EU-Sonderzölle auf Energieimporte aus Russland sind für die Mehrheit der deutschen Ökonomen das richtige Mittel, um Russland für den Angriff auf die Ukraine zu bestrafen. Von einem Embargo halten sie dagegen weniger, auch das Lieferkettengesetz fällt bei den Experten durch.
Viele Volkswirte an deutschen Universitäten plädieren einer Umfrage zufolge für EU-Zölle auf Energie aus Russland. Damit könnten Zahlungen an Russland ohne schwere Folgen für die Energieversorgung verringert werden, sagten 70 Prozent der 158 teilnehmenden Professoren, ergab eine am am Dienstag veröffentlichte Erhebung des Ifo-Instituts und der "FAZ". Sie hielten Zölle für besser als Embargos und effektiver als Mengenbeschränkungen.
Russland würde durch Zölle gezwungen, den Exportpreis zu senken. In Europa sorgten die höheren Preise über den Markt für eine Anpassung der knappen Ressourcen. "Das könnte eine effektive Methode sein, Druck auf Russland auszuüben", sagt die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach.
23 Prozent der befragten Professoren sehen einen EU-Zoll mit Blick auf noch höhere Verbraucherpreise skeptisch. Russland habe beim Gas eine große Verhandlungsmacht, sodass der Zoll hauptsächlich von der EU getragen würde. Einige Befragte lehnen einen Zoll ab, weil er nicht weit genug gehe. Sie fordern den Stopp aller Zahlungen an Russland.
Deutschland sollte Handel mit Autokratien einschränken
57 Prozent der Volkswirte meinen, die deutsche Politik sollte die Handelsbeziehungen mit Autokratien einschränken. Die geopolitischen Risiken seien groß. Es habe sich gezeigt, dass Autokratien oft keine verlässlichen Handelspartner seien. Deutschland habe Verantwortung für Menschenrechte auch in anderen Ländern.
Kritisch sieht der Umfrage zufolge die große Mehrheit der Volkswirte aber das 2023 in Kraft tretende Lieferkettengesetz, das deutsche Firmen verpflichtet, ihre Lieferketten auf Umwelt- und Menschrechtsverletzungen zu kontrollieren. 78 Prozent sagten, das werde das Auslandsgeschäft deutscher Firmen erschweren. Der bürokratische Aufwand sei hoch. Die im Gesetz geforderten Informationen zu beschaffen sei schwer. Es bestehe das Risiko, dass Firmen ihre Vorprodukte künftig von weniger Lieferanten beziehen müssten. Um Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, seien mehr Bezugsquellen der richtige Weg, sagten 88 Prozent der