Der Fotovoltaik-Hersteller Meyer Burger verlagert seine Expansion mit einem neuen Werk in die USA – und stoppt den Ausbau eines Standorts in Deutschland. Das Beispiel zeigt allzu deutlich, was Deutschland und Europa nicht bieten können.
Ab Ende 2024 will die Firma Meyer Burger Solarzellen „Made in USA“ liefern Getty Images/Westend61© Bereitgestellt von WELT
Im Juni noch hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Unterstützung für die heimischen Fotovoltaik-Hersteller angekündigt. Doch das reicht dem wichtigsten europäischen Hersteller für Fotovoltaik-Module nicht: Anstatt weiter in Deutschland will der Schweizer Konzern Meyer Burger nun lieber erst in den USA investieren. In Goodyear im US-Bundesstaat Arizona will der Konzern ein neues Werk bauen, ab Ende 2024 von dort aus Solarzellen „Made in USA“ liefern.
Die Entscheidung für die USA ist ein Schlag für die Hoffnungen der Bundesregierung und der Landesregierung Sachsen-Anhalt in Sachen erneuerbare Energien. Meyer Burger hatte ursprünglich geplant, seinen Standort in Thalheim in Sachsen-Anhalt auszubauen. Dieses Projekt soll zunächst pausiert werden.
Werben um EU-Fördermittel
Die Fabrik in Thalheim könnte jedoch in den kommenden Jahren dennoch erweitert werden – dann nämlich, wenn es dafür EU-Fördermittel gibt. In einem Gastbeitrag in der WELT im Januar hatte Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt bereits die deutsche Fotovoltaik-Renaissance ausgerufen und um EU-Fördermittel geworben:
„Hochleistungsfähige Solarzellen und Solarmodule lassen sich in Deutschland wettbewerbsfähig herstellen, das zeigen wir bei Meyer Burger mit unseren Werken in Thalheim (Stadt Bitterfeld-Wolfen) und in Freiberg (Sachsen) jeden Tag.“ schrieb er, und weiter: „Ähnlich wie bei den neuen Chip-Fabriken und bei der Investitionsförderung in den USA braucht auch die EU-Solarindustrie Förderung.“
Bereits damals verwies er direkt auf die US-Förderung: „Deutschland und Europa stehen in einem harten Wettbewerb mit den USA. Das dort vor wenigen Monaten aufgelegte grüne Industrialisierungsprogramm „Inflation Reduction Act“ (IRA) ist Hunderte Milliarden Euro schwer. Die Gouverneure der US-Bundesstaaten werben aggressiv in Europa um Solarunternehmen und locken mit günstigen Standortbedingungen.“
Günstigere Strom- und Wassertarife als Auswahlkriterium
Nun benennt Meyer Burger als Standortfaktoren für die Produktion in Arizona die vergünstigten Strom- und Wassertarife. In Deutschland ist Habecks Strompreisrabatt für die Industrie noch nicht spruchreif. Weiter locken die US-Bundesstaaten eben aktuell mit Mitteln aus dem IRA. Eine vergleichbare Förderung für PV-Hersteller in Deutschland existiert noch nicht.
Das US-Finanzministerium hat geschickt neue Kriterien für die Förderung des inländischen Solarausbaus festgelegt. Die Richtlinien ermöglichen einen zehnprozentigen Bonus bei Steuergutschriften für Investitionen in „domestic content“, also für in den USA hergestellte Investitionsgüter. So stellt die US-Regierung sicher, dass die Subventionen für den Ausbau erneuerbarer Energien im eigenen Land bleiben.
„Meyer Burger ist der festen Überzeugung, dass inländisch hergestellte Solarzellen unseren Kunden einen zusätzlichen Nutzen bringen, sowohl in Bezug auf die Verwendung von erstklassigen Hochleistungs-Solarprodukten ‚Made in USA‘ als auch zur Qualifizierung für zusätzliche Steuergutschriften“, kommentiert der Konzern die Entscheidung. Eine vergleichbare Vorschrift gibt es in Deutschland nicht, sie wäre jedoch bedingt durch EU-Vorschriften im Alleingang nur schwer umsetzbar. Ein entsprechendes Konzept müsste aus Brüssel kommen.
In seinem Gastbeitrag verwies Meyer-Burger-Chef Erfurt damals auf die Technologieführerschaft der deutschen Fotovoltaik-Forschung. „Die aktuell besten chinesischen Solarzellen basieren bis heute auf deutschen Entwicklungen“, kommentierte er. Auch die US-Produktion basiere auf deutscher Technik. Doch es fehle an Anreizen zur Ansiedlung der Produktion in Europa seitens der EU. „Die Dringlichkeit des Problems ist – den Bekundungen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Wettbewerbskommissarin Margaret Vestager zum Trotz – offenbar noch nicht verstanden worden.“