Noch im vergangenen Herbst standen die Aussichten auf neue Gasbohrungen im Wattenmeer schlecht. Nun geht es wohl bald los - um die Niederlande und Deutschland unabhängiger von Russlands Liederungen zu machen.
Deutschland und die Niederlande werden in der Nordsee gemeinsam Bohrungen auf einem neuen Gasfeld vornehmen. Der niederländische Staatssekretär für Bergbau, Hans Vijlbrief, gab in der Hauptstadt Den Haag bekannt, er habe »die Erlaubnis für den niederländischen Teil heute erteilt«. In Deutschland sei bereits ein »beschleunigtes Genehmigungsverfahren« eingeleitet.
Der Mitteilung der niederländischen Regierung zufolge soll ab 2024 Gas über die geplante Bohrinsel gefördert werden. Die Energie für die Förderung soll aus Windkraft gewonnen werden.
Es gibt bereits seit längerem Pläne, rund 19 Kilometer vor der Küste an der niederländisch-deutschen Grenze Erdgas zu fördern. In der Vergangenheit waren sie sehr umstritten – und das Vorhaben schien bis vor Kurzem nicht realisierbar: Noch im vergangenen Herbst hatte sich die rot-schwarze Landesregierung von Niedersachsen gegen das Projekt gestellt, im Oktober 2021 verwarf dann das Parlament in Hannover die Förderung wegen Umweltbedenken.
Die Bohrungen sollen nahe den empfindlichen Ökosystemen der Nordseeinseln Schiermonnikoog und Borkum stattfinden, auch niederländische Umweltschützer haben Bedenken zu dem Vorhaben geäußert.
Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich nun aber die Haltung Niedersachsens deutlich geändert. In der vorvergangenen Woche nahm der Landtag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen SPD und CDU sowie der FDP den Beschluss vom Herbst zurück. Auch durch die Ankündigung des russischen Energiekonzerns Gazprom, kein Erdgas mehr an die Niederlande zu liefern, stieg die Dringlichkeit.
Konkret soll die niederländische Firma One-Dyas das Erdgas fördern. In mit der niedersächsischen Regierung vereinbarten Eckpunkten ist festgelegt, dass das unter deutschen Hoheitsgewässern geförderte Erdgas dem deutschen Markt zur Verfügung gestellt werden soll. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann hatte im April Bedenken von Umweltverbänden zurückgewiesen. In den Fachverfahren sei es seiner Einschätzung nach zu dem Schluss gekommen, dass keine Umweltgefährdung bestehe.