Die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken wollen sich Finanzkreisen zufolge die Mehrheit an der Wirtschaftsauskunftei Schufa sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, hätten beide Finanzverbünde beschlossen, ihren Anteil von zusammen rund 47 Prozent auf über 50 Prozent aufzustocken, sagten mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt.
Mit ihrem Schritt wollen Sparkassen und Genossenschaftsbanken verhindern, dass die Beteiligungsgesellschaft EQT die Kontrolle bei der
Schufa übernimmt. EQT hatte im Herbst mit der französischen Großbank Société Générale vereinbart, deren Anteil von zehn Prozent an der
Schufa zu übernehmen. Dabei wurde die Wiesbadener Kreditauskunftei mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben als Bestandsaktionäre jedoch ein Vorkaufsrecht für die Beteiligung von Société Générale und wollen diese zumindest für einen Teil der Anteile nutzen. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, wie sich die Institute die für eine Mehrheit nötigen gut drei Prozent besorgen können, heißt es in Finanzkreisen. An der Schufa seien schließlich verschiedene Pools von Banken beteiligt, für die es unterschiedliche Vorkaufsrechte mit unterschiedlichen Fristen gebe. Beteiligte rechnen mit Abschluss der Transaktionen bis Ende Februar.
EQT hat seine Hoffnung aber offenbar noch nicht aufgegeben und ist prinzipiell weiter interessiert, eine Mehrheit an der Schufa zu übernehmen. Der schwedische Finanzinvestor hat seine Pläne zum Erwerb von bis zu 100 Prozent der Anteile und der alleinigen Kontrolle an der Schufa deshalb auch beim Kartellamt angemeldet, wie die Bonner Behörde am Dienstag auf ihrer Internetseite mitteilte. EQT wollte sich nicht äußern.
Neutralität der Schufa soll gesichert werden
Parallel zur EQT hat beim Kartellamt auch die zur DZ-Bank-Gruppe gehörende Nürnberger Teambank AG ihre Pläne zum „Erwerb einer Minderheitsbeteiligung und wettbewerblich erheblichen Einflusses an der Schufa“ angemeldet.
Die Schufa sei „Datenlieferant für die Teambank und für die gesamte Genossenschaftliche Finanzgruppe von hoher strategischer Bedeutung“, sagte eine Sprecherin der Teambank, die aktuell 7,9 Prozent an der Schufa hält. Es liege im Interesse der Bestandsaktionäre, „stabile Mehrheitsverhältnisse zu erlangen“, um langfristig die Neutralität der Schufa gewährleisten zu können.
Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) stehe nach wie vor fest zur Schufa und unterstützte die bisherige Strategie des Managements, sagte ein DSGV-Sprecher. „Wir werden alle Optionen prüfen, die die bewährten Strukturen der Schufa dauerhaft sichern.“
Für das Kreditgeschäft der Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind die Daten zur Kreditwürdigkeit der Kunden, die die Schufa sammelt, von großer Bedeutung. Die Schufa-Daten sind fest in die Banksysteme integriert. Die Sparkassen führen 35 Millionen und die Genossenschaftsbanken 26 Millionen private Girokonten.
Während EQT anpeilt, die Schufa international auszurichten und zu einer europäischen Plattform zu machen, wollen die Sparkassen und Genossenschaftsbanken an der bisherigen Ausrichtung festhalten. Aus Sicht der Geldhäuser wäre es beispielsweise problematisch, wenn die Schufa die Kundendaten weiteren Unternehmen, etwa Zahlungsdienstleistern, zur Verfügung stellt.