Bei Lieferungen aus China seien es inzwischen sechs bis neun Monate. Zum Vergleich: Üblich war vorher eine Zeitspanne von rund drei Monaten. Dies mache eine Fertigungsplanung mittlerweile extrem schwierig.

Im Berliner Branchendienst „Security Table“ wird die Herstellung von Sprengstoff und Pulver sogar als „Teil des systemischen Wettbewerbs zwischen dem Westen und China“ bezeichnet. Seit gut einem halben Jahr würden angeblich Pulverproduzenten in chinesischer Hand nicht mehr an westliche Munitionshersteller liefern, heißt es. Eine Bestätigung war kurzfristig nicht erhältlich.

Fest steht, dass der Ukraine-Krieg zu einem enormen Munitionsverbrauch geführt hat und den Nato-Streitkräften zeigt, dass sie ihre Vorräte auffüllen müssen. Rheinmetall verweist darauf, dass die Ukraine täglich rund 6.000 bis 10.000 Schuss Munition im Segment Groß- und Mittelkaliber abfeuern, Russland sogar 20.000. Und bei Kleinkalibern dürfte der Munitionsverbrauch noch um ein Vielfaches höher liegen.

Munition muss Extremsituationen standhalten

Die Produktion von Bundeswehrmunition ist keineswegs trivial. Es gelten spezielle Anforderungen, die über die Nato-Eckpunkte hinausgehen. So liegt der Klimabereich, in dem die Munition tadellos funktionieren muss, nach Nato-Vorgaben in einem Korridor von minus 54 Grad bis plus 52 Grad Celsius. Doch bei der Bundeswehr haben die Erfahrungen aus Auslandseinsätzen wie Afghanistan oder Mali gezeigt, dass diese Obergrenze nicht ausreicht. Mittlerweile muss die Munition selbst bei heißen 63 Grad Celsius noch funktionieren. Eine große Herausforderung für die Munitionsproduktion.

Zudem verwendet die Bundeswehr seit den 1990er-Jahren schadstoffarme Munition. Damit sollen vor allem die Ausbilder vor gesundheitsgefährdenden Emissionen geschützt werden, wie etwa Bleiverbindungen in den Zündern. „Die Bundeswehr hat früh erkannt, dass ihre Soldaten in Friedenszeiten durch Arbeitsschutzmaßnahmen bestmöglich geschützt sind“, sagt MEN-Chef Mayer. Neben der Bundeswehr habe nur noch die schwedische Armee ähnliche Maßstäbe.

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Lambrechts Versagen: Die Armee ist immer noch blank

Rekruten im November 2022 bei einem öffentlichen Gelöbnis auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin.

Rekruten im November 2022 bei einem öffentlichen Gelöbnis auf dem Paradeplatz des Verteidigungsministeriums in Berlin.© dpa

Wollen wir bewaffnete Streitkräfte, die unser Land und die Bündnispartner verteidigen können? Schaut man ins Grundgesetz oder auf aktuelle Umfragen, lautet die Antwort eindeutig: Ja. Betrachtet man jedoch den Zustand der Bundeswehr, sind Zweifel angebracht, denn Regierungen und Bundestag haben die Armee seit Jahrzehnten herabgewirtschaftet.

Dass man Deutschlands Streitkräfte in Europa nicht mehr fürchtet, mag ja ein Vorteil sein. Dass die Verbündeten sie auslachen, ist nicht so gut, kommt aber immer öfter vor. Auch ein deutscher Kampfpanzer ist eben nur so gut wie seine Funkverbindung oder sein Munitionsvorrat. Und wenn deutsche Panzergrenadiere im Manöver stabile Zelte bei kleineren Ländern borgen, weil sie selbst keine bekommen, ist das für sie bitter. Aber auch peinlich für Deutschland.

Nun gab es eine „Zeitenwende“, und danach hat sich etwas geändert, jedenfalls in Worten und Beschlüssen. Leider nicht in Taten. Denn die Bundeswehr ist neun Monate nach Beginn des zweiten russischen Überfalls auf die Ukraine ebenso „blank“ (ein Wort des Heereschefs), wie sie es am 24. Februar war. Vermutlich steht es um sie sogar noch schlechter, weil Waffen und Material aus der Ukraine-Hilfe nicht nachbestellt werden.

Unerklärlich ist da, warum im Verteidigungsetat für 2023 die Investitionen in Waffen und Material vermindert wurden und der Etat von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) insgesamt eher für Verkleinerung als Wachstum spricht. Deshalb steht die Truppe weiter still, sogar buchstäblich: Anfang Oktober war der knapp bemessene Treibstoffetat fast aufgebraucht. Nur mit allerlei Haushaltstricks konnten die Tanks weiter befüllt werden, wie ein CDU-Abgeordneter auf hartnäckiges Nachfragen herausfand.

Die Kaufkraft des Sondervermögens ist auf 85 Milliarden gesunken

Aber es gebe doch das „Sondervermögen“, wird entgegnet. Ja, das Parlament hat einen Kredit von 100 Milliarden Euro gebilligt. Das Ministerium musste die Beschaffungsliste allerdings stark kürzen, weil Zinsen, Währungsverluste und Inflation nicht eingerechnet waren. Man hätte das wissen können, es wurde aber ignoriert. Also lag der fertige Wirtschaftsplan erst Mitte November vor. Inzwischen ist die Kaufkraft des 100-Milliarden-Kanzler-Versprechens auf etwa 85 Milliarden gesunken. Davon kann man allerlei anschaffen, sollte man meinen.

Vier Wochen vor Jahresende kommt allerdings heraus: Es wurde bisher praktisch nichts bestellt. Das Parlament hat bislang keine Vorlage für Hubschrauber, Kampfflugzeuge oder Korvetten zu Gesicht bekommen. Alle Fraktionen, mit Ausnahme der SPD, beschwerten sich in der Haushaltsdebatte darüber und verlangten mehr Tempo. Doch warum müssen Abgeordnete von Regierung und Opposition Lambrecht geradezu anbetteln, das viele Geld doch bitte, bitte schneller auszugeben? Will die Ministerin und einstige Funktionärin der Parlamentarischen Linken vielleicht gar keine Kampfkraft für die Streitkräfte?

