Zunehmend in der Kritik: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) The Pioneer© The Pioneer
Robert Habeck ist der erste Star der Ampel-Regierung, dem wir beim Verglühen zuschauen dürfen. Anders als von ihm vermutet, ist seine politische Energie keine regenerative. Der Druckabfall ist auf dem Armaturenbrett der Demoskopen deutlich ablesbar.
Das physikalisch Interessante an dieser Verglühung ist die Tatsache, dass keine Fremdenergie beteiligt ist. Die nachlassende Leuchtkraft wurde im Inneren des Sterns ausgelöst. Zum besseren Verständnis dieser Phänomene hier ein kleines Lexikon der politischen Physik:
1. Kernenergie: Die Kernenergie des Politikers ist seine Kompetenz. Sie bildet im Idealfall den Kern vom Kern seiner politischen Persönlichkeit, katapultiert ihn in hohe Regierungsämter und illuminiert sein Wesen, wie im Fall von Helmut Schmidt geschehen, zuweilen über die eigene Amtszeit hinaus.
Im Falle von Robert Habeck ist diese ökonomische Kompetenzenergie nur als Kriechstrom anzutreffen, was die dichte Abfolge von Behauptung („Wir haben kein Stromproblem“) und Widerruf („Der Energiepreisschock gefährdet akut Deutschlands Wohlstand“) erklärt. Gegen die Probleme eines zu hohen Strompreises – die er mit AKW-Abschaltung, Verbot von Russengas und Kohleausstieg selbst befeuert hat – soll nun mit Staatsgeld ansubventioniert werden. Politik paradox.
Habeck ohne Anschluss im Kabinett
Christian Lindner und erst recht Olaf Scholz waren zunächst durchaus willig, ihre Energiespeicher mit Habeck zu verbinden. Aber irgendwie passten die Anschlüsse nicht. Baerbock und Habeck sind ohnehin Rivalen. Da fließt nichts, und wenn, dann nur negative Energie. Zwischen Lindner und Habeck kam ebenfalls keine Konnektivität zustande. Selbst Scholz hat die Energieimporte vom Kanzleramt ins Wirtschaftsministerium mittlerweile eingestellt, weil die dortigen Clan-Strukturen ihn irritieren. So wurde ein vereinsamter Habeck zum energetischen Selbstversorger.
Habeck im Rauch der „Vetternwirtschaft“
3. Windenergie: Die Windenergie der Politik wird von den Medien erzeugt. Die überall in der Medienlandschaft aufgestellten Windräder schaffen es, selbst mittelprächtige Politiker für einige Zeit zu beflügeln. Martin Schulz und AKK wissen, was hier gemeint ist.
Im Falle von Robert Habeck wehten die Winde der ARD-Rundfunkhäuser und des „Spiegel“ jahrelang überaus intensiv. Das war für den Steigflug des Robert Habeck mehr als nur hilfreich. Doch die Debatte über die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und die Kritik am Aktivistentum beim „Spiegel“ haben Spuren an den Rotorblättern dieser Windmaschinen hinterlassen. Nun zögert man, weiter in das Segel von Habeck zu blasen.
Auch der „Spiegel“ bezeichnet die Verhältnisse im Leitungsbereich des Wirtschaftsministeriums mittlerweile als „Vetternwirtschaft“ und nennt die Grünen despektierlich eine „Müsli- und Moral-Partei“. Das energetische Ergebnis: Habecks Windernte fällt in diesem Frühjahr dürftig aus.
4. Geothermie: Die Wärmeströme aus der Tiefe liefern im Falle von Habeck Freunde und Familienangehörige, die sich wechselseitig Posten, Dienstwagen, Gehälter und Umweltpreise zuschieben und somit dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung entsprechen.
Sie liefern Wärme und er die Kraft des Amtes. Aber das Anzapfen dieser familiären Erdwärme von Schwester, Schwager und Bruder bringt nicht die jetzt benötigte Aufwärtsmobilität, sondern bewirkt im Gegenteil eine energetische Schubumkehr. Nicht mehr Habeck erwärmt das Publikum, sondern das Publikum heizt ihm ein. Den Stuhl des Ministers muss man sich derzeit wie eine gerötete Herdplatte vorstellen.
Bruchlandung Habecks nicht mehr ausgeschlossen
5. Magnetische Energie: Die magnetische Energie, auch Erdanziehungskraft genannt, ist gerecht und tückisch zugleich, weil sie früher oder später jeden Highflyer wieder zu Boden bringt. Sobald die Thermik nachlässt, kommt die magnetische Energie zum Tragen. Sie hat Robert Habeck, kaum hatte er die Erdumlaufbahn der Normalsterblichen wieder betreten, unsanft in Empfang genommen. Eine Bruchlandung des Ministers ist nicht mehr ausgeschlossen. Die magnetische Energie kennt keine Verwandten.
Fazit: Habeck ist aus dem thermodynamischen Gleichgewicht geraten. Er hat sich vom Energielieferanten der Koalition zu ihrem größten Energiefresser entwickelt. Die zur Umgestaltung einer noch immer weitgehend fossilen Industriegesellschaft notwendigen Antriebsenergien kann er in diesem Zustand nicht mehr mobilisieren.
Der Kanzler muss zumindest darüber nachdenken, ihn bei Gelegenheit vom Netz zu nehmen. Habeck verfügt unbestreitbar über viele Talente – der richtige Umgang mit der Ökonomie zählt nicht dazu. Wenn man ehrlich ist, funktioniert der Wirtschaftsminister Habeck schon jetzt nur noch im Streckbetrieb.