80 Prozent der Verwaltungsmitarbeiter kann sich vorstellen, den Dienstherrn zu wechseln. Knapp zwei Drittel finden die Bezahlung nicht gut. Mit zwei öffentlichen Arbeitgebern sind die Beschäftigten besonders unzufrieden.
Was moderne Verwaltung in Zeiten der Digitalisierung bedeuten sollte: Menschen können alles online von zu Hause erledigen. Wie moderne Verwaltung oft aussieht: Der Elterngeldantrag lässt sich zwar im Netz ausfüllen – muss dann aber ausgedruckt, unterschrieben und eingeschickt werden. Willkommen in Analogistan.
Oder: Über Monate geht in der Behörde niemand ans Telefon, persönlich steht man vor verschlossenen Türen – und selbst die übergeordnete Verwaltung kann niemanden erreichen. Termine können online gebucht werden – aber man muss an einem bestimmten Tag zu einer genauen Uhrzeit die Seite laden, um vielleicht einen zu ergattern (der dann schon mal ein Vierteljahr später stattfindet).
Berliner Wahl-Chaos
Letzteres Beispiel stammt aus der Hauptstadt Berlin, wo selbst Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zu seiner Hochzeitsfeier einlud, ohne zu wissen, ob es bis dahin mit einem Termin beim Standesamt klappen würde. Der Stadt, die sich beim Bau ihres Flughafens weltweit blamierte und die selbst eine Wahl nicht fehlerfrei organisieren kann. Doch auch wenn es um die Strafverfolgung von Flüchtlingen oder die Beschaffung für die Bundeswehr geht: Zwischen dem staatlichen Auftrag und dem, was wichtige Behörden leisten, liegen oft Welten.
Aber wie bewerten eigentlich die Beschäftigten im öffentlichen Dienst selbst ihr Arbeitsumfeld? Immerhin: Mit ihrer konkreten Tätigkeit sind drei von vier Verwaltungsmitarbeitern zufrieden – mit ihrem Arbeitgeber sind es etwa zwei Drittel. Allerdings können 80 Prozent der Beschäftigten sich auch vorstellen, ihren Dienstherrn zu wechseln; knapp ein Drittel würde in die Privatwirtschaft gehen. Das zeigt eine Umfrage unter Verwaltungsmitarbeitern in Bund, Ländern und Kommunen der Beratungsagentur Next Public.
Im Bund zufriedener als auf Landesebene
Dabei sind die Beschäftigten auf Bundesebene deutlich zufriedener als die der Kommunen und auf Landesebene (71 Prozent versus 62 und 60 Prozent). Knapp ein Fünftel der Verwaltungsmitarbeiter fühlt sich allerdings von seiner Arbeit auch nicht erfüllt.