Auch für Olaf Scholz war die Etat-Debatte peinlich, nicht nur wegen seines gebrochenen Zwei-Prozent-Versprechens. Der Bundeskanzler hat der NATO zugesagt, ab 2025 wieder eine ganze Division einsatzklar zu haben, das sind rund 15.000 Soldaten. Für die Ausstattung der „Kanzler-Division“ müssen andere Heeresverbände weiter ausgeplündert werden. Im Verteidigungsministerium glaubt nämlich niemand mehr, dass man das nötige neue Material, Panzer und Artillerie bis Ende 2024 beschaffen kann. Das gilt natürlich vor allem dann, wenn man gar nichts bestellt. Ob der Kanzler das schon weiß, und ob die Ministerin das Problem schon verstanden hat?

Die Munition der Bundeswehr reicht nur für zwei Kampftage

Rätselhaft ist schließlich, warum Lambrecht nicht in Munition investiert. Schon vor Kriegsbeginn fehlten der Bundeswehr Artilleriegeschosse oder Raketen im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro. Der Bedarf errechnet sich aus der Vorgabe der NATO, Munition für 30 Kampftage vorrätig zu halten. Selbst das ist noch recht bescheiden, wenn man an die vergangenen neun Monate in der Ukraine denkt. Bei der Bundeswehr reicht es derzeit angeblich für zwei Kampftage, Details sind geheim. Jetzt müsste also rasch und viel bestellt werden. Warum passiert das nicht? Will die Ministerin lieber Streitkräfte ohne Munition?

Die Munitionsfrage ist eine von vielen. Ein Jahr nach Dienstantritt hat Lambrecht noch immer kein Konzept für die Streitkräfte, keinen Reformvorschlag für die überbordende Wehrbürokratie, keine Vorstellung von europäischer Rüstungskooperation, keinen Gedanken an einen größeren Umbau des Beschaffungswesens. Seit nunmehr elf Monaten bastelt eine fachfremde Staatssekretärin und Parteifreundin aus dem Justizwesen an einer sogenannten „Bestandsaufnahme“. Von der Ministerin heißt es, sie finde jetzt allmählich in das Amt, das sie eigentlich nie haben wollte. Das kann wohl kaum genügen.

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Rüstungsindustrie: Dassault und Airbus einig über nächste Projektphase beim Kampfjet der Zukunft

Mit dem Bau eines flugfähigen Demonstrationsmodells geht das Kampfjetprojekt FCAS weiter. Die beteiligten Konzerne haben sich jetzt auf letzte Details geeinigt – und auf die Führungsrolle.

Frankreich behält die Führungsrolle bei dem Projekt. Foto: AFP/Getty Imagesdata-portal-copyright=

Frankreich behält die Führungsrolle bei dem Projekt. Foto: AFP/Getty Imagesdata-portal-copyright=© Bereitgestellt von Handelsblatt

Nach monatelangem Ringen haben sich die Rüstungssparte von Airbus und der französische Flugzeugbauer Dassault auf einen Vertrag für das Projekt Kampfflugzeug der Zukunft (FCAS) geeinigt. Dassault-Chef Eric Trappier sagte der französischen Zeitung „Le Figaro“, dass sein Unternehmen sich mit Airbus auf den nächsten Schritt geeinigt habe, den Bau eines flugfähigen Demonstrationsmodells. Der geplante Jet ist das Kernstück eines vernetzten Luftkampfsystems, zu dem auch Drohnen gehören werden.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte bereits Mitte Oktober verkündet, dass alle Projektbeteiligten – neben Frankreich und Deutschland auch noch Spanien – eine politische Einigung erzielt hätten, die nächste Programmphase zu starten. Damit sei auch der Weg für die Unterzeichnung der Industrieverträge frei.

„Wir haben eine Einigung mit Airbus. Alle Hürden sind genommen“, sagte nun Trappier. Darüber habe er Präsident Emmanuel Macron und den französischen Verteidigungsminister Sébastien Lecornu am Donnerstag informiert.

Der Chef der Rüstungssparte von Airbus, Michael Schöllhorn, sagte, die Einigung sei „ein großer Schritt vorwärts für das europäische Flaggschiffprogramm“. Der Weg für die Vertragsunterzeichnung in „sehr naher Zukunft“ sei nun frei.

Bei dem Projekt hatte es Streit über die Führungsrolle und den Anteil der beteiligten Rüstungskonzerne gegeben. Dassault behalte in dem Abkommen mit Airbus die Führungsrolle bei dem Projekt und sei „Architekt des Flugzeugs“, betonte Trappier.

Dassault habe von Airbus auch Garantien bekommen, die „unser Know-how und unsere Technologien“ schützen würden. So werde man sich mit Airbus zwar die Eigentumsrechte der gemeinsam zu entwickelnden Elemente teilen, nicht aber die Technologien, die Dassault in das Projekt einbringe.

Formelle Bestätigung durch Deutschland, Frankreich und Spanien in den nächsten Tagen

Den vor zwei Wochen von Lambrecht verkündeten Durchbruch hatte Trappier als „Pseudo-Ankündigung“ bezeichnet. Tatsächlich mussten zwischen Airbus und Dassault noch letzte Details auf Unternehmensebene geklärt werden, um den Vertrag unterschriftsreif zu machen.

Die offizielle Unterzeichnung des Vertrags und die formelle Bestätigung durch Deutschland, Frankreich und Spanien soll in den nächsten Tagen stattfinden. In Deutschland müssen die Verträge dann dem Haushaltsausschuss vorgelegt werden.

FCAS soll als sogenanntes Kampfflugzeug der sechsten Generation die im Einsatz befindlichen Jets Eurofighter und Rafale ablösen. Es soll über Stealth-Eigenschaften verfügen, also für das gegnerische Radar schwer zu orten sein, und für die elektronische Kampfführung geeignet sein. Bis 2040 soll das Projekt die Einsatzreife erreichen. Es handelt sich um das bedeutendste gemeinsame Rüstungsvorhaben Europas.

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Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei stellt satten Personalaufbau in Aussicht – wenn die Teststrecke bleibt

Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei stellt satten Personalaufbau in Aussicht – wenn die Teststrecke bleibt

Die Zeitenwende in der deutschen Verteidigungspolitik lässt weiter auf sich warten. „Aufträge haben wir bislang nicht“, sagt der Chef des Münchner Panzerbauers Krauss-Maffei Wegmann, Ralf Ketzel.

