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Autobranche

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Mercedes startet eigenes Ladenetz – elf Jahre nach Tesla

Der deutsche Autohersteller will bis Ende 2024 in Europa 30 Schnellladeparks eröffnen. Sie sollen den Autofahrern neben dem Laden zusätzliche Annehmlichkeiten bieten. Geschäftszahlen eines Netzbetreibers zeigen, dass das inzwischen auch ein profitables Geschäft sein kann.

So stellt sich Mercedes seine künftigen Ladestationen vor (Computeranimation) Mercedes-Benz

So stellt sich Mercedes seine künftigen Ladestationen vor (Computeranimation) Mercedes-Benz© Bereitgestellt von WELT

Losgehen soll es in Mannheim. Noch in diesem Jahr will der Autohersteller Mercedes-Benz dort seinen ersten eigenen Ladepark für Elektroautos in Europa aufmachen. Fast zeitgleich sollen ähnliche Elektro-Tankstellen in Atlanta (USA) und in Chengdu (China) eröffnen. Und dann, so versprechen die Manager des Unternehmens, werden bis zum Jahr 2030 mehr als 2000 weitere Stationen in aller Welt folgen, mit zusammen rund 10.000 Ladepunkten.

Es wirkt wie eine große Verspätung, dass Mercedes erst jetzt mit eigenen Ladestationen auf den Markt kommt – gut ein Jahrzehnt, nachdem der Elektropionier Tesla seine ersten „Supercharger“ eröffnet hat. Doch Franz Reiner, Chef der Tochter Mercedes-Benz Mobility, verteidigt den späten Markteinstieg.

Immerhin sei Mercedes seit fünf Jahren am Ladenetzbetreiber Ionity beteiligt, einem Gemeinschaftsunternehmen mit unter anderem BMW, Ford und Volkswagen, sagt er WELT AM SONNTAG. Außerdem ermögliche der Dienst Mercedes me Charge den Zugang zu 1,3 Millionen Ladepunkten weltweit. Reiners Leute sind seit dem 1. März im Konzern für das neue Ladegeschäft zuständig.

Bisher hatten sich die Autohersteller in Europa weitgehend darauf verlassen, dass Stromkonzerne und Tankstellenbetreiber für genügend Ladesäulen sorgen werden. Tatsächlich ist das Schnellladenetz in Deutschland schon recht gut ausgebaut, Marktführer ist der Stromriese EnBW.

Reiner sieht aber Bedarf für die zusätzlichen Säulen. „Wir müssen bei der Ladeinfrastruktur ein großflächiges Angebot erreichen, in Europa sind in etwa 100.000, in den USA circa 300.000 Stationen erforderlich. Diese Riesenaufgabe wird ein Anbieter allein nicht schaffen“, sagt er. In Europa werde Mercedes-Benz bis Ende des kommenden Jahres 30 Stationen eröffnen, mit zusammen mehr als 200 Ladepunkten. Weltweit sollen es bis dahin 2000 Stecker mit Stern sein.

Anders als Tesla geht es deutschen Premium-Herstellern offensichtlich nicht nur darum, ihren Kunden einfache Möglichkeiten zum Aufladen zu verschaffen. Das zeigt die erste Porsche-Ladestation, die gerade in Bingen eröffnet wurde.

Im Gebäude neben den Säulen gibt es laut Unternehmen schnelles WLAN und Snacks aus dem Automaten, außerdem einen interaktiven Spiegel, der die Fahrer bei Fitness-Übungen anleitet. Wer sein Auto mit einer Porsche-ID registriert hat, für den öffnet sich automatisch die Schranke an der Zufahrt. Das klingt nach einem „Flagshipstore“, einem Aushängeschild für die Marke.

Die geplanten Mercedes-Stationen bekommen ein Dach und „weitere Annehmlichkeiten in naher Umgebung“, etwa im Autohaus nebenan. „Wir orientieren uns am Bedarf und den Rückmeldungen unserer Kunden. Da steht erst einmal die Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur im Vordergrund, mit einem digitalen Bezahlvorgang und der Möglichkeit, Ladesäulen vorab zu reservieren“, sagt Reiner.

Neben dem Laden unterwegs biete man Wallbox-Finanzierungen und die Installation solcher Ladeanschlüsse für zu Hause an. „Wenn die Kunden irgendwann zusätzlich eine Solaranlage wollen, werden wir uns damit beschäftigen, wie sich diese in unser Ökosystem integrieren lassen.“

Säulen so wie Tesla selbst zu bauen, kommt für Mercedes nicht infrage. Die Stationen werden in Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnerfirmen aufgestellt. „Wir von Mercedes-Benz beantragen voraussichtlich direkt keine staatlichen Subventionen für die Ladestationen. In der Regel werden das unsere Partner tun“, sagt Reiner.

Vielleicht hat der Einstieg auch damit zu tun, dass sich Schnellladestationen inzwischen als profitables Geschäft erweisen. Gerade hat der niederländische Betreiber Fastned in seinen Halbjahreszahlen erstmals einen operativen Gewinn ausgewiesen.

