Die aktuellen Verwerfungen im internationalen Bankensektor konnten eigentlich nur jene überraschen, die die selbst in Umlauf gebrachte Propaganda geglaubt hatten. Das erste Opfer ihrer eigenen Märchen sind die Regierungen geworden – namentlich die der USA und der Schweiz. Seit der Etablierung der Null- und Negativzinsen war unabhängigen Beobachtern des teilweise irren Treibens klar, dass das böse Erwachen kommen würde.
Was passiert, wenn die Banken-Krise Deutschland erfasst?© Bereitgestellt von Berliner Zeitung
Die Zinspolitik der Zentralbanken diente im Grunde zwei Zielen: Es sollte Geld in die Wirtschaft gepumpt werden, um eine globale Depression zu verhindern. Zugleich sollten die Regierungen hemmungslos weiter Schulden machen können. Das zusätzliche Geld kam nicht wirklich in der realen Wirtschaft an: Es blieb weitgehend im Finanz-Kreislauf, führte zu einer enormen Asset-Blase und wurde von den kenntnisreichen Playern dazu genutzt, sagenhafte Renditen zu erwirtschaften.
Kunden und Anleger spüren das: In den USA läuft offenbar seit geraumer Zeit ein Bank-Run bei den Regionalbanken. Die US-Regierung versucht, ein Bersten der Dämme zu verhindern, Finanzministerin Janet Yellen versprach am Dienstag, das System zu stützen. Im Raum steht die unbegrenzte staatliche Garantie aller Einlagen nach dem Vorbild der SVB. Durch diese Garantie freilich wird das Geld nun auch in der Realwirtschaft ankommen – allerdings anders als gedacht: Bei so viel gedrucktem, nicht von Gold gedecktem Geld kommt es zu einer massiven Geldentwertung. Die Inflation jedoch trifft die „normalen“ Leute viel stärker, als sie die Superreichen stört. Denn die Inflation wirkt wie eine maximal ungerechte Steuer. Schon bei den Niedrigzinsen haben die Regierungen von der schleichenden Enteignung der kleinen oder vorsichtigen Sparer profitiert.
In den vergangenen Jahren haben sich die Regierungen mithilfe der Zentralbanken die Möglichkeit verschafft, Schulden faktisch in unbegrenztem Maß aufzunehmen, um mit vollen Händen Wahlgeschenke verteilen zu können. Das haben sie auch getan: Jede Krise wurde mit immer neuen Schulden bekämpft. Der kurzfristige Erfolg – Corona, war da was? – führte zu einer Art planwirtschaftlichem Rauschzustand. Wenn man einigen Mitgliedern der Bundesregierung zuhört, muss man den Eindruck einer seltsamen Abgehobenheit gewinnen: Wir, die wir selbst nichts produzieren, zwingen die Leute, etwas zu kaufen, was sie nicht brauchen; damit sie aber mitmachen, geben wir ihnen und der Industrie das Geld für die „Transformation“. Es liegt auf der Hand, dass dieses „Geld“ kein Wertpapier ist, sondern eher ein Fahrschein mit Ablaufdatum. Denn so viel Geld kann keine Zentralbank drucken, ohne die Inflation ins Galoppieren zu bringen.
Diese Erkenntnis haben wir anhand der schmerzhaften Banken-Crashs gewonnen – und sie führt zu einem gigantischen Vertrauensverlust: Die Credit Suisse war angeblich gesund – bloß haben es die Aufseher nicht gemerkt. Bei der gestürzten Signature Bank in New York haben Shortseller die Aufsicht bereits vor Wochen vor dubiosen Transaktionen gewarnt – ohne Folgen. Die Regierung in Washington hat bei der SVB-Rettung die Regel eingeführt, dass plötzlich jede Bank gerettet werden soll – das ist nicht zu Ende gedacht. Die Schweizer haben bei ihrer Zerstörung der Credit Suisse vielfachen Rechtsbruch begangen – das war die nackte Panik. Selbst die Amis und die seriösen Schweizer tun sich extrem schwer mit der neuen Krise.
Vieles erinnert indes an Wirecard: Auch dort gab es ein jahrelanges Systemversagen auf breiter Front, einige Bauernopfer und nach dem Milliardenverlust der Anleger ein fröhliches Vergessen dieser und aller anderen Affären im politischen Hamburg und in Berlin. Anleger und Kunden müssen in Deutschland besonders wachsam sein. Diese Bundesregierung hängt in finanz- und geopolitischen Konflikten ihr Fähnchen nach dem Wind. Warten Sie nicht auf Hilfe von oben! Sie wird nicht kommen.