München - Der Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) hat einen deutlichen Personalaufbau für sein Stammwerk in Aussicht gestellt. Dies setze aber voraus, dass die umstrittene Panzer-Teststrecke auf dem Werksgelände in München-Allach erhalten bleibe, machte Konzernchef Ralf Ketzel im Interview mit Merkur.de deutlich.

Mit Blick auf die geplante Entwicklung des Nachfolgers des Leopard 2 ging Ketzel mit seinem langjährigen Partner Rheinmetall hart ins Gericht. Wer Mitglied in einem Konsortium zur Entwicklung des künftigen europäischen Kampfpanzers sei und mit dem KF51 „im Alleingang“ nun auch noch einen eigenen Kampfpanzer entwickle, könne kein Partner mehr in diesem Konsortium sein, sagte Ketzel.

Herr Ketzel, Bundeskanzler Olaf Scholz hat im Februar angesichts des Ukraine-Kriegs die Zeitenwende ausgerufen und ein 100-Milliarden-Paket zur General-Sanierung der Bundeswehr angekündigt. Im Juni haben Bundestag und Bundesrat dafür grünes Licht gegeben. Ist die Zeitenwende inzwischen bei Ihnen angekommen?

Wir haben seither diverse Gespräche zu Programmen geführt. Konkrete Aufträge, die man der Zeitenwende zuordnen könnte, haben wir bislang nicht.

Der Bundeskanzler hat in seiner Zeitenwende-Rede auch zugesagt, dass der Verteidigungsetat auf zwei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung steigen soll, so wie es auch innerhalb der Nato vereinbart ist. Für 2023 sinkt der reguläre Etat des Bundesverteidigungsministeriums aber wieder auf 1,6 Prozent. Wie frustriert sind Sie?

Ich bin nicht frustriert. Aber es ist kein gutes Signal an die Bundeswehr und unsere Verbündeten.

Bei der Beschaffung sind für das kommende Jahr im Etat insgesamt 10,6 Milliarden Euro vorgesehen. Dazu kommen weitere 8,4 Milliarden aus dem Sondervermögen. Macht zusammen 19 Milliarden Euro. Was ist für Sie drin?

Offen gestanden sind wir da enttäuscht. Natürlich ist im Haushalt auch unser Schützenpanzer Puma berücksichtigt, allerdings nur mit 50 Einheiten. Eigentlich waren bei den ursprünglichen Planungen für dieses System mehrere 100 Einheiten die Ziel-Vorgabe. Aber wir gehen fest davon aus, dass die avisierten Bestellungen dann in den kommenden Jahren kommen.

Kritiker halten das sogenannte Sondervermögen ohnehin für Augenwischerei, weil Inflation, Steuern oder Zinszahlungen noch abgehen. Das tatsächliche Volumen liege daher eher bei 65 Milliarden Euro. Teilen Sie diese Rechnung?

Von dieser Größenordnung gehen wir auch aus.

Wird die Bundeswehr damit ihre Schlagkraft überhaupt verbessern können?

Das Sondervermögen braucht die Bundeswehr vor allem für dringende, strategische Anschaffungen. Da geht es um Themen wie Digitalisierung, nukleare Teilhabe oder neue Hubschrauber. Um die Bundeswehr moderner zu machen, benötigen wir aber die zwei Prozent, die wir der Nato zugesagt haben. Nur so schaffen wir die Grundlage, um eine kontinuierliche Beschaffung sicherzustellen und Preissteigerungen und Inflation auszugleichen. Mit den Milliarden aus dem Sondervermögen wird dieses Problem jedenfalls nicht gelöst.

Die Vorarbeiten für den geplanten deutsch-französischen Kampfjet der nächsten Generation haben gerade die nächste Stufe genommen. Beim zweiten geplanten europäischen Großprojekt, dem Kampfpanzer (MGCS), sind Sie mit ihrem französischen Holding-Partner Nexter und Rheinmetall im Boot. Aber da geht es nur sehr schleppend voran. Wo hakt‘s?

Beide Programme sind miteinander gekoppelt. Das hat das MGCS gebremst. Der Anspruch bei diesem Projekt ist nicht, nur einen neuen Panzer zu bauen. Das können wir schneller. Es geht um eine völlig neue Technologie, um Vernetzung, den Einsatz von Drohnen und von Systemen die man mit und ohne Besatzung betreiben kann.

Bei den beiden großen europäischen Rüstungsprojekten wollen sich Frankreich und Deutschland die industrielle Führung eigentlich teilen. Beim Next-Gen-Jet soll Frankreich in den Lead, beim Panzerprojekt KMW. Haben Sie die Führung?

Wir haben bei diesem Projekt in Frankreich mit Nexter einen Partner und auf deutscher Seite mit Rheinmetall und KMW zwei Unternehmen. Das führt zu einer stark erhöhten Komplexität und schwächt die Führung. Denn auf der einen Seite gibt es eine klare Position, auf der anderen Seite Diskussionen.

Die gewählte Führungsstruktur für den MGCS ist also nicht wirklich glücklich?

KMW ist seit Jahrzehnten das führende europäische Systemhaus für schwere Panzer wie den Leopard 1 und den Leopard 2 und die Artillerie. Dennoch wurde in Deutschland die Entscheidung getroffen, Rheinmetall zusätzlich ins Boot zu holen. In Frankreich ist Nexter dagegen der einzige Partner, der die französische Armee in allen Aspekten unterstützt. Bei einem deutsch-französischen Gemeinschaftsprojekt wäre die natürliche Brücke Nexter und KMW gewesen. Die Beteiligung von Rheinmetall erschließt sich mir daher nicht.

Leichter wird es bei dem Projekt auch künftig nicht – eher im Gegenteil. Auf dem Panzermarkt macht Ihnen jetzt ausgerechnet Ihr Partner Rheinmetall Konkurrenz. Die Düsseldorfer haben im Juni den Kampfpanzer KF 51 Panther präsentiert. Wie sehen Sie das?

Wir sehen das sehr kritisch. Rheinmetall geht in einem Feld an den Start, wo wir eigentlich eine deutsch-französische Kooperation geplant haben. Die Idee war, dass die nächste Generation schwerer Gefechtssysteme künftig aus Deutschland und Frankreich kommt. Jetzt tritt einer der drei Partner mit einer eigenen Lösung an. Wirtschaftlich mag das durchaus nachvollziehbar sein. Aber wenn man die Partnerschaft in einem Konsortium so verletzt – und das auch noch vor der Haustür eines Partners - kann man kein Partner mehr in diesem Konsortium sein. Davon abgesehen: Der KF 51 ist im Kern ein um eine 130 Millimeter Kanone gebautes, konventionelles Panzerkonzept mit einer Leopard 2 Wanne. Das ist nichts Neues.

