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Die Altersvorsorge in Deutschland ist schon seit vielen Jahren krank. Wer heute sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, zahlt zwar kräftig in die Rentenkasse ein, bekommt im Alter jedoch nur eine relativ magere Rente. Das bedeutet: Ohne betriebliche oder private Vorsorge sieht es im Alter düster aus. Ganz anders die Situation bei Beamten. Hier liegen die Pensionen deutlich höher und sorgen für einen auskömmlichen Ruhestand. Aktuell scheint es so, als die Schere zwischen Renten und Pensionen noch weiter auseinander geht, weil eine große Pensionserhöhung geplant ist. Doch was steckt im Detail dahinter und wie kommt es dazu, dass Beamte so viele Vorteile genießen?
Wie groß ist der Unterschied zwischen Renten und Beamtenpensionen?
Die durchschnittliche Rente lag in Deutschland 2022 bei 1.276 Euro (Männer) beziehungsweise 1.060 Euro (Frauen). Beamte im unteren und mittleren Dienst erhielten hingegen Pensionen von durchschnittlich 2.318 Euro pro Monat. Noch besser sieht es im gehobenen Dienst (3.339 Euro) und im hohen Dienst (fast 5.000 Euro) aus.
Nun scheint diese Schere noch weiter auseinander zu gehen, wie hier berichtet wird. Der Grund: Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst werden im Normalfall 1:1 für die Pensionäre übernommen.
Die Ergebnisse:
- Eine einmalige Inflationsanpassung von 3.000 Euro
- Ab März 2024 5,5% mehr Geld
Pensionäre und Beamte auch in vielen anderen Bereichen bevorzugt
Neben der Rente zeigt sich die Bevorzugung von Beamten auch in anderen Bereichen. So zum Beispiel bei der Krankenversicherung: Beamte erhalten von ihrem Dienstherrn Beihilfen zwischen 50 und 70% der Krankheitskosten. Sie müssen oft also nur eine private Krankenversicherung für Beamte abschließen, die die kleine Lücke deckt. Der Vorteil: Die Beiträge fallen oft deutlich günstiger aus und es lassen sich oft sogar bessere Leistungen vereinbaren.
Weitere Vorteile für Beamte:
- Sicheres Arbeitsverhältnis (schwer kündbar)
- Einfacherer Zugang zu Krediten (wegen der Arbeitsplatzsicherheit)
Wie berechnen sich die hohen Beamtenpensionen?
Die Beamtenpensionen in Deutschland werden auf Basis eines komplexen Berechnungssystems ermittelt. Im Allgemeinen basieren sie auf zwei Hauptfaktoren:
- Anzahl der Dienstjahre
Je länger ein Beamter im öffentlichen Dienst tätig ist, desto höher fällt seine Pension letztlich aus. Für jedes Dienstjahr wird ein Prozentsatz des letzten aktiven Gehalts als Ruhegehaltssatz angerechnet. Dieser Prozentsatz liegt bei 1,79375 Prozentpunkten. Er kann jedoch maximal 71,75% des letzten aktiven Gehalts betragen.
- Höhe des letzten aktiven Gehalts vor dem Ruhestand
Den zweiten wichtigen Faktor stellt die Höhe des letzten aktiven Gehalts dar. Die Beamtenpension wird auf Basis dieses Gehalts berechnet.
Um die Beamtenpension zu berechnen, werden die Dienstjahre mit dem Ruhegehaltssatz multipliziert und mit dem letzten aktiven Gehalt multipliziert. Dieser Prozess ermöglicht eine individuelle Berechnung für jeden Beamten – basierend auf seiner Dienstzeit und seinem Gehalt.
Zusätzlich gelten noch einige weitere Regelungen:
- Pensionsansprüche werden erst bei mindestens 5 aktiven Dienstjahren erworben
- Als Pensionsantrittsalter gelten 67 Jahre
- Ein vorheriger Pensionsantritt bringt Kürzungen von 3,6% pro Jahr mit sich (maximal 10,8% bzw. künftig 14,4%)
Hier eine Beispielrechnung:
Eine Lehrerin aus Niedersachsen (Gehaltsstufe A13) geht nach 35 Jahren in Pension. Sie ist zum Pensionsantritt 67 Jahre alt.
Vorbehaltlich einiger Sonderregelungen und Vereinfachungen würden sich ihre Pensionsansprüche folgendermaßen berechnen:
Dienstjahre |
35 |
Ruhegehaltssatz x Dienstjahre |
62,78 % |
Letztes aktives Gehalt (A 13, Stufe 12) |
5.630,29 Euro |
Pensionsanspruch (62,78% des letzten Gehalts) |
3.534,70 Euro |
Ein wichtiger Unterschied zur Altersrente besteht darin, dass die gesamten Pensionsansprüche sich auf das letzte aktive Gehalt beziehen und damit tendenziell sehr hoch ausfallen. Potenzielle Rentner erwerben hingegen über ihr gesamtes Arbeitsleben hinweg Rentenpunkte auf Basis ihres jeweiligen Gehalts. Hier bildet sich also eher ein Durchschnitt, der eine deutlich niedrigere Basis mit sich bringt.
Die Altersversorgung in Deutschland steht vor einem Umbruch
Angesichts der großen Unterschiede zwischen Beamtenpensionen und Renten ist es offensichtlich, dass die Altersversorgung in Deutschland vor einem Umbruch steht. Dies gilt umso mehr angesichts der hohen Zuströme ins Rentensystem: Die Babyboomer gehen in den nächsten Jahren in Rente und werden einerseits Rentenempfänger und andererseits als Zahler ausfallen. Hier ist die Politik gefragt, entsprechende Lösungen zu entwickeln. Es dürfte spannend werden, zu sehen, wie eine Reform in diesem Bereich am Ende aussieht.