Analysten der Investmentbank Bernstein gehen in einer Modellrechnung davon aus, dass Fastned seine Stromverkäufe von heute 42 Gigawattstunden im ersten Halbjahr auf 1,25 Terawattstunden im Jahr 2030 steigern kann.

Animation einer Mercedes-Ladestation Mercedes-Benz

Animation einer Mercedes-Ladestation Mercedes-Benz© Bereitgestellt von WELT

Dann würde der Vorsteuergewinn auf 420 Millionen Euro steigen. Die Analysten leiten daraus ab, dass auch der Ölkonzern BP bis zum Ende des Jahrzehnts mit seinen dann 100.000 Schnellladepunkten eine Marge von 25 Prozent erzielen könnte und einen jährlichen Vorsteuergewinn von zwei Milliarden Euro.

Reiner zufolge hat Mercedes für seine Stationen „einen klaren Businessplan“, der verknüpft sei mit dem „Kundennutzen“. Wobei Mercedes-Fahrer auch künftig vor allem bei anderen Anbietern laden werden. Dass die eigene Ladesparte die Größe von Teslas Supercharger-Netz erreicht, ist nicht zu erwarten.

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Automobilindustrie: So schlecht geht es der deutschen Autoindustrie

Nicht bei allen Autokonzernen läuft es so fließend wie der Verkehr hier auf der A8.

Nicht bei allen Autokonzernen läuft es so fließend wie der Verkehr hier auf der A8.© Leonhard Simon

Lieferprobleme, härterer Wettbewerb, Produktionsausfälle wegen Hochwasser: Zwei deutsche Autobauer straucheln momentan.

So schlecht geht es der deutschen Autoindustrie

Mercedes-Benz hat im dritten Quartal aufgrund von Lieferproblemen und härterem Wettbewerb deutlich weniger Gewinn eingefahren. Der bereinigte Betriebsgewinn sank von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Das teilte der Autobauer am Donnerstag mit.

Im Hauptgeschäftsfeld Pkw sackte die Rendite wie von Analysten erwartet um rund zwei Prozentpunkte ab auf 12,4 Prozent. Die kleinere Sparte Vans verdiente weiter sehr gut und steigerte die Marge auf 15 Prozent. Der Dax-Konzern verwies auf das verhaltene Marktumfeld, intensiven Preiswettbewerb vor allem bei Elektroautos und den Absatzrückgang bei Pkw. Finanzchef Harald Wilhelm sprach von einem soliden Ergebnis, das die Widerstandsfähigkeit des Autobauers beweise.

Mercedes-Benz lieferte im vergangenen Quartal mit 510 564 Fahrzeugen 3,7 Prozent weniger aus. Im Jahresverlauf liegt der Absatz mit 1,53 Millionen Stück noch leicht über Vorjahr. Grund für den Absatzknick war ein Engpass von 48-Volt-Batterien, der die Produktion des Verbrennermodells GLC ausbremste und noch nicht behoben ist. Hier klemmte es beim größten Zulieferer Bosch, wie der Stiftungskonzern selbst eingeräumt hatte. Doch auch der Absatz der hochprofitablen Luxuslimousine S-Klasse war beeinträchtigt, unter anderem wegen des trüben wirtschaftlichen Umfeldes. Der Umsatz schmolz von Juli bis September um 1,4 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro ab, insgesamt sank der Gewinn um sieben Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.

Höhere Kosten und Produktionsausfälle lasten auf VW-Kernmarke

Auch bei Volkswagen sieht es zurzeit nicht gut aus. Höhere Kosten und Produktionsausfälle wegen Hochwasserschäden bei einem wichtigen Zulieferer machen dem Konzern zu schaffen. Vor allem das Volumengeschäft mit der Kernmarke Volkswagen sei davon betroffen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. VW-Finanzchef Arno Antlitz sagte, er sei unzufrieden mit der Profitabilität, die im dritten Quartal hinter den ambitionierten Zielen zurückgeblieben ist.

Volkswagen-Chef Oliver Blume hat dem Konzern einen umfassenden Umbau verordnet, die Gewinnmargen sollen konzernweit langfristig auf zehn Prozent gesteigert werden. Allein die Markengruppe Core, zu der neben Volkswagen auch Volkswagen Nutzfahrzeuge, Skoda und Seat gehören, soll demnach auf eine Rendite von acht Prozent bis 2025 kommen. Im abgelaufenen Quartal legten die Erlöse in der Markengruppe um 13,9 Prozent auf 32,3 Milliarden Euro zu. Der Betriebsgewinn verbesserte sich um 11,7 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, die Gewinnmarge sank entsprechend auf 4,9 Prozent.

Volkswagen verhandelt derzeit mit dem Betriebsrat über ein Sparprogramm für die Kernmarke, ein Ergebnis soll noch in diesem Jahr vorgelegt werden. Im Sommer bekam Volkswagen die Überschwemmungen in Slowenien zu spüren, bei denen auch die Anlagen wichtiger Zulieferer stark beschädigt wurden. In der Folge standen insbesondere im Volumengeschäft die Bänder zum Teil wochenlang still.

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