Investing.com – Die Europäische Zentralbank (EZB) behält die geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg genau im Auge. Dennoch wird sie in der zweiten Jahreshälfte zu Zinserhöhungen greifen, wie Morgan Stanley (NYSE:MS) und Goldman Sachs (NYSE:GS) erklärten.
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine heizt die Inflation an, die bereits fast das Vierfache des 2 Prozent-Ziels beträgt. Daher wird erwartet, dass die EZB ihre Anleihekäufe im Juli beenden wird.
Während Bloomberg zufolge die Zinserhöhung im September dieses Jahres beginnen könnte, gehen Investmentbanker davon aus, dass die erste Anhebung im Dezember erfolgt. Einige sprechen mittlerweile sogar über zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr.
Der Angriffskrieg Russlands hat ein mögliches Rezessionsszenario für die Eurozone heraufbeschworen. Regierungen beraten über ein Energieembargo, das Unternehmen hart treffen würde, berichtet Bloomberg.
Ökonomen sehen den Krieg und die Inflation als die beiden größten Risiken für die Volkswirtschaften an, was die EZB vor ein Dilemma stellt: Der Versuch, die negativen Auswirkungen in den Griff zu bekommen, droht den Aufschwung von der Pandemie abzuwürgen. Die Beibehaltung der Konjunkturpolitik könnte jedoch einen weiteren Anstieg der Inflation auslösen, was es zu vermeiden gilt.
Dem Sitzungsprotokoll zufolge sind sich die meisten EZB-Mitglieder einig. Sie wollen die Ankäufe von Vermögenswerten im Sommer beenden und den Zinserhöhungszyklus bis Ende des Jahres einläuten. Nachdem sie sich im März über ihre Reaktion auf den Krieg uneinig waren, bestehen weiterhin Differenzen darüber, wann und wie die Kreditzinsen kurzfristig steigen sollten.
Bundesbankchef Joachim Nagel und sein niederländischer Amtskollege Klaas Knot sind für September. Ihre belgischen, slowenischen und österreichischen Amtskollegen setzen auf zwei Erhöhungen in diesem Jahr.