Der US-Finanzinvestor trennt sich unter Verlusten von erheblichen Anteilen an den Geldhäusern. Eine Übernahme der Staatsbeteiligung an der Commerzbank durch Cerberus dürfte damit vom Tisch sein.
Diese Wette ging schief: Der US-Finanzinvestor Cerberus hat offenbar die Hoffnung auf schnelle Aktienkursanstiege bei Commerzbank und Deutscher Bank aufgegeben: Denn Cerberus trennt sich von einem beträchtlichen Teil seiner Aktienpakete an den beiden deutschen Kreditinstituten, obwohl der Finanzinvestor damit Verluste realisiert.
Cerberus verkaufe rund 21 Millionen Aktien der Deutschen Bank sowie 25,3 Millionen Aktien der Commerzbank, berichteten die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters. Das entspricht rund einem Drittel des Deutsche-Bank-Anteils sowie etwa 40 Prozent des Engagements bei der Commerzbank.
Cerberus hatte 2017 jeweils rund 62 Millionen Aktien der beiden wichtigsten deutschen Geldhäuser gekauft. Cerberus, Deutsche Bank und Commerzbank wollten sich zu den Berichten nicht äußern.
Mit dem Teilausstieg nimmt der Finanzinvestor Verluste in Kauf: Zwar könnte die Platzierung dem Investor rund 450 Millionen Euro einbringen. Doch bei seinem Einstieg kosteten Papiere der Deutschen Bank noch 15,46 Euro und Anteilscheine der Commerzbank 10,82 Euro und damit etwa drei Euro mehr als am Montag.
Bankern zufolge sollen die Aktien der Deutschen Bank zu einem Mindestpreis von 12,06 Euro verkauft werden, die Commerzbank-Anteile für mindestens 7,46 Euro. Damit würde Cerberus mit dem Verkauf einen Verlust von schätzungsweise bis zu 156 Millionen Euro hinnehmen.
Durch die jüngsten Kursanstiege hat sich aber zumindest der Verlust verringert. Eine mit den Überlegungen von Cerberus vertraute Person sagte, der Finanzinvestor wolle mit dem Aktienkauf einen Teil der Kursgewinne der vergangenen Tage und Monate mitnehmen. Die Commerzbank-Aktie hat allein seit Jahresbeginn mehr als 15 Prozent zugelegt. „Es ist konsequent, die Position jetzt zu reduzieren und das Preisniveau mitzunehmen – auch wenn es unter dem Einstandskurs ist“, sagte der Insider.
Weitere Verkäufe könnten folgen
Da Cerberus seine Fonds zu Marktpreisen bewerte, seien Verluste schon zuvor verbucht worden. Durch den Verkauf sinkt der Cerberus-Anteil an der Deutschen Bank von drei Prozent auf zwei Prozent und bei der Commerzbank von fünf Prozent auf drei Prozent.
Das dürfte nicht der letzte Schritt sein: Der beauftragten Bank Morgan Stanley zufolge legt sich Cerberus nur auf eine Frist von 45 Tagen fest, in denen er keine weiteren Aktienpakete beider Banken auf den Markt werfen will, berichtet Reuters. Normal sind Haltefristen von mindestens drei Monaten.
Die Verkäufe der Aktienpakete sei eine Portfoliobereinigung, weil Minderheitsbeteiligungen an Banken eigentlich nicht zum Portfolio von Cerberus passten, sagte der Insider dem Handelsblatt. Der Finanzinvestor sei bei der Deutschen Bank und der Commerzbank 2017 auch deshalb eingestiegen, da beide niedrig bewertet gewesen seien. Mittlerweile setze sich jedoch auch bei Cerberus die Erkenntnis durch, dass beide Investments rückblickend gesehen kein cleverer Zug gewesen seien.
Der fast zeitgleiche Einstieg von Cerberus bei der Deutschen Bank und der Commerzbank hatte immer wieder für Fusions-Spekulationen gesorgt. Als beide Institute im Frühjahr 2019 konkret über ein Zusammengehen sprachen, galt Cerberus als Befürworter einer Fusion, die dann aber nicht zustande kam.
Überlegungen von Cerberus, dem Bund seine Staatsbeteiligung an der Commerzbank abzukaufen, dürften sich nun erledigt haben. Nach dem Verkauf des Aktienpakets sei es illusorisch, dass Cerberus den Staatsanteil von 15,6 Prozent an der Commerzbank übernehme, sagte der Insider.
Im Herbst hatte Cerberus-Deutschlandchef David Knower Finanzkreisen zufolge in vertraulichen Gesprächsrunden noch seine Bereitschaft signalisiert, einen Erwerb des Staatsanteils an der Commerzbank zu prüfen, wenn die neue Bundesregierung zu einem Verkauf bereit sei.
Für die beiden Banken ist der Ausstieg des Finanzinvestors ein Rückschlag. Immerhin galt der Einstieg der Amerikaner seinerzeit als Zeichen des Vertrauens in das Kurspotenzial beider Aktien.