Exklusiv-Umfrage: CDU mit bestem Wert seit acht Jahren bei 26 Prozent – FDP droht Scheitern© Bereitgestellt von Berliner Zeitung
Eine Woche vor der Wiederholungswahl in Berlin setzt die CDU sich immer deutlicher von der Konkurrenz ab. Sie ist die mit Abstand stärkste Partei und kommt auf 26 Prozent – das ist ihr bester Wert in Berlin überhaupt seit acht Jahren. Danach folgen fast gleichauf die Grünen (18 Prozent) und die SPD (17 Prozent). Die Linke landet bei 12 Prozent, die AfD bei 10 Prozent, die FDP bleibt aktuell mit 5 Prozent so gerade eben im Abgeordnetenhaus. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag der Berliner Zeitung hervor. Wie kommen diese Zahlen zustande? Dafür gibt es gleich mehrere Erklärungsansätze.
Einer dieser Ansätze ist sicher die große Unzufriedenheit der Bürger mit dem Zustand der Stadt im Allgemeinen und der Politik der seit 2016 regierenden rot-rot-grünen Koalition im Besonderen. Wie aus der Umfrage hervorgeht, sind teilweise bis zu 90 Prozent der Befragten mit der Arbeit der Verwaltung sowie mit der Wohnungs-, Schul- oder Verkehrssituation in der Stadt unzufrieden.
Diese Stimmungslage schlägt unmittelbar auf die Bewertung der Arbeit des Senats durch: Mit der Arbeit der Berliner Landesregierung sind drei Viertel nicht zufrieden, und nur ein Viertel traut den Bündnispartnern SPD, Grünen und Linkspartei zusammen zu, die Probleme lösen zu können. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nur eine Minderheit glaubt, dass ein von der CDU geführter Senat besser arbeiten würde als die jetzige Koalition. Nur 29 Prozent trauen ihr bessere Arbeit zu, je 33 Prozent erwarten eine schlechtere oder ähnliche Performance.
Dennoch fällt auf, wie groß der Unmut mit der Arbeit des Senats wie auch mit der Arbeit der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey ist. Demnach ist nur eine Minderheit mit der Arbeit des Senats (24 Prozent) beziehungsweise mit der Arbeit Giffeys (30 Prozent) zufrieden.
Auffällig ist aber, dass von den Anhängern der Grünen und der Linke zwar fast die Hälfte mit der Arbeit des Senats, aber nur jeweils etwa ein Viertel mit dessen Chefin zufrieden ist. Mehr noch: Die 23 Prozent Zufriedenheit der Grünen-Anhänger mit Franziska Giffey wird nur noch von den AfD-Parteigängern unterboten. Einmal mehr zeigt sich, dass die Regierungschefin insbesondere bei den Anhängern ihrer Partner kritisch gesehen wird.
Das drückt sich auch bei der Frage aus, wen die Berliner direkt ins Rote Rathaus wählen würden, wenn sie könnten. CDU-Mann Kai Wegner liegt bei 28 Prozent und damit klar vor Giffey (24 Prozent) und Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch (18 Prozent). Den höchsten Wert erhält aber die Rubrik „keiner davon“ mit 30 Prozent. Alles also nur eine Frage des Personals?
Das ist nicht sicher, denn die Umfrage trifft noch eine Aussage, die tief blicken lässt: Es gibt Städte und Bundesländer – und es gibt Berlin. Nur 66 Prozent geben an, überhaupt gerne in Berlin zu leben. Das ist im Vergleich zu anderen Städten ein extrem schlechter Wert, wie das Meinungsforschungsinstitut ausführt. So wohnen 86 Prozent der Menschen gerne in der alten Bundeshauptstadt Bonn. In Bayern oder auch in Mecklenburg-Vorpommern sagen sogar 93 Prozent, sie wohnten gerne dort.
Beim tieferen Blick in die Daten wird aber auch deutlich, dass der Grad der Zufriedenheit oder Unzufriedenheit dann doch wieder sehr direkt mit den politischen Verhältnissen zusammenhängt. So sind die Berlin-Anhänger vor allem unter den Parteigängern der drei Senatsparteien zu finden: Von den SPD-Anhängern wohnen 77 Prozent gerne in Berlin, bei den Anhängern der Grünen und der Linkspartei sind es 83 beziehungsweise 84 Prozent. Deutlich niedriger ist der Wert bei den Anhängern der FDP mit 70, der CDU mit 67 und der AfD mit nur 28 Prozent. Gut möglich, dass sich das nach einem anderen Wahlergebnis wieder ändern würde.
Auffällig ist, wie viel unzufriedener die Neu-Berliner im Vergleich zu den Alt-Berlinern sind. Nur 57 Prozent der seit 1990 zugezogenen Wahlberechtigten leben gerne in Berlin. Bei denjenigen, die bereits davor in der Stadt wohnten, liegen die Zufriedenheitswerte bei mehr als 70 Prozent.
Erfahrungsgemäß variieren Umfrageergebnisse bis zum Wahltag stark. Für die Forsa-Umfrage wurden vom 30. Januar bis 3. Februar 1005 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Wahlberechtigte ab 18 Jahren befragt. Die ermittelte Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkten.