SPD, Grüne und Linke wollen Reiche und Superreiche in Deutschland stärker zur Kasse bitten. Sie übersehen, dass eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer in Wahrheit einer Sabotage an unserer Wirtschaft gleichkäme.
SPD-Chef Lars Klingbeil (l), Co-Chefin Saskia Esken, Bundeskanzler Olaf Scholz (2.v.r.) und Generalsekretär Kevin Kühnert. Christophe Gateau/dpa© Christophe Gateau/dpa
Stellen wir uns vor, SPD und Grüne könnten ohne die FDP regieren, zu zweit oder zusammen mit der Linken. Dann wäre die Wiedereinführung der Vermögensteuer oder eine Vermögensabgabe eine ihrer ersten Entscheidungen. Auf alle Fälle würden die „Reichen und Superreichen“ kräftig zur Kasse gebeten. Aus Gründen der Gerechtigkeit und zur Finanzierung weiterer sozialer Wohltaten.
Was die linksgrünen Umverteilungspolitiker jedoch geflissentlich übersehen: Die privaten Vermögen stecken überwiegend in Familienunternehmen. Und die bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft.
In den 500 Familienunternehmen mit den meisten Beschäftigten arbeiteten 2020 sechs Millionen Menschen, 1,5 Millionen mehr als noch 2011. Zum Vergleich: Die 26 DAX-Unternehmen, in denen nicht eine Familie das Sagen hat, hatten 2020 nur 3,1 Millionen Mitarbeiter. Das hat das Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim festgestellt. Auftraggeber der Studie war die Stiftung Familienunternehmen.
Vermögenssteuer: Familienunternehmen sind ein Jobmotor
Das Geld der „Reichen und Superreichen“ steckt eben nicht in erster Linie in protzigen Villen im In- und Ausland, schnellen Privatfliegern oder schnittigen Jachten. Solche Fälle gibt es auch. Doch der größte Teil der privaten Vermögen ist in den insgesamt drei Millionen Familienunternehmen gebunden. Diese Vermögensbildung wurde und wird allerdings von den für Unternehmenserben sehr günstigen Regelungen bei der Erbschaftsteuer begünstigt.
Schwierige Trennung von Betriebs- und Privatvermögen
Zu den 500 Familienunternehmen mit den meisten Mitarbeitern zählen der Studie zufolge auch vier DAX-Konzerne, deren Kapital zu einem maßgeblichen Teil in den Händen von Familien liegt: Volkswagen, Beiersdorf, Henkel und Merck. Hier ist die Trennung zwischen dem Privatvermögen der Aktionäre, die eine Vermögenssteuer zahlen sollen, und dem Betriebsvermögen klar. In den allermeisten Familienunternehmen ist diese Unterscheidung jedoch schwierig. Das trifft vor allem auf Personengesellschaften und Selbständige zu.
Was ebenfalls meistens übersehen wird: Das Privatvermögen der Gesellschafter von Familienunternehmen dient häufig als Reservekasse des Unternehmens. Das private Vermögen wird oft für größere Akquisitionen eingesetzt, wenn die Liquidität des Unternehmens dafür nicht ausreicht, der Erwerb aber aus strategischen Gründen notwendig ist. Auch haben in der Finanzkrise 2009 und während der Pandemie viele Eigentümer privates Vermögen eingesetzt, um Entlassungen zu vermeiden, während andere Unternehmen Stellen gestrichen haben.
Mehr „Hidden Champions“ als in den USA
Dass die deutsche Wirtschaft (noch) wettbewerbsfähiger und leistungsfähiger ist als andere, ist nicht zuletzt das Ergebnis des Einfallsreichtums und des Wagemuts des Mittelstands. In Deutschland gibt es 1.300, teilweise kaum bekannte Familienunternehmen, die Weltmarktführer sind. In den USA mit ihrer viermal so großen Bevölkerung haben nur 366 dieser „Hidden Champions“ ihren Sitz.
Wer also die „Reichen“ höher besteuern will, nimmt denen Betriebskapital weg, die hierzulande für Innovation sorgen, bestehende Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen. Das wäre – gerade angesichts der Folgen von Corona, Inflation und Energiekrise – genau das falsche Rezept für eine schnelle wirtschaftliche Erholung.
Natürlich gibt es unter den „Reichen und Superreichen“ auch solche, die den Fiskus – und damit uns alle – nach Strich und Faden betrügen und beispielsweise ihr Geld auf Schwarzgeldkonten im Ausland bunkern. Andere haben ihren Hauptwohnsitz ins Ausland verlegt, um Steuern zu sparen. Bei beiden Gruppen liefe eine Besteuerung der Vermögen ins Leere. Ohnehin sind Betrüger kein Fall für den Fiskus, sondern für den Staatsanwalt.
„Flucht“ in Ausland nur schwer möglich
Die Erhebung einer Vermögensteuer würde zweifellos für neue Steuerflüchtlinge sorgen und Betriebsverlagerungen ins Ausland. Aber viele mittelständische Unternehmer und Arbeitgeber können aus vielerlei Gründen gar nicht ins Ausland gehen. Sie würden von einer Vermögensteuer voll getroffen – und damit auch deren Arbeitnehmer. Der „Jobmotor Familienunternehmen“ würde stark gedrosselt.
Politiker und Parteien, die in der Vermögensteuer in erster Linie ein Mittel zur Umverteilung und zur Teilenteignung sehen, dürfte das nicht stören. Wenn sich das alles jedoch negativ in den Wachstumszahlen und bei der Beschäftigungslage niederschlägt, ist es zu spät. Ist der „Jobmotor Familienunternehmen“ erst einmal gedrosselt, gibt es nur noch Verlierer. Selbst der Fiskus kann dann bei den „Reichen und Superreichen“ nicht mehr viel holen.