Wie erklären Sie sich, dass Rheinmetall so dazwischen grätscht?

Das haben wir bereits beim Puma erlebt. Als das Konzept international marktfähig war, tauchte der Lynx auf. Das macht die Kooperationsfähigkeit auf der nationalen Ebene schwierig. Wir hatten lange den Plan, dass Boxer und Puma von beiden Häusern gemeinsam vermarktet werden können. Dann hat Rheinmetall den Alleingang gewählt.

Klingt so, als sei ihr Verhältnis mit Rheinmetall nun etwas vergiftet?

Beim MGCS sehen wir das in der Tat sehr kritisch. Das Projekt ist politisch sensibel. In Deutschland hat es bei den schweren Kampfsystemen über Jahrzehnte eine klare Rollenverteilung gegeben, denken Sie an den Leopard oder die Panzerhaubitzen. Dass Rheinmetall nun so vorprescht, empfinden wir gelinde gesagt als sehr unglücklich.

KF51 ist aber mit 51 Tonnen deutlich leichter als der Leo 2 und schwerer bewaffnet und mit Stückpreis von 15 Mio. Euro auch noch deutlich günstiger als der Leo 2 mit einem Stückpreis 19 Millionen. Der Heeresinspekteur hat die Gewichtsvorteile des KF 51 bereits öffentlich gelobt.

Der Leopard ist und bleibt auch auf absehbare Zeit weiter State-of-the-art. Wir gehen davon aus, dass der Leopard für viele Armeen auch für die kommenden Jahrzehnte das Rückgrat der Landstreitkräfte bleiben wird. Der KF 51 ist dagegen eher ein 3D-Powerpoint-Projekt. Weder für Gewicht noch Preis gibt es eine belastbare Grundlage. Die entscheidende Frage wird am Ende sein: Wollen wir die funktionierende Zusammenarbeit zwischen den 14 europäischen Nationen, in denen der Leopard im Einsatz ist, aufgeben zugunsten eines neuen Fahrzeugs, das den geplanten Quantensprung gar nicht bietet?

Aber die Vision eines europaweit einheitlichen Nachfolger für den Leopard 2 wackelt doch schon jetzt?

Es stimmt: Polen hat sich gerade für den südkoreanischen Kampfpanzer K2 entschieden. In Norwegen läuft die Auswahl noch. Wir hoffen, dass die Norweger nicht den gleichen Fehler machen. Aber wenn wir in Europa bei zentralen Rüstungsthemen jetzt wieder diversifizieren, dürfen wir uns nicht wundern, wenn Korea, Australien oder die USA diese Themen künftig dominieren und wir uns keine europäische Industrie auf diesem Feld mehr leisten können. Dann haben wir eine ähnliche Situation, wie bei Kampfjets, wo der F35 weiter an Boden gewinnt.

Wenn Europa es mit der Idee ernst meint, sich von den USA zu emanzipieren, können wir uns solche Alleingänge nicht leisten?

Richtig. Wir brauchen ein einheitliches Konzept zur Modernisierung der europäischen Panzerflotte. Das ist bislang gut gelaufen, weil wir hier einen Standard-Panzer haben. Aber jetzt müssen wir die Brücke zum MGCS bauen. Ein Panzer wie der KF51 passt hier nicht rein.

Nun ist Rheinmetall sehr expansiv. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen den spanischen Munitionshersteller Expal Systems übernommen. Die Depots sind europaweit weitgehend leer. Munition gilt in der Branche daher als großer Wachstumsmarkt. Müssen Sie sich hier nicht auch verstärken?

Unser Partner Nexter stellt auch Munition her, sowohl für Panzer als auch für Haubitzen. Wenn wir an die Entwicklung in Europa denken, wird die Kooperation künftig relevanter. Es gab ja in der Vergangenheit auch eine Kooperation zwischen Nexter und Rheinmetall. Allerdings hat sich daraus kein einheitlicher Standard entwickelt, sondern eher nationale Linien in Deutschland oder Frankreich. Die große Herausforderung wäre hier eine weitere Vereinheitlichung bei Munition zwischen Deutschland und Frankreich zu erreichen – sowohl bei Panzern als auch bei Artillerie, idealerweise auch innerhalb der Nato.

Die Konsolidierung im Verteidigungssektor schreitet weiter voran. Beobachter spekulieren seit vielen Jahren über eine mögliche Fusion zwischen Rheinmetall und KMW. Rheinmetall-Chef Pappberger sähe Sie als Juniorpartner. Wie sinnvoll wäre eine solche Fusion?

Rheinmetall sieht sich global. KNDS und KMW bedienen Europa. Eine Kombination aus KMW und Rheinmetall wäre daher eher eine nationale Konsolidierung und keine Antwort auf die Frage ist Rüstung global, national oder europäisch.

Also ginge es eher eine Konsolidierung über Landesgrenzen hinweg?

Eine Konsolidierung macht nur Sinn, wenn wir Internationalität schaffen und die Brücken über die großen Grenzen bauen. Denken Sie an Airbus. Die Frage ist aber: Wird das politisch honoriert? Bislang ist die Bereitschaft, mehr in europäische Partnerschaften als in nationale Lösungen zu investieren, nicht allzu deutlich ausgeprägt. Das heißt aber für die Franzosen, so unangenehm das auch ist: Deutschland ist mit KMW und dem Leopard 2 bei Panzertechnik die führende Nation in Europa.

Aber die Eigentümer-Struktur bei KNDS um Nexter und KMW einerseits und Rheinmetall auf der anderen Seite macht die Aufgabe nicht gerade einfacher?

Richtig. Die KNDS gehört einerseits dem französischen Staat und ist andererseits in deutschem Familienbesitz. Rheinmetall ist eine quartalsorientierte Aktiengesellschaft. Da eine gemeinsame Eigentümer-Struktur zu finden, ist eine ziemliche Herausforderung.

