Gebt dem Fracking eine Chance© Bereitgestellt von SZ - Sächsische Zeitung
Gebt dem Fracking eine Chance
Gesellschaftlich und politisch ist es gerade en vogue, vor den Gefahren des Klimawandels zu warnen und für die Entstehung des Klimawandels den Menschen und vor allem dessen übermäßige Nutzung fossiler Energieträger verantwortlich zu machen. Das ist auch richtig. Die Atmosphäre der Erde hat sich verändert. In den letzten Jahrhunderten jedenfalls war der Einfluss menschlichen Tuns auf das System Erde signifikant stärker als in den letzten 300.000 Jahren zuvor.
In den letzten Jahrzehnten, in denen insbesondere in Deutschland sehr viel von der sogenannten „Energiewende“ gesprochen worden ist und Milliarden in deren Umsetzung investiert worden sind, haben wir allerdings nur sehr wenig zur Verbesserung der Lage erreicht. Eigentlich ist das Erreichte der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein: Energiebereitstellung aus nicht fossilen Energieträgern findet fast ausschließlich im Stromsektor statt. Hier kennen wir alle die Stromerzeugung aus regenerativer Energie wie Wind, Solar, Biogas und Wasserkraft. Immerhin erreicht die Strombereitstellung aus diesen Energieträgern bis zu rund 50 Prozent im Jahresmittel.
Nun spüren wir derzeit auch noch besonders drastisch die extreme Abhängigkeit von Energieimporten. Kohle, Gas, Öl und Atomstrom müssen teuer importiert werden. Der Wandel hin zu einer CO2-neutralen Energieversorgung muss daher auch erfolgen, um diese Abhängigkeit zu verringern. Da wir jedoch viele Rohstoffe, die wir dringend benötigen – ob für die Herstellung von Windrädern, Solarpanels oder Wasserstoff – nicht in Deutschland verfügbar haben, müssen wir durch möglichst vielfältige Handels- und Wirtschaftsbeziehungen die Anzahl der Quellen auch für diese Rohstoffe so groß wie möglich gestalten und die wenigen in Deutschland verfügbaren Quellen so gut wie möglich erschließen.
Wir brauchen die denkbar klügsten Ingenieure und Ingenieurinnen, Natur- und Wirtschaftswissenschaftler und die besten Technologien, wie sie in Freiberg ausgebildet werden, um die Herausforderungen anzupacken. Dazu brauchen wir auch eine technologieoffene Herangehensweise ohne ideologische Scheuklappen und eine kommunikative Wissenschaft, die den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft vollbringt, ohne unbegründete Ängste zu schüren.Am Reizthema „Fracking“ lässt sich dies gut darstellen: Zu den aus aktuellem Anlass besonders viel diskutierten Rohstoffen gehört das Erdgas. Seit dem weitgehenden Verbot von Frackbehandlung in Deutschland geht die einheimische Produktion von ca. 20 Prozent des Verbrauchs kontinuierlich linear auf ca. fünf Prozent zurück, während in den USA und anderen Ländern die Erdgasförderung mithilfe dieser Technologie weiterhin stark zunahm. Gegenwärtig sind wir uns nicht zu schade, dieses Gas importieren zu wollen.
Ein größeres Potenzial an Erdgas als bislang in Deutschland gefördert wurde, vermutet die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) laut einer Studie aus dem Jahr 2016 in sogenannten Schiefergaslagerstätten. Berechnungen gehen von gewinnbaren Vorräten je nach Teufe von 500 bis 2.500 Milliarden Kubikmeter Gas aus. Diese Vorkommen verteilen sich hauptsächlich auf folgende Bundesländer: Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern. Die BGR gab 2013 folgende Einschätzung ab: „Sofern die gesetzlichen Regelungen und die technischen Standards eingehalten und detaillierte standortbezogene Voruntersuchungen durchgeführt werden, ist der Einsatz der Technologie aus geowissenschaftlicher Sicht sicher und umweltverträglich möglich.“
Für die Förderung wird „Fracking“ benötigt. Fracking wird insbesondere in den USA vielfach praktiziert und hat wesentlich dazu beigetragen, dass die USA von einem Erdgasimporteur zu einem Erdgasexporteur wurden, ist jedoch in Deutschland verboten und trifft auf überwiegende Ablehnung bei der Bevölkerung wie Umfragen der Sächsischen Zeitung in 2022 und von infratest dimap in 2015 ergaben. Es stellt sich die Frage, ob Verbot und mehrheitliche Ablehnung gerechtfertigt sind. Mit Fracking ist eine in der Fördertechnik genutzte Technologie zur Stimulation bzw. Produktivitätserhöhung von Öl-, Gas-, und Geothermie-Bohrungen gemeint. Dabei wird die Frackflüssigkeit – das sogenannte Frackfluid – über eine Bohrung, unter hohem Druck und großer Injektionsrate in die Zielformation, die mehr als 900 m unter der Oberfläche liegt, injiziert.
