Aktien deutlich unter Buchwert gesucht? Der Buchwert eines Unternehmens ist für Value-Investoren von entscheidender Bedeutung, denn er verkörpert so etwas wie die Substanz eines Unternehmens.
2 deutsche Aktien deutlich unter Buchwert: Hier wird Substanz verschenkt!© Bereitgestellt von The Motley Fool
Oftmals gilt der Buchwert als eine physische Untergrenze, die durch Grundstücke, Immobilien, Patente, Working Capital und Produktivkapital abgesichert ist. Technisch gesehen ist es das Eigenkapital eines Unternehmens.
An der Börse kommt es manchmal zu einer Differenz zwischen den bilanzierten Vermögenswerten und dem gehandelten Vermögen an der Börse. In einer solchen Situation kann man mit etwas Glück einen Euro für ein paar Dutzend Cent erwerben.
Zu Aktien, die aktuell unter ihrem Buchwert notieren, gehören der Immobilienkonzern Vonovia (WKN: A1ML7J) sowie auch der Automobilhersteller BMW (WKN: 519000). Schauen wir mal auf die Risiken und ob hier wirklich Substanz verschenkt wird.
Vonovia Aktie
Als Erstes wäre da die Vonovia, Deutschlands größter privater Vermieter. Im letzten Halbjahresbericht 2022 wurde ein Eigenkapital von 37,5 Mrd. Euro ausgewiesen. Gemessen an der Marktkapitalisierung von zuletzt 11,6 Mrd. Euro ergibt sich ein enormer Abschlag auf das bilanzierte Eigenkapital.
Ob hier am Ende Substanz verschenkt wird, sollte eine Frage an die Zukunft sein, denn Vonovia hat seine Immobilien mit sehr viel Fremdkapital finanziert. So befanden sich im Halbjahresbericht 2022 langfristige Schulden im Wert von knapp 64 Milliarden Euro.
Ein aktuell steigendes Zinsniveau sowie ein in Deutschland schwächelnder Immobilienmarkt mit Preisdruck nach unten könnte eine erste Erklärung für die aktuell schlechte Kursentwicklung und den hohen Abschlag auf das Immobilienvermögen sein.
Mit einem deutlichen Abschlag auf das bilanzierte Eigenkapital wird auch die BMW Group gehandelt. In der Halbjahresbilanz existierte ein Eigenkapital von rund 90 Mrd. Euro. Der Gesamtwert der Stämme und Vorzüge an der Börse beläuft sich jedoch nur auf knapp 48 Mrd. Euro.
Gleichzeitig befindet sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis im einstelligen Bereich bei einer hohen einstelligen Dividendenrendite.
Auch hier könnten Marktteilnehmer eine schwächere Entwicklung von BMW gegenüber dem Wettbewerb vermuten, denn das Automobil wird zusehends digitaler und vom Antrieb her elektrisch.
BMW hat es – ähnlich wie alle anderen etablierten Hersteller auch – verpasst, dem innovativen und aufstrebenden Start-up Tesla die Leviten zu lesen.
Auch heute noch will sich BMW nicht als reiner E-Auto-Anbieter positionieren. Man sieht sich vielmehr als technologieoffen und beobachtet die Entwicklungen im Markt.
Insbesondere die Batterie könnte der entscheidende Treiber für die alleinige Etablierung des E-Antriebs sein. Ob die Münchner damit Recht behalten, bleibt abzuwarten.
Fakt ist, dass die Börse solche Perspektiven nicht mag und lieber auf wachstumsstarke Unternehmen des Sektors – wie zum Beispiel Tesla – setzt.
Entsprechend groß sind die Unterschiede in der Bewertung: Tesla besitzt ein erwartetes KGV von 53 bei einem deutlichen Aufschlag auf den Buchwert.