KMW-Chef Ketzel: Verbot der Teststrecke hätte weitreichende Auswirkungen

Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei stellt satten Personalaufbau in Aussicht – wenn die Teststrecke bleibt

Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei stellt satten Personalaufbau in Aussicht – wenn die Teststrecke bleibt© Bereitgestellt von Merkur

Foto © Marcus Schlaf

Schauen wir noch mal auf ein eher lokales Thema: Sie haben aktuell großen Ärger mit Ihrer Panzer-Teststrecke am Werk in München Allach. Anwohner haben Klage eingereicht. Nach Ihrer Darstellung ist seit 1964 bestehende Teststrecke illegal errichtet worden. Auch einen Bestandsschutz bestreiten die Kläger. Das Umweltamt der Stadt München sieht das ähnlich. Jetzt ist die Sache vor dem Verwaltungsgericht in München. Wie sehen Sie die Aussichten, dass die Bürgerinitiative mit Ihrer Klage durchkommt?

Wir haben unlängst alle Unterlagen für eine Baugenehmigung bei der Stadt München eingereicht. Damit sind aus unserer Sicht alle formalen Aspekte, die die Bürgerinitiative bemängelt hat, ausgeräumt. Im August hat die Stadt bestätigt, dass die Unterlagen vollständig vorliegen. Ich gehe davon aus, dass wir die entsprechende Genehmigung erhalten.

Bis wann?

Wir hoffen auf das kommende Frühjahr. Es steht aber jedem frei, den Rechtsweg zu beschreiten. Daher ist das nur ein sehr grober Zeitplan. Für uns ist aber wichtig, dass wir mit der Teststrecke in Allach eine Schlüsselkompetenz haben, die wir nicht in Frage stellen sollten.

Und wenn die Teststrecke doch noch verboten wird?

Hätte das weitreichende Auswirkungen.

Nämlich?

Kurzfristig könnten wir dann bestehende Liefer-Verpflichtungen beim Leopard 2 oder dem Puma nicht mehr einhalten. Die Bundeswehr erhielte diese Fahrzeuge dann zunächst nur mit Verzögerung. Mittelfristig ginge es zudem um die Frage, wie wir unsere Kompetenz hier halten können. Wir können Montagwerker nicht mal eben so verschieben. Das sind Spezialisten hier am Standort in München. Die werden nicht umziehen. Bei den Entwicklern und Ingenieuren hätten wir ebenfalls erheblich weniger Bedarf. Diese Stellen könnten wir damit wohl ebenfalls dauerhaft kaum halten. Damit würde die Bedeutung des Standortes rapide sinken. Unterm Strich ginge es um rund 500 Stellen. Das wäre fast ein Drittel der Belegschaft hier am Standort. Damit verbunden wäre zudem die grundsätzliche Frage um die Zukunft des Kompetenzzentrums für Panzertechnik.

Sie müssten die Kompetenzen dann komplett verlagern, womöglich nach Frankreich?

Diese Frage müssten wir uns dann stellen.

Wenn die Teststrecke nicht mehr betrieben werden darf, müssen sie in München die Segel streichen?

Ja, für einen erheblichen Teil der Belegschaft.

Was würde aus den verbleibenden 1000 Beschäftigten?

Wir haben bei Airbus gesehen, dass viele Stellen in die Airbus-Zentrale nach Toulouse abgewandert sind. Eine ähnliche Entwicklung wollen wir verhindern.

Was bliebe dann für Allach?

Möglicherweise die deutsche Vertragsabwicklung, also die zentrale Abnahmestelle für die Bundeswehr und Management.

Und wenn die Panzer-Teststrecke bleibt?

Dann würden wir hier weiter Personal aufbauen.

In welcher Größenordnung?

Aktuell beschäftigen wir hier 1700 Mitarbeiter. Für die nächsten fünf Jahre planen wir zusätzlich möglichst mit 50 bis 100 Mitarbeitern pro Jahr.

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IW-Studie: Olaf Scholz verfehlt Zwei-Prozent-Ziel der Nato bei deutschen Verteidigungsausgaben

Die Bundeswehr verfehlt voraussichtlich für mehrere Jahre ihr Zwei-Prozent-Ziel der Nato für Verteidigungsausgaben. Durch die hohe Inflation verteuern sich Rüstungsprojekte oder stehen ganz in Frage – trotz des Sondervermögens von 100 Milliarden Euro.

IW-Studie: Olaf Scholz verfehlt Zwei-Prozent-Ziel der Nato bei deutschen Verteidigungsausgaben

IW-Studie: Olaf Scholz verfehlt Zwei-Prozent-Ziel der Nato bei deutschen Verteidigungsausgaben© FABIAN BIMMER / REUTERS

Deutschland wird trotz des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens für die Bundeswehr einem Bericht zufolge im Jahr 2023 und ab 2026 das Zwei-Prozent-Ziel der Nato verfehlen. Das Ziel, zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für Verteidigung aufzuwenden, rücke "in weite Ferne und auch kurzfristig nötige Beschaffungen kommen nicht voran", heißt es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), wie die "Rheinische Post" am Montag berichtet.

Dabei sollte die Bundesregierung mit den Investitionen von 100 Milliarden Euro das Nato-Ziel eigentlich bereits zwei Jahre früher als bislang geplant erreichen. Laut dem Bericht macht das Institut die jüngsten Preissteigerungen, Verzögerungen bei der Beschaffung von Ausrüstung und die Unterfinanzierung der Bundeswehr in der Finanzplanung des regulären Bundeshaushalts verantwortlich.

In den vergangenen Jahren war Deutschland immer wieder für zu niedrige Verteidigungsausgaben von Nato-Partnern kritisiert worden. Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) hatte als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine bekräftigt, die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern.

Verteidigungsetat müsste um 5 Prozent steigen

Wie die "Rheinische Post" unter Berufung auf die Prognose des IW nun jedoch berichtet, müsste der reguläre Verteidigungsetat "um mindestens 5 Prozent" pro Jahr ohne Hinzurechnung des Sondervermögens gesteigert werden, um das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen.

Zuletzt hatte CDU-Chef Friedrich Merz (67) der Bundesregierung vorgeworfen, ihre verteidigungspolitischen Zusagen nicht einzuhalten. Entgegen der Ankündigung von Scholz, die Verteidigungsausgaben ab sofort auf mehr als 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, werde der Verteidigungshaushalt von diesem auf nächstes Jahr schrumpfen, hatte Merz gesagt.

