Die norwegische Regierung will vor ihrer Küste Rohstoffe bergen, darunter Seltene Erden. Die betroffene Fläche: halb so groß wie Frankreich. Das skandinavische Land möchte so unabhängiger von China werden. Umweltschützer sind besorgt.
Johan Sverdrup Ölfeld auf dem norwegischen Festlandsockel. Hier werden noch mehr Bodenschätze vermutet pa/dpa/NTB scanpix/Carina Johansen© Bereitgestellt von WELT
Norwegen will einen Teil seines Meeresbodens für den Abbau von Mineralien freigeben. „Wir brauchen Mineralien, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten“, erklärte Energieminister Terje Aasland am Dienstag. Umweltschützer lehnen den Tiefseebergbau ab. Sie befürchten, dass er die Ökosysteme der Tiefsee schädigen könnte.
Am Meeresboden des norwegischen Festlandsockels werden große Vorkommen an Mineralen vermutet, darunter Seltene Erden. „Diese Ressourcen werden heute von einer Handvoll Ländern kontrolliert, was uns verwundbar macht“, erklärte Aasland.
Derzeit ist China der weltweit größte Produzent von Seltenen Erden. Durch die schrittweise Öffnung von 280.000 Quadratkilometern Fläche ihres Meeresbodens für die Tiefseeerkundung – das entspricht etwa der halben Fläche Frankreichs – könnte die Regierung in Oslo Norwegen zu einem weltweit bedeutenden Produzenten von Mineralien machen.
Umweltkatastrophen durch Abbau der Metalle
Seltene Erden werden in der Industrie verwendet und finden sich in zahlreichen Alltags- und Hightech-Geräten wieder, von Glühbirnen bis hin zu Kampfflugzeugen. Zum Abbau der Metalle werden starke Chemikalien benötigt. Das führt zu großen Mengen giftiger Abfälle und hat bereits mehrere Umweltkatastrophen verursacht.
Norwegen ist der größte Öl- und Gasproduzent Europas. Der Vorschlag der Regierung in Oslo kam einen Tag, nachdem die UN-Mitgliedstaaten ein in jahrelangen Verhandlungen ausgehandeltes Hochsee-Schutzabkommen formell beschlossen hatten. Der Regierugsvorschlag soll im Herbst im Parlament in Oslo diskutiert werden.