Bericht: Tafel in Thüringen verteilt Lebensmittel zuerst an Deutsche!© Bereitgestellt von Berliner Kurier
Die Tafel im thüringischen Kahla verteilt ihre Lebensmittel zuerst an Deutsche. Das berichtet der MDR in einem Beitrag aus der Lebensmittelspenden-Organisation vor Ort am Mittwoch. „Die Deutschen waren vorher da und sie werden immer noch da sein, wenn die Ukrainer irgendwann wieder weg sind“, begründet Vereinschefin Tina Staude die Verteilung.
Bei der Verteilung dienstags und freitags würden sich Deutsche und Ukrainer getrennt aufstellen - auch wegen vorhandener Sprachprobleme. Doch von der Leitung würden zunächst die deutschen Kunden der Tafel versorgt. Erst nach dem letzten deutschen Kunden dürfen Ukrainer und andere Geflüchtete sich ihre Lebensmittel nehmen.
Besonders ab der Mitte des Monats würden die Lebensmittel häufig knapp. Am Ende des Monats bleibt für die Ukrainer mitunter gar nichts mehr übrig. „Wir haben nicht genug Ware, um alle Haushalte gleichmäßig und gleich gerecht zu versorgen. Ab Mitte des Monats wird es einfach schwierig, dass alle gerecht gleich viel bekommen“, sagt Tafelchefin Tina Staude dem MDR.
Anders klingt das jedoch im Gespräch mit den Ukrainern. Die sind zwar dankbar für jede Hilfe. Eine ukrainische Kundin, die der MDR zitiert, wünscht sich aber gleiche Tüten für alle. Laut der Kahlaer Tafel funktioniere dies jedoch nicht. Viele Lebensmittel würden dann weggeschmissen.
Dass die Bevorzugung Deutscher bei der Verteilung jedoch gegen das Grundgesetz verstösst, scheint der Leitung der Tafel in Kahla dabei nicht bewusst zu sein. Denn im Grundgesetz heißt es eindeutig.
Dabei ist der Fall aus Kahla nicht der erste aus Thüringen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der KURIER über einen MDR-Bericht geschrieben. Darin wurde gegen Ukrainer bei der Tafel in Weimar Stimmung gemacht. Der Bericht erwies sich im Nachhinein in Teilen als unwahr.
Die ungerechte Verteilung ist dabei die Kahlaer Lösung für ein Problem vieler deutscher Tafeln. Den Lebensmittelverteilern fehlt es vielerorts an Spenden und ehrenamtlichen Helfern, auch in Kahla. Dem MDR-Bericht ist zudem zu entnehmen, dass die Tafel in einem alten, maroden Gebäude untergekommen ist. Für Teile der Tafel gibt es nicht einmal eine Heizung.
Eine Anfrage, ob es zuvor Spendenaufrufe und Aktionen gegeben habe, blieb bisher unbeantwortet.