Scholz reagierte auf die Kritik mit Unverständnis. Die neuen Finanzmittel sollten "einen geordneten vernünftigen Fahrtwechsel einleiten", so der Bundeskanzler. Seine Regierung wolle dafür sorgen, "dass wir die richtigen Dinge bestellen, dass die Bundeswehr über Jahrzehnte funktioniert".

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Steuergelder versenkt? Bizarrer Kampfjet-Deal wirft schlechtes Licht auf Lambrecht-Ministerium

Steuergelder versenkt? Bizarrer Kampfjet-Deal wirft schlechtes Licht auf Lambrecht-Ministerium

Hat das Verteidigungsministerium geschlafen? Aufgrund des F-35-Deals für die Bundeswehr verschärft sich die Kritik. Es nährt sich der Verdacht auf Verschwendung von Steuergeldern.

Berlin/Bern - Infolge des Ukraine-Kriegs wird in zahlreichen Staaten der Erde eine massive Aufrüstung vorangetrieben. Hersteller von Waffensystemen und schwerem Gerät notieren angesichts der Eskalation zwischen Russland und dem Westen florierende Einnahmen.

Auch in Deutschland hat die Bedeutung von militärischer Streitkraft in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen: Zehn Milliarden Euro wird der Steuerzahler alleine für das Komplettpaket von 35 F-35-Kampfjets aufbringen, inklusive Anschaffung, Service, Wartung und späteren Upgrades.

F-35 für die Bundeswehr: Kampfjets kosten Staatshaushalt 286 Mio. Euro - pro Stück

Kostentechnisch mag das für Laien schwer einzuordnen sein, ein Stückpreis von etwa 286 Millionen Euro für den innovativen Tarnkappenjet der neuesten Generation zeigt jedoch, dass es sich um kein Schnäppchen handelt. Die Bundeswehr will mit der kostenträchtigen Neuanschaffung die alternde Tornado-Flotte ersetzen. Im Ernstfall kann der offenbar mängelbehaftete F-35 von US-Hersteller Lockheed-Martin sogar Atombomben transportieren („nukleare Teilhabe“).

Das Projekt gilt als wegweisend, um den Verpflichtungen innerhalb der Nato nachzukommen, bereits unter US-Präsident Donald Trump wurde die Bundesrepublik von den USA aufgefordert, den hierfür vorgesehenen Etat nach oben zu schrauben. Jedoch ist der Mega-Deal in Deutschland umstritten, aufgrund diverser Probleme erntete Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zuletzt Kritik.

Nun fällt neuerlich ein schlechtes Licht auf den Deal: Zahlen aus der Schweiz erzeugen den Verdacht, dass sich das Verteidigungsministerium von den USA über den Tisch hat ziehen lassen: Denn auch Deutschlands westlicher Nachbar kauft von den Vereinigten Staaten F-35-Kampfjets - und zwar für deutlich weniger Geld.

Verteidigungsministerium: Hat sich Deutschland über den Tisch ziehen lassen?

Denn die Verantwortlichen am Schweizer Regierungssitz in Bern kauften ein nahezu identisches Paket bei den USA ein, jedoch offenbar zu deutlich günstigeren Konditionen: Für 36 Maschinen bezahlt die Schweiz rund sechs Milliarden Franken, was umgerechnet pro F-35 einen Betrag von „nur“ 167 Millionen Euro bedeutet.
Steuergelder versenkt? Bizarrer Kampfjet-Deal wirft schlechtes Licht auf Lambrecht-Ministerium

Steuergelder versenkt? Bizarrer Kampfjet-Deal wirft schlechtes Licht auf Lambrecht-Ministerium© Bereitgestellt von Merkur

Foto © Bernd Elmenthaler/Björn Trotzki/Imago

Dabei sollte es eigentlich nicht schwer sein, den Anbieter auf einen ursprünglich beschlossenen Preis „festzunageln“. Dazu schreibt die Schweizer Zeitung Blick, dass das Schweizer Verteidigungsministerium bei der US-Botschaft darauf beharren würde, dass die vereinbarten Kosten eingehalten werden – das wurde daraufhin offenbar seitens des Verkäufers bestätigt. In Deutschland hingegen stiegen die ursprünglich veranschlagten Kosten zuletzt deutlich, aufgrund angepasster Wechselkurse sowie der allgemeinen Inflation.

Es nährt sich also der Verdacht, dass Verantwortungsträger in Berlin einmal mehr das Geld deutscher Steuerzahler freimütig zum Fenster hinausbefördern, statt annähernd verantwortungsvoll mit dem Staatshaushalt umzugehen. Doch wie ist das möglich und wer hat geschlafen? War man bereit, jeden Preis zu bezahlen, nur um einen „Erfolg“ in Sachen Aufrüstung prominent verkaufen zu können, im Schatten der angespannten geopolitischen Lage?

Bundesregierung und Verteidigungsministerin Lambrecht: Experte mit scharfer Kritik

Zweifellos nimmt das Bundesministerium der Verteidigung bei der Anschaffung der teuren F-35-Kampfjets für die Bundeswehr eine Schlüsselrolle ein, insbesondere Ressortleiterin Christine Lambrecht (57/SPD). Joachim Weber, Experte für Sicherheitspolitik an der Universität Bonn stellt gegenüber Focus Online die Frage, „ob noch alle Akteure im politischen Berlin in der Lage sind, der ihnen anvertrauten Verantwortung gerecht zu werden?“

Während die Schweizer Viola Amherd und das zuständige Verteidigungsministerium mit den USA offenbar geschickt verhandelt haben, ließ sich die Bundesrepublik von den Vereinigten Staaten allem Anschein nach über den Tisch ziehen. „Klar ist, dass mit dem Ukraine-Krieg die Nachfrage nach Rüstungsgütern markant gestiegen ist – und damit auch die Preise“, führt der Präsident der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats gegenüber dem Portal jedoch aus.

Steuergelder versenkt? Bizarrer Kampfjet-Deal wirft schlechtes Licht auf Lambrecht-Ministerium

Steuergelder versenkt? Bizarrer Kampfjet-Deal wirft schlechtes Licht auf Lambrecht-Ministerium© Bereitgestellt von Merkur

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F-35-Jets für die Bundeswehr: Wenig bis gar keinen Einblick in Technologie der Kampfjets

In der Schweiz selbst gibt es bezüglich des eklatanten Preisunterschiedes zwischen Deutschland und der Schweiz beim Kauf der F-35-Kampfjets jedoch auch relativierende Einschätzungen: Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf von der sozialdemokratischen SP erklärt, sie könne sich kaum vorstellen, dass die USA ausgerechnet Deutschland als „engstem Verbündeten“ ein wesentlich schlechteres Angebot machen würden. „Die deutsche Politik würde durchdrehen und das zurecht“, lässt sie gegenüber Blick.ch wissen. Laut ihr würde die Schweiz ihre F-35-Jets weitestgehend ohne Bewaffnung kaufen, die dann aber später noch zusätzlich in Rechnung gestellt werden.

