Im Mai entscheidet der Stadtrat über die Container-Standorte für Geflüchtete. Im Vorfeld machen immer mehr Anwohnerinnen und Anwohner mobil.
Die Anwohnerinnen und Anwohner an der Industriestraße machen sich Sorgen wegen der Pläne der Stadt. © Marion Doering© Marion Doering
Dresden. In dem kleinen Wohngebiet der Wohnungsgenossenschaft "Glückauf" Süd Dresden in Trachau herrscht Unruhe seitdem bekannt geworden ist, dass die Stadt rund 100 Meter entfernt 48 Geflüchtete unterbringen will.
Anwohnerin Rita Johne hat Unterschriften im Umfeld gesammelt. Auch Renate Dunkel und weitere Nachbarn haben Bedenken, wollen die Container nicht an der Stelle. Der Widerstand gegen die Container-Pläne der Stadt nimmt kurz vor der Entscheidung darüber zu.
So läuft die Debatte an der Industriestraße
Die Anwohner sagen, sie sind keine Rechtsextremen, aber gegen die konkrete Unterkunft. Es sind alles ältere Dresdnerinnen und Dresdner, wie viele in dem Gebiet. "Hier wohnen 60 bis 65 Prozent Senioren", erzählt eine der Frauen. "Und viele Kinder und Jugendliche."
Auf diesem Grundstück an der Industriestraße sollen Container für 48 Geflüchtete aufgestellt werden. © Marion Doering© Marion Doering
Die Container im Umfeld von einer Kita, einer Grundschule, einem Gymnasium und einer Oberschule zu errichten, sei falsch, darin sind sie sich einig. Dazu komme die Nähe zum Krankenhaus Neustadt und zu kleinen Geschäften.
Sie fürchten auch, dass der kleine Spielplatz, der im Zentrum des Wohngebietes liegt, zum Anlaufpunkt für die Geflüchteten werden könnte. "Was sollen die jungen Männer, die dort untergebracht werden, denn machen, sie dürfen ja nicht arbeiten?", fragt ein Mann. "Klar brauchen wir gut ausgebildete Zuwanderer", ist er sich sicher. "Aber dann müssen die Gesetze und das Verfahren auch so vereinfacht werden, dass sie arbeiten dürfen."
"Wir haben Angst"
Einige der Frauen sagen: "Wir haben Angst und trauen uns dann im Winter ab 16 Uhr nicht mehr auf die Straße. Wir befürchten Unruhe, wenn die Menschen hier untergebracht werden." Renate Dunkel sagt noch: "Wenn wir das verhindern könnten, wäre es ein Segen. Dann soll die Stadt im Zweifel besser Turnhallen und die Messe belegen."
Sie hoffen, wie auch Anwohner der anderen betroffenen Stadtteile, dass die Stadträte die Standorte verhindern. In den Stadtbezirksbeiräten und im Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig verliefen die Abstimmungen sehr unterschiedlich. Das sind aber nur Empfehlungen, der Dresdner Stadtrat soll am 11. Mai endgültig darüber entscheiden. Die Stadt hat mehrfach betont, wenn die Containerstandorte angelehnt werden, müssen die Turnhallen und die Messe stattdessen als Unterkünfte genutzt werden, dann müssen Konzerte und Messen abgesagt werden, Schulen und Vereine können keinen Sport mehr in den Hallen treiben.
Petition gegen Standort Geystraße
Adrett gekleidet und leicht nervös sitzt Elke Otto im Dresdner Rathaus. Mittags will OB Dirk Hilbert (FDP) ihre Petition gegen den geplanten Asyl-Standort an der Geystraße annehmen. Über 500 Anwohner haben unterschrieben. Die Petition fordert OB Hilbert freundlich, aber bestimmt auf, die Planungen am Standort Geystraße zu stoppen. "Dieser Standort ist ungeeignet".
In der Begründung werden das angrenzende Pflegeheim, ein Kindergarten, der angrenzende große und viel genutzte Spielplatz und generell der Siedlungscharakter des Wohngebietes samt geplantem Neubaugebiet genannt. Ganz bewusst habe man sich für eine Petition in Briefform entschieden, ausschließlich Anwohner sollten unterschreiben. "Trillerpfeifen und laute Demos sind nicht unser Ding, es geht uns um die Anwohner", sagt Elke Otto.
Die 78-Jährige ist Diplom-Ingenieurin und Handwerksmeisterin im Buchdruck. Vor Ort in ihrem Viertel habe sie sich spontan dazu entschlossen, die Initiative zu starten. "Es gab eine Versammlung, kurz nachdem der Plan der Stadt bekannt wurde. Jeder wusste Bescheid, keiner wollte aber etwas machen. Aus der Not heraus habe ich dann die Petition vorgeschlagen."
Es sei "noch immer unvorstellbar, dass an der Geystraße ein Containerdorf entstehen könnte". Vor allem ältere Menschen hätten Angst um ihre Rente, wenn in der "großen Politik irgendwann das Geld ausgeht." Zudem gibt es eine spürbare Furcht vor Übergriffen.
Die AfD in der Vermittlerrolle
Vermittelt bei der Petition hat Stadtrat Thomas Ladzinski (AfD). Elke Otto: "Das war Zufall, ich kannte bisher keinen Stadtrat. Dass Herr Ladzinski in einer Partei ist, habe ich erst später erfahren, es ist mir aber auch egal. Hauptsache, ich habe jemanden, der mich an die Hand nimmt." Ihre Hoffnung: OB und Rat lehnen zumindest den Standort an der Geystraße ab. Flüchtlinge sollten ihrer Meinung nach eher zentral untergebracht werden. Turnhallen sollten frei bleiben, die Messe könne belegt werden. Zudem müsse die Stadt verstärkt neue Angebote für Standorte einwerben.
Online gibt es weitere Petitionen gegen Asyl-Standorte. Eine zusätzliche Petition mit 172 Unterschriften richtet sich ebenfalls gegen den Standort an der Geystraße. Zudem fordert eine Petition pauschal "Keine neuen Asylcontainer-Standorte in Dresden". 2.295 Menschen haben unterschrieben.