Die deutschen Maschinenbauer rechnen mit einer Verschärfung der Lieferkettenprobleme. Der VDMA warnt außerdem vor Risiken in China.
Die deutschen Maschinenbauer fürchten gravierende wirtschaftliche Folgen durch den Ukrainekrieg. „Der Krieg wird insbesondere das Lieferkettenproblem noch einmal verschärfen“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Hinzu kommen Herausforderungen wie die direkten Sanktionen und die drastisch gestiegenen Energiepreise.
Laut einer Blitzumfrage des Branchenverbands VDMA sehen 85 Prozent der Unternehmen den Krieg als gravierendes oder merkliches Risiko für ihre Geschäfte. Als Konsequenz senkte der VDMA seine Prognose für das laufende Jahr. Die Maschinenbauer rechnen nun nur noch mit einem Anstieg der Produktion von vier Prozent. Noch vor wenigen Wochen prognostizierte die Branche einen Zuwachs von sieben Prozent.
„Für den Maschinen- und Anlagenbau ist die Geschäftstätigkeit mit Russland zwar nicht existenziell, aber die Unternehmen werden für den russischen Angriffskrieg, der durch nichts zu rechtfertigen ist, einen Preis zahlen müssen“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen.
Die Maschinenbauer waren eigentlich mit einem Rekordauftragsbestand und voller Zuversicht ins neue Jahr gestartet. Viele Unternehmen waren schon für das gesamte Jahr ausgebucht, die durchschnittliche Reichweite der Unternehmen betrug etwa elf Monate. Im vergangenen Jahr war die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau um real 6,4 Prozent gestiegen.
Doch hat der Ukrainekrieg die Beurteilung der Situation grundlegend verändert. Zum einen setzen die hohen Energiepreise die gesamte Industrie stark unter Druck. „Die Energiepreise sind nicht mehr tragbar, wir können nicht mehr wirtschaftlich produzieren“, sagte zuletzt etwa Carletta Heinz, Inhaberin des familiengeführten Glasproduzenten Heinz-Glas. Angesichts der zusätzlichen Kosten sinkt die Investitionsbereitschaft in der Industrie.
VDMA-Präsident Haeusgen betonte, dass Energiepreise für die meisten Maschinenbauer – anders als in der Glasindustrie – keine direkte existenzielle Bedeutung hätten. Die Kosten machten für die meisten Unternehmen nur ein bis drei Prozent der Ausgaben aus. „Im Maschinenbau kippt keiner wegen hoher Energiekosten, aber es verhagelt die Rendite in bestimmten Bereichen.“
So bereiten die Probleme in den Lieferketten und die Materialknappheit den Maschinenbauern größere Sorgen. Jede dritte Firma in der Branche sieht sich hier bereits mit gravierenden Schwierigkeiten konfrontiert. 42 Prozent sprechen zudem von merklichen Behinderungen. Die Eskalation des Krieges in den vergangenen Tagen sei noch nicht voll berücksichtigt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet eine weitere Verschärfung der Probleme in den Lieferketten.
Elektronikkomponenten werden knapp
Engpässe bei der Versorgung gibt es derzeit vor allem bei Elektronikkomponenten. Hier sprechen 52 Prozent von gravierenden und 28 Prozent von merklichen Problemen. Die Wartezeiten liegen oft bei mehr als einem halben Jahr. „Es gibt Firmen, die haben Anlagen auf dem Hof, die zu 95 Prozent fertig sind, aber es fehlt ein kleines Elektronikteil“, sagte Haeusgen.
Russland selbst rangiert im Exportranking des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus nur noch auf Platz neun. Die Ukraine liegt auf Platz 31, Belarus auf Platz 53. Das Gesamtvolumen im Export liegt für die drei Länder bei sieben Milliarden Euro. „Unklar sind vor allem die indirekten Auswirkungen“, betont der VDMA-Präsident.
Deutlich größer wären die Probleme der Maschinenbauer, wenn im Zuge der globalen Konflikte auch die Wirtschaftsbeziehungen zu China unter Druck gerieten. „Selbstverständlich haben wir hier ein Klumpenrisiko“, sagte Haeusgen, Aufsichtsratschef und Miteigentümer der Hawe Hydraulik SE. Der Verband könne nur raten, „die globale Umsatzverteilung genau zu prüfen“.
Es gibt in der Branche aber auch einige positive Signale. So ist es bislang kaum zu Stornierungen gekommen. „In der Finanzkrise sah das viel ernster aus“, sagte Haeusgen. Was produziert werden kann, findet auch einen Abnehmer. 84 Prozent der befragten Maschinen- und Anlagenbauer rechnen weiterhin für dieses Jahr mit einem Umsatzplus.