Beim Abteufen jeder Bohrung wird sichergestellt, dass die durchteuften geologischen Formationen voneinander sicher getrennt sind. Dies wird erreicht, indem die Bohrung mehrfach verrohrt und zementiert wird. Über den zu frackenden Horizonten sind mehrere sichere Deckschichten (Barrieren) vorhanden, die als Barriere eine Fluidmigration verhindern. Die natürliche geologische Situation wird durch die Bohrung nicht beeinflusst.
Die Zusammensetzung der injizierten Frackfluide richtet sich nach der Art der Lagerstätte, der Formationszusammensetzung des Gesteins und der Teufe. Sie sollen besondere Eigenschaften aufweisen, die den umweltgerechten Erfolg sicherstellen.Die Frackfluide bestehen zu 98 Prozent aus Wasser und inerten Stützmitteln. Die restlichen zwei Prozent sind Zusatzstoffe zur Einstellung der besonderen Eigenschaften. Dazu zählen Polymere, Tenside, Inhibitoren, die das Quellen des Tons verhindern sollen. Biozide sollen vermieden werden.Gegebenenfalls aus der Bohrung zurückfließende Flüssigkeit wird aufbereitet, bevor sie fachgerecht entsorgt oder wiederverwendet wird.
Nach erprobter Standardregel sollte die Frackteufe ab ca. 1.000 Meter betragen. Das Deckgebirge bildet eine massive Schutzbarriere. Diese simplen Geo-Bedingungen sind in Deutschland die Grundvoraussetzungen für das Fracking. Die geologische Distanz zwischen Grundwasserhorizonten in 30 bis 300 Metern Tiefe in Deutschland und den Zielformationen in 800 bis 6.000 Metern Tiefe beinhaltet den Schutzcharakter des Deckgebirges zwischen diesen Tiefen. Für die Errichtung der Bohrplätze, von denen aus die Frackbehandlung erfolgt, und das Frackverfahren selbst gibt es in Deutschland strenge Vorschriften, die eine Gefährdung des Grundwassers, der angrenzenden Biosphäre und der umliegenden Siedlungen ausschließen.
Grund- oder Oberflächenwasser sind in Deutschland vor Verunreinigung geschützt. Fracking ist ausgeschlossen, wo es auch nur das kleinste Risiko bezüglich einer Verunreinigung geben könnte.Auf die Sicherheit der Frackbehandlung in Deutschland soll hier ausdrücklich hingewiesen werden, weil in der Vergangenheit unbegründete Kritik und Vorurteile zur Einstellung der Frackbehandlung geführt haben. Stattdessen will Deutschland nun LNG aus USA importieren.
LNG ist durch Kühlung verflüssigtes Erdgas, welches in den USA weitgehend durch den Einsatz von Fracking gewonnen wird. Obwohl in Deutschland höhere Sicherheitsstandards bestehen, wir technisch Bohrungen und Fracking beherrschen und in Deutschland diese Methode in deutlich tiefergelegenen Erdschichten und damit sicherer angewendet wird, wollen wir uns wieder auf den Import verlassen. Das ist inkonsequent, zynisch und fahrlässig.
Wir sollten dringend die Technologien, die wir in Deutschland beherrschen, auch einsetzen und damit unsere Abhängigkeiten verringern. „Not in my backyard“-Mentalität und eine verfehlte europäische und deutsche Energiemarktpolitik der letzten zwei Jahrzehnte haben zur gegenwärtigen Situation massiv beigetragen. Aber das ist einen weiteren Artikel wert. Hoffen wir gemeinsam, dass wir das besser machen – weil: Wir können es besser!