Der T-90M Proryv ist mittlerweile das Rückgrat der russischen Panzerflotte.© IMAGO/Vadim Savitskii
Materialschlacht Ukraine-Krieg
Putin feiert Russlands T-90M als „besten Panzer der Welt“
Putin verkauft ihn als allen anderen Panzern überlegen: Echte Konkurrenz hat Russlands T-90M wohl kaum - unbesiegbar ist er aber nicht.
Moskau - Russland besitzt nach eigenen Angaben den „besten Panzer der Welt“. Nach Berichten über massenhafte Verluste westlicher Panzer in der ukrainischen Gegenoffensive hat Russlands Präsident Wladimir Putin den russischen Kampfpanzer T-90M, Beiname „Proryv“ („Durchbruch“), als das weltweit führende Kampffahrzeug seiner Art gelobt. Das berichtet das Military Watch Magazine.
Der T-90M wurde erstmals 2017 erprobt und im April 2020, zwei Monate nach Abschluss der staatlichen Tests, in den Dienst der russischen Armee gestellt. „Wir brauchen moderne Panzerabwehrsysteme. Wir brauchen auch moderne Panzer. Man kann heute sagen, dass der T-90M Proryv der beste Panzer der Welt ist. Sobald er sich Stellungen nähert, hat nichts und niemand mehr eine Chance“, lobte Putin das Modell.
Russlands Panzer: T-90M im Ukraine-Krieg plötzlich stark gefragt
Tatsächlich profitiert der T-90M von Systemen, die eigentlich für den hochgelobten T-14 Armata entwickelt wurden. Dieser Kampfpanzer wurde 2015 der Öffentlichkeit vorgestellt und sorgte damals in Fachkreisen für einiges Aufsehen. Seine Konzeption galt als Revolution des Panzerbaus. Da jedoch nur sehr kleine Stückzahlen produziert werden konnten, verlegte sich die Armeeführung auf die sehr viel billigere Modernisierung des T-90, der bereits im Kalten Krieg entwickelt wurde.
Auch vom T-90M wollte die russische Armee ursprünglich nur einige Dutzend Einheiten kaufen. Die für Russland unerwartet schwierige Entwicklung im Ukraine-Krieg hat dieses Jahr aber zu einer Ausweitung der Beschaffungspläne geführt. Das Military Watch Magazine schreibt von „Tausenden von Fahrzeugen“, die angeschafft werden sollen, und von einer geplanten Produktionsrate von schätzungsweise über 1300 Exemplaren pro Jahr. Mittlerweile bildet der T-90M „in zunehmendem Maße das Rückgrat der russischen Panzerflotte“, schreibt das Fachmagazin.
Russlands T-90M ist westlichen Kampfpanzern angeblich überlegen
Neben Putin schwärmte auch der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew bereits im März vom T-90M: „Meiner Meinung nach ist dieser jetzt der beste Panzer der Welt“, sagte er. „Er ist sicherlich besser als Leopard, Challenger, Abrams, auch in Bezug auf seine taktischen und technischen Daten, sogar in Bezug auf [...] die Masse.“ Damit spielte Medwedew auf eine Überlegenheit des T-90M gegenüber westlichen Konkurrenzmodelle wie dem deutschen Leopard 2, dem britischen Challenger 2 und dem US-amerikanischen M1A3 Abrams an. Alle dieser Panzer sind in der Ukraine im Einsatz.
Besonders die deutlich geringere Masse könnte dem russische T-90M einen Vorteil verschaffen. Er hat offenbar einen geringeren Treibstoffverbrauch, ist leichter zu transportieren, stellt ein kleineres Ziel für feindliche Geschütze dar und kann zivile Brücken und Straßen befahren, für die westliche Panzer, die 70 bis 80 Tonnen wiegen, zu schwer sind. Das russische Modell kommt außerdem mit drei Mann Besatzung aus, während die westlichen Modelle nur mit einer vierköpfigen Besatzung funktionieren.
Ukraine-Armee nimmt den T-90M verstärkt ins Visier
Auch hinsichtlich Panzerung, Feuerkraft und Sensorik sei der T-90M seinen Konkurrenten aus dem Westen deutlich überlegen, urteilte das Military Watch Magazine. Allerdings könne er nicht pauschal als der „beste Panzer der Welt“ bezeichnet werden. Insbesondere das chinesische Modell Typ 99A und das südkoreanische Modell K2 Black Panther stellten eine ernsthafte Konkurrenz zum T-90M dar. Gerade der K2 Black Panther ist dabei für die NATO von Bedeutung, da Polen und die Türkei, beides Mitglieder des westlichen Verteididungsbündnisses, jeweils fast 1000 Stück dieses Modells anschaffen wollen.
Dass der T-90M durchaus nicht unbesiegbar ist, macht auch der Ukraine-Krieg deutlich. Ukrainischen Streitkräfte nehmen das Modell zunehmend ins Visier - und zerstören es wohl auch, wie das ukrainische Militärmagazin Defense Express am Mittwoch (19. Juli) berichtete. Zuletzt sei ein T-90M in den Außenbezirken von Bachmut „mit zwei präzisen Treffern“ aus Kampfdrohnen „zu Schrott verwandelt“ worden.