Zitat von Gast am 8. August 2022, 06:02 Uhr
„Ein Kompromiss, der auch wehtut“: Agrarminister Özdemir will Getreideanbau auf Brachflächen erlauben
Der Chef der Agrarministerkonferenz, Magdeburgs Ressortchef Schulze, begrüßt zwar Özdemirs Vorschlag zum Getreideanbau. Doch die Debatte dürfte weitergehen.
Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) will es den Landwirten in Deutschland erlauben, im kommenden Jahr ausnahmsweise Getreide auf Brachflächen anzubauen. Damit sollen die Bauern in die Lage versetzt werden, mehr Nahrungsmittel für den Weltmarkt zu liefern. Wegen des Krieges in der Ukraine herrscht weltweit Getreideknappheit.
Zunächst hatte Özdemir im Ringen mit den Agrarministern der Bundesländer lediglich angeboten, dass die Landwirte an zwei aufeinanderfolgenden Jahren Weizen anbauen können. Damit könnte in Deutschland auf einer Fläche von 380.000 Hektar Weizen nach Weizen angebaut werden.
Eine Aussetzung der geplanten Flächenstilllegung hatte Özdemir aber zunächst sehr kritisch gesehen. Seinem Kompromissvorschlag war ein Hin und Her auf EU-Ebene vorhergegangen: Ursprünglich sah die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU vor, dass ab 2023 aus Gründen des Artenschutzes in sämtlichen Betrieben vier Prozent der Flüche nicht mehr bewirtschaftet werden dürfen.
Dann hatte die EU-Kommission vor dem Hintergrund der weltweiten Nahrungsmittelknappheit aber erklärt, dass für das kommende Jahr eine Ausnahme von dieser Regel möglich ist. Die Entscheidung darüber, ob von der Lockerung Gebrauch gemacht wird, wurde den Mitgliedstaaten überlassen.
Özdemir spricht von einem „schwierigen Abwägungsprozess“
Özdemir erklärte, dass er seine Entscheidung, die Stilllegungsflächen für die landwirtschaftliche Nutzung freizugeben, in einem „schwierigen Abwägungsprozess“ getroffen habe. „Was ich vorlege, ist ein Kompromiss, der an der einen oder anderen Stelle auch wehtut, denn er sieht vor, die eigentlich geplanten zusätzlichen Artenschutzflächen erst 2024 einzuführen“, erklärte der Minister.
Dass Organisationen wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace seinen Vorschlag kritisieren würden, dürfte dem Grünen-Politiker schon vorher klargewesen sein. Schließlich sind in den Augen von Naturschützern brach liegende Öko-Flächen zwingend erforderlich, wenn die Artenvielfalt nicht noch weiter abnehmen soll.