Es geht um 45 Milliarden US-Dollar
Panzer-Wettbieten: Rheinmetall vor historischem Deal in den USA
US-Soldaten an einem Bradley© IMAGO / ZUMA Wire
Rheinmetall hat einen Teilerfolg im Bieterwettbewerb für die Nachfolge des US-Panzers Bradley erzielt. Ein Mitbewerber ist neben den Düsseldorfern noch im Rennen.
Washington, D.C. – Rheinmetall ist wegen der deutschen Militärhilfen im Ukraine-Krieg ohnehin in aller Munde. Dem Rüstungskonzern aus Düsseldorf könnte in Übersee nun aber ein echter Coup gelingen. Denn seine US-Tochter schaffte es in die Endauswahl für den Bau des Nachfolgemodells des US-Schützenpanzers M2 Bradley. Das berichten unter anderem die Agentur Reuters und die Welt unter Berufung auf die US-Armee.
Es wäre demnach einer der größten Aufträge in der mehr als 130-jährigen Geschichte von Rheinmetall. Das Gesamtvolumen wird mit 45 Milliarden US-Dollar angegeben, umgerechnet rund 41,3 Milliarden Euro. Bei den nun erteilten Aufträgen geht es immerhin um rund 1,6 Milliarden US-Dollar.
Rheinmetall und der Bradley: Finale Phase beim Bieterwettbewerb um Panzer-Nachfolger erreicht
Die rund 1,6 Milliarden US-Dollar teilen sich American Rheinmetall Vehicles und GDLS für die kommenden Schritte. In der nun anstehenden Phase 3 steht die Erstellung eines detaillierten Entwurfs und der Bau der Prototypen an, Phase 4 sieht dann die Testung der Prototypen vor. Wie das Portal Soldat & Technik unter Berufung auf das US-Militär schreibt, bekommt Rheinmetall 812,5 Millionen US-Dollar zur Verfügung, GDLS dagegen nur 768,5 Millionen US-Dollar.
Wie The Defense Post schreibt, sollen bis zu elf Prototypen entstehen. Außerdem zwei ballistische Wannen und Geschütztürme, dazu Panzerkuppeln. Digitale Zwillingsmodelle runden das Programm ab. Nach den Plänen der Auftraggeber könnte ein Vertrag für die Produktion des Bradley-Nachfolgers im Jahr 2027 erteilt werden. Die ersten Fahrzeuge könnten dann 2029 ausgeliefert werden.
Logo von Rheinmetall auf einem Dach© Bereitgestellt von Merkur
USA sucht Nachfolger für den M2 Bradley: Platz für acht Personen und 50-Millimeter-Kanone im Turm
In dem seit mehreren Jahren laufenden Wettbewerb geht es um die Herstellung des XM30 Mechanized Infantry Combat Vehicle, so der aktuelle Name des künftigen US-Schützenpanzers. Übersetzt: mechanisiertes Infanterie-Kampffahrzeug. Zuvor war von OMFV für Optionally Manned Fighting Vehicle – also optional bemanntes Kampffahrzeug – gesprochen worden.
Die Fahrzeuge sollen laut Welt Platz für acht Personen bieten, neben der zwei Personen umfassenden Besatzung sollen auch sechs Soldaten aufgenommen werden können. Der ferngesteuerte Schützenturm soll eine Kanone des Modells XM913 mit Kaliber 50 Millimeter beherbergen. Der Behörden Spiegel berichtet weiter, der Bradley-Nachfolger soll über eine modulare, offene Systemarchitektur verfügen, wodurch jederzeit neue Technologen integriert werden können.
Dort wird General James Rainey, Commanding General des United States Army Futures Command, so zitiert: „Die Modernisierung ist ein zentrales Element der Transformation des Heeres.“ Dieser Fortschritt sei notwendig wegen der „Art und Weise, wie mögliche Gegner inmitten dieser sich rasch und disruptiv entwickelnden technologischen Welt handeln könnten“. Der Plan sieht vor, mit dem künftigen Kampffahrzeug die Gefechtsführung der US-Streitkräfte nachhaltig zu verändern.
Rheinmetall könnte US-Panzer bauen: Modelle sollen auf Grundlage von Lynx entstehen
Im M2 Bradley haben neben der drei Personen umfassenden Crew sechs Soldaten Platz. Gefertigt wird das seit mehr als vier Jahrzehnten erprobte Modell von einer US-Tochter von BAE Systems.
Wie Welt berichtet, bietet Rheinmetall ein Modell auf Basis des neu entwickelten Schützenpanzers Lynx, der bislang an Ungarn und Griechenland geliefert wurde, in Australien erprobt wird und auch den ukrainischen Streitkräften im Kampf gegen Russland zur Verfügung gestellt werden soll. Je nach Variante kann er eine Drei-Personen-Crew und sechs oder acht Soldaten aufnehmen. Laut Rheinmetall gilt er als „derzeit modernster Schützenpanzer auf dem globalen Verteidigungsmarkt“.
Zwischenzeitlich war Rheinmetall bereits kurzfristig aus dem Rennen, heißt es weiter. Grund: In den USA konnte kein funktionsfähiges Fahrzeug für Tests übergeben werden. Der Konzern aus Nordrhein-Westfalen rechnet damit, dass etwa 4000 neue Schützenpanzer für die US-Armee benötigt werden. Dafür will Rheinmetall gemeinsam mit den US-Firmen Raytheon, Textron und L3 Harris sorgen.
General Dynamics soll sich derweil an seinem Griffin III orientieren, schreibt The Defense Post. Dieser kann inklusive Crew acht Soldaten aufnehmen und verfügt über eine 50-Millimeter-Kanone.
Ein Lynx-Schützenpanzer© Bereitgestellt von Merkur
Rheinmetall: Leopard-2-Lieferung an die Ukraine und Auftrag der Bundeswehr
Sollte die Rheinmetall-Tochter am Ende tatsächlich den Zuschlag bekommen, wäre es ein großer Schritt, um im umkämpften wie lukrativen US-Markt Fuß zu fassen. Zu den operativen US-Gesellschaften zählen auch American Rheinmetall Munitions und American Rheinmetall Systems, die auf Munition und Waffensysteme fokussiert sind.
In Europa machte Rheinmetall gerade erst mit zwei Meldungen auf sich aufmerksam. So werden im kommenden Jahr 14 Leopard-2-Kampfpanzer an die Ukraine ausgeliefert. Zudem hat die Bundeswehr in Düsseldorf 367 Militärlastwagen bestellt. Dieser Auftrag umfasst ein Volumen von mehr als 285 Millionen Euro, teilte Rheinmetall mit.