Der Kryptomarkt ist erneut ins Trudeln geraten. Kryptowährungen reagierten empfindlich auf jüngste Entwicklungen in der Branche, starke Preisschwankungen sind die Folge. Was sind die Gründe für die hohe Volatilität bei Bitcoin & Co.?
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Nachdem der Bitcoin in den vergangenen Wochen eine relative Stabilität um die Marke von 20.000 US-Dollar gezeigt hatte, kam es jüngst wieder zu enormen Marktturbulenzen. Das Krypto-Urgestein sackte in Richtung 16.000 US-Dollar ab, auch Altcoins wie Ethereum verloren teils massiv an Wert.
FTX-Probleme schocken Kryptoanleger
Schuld an den jüngsten Turblenzen sind Probleme der Kryptobörse FTX. Nachdem der Chef der Konkurrenzbörse Binance, Changpeng Zhao, in einer Reihe von Tweets verkündet hatte, dass sein Unternehmen aufgrund von "Enthüllungen" die Bestände an dem FTX-eigenen Token verkaufen würde, kam es zu einem Schlagabtausch zwischen ihm und dem FTX-Chef Sam Bankman-Fried auf Twitter.
Obwohl Bankman-Fried versuchte, Zweifel an der Liquidität seines Unternehmens zu zerstreuen, geriet FTX in den Folgetagen weiter unter Druck, Anleger zogen massiv Gelder von der Kryptobörse ab.
Die geplante Übernahme hat für einen enormen Abverkauf bei Kryptowährungen gesorgt. Erneut kamen Sorgen um die Stabilität des noch recht jungen Kryptosektors auf. Nicht nur große Digitaldevisen verloren an Boden, massiv unter Druck geriet auch das FTX-Token. Insbesondere ein mögliches Ansteckungsrisiko sorgte für eine Anlegerflucht aus Kryptowährungen.
Nur einen Tag später erholten sich die Kryptowährungen teilweise von ihren massiven Verlusten. Grund dafür waren Gerüchte darüber, dass Binance seine Übernahmepläne fallen lassen könnte. Tatsächlich verkündeten die Chinesen daraufhin ihren
Rückzug vom Kaufdeal und begründete dies mit neuesten Erkenntnissen: Die Schwierigkeiten der Handelsplattform würden die Fähigkeit des Unternehmens zu helfen übersteigen, hieß es in einer Mitteilung von Binance.
Die zwischenzeitlichen Erholungstendenzen stehen aber auf wackligen Füßen, offenbar bleiben Anleger kritisch, was die Stabilität des Kryptomarktes angeht. Immerhin hatte der Markt im Jahr 2022 bereits äußert schlechte Nachrichten zu verdauen: Der Kollaps des Krypto-Fonds Three Arrows Capital infolge der Terra/LUNA-Krise und die darauffolgenden Pleiten von Voyager Digital und Celsius Network stecken den Marktteilnehmern noch in den Knochen. Damals war FTX noch als Retter für einige der betroffenen Unternehmen eingesprungen, nun ist das Unternehmen von Sam Bankman-Fried selbst massiv ins Trudeln geraten.
Die angeschlagene Kryptobörse FTX hat am Freitagnachmittag bekannt gegeben, offiziell zahlungsunfähig zu sein. Der Konzern von Tech-Unternehmer Sam Bankman-Fried beantragte nach eigenen Angaben vom Freitag Gläubigerschutz in den USA. Bankman-Fried gab zudem seinen Rücktritt als Chef bekannt. Am Vorabend hatte bereits die Wertpapieraufsicht der Bahamas bekanntgegeben, bestimmte Vermögenswerte von FTX eingefroren und einen Insolvenzverwalter für die Abwicklung beantragt zu haben. Das internationale Geschäft des Konzerns ist auf den Bahamas ansässig. Das US-Verfahren nach Kapitel 11 des Insolvenzrechts betrifft dem Konzern zufolge unter anderem die amerikanische Kryptobörse FTX US und 130 weitere Firmen, die zusammen die FTX Group bilden.
Wie Justiziar der US-Tochter von FTX, Ryne Miller, am Samstag auf Twitter mitteilte, kämpfe FTX nach dem Insolvenzantrag offensichtlich mit mysteriösen Geldabflüssen. Es habe "nicht autorisierte Transaktionen" gegeben, so Miller. Demnach werden alle digitalen Vermögenswerte vorsorglich offline gespeichert. Das Volumen der betroffenen Transaktionen und die mutmaßlichen Urheber gab Miller nicht bekannt. Die britische Analysefirma Elliptic äußerte laut der Deutschen Presse-Agentur die Vermutung, dass am Freitagabend Kryptowerte im Umfang von 473 Millionen Dollar von FTX gestohlen worden seien. Sie würden an dezentralen Börsen in die Kryptowährung Ether umgetauscht - ein Vorgehen, das Hacker oft nutzten, um einer Beschlagnahme ihrer Beute zuvorzukommen.
Mittlerweile hat auch die Polizei der Bahamas Ermittlungen aufgenommen. In Anbetracht des globalen Kollapses von FTX untersuche ein Team von Finanzermittlern in enger Zusammenarbeit mit der Wertpapieraufsicht des Inselstaates, ob kriminelles Fehlverhalten vorliege, teilte die Polizei am Sonntag mit. Auf den Bahamas sind das internationale Geschäft von FTX sowie der zurückgetretene Chef Sam Bankman-Fried ansässig. Die Wertpapieraufsicht hatte zuvor angegeben, das Unternehmen stehe unter Verdacht, unter anderem Kundengelder veruntreut zu haben.
Ein großer Name schützt vor einer Pleite nicht, das haben Kryptoanleger in diesem Jahr gelernt. Entsprechend sensibel reagieren sie auf mögliche Liquiditätsprobleme, was für starke Volatilität am Kryptomarkt sorgt.