Zitat von Gast am 27. Juni 2023, 05:32 Uhr
Landratsamt hält an Wachdienst fest, weil sonst Kündigungen drohen – 600 000 Euro Kosten
Mitarbeiter leben in Angst
erding-landratsamt-security© EA-Archiv
Das Landratsamt Erding und zwei seiner Außenstellen, darunter auch das Flüchtlingsankunftszentrum mit dem Fachbereich Asyl in Altenerding, werden auch künftig von einem Wachdienst geschützt.
Erding - Das beschloss der Kreisausschuss trotz hohen Spardrucks. Denn würde der Vertrag mit einer Security-Firma auslaufen, würden einige Mitarbeiter mit Kundenkontakt umgehend kündigen. „Einige haben wirklich Angst“, berichtete Landrat Martin Bayerstorfer (CSU).
Es ist ein durchlässiges Sicherheitskonzept: Wer das Landratsamt oder den Bürokomplex am Alois-Schießl-Platz 6/8 betrifft, wird vom Wachpersonal gefragt, wo er hin wolle. Zum Teil werden Bürger dann zu den Sachbearbeitern begleitet. Auf der anderen Seite haben vor allem das Ausländeramt, der Fachbereich Asyl sowie das Sozial- und Jugendamt die Möglichkeit, die Wachleute zu alarmieren, wenn Gefahr droht. Sicherheitskontrollen wie am Amtsgericht oder Flughafen mit Torsonden und Taschenkontrollen gibt es aber nicht – und sind auch nicht geplant.
Nun läuft der Vertrag aus. Der Kreisausschuss musste entscheiden, ob er die Überwachung in drei Objekten fortsetzt – für 600 000 Euro bis Juli 2025. Denn in derselben Sitzung hatten die Kreisräte erfahren, dass sie allein in diesem Jahr (weitere) 14 Millionen Euro einsparen müssen (wir berichteten).
Harald Wirth von der Verwaltung stellte zwei Varianten des Vollschutzes vor – ein Verzicht auf einen Wachdienst beziehungsweise nur in reduzierter Form. Doch bei allem Sparbemühen war dafür keine Fraktion zu haben.
Lediglich Wolfgang Kellermann (AfD) gab zu bedenken, dass man es mit einem reduzierten Angebot versuchen könnte – mit der Option, bei Bedarf wieder aufzustocken. Bayerstorfer berichtete von Gesprächen mit Mitarbeitern, „die froh sind, dass es einen Sicherheitsdienst gibt“. Es sei zwar zum Glück noch nie etwas Gravierendes vorgekommen, „aber das eine oder andere Mal wurde die Security schon gerufen, etwa um einem Kunden den Weg nach draußen zu zeigen“.
Und: Er habe wie vor der Einführung vor fünf Jahren den Hinweis erhalten, dass Mitarbeiter kündigen würden, wenn es keine Security mehr gibt. In manchen Bereichen habe man es nun einmal mit Menschen zu tun, deren Situation sehr schwierig ist. Auch Ulla Dieckmann (SPD) pochte darauf, dass es auf das Sicherheitsgefühl der Mitarbeiter ankomme.
Helga Stieglmeier (Grüne) erkundigte sich, ob auch Taschenkontrollen denkbar seien. Bayerstorfer meinte: „Das finde ich nicht abwegig.“ Wirth indes erklärte: „Wir sind ein offenes Haus und eine Anlaufstelle für alle Bürger.“ Das lasse sich mit einer strengen individuellen Kontrolle nicht in Einklang bringen. „Ich weiß nicht, welche Außenwirkung das hätte“, sagte Wirth.
Mit seiner Entscheidung liegt der Landkreis nicht allein. Auch in den anderen Kreisverwaltungen in der Region ist Security im Einsatz, etwa in Fürstenfeldbruck, Dachau und Bad Tölz. In Freising war die Abschaffung diskutiert, dann aber wieder verworfen worden.