Die Bundesregierung appelliert an die Bürger, saubere Autos zu kaufen – doch viele Minister fahren selbst in klimaschädlichen Dienstwagen: Laut Umwelthilfe schneiden Vertreter der FDP besonders schlecht ab.
Dienstwagen: Sechs von neun Bundesministern überschreiten EU-Flottengrenzwert© Thomas Imo / photothek / IMAGO
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat der Bundesregierung ein schlechtes Zeugnis für die Nutzung von Dienstwagen ausgestellt: Der CO2-Ausstoß der meisten Politiker-Dienstwagen in Deutschland liegt nach einer Umfrage deutlich über dem europäischen Flottengrenzwert von 95 Gramm je Kilometer.
»Die selbsternannte ›Klimaregierung‹ ist weit davon entfernt, selbst klimafreundlich unterwegs zu sein«, sagte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz einer Mitteilung zufolge. »Zu viele der Regierungsmitglieder, einschließlich der Staatssekretärinnen und -sekretäre, setzen nach wie vor auf Plug-in-Hybride. Diese sehen auf dem Papier gut aus, sind tatsächlich aber wahre Klimakiller.«
Insgesamt zeigte die DUH 214 von 257 befragten Spitzenpolitikerinnen und -politikern aus Bund und Ländern eine »Rote Karte«, weil ihre Dienstfahrzeuge mindestens 20 Prozent über dem CO2-Grenzwert lagen.
Schlusslicht in der Bundesregierung ist den Angaben zufolge Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), dessen Dienstwagen, laut DUH ein Audi A8 L 60 TFSI e quattro, den Flottengrenzwert um das 2,5-fache verfehlt habe. Familienministerin Lisa Paus mit einem BMW i4 eDrive40, Umweltministerin Steffi Lemke mit einem Audi e-tron sportback 55 (beide Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) mit einem Mercedes-Benz EQS 450+ erhielten für die Nutzung von reinen Elektroautos hingegen eine »Grüne Karte« von der DUH.
Die DUH hatte die Wagen von neun Ministern und Ministerinnen im Bundeskabinett unter die Lupe genommen. Sechs von ihnen überschreiten demnach den EU-Flottengrenzwert von 95 Gramm CO₂-Ausstoß pro Kilometer deutlich: Nach diesem EU-Standard dürfen die Neuwagen, die ein Konzern auf den Markt bringt, im Durchschnitt nur eine bestimmte Menge des klimaschädlichen CO₂ ausstoßen. In dieser Logik ist es nicht verboten, dass einzelne Fahrzeuge mehr von dem Treibhausgas absondern.
Die Umweltorganisation untersucht regelmäßig den Fuhrpark der Spitzenpolitikerinnen und -politiker auf seine Vorbildwirkung. Besonders geschützte Fahrzeuge, wie etwa das des Bundeskanzlers, fließen nicht in die Wertung ein.
CO₂-Ausstoß der abgefragten Dienstwagen ist rückläufig
Insgesamt reduzierte sich der durchschnittliche reale CO2-Ausstoß der abgefragten Dienstwagen nach Angaben der Umwelthilfe im Vergleich zum Vorjahr von 219 auf 165 Gramm pro Kilometer. Dies liege an einem gesteigerten Anteil reiner E-Dienstfahrzeuge auf 23 Prozent.
Die DUH sieht jedoch weiter dringenden Handlungsbedarf. »Die wenigen Lichtblicke in unserem Dienstwagen-Check reichen noch lange nicht aus für eine Kehrtwende in Richtung Klimaschutz«, erklärte die Leiterin des Bereichs Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH, Dorothee Saar.
In der Gesamtauswertung stufte die DUH die Autos von Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst, des nordrhein-westfälischen Innenministers Herbert Reul, des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Kai Wegner (alle CDU), sowie der Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) als schlimmste Umweltsünder ein.
Alle haben den Angaben zufolge jeweils einen Audi A8 als Dienstwagen, der 380 Gramm pro Kilometer realen CO₂-Ausstoß messe. Die beste Bewertung bekam die sächsische Justizministerin Katja Meier (Grüne), die der DUH zufolge mit einem VW ID.3 ein Mittelklasse-E-Auto fährt.