Zitat von Gast am 29. September 2023, 06:22 Uhr
Deutschland importiert nur Atomstrom aus Frankreich? Hier kommt er wirklich her
Obwohl zum Beispiel das Atomkraftwerk Cattenom in Lothringen vor Deutschlands Haustür liegt, bezieht die Bundesrepublik den Strom aus anderen Ländern.© Getty/Stephanie Etienne
Diesen Sommer musste Deutschland deutlich mehr Strom importieren als in den Jahren davor. In den Monaten Mai bis August lag die Importleistung 17,8 Terawattstunden über der Exportleistung. Im vergangenen Jahr gab es noch einen Überschuss an Exportstrom von 0,6 Terawattstunden. Dieses Jahr hatte Deutschland mit Abstand im Sommer so viel Strom importiert wie noch nie. Experten erwarten, dass sich das Verhältnis im Winter umdreht. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Bundesrepublik dieses Jahr durchschnittlich mehr Strom importiert, als exportiert. Das führt zu politischen Diskussionen. Insbesondere Politiker aus den Reihen der Union und der AfD betrachten den Import als eine Bedrohung für die Sicherheit der deutschen Energieversorgung. Sie betrachten dies als eine finanzielle Herausforderung und als eine unmittelbare Konsequenz des deutschen Ausstiegs aus der Atomenergie im April dieses Jahres. Allerdings offenbaren die Daten der Bundesnetzagentur und von Fraunhofer ISE, die von Table.Media analysiert wurden, teilweise andere Fakten.
Hauptstromlieferant ist Dänemark
Import günstiger als Produktion im Inland
Allerdings ist der importierte Strom preislich günstiger als die Gewinnung in Deutschland. Die genauen Kosten lassen sich schwer exakt berechnen, da Verträge unterschiedliche Bedingungen aufweisen. Die genauen Preise kommuniziert der Staat nicht öffentlich. Die Bundesnetzagentur hat jedoch eine Annäherung der Importkosten ermittelt, indem sie die stündlich gehandelten Strommengen mit den stündlichen Preisen für Stromlieferungen am Folgetag - dem sogenannten Day-Ahead-Preis - multiplizierte.
Die durchschnittlichen Kosten pro Kilowattstunde importierten Stroms betrugen etwa 10 Cent. Das ist weniger als die Produktionskosten in deutschen Kohlekraftwerken. Steinkohlekraftwerke hatten im Juli Produktionskosten von über 14 Cent pro Kilowattstunde, während Braunkohlekraftwerke über 12 Cent pro Kilowattstunde veranschlagten.
Die Auswirkungen eines Weiterbetriebs der Atomkraftwerke auf die Preise sind komplexer. Das liegt daran, dass sich Atomstrom günstiger erzeugen lässt und daher nur begrenzt auf die realen Preise Einfluss nimmt. Schätzungen einer Studie des Analyse-Instituts Enervis kamen für den Preis-Effekt der Laufzeitverlängerung im Frühjahr auf 0,2 Cent pro Kilowattstunde. Andere Berechnungen hingegen gingen von einem stärkeren Einfluss aus.