Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende Februar im Bundestag von einer historischen Zeitenwende gesprochen. "Im Kern geht es um die Frage, ob Macht das Recht brechen darf, ob wir es Putin gestatten, die Uhren zurückzudrehen in die Zeit der Großmächte des 19. Jahrhunderts, oder ob wir die Kraft aufbringen, Kriegstreibern wie Putin Grenzen zu setzen", so Scholz. Das setze eigene Stärke voraus.
So bleibt wohl nur das Streichen übrig. Dem Vernehmen nach steht das dritte Los der Korvette 130 auf der Kippe, zudem sollen das fünfte und sechste Schiff der Fregatte 126 gestrichen werden. Zudem sollen keine weiteren Seefernaufklärer beschafft werden. Bei der seegestützten Luftverteidigung könnte die Bundeswehr, anstatt auf die teure MKS-Eigenentwicklung, auf Systeme von der Stange zurückgreifen, wie die Aegis-Luftabwehr. Auch der Bau neuer U-Boote mit Norwegen stand bis vor kurzem infrage.
Bis auf die F-35-Kampfjets und schwere Transporthubschrauber stehe fast alles auf dem Prüfstand, heißt es von Beteiligten. Und selbst beim schweren Transporthubschrauber könnte noch ein böses Erwachen kommen. 60 Maschinen vom Typ Chinook will die Bundeswehr bei der US-Armee kaufen. Während man in der Spitze des Verteidigungsministeriums nach außen hin beschwichtigt, alles im Griff zu haben, soll man intern jedoch hochnervös sein. Denn es gibt nicht nur massive technische Probleme mit der Variante, die Deutschland bestellen will. Auch soll der ursprünglich kalkulierte Preis von sechs Milliarden Euro deutlich höher geworden sein, sagen mehrere Quellen, die mit dem Kaufprozess vertraut sind.