Allerdings geht die Rechnung weiter: Focus Online wiederum schildert, dass das deutsche Verteidigungsministerium im Gegensatz zur Schweiz auf „Kompensationsaufträge“ verzichtet habe, die anhand von Gegenaufträgen langfristig auch der eigenen Industrie zugutekommen. Und das war es leider noch nicht: Ein weiterer großer Kritikpunkt besteht darin, dass die Wartung und Upgrades der Kampfflugzeuge ausschließlich durch amerikanische Rüstungskonzerne übernommen wird – und die Bundeswehr so wenig bis gar keinen Einblick in die innovative Technologie der F-35-Jets erhalten würde. Außerdem würden laut Heise.de „faktisch alle“ Einsatz-Informationen an die USA weitergeleitet, was die deutsche Luftwaffe gläsern gegenüber dem Verbündeten aus Übersee mache.

So bliebe man auf viele Jahre total abhängig von den USA, obwohl das Verhältnis aufgrund der Entwicklungen im Jahr 2022 und dem abgekühlten wirtschaftlichen Verhältnis nicht mehr unter einem guten Stern steht. (PF)

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Defizite an der Nato-Ostflanke: Bundeswehr droht laut Bericht „qualifiziertes Fehl“ bei Luftabwehr

Wie lange hält die Munition? Die Bundeswehr hat Nachschubprobleme.

Wie lange hält die Munition? Die Bundeswehr hat Nachschubprobleme.© Philipp Schulze/dpa

Defizite an der Nato-Ostflanke: Bundeswehr droht laut Bericht „qualifiziertes Fehl“ bei Luftabwehr

Ein Bericht des Bundesverteidigungsministeriums zeigt, dass die Bundeswehr ihre Aufgaben an der Nato-Ostflanke teilweise „nur mit Einschränkungen“ erfüllen kann.

München – Im Hintergrund des Ukraine-Krieges und der explosiven Situation mit Russland sorgen sich Nato-Länder neben der Unterstützung der Ukraine auch um die eigenen Streitkräfte. So auch die Deutschland. Die Defizite der Bundeswehr mit Blick auf etwa ausreichend Munition sorgten zuletzt für viel Aufregung.

Nun dürfte ein neuer Bericht des Bundesverteidigungsministeriums zu mehr Irritationen führen. Darin heißt es, die Bundeswehr könne die Aufgaben an der östlichen Grenze der Nato zwar erfüllen. Allerdings sei dies nur mit „Einschränkungen“ möglich, wie der Spiegel berichtet.

Nato-Ostflanke: Bundeswehr offenbar mit Lücken bei Battle-Group in Litauen

In einem Begleitbrief zum Bericht versichert Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die Bundeswehr stehe „ohne Wenn und Aber“ zu ihren Bündnisaufgaben an der Ostflanke und erfülle alle Bündnisverpflichtungen „verlässlich“. Dem beigelegten Bericht zufolge herrschen allerdings wohl erhebliche Schwierigkeiten bei der Ausrüstung der entsprechenden Einheiten.

Inmitten des russischen Angriffskriegs und der möglichen Bedrohung des Nato-Territoriums verstärkte das Bündnis die Präsenz in Litauen besonders. Auch Deutschland leistet mit einer sogenannten Battle-Group einen Beitrag dazu. Jedoch: Die Truppe der Bundeswehr kämpft an dieser kritischen Stelle mit Lücken, wie der Spiegel unter Berufung auf den Bericht schreibt.

Bundeswehr wird Nato-VJTF aufstellen – doch „lediglich Minimalforderungen“ können erfüllt werden

Da man auf „die Einwerbung multinationaler Kräftebeiträge angewiesen“ sei, könne das deutsche Heer zurzeit keine Artilleriekräfte stellen. Hinzu kommt offenbar eine mangelhafte Luftverteidigung der Battle-Group. Der Grund: Die entsprechenden deutschen Patriot-Systeme sind für die VJTF, die schnelle Eingreiftruppe der Nato, reserviert. So prophezeit der Bericht ein „qualifiziertes Fehl“ ab 2023.

Die Bundeswehr wird im kommenden Jahr die VJTF aufstellen. Auch hier ergibt sich ein katastrophales Bild. Fehlendes Material - wie etwa abhörsichere Digitalfunkgeräte - führe zu einer „teilweise qualitativ eingeschränkten“ Einsatzbereitschaft. Grund seien „Verzögerungen wichtiger IT-Projekte“, die eine digitale Steuerung der VJTF nur „eingeschränkt“ sicherstelle. Die Erfüllung von „lediglich Minimalforderungen“ werden in Aussicht gestellt. Bei der Flugabwehr wird „erhebliches Fähigkeitsdefizit“ hervorgesagt.

Damit ist nicht Schluss: Nicht nur in Litauen, sondern in Deutschland selbst sieht es düster aus. Der Bericht warnt vor Problemen bei der militärischen Luftraumsicherung wegen erheblichen Alterserscheinungen bei Systemen am Boden. Dazu zählen Luftraum-Radarstationen, Flugfunkgeräte oder Software für Gefechtsstände. Und das ausgerechnet in einer Situation, in der Kreml-Propagandisten Berlin mit einem Angriff aus der Luft drohen.

Defizite der Bundeswehr: Lambrecht macht „Unterfinanzierung“ der letzten Jahre verantwortlich

Probleme bei der Aufstellung der wichtigsten Nato-Truppe inmitten einer brenzligen Lage könnte sich als durchaus peinlich für die Bundeswehr erweisen. Ministerin Lambrecht sieht für die Lücken offenbar die frühere Regierung mit der CDU/CSU in der Verantwortung. „Durch Jahrzehnte der strukturellen Unterfinanzierung gerissene Lücken im Personalkörper, der materiellen Ausstattung, der Infrastruktur sowie bei Ersatzteilen und Munition lassen sie sich nicht mit einem Federstrich schließen“, schreibt sie im Brief zum Bericht.

