Zwei deutsche AKW sollen als Reserve für Stromengpässe dienen. TÜV-Chef Joachim Bühler hat allerdings Zweifel an der Umsetzbarkeit des Notfallplans.
Energie-Krise: TÜV-Chef sieht Notfallnutzung deutscher Atomkraftwerke skeptisch© Wolfgang Maria Weber / IMAGO
Zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland sollen bis Mitte April genutzt werden können – als Notreserve. Das hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag verkündet. Der Geschäftsführer des TÜV-Verbands äußerte sich in der »Bild«-Zeitung nun skeptisch: Die Kraftwerke könnten die »zeitkritische Funktion« nicht wahrnehmen.
»Die drei laufenden Kernkraftwerke in Deutschland können derzeit schwankende Energieerzeugung aus Wind und Sonne kurzfristig ausgleichen und das Stromnetz stabil halten«, sagte Bühler der Zeitung. »Diese zeitkritische Funktion könnten die Kernkraftwerke in der Notreserve praktisch so nicht wahrnehmen, da das Anfahren aus dem Kaltbetrieb ein mehrtägiger Prozess ist.«
Grundsätzliche Verlängerung abgelehnt
Eigentlich war der Atomausstieg in Deutschland bis zum Jahresende beschlossen worden – bei der Vorstellung der Ergebnisse eines zweiten Stresstests hatte Habeck jedoch angekündigt, dass zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke als Notreserve dienen sollen. Die Kraftwerke Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern sollen eine »Einsatzreserve bis Mitte April 2023« bilden.
In bestimmten Stresssituationen im Stromnetz sollen sie einen »zusätzlichen Beitrag zur im Stresstest identifizierten angespannten Versorgungs- und Netzsituation in Süddeutschland im Winter 2022/23 leisten«, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Eine grundsätzliche Verlängerung der Laufzeiten lehnt das Ministerium jedoch ab. Begründet wird dies damit, dass es sich bei der Atomkraft weiter um eine Hochrisikotechnologie handle, zudem würden hochradioaktive Abfälle nachfolgende Generationen belasten.