Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (r.) und Rheinmetall-Vorstand Armin Papperger (l.) geben ein Pressestatement. (Archivbild)© dpa
Der CEO des Rüstungskonzerns Rheinmetall AG sieht Berlin gegenüber möglichen Luftangriffen derzeit kaum geschützt, das erklärte Armin Papperger im Gespräch mit „The Pioneer“. Die zum Schutze der Hauptstadt vorgesehenen Luftverteidigungssysteme seien in die Ukraine verlegt worden, erklärte Papperger. „Wir hatten zwei Komplettsysteme, die sind im Augenblick in der Ukraine.“ Es handle sich dabei um „Skyranger“-Systeme. „Zur Zeit“ sei Berlin deshalb nicht gegen Luftangriffe geschützt.
Europa laut Rheinmetall-Vorstand nicht in der Lage, sich selbst zu verteidigen: „Wir brauchen die USA“
Insgesamt könne sich Europa derzeit nicht selbst verteidigen, so Papperger. „Wir brauchen die USA“, so der Rheinmetall-Chef. „Es fehlt uns an allem“. Dazu gehöre auch Munition. „Selbst die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht in der Lage, so viel zu produzieren, wie die Ukraine verschießt“, führte Papperger aus. „Laut den Planungen müssten wir 500.000 Schuss für Artillerie im Bunker haben – die haben wir bei weitem nicht.“
Papperger gab im Gespräch auch seine Einschätzung zum Kriegsverlauf in der Ukraine ab. „Ob der Krieg zu gewinnen ist, weiß ich nicht. Aber ich gebe dem Kanzler recht: Die Ukraine darf nicht verlieren“, so der Rheinmetall-Chef.
Unterstützung für Kiew laut Armin Papperger richtig: „Die Ukraine darf nicht verlieren“
„Wir müssen uns selbst verteidigen können“, so Papperger. „Wenn wir alles abgeben, haben wir keine Möglichkeit der Landesverteidigung mehr“. Die Investitionen im Rahmen der Zeitenwende hält der Rheinmetall CEO unterdessen nicht für ausreichend. „200 bis 300 Milliarden“ seien nötig, die Bundesregierung hat bisher ein Sondervermögen von 100 Milliarden zur Aufrüstung der Bundeswehr bereitgestellt.
Armin Papperger: „Für mich sind Menschenrechte höher einzustufen als Pazifismus“
Papperger äußerte sich auch zur in Deutschland weiterhin geführten Debatte um die „Friedensdemo“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer am vergangenen Wochenende in Berlin. „Für mich sind Menschenrechte höher einzustufen als Pazifismus“, sagte Papperger. „Ich glaube, es ist naiv, wenn man hingeht und sagt: ‚Es gibt eine Welt komplett ohne Waffen‘. Die wird es leider nicht geben, weil es immer Menschen gibt, die sich gewaltsam durchsetzen wollen“, erklärte Papperger.
Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs der russischen Föderation unterstützt Deutschland die Ukraine mit Waffenlieferungen – zuletzt entschied sich die Bundesregierung auch zur Lieferung von schweren Kampfpanzern des Typ Leopard 2. Zuvor hatte Berlin bereits Artillerie wie die Panzerhaubitze 2000 und Flugabwehrpanzer des Typs Gepard an Kiew geliefert. Andere Nato-Partner unterstützen die Ukraine ebenfalls in großem Ausmaß.