Als Reaktion auf den weiter eskalierenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine haben die EU, Großbritannien und die USA historisch scharfe Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese treffen die Wirtschaft des Landes schon jetzt so schwer, dass immer häufiger von einer anbahnenden Staatspleite die Rede ist. Im Zuge dessen hat die russische Zentralbank nun die Ergebnisse ihrer neuen makroökonomischen Umfrage seit der Verschärfung der westlichen Sanktionen veröffentlicht. Ihre Prognose für 2022 ist verheerend: Demnach soll die Inflation auf 20 Prozent steigen, das Bruttoinlandsprodukt um 8 Prozent sinken. Der Leitzins wird um 18,9 Prozent steigen, der US-Dollar-Wechselkurs wird bei 110 Rubel liegen.
Das berichtete das unabhängige
Medienprojekt Nexta am Freitag auf
Twitter. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges steigt die Inflation in Russland ohnehin rapide an. Die zuletzt gemeldeten offiziellen Zahlen stammen vom 25. Februar. Schon da lag die Inflationsrate bei einem Rekordwert von etwa 9 Prozent. Die US-Bank JPMorgan geht davon aus, dass sie mittlerweile bei 10 Prozent liegt und rechnet im Gegensatz zur russischen Zentralbank damit, dass das Bruttoinlandsprodukt Russlands im zweiten Quartal um ganze 20 Prozent schrumpfen könnte.
Nachdem der Rubel wegen der westlichen Sanktionen auf ein Rekordtief gefallen war, reagierte die Zentralbank zuletzt mit drastischen Einschränkungen für den Devisenhandel. Demnach können Russen seit Mittwoch kaum noch an Geld aus dem Ausland kommen, da russische Banken bis voraussichtlich 9. September kein ausländisches Bargeld mehr an Bürger verkaufen dürfen. Die sonst hohen Reserven der russischen Notenbank von mehr als 600 Milliarden Dollar sind quasi unzugänglich und der Aktienhandel an der Moskauer Börse ist bereits seit über einer Woche pausiert.
Auch in Deutschland rechnen Wirtschaftsexperten angesichts des Kriegs in der Ukraine mit einer steigenden Inflation weit über fünf Prozent. Wenn es einen Lieferstopp für russisches Gas geben werde, würden die Preise „sehr stark ansteigen“, sagte der Chef des Münchner IFO-Instituts, Clemens Fuest, zuletzt im Bayerischen Rundfunk.