Generalinspekteur Eberhard Zorn fordert in dem Bericht eine generelle Einsatzbereitschaft der gesamten Bundeswehr. Immerhin erfordere die Landes- und Bündnisverteidigung „quantitativ und qualitativ einen grundlegenden Wandel der Anforderungen an die Einsatzbereitschaft der gesamten Bundeswehr“.

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Totalausfall bei Übung mit dem Panzer Puma

Der Schützenpanzer Puma ist bei Übungen der Bundeswehr für die Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe VJTF im nächsten Jahr komplett ausgefallen. Bei einem Training mit 18 Gefechtsfahrzeugen sei die Einsatzbereitschaft binnen einiger Tage auf null gesunken, berichtete der «Spiegel».

Ein Schützenpanzer vom Typ Puma während einer Informationslehrübung.

Ein Schützenpanzer vom Typ Puma während einer Informationslehrübung.© Philipp Schulze/dpa

Generalinspekteur Eberhard Zorn kündigte am Sonntag eine gemeinsame Kraftanstrengung von Militär, dem Beschaffungsamt BAAINBw und Spezialisten der Rüstungsindustrie an, um die Probleme zu lösen. Der General sagte: «Die Verpflichtung gegenüber der Nato werden wir ab dem 1. Januar erfüllen.»

Das Manöver fand nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Schießübungszentrum der Panzertruppe im niedersächsischen Munster statt. Ministerin Christine Lambrecht (SPD) erfuhr während ihrer Afrika-Reise von dem Problem. Am Montag sollte bei einem Krisentreffen im Verteidigungsministerium (BMVg) mit Beteiligung Lambrechts beraten werden. Die neuen Pannen betreffen Gefechtsfahrzeuge in einer speziellen Konfiguration, mit der sich die Panzergrenadierbrigade 37 ab dem neuen Jahr an der VJTV-Truppe (Very High Readiness Joint Task Force) der Nato beteiligen soll.

Vor allem Elektronik der Hightech-Panzer anfällig

Der «Spiegel» berief sich auf ein Schreiben des Kommandeurs der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, an die Führung des Heeres und das Verteidigungsministerium. Die letzten beiden noch einsatzbereiten Pumas seien «am gestrigen Schießtag nach anderthalb Stunden mit Turmdefekten» auch noch ausgefallen, schrieb der General demnach. Ihm ist die Panzergrenadierbrigade 37 unterstellt. Der Brief sorgte nach dpa-Informationen seit Freitag im Verteidigungsministerium für Wirbel.

Vor allem die Elektronik der Hightech-Panzer ist dem Bericht zufolge anfällig, in einem Panzer habe es sogar einen schweren Kabelbrand im Fahrerraum gegeben. Die Art der Mängel seien der Truppe bereits bekannt gewesen, heißt es in der Mail, sie seien «allerdings noch nie in dieser Häufigkeit» aufgetreten. Dabei seien die Systeme nur auf Schießbahnen in der norddeutschen Tiefebene bewegt und dort «nicht übermäßig beansprucht» worden. Nach Einschätzung des Schirrmeisters der betroffenen Kompanie, die er für sehr glaubhaft halte, schreibt der General, sei davon auszugehen, dass die volle Einsatzbereitschaft der Kompanie erst in drei bis vier Monaten hergestellt werden könne.

Der von zahlreichen technischen Problemen geplagte Schützenpanzer Puma war erst im vergangenen Jahr für gefechtstauglich erklärt worden. Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug hatte zuvor schon als «Pannenpanzer» Schlagzeilen gemacht.

«Wir haben schließlich viel Geld in den Puma gesteckt»

«Kenne noch keine Details. Erwarte allerdings, dass der Projektleiter, der Generalinspekteur und der Inspekteur des Heeres ganz schnell klären, wo der Fehler liegt und wie das Problem zu lösen ist. Wir haben schließlich viel Geld in den Puma gesteckt», teilte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), am Sonntag mit. Strack-Zimmermann sagte: «Manche im BMVg haben den Gong noch nicht gehört.»

Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, schrieb, es habe einen unerwartet hohen Ausfall «bei herausfordernden Übungsbedingungen» gegeben. «Der Schützenpanzer Puma hatte sich bis dato in Bezug auf die Einsatzbereitschaft als zunehmend verlässlich erwiesen», so Mais. Im Moment gebe es eine umfangreiche Bestandsaufnahme mit dem Ziel, die Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers so schnell wie möglich wiederherzustellen. Mais: «Unser Beitrag für die Nato-Speerspitze im Rahmen der VJTF 2023 kann weiterhin sichergestellt werden.»

Puma löst älteren Schützenpanzer Marder ab

In Industriekreisen herrschte am Wochenende auch bittere Verwunderung darüber, dass man von der Pannenserie nicht gleich erfahren habe und nicht schon zu einem frühen Zeitpunkt in die Reparatur eingebunden wurde. Zu klären sein wird nun womöglich auch, ob bei der Schießübung Wartung, Ersatzteilmanagement und Werkzeugbestand vorhanden waren. Zudem wurde der Deutschen Presse-Agentur aus der Branche erklärt, alle Schritte auf dem Weg hin zu den VJTF-Panzern seien gemeinsam und eng abgestimmt gemacht worden. «Jetzt kommt es darauf an, sachlich zu analysieren, was vor Ort im Falle dieser einen betroffenen Kompanie tatsächlich geschehen ist», hieß es.

Der Puma löst den älteren Schützenpanzer Marder ab, der inzwischen mehrfach modernisiert wurde und in der Bundeswehr weiterhin im Einsatz ist. Trotzdem: Als er 1971 eingeführt wurde, liefen noch VW Käfer vom Band und der VW Golf war noch Zukunftsmusik. Weiterhin können Soldaten aber auch mit dem modernisierten Marder kämpfen.

Der Aufbau der schnellen Eingreiftruppe VJTF geht schon auf Beschlüsse beim Nato-Gipfel in Wales im September 2014 zurück. Die Truppe ist Teil eines Aktionsplans als Reaktion auf die mit der russischen Annexion der Krim beginnende Ukraine-Krise. Die VJTF dient dem Schutz von Nato-Verbündeten im Osten, die sich von Russland bedroht fühlen. Ziel ist, die Eingreiftruppe in höchster Bereitschaft zu halten, damit sie innerhalb weniger Tage aktiv werden kann.