„Brisante Mischung“
Dramatische Engpässe am Wohnungsmarkt - Verband alarmiert: „Hat es so noch nie gegeben“
Der Wohnungsmarkt steht vor einem Kipppunkt, warnen Experten. Die Baubranche steht vor einer massiven Krise. Ökonomen sehen die Ampel-Koalition in Zugzwang.
Berlin – Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD, Grüne und FDP verpflichtet, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Dieses Ziel wurde 2022 mit 280.000 fertig gestellten Wohnungen deutlich verfehlt. Auf dem diesjährigen Wohnungsbau-Tag in Berlin warnten Experten aus der Baubranche nun: Wenn sich jetzt nichts ändert, werden bis 2025 die Neubauzahlen weiter sinken. 2023 werden nicht mal 250.000 Wohnungen fertig. Damit droht ein Desaster auf dem Wohnungsmarkt: Schon jetzt fehlen 700.000 Wohnungen im Land.
Bauunternehmen können sich den Neubau nicht mehr leisten
Wohnungsbau© Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild
Im sozialen Wohnungsbau sei die Situation besonders kritisch, so die Autoren der Studie. Schon jetzt geben Millionen Menschen in Deutschland mindestens 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Wenn die Regierung nicht mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau investiere, werde sich dieses Problem noch verschärfen. Hoher Bedarf bei sinkender Nachfrage (weil die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt), „diese brisante Mischung hat es so noch nie gegeben“, so Walberg.
Die Studienleiter prognostizieren eine Krise in der Baubranche mit Kurzarbeit und Pleitewellen. Bauunternehmen können sich den Neubau nicht mehr leisten. 40 Prozent der befragten Bauunternehmen gaben an, dass sie 2023 nicht mehr in den Neubau investieren werden. Bei den hohen Kosten lohne es sich einfach nicht mehr. Stattdessen denken Unternehmen über Kurzarbeit nach. Und im schlimmsten Fall müsse man komplett dicht machen.
Grafik zeigt die Prognose beim Wohnungsbau in Deutschland bis 2025© Bereitgestellt von Merkur
Sondervermögen für den sozialen Wohnungsbau gefordert
Wie kann die Krise in der Baubranche also abgewendet werden? „Wir müssen alle Register ziehen“, erklärt Dietmar Walberg. ARGE stellt konkrete Forderungen an die Ampel-Koalition. „Die Ampel muss Farbe bekennen. Sie muss entschlossen in den Wohnungsneubau investieren. Zum aktuellen Krisenmanagement dieser Regierung gehört, dass die Förderung des Neubaus von Wohnungen dringend auf neue Füße gestellt wird. Das muss ganz oben auf der To-do-Liste der Ampel stehen“, so das Verbändebündnis Wohnungsbau, das die ARGE-Untersuchung in Auftrag gegeben hat.