An der Wall Street erwarten Händler am Mittwoch zunächst Kursverluste. Auch der Dax unterbricht seine Kurserholung und gibt wieder nach. Die Aktie von Adidas schüttelt die neuerliche Gewinnwarnung ab. Am Kryptomarkt sorgen die Probleme der Kryptobörse FTX für ein Beben: Bitcoin und Ethereum brechen zweistellig ein.
Crash von Bitcoin und Ethereum, Kurssturz am Kryptomarkt beschleunigt sich© Frank Rumpenhorst / dpa
Die Unsicherheit nach den wichtigen Zwischenwahlen in den USA hat die Erholungsrally im Dax erst einmal ausgebremst. Der deutsche Leitindex fiel bis zum frühen Nachmittag um 0,48 Prozent auf 13 622,84 Punkte, nachdem er am Vortag noch den höchsten Stand seit Mitte August erreicht hatte.
Damit wackelt auch der Vortagesausbruch über die 200-Tage-Durchschnittslinie, die als Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen verlor am Mittwoch 1,07 Prozent auf 24 217,44 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab zuletzt um 0,51 Prozent nach.
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"Die Märkte schätzen Gewissheit, jedoch ist diese in Sachen Midterms noch nicht vorhanden", kommentierte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst CMC Markets, in Anspielung auf die US-Wahlen in der Mitte der vierjährigen Amtszeit von Präsident Joe Biden. Ein zuletzt vorhergesagter überwältigender Sieg der Republikaner zeichnete sich trotz einiger Erfolge bisher nicht ab. "Was den Aktienmarkt angeht, so dürfte ein Stillstand in Washington eine eher positive Wirkung entfalten", betonte Oldenburger.
In der unsicheren Gemengelage mieden Anleger hierzulande vor allem konjunktursensible Chemiewerte. So büßten BASF , Bayer und Covestro zuletzt zwischen 2,1 und 4,7 Prozent ein.
Mit Blick auf die Statistik macht Marktexperte Oldenburger den Anlegern Mut: "In der Vergangenheit stellten die Midterms wichtige Weichen für den weiteren Kursverlauf und dieser war meist positiv geprägt. Blickt man 12 Monate nach vorne, konnten die US-Börsen nach den letzten 19 Zwischenwahlen seit dem Zweiten Weltkrieg im Durchschnitt um rund 15 Prozent zulegen." (Lesen Sie hierzu "Kommt die Midterm-Aktienrallye?").
Probleme bei Kryptobörse FTX: Bitcoin setzt Kurssturz fort
Die weltweit bekannteste Digitalwährung Bitcoin ist weiter unter Druck und gab den zweiten Tag in Folge zweistellig nach. Zuletzt verlor Bitcoin 11 Prozent und stürzte bis auf 17.500 US-Dollar. Binnen einer Woche hat Bitcoin damit rund 25 Prozent seiner Marktkapitalisierung verloren. Die zweitwichtigste Kryptowährung Ethereum verlor sogar knapp 20 Prozent an Wert und notiert aktuell nur noch bei 1200 US-Dollar.
Anlass für das erneute Beben am Kryptomarkt sind die Probleme der US-Kryptobörse FTX. So will die weltgrößte Kryptobörse Binance einen Teil des Rivalen FTX übernehmen. Eine entsprechende nichtbindende Absichtsvereinbarung sei unterzeichnet worden, teilte Binance-Chef Changpeng Zhao am Dienstag mit. Mit dem Schritt soll ein "akuter Liquiditätsengpass" beim Rivalen aufgefangen werden.
"FTX hat uns um unsere Hilfe gebeten. Es gibt einen signifikanten Liquiditätsengpass," teilte Zhao auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Um Nutzer zu schützen sei eine Absichtserklärung unterzeichnet worden, FTX.com vollständig zu übernehmen und zur Deckung des Liquiditätsproblems beizutragen. Binance stehe es frei, sich jederzeit aus der Vereinbarung zurückzuziehen. FTX-Chef Sam Bankman-Fried hatte seinen Mitarbeitern mitgeteilt, Anleger hätten binnen 72 Stunden rund 6 Milliarden Dollar aus FTX abgezogen.
Der erneute Kurssturz trifft Krypto-Anleger empfindlich. Im November vergangenen Jahres erreichte der Bitcoin noch ein Rekordhoch von 69.000 US-Dollar.
Siemens-Healthineers-Aktie nach Prognose deutlich im Minus
Die Verunsicherung der Anleger zeigte sich auch in teils deutlichen Kursschwankungen von Einzelwerten. So drehten Papiere von Siemens Healthineers nach schwachem Auftakt um fast 4,8 Prozent ins Plus, wovon aktuell aber nur noch rund 3 Prozent verblieben. Der Medizintechnikkonzern geht für das im Oktober gestartete Geschäftsjahr von einer Abschwächung der Geschäfte aus und erwartet ein sinkendes bereinigtes Ergebnis je Aktie und einen nahezu stagnierenden vergleichbaren Umsatz. Analysten blieben in ersten Reaktionen aber gelassen.
Adidas überrascht mit weiterer Gewinnwarnung
Auch bei Adidas verarbeiteten die Anleger einen erneuten Stimmungsdämpfer gut. Wegen der inzwischen beendeten Partnerschaft mit dem Rapper Kanye West und seiner Marke Yeezy mussten die Herzogenauracher ihre Umsatzprognose abermals kappen. Der jüngsten Freude der Börsianer über den neuen, von Puma abwandernden Konzernchef tat das aber keinen Abbruch – nach anfänglichen Verlusten bauten sie ihre Erholung um 2,6 Prozent aus.
Bilfinger-Aktie bricht nach Zahlen zweistellig ein
Viele andere Unternehmen legten ebenfalls Geschäftszahlen vor - darunter Bilfinger , die um fast 14 Prozent einbrachen. Den Industriedienstleister belasteten die Kosten für sein Sparprogramm.
Ölpreise geben leicht nach
Die Ölpreise sind am Mittwoch im frühen Handel leicht gefallen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Morgen 95,13 US-Dollar. Das waren 23 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 32 Cent auf 88,59 Dollar.
Nach Abschlägen am Vortag hielten sich die Preisbewegungen zur Wochenmitte zunächst in Grenzen. Belastet wurden die Preise zuletzt durch enttäuschte Hoffnungen auf eine Lockerung der strengen Corona-Politik Chinas. Die teils drastischen Maßnahmen stellen eine erhebliche Belastung für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt dar.
Als Gegenpol fungiert die Förderpolitik des Erdölverbunds Opec+. Die rund 20 Länder haben ihre Produktion zum Monatsbeginn reduziert. Dies ist eine Reaktion auf die teils deutlichen Preisabschläge in den vergangenen Monaten - die allerdings auf hohem Niveau erfolgt sind. Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen vornehmlich westlicher Länder gegen Russland hatten die Preise zuvor stark getrieben.