Ein desaströses Zeugnis für die FDP: 70 Prozent der Befragten äußern sich im Deutschlandtrend „weniger oder gar nicht zufrieden“ mit der Arbeit der Liberalen in der Ampel-Koalition – das ist ein Zuwachs um 13 Punkte im Vergleich zu Ende April. Lediglich 24 Prozent zeigen sich „sehr zufrieden oder zufrieden“ mit der Partei (minus zwölf).
© pa/dpa/Bernd von JutrczenkaFDP-Chef Christian Lindner Quelle: pa/dpa/Bernd von Jutrczenka
Wie aus der repräsentativen August-Erhebung von Infratest Dimap im Auftrag von ARD-„Tagesthemen“ und WELT hervorgeht – die vor Bekanntgabe der Pläne für die künftigen Corona-Regeln durchgeführt wurde – ist allerdings auch die Unzufriedenheit mit der SPD ausgeprägt: 62 Prozent (plus vier Punkte) äußern sich entsprechend, 34 Prozent (minus drei) sind zufrieden. Am besten schneiden mit 43 Prozent Zustimmung noch die Grünen ab – der gleiche Wert wie im April. Der Anteil derjenigen, die mit der Partei unzufrieden sind, steigt leicht auf 55 Prozent. Über die Ampel-Regierung insgesamt äußern sich 63 Prozent ernüchtert.
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Der abnehmende Zuspruch für die FDP schlägt sich auch in der Bewertung einzelner Spitzenpolitiker nieder: Bundesfinanzminister und Parteichef
Christian Lindner ist mit einem Minus von sieben Punkten der größte Verlierer; nur 30 Prozent der Deutschen sind mit ihm zufrieden. Verkehrsminister
Volker Wissing (FDP) liegt mit 13 Prozent Zustimmung nur noch vor Linke-Chefin Janine Wissler.
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Auch alle anderen abgefragten Ampel-Minister verlieren an Beliebtheit. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schafft es zwar noch auf Platz zwei des Rankings – die Hälfte der Befragten schenkt ihm Zuspruch –, gibt aber fünf Punkte ab. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bleibt trotz leichter Einbußen mit 55 Prozent Zustimmung beliebteste Politikerin. Mit Kanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD) sind je 42 Prozent zufrieden. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) rangiert mit 20 Prozent deutlich hinter Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU, 28 Prozent).
Waffen für die Ukraine? Zustimmung sinkt
Bei der Bewertung der deutschen Ukraine-Politik gibt es eine auffällige Verschiebung im Vergleich zum Juni: Inzwischen geht die Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes mit Waffen 32 Prozent der Befragten zu weit (plus neun Punkte), 23 Prozent hingegen nicht weit genug (minus sechs); das heißt: Die Gruppe der Skeptiker ist jetzt deutlich größer als die der Menschen, die sich mehr Waffen für die Ukraine wünschen. Vor zwei Monaten war es noch umgekehrt. 39 Prozent finden aktuell, die deutsche Unterstützung sei angemessen.
Der Zuspruch für Sanktionen gegen Russland hat ebenfalls abgenommen: Zwar ist die Gruppe derer, denen die Strafmaßnahmen nicht weit genug gehen, mit einem Anteil von 37 Prozent immer noch am größten – sie ist aber im Vergleich zu Juni kleiner geworden. Hingegen wächst die Zahl der Menschen, denen die Sanktionen zu weit gehen, deutlich – und zwar um sechs Punkte auf 21 Prozent. Angemessen finden diese derzeit 34 Prozent.
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Auch die Haltung der Bürger zur Energiekrise wurde eruiert. 41 Prozent wünschen sich finanzielle Entlastungen für alle – 56 Prozent hingegen nur für Menschen mit niedrigen Einkommen. Und wie sollen solche Maßnahmen finanziert werden? Während 46 Prozent für höhere Schulden plädieren, setzen 36 Prozent auf Steuererhöhungen.
Zum großen Streitthema der Energiepolitik – der möglichen Weiternutzung von Atomenergie über 2022 hinaus – fragte Infratest Dimap drei Szenarien ab: Demnach sind gerade mal 16 Prozent der Ansicht, Ende des Jahres sollte der Atomausstieg wie geplant vollzogen werden. Für einen kurzfristigen Streckbetrieb – auf mehr lassen sich SPD und Grüne bislang nicht ein – plädieren 41 Prozent. Ebenso viele finden, Atomenergie sollte langfristig eine Rolle spielen.
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Weniger differenziert, sondern nach „Richtig – falsch“-Schema wurde das Meinungsbild zu weiteren energiepolitischen Maßnahmen abgefragt: Während acht von zehn Befragten demnach einen schnelleren Ausbau der Windenergie für korrekt halten, sind jeweils 61 Prozent für eine verstärkte Nutzung von Kohlekraftwerken und für ein befristetes Tempolimit auf Autobahnen. Die Förderung von Fracking-Gas hingegen unterstützen nur 27 Prozent.
Für den repräsentativen Deutschlandtrend hat Infratest Dimap vom 1. bis 3. August 1313 wahlberechtigte Bürger in 858 Telefoninterviews und 455 Online-Interviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen zwei und drei Prozentpunkten.