Der Chef des Münchner Agrarhandels- und Mischkonzerns Baywa, Klaus Josef Lutz. dpa/Marc Müller/dpabild© dpa/Marc Müller/dpabild
Klaus Josef Lutz, Chef des Agrar- und Energiekonzerns BayWa, ist frustriert über die Arbeit der regierenden Ampelkoalition in Deutschland. „Was die Bundesregierung leistet, ist einfach ungenügend“, sagt Lutz zu „Bild“.
Energie-Boss Lutz rechnet mit Ampelkoalition ab
„Die Ampel ruiniert unser Land“, so der Energie-Chef weiter. Vor allem die Energie-Politik, die nach Lutz Einschätzung in puncto Versorgung den Bürgern falsche Tatsachen vorgaukelt, sowie den Umgang mit Atomkraftwerken zählt er an. Dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) langfristig alle Atommeiler in Deutschland abschalten will, könne er nicht nachvollziehen. Derartige „Abschaltorgien“ würden dem Land und seiner Wirtschaft enorm schaden und eine Abwanderung von Firmen ins Ausland begünstigen. „Wir reden über die Existenz unseres Landes, die Ampel setzt sie aufs Spiel", so der BayWa-Vorstandsvorsitzende.
Anstelle von Habeck wünscht sich Lutz einen Wirtschaftsminister, „der wirklich etwas von Wirtschaft versteht“ und stichhaltige Lösungen erarbeitet. Diese würden nach Einschätzung des Energie-Chefs nicht nur erneuerbare Energien umfassen, sondern auch in Kernkraft und Fracking. „Wir müssen jetzt alle Register ziehen und alles nutzen, was es gibt und vor allem ausbauen, so schnell es geht“, sagt Lutz.
Habeck rechtfertigt Atom-Entscheidungen
Mit Blick auf den Winter 2023/24 sagte Habeck, dass die Versorgungssituation dann auch ohne Atomkraft mit aller Wahrscheinlichkeit besser sei als aktuell. „Der Unterschied wird sein, dass wir über das nächste Jahr weitere Gas-Kapazitäten dazubekommen“, sagte er und verwies auf die Projekte an den norddeutschen Küsten. Damit könne ein Großteil des Ausfalls von russischem Gas ersetzt werden.
Wirtschaftsminister prognostiziert weitere Gas-Kapazitäten in den kommenden Jahren
„Die Sorge, dass wir ein Stabilitätsproblem im Netz bekommen, weil die Gaskraftwerke nicht vernünftig laufen, ist damit deutlich geringer und im Grunde genommen“, sagte Habeck. Am Dienstag war im niedersächsischen Wilhelmshaven der erste Anleger für Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland eröffnet worden. Von Mitte Januar an sollen Tanker mit LNG in Wilhelmshaven eintreffen.
Das Parlament hatte in der vergangenen Woche beschlossen, dass die Meiler Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland bis zum 15. April 2023 in Betrieb bleiben sollen. Das ist damit der vorläufige Schlusspunkt eines heftigen Streits innerhalb der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Ende Oktober mit einem Machtwort entschieden, dass die drei Atomkraftwerke bis zum 15. April weiter betrieben werden sollen.