Automobil-Zulieferer
Graue Wolken am Bodensee: Bei ZF Friedrichshafen droht Job-Kahlschlag - 9000 Arbeitsplätze in Gefahr
ZF Friedrichshafen meldet zwar einen steigenden Umsatz, doch die hohe Verschuldung droht den Konzern zu ersticken. Nun sollen in Deutschland Tausende von Stellen gestrichen werden.
Friedrichshafen - Automobilhersteller wie BMW oder Mercedes glänzen mit ihren Zahlen. Automobilzulieferer scheinen es ihnen gleichzutun, darunter ZF Friedrichshafen. Für das Jahr 2022 meldet das Unternehmen im Vorjahresvergleich einen Umsatzsprung von 14 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) lag bei knapp über zwei Milliarden Euro (2021: 1,9 Milliarden Euro), was einer bereinigten Ebit-Marge von 4,7 Prozent (2021: 5,0 Prozent) entspricht. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 164.000 Mitarbeiter und betreibt 168 Produktionsstandorte in 32 Staaten.
ZF Friedrichshafen in der Krise: In Deutschland könnten 9000 Stellen wegfallen
Die guten Nachrichten gehen weiter. So kündigte ZF Anfang Februar eine Partnerschaft mit dem US-Chipbauer Wolfspeed an. Gemeinsam will man im Saarland eine neue Chipfabrik bauen. Mitte April gab der nach Bosch, Denso (Japan) und Continental weltweit viertgrößte Autozulieferer eine Kooperation mit dem Chiphersteller STMicroelectronics bekannt, die Schweizer sollen ab 2025 Millionen von Siliziumkarbid-Modulen liefern.
Flaggen von ZR Friedrichshafen© Michael Gstettenbauer/imago
ZF Friedrichshafen in der Krise: Unternehmen kämpft mit milliardenschweren Schulden
Eine Ursache für diese Entwicklung ist die anhaltende Krise durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, die auch viele andere Unternehmen belastet. Es scheinen aber auch hausgemachte Probleme zu geben. ZF kämpft mit Schulden in Milliardenhöhe, allein die Übernahmen von Unternehmen wie den US-Konzernen TRW und Wabco, die den Einstieg in das Elektrozeitalter und das autonome Fahren beschleunigen sollen, sollen 15 Milliarden Euro gekostet haben.
In dieser Situation könnten Einnahmen aus den Verkäufen von Unternehmensteilen gelegen kommen. So hat ZF die Airbag-Sparte ins Schaufenster gestellt, die laut Handelsblatt mit einem Umsatz von 3,8 Milliarden Euro weltweit die Nummer 2 in diesem Segment ist. Doch die Gespräche mit Interessenten dauern immer noch an.
ZF Friedrichshafen in der Krise: Plug-In-Hybride verkaufen sich nicht mehr
Auch das Festhalten an Plug-In-Hybriden, für die Technologie sah Ex-Chef Wolf-Henning Scheider eine Zukunft bis weit ins kommende Jahrzehnt hinein, scheint ZF auf die Füße zu fallen. Denn diese verkauften sich in Deutschland nur mit staatlicher Förderung. Nachdem diese Anfang des Jahres weggefallen war, brachen die Verkaufszahlen ein.
Neben ZF muss auch Schaeffler Personal abbauen. Wegen einer schnellen Abkehr der Autoindustrie von den Verbrennern will der Autozulieferer und Industriekonzern 1300 Stellen streichen.